Profilbild von Selectionbooks

Selectionbooks

Lesejury Star
offline

Selectionbooks ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Selectionbooks über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2019

Witzig, chaotisch und erfrischend anders.

Das wandelnde Schloss
0

„Das wandelnde Schloss“ stammt aus der Feder von Diana Wynne Jones und wurde erstmals im Jahr 1986 unter dem Originaltitel Howl's Moving Castle veröffentlicht. Im Jahr 2005 wurde das Buch unter dem Titel ...

„Das wandelnde Schloss“ stammt aus der Feder von Diana Wynne Jones und wurde erstmals im Jahr 1986 unter dem Originaltitel Howl's Moving Castle veröffentlicht. Im Jahr 2005 wurde das Buch unter dem Titel „Sophie im Schloss des Zauberers“ erstmalig in Deutschland verlegt. Zudem diente dieses Werk als Vorlage für den bekannten Anime-Film „Das wandelnde Schloss“ von Hayao Miyazaki. Inhaltlich weichen Buch und Film jedoch an vielen Stellen voneinander ab.

Im Hinblick auf den Roman ist es interessanterweise weniger die Entwicklung der Handlung, die für Spannung sorgt. Hauptsächlich sorgen die Charaktere für eine angenehme Unterhaltung, der eigentliche Plot eher weniger. Diana Wynne Jones arbeitet auf den ersten Blick nur mit Klischees: Sophie, die graue Maus, Howl, der böse Zauberer und Calcifer, der unberechenbare Feuerdämon. Doch alle ihre Charaktere überzeugen durch eine liebevolle Ausarbeitung und wie so oft trügt der Schein. Der Leser trifft auf jede Menge Macken, schrullige Eigenschaften und versteckte Charaktereigenschaften. Eine mürrische alte Frau mit einer übertriebenen Neigung zum Putzen, ein treuloser, eitler Zauberer, und ein zuweilen recht panischer Feuerdämon sorgen mit viel Witz und Charme für eine amüsante Unterhaltung des Lesers. Sophies Ziel, und somit der rote Faden der Handlung, verblasst stellenweise komplett. Was bei anderen Büchern eine Schwachstelle ist, wirkt bei Diana Wynne Jones einfach nur charmant. Das Zusammenspiel der Charaktere lässt den Roman zu einem humorvollen Abenteuer werden, das den Leser bestens unterhält. Witzige Dialoge und skurrile Szenen lassen unterhaltsame Bilder im Kopf entstehen.

"So sah eine typische Seite von Sophies Notizen aus:
Kann Knoblauch Neid abwehren? Ich könnte einen Stern aus Papier ausschneiden und dann fallen lassen. Könnten wir es Howl erzählen? Howl würden Nixen sicher besser gefallen als Calcifer. (…)
Ist Howl ein Teufel? Gespaltene Zehen in Siebenmeilenstiefeln? Gestiefelte Nixen?"
Zitat aus "Die Howl-Saga 1 - Das wandelnde Schloss" von Diana Wynne Jones, Seite 128.

Der Erzählstil ist der Zielgruppe von zehn bis elf Jahren entsprechend einfach gehalten und gleitet bisweilen in Umgangssprache ab. Für erwachsene Leser ein kleines Manko, jedoch entstehen trotzdem ausreichend Bilder der Schauplätze im Kopf. Diese beschränken sich weitestgehend auf das Schloss und eine Handvoll kleiner Städte in der Welt Ingari, doch das kaum vorhandene Setting tut der Unterhaltsamkeit des Romans keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Auf diese Weise kann der Leser sich voll und ganz auf das humorvolle Zusammenspiel der Charaktere konzentrieren. Märchenelemente und Figuren wie die böse Stiefmutter, den Zauberlehrling, die garstige Hexe, ein Schloss und die berühmten Siebenmeilenstiefel dürfen in dieser Geschichte natürlich nicht fehlen. Diana Wynne Jones gelingt es mühelos, diese bekannten Elemente mit viel Humor zu verpacken und daraus ein gewitztes Märchen zu erschaffen.

„Das wandelnde Schloss“ ist ein humorvolles Kunstmärchen, das mit viel Witz und Charme zu gefallen weiß. Liebenswert verschrobene Charaktere, geschickt verwobene Märchenelemente und viel Humor sorgen für ein zeitloses Abenteuer, das nicht nur junge Leser bestens unterhalten kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2019

Eine der besten YA Reihen in diesem Jahr.

