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Veröffentlicht am 01.04.2020

Hurra es geht weiter

Gut Greifenau - Goldsturm
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Gut Greifenau Nr. 4.

Diese Forsetzung überraschte kam aber sicherlich auch deshalb zustande, weil die ersten drei Teile so unterhaltsam und spannend waren und es unter den Histo-Lesern schnell die Runde ...

Gut Greifenau Nr. 4.

Diese Forsetzung überraschte kam aber sicherlich auch deshalb zustande, weil die ersten drei Teile so unterhaltsam und spannend waren und es unter den Histo-Lesern schnell die Runde gemacht hatte, dass man diese Reihe unbedingt lesen muss, auch wenn man, wie ich, die Autorin vorher unter diesem Pseudonym nicht kannte.

Goldsturm erzählt ohne große zeitliche Lücke dort weiter, wo Band 3 aufhörte. Das Gut hat immer noch mit finanziellen Sorgen zu kämpfen. Herrschaften und Angestellte haben viele Probleme zu bewältigen. Kleine und große Dramen allerorts. Glückliche Momente aber auch Trauriges gibt es zu berichten. Man ist wieder mittendrin und kann das Buch kaum aus der Hand legen.

Besonders gefällt mir mal wieder, wie hier das Leben und die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg beschrieben werden. Wie schwer die Menschen es damals hatten, berührt einen vielleicht noch mehr, wenn man jetzt sieht, wie ein Virus die Welt durcheinander wirbelt. Und mit Beruhigung kann man lesen, dass die Menschen sich immer wieder aufrappeln und am Ende doch das Gute siegt. Eine Weile wenigstens, denn schließlich stehen wieder schlimme Zeiten bevor.

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht und bleibe ein treuer Fan dieser Reihe.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Lesehighlight

Long Bright River
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Michaela, genannt Mickey, ist Streifenpolizistin in Philadelphias schlimmstem Stadtbezirk Kensington. Hunderte von Drogentoten gibt es dort jedes Jahr und die Straßen sind voll von Abhängigen auf der Suche ...

Michaela, genannt Mickey, ist Streifenpolizistin in Philadelphias schlimmstem Stadtbezirk Kensington. Hunderte von Drogentoten gibt es dort jedes Jahr und die Straßen sind voll von Abhängigen auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Eine von ihnen ist Mickeys kleine Schwester Kacey. Seit dem Tod der Mutter hat sich die Ältere um sie gekümmert. Die hartherzige Großmutter kann den Mädchen keine Liebe und Wärme geben und deshalb sind die zwei Kinder sich sehr nahe. Als die Jüngere im Teenageralter in die Sucht abrutscht, lässt die Oma sie einfach fallen. Die Drogenabhängigkeit entfremdet aber auch die jungen Frauen über die Jahre und irgendwann bricht der Kontakt fast gänzlich ab. Gelegentlich sieht die eine in ihrem Streifenwagen die andere irgendwo am Straßenrand der Prostitution nachgehen. Aus der Ferne hält sie immer noch ein Auge auf die Schwester. Bis diese plötzlich verschwunden ist und ein Frauenmörder im Viertel sein Unwesen treibt. So macht Mickey sich auf, Kacey zu finden.

Vorsicht - der Klappentext suggeriert, dass es sich hier um einen Kriminalroman handeln könnte. Wer nur Krimis liest, könnte enttäuscht werden von Long Bright River. Aber wer offen ist für Alles, den wird diese Familiengeschichte sehr schnell fesseln und berühren. Die zwei Schwestern stehen schon in jungen Jahren alleine da. Die Großmutter verachtet den Vater der Kinder und unterbindet jeden Kontakt. Gleichzeitig will sie sie mit Härte und Unnahbarkeit stark machen und verletzt doch beide Kinderseelen tief. Dies ist sicherlich mit ein Grund, dass Kacey versucht, bei Drogen Halt zu finden und durch Beschaffungskriminalität und Drogenwahn die Nähe zur Schwester verliert. Dieser Prozess ist schmerzhaft und dramatisch und beschreibt sehr eindringlich die Situation vieler Menschen in Philadelphia. Auch Mickey hadert mit denen, die sie liebt, wird von einem Mann ausgenutzt, findet schließlich ihre Lebensmitte bei dem kleinen Sohn Thomas. Aber sie kann Kacey nie ganz aufgeben und allein dafür schon erobert sie schnell das Herz des Lesers.

