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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2019

Aus dem Leben eines (Ex) Tennisprofis

Das Haifischhaus
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* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto ...

* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto "Mountain" Berger, 38, Ex-Tennisprofi, gescheiterte Ehe, kaputter Körper und hochverschuldet. Da fordert ihn die derzeitige Nr. 1 zu einem letzten Match heraus. Einsatz: Alles oder Nichts.... Für Toto Zeit sein Gefolge - die Sherpas - wieder zusammenzutrommeln und die alten Knochen ein letztes Mal auf Vordermann zu bringen. Aber zu welchem Preis?

Es sind teilweise schon tiefe und interessante Einblicke in den Profisport und das Wesen eines (vielleicht nicht jedens) Profisportlers - gewisse charakterliche Wesenszüge gehören wohl einfach dazu, sonst wäre man nicht dort wo man ist.

Muss man Tennisspieler sein, um Rüdiger Barths Debut zu verstehen? Ganz klar, nein - aber man sollte den Sport mögen, um Spaß an dem Roman zu haben.

Es geht um Freundschaft, Liebe und Verrat - Egoismus und Tunnelblick - Missgunst, Unterstützung und Vertrauen - Erkenntnis und Selbstfindung. Und immer wieder die Frage: Welchen Preis bist du bereit zu zahlen?

Das ist nicht nur spannend und interessant, der Schreibstil mit seinen sehr kurzen, rasanten Kapiteln gibt dem Ganzen auch ein gewisses Tempo.

Fazit: Ja, "Das Haifischhaus" ist ein spezieller Roman und die Welt in der er spielt, bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber für alle, die sich ein wenig für Profisport interessieren - es muss gar nicht Tennis sein - oder sich fragen, wie man nach einer großen Karriere in so eine Schieflage geraten kann, absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 05.11.2019

beklemmend

Dunkle Botschaft: Thriller
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* "Eine Raute", sagte Julia. "Und dann steht hier Das Spiel beginnt. Was soll das heißen?" *

So richtig zufrieden ist Julia Schwarz nicht in ihrem neuen Job, der doch sehr viel Papierkram mit sich bringt. ...

* "Eine Raute", sagte Julia. "Und dann steht hier Das Spiel beginnt. Was soll das heißen?" *

So richtig zufrieden ist Julia Schwarz nicht in ihrem neuen Job, der doch sehr viel Papierkram mit sich bringt. Die Rechtsmedizinerin hält es deswegen auch nicht auf ihrem Stuhl, als sich herausstellt, dass der Tod einer Frau, die durch einen Stromschlag in der Badewanne starb, kein Unfall war, sondern ein gut inszenierter Mord. Was hat das Tatoo auf ihrer Kopfhaut zu bedeuten? Der Mörder startet sein perfides Spiel und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit - schaffen sie es ihm zuvorzukommen oder werden weitere Frauen sterben....

Ich mag die Reihe rund um Laura Kern von Catherine Shepherd. Bei Julia Schwarz bin ich Quereinsteigerin und das ist überhaupt kein Problem, man ist sofort mittendrin und informiert, auch was das Privat- und Liebesleben der Rechtsmedizinerin betrifft.

Schon der Prolog hat es in sich und hinterlässt das pure Grauen. In kleinen Einschüben erfährt man dann immer mehr.

Catherine Shepherd erschafft auch diesmal wieder sehr authentische Charaktere, die im Gedächtnis bleiben. Sie legt geschickt falsche Fährten - es macht einfach Spaß mitzurätseln und zum Schluss zu erkennen, wie logisch sich alles fügt. Dabei zeigt der Spannungsbogen nicht ein einziges Mal Schwächen. Er ist kontinuierlich auf einem sehr hohen Level, so dass man fast versucht ist, das Buch in einem Rutsch durchzulesen.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt, Julia ist eine sehr eigensinnige Frau und mir fehlt es ein wenig an Cleverness und Finesse, darin besticht eher ihre Mitarbeiterin Lenja.

