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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2019

Die Reise dreier ”Gauchos” durch Norddeutschland

Tango für einen Hund
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Der Roman ”Tango für einen Hund” von der Autorin Sabrina Janesch erzählt die Geschichte des jungen Ernesto Schmitt, der gerade vom Jugendgericht zu Sozialstunden verdonnert wurde und diese nun beginnt ...

Der Roman ”Tango für einen Hund” von der Autorin Sabrina Janesch erzählt die Geschichte des jungen Ernesto Schmitt, der gerade vom Jugendgericht zu Sozialstunden verdonnert wurde und diese nun beginnt abzuleisten. Doch bereits nach einem Tag kommt alles anders als geplant. Denn vor seiner Haustür (die Eltern sind verreist) steht unerwartet sein Onkel Alfonso aus Argentinien, und mit ihm Astor Garcilaso de la Luz y Parra, ein Ernesto zunächst furchteinflößender uruguayischer Hirtenhund (=Höllenhund). Zu Dritt begeben sich die durchaus liebenswerten Charaktere auf eine Reise, die sie quer durch Niedersachsen führt.





Die Autorin versteht es uns Leser zu amüsieren und mitzunehmen auf eine Reise,während dieser der junge Ernesto reifen wird. Sie beginnt in einem rasanten Erzähltempo, das sie variiert, um eben diesen Prozess der Reife zu zeigen. Ihre Sprache gefällt mir ausnehmend gut, auch dass ein wenig Plattdeutsch und später auch Spanisch mit einfließt. Ein köstliches Buch, das ich gerne weiter empfehle, denn ich habe es durchgehend mit Vergnügen gelesen, ich vergebe ihm 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Die große Liebe meines Lebens goes Berlin

Bevor die Nacht geht
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Das Buch ”Bevor die Nacht geht” von Patrycja Spychalski erzählt die Geschichte des Kennenlernens zwischen zwei jungen Leuten. Sie haben nur einen Tag Zeit, doch den wollen sie gemeinsam verbringen. Kim ...

Das Buch ”Bevor die Nacht geht” von Patrycja Spychalski erzählt die Geschichte des Kennenlernens zwischen zwei jungen Leuten. Sie haben nur einen Tag Zeit, doch den wollen sie gemeinsam verbringen. Kim möchte Jakob ihr Berlin zeigen, ihre Lieblingsplätze. Jakob lässt sich darauf ein, mag die Stadt jedoch eigentlich gar nicht. Beide kommen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und somit auch aus verschiedenen Berliner Stadtteilen (Dahlem und Wedding). Beide haben ihre Vorurteile zum Leben des anderen, doch die zerbröseln schnell. Wir Leser werden mitgenommen an an wunderbare Schauplätze in Berlin und erleben eine sich anbahnende Lovestory.




Das Buch kommt mit einem phantastischen Cover daher, das auch als Filmposter durchkommen würde – der Mond über der Skyline von Berlin, zwei Personen sitzen Rücken an Rücken.

Der Erzählstil Patrycja Spychalskis hat mich positiv überrascht, wir Leser bekommen die Geschichte abwechseln aus der Sicht von Kim und Jakob erzählt, es ist schön beide Sichtweisen gleichermaßen kennenzulernen.

So erzählt uns das Buch auf der einen Seite eine zarte Liebesgeschichte zwischen Kim und Jakob und ist auf der anderen Seite eine große, kompromisslose Liebeserklärung der Autorin an ihre Stadt Berlin. Die beiden Protagonisten rasen durch die Stadt und führen dabei herrlich tiefgründige Gespräche und kommen sich immer näher. Unbeschwert und fröhlich und manchmal mit einem Hauch Melancholie.

Es ist ein Buch, das ich nur zu gerne weiter empfehle, von mir bekommt es fünf Sterne. Mein Eindruck vom Buch nach Lesen des ersten Abschnittes hat sich bis zum verblüffendem Ende bestätigt: atmosphärisch tief, erfrischend, sweet. Patrycja Spychalski bringt uns ”ihre” Stadt so liebevoll nahe, dass man sofort eine Berlin-Städtereise buchen möchte. Gerne würde ich dem Regierenden Bürgermeister der Stadt vorschlagen, sie zur offiziellen Botschafterin der Stadt zu ernennen.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Hochspannung pur

Der algerische Hirte
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Der algerische Hirte lässt uns Leser teilhaben an der Welt der Geheimdienste, die schwierige, nahezu unlösbare Arbeit der Polizisten. Das Buch zeigt uns Terroristen auf der einen Seite und das Leid der ...

