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Veröffentlicht am 18.11.2019

Angesichts der einfachen Auflösung zu dramatisiert, bietet aber super sympathische Charaktere auf!

The Ivy Years - Bis wir uns finden
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Lianne und DJs Geschichte war für mich der dritte Ausflug ans Harkness College und da Corey und Adams sowie Rikker und Grahams Geschichte absolute Highlights für mich waren, hatte es der fünfte Band der ...

Lianne und DJs Geschichte war für mich der dritte Ausflug ans Harkness College und da Corey und Adams sowie Rikker und Grahams Geschichte absolute Highlights für mich waren, hatte es der fünfte Band der Reihe nicht so leicht, mich zu überzeugen. Deshalb konnte er mich auch leider nicht so überschwänglich begeistern wie die anderen beiden Bände, aber es ist trotzdem ein solider und unterhaltsamer Abschluss für die Reihe, der vor allem durch seine wahnsinnig tollen Charaktere überzeugt. Aber dazu gleich mehr.

Zunächst einmal etwas zum Schreibstil: Ich liebe Sarina Bowens Stil, denn sie schafft es eigentlich immer, die perfekte Mischung aus lockeren, lustigen und ernsten, berührenden Tönen herzustellen. Noch dazu ist ihr Humor ganz nach meinem Geschmack und ich bin meistens das halbe Buch am Grinsen. Das hat sie einfach drauf. Hier war das auch zum größten Teil der Fall, jedoch haben sich diesmal ein paar Momente eingeschlichen, die ich etwas merkwürdig fand und meinen Lesefluss gestört haben. Es gab ein paar komische Formulierungen, die ich nicht verstanden habe, und gegen Ende greift mir DJ mit seinem Süßholzgeraspel etwas zu beherzt in die Kitschkiste. Diese „Aussetzer“ bin ich von Sarina Bowen gar nicht gewohnt. Zum Glück konnte sie sich ganz am Ende noch einmal fangen und das Buch wurde so schön abgeschlossen, wie man das von ihr kennt.

Das Beste am Buch waren einfach die Charaktere. Auf der einen Seite haben wir Lianne, eine berühmte Schauspielerin, die sich als »Prinzessin Vindi« einen Namen gemacht hat, sich nun aber auch an andere, ernsthaftere Rollen wagen möchte. Obwohl sie kaum ein Restaurant betreten kann, ohne mindestens einmal nach einem Autogramm oder einem Selfie gefragt zu werden, sind ihre Fans am Harkness College nicht so stark vertreten. Es kommt eher zu belustigtem Getuschel oder spottenden Anspielungen, weshalb sie es nicht leicht hat, Freunde zu finden. Die einzige, die sich als Freundin bezeichnen lässt, ist Bella, deren Zimmer nur durch das Badezimmer von ihrem getrennt ist und die Lianne gemeinsam mit ihrem Freund Rafe regelmäßig mit einer ziemlich eindeutigen Geräuschkulisse beschenkt. Lianne ist mir schon nach wenigen Seiten absolut sympathisch gewesen, denn sie wirkt trotz ihrer Berühmtheit bodenständig und normal, sodass sie sich beispielsweise für Literatur, Musik und Videospiele interessiert. Vor allem ihr schüchternes und süßes Verhalten gegenüber DJ hat sie besonders liebenswert gemacht, weshalb ich sehr gerne mit ihr mitgefiebert habe. Sie ist echt ein Schatz.

DJ ist der perfekte Gegenpart und man kann ihn eigentlich auch nur lieben. Er ist kein Bad Boy und es wird auch nicht tausendmal erwähnt, dass er der totale Frauenschwarm wäre, was ich wirklich erfrischend fand. Es brauchte vielleicht einen Satz, bis ich DJ mochte, denn er zeigt sich gleich im ersten Kapitel, das aus seiner Sicht geschrieben ist, von Lianne hinreißend süß angetan. Er kann gar nicht fassen, dass sie mit ihm flirtet, weshalb ich ihn auf Anhieb bezaubernd fand. Auch im weiteren Verlauf, auch wenn er Lianne ein paar Mal wegstößt, weil er es angesichts seiner Lage für das Beste hält, tritt er lieb, einfühlsam und sehr erwachsen auf. Man hat nicht einmal das Gefühl, dass er es mit Lianne nicht ernst meinen könnte. Wenn Lianne also sagt, dass er der Beste ist, dann kann ich dem wirklich nur beipflichten.