Dark Palace – Für wen wirst du kämpfen?
0

Mit „Für wen wirst du kämpfen?“ kommt die spannende Dystopie „Dark Palace“ zum Abschluss. Vic James hat eine beeindruckende Reihe erschaffen, die vor allem durch eine düstere Atmosphäre, einen gut durchdachten ...

Mit „Für wen wirst du kämpfen?“ kommt die spannende Dystopie „Dark Palace“ zum Abschluss. Vic James hat eine beeindruckende Reihe erschaffen, die vor allem durch eine düstere Atmosphäre, einen gut durchdachten Plot und schockierende Szenen zu gefallen weiß. Vic James entführt den Leser auf eine hochspannende Reise in eine Welt, die kurz vor dem Untergang steht.

„»Ich fürchte, das ist erst der Anfang«, entgegnete Bouda. »Die Leute müssen sie scheitern sehen. Und sie müssen sehen, dass wir unsere Stärke zeigen.« Um genauer zu sein, sie mussten sehen, wie Bouda Wunder wirkte. Ruhmreich und mächtig.
»Unsere Stärke zeigen? Veranstaltet doch einfach noch eine blutige Parade oder so was in der Art.“ Zitat aus "Dark Palace - Für wen wirst du kämpfen" von Vic James, Seite 277.

Den Leser erwartet ein Finale, das genauso aufregend wie düster und brutal ist. Politische Intrigen, Machtdemonstrationen und neue Enthüllungen jagen den Leser von einer Szene zur nächsten. Die Komplexität der Handlung wird in diesem Band durch zahlreiche Handlungsstränge weiter verdichtet. Die Handlung wird stark vorangetrieben, lässt aber dennoch genug Raum für eine Weiterentwicklung der Charaktere. Hervorstechend ist vor allem die Entwicklung von Abigail Hadley und Silyen Jardine. Der Blutmarkt hat starke Spuren bei Abi hinterlassen. Blut und Schrecken haben eine starke Frau geformt, die mit tödlicher Präzision ihr Ziel verfolgt. Silyen hingegen offenbart Schritt für Schritt seine wahren Motive und stößt den Mantel des undurschaubaren Charakters von sich.

„Dark Palace – Für wen wirst du kämpfen?“ erweist sich als ein düsteres, actionreiches Finale, das mit überraschenden Szenarien zu fesseln weiß und mit einem gut durchdachten Plot aufwartet. Nur der große Showdown kann nicht gänzlich überzeugen, da das Tempo am Ende die Handlung überholt und das Finale rasend schnell abgehandelt wird. Der Schluss des Buches macht einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits vermag die hier vorgestellte Auflösung den Leser zu überraschen und ist sowohl spannend als auch emotional gestaltet. Andererseits werden am Ende nicht alle losen Fäden zusammengeführt und es bleiben einige Fragen offen. Sieht man von dem offenen Ende ab, überzeugt dieser Finalband mit einem rasanten Tempo und Nervenkitzel in geballter Form. Für mich ist „Dark Palace“ eine der besten YA Reihen in diesem Jahr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2019

Eine zauberhafte Sammlung von Geschichten aus der Spiegelwelt

Palast aus Glas
0

"Palast aus Glas" beinhaltet acht Kurzgeschichten, die den Leser in verschiedene Winkel des Reiches hinter den Spiegeln entführen. Kennern der "Reckless" Saga wird einiges bekannt vorkommen, doch alle ...

"Palast aus Glas" beinhaltet acht Kurzgeschichten, die den Leser in verschiedene Winkel des Reiches hinter den Spiegeln entführen. Kennern der "Reckless" Saga wird einiges bekannt vorkommen, doch alle anderen Leser betreten mit diesem Büchlein magisches Neuland.

Cornelia Funke verzaubert mit einer farbenprächtigen Welt voller Magie und überzeugt mit einem sehr einnehmenden Schreibstil. Der Autorin gelingt es meisterlich, die magische Welt hinter den Spiegeln im Kopf des Lesers Gestalt annehmen zu lassen. Mit dieser zauberhaften Sammlung von Geschichten beweist Cornelia Funke ihr Talent zur Kreativität. Trotz der Kürze verfügen fast alle Geschichten über Tiefgang und Gefühl. Die Atmosphäre empfand ich einerseits als sehr märchenhaft, aber andererseits auch als magisch und hoffnungsvoll. "Reckless" Fans werden sich besonders über "Das Geschenk" freuen. Erfahrene Reisende der Spiegelwelt erfahren in dieser Geschichte, wie Celeste zu einem Fuchs wurde. Lesenswert ist auch "Die Geige des Strömkarlen", eine Geschichte über die Suche von Fuchs und Jacob Reckless nach verlorenen Zauberdingen. Meine persönliche Empfehlung für die dunkle Jahreszeit sind die Weihnachtsgeschichten " Das Glas, das Blei und Gold beschwert" und "Weihnachtszauber in Hammaburg". Ich persönlich liebe Weihnachtsgeschichten und war der winterlichen Welt hinter den Spiegeln auf Anhieb verfallen.

