Teilweise emotional, aber ohne große Tiefe
Nicole hat sich über ein Jahr in den Scherben ihres zerbrochenen Lebens verkrochen und nicht herausgewagt. Aus dem Impuls heraus, endlich wieder glücklich sein zu wollen, entscheidet sie sich dazu mit ...
Nicole hat sich über ein Jahr in den Scherben ihres zerbrochenen Lebens verkrochen und nicht herausgewagt. Aus dem Impuls heraus, endlich wieder glücklich sein zu wollen, entscheidet sie sich dazu mit ihrer besten Freundin wieder auszugehen und Spaß zu haben. Womit sie nicht gerechnet hat: dass sie dieser Abend herausfordert – und sie daraufhin Zack kennenlernt. Es funkt sofort zwischen ihnen, aber kann Nicole sich auf Zack und ein Leben im Rampenlicht einlassen?
Ich bin absolut kein Fan des Covers. Die Gesichter der beiden haben einen grünlichen Schimmer und die pinke Schrift passt meiner Meinung nach überhaupt nicht in das Gesamtbild. Auch die junge Frau auf dem Cover hat für mich nichts mit Nicole gemeinsam. Nicole wird als verletzlich und sehr gefühlsbetont beschrieben, dagegen wirkt die Frau auf dem Cover fast schon feindselig.
Der Leser erfährt relativ schnell, was vor über einem Jahr passiert ist und warum Nicole wieder in das Leben finden muss. Diese Spannung wird schnell abgebaut, stattdessen geht es vielmehr darum, wie Nicole mit ihrem Verlust umgeht und ob sie sich erlaubt, wieder glücklich zu sein. Leider kam es dabei zu einigen Längen. Gerade in der Mitte des Buches, wurde die Geschichte sehr langatmig und ich habe seitenlang nur lustlos durchgeblättert. Glücklicherweise hat sich die Autorin wieder gefangen, aber da war der Enthusiasmus schon gedämpft.
Auch war die Handlung sehr vorhersehbar. Bereits im ersten Viertel des Buches konnte ich mir die späteren Ereignisse, die Spannung in die Geschichte bringen sollten, denken – das hat die Spannung wiederum extrem abgeflacht.
Nicoles Beziehung zu Zack entwickelt sich sehr schnell. Bereits bei ihrer ersten Begegnung empfinden sie Gefühle füreinander, die zu teils unrealistischen Entscheidungen führen. Stacey Lynn lässt erstaunlicherweise diesen gesamten Verlauf im Allgemeinen natürlich wirken und nicht oberflächlich, wie ich es von anderen Autoren gewohnt bin. Die gute Ausführung ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass sich die Handlung innerhalb weniger Wochen abspielt. Die Liebe auf den ersten Blick in dieser Ausführung würde mich nicht sonderlich stören, wenn da nicht Nicoles Vergangenheit wäre. Dass sie innerhalb dieser kurzen Zeit Zack so nahekommt und ihren Verlust nebenbei verarbeitet wirkte auf mich unrealistisch. Ihre Trauer hätte meiner Meinung nach einen größeren Platz in ihrer Geschichte und ihren Gedanken einnehmen müssen, denn obwohl das Buch ein Jahr nach dem Ereignis einsteigt, wird dem Leser auf den ersten Seiten deutlich, wie weit Nicole noch von der Normalität entfernt ist. Die Autorin hat es sich zu leicht gemacht, indem sie Nicoles Geschichte einfach ein Jahr nach dem Ereignis begonnen hat und davon ausgegangen ist, dass die Trauerarbeit in dieser Zeit erfolgt ist – was wiederum im Widerspruch zum Handlungsverlauf steht.
Lynns Erzählweise hat mir dagegen gut gefallen. Der Schreibstil war gut zu lesen und obwohl er nicht sonderlich poetisch war, gab es doch ein paar wundervolle Zitate. Außerdem schreibt die Autorin mit Gefühl – zweimal hatte ich wirklich Tränen in den Augen.
Dennoch glaube ich, dass es durchaus mehr Momente hätte geben können, in denen Lynn mit ihrem Schreibstil überzeugt. Für mich war es einfach zu wenig und das ist unglaublich schade, weil diese Momente gezeigt haben, dass sie es kann.
Zack ist ein absoluter Traummann – und obwohl ich mich mit Nicole ein Stückchen in ihn verliebt habe, ist das genau das Problem. Zack ist perfekt. Wirklich perfekt. Er hat keine Ecken, keine Kanten, keine Probleme, die er lösen muss und an denen er wachsen kann. Ja, es geht um Nicoles Vergangenheit, aber ein Buch muss beiden Hauptcharakteren die Möglichkeit geben sich weiterentwickeln zu können. Das ist hier nicht der Fall und führt dazu, dass Zacks Charakter flach wirkt.
Die Nebencharaktere sind auch nicht so gut ausgearbeitet, wie sie hätten sein können. Ich mag Mia und Jack, aber beide wurden zwischendurch sehr in den Hintergrund gedrängt. Auch die Bandmitglieder hätten weitaus mehr Tiefe bekommen können – immerhin sind sie ein großer Teil der gesamten Geschichte. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin sich zu sehr auf Nicole und Zacks Beziehung fokussiert und dabei vergisst, den Charakteren Tiefe zu geben. Auch Rachel (so gesehen eine Antagonistin) wäre durch mehr Tiefe weniger oberflächlich gewesen und hätte so der ganzen Geschichte mehr Spannung geben können.
Fazit
Nicole und Zacks Geschichte war emotional, aber nicht so emotional wie sie hätte sein können. Sie war mir insgesamt einfach zu wenig – zu wenig Gefühl, zu wenig Spannung, zu wenig Tiefe und zu wenige Ecken und Kanten. Ein paar Seiten mehr hätten hier bestimmt nicht geschadet.
Es hat Spaß gemacht den Roman zu lesen und er hat für ein paar schöne Lesestunden gesorgt, aber leider handelt es sich um eine dieser Geschichten, die man bald wieder vergisst.