Das Buch ist sehr einfühlsam und ehrlich geschrieben. Man kann es kaum aus der Hand legen. Auch wenn es kein Krimi ist, so hält es doch mehr als eine überraschende Wendung parat und durch einige sehr liebenswerte Nebenfiguren bekommt der Plot zusätzliche Tiefe und besticht mit einem klugen Blick ins Herz der Charaktere. Am Ende kommt so manches ganz anders, als man denkt und das Buch entlässt einen, obwohl es auch eine harte realistische Milieustudie ist, mit einem warmen und hellen Gefühl. Long bright river ist ein wirkliches Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Das Attentat von Sarajewo

Der Attentäter
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Selbst Menschen, die wenig mit Geschichte am Hut haben wissen, was der Begriff "Das Attentat von Sarajewo" gemeint ist und was dort passierte. Ein Attentat auf einen wichtigen Mann des europäischen Adels, ...

Selbst Menschen, die wenig mit Geschichte am Hut haben wissen, was der Begriff "Das Attentat von Sarajewo" gemeint ist und was dort passierte. Ein Attentat auf einen wichtigen Mann des europäischen Adels, dessen Tod der Tropfen war, der das Pulverfass in Europa zum Überlaufen brachte und damit letztendlich den ersten Weltkrieg zum Ausbruch brachte.

Ulf Schiewe erzählt hier, was wirklich geschah, wer die Männer waren, die das Attentat planten und auführten, warum sie es taten und warum Fehler in der Planung, der Überwachung, aber auch Naivität, Fehleinschätzung und Unentschlossenheit diesen tödlichen Anschlag erst möglich machten.

Die Fakten sind bekannt. Vieles ließ sich gut recherchieren. Wo das Material fehlte, hat Ulf Schiewe mit gesundem Menschenverstand und viel Gespür für die kleinen Untertöne seine Phantasie in die Geschichte einfließen lassen. Die meisten der Darsteller sind reale Persönlichkeiten, flankiert von denen, die Ulf ins Feld schickt, um das Attentat zu verhindern.

Das Ende des Romans ist natürlich vorgegeben. Das Attentat findet statt und das blutige Ende macht eigentlich schon traurig, Tage, bevor es eigentlich so weit ist. Das ist überhaupt das Spannende an diesem Buch. Denn obwohl der Leser weiß, wo es hinführt, hofft und bangt er mit den Opfern, blickt den jungen Attentätern besorgt über die Schulter, wünscht er sich, dass doch noch etwas schiefgehen würde und zumindest der Herzog das Attentat überleben würde, auch wenn es vielleicht am Ausbruch des Weltkrieges nur marginal etwas geändert hätte.

Ich mag es, wie Ulf Schiewe schreibt. Kraftvoll und ohne Schnörke. Und es ist toll, dass er sich dieses dramatischen Ereignisses auf seine eigene Art angenommen hat.

Veröffentlicht am 13.12.2019

Ich bin begeistert

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Was war ich froh, dass Oliver Pötzsch, den ich als Autor sehr schätze, sich des Themas Johann Faust angenommen hat. Als einfaches Mädel vom Land und ohne Abitur war es mir schon lange ein Dorn in der Leserseele, ...

Was war ich froh, dass Oliver Pötzsch, den ich als Autor sehr schätze, sich des Themas Johann Faust angenommen hat. Als einfaches Mädel vom Land und ohne Abitur war es mir schon lange ein Dorn in der Leserseele, dass ich die Geschichte nur durch Erzählungen rudimentär kannte. Nein, ich habe das Stück von Goethe nicht gelesen. Und ja, ich kann deshalb natürlich das Original nicht mit dem Roman vergleichen. Für mich aber hat Pötzsch alles richtig gemacht. Ich habe genau bekommen, was ich mir auch schon im ersten Band erhofft hatte.