Von der ersten Unterhaltung an spürt man die Chemie zwischen den beiden, sodass man in den Szenen mit Lianne und DJ einfach nur Spaß hat und die meiste Zeit am Grinsen ist. Nur in wenigen Momenten ist es etwas bedrückend, weil DJs Problem wie ein Damoklesschwert über ihnen hängt. Man kann als Leser DJs Sorgen nachvollziehen und versteht gleichzeitig, dass es für die beiden absolut unmöglich ist, sich voneinander fernzuhalten, weil sie einfach zusammengehören. Ihre Gefühle füreinander sind authentisch und laden zum Mitfiebern ein.

Meine Kritikpunkte beziehen sich deshalb nicht auf die Liebesgeschichte an sich, sondern auf das Drumherum, auf die „Probleme“ der beiden. Es werden zwei sehr interessante Themen behandelt – auf der einen Seite Liannes Berühmtheit und die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, und auf der anderen Seite … nun ja, ich spoilere jetzt mal nicht, sondern belasse es mal bei der Info, dass DJ etwas vorgeworfen wird, das er nicht getan hat. Sarina Bowen greift hier ein gewagtes, aber auch wichtiges Thema auf und setzt das meiner Meinung nach sehr authentisch und interessant um. Vor allem DJs Umgang mit dieser Sache ist sehr gut geschildert. Man kann sich wahnsinnig gut in ihn hineinversetzen und spürt seine Bedrückung. Zudem wird Spannung aufgebaut, da man als Leser erstmal wissen möchte, was ihm überhaupt vorgeworfen wird und – wenn man es dann weiß – welche Gründe der Mensch hat, der ihm diese Vorwürfe macht, und wie sich alles auflösen wird. Dafür spielt Sarina Bowen auch mit unseren Erwartungen, was mich angenehm überrascht hat.

Auszusetzen habe ich lediglich etwas an dem Ende, weil ich das Gefühl habe, dass das Potential nicht ganz genutzt wurde. Es gibt eine überraschende Wendung, die ich wirklich nicht habe kommen sehen und die mir sehr gefallen hat, jedoch finde ich die letztendliche Auflösung ein bisschen zu reibungslos. Auf einmal geht alles ganz schnell, obwohl vorher alles noch so hoffnungslos erschien. Danach bekommen Liannes „Probleme“, wenn man es denn so nennen mag, mehr Raum, aber auch hier fehlte mir irgendetwas. Wieder ging alles so schnell und Aspekte, die für die weitere Handlung sehr vielversprechend waren, sind sehr knapp abgehakt worden. Aufgrund dessen hat mir das letzte Drittel, vor dem zweimonatigen Sprung in die Zukunft, nicht mehr ganz so gut gefallen wie der Rest, vor allem, weil ich in diesem Abschnitt auch besagte Probleme mit dem Schreibstil hatte.

Nach dem zweimonatigen Sprung war dann aber wieder Grinsen angesagt und das Buch hat das schöne Ende bekommen, das man sich von Anfang an erwartet hat. Auch wenn der fünfte Band für mich bisher der schwächste der Reihe ist (wobei ich zwei noch nicht gelesen habe), so sticht er doch vor allem durch seine wunderbaren Protagonisten und die Tatsache heraus, dass man einigen bekannten Gesichtern – vor allem Graham und Rikker (!) – begegnet. Ich bin ganz froh, dass ich noch zwei Bände zu lesen habe, bevor ich mich von dem Harkness College verabschieden muss.

