Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2019

Es geht spannend weiter

Merle. Das Steinerne Licht
0

Der zweite Band des Merle-Zyklus von Kai Meyer, „Das steinerne Licht“ setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Bandes ein. Merle ist mit der fließenden Königin auf dem Rücken von Vermithrax die Flucht ...

Der zweite Band des Merle-Zyklus von Kai Meyer, „Das steinerne Licht“ setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Bandes ein. Merle ist mit der fließenden Königin auf dem Rücken von Vermithrax die Flucht aus Venedig gelungen. Nun wollen sie einen Eingang zur Hölle finden, um hinabzufliegen und Lord Licht zu bitten, ihnen zu helfen. Serafin ist unterdessen in Venedig zurückgeblieben, das sich jetzt in der Hand der Ägypter befindet. Als er ausgerechnet von den Lehrlingen Arcimboldos gerettet wird, bringen die ihn zur mysterösen Anführerin der Rebellen, die ihn in ihren Plan einspannen will.

Das Tempo der Geschichte ist wieder von Beginn an hoch. Ich wurde Zeugin der grausigen Aktivitäten der Ägypter und bangte mit Merle, ob ihre Reise von Erfolg gekrönt sein wird. Die Hölle macht ihrem Namen früh alle Ehre, denn schon bald befindet sich Merle mit ihren Reisegefährten in großer Gefahr. Auch in Venedig geht es um Leben und Tod, denn die Rebellen planen einen Anschlag. Besonders interessant fand ich es in diesem Band, mehr über die Sphinxe zu erfahren, uralte Wesen mit besonderen Mächten. Überrascht wurde ich vor allem auf der Reise in die Hölle, denn diese ist ganz anders als gedacht. Unterm Strich erleben die Charaktere viel, es fehlt jedoch der entscheidende Fortschritt, weshalb sich das Buch für mich wie ein typischer Mittelband anfühlte. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie die Geschichte in „Das gläserne Wort“ vorerst endet, bevor im Februar mit „Serafin. Das kalte Feuer“ ein neues Buch aus dem Zyklus erscheint!

Veröffentlicht am 07.12.2019

Norwegische Märchen entdecken - mit gelungenen Illustrationen von Kat Menschik

Die Puppe im Grase
0

In diesem Jahr war Norwegen das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Deshalb war ich sehr neugierig, im siebten Band der Illustrierten Lieblingsbücher von Kat Menschik in das Märchengut des Landes einzutauchen. ...

In diesem Jahr war Norwegen das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Deshalb war ich sehr neugierig, im siebten Band der Illustrierten Lieblingsbücher von Kat Menschik in das Märchengut des Landes einzutauchen. Für das Buch wurden Märchen ausgewählt, die im 19. Jahrhundert von Christian Peter Asbjørnsen und Jørgen Moe zusammengetragen und von Friedrich Bresemann übersetzt wurden.

Zwölf Märchen gibt es in diesem Buch zu entdecken, wobei die meisten nur zwei Seiten lang und damit schnell gelesen sind. Mir waren diese Märchen bislang allesamt nicht bekannt, auch wenn es natürlich viele wiederkehrende Motive und Elemente gibt, die man auch in deutschen Märchen findet. Ich fand es interessant zu sehen, wie viele Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede es gibt.

Wie für die Zeit üblich weisen viele der Texte grausame Elemente auf und enden oftmals auch nicht gut. Oftmals erschloss sich mir auch die Moral nicht. Beispielsweise heiratet der kleine Däumerling die Prinzessin und ertrinkt dann in der Butter. Besser gefallen hat mir da schon „Die zwölf wilden Enten“ mit einer Prinzessin namens Schneeweiß und Rosenrot, die übrigens rein gar nichts mit den Schwestern aus dem Grimms’schen Märchen gemein hat. Hier darf mal eine Frau selbst aktiv werden, statt nur der Hauptgewinn für den tapferen Helden zu sein, der vom König verschenkt wird.

Jedes Märchen wird von mindestens einer Illustration von Kat Menschik begleitet. Für dieses Buch wurden zwei Blautöne und Blutrot ausgewählt. Das Rot setzt bei den Illustrationen kraftvolle Akzente, zum Beispiel als Lippen oder Feuer. Jede einzelne ist für mich ein kleines Highlight, die dafür sorgt, dass ich das Buch immer wieder gern zur Hand nehme.

Veröffentlicht am 03.12.2019

Ein berührender und nachdenklich stimmender Roman

Deutsches Haus
0

„Deutsches Haus“ von Annette Hess nimmt den Leser mit ins Jahr 1963 nach Frankfurt, wo Eva als Dolmetscherin arbeitet. Üblicherweise übersetzt sie bei Wirtschaftsfragen oder Verhandlungen wegen Schadenersatz ...

