Cover-Bild Wir, im Fenster
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 223
  • Ersterscheinung: 13.09.2019
  • ISBN: 9783351050658
Lene Albrecht

Wir, im Fenster

Roman
"Heute weiß ich, dass ein Fenster nur einen Ausschnitt von etwas bildet. Vielleicht geht es nicht darum, etwas Bestimmtes zu zeigen, sondern darum, alles andere zu verbergen; eine dieser Wahrheiten, die man im Nachhinein zu verstehen glaubt, und ich gehe nicht so weit, mir einzubilden, es sei die einzig mögliche."

»Wir, im Fenster« erzählt in eindringlichen Bildern von einer rauen Kindheit im Berlin der Nachwendezeit, von zwei einst unzertrennlichen Freundinnen – und von dem Sommer, in dem ein unverzeihlicher Verrat einfach alles verändert.

Linn beobachtet zwei Mädchen in der U-Bahn, und auf einmal ist sie wieder da: Laila, ihre Kindheitsfreundin, und pocht immer lauter auf ihren Platz in Linns Leben. Wie damals, als die beiden Mädchen noch unzertrennlich einem widersprüchlichen Ort mitten in Berlin trotzen, wo das Schöne und das Grausame nah beieinander liegen. Als Laila für eine Weile zu Linns Familie zieht, geht die Freundschaft – geprägt von kindlicher Liebe, Eifersucht und erwachender Sexualität – schleichend in die Brüche, bis etwas Unverzeihliches geschieht und Laila in den heißesten Tagen des Sommers schließlich ganz verschwindet, ohne sich zu verabschieden. Während sich der Ort von damals auflöst, tastet Linn sich zurück, zweifelnd, ob sie sich selbst trauen kann, und fragt nach dem warum.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2019

Linn und Leila

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Lene Albrechts Roman „Wir, im Fenster“ ist ein besonderer Roman.

Linn erzählt aus ihrer Kindheit mit ihrer Freundin Laila. Da es in Lailas Familie Probleme gibt zieht sie für eine ganze Zeit zu Lailas ...


Lene Albrechts Roman „Wir, im Fenster“ ist ein besonderer Roman.

Linn erzählt aus ihrer Kindheit mit ihrer Freundin Laila. Da es in Lailas Familie Probleme gibt zieht sie für eine ganze Zeit zu Lailas Familie. Die beiden Mädchen teilen sich Linns Zimmer. Es macht Spaß, die beiden zu beobachten. Aus ihrem Fenster beobachten sie die anderen Bewohner in der Gegend. Linn ist die Schüchterne und Laila die Mutigere.

Einiges Tages kommt es zu einem Zerwürfnis und Laila zieht zu ihrer Mutter. Linn denkt immer wieder an sie.

Als erwachsene Frau erkennt sie in einer Gruppe spielender Kinder ihre Kindheit mit Laila.

Der Roman springt zwischen dem Einst und Jetzt hin und her.
Die Autorin schreibt die Geschichte ruhig, mal detailliert, dann wieder in Gedankensprüngen.
Es ist ein schöner unterhaltsamer Roman.


Veröffentlicht am 19.09.2019

Atmosphärisch gestalteter, berührender Coming-Of-Age Roman

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Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil ...

Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil beide gerne dort sitzen. Später wird Linn klar, dass ein Fenster nicht nur Ausblicke gewährt, sondern auch Einblicke.

Linn und Laila sind von Kindheit an beste Freundinnen bis zu ihrem Zerwürfnis. Für Linn ist ihre Freundschaft zu Laila wie das Schwimmen in unbefestigten Gewässern immer mit Ungewissem verbunden und doch so neugierig machend, dass sie sich darauf einlässt. Erst ganz zum Ende der Geschichte offenbart sich in allen Einzelheiten, warum die Freundschaft zerbrochen ist.
Linn ist die Protagonistin des Romans. Sie ist Doktorandin, in einer festen Beziehung und schwanger. Bei einer Fahrt mit der Bahn beobachtet sie zwei Freundinnen, die sich vertrauensvoll miteinander unterhalten. Dadurch wird sie an ihre jahrelange besondere Beziehung zu Laila erinnert. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass sie ihre Freizeit abwechselnd bei Linn Zuhause und bei Lailas Großmutter, bei der die Freundin wohnt, verbracht haben. Doch die Großmutter zieht zurück in die Türkei und Laila zieht zu Linn. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt mit ihrem Vater in der Türkei kehrt sie verändert zurück. Ein nahtloses Anknüpfen an die bisherige Freundschaft ist schwierig und wird immer schwieriger bis es schließlich zum Bruch kommt.