Fazit

Kommt nicht ganz an Band 1 und 3 heran, aber Lianne und DJ hinterlassen trotzdem mächtig Eindruck, auch wenn die Auflösung ihrer „Probleme“ in ihrer Einfachheit etwas enttäuscht. Die Protagonisten sind einfach super sympathisch und als Paar absolut hinreißend, deshalb hat mir auch der Abschluss der Reihe insgesamt wieder gut gefallen. Es gibt 4 Sterne von mir.

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  • Charaktere
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Veröffentlicht am 16.10.2019

Die Rückblenden lassen auf das erste Gegenwartstreffen hinfiebern - süße Lovestory!

Zu ihm
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Innerhalb von fünf Tagen habe ich vier Bücher der Autorin gelesen, weil ich von ihrem Stil total angetan bin. Ausgehend von den Büchern, die ich bisher von ihr gelesen habe (Seine Narben, Sonnengeküsst, ...

Innerhalb von fünf Tagen habe ich vier Bücher der Autorin gelesen, weil ich von ihrem Stil total angetan bin. Ausgehend von den Büchern, die ich bisher von ihr gelesen habe (Seine Narben, Sonnengeküsst, Sexy Versager) lässt sich ein gewisses Schema feststellen, nach dem die Autorin ihre Liebesromane gerne aufbaut: Basierend auf leichter Abneigung und sexueller Anziehungskraft beginnen die Protagonisten eine Affäre, die dann bei beiden in Verliebtheit gipfelt. Hier ist das aber nicht so. Überhaupt findet sich hier ein eher ungewöhnlicher Ablauf einer Liebesgeschichte, der vielleicht auch nicht jedem gefällt. Mir schon.

Der Großteil der Geschichte besteht aus dem Mini-Road-Trip von Noel und seiner besten Freundin Sarah: Die beiden erleben ein paar echt stressige Tage, an denen nahezu alles schiefgeht, und Noel erinnert sich derweil an einige Begegnungen mit Victor, mit dem er in Bezug auf Fußball in Konkurrenz steht und den er nicht leiden kann. In diesen Rückblenden kann man als Leser schon mutmaßen, was wirklich in Victors Kopf vor sich geht, während Noel sich nicht erklären kann, warum Victor so abweisend zu ihm ist. Es braucht den Mini-Road-Trip, damit ihm so manches dämmert und er endlich weiß, wie er Victor nach einem bestimmten Ereignis gegenübertreten soll.

Aufgrund dessen kommt es erst gegen Ende zu einem Treffen zwischen Noel und Victor in der Gegenwart. Ich fand das zur Abwechslung mal ziemlich interessant, da die Autorin es trotzdem nicht langweilig werden lässt, sondern dadurch sogar Spannung aufbaut. Man fiebert auf dieses Treffen hin und wird währenddessen mit ein paar Erinnerungen gefüttert, die die Vorfreude immer weiter steigern.

Was die Figuren betrifft: Sie sind typische Regina Mars-Figuren. Noel ist eine Frohnatur, die extrem von sich überzeugt, ja fast schon eingebildet ist, dadurch aber trotzdem nicht unsympathisch wird. Victor ist der grüblerische, schwer durchschaubare Part, der abweisend auftritt, damit aber nur seine schüchterne Seite verbergen möchte. Insofern stößt man hier nicht wirklich auf etwas Neues, aber sympathisch und in ihrer Kombination interessant sind sie allemal.

Woran ich diesmal etwas auszusetzen habe, ist die Glaubwürdigkeit der tiefen Gefühle, die sich die Protagonisten am Ende gestehen. Ich denke, das ist unvermeidbar angesichts der Tatsache, dass wir nur Rückblenden zu lesen bekommen, in denen die beiden sich nicht wirklich wohlgesonnen sind (zumindest nach außen hin). Natürlich fehlen dann die Szenen, in denen sie sich einander annähern und tiefgründige Gespräche führen, um sich richtig kennenzulernen. Deshalb ist die Liebe zwischen ihnen nicht wirklich nachvollziehbar und etwas überstürzt, weil einfach die Grundlage fehlt.

Das Happy End genießt man aber trotzdem, denn auch das ist in Regina Mars-Manier schlichtweg süß. Mit der dazugehörigen Kurzgeschichte „Mit ihm“ wird man dann auch noch komplett zufriedengestellt.

