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Veröffentlicht am 03.01.2020

Das kannst du besser, Colleen!

Was perfekt war
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Treue Leser meines Blogs werden vermutlich wissen, dass ich ein großer Fan von Colleen Hoover bin. Bei "Was perfekt war" ließ schon der Klapptext darauf schließen, dass wir es hier mit einem anderen Aufbau ...

Treue Leser meines Blogs werden vermutlich wissen, dass ich ein großer Fan von Colleen Hoover bin. Bei "Was perfekt war" ließ schon der Klapptext darauf schließen, dass wir es hier mit einem anderen Aufbau und einer anderen Thematik zu tun haben als im Hoover-Durchschnittsroman, weshalb ich besonders gespannt auf die Geschichte war. Was bei "Nur noch ein einziges Mal" und "Die tausend Teile meines Herzens" ganz wundervoll funktioniert hat und erfrischend neu war, kommt hier jedoch nur schleppend in die Gänge und erlaubt sich einige Schnitzer.


Das Cover ist ein wenig anders als die typische Gestaltung, da "Was perfekt war" im dtv-Imprint "bold" erschienen ist. Mit dem weißen Hintergrund, dem großen Titel und der rosa-roten Farbgebung des Motivs passt es optisch dennoch gut zu anderen Büchern der Autorin, die bei dtv erschienen sind. Ich finde das Motiv (der Rauch/das Tuch/der Farbverlauf) zwar nicht besonders aussagekräftig und kann keine besondere thematische Verbindung zum Inhalt der Geschichte feststellen, mir gefällt das deutsche Cover aber trotzdem um Welten besser als das Original. Sehr nett sind auch die beiden Zitate in den Leselaschen der broschierten Ausgabe.


Erster Satz: "Der Portier hat mich nicht angelächelt."


Wir steigen mit einem absoluten Tiefpunkt in Quinns Leben ein, von dem sie noch nicht weiß, dass er der Beginn ihres großen Glücks ist. Als sie einen Tag früher aus dem Urlaub zurückkommt und sie von einem Fremden erfahren muss, dass ihr Verlobter Ethan sie gerade mit seiner Freundin betrügt, zerbricht ihr großer Traum vom glücklichen Familienleben in tausend Stücke. Der gutaussehende Fremde vor ihrer Wohnung stellt sich als Graham vor und als sie beschließen, das Leid gemeinsam durchzustehen, werden ihre Wut und ihr Kummer schon bald von neuen Gefühlen überdeckt...So unglücklich die Umstände ihrer ersten Begegnung auch waren, so perfekt wird die Beziehung, die sich daraus entwickelt. Doch statt Grahams und Quinns Kennenlernen weiter zu verfolgen, vollführen wir einen Zeitsprung von acht Jahren und treffen die beiden - nun verheiratet - wieder und müssen feststellen, dass was perfekt war, fast zerbrochen und Quinn trotz der immer noch bestehenden Liebe todunglücklich ist. Was ist passiert, was diese Liebe nicht aushalten konnte? Und können die beiden ihre Ehe retten?


"Als wir uns bei Ethan im Hausflur gesehen haben, haben wir uns sofort erkannt. Es gibt Menschen, die begegnen sich und erkennen sich instinktiv - da spielen äußere Faktoren keine Rolle, weil sie daran vorbei direkt in das Innere des anderen sehen."



Wenn ihr das genaue Thema noch nicht kennt, mit dem sich das Buch auseinandersetzt, dann hört genau an dieser Stelle mit dem Lesen meiner Rezension auf und lasst die Handlung einfach auf euch zu kommen. Da sich die Autorin (aus mir nicht verständlichen Gründen) gegen eine Triggerwarnung entschieden hat, könnt ihr im Laufe der Geschichte das Thema erfahren. Colleen Hoover hat hier nach einem unkonventionellen Start eine ebenso ungewöhnliche Handlungskonstruktion gewählt und erzählt ihre Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Das "Damals" beschreibt als eingeschobene Rückblicke die Phase des Kennenlernens und die zarte Entwicklung der Liebe, die wir auch im "Jetzt" noch spüren. Acht Jahre später ist von der unbeschwerten Leichtigkeit zu Beginn der Beziehung aber nicht mehr viel zu spüren und das Paar kämpft mit einem Problem, dass sich tief in sie und ihre Beziehung gefressen hat: ein unerfüllbarer Kinderwunsch. Dadurch dass sich "Damals" und "Jetzt" Kapitel ständig abwechseln, wird uns der Kontrast zwischen den emotionalen Zuständen der Protagonisten immer wieder vor Augen geführt. Für den Leser ist der ständige Wechsel keinesfalls einfach, während man bei der Vorgeschichte immer wieder dahinschmilzt, kann man das unter die Haut gehende Leid Quinns im zweiten Handlungsstrang kaum ertragen. So finden wir uns in einer wohl kalkulierten Gefühlsachterbahn wieder, in der sich beide Komponenten die Waage halten, sodass die herzerwärmende Vorgeschichte über die herunterziehenden Sequenzen hinwegtrösten.


"Quinn." Er hält mich in den Armen, drückt sein Gesicht in meine Haare. Seien Stimme ist voller Qual als er meinen Namen sagt. Ich habe diesen Namen noch nie so gehasst. Ich halte mir die Ohren zu, weil ich seine Stimme jetzt nicht hören will. Aber er sagt sowieso nichts mehr. Nicht einmal, als ich mich aus seiner Umarmung winde, aufstehe, in unser Schlafzimmer gehen und die Tür abschließe."


Auch dass Colleen Hoover diese Thematik zum Mittelpunkt ihrer Geschichte macht und einfühlsam schildert, was es mit der Psyche einer Frau und einer Ehe machen kann, wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt werden kann, hat mir gut gefallen. Für mich war es ein wenig schwer, mich in Quinns Situation hineinzuversetzen, da ich in einer ganz andern Lebensphase bin als die Protagonistin und deshalb mit ihrem Problem noch nicht besonders viel anfangen konnte. Dennoch hat mir Quinns emotionales Leiden selbst sehr zugesetzt und mich in meiner Stimmung stark beeinflusst, was von der hohen Qualität des Schreibstils zeugt. Die "Queen of Hearts" ist hier mal wieder ein schmerzhaftes Problemthema angegangen und fand in jeder Situation genau die richtigen Formulierungen, um nur so mit unseren Emotionen zu spielen und kannte dabei kein Tabu, wenn es darum geht, uns Leser zu quälen. Die Geschichte ist herzzerreißend, sie beschäftigt, sie macht den Leser fertig. Colleen Hoover besitzt einfach das Talent aus wenigen Worten die größten Gefühle heraus zu locken und so eigentlich aus dem Nichts ein riesiges Gefühlschaos und Drama zu erschaffen.


