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Veröffentlicht am 01.02.2020

Der Mensch Peter Maffay - eine etwas andere Biographie

Hier und Jetzt
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Peter Maffay kenne ich schon seit Teenagerzeiten, damals als Schmusesänger mit dem Lied 'Du'. Ich konnte beobachten, wie er sein musikalisches Talent vielschichtig ausgebaut hat, so z.B. als harter Rockmusiker, ...

Peter Maffay kenne ich schon seit Teenagerzeiten, damals als Schmusesänger mit dem Lied 'Du'. Ich konnte beobachten, wie er sein musikalisches Talent vielschichtig ausgebaut hat, so z.B. als harter Rockmusiker, aber auch mit dem traumhaften Tabaluga-Musical. Letzteres und auch so mancher Song haben mir gut gefallen. Und nun Peter Maffay als Autor dieser Biographie, die aber so ganz anders ist als herkömmliche Biographien.
Der Untertitel lautet 'Mein Bild von einer besseren Welt', und dies trifft es sehr genau. Es ist eine Auseinandersetzung mit aktuellen Themen unserer Zeit und dem Leben im Allgemeinen. Wer jetzt meint, dass es sich um abgehobene philosophische Abhandlungen handelt, liegt falsch, denn Peter Maffay vermittelt auf sehr anschauliche und ansprechende Weise seine Sicht der Dinge. Sein Biohof Gut Dietlhofen bietet ihm die Grundlage, sein Lebenskonzept zu realisieren. Hier findet er alles, was für ihn das Leben lebenswert macht, insbesondere die innige Verbindung zur Natur. Diesen Hof nutzt er jedoch nicht allein für sein eigenes Wohlbefinden, sondern er möchte teilen, vielen Menschen soll er als Wohlfühloase dienen.
Der Hof wird so detailliert und liebevoll beschrieben, dass man sofort Lust bekommt, einen Ausflug dorthin zu machen, um alles mit eigenen Augen zu sehen, und vor allem abzutauchen, denn "es gibt nichts Sinnvolleres und Schöneres im Leben, als die Natur zu erleben und zu fühlen" (Peter Maffay). Der Sänger hat diesen Hof zu einem Ort der Begegnung gestaltet, der allen Menschen offen steht, egal aus welcher Kultur und aus welcher sozialen Schicht, für ein friedvolles Miteinander. Ich denke, jeder kann hier etwas 'mitnehmen', z.B. Respekt vor der Natur, gesunde Ernährung, praktizierter Tierschutz, gegenseitiges Vertrauen.
In seinen Auführungen zu Themen der Zeit, wie z.B. die Religion oder der Flüchtlingsstrom, erläutert er seinen jeweiligen Standpunkt und gibt dazu auch die passenden Argumente und Beispiele. Ich muss sagen, er spricht mir oft aus der Seele. Hätten wir mehr Menschen auf dieser Welt, die Peter Maffays Einstellung und Lebensweise praktizierten, gäbe es weniger Probleme im sozialen Miteinander. Was mir auch gefällt, ist der Optimismus, den er ausstrahlt. Er sieht immer ein Licht im Dunkel, auch bei ernsten Sachlagen.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, man hat keine Verständnisprobleme. Das Cover zeigt uns einen anderen Peter Maffay, als wir ihn bisher kannten, mit frisch gepflücktem Salat auf der Schulter, und untermauert damit den Inhalt des Buches, genau wie die schönen Bilder im Mittelteil, die uns dem Hof noch näher bringen. Auch so manche Anekdote aus Peters Leben bereichert zusätzlich, hier gefällt mir besonders die Beschreibung seiner Rituale, bei denen man ein Schmunzeln nicht umgehen kann.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich werde noch öfters darin lesen, denn Peter Maffays Bild von einer besseren Zukunft entspricht meinen Wunschvorstellungen, und es ist realisierbar! Ich spreche eine ganz klare Lesempfehlung aus, denn dieses Buch eröffnet vielversprechende Sichtweisen des Lebens, die auch die Zukunft lebenswerter gestalten können.


