Platzhalter für Profilbild

Skadi

Lesejury Profi
offline

Skadi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Skadi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2021

Definitiv empfehlenswert!

Die Totenärztin: Wiener Blut
0

Fanny Goldmann hat ihr Medizin-Studium abgeschlossen und arbeitet nun in der Gerichtsmedizin. Allerdings nicht als Pathologin, wie es ihr Wunsch war, sondern als Prosekturgehilfin. Denn als Frau im Jahre ...

Fanny Goldmann hat ihr Medizin-Studium abgeschlossen und arbeitet nun in der Gerichtsmedizin. Allerdings nicht als Pathologin, wie es ihr Wunsch war, sondern als Prosekturgehilfin. Denn als Frau im Jahre 1908 wurde ihr von männlichen Kollegen nur wenig zugetraut. Deswegen hört auch keiner auf sie, als ein Obdachloser eingeliefert wird und Fanny ihn obduzieren will. Kurzerhand führt sie die Obduktion verbotenerweise selbst durch. Der Mann wurde tatsächlich mit Morphin ermordet. Fanny beginnt selbst zu ermitteln und bringt sich damit in eine ungeahnte Gefahr …
René Anour entführt seine Leser ins Wien rund um die Jahrhundertwende. Krimi trifft auf Medizinhistorie und eine ordentliche Portion Humor. Hier liegt für mich die größte Stärke des Buches: eine solche Kombi ist mir bislang noch nie untergekommen. Denn trotz des Humors verliert die Geschichte nicht ihren übergreifenden Ernst und ihre Spannung. Aber auch die Medizin kommt nicht zu kurz – die Obduktionen werden detailliert beschrieben, was vermutlich nicht jedermanns Fall ist, aber dem Krimi seine eigene Note verleiht. Und für mich eines der Highlights dieses Buches war. Was sonst häufig ausgenommen und übersprungen wird, wird hier mit eingebunden. Auch die historischen Hintergründe sind gut recherchiert, Abweichungen werden in einem Nachwort erläutert und begründet. Auch kleine Details werden am Rande eingewoben und schaffen so eine wunderbare Atmosphäre.
Neben den genannten Aspekten wird auch die gesellschaftliche Rolle der Frau immer wieder am Rande erwähnt – nicht zu penetrant und doch so, dass man als Leser die Zeit verstehen kann. Und an manchen Stellen auch mal wütend wird.
Die meisten Figuren sind liebenswerte Unikate. Fanny, die sich gegen die Erwartungen ihrer Zeit stellt und ihren Weg geht. Obwohl ihr Vorgesetzter mehr als nur deutlich macht, was er von Frauen hält, die „Karriere“ machen wollen. Fanny strotzt zwar nicht immer vor Selbstbewusstsein, beweist jedoch jedes Mal Mut, wenn es darauf ankommt und ist insgesamt eine beeindruckende junge Frau. Meine unangefochtene Lieblingsfigur war allerdings Tilde – Fannys beste Freundin. Eine schillernde Nebenfigur, die man einfach gernhaben muss. Aber auch alle anderen Figuren sind liebevoll ausgearbeitet. Selbst die unsympathischen, wie Fannys Vorgesetzter Prof. Albin Kuderna.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, durch die Beschreibung der Umgebung entsteht eine wundervolle Atmosphäre. Manchmal locker und leicht, dann wieder düster und ein wenig unheimlich. Selbst wenn man Wien (wie ich) nicht kennt, kann man sich die Umgebung und die wichtigsten Handlungsorte gut vorstellen.
Die Handlung ist von den ersten Kapiteln an spannend. Vor allem in der zweiten Hälfte warten viele überraschende Wendungen auf die Leser. Für mich persönlich war der Fall bis zum Ende nicht vollkommen zu durchschauen – auf den Täter wäre ich niemals gekommen. Was allerdings nicht daran liegt, dass die Auflösung an den Haaren herbei gezogen wäre, im Nachhinein betrachtet gibt es durchaus Andeutungen auf den Täter.
Für mich ein gelungener historischer Krimi, der alles mitbringt, was das Genre braucht. Ich bin – nicht nur wegen des Cliffhangers am Ende – gespannt auf den zweiten Teil der Reihe um „die Totenärztin“ Fanny Goldmann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2021

Fesselnder Politthriller

Die Akte Adenauer
0

Kurz vor den zweiten Wahlen zum deutschen Bundestag wird Philipp Gerber zwischen seiner Vergangenheit und Gegenwart zerrissen. Geboren als Deutscher, ausgewandert in die USA, kämpfte er im zweiten Weltkrieg ...