"Es ist eine echte Leistung, dass du bist, wie du bist. Dass du es geschafft hast, ganz aus dir selbst heraus zu einer emotional so klugen, großzügigen, tollen Frau zu werden."
Die wenigsten Menschen sind in der Lage, den exakten Zeitpunkt zu benennen, an dem sie angefangen haben, einen anderen Menschen zu lieben.
Ich schon.
Es ist gerade eben passiert."


Aber (jetzt kommt leider ein dickes, fettes ABER): sie ist beim Erschaffen von eben erwähntem Gefühlschaos und Drama deutlich zu weit über ihr Ziel hinausgeschossen. Ich habe über weite Teile der Geschichte ihren humorvollen, leichten Stil sehr vermisst und trotz der erwähnten Balance zwischen Problem und Vorgeschichte war mir die Geschichte alles in allem über weite Teile zu weinerlich. Wer jetzt vielleicht dagegen einzuwenden hat, dass es ein emotional belastendes Thema ist und Quinn natürlich sehr leidet, dem sei gesagt, dass ich die gesamte Beziehungskrise, unter der sie zusätzlich zu leiden hat, nicht nachvollziehen konnte. Ich fand es schlichtweg unglaubwürdig, dass dieses tolle, perfekte Paar, das sich immer noch liebt und füreinander da sein will (was in jedem zweiten Satz beteuert wird), nicht miteinander redet und die Missverständnisse aus dem Weg schafft. Hier stehen keine Abhängigkeit, keine Hierarchie, keine Angst, keine Kommunikationsbarriere, keine äußerlichen Zwänge oder negative Gefühle wie Abneigung und Hass der Aussprache im Weg, sodass ich ab Seite 20 einfach nur dachte: redet doch einfach miteinander, dann können wir uns das alles sparen. Warum genau Quinn ihre Gefühle nicht einfach offen äußert, erschloss sich mir trotz der Innensicht aus ihrer Perspektive einfach nicht, wodurch mir ihr Leiden bald zu viel wurde. Am Anfang war ich ein wenig skeptisch, dass die Geschichte nur 300 Seiten hat, irgendwann in der Mitte hatte ich aber sogar einen Moment, in dem ich mir überlegt habe, wie lange dieser verfahrene Zustand noch andauern muss, bis endlich etwas passiert.


"Ich vermisse dich, Quinn. Du fehlst mir so schrecklich. Du sitzt direkt vor mir und bist trotzdem nicht da. Ich weiß nicht, wo du hingegangen bist oder wann du gegangen bist, und ich habe keine Ahnung, wie ich dich zurückholen soll. Ich fühle mich so allein. Wir leben zusammen. Wir essen zusammen. Wir schlafen zusammen. Aber ich habe mich in meinem ganzen Leben nie einsamer gefühlt."



Ein weiteres Problem der Konstruktion ist, dass sich im "Jetzt" beinahe jeder Satz auf das große im Raum stehende Problem bezieht und wir dadurch die Protagonisten aus den Augen verlieren. Eigentlich liegt der Fokus der Geschichte auf den Charakteren und deren Beziehung und wir konzentrieren uns nur auf Quinns Gefühle, alles andere, was in ihrem Leben passiert und wer darin vorkommt, wird ausgeblendet. Wir sollten dadurch also theoretisch einen tiefen Einblick in die Protagonisten erhalten und sie intensiv kennenlernen können. Stattdessen hatte ich das Gefühl, dass beide mit jedem Kapitel immer blasser wurden und all die vielen Gefühle (die man als Leser wie oben erwähnt heftig zu spüren bekommt) trotzdem nicht dafür sorgen, dass man ein vollständiges Bild der beiden Personen erhält. Wir lernen nicht Quinn, die Person, kennen sondern erfahren von den Gefühlen von Quinn, der leidenden Nicht-Mutter und Problem-Ehefrau. Was die beiden arbeiten, was sie für Hobbies haben, was sie mögen, was sie hassen, welche Musik sie hören, wie ihr alltägliches Leben aussieht, schlichtweg wer sie sind wenn sie sich nicht gerade leidend anschweigen, erfahren wir erst spät oder gar nicht. So bleibt Quinn obwohl aus ihrer Sicht erzählt wird total auf der Strecke. Dass man sich über weite Strecken nicht besonders mit ihr anfreunden kann liegt also meiner Meinung nach nicht daran, dass sie ein emotionales Wrack und als solches ein wenig anstrengend ist, sondern vor allem, dass sie zu keiner tiefgründigen, vollständigen Figur wird.


"Ich habe immer geglaubt, wenn man jemanden nur genug liebt, könnte diese Liebe alles überstehen. Solange sich zwei Menschen liebten, gäbe es nichts, das sie auseinanderreißen könnte. Noch nicht einmal eine Tragödie. Aber mittlerweile weiß ich, dass es Tragödien gibt, die selbst das Perfekteste zerstören können."


Auch Graham ist viel zu einseitig dargestellt. Da er bis auf einige Briefe gegen Ende keine eigene Stimme hat und wir auf Quinns Beschreibungen zugreifen, ist das Problem bei ihm fast noch schlimmer. Denn wenn Quinn etwas über ihn erzählt, dann immer nur in Zusammenhang mit ihrem Problem oder wie sehr sie ihn liebt. Wir erhalten also eine Mischung aus anhimmelnder und ablehnender Spekulationen über seine Gedanken und wissen nicht wirklich, was ihn umtreibt. Was wir gezeichnet bekommen ist ein total überhöhtes Bild eines Traummanns, sodass sich selbst die Protagonistin immer wieder daran erinnern muss, dass er "auch nur ein Mensch" ist. Bei ihm hat die Autorin definitiv ein kleines bisschen übertrieben, sodass auch er nicht authentisch war. Auch wenn mir die Dynamik zwischen den Protagonisten sehr gut gefallen hat, konnten die Beiden aber einfach nicht die Echtheit und Lebendigkeit transportieren, die ich sonst von CoHos Geschichten kenne.