Fazit

Mal ein etwas anderer Handlungsablauf, als man ihn von Liebesgeschichten (vor allem von denen der Autorin) gewohnt ist – er baut Spannung für die letzten Seiten auf, hat aber auch zur Folge, dass die Glaubwürdigkeit der Gefühle etwas zurückstecken muss. Nichtsdestotrotz wieder ein süßer Liebesroman aus der Feder von Regina Mars – 3,999 Sterne, weil er etwas schwächer ist als die anderen Bücher, die ich schon von ihr gelesen habe.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Entspannung pur mit genau der richtigen Portion Zucker.

Sonnengeküsst
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Nach »Seine Narben« musste ich mir noch ein Buch von Regina Mars vorknöpfen. In Matt und Stans Geschichte habe ich mich an den vielen Beleidigungen und der negativen Darstellung von Frauen gestört, was ...

Nach »Seine Narben« musste ich mir noch ein Buch von Regina Mars vorknöpfen. In Matt und Stans Geschichte habe ich mich an den vielen Beleidigungen und der negativen Darstellung von Frauen gestört, was in »Sonnengeküsst« jetzt überhaupt kein Problem war. Sämtliche weibliche Figuren kommen hier gut weg, sie werden nicht sexualisiert und Slut Shaming sucht man glücklicherweise auch vergeblich. Aufgrund dessen konnte ich schon mal erleichtert durchatmen, weil mich das in der Bewertung von »Seine Narben« echt vor einen Zwiespalt gestellt hat, da ich die Liebesgeschichte an sich sehr genossen habe. Letzteres gilt auch wieder für »Sonnengeküsst« – Regina Mars trifft da irgendwie meinen Geschmack.

Der Schreibstil hat sich hier eine Spur besser gelesen, es gab keine merkwürdigen Stellen, bei denen ich die Stirn gerunzelt habe, keine unpassende Häufung von Beleidigungen, im Gegenzug aber viele süße Dialoge. Lucas anfängliches Gebrüll in Großbuchstaben ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber das legt sich dann zum Glück und die wenigen Großbuchstabenmomente, die dann noch kommen, sind eigentlich ziemlich amüsant. Ich habe mich häufig beim Schmunzeln und Grinsen ertappt.

Nach zwei Büchern von Regina Mars und dem Lesen einiger ihrer Klappentexte drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass sie eine Schwäche für Hassliebe-Geschichten hat – ich auch. Das hat aber natürlich zwangsweise zur Folge, dass sich die Geschichten ein klein wenig ähneln, auch wenn der Hass-Aspekt in »Sonnengeküsst« deutlich geringer ist als in »Seine Narben«. Trotzdem war die Struktur irgendwie dieselbe: Die beiden Protagonisten fangen eine Art Affäre miteinander an und verlieben sich dabei ineinander. Positiv ist jedoch die Umsetzung, denn die ist in beiden Büchern wirklich anders, man bekommt Szenen nicht doppelt vorgesetzt, jede Geschichte hat ihren eigenen Charakter, weil ja auch die Protagonisten unterschiedlich sind.

Hier sind es Sunny und Luca: Sunny ist der leicht naive Sonnenschein, der in seinen besten Freund Alex verliebt ist, und Luca der grummelige, leicht reizbare Fußballspieler, vor dem die meisten Leute sogar Angst haben. Anfangs gilt das auch für Sunny, der von Luca regelmäßig als Lusche, Weichei, Heulsuse und was sonst noch alles tituliert wird, bis … Sunny etwas über Luca herausfindet, das Letzteren ganz schön in Panik versetzt. Und von da an tauschen sich die Rollen, auch weil Sunny ein paar Vorstöße unternimmt, die Luca aus dem Konzept bringen.