Laila und Linn wachsen in Berlin am Ende des vorigen Jahrhunderts auf. Mit den Nachbarskindern treffen sie sich in der Freizeit auf dem Spielplatz, auf dem auch für die Kinder undurchsichtige Geschäfte getrieben werden, dessen sie sich in ihrem Alter noch nicht bewusst sind.
Die beiden Freundinnen ergänzen sich charakterlich. Während Linn eher zurückhaltend ist, bewundert sie die Ideen von Laila und folgt gern ihren Aufforderungen. Sie teilen alles miteinander und entdecken gemeinsam die ersten Spuren von aufkeimender Sexualität.

Nicht nur die Frage danach, was die Freundschaft zerbrochen hat, sondern auch, warum Laila über Monate bei Linns Eltern gewohnt hat, begleitete mich beim Lesen. Die Suche nach den Puzzleteilen, die mir den gesamten Sachverhalt darstellen konnten, gestaltete sich teilweise mühsam. Immer wieder wird Linn durch kleine Details an die schöne Zeit und an den später immer schwierigeren Umgang mit Laila erinnert. Die Unruhe, die Linn verfolgt aufgrund des Nichtwissens von Lailas weiteren Lebensstationen, war in ihren Gedankensprüngen spürbar, die bei mir als Leser eine gewisse Aufmerksamkeit forderten.

„Wir, im Fenster“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der die Geschichte einer besten Mädchenfreundschaft in der Nachwendezeit in einem Szeneviertel in Berlin erzählt. Von Beginn an war ich interessiert daran, zu erfahren, warum die Freundschaft zerbrochen ist. Die Gründe fügen sich Stück für Stück vor einem immer düsterer werdenden Hintergrund zusammen. Lene Albrecht gelingt eine atmosphärisch gestaltete, berührende Erzählung mit wenigen Schwächen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

Veröffentlicht am 30.12.2019

Handlungslos

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„Wir, im Fenster“ ist die Geschichte einer Mädchenfreundschaft im Berlin der Nachwendezeit.
Das reizte mich als Thema; noch dazu freute ich mich auf einen anspruchsvollen Roman. Leider blieb der erwartete ...

„Wir, im Fenster“ ist die Geschichte einer Mädchenfreundschaft im Berlin der Nachwendezeit.
Das reizte mich als Thema; noch dazu freute ich mich auf einen anspruchsvollen Roman. Leider blieb der erwartete Genuss bei mir aus, bemerkte ich doch, wie, in Anbetracht der zusammenhanglosen Fragmente, meine Gedanken abschweiften und ich mit diesem Roman nicht so recht warmwurde. Auch die feinen Beobachtungen („Im Hof wucherte und blühte alles, die Schattierungen des Grüns waren satt und dunkel, das Draußen schloss auf, rückte uns auf den Leib.“) konnten nicht herausreißen, dass es neben vulgären Fetzen nur wenig Handlung gab. Daher habe ich das Buch beim Beenden erleichtert aus der Hand gelegt.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Das war so gar nicht meins.

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"Wir, im Fenster" erzählt die Geschichte von Linn und Leila, zwei Mädchen, die mehr als nur beste Freundinnen sind, sich im Strudel der Ereignisse aber verlieren. Ein zweiter, paralleler Handlungsstrang ...

"Wir, im Fenster" erzählt die Geschichte von Linn und Leila, zwei Mädchen, die mehr als nur beste Freundinnen sind, sich im Strudel der Ereignisse aber verlieren. Ein zweiter, paralleler Handlungsstrang begleitet die erwachsene Linn bei ihrer Reise in die kindlichen Erinnerungen und den Wunsch, Leila wiederzusehen. So weit, so gut. Der Klappentext versprach außerdem noch den Aspekt des Settings: dem "rauen Berlin der Nachwendezeit" sowie "eindringliche Bilder". Beides konnte mich weder erreichen noch überzeugen.