Als wir endlich durch einige Briefe, die total nett eingefädelt die Auflösung der Story einleiten, einen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt erhalten, ist mein kritisches Urteil über die Konzeption der Geschichte endgültig gefällt. Kurz: viel zu aufgebauscht um realistisch zu erscheinen. Denn unter der Voraussetzung der Auflösung ergibt das ganze Drama noch weniger Sinn. Denn wenn Graham Quinns Probleme und ihre Gedanken seit Jahren kennt, wichtige Schlüsselszenen doch nicht so ahnungslos beobachtet hat, wie angenommen und genau weiß, was er sagen muss, um alles zu lösen - warum hat er es dann nicht einfach schon vor Jahren getan??? Was hat ihn davon abgehalten, einfach mit seiner Frau zu sprechen und ein glückliches Leben mit ihr zu führen. So kommt die ganze Problematik, so nett auch der Grundgedanke war, unglaubwürdig, konstruiert und gewollt daher, was dem Thema einfach nicht gerecht wird.


"Dass jemand der Richtige für dich ist, erkennst du daran, dass er dich nicht verunsichert, indem er dich auf deine Fehler aufmerksam macht, sondern dich stark macht, weil er vor allem deine guten Eigenschaften sieht."


Das tatsächliche Ende wird dann schnell und fast schon lachhaft einfach eingeleitet, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass entweder die Auflösung dem Problem nicht gerecht wird oder das Problem total aufgebauscht war. Zum Glück greift Colleen Hoover nicht auf das erwartete, plumpe Happy-End zurück sondern fädelt das Finale geschickter ein und entlockt sogar noch mit einem kleinen Easter-Egg mit Ausblick für alle, die "Finding Cinderella" gelesen habe, kurze Begeisterungssprünge. Alles in allem erfüllt die Geschichte aber nur bedingt das, was ich von einem Colleen Hoover Buch mittlerweile zu erwarten habe: dramatisch -ja-, emotional -ja-, tiefgehende Befassung mit wichtigem Thema - naja-, authentisch, -nein-, amüsant zu lesen, -nein-.




Fazit:


Dramatisch, emotional, mitreißend, leider aber über weite Strecken zu weinerlich, unglaubwürdig konzipiert und eine Handlung, die dem wichtigen Thema nicht ganz gerecht wird. Das kannst du besser, Colleen!

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Charmant, witzig, ehrlich - aber leider mit einigen Schwächen!

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer - Band 1
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Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane ...

Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane eingebracht hat. Jetzt entspreche ich natürlich leider nicht mehr ganz der Zielgruppe (dank galaktisch langer Gammelzeit auf meinem SuB), musste mich den süßen Geschichten aber trotzdem unbedingt noch annehmen. Mein Fazit zu dieser Geschichte: charmant, witzig und ehrlich - wird aber den eigenen Ansprüchen nicht ganz gerecht.

Das Cover ist wie immer aus dem Magellan Verlag sehr aufwändig, liebevoll und süß gestaltet. In rosa und blau gehalten sind Tagebuchmotive, verspielte Kringel und Ranken zu sehen, was einen bunten Blickfang ergibt. Auch der Titel macht neugierig und deutet schon an, dass es wahrscheinlich eine Reihe wird. Durch verschiedene Schriftarten werden Lizzys Tagebucheinträge und ihre Erzählungen aus der Ich-Perspektive visuell voneinander abgegrenzt. Der kleine Countdown, der den Kapitelüberschriften angefügt ist, gibt an, wie viele Tage noch bis zum Schulfest verbleiben, bei dem Lizzy und ihr neu gegründeter Klub der Verlierer ihre Ergebnisse vorstellen müssen. Insgesamt eine runde, nette Gestaltung, die der Zielgruppe (Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren) angemessen ist.

Wir steigen durch einen ersten Tagebucheintrag Lizzys in die Geschichte ein und lernen, dass sie und ihre Freundin Krissi in der Nahrungskette der Mittelstufe ganz unten stehen, dass sie sich von ihren Eltern, ihrem Körper und ihrem ganzen Leben verraten fühlt - die üblichen Teeanger-Probleme eben. Als sie bei einer Assembly der Schule über die Verteilung von Ämtern in Projektgruppen ihren Unmut äußert ist es rum mit ihrem unsichtbaren, gemächlichen Außenseiterleben - sie soll ihre eigene Projektgruppe mit all denen gründen, die in ihren Gruppen gemobbt werden - ihren eigenen Klub der Verlierer. Doch ist das wirklich nur neue Art der Erniedrigung, ein weiteres Kapitel der Schande oder ist das endlich ihre Chance, allen zu beweisen, dass auch Außenseiter etwas können?


"Und deswegen sind wir das, was wir sind", sagte Carsten, während er die Hand an seinem gestreiften Pulli abwischte. "Man sieht bei uns das, was man bei sich selbst verheimlicht."


Im Klub der Verlierer lässt der Autor unsere impulsive, spontane, etwas verpeilte Protagonistin zusammen mit ihrer opportunistischen besten Freundin Krissi auf eine übergewichtige Frustesserin, einen popelessenden Nerd, eine stille Zeugin Jehovas, einen türkischen Sohn eines Imbissbesitzers und einen schüchternen Jasager treffen. Was diese Kombination aus liebenswerten, am Klischee vorbeigeschriebenen Außenseitern alles auf die Beine stellen kann, lässt nicht nur Lizzys Eltern, ihre Lehrer und Mitschüler sondern auch den Leser staunen. Mit originellen Ideen und einer sensiblen Befassung mit den ernsten Themen wie Mobbing, Ausgrenzung und Mut zum Anderssein lässt der Autor die 240 Seiten wie im Flug vergehen. Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.


Leider kann die Geschichte, den ernsten, wichtigen Themen, die sich der Autor vornimmt, nicht ganz gerecht werden. Wir erleben ehr Slapstick als cleveren Dialogwitz, die einzelnen Figuren wirken eher wie eine Parodie ihres zugrundeliegenden Klischees anstatt echten Tiefgang aufzubauen und der Humor geht oft auf die Kosten der Protagonisten. Hauptziel für die Witze des Autors ist die Protagonistin Lizzy, die leider etwas blass bleibt und mit der ich mich (vielleicht aufgrund des Alters?) nicht identifizieren konnte, da sie stellenweise widersprüchlich und unglaubwürdig wirkt. Ihre Ausdruckweise und ihr Hintergrundwissen passen oftmals nicht damit zusammen, wie sie sich benimmt, sich selbst sieht und wie sie auch durch ihre schulischen Noten beschrieben wird. Da sie aber erst am Anfang der Pubertät steht und noch viel Entwicklung, viele Probleme, Katastrophen, Glücksmomente und Offenbarungen vor sich hat, wird wohl auch viel ihrer Charakterisierung auf die zwei folgenden Teile verschoben.
Außerdem zieht sich der Mittelteil trotz der geringen Seitenanzahl ein bisschen, da zeitweise nicht viel Neues passiert und das Ende, das interessante Ideen und eine Wendung, die man nicht kommen sieht, beinhaltet, gerät dagegen etwas kurz. Die N-Experience hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht - so dahingestellt wirkt da Ende einfach nicht ganz rund und teilweise fragwürdig.