Fazit: Eine weitere spannende Krimi-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, die ich mit Sicherheit weiterverfolgen werde. Ich bin nicht nur gespannt auf neue Fälle, sondern auch wie Julia & Co. sich entwickeln.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Rückblicke in die DDR-Zeit - Momentaufnahmen

Kastanienjahre
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* "Ja, das sind Windeln. Die sind aber nicht für dich, Mäuschen. Daraus werde ich ein paar hübsche Sommerkleider nähen." *

20 Jahre lebt Elise mittlerweile in Paris, ihrer zweiten Heimat und Tarek, der ...

* "Ja, das sind Windeln. Die sind aber nicht für dich, Mäuschen. Daraus werde ich ein paar hübsche Sommerkleider nähen." *

20 Jahre lebt Elise mittlerweile in Paris, ihrer zweiten Heimat und Tarek, der Cafebesitzer, nennt sie gern liebevoll "Überangepasste Flüchtlinge". Aufgewachsen ist sie nämlich in einem kleinen Dorf an der mecklenburgischen Ostsee, Peleroich und dorthin kehrt sie auch Hals über Kopf zurück, als sie erfährt, dass ihr Geburtsort dem Erdboden gleichgemacht werden soll.
Diese Reise weckt viele Erinnerungen an das Leben in der DDR, an die Restriktionen, den Unfalltod ihres Vaters und an ihre beiden besten Freunde Henning und Jakob, eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung, bis einer plötzlich verschwand....

Ihr Debut "Kranichland" hat mich restlos begeistert und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an "Kastanienjahre".

Anja Baumheier kann schreiben und die Erinnerungen an das damalige Leben und den ganz normalen Alltag wieder aufleben lassen. Das machen ihre Bücher aus - auch "Kastanienjahre".

Das Leben in dem kleinen Dörfchen mit einem überambitionierten Bürgermeister, der Peleroich zu einem sozialistischen Vorzeigedorf machen will, ist großartig beschrieben. Selbst wenn man nicht in der DDR aufgewachsen ist, bekommt man tiefe Einblicke in Sachen Berufswahl, Mangel an Konsumgütern, Spitzel und Fluchthelfer. Es ist so greifbar geschildert, dass man meint dabeigewesen zu sein.

Anja Baumheiers Schreibstil ist nicht anspruchsvoll, dafür umso ansprechender. Sie legt viel Wert auf die Alltagssituationen und verliert trotzdem ihre Charaktere manchmal ein bisschen aus den Augen. Sie bleiben für mich zu oberflächlich und mir fehlte ein wenig der Bezug zu ihnen. Vieles in ihrem Leben wird nur angerissen und man lernt die Personen nicht so richtig kennen, erlebt auch ihre Entwicklungen kaum mit. Es bleibt oftmals bei Momentaufnahmen und das macht den emotionalen Zugang nicht immer leicht.

Mit "Kastanienjahre" konnte die Autorin mich nicht ganz so überzeugen wie mit "Kranichland" und dennoch habe ich es verschlungen. Ein lesenswertes Stück Zeitgeschichte.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Liebe in Zeiten des Krieges

Für immer die Deine
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* Es gab viele überzeugte Nazis. Und dann gab es noch eine Gruppe, die sich kaum weniger schuldig gemacht hat. Das waren diejenigen, die sich aus allem raushielten. *

Die Journalistin Marie stößt bei ...

* Es gab viele überzeugte Nazis. Und dann gab es noch eine Gruppe, die sich kaum weniger schuldig gemacht hat. Das waren diejenigen, die sich aus allem raushielten. *

Die Journalistin Marie stößt bei Recherchen zu einem neuen Artikel auf einen Bericht über Klara und Fritz Hansen, die ihre diamantene Hochzeit feiern. Eine Liebe, die ein ganzes Leben lang hält - heutzutage selten geworden, auch ihre Ehe hat nicht lange gehalten.
Marie möchte mehr über dieses Paar erfahren und sie gleichzeitig als Zeitzeugen zum 2. Weltkrieg interviewen. Nach kurzem Zögern willigen die beiden ein und Klara erzählt ihre Lebensgeschichte, angefangen, als sie 1939 in einem kleinen Dorf im alten Land, mit siebzehn schwanger wurde und Fritz nur wenig später an die Front musste....