Ich mochte beide Charaktere sehr gerne. Sunny kann man in seiner liebenswürdigen, lebensfrohen Art sowieso nur gernhaben, er ist einfach … niedlich (so ungern er auch als „niedlich“ bezeichnet werden möchte: Es ist halt die Wahrheit). Ich habe mit ihm mitgefühlt, hätte ihn aber auch manchmal gerne ein bisschen geschüttelt, wenn er sich in Bezug auf Alex so naiv verhalten hat. Aber das rafft er dann zum Glück selbst. Luca ist anfangs – wie gesagt – noch etwas gewöhnungsbedürftig, ein ständig brüllender Proll, hinter dessen Fassade aber eigentlich ein lieber und auch leicht unsicherer junger Mann steckt. Überraschend ist das natürlich nicht, aber es verleiht dem Buch eine zusätzliche Portion Zucker und hat mich auch ihn ins Herz schließen lassen.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist authentisch, entwickelt sich von der sexuellen Anziehungskraft zu tieferen Gefühlen und spart dabei weder an erotischem Knistern noch an Schmetterlingen im Bauch. Das Buch ist einfach schön und vermittelt beim Lesen ein gutes Gefühl.

Fazit

Ein sehr süßer Liebesroman zwischen einem unbedarftem, aber überraschend kühnem Sonnenscheinchen und einem leicht reizbarem, aber auch unsicherem Wolf. »Sonnengeküsst« weist nicht die Kritikpunkte auf, die es für mich bei »Seine Narben« gab, trotzdem war die Liebesgeschichte von Matt und Stan für mich ein kleines bisschen spannender. Deshalb gibt es die gleiche Punktzahl: 4 Sterne!

Veröffentlicht am 11.10.2019

Manches ist für mich etwas grenzwertig, aber die Liebesgeschichte ist einfach süß.

Seine Narben
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Es fiel mir selten so schwer, ein Buch zu bewerten. »Seine Narben« stürzt mich in einen ganz schönen Zwiespalt: Möchte ich das Buch auf ernsthafter oder auf lockerer Basis bewerten? Je nachdem würde das ...

Es fiel mir selten so schwer, ein Buch zu bewerten. »Seine Narben« stürzt mich in einen ganz schönen Zwiespalt: Möchte ich das Buch auf ernsthafter oder auf lockerer Basis bewerten? Je nachdem würde das Buch von mir 2 oder 4,5 Sterne bekommen. Letztendlich reißt es die Tatsache raus, dass es schließlich zu Unterhaltungszwecken geschrieben wurde und ich mich – von einigen Kritikpunkten abgesehen – schon sehr gut unterhalten gefühlt habe. Die Kritikpunkte werde ich aber natürlich trotzdem nicht unterschlagen.

Ich war schon in der Leseprobe etwas skeptisch, denn man wird von den problematischen Stellen dieses Buches bereits zu Beginn angesprungen: Sämtliche weibliche Figuren werden sexualisiert und als oberflächliche, zum Teil auch hohle Nüsse dargestellt, die nur darauf aus sind, einen reichen Mann zu heiraten. Es beginnt schon damit, dass Ciara-Sophie (diese Doppelnamen tauchen immer wieder auf – das kann eigentlich nur Satire sein) am Anfang auf Stans wirklich schlecht gespielte schüchterne Masche reinfällt und aus wirklich lächerlichen Gründen mit ihm ins Bett hüpfen will. Und das geht dann so weiter. Mit Vanessa, Nora-Mireille, Leonora… Ich musste das ignorieren, damit ich die Geschichte doch noch genießen kann. Über diese überzogene Darstellung konnte ich nicht wirklich lachen, sie hat mich eher abgeschreckt.

Der zweite Kritikpunkt war der ruppige Ton, in dem die Figuren sprechen. Die vielen Beleidigungen, die misogynen Tendenzen und die schockierende Wortwahl der 10-jährigen Schwester von Matt haben mich schon ziemlich gestört. Das Mädel ist 10 Jahre alt und fragt ihren Bruder, ob heiße Btches auf seiner Schule sind. Für die anderen (ganz schön heftigen) Beleidigungen, die sie vom Stapel lässt, wird sie von ihrem Bruder nur halbherzig getadelt, ehe er sie sogar selbst (in ihrer Gegenwart!) in den Mund nimmt. Das waren echt ein paar Klopper, die die Autorin da gebracht hat.