"Es hatte die ganze Nacht geschneit. Die Flocken waren so dicht auf Londra herabgewirbelt, als fielen die Sterne vom Himmel, um die Stadt für den Weihnachtsabend zum Strahlen zu bringen. Der Schnee hatte das Kopfsteinpflaster mit einem Teppich bedeckt, der all die Geräusche dämpfte, mit denen Londra erwachte, und so weich war, dass Tabetha fast vergaß, wie kalt er sich unter ihren ausgetretenen Schuhen anfühlte." Zitat aus "Palast aus Glas - eine Reise durch die Spiegelwelt" von Cornelia Funke, Seite 9.

Für alle, die "Reckless" schon kennen, ist die Kurzgeschichtensammlung "Palast aus Glas" eine perfekte Ergänzung zu der Reihe. Für alle anderen Leser bietet dieses Büchlein die perfekte Gelegenheit, einen ersten Eindruck von Funkes bekannter "Reckless" Saga zu erhalten. Am Ende des Buches ist eine Leseprobe des ersten "Reckless" Bandes enthalten, über die ich mich gefreut habe, da ich die Reihe nicht gelesen habe und diese nun auf meiner Wunschliste gelandet ist. Kennern der Reihe geht an dieser Stelle Platz für weitere Geschichten verloren.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Perfektes Lesefutter für jüngere Leserinnen

TausendMalSchon
0

"TausendMalSchon" ist ein Einzelband im Fantasy Jugendbuchbereich und stammt aus der Feder von Marah Woolf. Wer die Bücher der Autorin liebt, wird auch an diesem neuen Werk viel Freude haben.

Marah ...

"TausendMalSchon" ist ein Einzelband im Fantasy Jugendbuchbereich und stammt aus der Feder von Marah Woolf. Wer die Bücher der Autorin liebt, wird auch an diesem neuen Werk viel Freude haben.

Marah Woolf punktet wie gewohnt mit einem einfachen und lockeren Schreibstil, der den Leser schnell gefangen nimmt. Das Buch liest sich sehr angenehm und wird vor allem jungen Mädchen im Teenageralter gut gefallen. Die Idee der Selenmagie fand ich sehr ansprechend und interessant. Wie in allen Büchern von Marah Woolf liegt der Fokus der Geschichte auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gab einige Punkte, die mich sehr neugierig zurückgelassen haben. Potenzial für mehr ist auf jeden Fall vorhanden. Leider werden diese Punkte nur angerissen und rücken zu Gunsten der Liebesgeschichte in den Hintergrund.

„Ich musste herausfinden, wohin es mich dieses Mal verschlagen hatte. Sprang meine Seele jetzt willkürlich durch die Zeit? Was war aus meinem Ich im Jahr 1921 geworden? Ich wollte mich aufrichten, um aufzustehen, als ein Arm sich um meine Taille schlang.“ Zitat aus "TausendMalSchon" von Marah Woolf, Seite 359

Die Rollenverteilung der Charaktere gestaltet sich sehr typisch für ein Jugendbuch. Auf der einen Seite das junge, etwas unsichere Mädchen - auf der anderen Seite der vermeintliche Bad Boy und seine Freunde. Teilweise fühlte ich mich schon etwas zu alt für die Geschichte, weil ich doch mehr Interesse an den Hintergründen, als an der Liebesgeschichte und dem damit verbundenen Hin und Her hatte. Doch für die angegebene Zielgruppe von ab 14 Jahren ist das Buch perfekt geeignet. Liebenswerte Charaktere machen es leicht, der Geschichte zu folgen. Die Story ist relativ leicht vorhersehbar, bringt aber immer mal wieder kleine Überraschungen mit sich, die der Handlung Würze geben. Das Finale wirkt ein wenig kurz, punktet aber mit einer emotionalen Achterbahnfahrt, die Teenager begeistern wird.