„Deutsches Haus“ von Annette Hess nimmt den Leser mit ins Jahr 1963 nach Frankfurt, wo Eva als Dolmetscherin arbeitet. Üblicherweise übersetzt sie bei Wirtschaftsfragen oder Verhandlungen wegen Schadenersatz aus dem Polnischen. Nun aber wurde sie kurzfristig angefordert, um die Aussage eines ehemaligen Auschwitz-Gefangenen zu übersetzen. Denn gerade wird der erste Auschwitzprozess vorbereitet, der sich über Monate ziehen wird. Das Gehörte schockiert sie und geht ihr lange nicht aus dem Kopf. Als Eva gefragt wird, ob sie auch beim Prozess selbst übersetzen will, sagt sie zu, um die Opfer zu unterstützen. Ihr wohlhabender Freund Jürgen, mit dem sie sich in Kürze verloben will, sieht ihre Berufstätigkeit kritisch, vor allem bei einem solch aufsehenerregendem Thema. Ihre Eltern blocken Gespräche über das Thema gänzlich ab.
Das Thema Auschwitz war achtzehn Jahre nach Kriegsende noch bei weitem nicht so aufgewarbeitet wie heute, und die Haltung der Bevölkerung zum Prozess gemischt. Einige fordern Gerechtigkeit, andere wollen die Vergangenheit endlich ruhen lassen. Ich fand es interessant, die Prozesse aus Evas Sicht zu begleiten. Was sie hört stimmt nachdenklich und zeigt deutlich, wie wichtig die Erinnerung an diese Verbrechen ist, damit sie sich niemals wiederholen. Die Geschichte beschäftigt sich auch mit den Reaktionen ihres Umfelds auf ihre Tätigkeit. Ihren Freund Jürgen fand ich unsympathisch und es wurde wenig verständlich gemacht, warum sie ihn heiraten will. Seine Haltung zur Berufstätigkeit der Zukünftigen war aber nicht gänzlich unüblich für die Zeit. In Bezug auf Evas Eltern zeichnet sich bald ab, dass sie etwas zu verbergen haben, was die Familie in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Die Geschichte rund um Evas Schwestern Annegret hätte es aus meiner Sicht nicht gebraucht - welche Message sollte ihr Handeln und dessen Konsequenzen senden? Insgesamt ein berührender, nachdenklich stimmender Roman, der die Atmosphäre und das Drumherum des ersten Auschitz-Prozesses gelungen einfängt.

Veröffentlicht am 03.12.2019

Ein New Yorker Supermodel und ihre Herkunftsgeschichte, die nach Kenia führt

Die Sonnenschwester
0

Elektra führt als Supermodel ein stressiges Leben und hat den Brief, den Pa Salt ihr nach seinem Tod geschrieben hat, nicht gelesen. Sie leidet noch immer unter der Trennung vom Musiker Mitch und versucht, ...

Elektra führt als Supermodel ein stressiges Leben und hat den Brief, den Pa Salt ihr nach seinem Tod geschrieben hat, nicht gelesen. Sie leidet noch immer unter der Trennung vom Musiker Mitch und versucht, ihre Gefühle mit Wodka und Kokain zu betäuben. Als sie einen Brief von einer Frau erhält, die behauptet, ihre Großmutter zu sein, ist sie zunächst skeptisch. Als ihr schließlich bestätigt wird, dass es die Wahrheit ist, willigt sie in ein Treffen ein. Stella Jackson möchte ihr die Geschichte ihrer Herkunft erzählen, die in Kenia beginnt. Doch bevor sie mehr hören kann, gerät ihr Leben völlig aus der Bahn...

Elektra ist mir als Charakter in den bisherigen Banden der Reihe nicht sonderlich sympathisch geworden, denn sie glänzte vor allem durch Abwesenheit und ihr schwieriges Temperament. Dementsprechend überraschte es mich wenig, dass auf den ersten Seiten dieses Bandes ihre derzeitige Assistentin kündigt und dies nicht die Erste war. Auf Anraten ihrer Agentin stellt Elektra die zurückhaltende Mariam ein, die Ruhe und Struktur in ihr Leben bringt. Doch auch sie kann Elektra nicht davon abhalten, ständig Wodka zu trinken und Drogen zu konsumieren.

Als Leser emerkt man schnell, wie stark Elektras Alkohol- und Drogensucht ihr Leben bestimmt. Während die anderen meisten anderen Schwestern sich verhältnismäßig schnell auf die Reise begaben, auf die ihr Pa Salt sie mit seinen Briefen geschickt hat, ist Elektra für eine Veränderung nicht bereit. Eine erneute Begegnung mit ihrem Ex und das erste Treffen mit ihrer Großmutter sind schließlich zu viel für sie und stellen sie vor eine wegweisende Entscheidung.