Trotzdem habe ich dem Buch eine Chance gegeben, weil ich aufgrund der guten Bewertungen neugierig war. Ich habe meinen Kopf, der ständig die genannten Punkte kritisieren wollte, ausgeschaltet und mich berieseln lassen – und von da an hat mir das Buch wirklich gut gefallen.

Das lag vor allem an Matt, der schon direkt dadurch gepunktet hat, dass er sich von Stans eingebildeter Schnöselmentalität nicht einschüchtern lässt. Es hat mir gefallen, dass er ihm Kontra gibt und seine hinterhältigen Spielchen durchschaut, gleichzeitig mochte ich aber auch seine unsichere und neugierige Seite. In seinen schüchternen Momenten war er einfach süß.

Stan dagegen ist schwerer ins Herz zu schließen. Am Anfang ist er echt heftig drauf: viel zu sehr von sich überzeugt, oberflächlich, vielleicht sogar ein bisschen einfältig. Mir hat es gar nicht gefallen, wie er über seine Mitschülerinnen gedacht hat (auch wenn sein Bild von ihnen vielleicht sogar gerechtfertigt ist, so wie die alle dargestellt werden), und sein boshaftes Verhalten gegenüber Matt hat es mir auch schwer gemacht, ihn zu mögen. Aber dieser Hassliebe-Aspekt war zumindest reizvoll und spannend. Wäre Stan bis zum Ende so geblieben (nicht, dass ich das erwartet hätte), dann wäre das Buch wirklich für mich durchgefallen. Aber natürlich macht er eine Wandlung durch. Er stellt sein Denken um, ist viel netter zu Leuten, die er vorher im besten Fall ignoriert hätte, und gegenüber Matt wird er sowieso liebevoller. Gegen Ende konnte er mir auch das eine oder andere Schmunzeln entlocken.

Die Liebesgeschichte selbst ist … kompliziert. Sie können sich einerseits nicht ausstehen (Stan hat ja bei ihren Annäherungen sowieso fiese Hintergedanken), beleidigen sich immer wieder und werfen sich finstere Blicke zu. Andererseits fühlen sie sich auch zueinander hingezogen, nähern sich einander an und führen irgendwann auch intensive tiefgründige Gespräche, die auch eine emotionale Nähe zwischen ihnen aufbauen. Die Entwicklung vom Körperlichen zum Emotionalen fand ich authentisch, es ging mir weder zu schnell noch zu langsam und es war wirklich süß, mitzuverfolgen. In Bezug darauf ist mein einziger Kritikpunkt, dass die beiden nicht auf Verhütung achten, ja, nicht einmal darüber sprechen. Dezent fahrlässig, würde ich sagen.

Wenn man jeden Auftritt der weiblichen Figuren ausblendet und sich nicht an dem ruppigen Ton der Figuren stört, dann hat »Seine Narben« schon eine gewisse Sogwirkung, gespickt mit Grinsen, Herzklopfen, erotischem Knistern und einigen süßen Momenten. Vielleicht ist es für mich sogar ein Reread, bei dem ich ein paar Szenen einfach überspringen werde.

Fazit*

Bei diesem Buch musste ich den Kopf abschalten, um Matt und Stans Geschichte zu genießen, denn die satirisch angehauchte Darstellung der Frauen (inklusive Slut Shaming) trifft echt nicht meinen Humor. Es ist sogar abschreckend. Die Liebesgeschichte selbst nach Hassliebe-Manier wusste mich aber zu überzeugen, deshalb sind es für mich vorsichtige 4 Sterne.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte, die in Bezug auf Nick etwas undurchsichtig bleibt.

Die Sache mit der Motte und dem Licht
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Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer ...

Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer anderen Schule, der neuerdings einige Haltestellen später in den Schulbus zusteigt und in dessen Gegenwart er Anfälle von Sprachlosigkeit erleidet. Dabei hat er dafür gar keine Gründe, schließlich ist Nick hetero. Wenn da nur nicht die Komplimente wären, die ihm Nick hin und wieder macht ...