Kurz vor den zweiten Wahlen zum deutschen Bundestag wird Philipp Gerber zwischen seiner Vergangenheit und Gegenwart zerrissen. Geboren als Deutscher, ausgewandert in die USA, kämpfte er im zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten für das CIC. Kurz bevor er nach Harvard zurückkehren soll, erhält er einen Sonderauftrag. Denn die junge Demokratie steht auf dem Spiel.

Eigentlich soll Gerber im Fall seines verstorbenen Vorgängers beim BKA ermitteln, doch hinter dem Mord steckt mehr, als anfänglich zu erwarten war: denn Deutschland ist nicht alle Nazis losgeworden.

Die Akte Adenauer ist ein packender und gut recherchierter Thriller. Historische Tatsachen und Fiktion hat Autor Ralf Langroth perfekt miteinander verwoben und einen einzigartigen Politthriller geschaffen. Es sei dazu gesagt, dass Politthriller eines meiner Lieblinsgenre sind, auch wenn ich oft enttäuscht werde, denn viele verdienen entweder den Namenszusatz „Polit-“ eigentlich nicht oder lesen sich trockener als so manches Sachbuch. Die Akte Adenauer ist dagegen ein glänzendes Beispiel für dieses wundervolle Genre: fesselnd geschrieben und gleichzeitig politisch (dass es dann auch noch ein historischer Politthriller ist, ist das i-Tüpfelchen).

Phil Gerber ist ein durch und durch spannender Protagonist – traumatisiert von der Vergangenheit, zerrissen zwischen zwei Identitäten und in der Lage, alles reflektiert zu betrachten. Obwohl er sich selbst anfangs als Amerikaner betrachtet, arbeitet er bereitwillig mit der Journalistin einer von den Kommunisten finanzierten Zeitung, zusammen. Dennoch zieht sich eins durch sein gesamtes Handeln: Der Hass auf die Nazis. Nicht nur, weil er und seine Familie vor dem zweiten Weltkrieg vor ihnen flüchten mussten, sondern viel mehr wegen seiner Erlebnisse im Krieg.

Erzählt wird der Thriller hauptsächlich aus Gerbers Perspektive, aber auch aus der, der Journalistin Eva Herden. Und aus der Perspektive des Täters, wobei es sich hierbei immer nur um kurze Einschübe handelt, die auch durch die Formatierung hervorgehoben werden. Diese Passagen sind vage gehalten und geben dem Leser gerade genug Informationen, um einen Eindruck davon zu bekommen, mit wem Gerber es zu tun hat. Gerade diese Informationshappen erhöhen die Spannung weiter. Die Kapitelaufteilung erfolgt anhand der verbleibenden Tage bis zur zweiten Bundestagswahl der Geschichte – während sich also der Druck auf Gerber erhöht, wächst auch die Gefahr für das demokratische Deutschland.

Stilistisch ist es ein gelungener Thriller. Die Beschreibungen sind ausreichend, um einen sehr bildlichen Eindruck der Umgebung und Gegebenheiten zu schaffen – selbst wenn man nicht unbedingt weiß, wie Bonn in den 50ern aussah. Adenauers inzwischen wohl ikonischer Dialekt ist mühelos eingewoben und wirkt nicht, als hätte der Autor beim Schreiben etwas erzwungen. Auch die Darstellung anderer bekannter Personen (u.a. Herbert Wehner) scheint sehr gelungen, soweit es der Außeneindruck dieser Personen eben zulässt, etwas Derartiges zu beurteilen.

Für mich, ohne Zweifel, das Highlight meines bisherigen Lesejahres!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2021

Emotionale Achterbahnfahrt

So wie du mich kennst
0

Manchmal ändert sich das Leben schlagartig. Karla und Marie hätten nicht unterschiedlicher sein können und doch waren sie immer ein Herz und eine Seele. Selbst als Marie nach Amerika zieht und als Fotografin ...