Raffiniert verwebt der Autor Fakten und Personen des 16.ten Jahrhunderts mit der Fiktion des Gauklers Dr. Johann Faust, der mit einer Prise Fantasy auch als Zauberer durch die deutschen Lande reist. Wie in der bekannten Vorlage ist auch hier das Böse auf der Welt und macht den Menschen und Faust das Leben schwer. Philosophische, religiöse und weltliche Fragen der Gesellschaft spielen ebenso eine Rolle wie die ganz profane, ob es möglich ist Gold herzustellen. Letztere führt dazu, dass in einer Art historischem Roadmovie Faust und seine Freunde auf der Flucht sind vor denen, die die Formel zum Reichtum in die Hände bekommen wollen.

Meiner Meinung nach schafft Oliver Pötzsch es hervorragen, die Versatzstücke von Goethe in einen doch ganz eigenen Kontext zu bringen und einen Roman zu schreiben, der bestens unterhält und einen unheimlichen Lesesog entwickelt. Die 800 Seiten fliegen nur so dahin.

Ich bin auch von zweitem Band dieser Reihe begeistert.

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Veröffentlicht am 26.09.2019

Noch besser als die Vorgänger

Sterbekammer
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„Sterbekammer“ ist Frida, zum dritten Mal. Was, sie kennen Frida noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Sollten Sie ein Krimifan sein, der Wert auf authentische und sympathische Hauptdarsteller legt ...

„Sterbekammer“ ist Frida, zum dritten Mal. Was, sie kennen Frida noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Sollten Sie ein Krimifan sein, der Wert auf authentische und sympathische Hauptdarsteller legt und einen spannenden Kriminalfall, der ist bei der Reihe von Romy Fölck um die junge Kriminalerin Frida Paulsen und den altgedienten Kommissar Bjarne Haverkorn genau richtig.

Wieder ist die Geschichte voll ländlich-nordischem Lokalkolorit und das Privatleben der zwei Ermittler wird diesmal gehörig durcheinandergewirbelt und in ganz neue Bahnen gelenkt. Aber keine Sorge, die Autorin verliert dabei nie den Crime aus den Augen. Im Gegenteil ist es diesmal ein Kriminalfall, der den Leser sehr erschüttert und in einen menschlichen Abgrund zerrt und der dennoch anders ist, als andere Fälle, denn diesmal geht es um eine Frau, die vor 10 Jahren spurlos verschwunden ist, und von der plötzlich und unerwartet im Keller eines Toten Spuren auftauchen, die den Schluss zulassen, dass sie vor Kurzem noch gelebt hat, ja vielleicht sogar noch immer irgendwo gefangen gehalten wird. Die Jagd nach der Wahrheit und den Tätern ist also diesmal auch eine voller Hoffnung, dass zumindest für das letzte Opfer ein glückliches Ende möglich wäre. Aber nur, wenn Frida und Bjarne den Fall schnell genug lösen und die Frau finden können.

Die ersten beiden Teile dieser Krimireihe waren spannend und sehr unterhaltsam. Aber Teil Drei hat sie noch getoppt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Abschnitte aus der Sicht des Opfers waren trotz ihrer Kürze so berührend, dass man zu schlucken hatte und der Autorin für ihre einfühlsame Erzählweise großes Lob zollen muss. Die zwei Ermittler sind mir sowieso schon ans Herz gewachsen und es hat mich gefreut, dass sie diesmal beide auf ihre Weise auch mal Glück haben durften. Das kommt in Kriminalromanen oft zu kurz und depressive Kommissare gibt es auch schon genug, finde ich.

Es gibt derzeit keine deutsche Krimiserie, die ich lieber empfehlen möchte. Und es freut mich, dass die Reise mit Frida und Bjarne noch eine ganze Weile weitergehen wird. „Sterbekammer“ ist ein richtiger Pageturner mit Herz und Verstand und jeder Menge Spannung. Ich kann ihn nur jedem unbedingt empfehlen. (Und aus profunder Quelle habe ich erfahren, dass auch eine Verfilmung derzeit im Gespräch ist. Das würde mich sehr freuen.)

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