Fazit:

Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.

Leider störten mich aber Widersprüche, fehlender Tiefgang und Schwächen in der Handlungskonzeption zu sehr, um ein wirklicher Fan der Geschichte zu werden.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Charmant, witzig, ehrlich - aber leider mit einigen Schwächen!

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer
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Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane ...

Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane eingebracht hat. Jetzt entspreche ich natürlich leider nicht mehr ganz der Zielgruppe (dank galaktisch langer Gammelzeit auf meinem SuB), musste mich den süßen Geschichten aber trotzdem unbedingt noch annehmen. Mein Fazit zu dieser Geschichte: charmant, witzig und ehrlich - wird aber den eigenen Ansprüchen nicht ganz gerecht.

Das Cover ist wie immer aus dem Magellan Verlag sehr aufwändig, liebevoll und süß gestaltet. In rosa und blau gehalten sind Tagebuchmotive, verspielte Kringel und Ranken zu sehen, was einen bunten Blickfang ergibt. Auch der Titel macht neugierig und deutet schon an, dass es wahrscheinlich eine Reihe wird. Durch verschiedene Schriftarten werden Lizzys Tagebucheinträge und ihre Erzählungen aus der Ich-Perspektive visuell voneinander abgegrenzt. Der kleine Countdown, der den Kapitelüberschriften angefügt ist, gibt an, wie viele Tage noch bis zum Schulfest verbleiben, bei dem Lizzy und ihr neu gegründeter Klub der Verlierer ihre Ergebnisse vorstellen müssen. Insgesamt eine runde, nette Gestaltung, die der Zielgruppe (Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren) angemessen ist.

Wir steigen durch einen ersten Tagebucheintrag Lizzys in die Geschichte ein und lernen, dass sie und ihre Freundin Krissi in der Nahrungskette der Mittelstufe ganz unten stehen, dass sie sich von ihren Eltern, ihrem Körper und ihrem ganzen Leben verraten fühlt - die üblichen Teeanger-Probleme eben. Als sie bei einer Assembly der Schule über die Verteilung von Ämtern in Projektgruppen ihren Unmut äußert ist es rum mit ihrem unsichtbaren, gemächlichen Außenseiterleben - sie soll ihre eigene Projektgruppe mit all denen gründen, die in ihren Gruppen gemobbt werden - ihren eigenen Klub der Verlierer. Doch ist das wirklich nur neue Art der Erniedrigung, ein weiteres Kapitel der Schande oder ist das endlich ihre Chance, allen zu beweisen, dass auch Außenseiter etwas können?


"Und deswegen sind wir das, was wir sind", sagte Carsten, während er die Hand an seinem gestreiften Pulli abwischte. "Man sieht bei uns das, was man bei sich selbst verheimlicht."


Im Klub der Verlierer lässt der Autor unsere impulsive, spontane, etwas verpeilte Protagonistin zusammen mit ihrer opportunistischen besten Freundin Krissi auf eine übergewichtige Frustesserin, einen popelessenden Nerd, eine stille Zeugin Jehovas, einen türkischen Sohn eines Imbissbesitzers und einen schüchternen Jasager treffen. Was diese Kombination aus liebenswerten, am Klischee vorbeigeschriebenen Außenseitern alles auf die Beine stellen kann, lässt nicht nur Lizzys Eltern, ihre Lehrer und Mitschüler sondern auch den Leser staunen. Mit originellen Ideen und einer sensiblen Befassung mit den ernsten Themen wie Mobbing, Ausgrenzung und Mut zum Anderssein lässt der Autor die 240 Seiten wie im Flug vergehen. Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.


Leider kann die Geschichte, den ernsten, wichtigen Themen, die sich der Autor vornimmt, nicht ganz gerecht werden. Wir erleben ehr Slapstick als cleveren Dialogwitz, die einzelnen Figuren wirken eher wie eine Parodie ihres zugrundeliegenden Klischees anstatt echten Tiefgang aufzubauen und der Humor geht oft auf die Kosten der Protagonisten. Hauptziel für die Witze des Autors ist die Protagonistin Lizzy, die leider etwas blass bleibt und mit der ich mich (vielleicht aufgrund des Alters?) nicht identifizieren konnte, da sie stellenweise widersprüchlich und unglaubwürdig wirkt. Ihre Ausdruckweise und ihr Hintergrundwissen passen oftmals nicht damit zusammen, wie sie sich benimmt, sich selbst sieht und wie sie auch durch ihre schulischen Noten beschrieben wird. Da sie aber erst am Anfang der Pubertät steht und noch viel Entwicklung, viele Probleme, Katastrophen, Glücksmomente und Offenbarungen vor sich hat, wird wohl auch viel ihrer Charakterisierung auf die zwei folgenden Teile verschoben.
Außerdem zieht sich der Mittelteil trotz der geringen Seitenanzahl ein bisschen, da zeitweise nicht viel Neues passiert und das Ende, das interessante Ideen und eine Wendung, die man nicht kommen sieht, beinhaltet, gerät dagegen etwas kurz. Die N-Experience hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht - so dahingestellt wirkt da Ende einfach nicht ganz rund und teilweise fragwürdig.




Fazit:

Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.

Leider störten mich aber Widersprüche, fehlender Tiefgang und Schwächen in der Handlungskonzeption zu sehr, um ein wirklicher Fan der Geschichte zu werden.

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Veröffentlicht am 08.10.2019

Entzaubert die märchenhafte Atmosphäre von Band 1

Cinder & Ella
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Bei Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Geschichten bin ich immer skeptisch und so war ich auch bei der Ankündigung der Fortsetzung zu meiner geliebten "Cinder und Ella"- Geschichte unschlüssig, ...