Der algerische Hirte lässt uns Leser teilhaben an der Welt der Geheimdienste, die schwierige, nahezu unlösbare Arbeit der Polizisten. Das Buch zeigt uns Terroristen auf der einen Seite und das Leid der Zivilbevölkerung mit erschreckenden Schicksalen auf der anderen. Es nimmt uns mit in die Ära des Algerienkrieges und schildert dessen Auswirkungen, die bis in die heutige Zeit hinein zureichen scheinen. Ein fesselnder Kriminalroman, der für unseren Protagonisten, den französischen Kommissar François Ranfort, nicht schwieriger starten könnte. Steht er doch unter Mordverdacht, das wäre allein schon schlimm genug, doch handelt es sich bei dem Ermordeten dazu noch um einen Vertrauten, seinen Freund Auguste. Eine nervenaufreibende Ermittlung startet, die Ranfort, aufgrund der Fahndung gegen ihn, sogar größtenteils allein und geheim durchführen muss. Parallel wird die Geschichte des jungen Pedro erzählt, ein Soldat im Algerienkrieg, der gerade seine ersten Kampferfahrungen durchlebt. Pedro, der auf eine erschreckende Weise Gefallen am Morden entwickelt. Morden und Foltern aus Lust und Machtgefallen.





Doch der Autor Wolfgang Haupt zeigt uns im Laufe der Geschichte weitere Gründe auf, warum Menschen morden. Wie sind diese beiden Geschichten miteinander verknüpft, wurde Auguste ermordet, weil er etwas wusste oder etwas besaß, an dem noch heute die Geheimdienste interessiert sind? Tiefer und tiefer wird Ranfort verstrickt in Machenschaften, die er selbst anfänglich nicht durchschaut. Er muss versuchen, sich am eigenen Kragen ziehend, aus dem Sumpf, in den er hinein geraten ist, selbst zu befreien. Es bleibt keine Zeit zum Durchschnaufen, gerät Ranfort doch von einer brenzligen Situation in die nächste. Für uns Leser ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten, zu viele Personen trachten Ranfort und den Menschen in seiner Nähe nach dem Leben bzw. versuchen durch Folterung an Informationen zu kommen. Nicht nur einmal fragt sich der Kommissar, ob er seiner Umgebung Unglück bringt. Stück für Stück, wie ein Puzzle, fügen sich beide Geschichten, die Ranforts und die des Soldaten Pedro, zu einer zusammen. Als nahezu am Ende des Buches Kommissar François Ranfort schlussendlich alle Fäden in seinen Händen zusammen zuhalten glaubt und alle Rätsel als gelöst anmuten, soll es zum finalen Clou kommen, doch bleibt diese erneute Wendung lediglich eine Illusion. Der Autor reißt wieder einmal die Zügel herum und lässt die Story anders enden als erwartet …


Eine durch und durch spannende Story, in einer hervorragenden Art geschrieben. Die dunklen Kanäle der Geheimdienste und Attentate, die es zu verschleiern gilt. All das keine leichte Kost, doch nichtsdestotrotz empfehle ich das Buch nur zu gerne. Leser von Jan Guillou oder Tom Clancy werden es verschlingen und lieben.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Zwei junge Frauen im Hamburg des Jahres 1906

Das klare Sommerlicht des Nordens
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Sehr ansprechend ist zunächst einmal das Buchcover, es zeigt zwei Damen, die am Strand eingehakt entlang spazieren, in eines tiefes Gespräch vertieft. Man kann den Buchdeckel nur als bezaubernd bezeichnen. ...

Sehr ansprechend ist zunächst einmal das Buchcover, es zeigt zwei Damen, die am Strand eingehakt entlang spazieren, in eines tiefes Gespräch vertieft. Man kann den Buchdeckel nur als bezaubernd bezeichnen. Er ist die Eintrittskarte in die Reise, die uns Leser erwartet.

Mit großem, wundervollem Sprachgefühl trifft die Autorin den hanseatischen Ton der damaligen Zeit und nimmt uns mit ins Hamburg des Jahres 1906. Die Intensität der Sprache entführt uns regelrecht in die damalige Zeit, lässt sie aufleben für uns Leser, zeigt uns das Leben in mittleren und ärmeren Hamburger Arbeiterfamilien sowie das der Familien in den Villen an der Außenalster.

Da ist zum einen Dora, sie wurde in das Arbeitermilieu hinein geboren, lebt in bescheidenen Verhältnissen. Sie träumt davon, Mode zu entwerfen, doch die Erfüllung dieses Traumes scheint in immer weitere Entfernung zu rücken. Selbst ihr bisheriges Leben im Hafenviertel scheint in Gefahr zu sein.