Bei der Erzählung zu Elektras Herkunft beginnt ihre Großmutter im Jahr 1938 in Kenia bei der jungen Cecily, die für einige Wochen aus New York ins Happy Valley zu ihrer Patentante Kiki gereist ist. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie, doch nach der Trennung von ihrem Verlobten will sie der Großstadt für eine Weile entfliehen. In Kenia ist einiges anders als gedacht, gleichzeitig wirkt das Land eine gewisse Faszination auf sie aus. Der Kriegsausbruch und weitere Entwicklungen sorgen schließlich dafür, dass für sie alles anders kommt als gedacht.

Cecilys Erlebnisse in Kenia fand ich interessant und ihr Schicksal konnte mich berühren. Da es um Elektras Herkunft geht fragte ich mich früh, wie die Geschichte dieser weißen aus New York stammenden Frau wohl mit der von Elektra und ihrer Großmutter Stella verbunden ist, die beide schwarz sind. Bis dieses Geheimnis gelüftet wird muss man sich jedoch eine Weile gedulden.

Geduld ist hier überhaupt das Stichwort, denn mit über 800 Seiten ist es das bislang dickste Buch der Reihe. Die Autorin nahm sich Zeit, um mir Elektras Innenleben verständlich zu machen, was durch Selbstbezogenheit und Selbstmitleid geprägt ist, und mich eine Wandlung erleben zu lassen, die nur langsam geschehen kann und sich trotzdem noch zu schnell anfühlte. Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt, hatte aber oft das Gefühl, dass die Geschichte weiter als nötig ausholt. Wer hofft, endlich mehr über die siebte Schwester zu erfahren, wartet leider erneut vergeblich auf Hinweise.

Insgesamt ist „Die Sonnenschwester“ eine nachdenklich stimmende Geschichte im New York der Gegenwart und Kenia der Vergangenheit mit einer schwierigen Protagonistin, die im Laufe der Zeit eine Wandlung durchmacht. Für mich nicht das Beste, aber auch nicht das schlechteste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Zehn nachdenklich stimmende Kurzgeschichten

Irgendwann wird es gut
0

In „Irgendwann wird es gut“ nimmt der Autor Joey Goebel den Leser mit in die Kleinstadt Moberly in Kentucky. Dort gibt es so einige Personen, über die andere hinter vorgehaltener Hand tuscheln oder die ...

In „Irgendwann wird es gut“ nimmt der Autor Joey Goebel den Leser mit in die Kleinstadt Moberly in Kentucky. Dort gibt es so einige Personen, über die andere hinter vorgehaltener Hand tuscheln oder die sich selbst als anders als der Rest wahrnehmen. Da ist zum Beispiel Anthony, der jeden Abend zwei Whisky einschenkt - einen für sich und einen für Olivia, die Nachrichtensprecherin im Fernsehen. Und Dan, der trotz Master-Abschluss in Public Relations keinen besseren Job findet als den im Secondhand-Laden der Heilsarmee. Er hasst den Job, seine Chefin und erst Recht den Radiomoderator, dessen Show im Laden läuft und dem er deshalb beleidigende Mails schickt. Carly verbringt die meiste Zeit nach der Schule hingegen im Antikmarkt, der ihrer Mutter gehört. In der Schule wird sie oft ausgeschlossen, stattdessen freundet sie sich mit einem älteren und weltgewandten Herrn an, der regelmäßig zum Antikmarkt kommt.

Insgesamt werden in diesem Buch zehn Kurzgeschichten erzählt, die allesamt in Moberly spielen. Alle Geschichten sind durch einzelne Charaktere miteinander verwoben, aber weitestgehend unabhängig voneinander. Die Geschichten der verschiedenen Außenseiter berührten mich und auch wenn es unterhaltsame Momente gibt stimmten sie mich oft traurig. Der Autor ließ mich ihre Einsamkeit, Angst und Verzweiflung spüren. Sie alle hoffen auf Liebe oder Freundschaft, und während einigen erste Schritte gelingen, scheitern andere erneut. Am Ende des Buches ist ein Interview von Benedict Wells abgedruckt, in dem Joey Goebel mit ihm darüber spricht, wie er selbst auf die Geschichten blickt und mit welcher Intention er sie geschrieben hat. Insgesamt bietet das Buch zehn nachdenklich stimmende Kurzgeschichten, die Einsamkeit als zentrales Element verbindet.