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Veröffentlicht am 18.01.2020

Tiefe Emotionen und Naturnähe

Sehnsucht nach St. Kilda
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Dies ist der beste Roman, den ich bisher von Isabel Morland gelesen habe. Nach den beiden Vorgängern, die mich schon sehr beeindruckt haben, war ich schon wieder sehr gespannt auf dieses Buch, jedoch übertrifft ...

Dies ist der beste Roman, den ich bisher von Isabel Morland gelesen habe. Nach den beiden Vorgängern, die mich schon sehr beeindruckt haben, war ich schon wieder sehr gespannt auf dieses Buch, jedoch übertrifft dieses meine Erwartungen.
Wir lernen Annie kennen, die auf St. Kilda lebt, aber durch Hungersnöte der Zwangsevakuierung zum Opfer fällt und dadurch von ihrem allerbesten Freund Finlay getrennt wird. Zuvor wird noch ein 'Schatz' versteckt als Symbol für die Freundschaft der beiden. Jahre später verschlägt es Rachel, Annies Enkelin, nach St. Kilda, um dort eine Forschergruppe zu betreuen. Und sie beschließt, den 'Schatz' ihrer Großmutter zu finden...
Allein schon der historische Hintergrund ist sehr informativ, ich habe nicht gewusst, dass ganze Inseln zwangsevakuiert wurden. Das fand ich überaus interessant, und es hat mich auch betroffen gemacht. Alles zurücklassen, besonders die inseleigene Lebensart!
Die Beschreibungen der schottischen Inseln sind so atmosphärisch, dass man sich nach dort versetzt fühlt und gemeinsam mit den Protagonisten die grandiose Natur betrachtet. Irgendwie verspüre ich den Wunsch, das alles mal mit eigenen Augen zu sehen, nicht nur mit dem Verstand. Zwar war ich schon mal in Schottland, aber leider nicht auf den Inseln, so dass dies ein zukünftiges Urlaubsziel werden könnte.
Das Buch ist in zwei Perspektiven geschrieben, damals (Zeit der Evakuierung) und heute. Zunächst hat mir 'damals' besser gefallen, erst als Rachel für ein paar Wochen nach St. Kilda geht, wird auch die Gegenwart interessant, denn sie verliebt sich in Ailic, was sie nach dem Tod ihres Mannes nicht für möglich gehalten hätte. Aber beide können bzw. wollen ihre Gefühlswelt nicht offenbaren, so dass die zarte neue Beziehung in Gefahr ist. Auch das Knistern zwischen den Verliebten ist sehr empathisch beschrieben, so dass man bisweilen einen kleinen Schubs geben möchte, um die Verbindung zu stärken.
Ich möchte diesen Roman wärmstens empfehlen...nicht nur allen Schottlandfans, allen Hebridenfans, sondern auch allen Lesern, die LoveStorys mögen, keine Kitschigen, sondern gefühlvolle, die einem richtig zu Herzen gehen.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Meine Lieblingsermittlerin: die Krähe!

Brennende Narben
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Auch diesen Band habe ich wieder verschlungen, denn auch der dritte Band ist wieder ein absoluter Pageturner. Ich mag Mara Bilinsky und ihre energische Ermittlungsarbeit, ihren Einsatz und ihre Menschlichkeit. ...