Zunächst parallel wird die Geschichte Sedonies erzählt, eine junge Frau, die aufgrund ihres Standes keinerlei finanziellen Problemen ausgesetzt ist. Doch hat sie mit den Anforderungen an die Rolle der Frau zu dieser Zeit zu kämpfen. Nach zwei Fehlgeburten verfällt sie in eine tiefe Depression. Weiß darum, dass sie den Erwartungen ihres Mannes und seiner Familie nach Nachwuchs und Erben nicht entsprechen kann und auch nicht bereit ist, diesen Schmerz ein drittes Mal zu durchleben.

Endlich mal wieder ein grandioses Buch in dem ich richtiggehend versunken bin, ja, in das ich mich verliebt habe und das ich nur zu gerne weiter empfehle. Alle Charaktere faszinieren mich, einige von ihnen erschrecken mich, andere habe ich sehr lieb gewonnen.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Ur-Pferde

Die Letzten ihrer Art
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Im Jahre 1883 schreibt der Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow in St. Petersburg seine Erfahrungen und sein erworbenes Wissen um die Urpferde Takhi nieder. Ein solches Exemplar wurde in der Mongolei ...

Im Jahre 1883 schreibt der Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow in St. Petersburg seine Erfahrungen und sein erworbenes Wissen um die Urpferde Takhi nieder. Ein solches Exemplar wurde in der Mongolei entdeckt und könnte dem Zoo helfen aus der finanziellen Misere zu kommen, in die Michail mit seiner Investition in eine Flusspferddame geraten ist. Wichtig ist ihm jedoch, der Nachwelt sein Wissen preiszugeben, quasi sein Vermächtnis für die Forschung.

Die Berliner Tierärztin Karin reist mit ihrem Sohn Mathias und einer kleinen Herde von Wildpferden in die Mongolei, um diese dort auszuwildern. Karin hat nur die Pferde und deren Wohlergehen in ihrem Kopf, mehr hat da keinen Platz, aufopferungsvoll kämpft sie um das Überleben der gefährdeten Ur-Pferde. Dass ihr Sohn Mathias mit all dem unzufrieden ist und seine Mutter braucht, bekommt sie zunächst nicht mit.

Eva lebt im Jahre 2064 mit ihrer Tochter Isa, die sich im Teenageralter befindet, in Heiane, Akershus, Norwegen, zusammen versuchen sie auf ihrem Hof, einem alten Zoologischen Garten mit den wenigen ihnen verbliebenen Tieren zu überleben. Das Klima hat sich erschreckend verändert, ein Krieg hat viele Jahre gewütet, nichts ist mehr, wie es einmal war. Ihre eigenen Erzeugnisse versucht Eva im nahen Küstenort anzubieten und gegen anderen Waren einzutauschen. Ein karges Leben, abgeschieden von anderen Menschen, denn trauen kann man niemandem mehr. Fast die ganze restliche Menschheit hat sich auf die Wanderschaft begeben, um einen lebenswerten Platz zu finden.

Eindringlich erzählt die Autorin uns Lesern, wie wir Menschen und die Tiere Tiere im Einklang leben sollten, zum Schutze der Natur. Im dystopischen Teil ihres Romans wird erschreckend deutlich, wie es aussehen könnte, futuristisch zwar aber leider überhaupt nicht abwegig. Der Weg dorthin ist für unser Leben heutzutage erschreckend nahe. Die Erzählweise Maja Lundes fesselt und kann mich jeder Zeit mitnehmen. Die Charaktere sind wunderbar, tief und glaubwürdig und ergänzen sich in ihrer Vielfalt hervorragend. Der dritte Teil dieser Serie, der mit "Die Geschichte der Bienen" begann und sich mit "Die Geschichte des Wassers" fortsetzte, lies mich schockverliebt zurück, ich liebe Pferde Bücher und diese zu Herzen gehende Geschichte um das Ur-Pferd beeindruckt mich zutiefst. Der Roman ist in drei zeitliche Ebenen gegliedert und spielt 1883, 1991 und 2064, allein diese Tatsache bringt unterhaltende Abwechslung in die Geschichte, doch natürlich spielen die Kenntnisse aus den Zeiten ineinander und verweben sich geschickt.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es so klar weiter. Die Leser werden mit diesem Buch gleich mit mehreren Genren verwöhnt, historischer Roman, Dystopie und zeitgenössischer Roman werden hier gekonnt vereint. Zudem ist Maja Lunde eine ausgezeichnete Geschichtenerzählerin, die ihre Stories exzellent in Szene setzen kann, in diesem Buch ist alles perfekt und einzigartig stimmig, sie spielt mit den Gefühlen ihrer Leser und animiert uns zum Nachdenken.