180 Sekunden sind einfach nicht genug
Allison hat in ihrem bisherigen Leben eine Ablehnung nach der anderen mitgemacht. Als gebrandmarktes Pflegekind hat Allison in vielen verschiedenen Familien leben müssen. Mal waren es gute Familien, mal ...
Allison hat in ihrem bisherigen Leben eine Ablehnung nach der anderen mitgemacht. Als gebrandmarktes Pflegekind hat Allison in vielen verschiedenen Familien leben müssen. Mal waren es gute Familien, mal weniger gute Familien. Aus Angst davor immer wieder abgelehnt bzw. enttäuscht zu werden, zieht sich Allison in ihr Innerstes zurück. Sie meidet Menschenmengen, macht sich klein wie eine Schnecke und benötigt ein „weißes Rauschen“, um sich gedanklich an einen ruhigeren Ort zu beamen. Bis sie eines Tages unverhoffter Dinge an einem Experiment teilnimmt: 180 Sekunden Blickkontakt und meine Welt ist deine!
Charaktere:
Allison ist eine junge studierende Frau, die so einiges an Schicksalsschlägen einstecken musste. Anfangs konnte ich mit ihrer ablehnenden Art nicht so recht warm werden. Sie machte mir die Sympathie und Empathie recht schwer. Der Knoten platze bei mir, als sie nach Esben’s Kennenlernen langsam „auftaute“. Mit der Zeit mochte ich sie gern, da Allison auch eine witzige, sarkastische Ader hat. Ihre Kraft weiterzumachen und auch die Fehler, die sie beging, machten sie nach einer „Aufwärmphase“ liebenswerter und authentischer.
Ihr Blickkontaktpartner ist Esben. Er ist so ganz anders als Allison. Er ist liebenswert, hilft gern anderen Menschen, um sie glücklich zu machen und wird in den Social Media-Netzwerken als ein Superstar gefeiert. Jeder kennt ihn, jede will ihn! Doch Esben macht sie wenig daraus. Ihm allein geht es darum, die traurigen Menschen um ihn herum glücklich zu machen. Er nutzt Social Media, um ein Mädchen - dessen eingeladene Gäste nicht kommen, weil sie ein Feuermal im Gesicht hat – ein Prinzessinnengeburtstag zu ermöglichen. Ich mochte ihn von Anfang an, da er eine sehr sanfte Seite hat.
Kerry ist die Schwester von Esben. Auch sie hat mit Dämonen zu kämpfen. Und trotz dieser Dämonen strahlt sie eine gewisse Stärke aus, die ich bewundere.
Dann gibt es noch eine Schlüsselfigur in der Geschichte: Steffi! Steffi ist die beste Freundin von Allison und bekommt in 180 Sekunden eine feste Rolle zugewiesen. Ich war zwiegespalten mit Steffi, da sie anfangs sehr sympathisch ist, aber doch zunehmend die Geschichte vereinnahmte. Am Ende hatte ich mehr Mitleid mit Steffi. Ihre Geschichte ist zudem sehr tragisch und hat mich kurzzeitig zu Tränen gerührt.
Umgehauen und zutiefst berührt hat mich Simon. Er ist der Adoptivvater von Allison und so bezaubernd. Seine Rolle ist wichtig und wird angemessen berücksichtigt in dieser Geschichte. Von ihm würde ich einfach gern mehr lesen.
Schreibstil:
Der Schreibstil an sich ist flüssig, stolperfrei und jugendstilistisch gut geschrieben. Aber die Spannungsbögen ebben an manchen Stellen schneller ab, als sie gekommen sind. Stilistisch gesehen habe ich ein großes Problem mit den vielen Zeitsprüngen, die die Autoren gemacht hat. Sie waren einfach nicht nachvollziehbar. Man wird in vielen Dingen im Dunkeln gelassen. Einige Themen wurden gar nicht vertieft, wie z. B. das „erste Mal“. Die wurden einfach ignoriert. Zusammenhänge wurden nur sehr wenig erklärt bzw. fehlte einfach die Tiefe.
Kritik und Meinung:
Ich bekam in dieser Story das Gefühl, dass viel Inhalt und brisante Themen reingequetscht, aber nicht richtig angegangen und ausgeschrieben wurden. Das war sehr ärgerlich! Die Story hat viel Potenzial, die in meinen Augen leider nicht genutzt wurden. Zudem störte mich, dass die besagten 180 Sekunden wenig Raum einnahmen. Man sollte hier den Titel ändern, da die 180 Sekunden nur dazu dienten Esben kennenzulernen. Der Titel 180 Sekunden kommt hier nur kurz zum Zug. Die Situation war super beschrieben, jedoch kam mir das Experiment einfach zu kurz. Die Protagonistin Steffi hat in meinen Augen zu viel Raum eingenommen.
Ich bin etwas enttäuscht, da ich, wie schon erwähnt, Potenzial sehe, welches aber nicht genutzt wurde. Die Story hätte so viel besser werden können, wenn die Autorin den roten Faden bewahrt hätte.
Ich vergebe deshalb gutgemeinte 3 Sterne.