Bei Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Geschichten bin ich immer skeptisch und so war ich auch bei der Ankündigung der Fortsetzung zu meiner geliebten "Cinder und Ella"- Geschichte unschlüssig, was dieser Band noch Neues bringen soll. Am Ende haben dann aber doch die Neugier und mein Drang, die beiden noch einmal wiederzusehen gesiegt. Leider musste ich jedoch schnell feststellen, dass meine anfängliche Skepsis begründet ist. Wie angenommen, konnte mich diese Fortsetzung trotz einiger Lichtblicke nicht vollends überzeugen und blieb weit hinter Band 1 zurück.

Das Cover passt sehr gut zur Gestaltung von Band 1. Während dieses mit einem kräftigen türkisfarbenen Hintergrund sofort ins Auge stach, ist Band 2 in strahlendem Weiß gehalten, auf dem das Hauptmotiv in verschiedenen Rosa-Tönen besonders gut zur Geltung kommt. Die filigranen Blumen und der weiße Titel harmonieren wieder super und ergeben somit einen gleichzeitig schlichten und doch verspielten Gesamteindruck. Auch innerhalb der Buchdeckel ähnelt sich die Gestaltung sehr. Die Kapitelanfänge sind mit kleinen Punkten verziert und bei Abschnitten aus Brians Sicht ist dies oben vermerkt. Ich finde es immer noch etwas seltsam, dass nur bei Brians Kapiteln ein Vermerk zu finden ist.

Erster Satz: "Ich lag auf der bequemen Couch, den Kopf auf die Armlehne gebettet, und starrte auf den Laptop in meinem Schoß."


So unspektakulär und gemächlich wie dieser erste Satz klingt, steigen wir auch in die Geschichte ein und knüpfen direkt an die Geschehnisse von Band 1 an. Brian und Ella sind erst seit einer Woche ein Paar, verstecken sich vor der Welt und wollen gemütlich Weihnachten feiern, bevor sie sich dem Medienrummel um sie stellen, weshalb der Beginn nicht besonders packend sondern eher langsam anläuft. Auch der spätere Storyverlauf ist von diesem gemächlichen Tempo geprägt und wartet kaum mit Überraschungen auf uns. Wirklich spannende Szenen werden dabei hingegen oft abgekürzt, ausgespart und wir verlieren uns stattdessen viel zu oft in irrelevantem Geplänkel. Wichtige Aspekte der Handlung, die mich interessiert hätten, werden hier eiskalt übergangen oder im Schnelldurchlauf in der Nacherzählung beschrieben. Ellas schwierige OP, ihre anstrengenden Therapiesitzungen, ihr aufblühender Blog, die Schule, ihre Freundschaft zur bunten Vivian und ihren beiden kostümwütigen Dads, ihr treuer Freund Rob, ihre Liebe zum Druidenprinzen und andere Bestandteile ihres Lebens, welche in Band 1 eine wichtige Rolle gespielt hatten, werden fast vollständig ignoriert. Stattdessen legt Kelly Oram einen seltsamen Fokus auf Szenen, die sich vorrangig mit Ellas Hemmungen befassen und die mich gar nicht interessiert hätten.

Ich hatte auf eine Fortsetzung über die Beziehung von Cinder und Ella, ihren Alltag und ihre Liebe gehofft, in der wir auch einen Einblick in Brians Welt bekommen, die in Band 1 ja relativ zurückgestellt wurde. Stattdessen konzentrieren wir uns hier fast ausschließlich auf Ella, sodass anstatt "Cinder und Ella" eher ein Titel wie "Ellas Komplexe" gepasst hätte. Anstatt uns mit süßen Paar-Szenen zu erfreuen oder die zarte Beziehung zwischen den beiden, die zuvor sehr zaghaft und authentisch entwickelt wurde, weiter auszubauen, verstricken wir uns in diverse Dramen, die den Rahmen der Glaubwürdigkeit großzügig ausschöpfen. Bevor die beiden sich vollends aneinander gewöhnen und sich richtig kennenlernen können, tauchen schon die ersten Probleme auf. Denn auch wenn sie sich seit Jahren schreiben, ist eine echte Beziehung doch eine andere Nummer. Ellas Komplexe verhindern, dass sie sich körperlich näher kommen und stehen auch ihrer eigenen Karriere im Weg, die sich mit vielen neuen Möglichkeiten vor ihr präsentiert. Und als der Druck der Öffentlichkeit immer weiter steigt und es zu Streitigkeiten in ihrer Familie kommt, muss sie sich fragen, was sie wirklich will und ob sie ihre Ängste überwinden und mit Brian ihr Happy End finden kann...

"Für Brian und mich würde es nicht immer nett und einfach werden. Brian war das bewusst. Es gefiel ihm nicht, doch er warnte mich stets vor. Dafür war ich ihm dankbar. Ich hatte eine Million Bücher gelesen, in denen der Held die Heldin im Dunkeln ließ in dem Versuch, sie zu schonen. Solche Helden waren Idioten. Ihre Lügen führten am Ende bloß dazu, dass die Heldin verletzt wurde. Brian versuchte nicht, die schlechten Seiten vor mir zu verbergen. Er wollte, dass ich vorbereitet war, damit wir uns ihnen gemeinsam stellen konnten."


Gut gefallen hat mir, dass hier die Beziehung zu ihrer Familie, vor allem zu Ana und ihrem Vater, spannend in den Vordergrund rückt. Leider eskalieren die Spannungen zwischen ihrem Vater und Brian aber auch schnell in einem Drama, das mich den Kopf schütteln ließ. Während Ella im ersten Teil mit zickige Stiefschwestern, mangelndem Selbstwertgefühl, Einsamkeit, Mobbing in der Schule, Trauer um ihre Mutter und stressige Sitzungen mit ihrer Psychotherapeutin kämpfen musste, stehen hier hinterlistige Gossip-Reporter, aufdringliche Fans und begeisterte Mobs auf dem Plan. Der riesige Medienrummel um sie, die ja "nur" die Freundin eines Celebrities ist, wirkt dabei genau wie der überzogene Streit mit ihrem Vater erzwungen und aufgesetzt. Kelly Oram versucht es hier mit viel Drama, Kritik an Schönheitsidealen und Darstellung der Schattenseiten des Ruhms (was natürlich auch seine Daseinsberechtigung hat), verliert dabei aber das eigentliche Paar aus den Augen. Auch in Band 1 standen die Charaktere im Vordergrund und ihr Leiden, ihre Geschichte, ihr Leben wurde nicht als bloße Kulisse für eine rasante Lovestory missbraucht, was mir wirklich gut gefallen hat. Während sich beim Vorgänger aber eben diese Liebe eher dezent um ihre Probleme wandte und zwischen all den Problemen ein wenig Platz fand, um aufblühen zu können, wird ihre Entwicklung hier komplett übergangen und durch endlose Liebeserklärungen ersetzt. Ella bekommt viel Zeit, um ihre Komplexe zu bekämpfen, als Paar entwickeln sich Brian und Ella aber kaum weiter.