Manchmal ändert sich das Leben schlagartig. Karla und Marie hätten nicht unterschiedlicher sein können und doch waren sie immer ein Herz und eine Seele. Selbst als Marie nach Amerika zieht und als Fotografin in New York arbeitet, bleibt der Kontakt zwischen ihr und ihrer Schwester Karla eng. Karla dagegen ist Lokaljournalistin und lebt nach wie vor in dem Dorf, in dem die beiden aufgewachsen sind. Doch dann stirbt Marie bei einem Unfall und Karla steht vor der Aufgabe, Maries Leben in New York in Kisten zu packen. Eine Reise, bei der sie ihre Schwester neu kennenlernt und feststellt: vielleicht wusste sich doch nicht alles über Marie.

So wie du mich kennst ist mein erstes Buch von Anika Landsteiner. Insofern wusste ich nicht, auf was ich mich da einlasse. Das Cover fällt auf durch den gezeichneten Stil und hebt sich somit von vergleichbaren Büchern ab – der Grund, weshalb ich darauf aufmerksam wurde.

Der Schreibstil ist einfühlsam und trotz der schweren Thematik leicht zu lesen. Besonders auffällig ist, dass die vorhandenen Dialoge kurz gehalten sind – wenn überhaupt vorhanden – und stattdessen mehr erzählt wird, was passiert. Inzwischen auch eher eine Seltenheit, an die ich persönlich mich erst gewöhnen musste, die mich dann aber umso mehr begeistert hat. Denn der Fokus liegt weniger auf dem gesagten, als auf den Emotionen, die hervorragend transportiert werden. Auch wenn es stellenweise fast unerträglich wird.
Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus Karlas Perspektive nach Maries Tod – inklusiver einiger Erinnerungen an die Vergangenheit – und Maries Perspektive vor deren Tod.

Maries Geheimnis, das sie mit sich herumgetragen hat, wird langsam Schritt für Schritt enthüllt und elegant anhand der Geschichte von Maries Nachbarin eingebunden. Auch diese Nebenhandlung entfaltet sich langsam und sorgt für noch mehr Spannung.

Die Figuren sind liebevoll gestaltet, haben Stärken und Schwächen und vor allem zeigen sie: das Leben ist manchmal ambivalent und hinter der scheinbar glücklichen Fassade steckt manchmal der Kampf gegen ein Trauma aus der Vergangenheit.

So wie du mich kennst ist keine fröhliche Geschichte und definitiv nicht einfach nebenbei zu lesen, dennoch steht über allem die Hoffnung, dass es irgendwann wieder bergauf gehen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2019

Ein grandioses Buch

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

Clara leidet an der unheilbaren Glasknochenkrankheit. Der Fachbegriff dafür ist so kompliziert, dass sich in ihrer Familie dafür die Bezeichnung "Claras Knochen" etabliert hat. Erst nach Jahren kann sie ...

Clara leidet an der unheilbaren Glasknochenkrankheit. Der Fachbegriff dafür ist so kompliziert, dass sich in ihrer Familie dafür die Bezeichnung "Claras Knochen" etabliert hat. Erst nach Jahren kann sie das Haus verlassen und landet nach dem Tod ihrer Mutter 1941 schließlich in Gloucestshire, in dem alten Herrenhaus Shadowbrooks, wo sie ein Gewächshaus mit exotischen Pflanzen errichten und betreuen soll.

Zunächst mal zum Cover, das mich schon beim ersten Anblick in seinen Bann gezogen hat. Für mich definitiv das zauberhafteste Cover dieses Jahres.

Der Schreibstil hat mir schon in der Leseprobe gefallen. Er ist nicht nur angenehm zu lesen, sondern wird mit der Zeit auch richtig fesselnd. Selbst die thematischen Ausflüge in die Botanik machen Spaß zu lesen. Vor allem die geschaffene Atmosphäre hat dafür gesorgt, dass ich das Buch nach Claras Ankunft in Shadowbrooks nicht mehr aus der Hand legen konnte. Dadurch wird das Buch zu einer richtigen Zeitreise, eine Geschichte, in die man voll und ganz eintauchen und dabei Raum und Zeit vergessen kann.