Das begann schon damit, dass die beiden Handlungsstränge wild hin- und hersprangen, ohne trennende Elemente wie Kapitel, Seitenumbrüche oder Absätze. Zum überwiegenden Teil sind die Lesenden bei der jungen Linn, folgen ihr durch ihre Welt, plötzlich erzählt die erwachsene Linn weiter. Da ich nicht wirklich in die Geschichte eintauchen konnte (oder wollte, weil sie mir zu unangenehm war), brauchte ich teils etwas, bis ich die "Zeit" zuordnen konnte - zumal die Kombination Linn und Götz (ihr Vater, in jungen Jahren) und Linn und Georg (ihr Partner, in späteren Jahren) mich zusätzlich verwirrt hat.

Das "raue" Berlin ist das Viertel, in dem Linn, Leila, und die anderen Kinder der Nachbarschaft aufwachsen. Es ist schlicht und ergreifend ein "schlechtes" Viertel, die Kinder teilen sich den Spielplatz mit Junkies und ihren Überresten, in vielen Familien wird gestritten und wer-weiß-was, sprich: Harmonie sieht anders aus. Ob und inwieweit Linn und Leila das beeinflusst, sei dahingestellt. Sie (vor allem Linn) starten in die Pubertät, hängen mit ihrer Clique ab, spielen Flaschendrehen, rauchen erste Zigaretten, machen erste Schminkversuche - da waren durchaus einige Momente versteckt, die ich aus meiner eigenen Jugend wiedererkannt habe.

Eindringlich waren vor allem die Gerüche, Geschmäcker und Anblicke, die für mich eher in die Kategorie "unangenehm" fallen. Es riecht viel nach Schweiß, meist kindlich, es wird gerochen: an den Fusseln, die aus Zehennägeln gekratzt werden, an Fingern, die zwischen den Schenkeln liegen/lagen/kratzen. Es wird an Haaren geleckt und gelutscht, es werden auf- und blutig gekratzte Beine beobachtet, quaddlige Mückenstiche und vieles mehr. Es hängen Kotzekrümel in Haaren, es riecht abgestanden, es schmeckt sauer. Wie gesagt, alles sehr eindringlich, aber nicht wirklich schön, vor allem in der Menge.

Interessant angerissen, dann aber leider ins Leere laufend, fand ich den Aspekt der Gefühle der beiden Mädchen füreinander. Gerade am Anfang wird hier eine Beziehung angedeutet, die mehr als nur die üblichen "Doktorspielchen" bedeuten könnte, doch der Gedanke wird nicht konsequent weiter geführt. Zwar wird ein generelles Interesse von Linn an Frauen an anderer Stelle nochmals angedeutet, im "Jetzt" lebt sie aber hochschwanger von und mit ihrem Partner zusammen.

Ingesamt hatte ich mir irgendwie etwas komplett anderes von dem Buch versprochen. Lene Albrecht mag eine interessante Geschichte erdacht haben, für mich war die Umsetzung leider überhaupt nicht das Richtige. An vielen Stellen empfand ich die Schreibe als zu überzeichnet, zu gewollt literarisch, zu gezwungen metaphorisch, zu bemüht semi-philosphisch. Gut, ähnliches könnte man vielleicht auch einer anderen Debütantin des Jahres 2019, Helene Bukowski mit ihrem Roman Milchzähne, vorwerfen - aber dort hat mich die Stimmung eingefangen und stimmig durch den Roman geführt.

"Wir, im Fenster" konnte mich hingegen leider nicht berühren und hat mir schlussendlich einfach nicht gefallen. Irgendwie hat mich das Buch mit jeder weiteren Seite in eine unangenehme, genervte Grundstimmung geführt. Am Ende blieb nur die Erleichterung, es beendet zu haben - andere Lehren oder Erkenntnisse konnte ich nicht ziehen.