"Du bist mein Leben, Ellamara. Mein Herz. Meine Seele. Mein Ein und Alles."


Im Gegenteil: Brian wird zu einer blassen Hilfsfigur degradiert, die ihr immer mit liebevollen Ermutigungen und schwülstigen Liebeserklärungen zur Seite steht, dabei aber unglaubwürdig kitschig und seelenlos wirkt. Eigene Gefühle außer Stolz und Liebe für seine Ella darf er nicht haben und so wird er mehr zu einer Projektionsfigur für Ellas Sehnsüchte und Ängste, die selbst aber nicht wirklich etwas Handlung beiträgt. Auch Ella, die wir in Band 1 als starke Protagonistin kennengelernt haben, die sich durch viel Durchhaltevermögen, Willenskraft, ihren Humor und aufkeimende Freundschaften langsam aus dem Loch hervorkämpft, in das sie nach dem Unfall gefallen ist, hat hier für mich ihr hohes Identifikationspotential eingebüßt. Hier wird nämlich ein sehr widersprüchliches Bild von ihr gezeichnet, mit dem ich nicht ganz warm wurde. Manchmal nervt sie als kleines verklemmtes Mädchen, das nicht weiß, was sie will und vor der ganzen Welt Angst hat und verhält sich wirklich anstrengend. An anderen Stellen hingegen verwundert sie durch selbstbewusstes, sarkastisches Auftreten und stellt ihre eigentliche Stärke zur Schau. Ihr langer Weg zur Akzeptanz ihres Äußeren ist sehr anrührend dargestellt, an manchen Stellen ist die Autorin jedoch leider etwas übers Ziel hinausgeschossen.


"Du bist so selbstsicher, dass es an Arroganz grenzt", fuhr Ana fort, "und du hast zu allem und jedem eine Meinung. Deshalb kannst du dich in einer Beziehung mit jemandem wie Brian behaupten. Ihr beide seid einander ebenbürtig. In allen Dingen - die körperliche Erscheinung ausgenommen. Was die anbelangt, hast du keinerlei Selbstwertgefühl." Und wieder lag sie richtig. Ich war wohl meine eigene schärfste Kritikerin, wenn es um mein körperliches Erscheinungsbild und ein Fähigkeiten ging."



Versteht mich nicht falsch. Aus meiner Kritik spricht mehr die Enttäuschung als Abneigung der Geschichte gegenüber. Denn trotz dass Brian total untergeht, Ella manchmal nervt und Kelly Oram andere Aspekte in den Vordergrund rückt, als ich vielleicht angenommen hätte, ist die Geschichte wirklich nicht schlecht und macht trotz mancher Enttäuschungen Spaß zu lesen. Kelly Oram versteht es wirklich meisterhaft, uns in den Kopf von Ella hineinblicken und jeden Stich und jede Gemeinheit selbst spüren zu lassen. Die Autorin überrollt den Leser geradezu mit Schmerz und Tränen und ist dabei an vielen Stellen gefährlich nahe an der Grenze zur typischen New-Adult-Genre-Übertreibung. Doch neben Schmerz und Leid werden auch Vertrauen, Freundschaft, Liebe und Familie sehr groß geschrieben und es ist wundervoll zuzusehen, wie Ella langsam wieder Vertrauen in sich setzt und mit ihrer Situation besser umgehen kann. So sind wir mal wieder bei einem altbekannten Problem angelangt: mein Kopf war enttäuscht von der Geschichte während mein Herz sie trotzdem geliebt hat..

Außerdem ergeben Ella und Brian in Kombination auf jeden Fall ganz viel Lesespaß in witzigen Diskussionen. Die Autorin schafft durch flotte Dialoge und mit viel Witz und Gefühl den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und Bitterkeit der Realität, sodass die Geschichte locker und leicht daherkommt. Neben den Themen wie Schönheit, Selbstwahrnehmung, Verlust und Trauer kommen auch die Schattenseiten vom glänzenden Hollywood, die verbindende Wirkung von Büchern und die Wichtigkeit von menschlichen Beziehungen und Unterstützung zur Geltung. Nichtsdestotrotz konnten diese Lichtblicke einfach nicht über meine Enttäuschung hinwegtäuschen und so kam mir märchenhafte Atmosphäre von Band 1 entzaubert vor.


"Danke, das du überlebt hast", hauchte er. "Danke, dass du so hart gekämpft und nicht aufgegeben hast, und dafür, dass du mich gefunden hast." Meine Lider schlossen sich, und aus meinen Augenwinkeln entkamen ein paar Tränen. "Danke, dass du mir etwas gegeben hast, wofür es sich zu kämpfen lohnt."


Das Ende driftet dann leider arg ins Kitschige ab und macht umso deutlicher, dass die Autorin mit ihrer Frage "Happy End - und dann?" nicht an das wunderschöne Neuzeitmärchen anknüpfen konnte, das sie zuvor geschaffen hat. Zwar können wir Ella und Brian mit einem guten Gefühl und einem Lächeln auf dem Gesicht sich selbst überlassen, dennoch bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack, dass hier wesentlich mehr drin gewesen wäre. Insgesamt ist das Buch für wirkliche Fans ein schöner Abschluss, den ich aber nicht unbedingt gebraucht hätte.
Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.



Fazit:


Ein durchaus unterhaltsames und interessantes Wiedersehen mit Cinder und Ella. Leider verhindern überzogene Dramen, plattgetretene Komplexe und die fehlende Weiterentwicklung ihrer Beziehung, dass an die märchenhafte Atmosphäre des ersten Teils angeknüpft werden kann und Kelly Oram verliert sich zeitweise zwischen irrelevantem Geplänkel und Kitsch.
Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Entzaubert die mächenhafte Atmosphäre von Band 1

Cinder & Ella
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Bei Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Geschichten bin ich immer skeptisch und so war ich auch bei der Ankündigung der Fortsetzung zu meiner geliebten "Cinder und Ella"- Geschichte unschlüssig, ...