Clara als Protagonistin ist eine ganz besondere Figur. Zum einen schon durch ihre Krankheit, die literarisch kaum behandelt wird, zum anderen durch ihre Art. Sie ist neugierig und hält sich mit ihren Fragen nicht zurück, dabei ignoriert sie wie sich Frauen zu der Zeit "zu verhalten hatten" und eckt so manches Mal an.

Das "Geheimnis" hat mich überrascht - durch und durch positiv. Ich hatte einen ruhigen Roman erwartet und dann kam plötzlich ordentlich Fahrt in die Geschichte. Außerdem hat mir die Auflösung am Ende super gefallen, denn, ohne zu viel verraten zu wollen, ist ungewöhnlich und dadurch zuvor nicht offensichtlich.

Um es kurz zu fassen: ein Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat und das ich nur jedem wärmstens ans Herz legen kann!

Veröffentlicht am 03.12.2018

Eine grandiose Fortsetzung

Drachenkralle 2: Das Feuer der Macht
0

Das Feuer der Macht ist der zweite Teil von Drachenkralle-Trilogie von Janika Hofmann. Allerdings muss man dazu sagen, dass das Buch auch gelesen werden kann, ohne den ersten Band „die Klaue des Morero“ ...

Das Feuer der Macht ist der zweite Teil von Drachenkralle-Trilogie von Janika Hofmann. Allerdings muss man dazu sagen, dass das Buch auch gelesen werden kann, ohne den ersten Band „die Klaue des Morero“ zu kennen – auch wenn dadurch sicher vieles logischer wird und ich den ersten Band nur wärmstens empfehlen kann.
Die Helden des ersten Bandes sind auf der Heimreise. Inzwischen haben sich Alexis und Aaron sowie die beiden Jungdrachen Mary und Juri ihnen angeschlossen. Als Mary einem jungen Mädchen das Leben rettet, stürzen sich die Freunde Hals über Kopf in ein neues Abenteuer. Die Heimreise ist fürs erste verschoben, denn zuerst müssen sie das Rätsel der Prophezeiung lösen und Gefahr von der Welt abwenden.
Da mit Alana ein neues Mitglied zu der Gruppe hinzustößt, werden viele Dinge aus Band 1 nochmal kurz erklärt, weshalb ich wie erwähnt, davon ausgehe, dass der zweite Teil theoretisch vor dem ersten gelesen werden könnte. Alana ist wie die Figuren aus Band 1überaus sympathisch, wodurch es beim Lesen leicht ist, sich in sie hineinzuversetzen und man wunderbar mit ihr mitleiden kann.
Zu den weiteren Figuren gibt es im Grunde nicht viel Neues zu sagen. Sie sind nach wie vor ebenso sympathisch, ihre Charakterzüge sind mit dem Verhalten stimmig und logisch. Die Liebesgeschichte zwischen Simon und Katharina, die in Band 1 noch etwas plötzlich und teilweise erzwungen wirkte, erscheint in diesem Buch ganz natürlich. Für Leser, die von Romance-Subplots in Fantasyromanen genervt sind, sei gesagt, dass die beiden ein sehr angenehmes Paar sind und sich ihre Liebesgeschichte nicht in den Vordergrund drängt. Das ist also kein Grund, dieses wunderbare Buch zu meiden.
Der Anfang ist super spannend gestaltet, danach zieht sich allerdings alles ein wenig in die Länge, bis die Truppe endlich von der Prophezeiung erfährt. Dafür kommt danach um so mehr Action auf, sodass es fast unmöglich scheint, das Buch aus der Hand zu legen.
Janika Hofmanns Schreibstil hat sich ein wenig weiterentwickelt, die häufigen Wortwiederholungen sind in diesem Buch nicht mehr zu finden. Nach wie vor ist er allerdings, auch passend zur Zielgruppe, einfach und dennoch fesselnd.
Alle die Drachen und gute Fantasygeschichten lieben sollten es definitiv mal mit Janika Hofmanns Trilogie versuchen und wer den ersten Band gelesen hat, dem ist der zweite definitiv zu empfehlen.