Wem Jana Voosen bislang nur durch humorvolle Frauenromane ein Begriff ist, lernt die Autorin hier von einer ganz anderen, ernsteren Seite kennen - mit der sie genauso überzeugt.

Die Geschichte von Fritz und Klara ist intensiv, emotional und berührend. Man wird zurückversetzt in eine Zeit, die man sich oftmals nicht einmal mehr ansatzweise vorzustellen vermag. Jana Voosen gelingt es ihrer Geschichte und den Charakteren Authenzität zu verleihen. Sie sind Durchschnittsmenschen, stille Helden hier und da, die einfach nur den Krieg überstehen wollen. Das hat mir besonders gefallen.

Man merkt, dass die Autorin sich sehr tiefgehend mit der Generation auseinandergesetzt hat, kein übernommenes Wissen aus Büchern, sondern aus der eigenen Familie fließt mit ein. Der Schreibstil sehr angenehm, bildhaft und flüssig - die Geschichte so einnehmend, dass man das Buch kaum weglegen mag.

Auch von Maries Geschichte war ich Anfangs sehr angetan, doch sie bleibt im weiteren Verlauf dann eher nur der Charakter aus der Rahmenhandlung.

Fazit: Eine berührende Geschichte über die eine große Liebe in Zeiten des Krieges. Und auch wenn ich manche Dinge gerne noch etwas weiter verfolgt hätte, hat mich der Roman sehr berührt und wunderbar unterhalten.

Veröffentlicht am 03.09.2019

romantische Geschichte

Was für immer bleibt
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* "Ich will mich zu meinen eigenen Bedingungen erinnern. Ich will mich nicht an Dinge erinnern, weil du oder jemand anderes, der mich kennt, sich auf eine bestimmte Weise an sie erinnert. Ich will keine ...

* "Ich will mich zu meinen eigenen Bedingungen erinnern. Ich will mich nicht an Dinge erinnern, weil du oder jemand anderes, der mich kennt, sich auf eine bestimmte Weise an sie erinnert. Ich will keine Geschichten darüber hören, wie die Dinge waren und wie ich mich dabei gefühlt habe. Ich will es selbst wissen und selbst fühlen. Wie kann ich sonst sicher sein, ob das, was ich fühle, echt ist und wirklich zu mir gehört?" *

Was bleibt von dir, wenn du dich an nichts erinnern kannst? Diese Frage stellt sich Gracie, als sie nach einem Autounfall mit ihrem Verlobten vollständig ihr Gedächtnis verloren hat. Wie kann sie ihren Freunden gegenübertreten, ihrem Verlobten.... Sie möchte nicht von irgendjemandem hören, dass sie sich lieben, sie möchte diese Emotionen spüren. Deswegen weigert sie sich, außer ihrer ehemals besten Freundin Scarlett, jemanden zu sehen und flüchtet auf die alte Blumenfarm ihrer verstorbenen Mom. Wird die Ruhe ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen...

"Was für immer bleibt" ist eine romantische Geschichte über die Liebe und was im Leben wirklich zählt.

Vanessa Carnevale erzählt Gracies Geschichte in einem ruhigen, sehr flüssigem Ton. Sie fängt das Gefühl der Amnesie, der absoluten Hilflosigkeit unheimlich realistisch ein und man spürt als Leser genau wie es Gracie grade geht. Das kriecht einem schon unter die Haut.
Aber nicht alle Charaktere konnten mich überzeugen, so war mir Flynn über weite Strecken relativ unsympathisch und irgendwie ein wenig zu übergriffig.

Die Autorin erfindet das Rad nicht neu und es gibt ein paar Kleinigkeiten, die für mich nicht ganz so rund waren, dennoch hat sie mich sehr gut unterhalten. Hier kommt auch das Setting zum Tragen, denn insbesondere auf der alten Blumenfarm habe ich mich unheimlich wohlgefühlt. Das erden, die Liebe zu den Pflanzen und das Gefühl für die Sprache der Blumen waren wunderschön.