Bei Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Geschichten bin ich immer skeptisch und so war ich auch bei der Ankündigung der Fortsetzung zu meiner geliebten "Cinder und Ella"- Geschichte unschlüssig, was dieser Band noch Neues bringen soll. Am Ende haben dann aber doch die Neugier und mein Drang, die beiden noch einmal wiederzusehen gesiegt. Leider musste ich jedoch schnell feststellen, dass meine anfängliche Skepsis begründet ist. Wie angenommen, konnte mich diese Fortsetzung trotz einiger Lichtblicke nicht vollends überzeugen und blieb weit hinter Band 1 zurück.

Das Cover passt sehr gut zur Gestaltung von Band 1. Während dieses mit einem kräftigen türkisfarbenen Hintergrund sofort ins Auge stach, ist Band 2 in strahlendem Weiß gehalten, auf dem das Hauptmotiv in verschiedenen Rosa-Tönen besonders gut zur Geltung kommt. Die filigranen Blumen und der weiße Titel harmonieren wieder super und ergeben somit einen gleichzeitig schlichten und doch verspielten Gesamteindruck. Auch innerhalb der Buchdeckel ähnelt sich die Gestaltung sehr. Die Kapitelanfänge sind mit kleinen Punkten verziert und bei Abschnitten aus Brians Sicht ist dies oben vermerkt. Ich finde es immer noch etwas seltsam, dass nur bei Brians Kapiteln ein Vermerk zu finden ist.

Erster Satz: "Ich lag auf der bequemen Couch, den Kopf auf die Armlehne gebettet, und starrte auf den Laptop in meinem Schoß."


So unspektakulär und gemächlich wie dieser erste Satz klingt, steigen wir auch in die Geschichte ein und knüpfen direkt an die Geschehnisse von Band 1 an. Brian und Ella sind erst seit einer Woche ein Paar, verstecken sich vor der Welt und wollen gemütlich Weihnachten feiern, bevor sie sich dem Medienrummel um sie stellen, weshalb der Beginn nicht besonders packend sondern eher langsam anläuft. Auch der spätere Storyverlauf ist von diesem gemächlichen Tempo geprägt und wartet kaum mit Überraschungen auf uns. Wirklich spannende Szenen werden dabei hingegen oft abgekürzt, ausgespart und wir verlieren uns stattdessen viel zu oft in irrelevantem Geplänkel. Wichtige Aspekte der Handlung, die mich interessiert hätten, werden hier eiskalt übergangen oder im Schnelldurchlauf in der Nacherzählung beschrieben. Ellas schwierige OP, ihre anstrengenden Therapiesitzungen, ihr aufblühender Blog, die Schule, ihre Freundschaft zur bunten Vivian und ihren beiden kostümwütigen Dads, ihr treuer Freund Rob, ihre Liebe zum Druidenprinzen und andere Bestandteile ihres Lebens, welche in Band 1 eine wichtige Rolle gespielt hatten, werden fast vollständig ignoriert. Stattdessen legt Kelly Oram einen seltsamen Fokus auf Szenen, die sich vorrangig mit Ellas Hemmungen befassen und die mich gar nicht interessiert hätten.

Ich hatte auf eine Fortsetzung über die Beziehung von Cinder und Ella, ihren Alltag und ihre Liebe gehofft, in der wir auch einen Einblick in Brians Welt bekommen, die in Band 1 ja relativ zurückgestellt wurde. Stattdessen konzentrieren wir uns hier fast ausschließlich auf Ella, sodass anstatt "Cinder und Ella" eher ein Titel wie "Ellas Komplexe" gepasst hätte. Anstatt uns mit süßen Paar-Szenen zu erfreuen oder die zarte Beziehung zwischen den beiden, die zuvor sehr zaghaft und authentisch entwickelt wurde, weiter auszubauen, verstricken wir uns in diverse Dramen, die den Rahmen der Glaubwürdigkeit großzügig ausschöpfen. Bevor die beiden sich vollends aneinander gewöhnen und sich richtig kennenlernen können, tauchen schon die ersten Probleme auf. Denn auch wenn sie sich seit Jahren schreiben, ist eine echte Beziehung doch eine andere Nummer. Ellas Komplexe verhindern, dass sie sich körperlich näher kommen und stehen auch ihrer eigenen Karriere im Weg, die sich mit vielen neuen Möglichkeiten vor ihr präsentiert. Und als der Druck der Öffentlichkeit immer weiter steigt und es zu Streitigkeiten in ihrer Familie kommt, muss sie sich fragen, was sie wirklich will und ob sie ihre Ängste überwinden und mit Brian ihr Happy End finden kann...

"Für Brian und mich würde es nicht immer nett und einfach werden. Brian war das bewusst. Es gefiel ihm nicht, doch er warnte mich stets vor. Dafür war ich ihm dankbar. Ich hatte eine Million Bücher gelesen, in denen der Held die Heldin im Dunkeln ließ in dem Versuch, sie zu schonen. Solche Helden waren Idioten. Ihre Lügen führten am Ende bloß dazu, dass die Heldin verletzt wurde. Brian versuchte nicht, die schlechten Seiten vor mir zu verbergen. Er wollte, dass ich vorbereitet war, damit wir uns ihnen gemeinsam stellen konnten."


Gut gefallen hat mir, dass hier die Beziehung zu ihrer Familie, vor allem zu Ana und ihrem Vater, spannend in den Vordergrund rückt. Leider eskalieren die Spannungen zwischen ihrem Vater und Brian aber auch schnell in einem Drama, das mich den Kopf schütteln ließ. Während Ella im ersten Teil mit zickige Stiefschwestern, mangelndem Selbstwertgefühl, Einsamkeit, Mobbing in der Schule, Trauer um ihre Mutter und stressige Sitzungen mit ihrer Psychotherapeutin kämpfen musste, stehen hier hinterlistige Gossip-Reporter, aufdringliche Fans und begeisterte Mobs auf dem Plan. Der riesige Medienrummel um sie, die ja "nur" die Freundin eines Celebrities ist, wirkt dabei genau wie der überzogene Streit mit ihrem Vater erzwungen und aufgesetzt. Kelly Oram versucht es hier mit viel Drama, Kritik an Schönheitsidealen und Darstellung der Schattenseiten des Ruhms (was natürlich auch seine Daseinsberechtigung hat), verliert dabei aber das eigentliche Paar aus den Augen. Auch in Band 1 standen die Charaktere im Vordergrund und ihr Leiden, ihre Geschichte, ihr Leben wurde nicht als bloße Kulisse für eine rasante Lovestory missbraucht, was mir wirklich gut gefallen hat. Während sich beim Vorgänger aber eben diese Liebe eher dezent um ihre Probleme wandte und zwischen all den Problemen ein wenig Platz fand, um aufblühen zu können, wird ihre Entwicklung hier komplett übergangen und durch endlose Liebeserklärungen ersetzt. Ella bekommt viel Zeit, um ihre Komplexe zu bekämpfen, als Paar entwickeln sich Brian und Ella aber kaum weiter.