Meine Meinung

Das Cover hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht, obwohl ich jetzt nach dem Lesen denke, dass ein komplett schwarz gekleideter junger Mann, der Lenny darstellen soll, besser gepasst hätte. Mit Lesen des Klappentextes war jedoch mein Vorhaben besiegelt, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Ich habe die süße, Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte bekommen, die ich mir erhofft habe, aber es gibt doch ein oder zwei kleine Kritikpunkte, die ich vorzubringen habe.

Zunächst mal liest sich das Buch ratzfatz weg. Es ist witzig, süß und heiter, mit der einen oder anderen Stelle, die ein bisschen Zähneknirschen auslöst, aber natürlich auch Spannung reinbringt.

Ich liebe den Protagonisten Lenny. Er ist eigentlich schlagfertig und gelassen, mutiert in Nicks Gegenwart aber zum sprachlosen Schwärmer. Seine gelegentlichen „Fangirl“-Momente fand ich einfach nur niedlich, ich konnte mich so gut in ihn hineinversetzen. Diesen Kontrast zwischen schmachtendem „Fanboy“ und coolem „Emo“, dem egal ist, was andere über ihn denken und der Nick auch gerne mal die Meinung geigt, wenn er sich wie ein Idiot verhält, fand ich spannend und total sympathisch.

Nick auf der anderen Seite bleibt ganz schön blass und undurchsichtig, vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, das Geschehen auch aus seiner Sicht zu schreiben. Andererseits wäre dann wohl die Spannung flöten gegangen, denn der Reiz der Geschichte besteht auch darin, dass man keine Ahnung hat, was in Nicks Kopf vor sich geht oder was er als nächstes tun wird. So muss man dann leider in Kauf nehmen, dass nicht alles verständlich gemacht wird, was er sagt, tut oder denkt. In Bezug auf ihn bleibt die Geschichte fast schon zu unausgereift.

Ich fand das Buch sehr spannend und musste es in einem Rutsch durchlesen, weil es Suchtpotential hat. Man fiebert mit Lenny voller Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch mit, würde Nick manchmal gerne schütteln und freut sich über jede süße Annäherung. Zwar gibt es hin und wieder einige Passagen, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, weil sie die Handlung nicht voranbringen und irgendwie zusammenhanglos im Raum stehen, da diese aber jeweils nur kurz sind, ist das nicht so schlimm.

Etwas mehr gestört habe ich mich an dem Ende. Oder sagen wir: Ich war ein bisschen enttäuscht. Lenny gibt am Ende so unglaublich schnell nach, alles geht auf einmal viel zu schnell, ohne ein klärendes Gespräch zu führen, und mir fehlte irgendetwas. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hier das Potential nicht genutzt hat, das für ein schönes Happy End über viele Seiten aufgebaut wurde. Alles wurde recht oberflächlich gelöst.

Positiv finde ich es jedoch, dass man auch nach dem Zusammenkommen der beiden noch ein bisschen weiterlesen darf. Man erfährt, wie ihre Familien und einige ihrer Freunde reagieren, obwohl ich auch hier den Hals nicht voll bekommen habe und mir sogar noch ein paar mehr Reaktionen gewünscht hätte. Von Mitschülern, die man vorher kennengelernt hat, Nicks Team und so weiter. Das war mir dann alles wieder zu indirekt und knapp. Der Epilog war aber sehr schön und der perfekte Abschluss für diese nichtsdestotrotz süße Liebesgeschichte.

Fazit

Für mich ein sehr gelungener, süßer, spannender und Herzklopfen bescherender Liebesroman, der hin und wieder aber etwas mehr Liebe fürs Detail und Tiefe – vor allem in Bezug auf Nick – gebraucht hätte. Nichtsdestotrotz fiebert man bis zum Schluss mit und ist am Ende vielleicht sogar ein bisschen positiv aufgekratzt. Ich hatte viel Spaß mit Lenny und Nick und vergebe 4 Sterne.