"TausendMalSchon" konnte mich durchaus gut unterhalten und das Lesen hat dank des lockeren Schreibstils Spaß gemacht, obwohl ich mich teilweise zu alt für die Geschichte gefühlt habe. Ein toller Einzelband für alle Fans von Marah Woolf sowie jüngere Leserinnen.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Bildhaft, opulent, poetisch

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
0

Laini Taylor konnte mich schon mit ihrer Trilogie „Zwischen den Welten“ begeistern, sodass ich lange Zeit sehnsüchtig auf die Übersetzung von „Strange the Dreamer“ gewartet habe. Die Autorin zieht den ...

Laini Taylor konnte mich schon mit ihrer Trilogie „Zwischen den Welten“ begeistern, sodass ich lange Zeit sehnsüchtig auf die Übersetzung von „Strange the Dreamer“ gewartet habe. Die Autorin zieht den Leser tief in ein märchenhaftes Reich voller Geheimnisse, Legenden und Mysterien, in dem die Grenze zwischen Traum und Albtraum fließend ist. Die Autorin verzaubert mit einer farbenprächtigen Welt. Märchenhafte Beschreibungen untermauern die Magie und den Zauber der von Laini Taylor erschaffenen Welt. Es ist fast unmöglich, sich dem Bann des poetischen Schreibstils zu entziehen. Laini Taylor gelingt es, die eigenen Sehnsüchte zu berühren und dem Leser einen Traum einzupflanzen. Denn wie Lazlo verzehrt man sich geradezu nach der vergessenen Stadt, die so viele Wunder verspricht. Die Autorin verwebt Worte zu Magie und rüttelt an verborgenen Emotionen, die in unserer Seele schlummern. Die Geschichte lebt weniger von spannenden Momenten, sondern von der Magie der Worte, die den Leser in ein Reich der Träume entführt.


"So trieb er dahin, den Kopf voller Mythen und immer halb in einer anderen Welt verloren, die aus Geschichten gesponnen war. Dämonen und Flügelschmiede, Seraphim und Geister, er liebte sie alle. (…) Denn Lazlo hatte einen Traum, der ihn beharrlich begleitete und der so sehr ein Teil von ihm geworden war, dass es sich anfühlte wie eine zweite Seele unter seiner Haut. Seine ganze Gedankenlandschaft war davon geprägt, eine zerklüftete, überwältigende Wildnis, passend zu einem kühnen, großartigen Traum.“ Zitat aus "Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte" von Laini Taylor, Seite 29.


Der Träumer und die Götterbrut.

Die Geschichte gliedert sich in zwei Erzählstränge, die sich langsam annähern. Besonders interessant ist die Darstellung der Charaktere, da Laini Taylor auf die üblichen Klischees verzichtet. Lazlo ist ein Träumer, der sein Dasein im Schatten anderer verbringt. Geschichten und Träume sind sein Leben und sein einziger Besitz. Sarai hingegen ist der Feind - stark, gefährlich und todbringend.

Der Wermutstropfen – Das abrupte Ende.

Laini Taylor konnte mich mit „Strange the Dreamer – Der Junge, der träumte“ verzaubern und begeistern. Nur ein Wermutstropfen bleibt, der allerdings nicht in den Händen der Autorin liegt. Im Original besteht die Reihe aus zwei Bänden, die im deutschen anscheinend gesplittet wurden. Der deutsche Reihenauftakt endet nicht mit einem Cliffhanger, sondern schlicht und einfach mitten in der Geschichte. Das ganze Buch wirkt wie ein langer Vorspann und an dem Punkt, an dem beide Erzählstränge zusammenlaufen und es spannend wird, hört die Geschichte einfach auf. Für den Leser ist dieser harte Bruch wenig nachvollziehbar und frustrierend.

Fazit: Ein Buch zum Wohlfühlen und Träumen

„Strange the Dreamer“ ist ein Buch, das man lange im Herzen behalten wird. Laini Taylor überzeugt mit opulenten Beschreibungen und verwebt fantasievolle Elemente zu einem vielschichtigen, magischen Werk. Die Geschichte wirkt wie ein schäumendes Meer: kraftvoll, wild, unbändig und voller Sagengestalten. Jede Welle trägt eine neue Überraschung heran: Götter, Geister, Seraphim und Monster – eine Sinfonie aus Wunder und Schrecken, träumerischer Süße und todbringender Schatten.