"Du bist mein Leben, Ellamara. Mein Herz. Meine Seele. Mein Ein und Alles."


Im Gegenteil: Brian wird zu einer blassen Hilfsfigur degradiert, die ihr immer mit liebevollen Ermutigungen und schwülstigen Liebeserklärungen zur Seite steht, dabei aber unglaubwürdig kitschig und seelenlos wirkt. Eigene Gefühle außer Stolz und Liebe für seine Ella darf er nicht haben und so wird er mehr zu einer Projektionsfigur für Ellas Sehnsüchte und Ängste, die selbst aber nicht wirklich etwas Handlung beiträgt. Auch Ella, die wir in Band 1 als starke Protagonistin kennengelernt haben, die sich durch viel Durchhaltevermögen, Willenskraft, ihren Humor und aufkeimende Freundschaften langsam aus dem Loch hervorkämpft, in das sie nach dem Unfall gefallen ist, hat hier für mich ihr hohes Identifikationspotential eingebüßt. Hier wird nämlich ein sehr widersprüchliches Bild von ihr gezeichnet, mit dem ich nicht ganz warm wurde. Manchmal nervt sie als kleines verklemmtes Mädchen, das nicht weiß, was sie will und vor der ganzen Welt Angst hat und verhält sich wirklich anstrengend. An anderen Stellen hingegen verwundert sie durch selbstbewusstes, sarkastisches Auftreten und stellt ihre eigentliche Stärke zur Schau. Ihr langer Weg zur Akzeptanz ihres Äußeren ist sehr anrührend dargestellt, an manchen Stellen ist die Autorin jedoch leider etwas übers Ziel hinausgeschossen.


"Du bist so selbstsicher, dass es an Arroganz grenzt", fuhr Ana fort, "und du hast zu allem und jedem eine Meinung. Deshalb kannst du dich in einer Beziehung mit jemandem wie Brian behaupten. Ihr beide seid einander ebenbürtig. In allen Dingen - die körperliche Erscheinung ausgenommen. Was die anbelangt, hast du keinerlei Selbstwertgefühl." Und wieder lag sie richtig. Ich war wohl meine eigene schärfste Kritikerin, wenn es um mein körperliches Erscheinungsbild und ein Fähigkeiten ging."



Versteht mich nicht falsch. Aus meiner Kritik spricht mehr die Enttäuschung als Abneigung der Geschichte gegenüber. Denn trotz dass Brian total untergeht, Ella manchmal nervt und Kelly Oram andere Aspekte in den Vordergrund rückt, als ich vielleicht angenommen hätte, ist die Geschichte wirklich nicht schlecht und macht trotz mancher Enttäuschungen Spaß zu lesen. Kelly Oram versteht es wirklich meisterhaft, uns in den Kopf von Ella hineinblicken und jeden Stich und jede Gemeinheit selbst spüren zu lassen. Die Autorin überrollt den Leser geradezu mit Schmerz und Tränen und ist dabei an vielen Stellen gefährlich nahe an der Grenze zur typischen New-Adult-Genre-Übertreibung. Doch neben Schmerz und Leid werden auch Vertrauen, Freundschaft, Liebe und Familie sehr groß geschrieben und es ist wundervoll zuzusehen, wie Ella langsam wieder Vertrauen in sich setzt und mit ihrer Situation besser umgehen kann. So sind wir mal wieder bei einem altbekannten Problem angelangt: mein Kopf war enttäuscht von der Geschichte während mein Herz sie trotzdem geliebt hat..

Außerdem ergeben Ella und Brian in Kombination auf jeden Fall ganz viel Lesespaß in witzigen Diskussionen. Die Autorin schafft durch flotte Dialoge und mit viel Witz und Gefühl den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und Bitterkeit der Realität, sodass die Geschichte locker und leicht daherkommt. Neben den Themen wie Schönheit, Selbstwahrnehmung, Verlust und Trauer kommen auch die Schattenseiten vom glänzenden Hollywood, die verbindende Wirkung von Büchern und die Wichtigkeit von menschlichen Beziehungen und Unterstützung zur Geltung. Nichtsdestotrotz konnten diese Lichtblicke einfach nicht über meine Enttäuschung hinwegtäuschen und so kam mir märchenhafte Atmosphäre von Band 1 entzaubert vor.


"Danke, das du überlebt hast", hauchte er. "Danke, dass du so hart gekämpft und nicht aufgegeben hast, und dafür, dass du mich gefunden hast." Meine Lider schlossen sich, und aus meinen Augenwinkeln entkamen ein paar Tränen. "Danke, dass du mir etwas gegeben hast, wofür es sich zu kämpfen lohnt."


Das Ende driftet dann leider arg ins Kitschige ab und macht umso deutlicher, dass die Autorin mit ihrer Frage "Happy End - und dann?" nicht an das wunderschöne Neuzeitmärchen anknüpfen konnte, das sie zuvor geschaffen hat. Zwar können wir Ella und Brian mit einem guten Gefühl und einem Lächeln auf dem Gesicht sich selbst überlassen, dennoch bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack, dass hier wesentlich mehr drin gewesen wäre. Insgesamt ist das Buch für wirkliche Fans ein schöner Abschluss, den ich aber nicht unbedingt gebraucht hätte.
Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.



Fazit:


Ein durchaus unterhaltsames und interessantes Wiedersehen mit Cinder und Ella. Leider verhindern überzogene Dramen, plattgetretene Komplexe und die fehlende Weiterentwicklung ihrer Beziehung, dass an die märchenhafte Atmosphäre des ersten Teils angeknüpft werden kann und Kelly Oram verliert sich zeitweise zwischen irrelevantem Geplänkel und Kitsch.
Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.