Auch diesen Band habe ich wieder verschlungen, denn auch der dritte Band ist wieder ein absoluter Pageturner. Ich mag Mara Bilinsky und ihre energische Ermittlungsarbeit, ihren Einsatz und ihre Menschlichkeit. Denn auch wenn sie überall aneckt, hat sie Charaktereigenschaften, die menschlich vorbildlich sind: Bescheidenheit, Ausdauer und Mut. Die Krähe gefällt mir allein schon durch ihren Mut, anders zu sein und sich nicht unüberlegt anzupassen. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die trotz ständiger Kritik in ihrem Umfeld nicht aufgibt, sondern kämpft.
Schön finde ich, dass die Aversionen gegen sie in ihrem beruflichen Umfeld allmählich schwächer werden und sie akzeptiert wird mit ihren ungewöhnlichen und waghalsigen Ermittlungsmethoden. Dieses färbt anscheinend auch auf ihren Kollegen Rosen ab, der hier aus seinem Schattendasein herausfindet.
Einige Szenen sind recht grausam und ließen bei mir einen starken Nervenkitzel entstehen, aber ist das menschliche Miteinander nicht bisweilen so brutal?
Durch den anhaltenden Perspektivwechsel bekommen wir sowohl Einsicht in die Denk- und Vorgehensweise der Täter als auch in Maras Gedankenwelt, und was zuerst parallel verläuft, verbindet sich schließlich lückenlos zu einem Ganzen, alle Zusammenhänge werden beleuchtet.
Miträtseln kann man im Hauptfall eher nicht, da die Täter sich schnell herauskristallisieren, aber im 'Nebenfall' (der Mord an Maras Mutter vor 20 Jahren) kann sich jeder Miträselsüchtige austoben. Und das habe ich mit Begeisterung getan! Ich hoffe, dass Mara nun die Vergangenheit etwas mehr ruhen lassen kann und neue Weichen stellt.
Alles in allem ein absolut empfehlenswerter Thriller, der die höchste Sternenzahl verdient. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Weihnachtsdisharmonie

Die Weihnachtsgeschwister
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Alle Jahre wieder treffen sich die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar zu Weihnachten mit ihren Familien bei ihren Eltern und verbringen dort die Weihnachtstage. Sie übernachten im Hotel in der Nähe, ...

Alle Jahre wieder treffen sich die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar zu Weihnachten mit ihren Familien bei ihren Eltern und verbringen dort die Weihnachtstage. Sie übernachten im Hotel in der Nähe, weil sie weiter entfernt wohnen. So sehen sie sich nicht allzu oft und die Weihnachtstreffen verlaufen in Disharmonie und offener Aggressivität.
Durch die Entfernung voneinander ist bei den Geschwistern, die ehemals liebevoll miteinander umgegangen sind und sich gegenseitig gestützt haben, eine Entfremdung eingetreten, die geschmacklose Beschimpfungen und Unterstellungen zulässt. Rücksichtslos wird auf den Gefühlen der anderen herumgetreten.
Die geplagten Eltern wollen diesen Zustand nicht länger hinnehmen und brechen alte Traditionen, um ihre Kinder wachzurütteln und zum Miteinander statt Gegeneinander zurückzuführen. So kocht z.B. die Mutter die Willkommenssuppe aus Dosen anstatt der liebevollen frischen Zubereitung. Schließlich sind die Eltern verschwunden, als die Geschwister an der Tür klingeln. Keiner öffnet....
Die Autorin versteht es großartig, die einzelnen Hauptprotagonisten in Szene zu setzen. Sie beschreibt die Charaktere sehr realitätsnah, mit einem Hauch Sarkasmus und mit allen Rissen in dem schönen Schein. Sicherlich werden diese Züge bisweilen etwas überspitzt dargestellt, aber das erhöht den Unterhaltungswert. Man fühlt sich als unsichtbarer Zuschauer des Geschehens mittendrin und genießt die eigene Anonymität, denn so wird man nicht in die 'Weihnachtsaggressionen' hineingezogen.
Das Buch ist abwechslungsreich geschrieben, in ständigem Perspektivwechsel, was die Komplexität der Anfeindungen symbolisiert. Außerdem kommt so nie Langeweile auf, obwohl nicht wirklich viel passiert. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, weil er lebhaft, lustig und sehr ausschmückend ist.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, in der Vorweihnachtszeit, und so manchen Bezug zu unserem bevorstehenden Weihnachtsfest hergestellt. Wie sieht es bei uns aus? Sind wir frei von Disharmonien? Das Buch hat mich in mancher Weise zum Nachdenken angeregt ...., und deshalb vergebe ich volle fünf Sterne für eine gute, abwechslungsreiche und tiefgehende Lektüre, die die Botschaft der Liebe mit sich führt.

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Vergangenheitstraumata und ihre Spätwirkungen

Die Zeit der vergessenen Kinder
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In diesem Buch lernen wir Martin und Claudia kennen, die beide in ihrer Kindheit/Jugend traumatische Erlebnisse hatten, die bis zur Gegenwart nachwirken. Martin, der Sohn einer Roma, ist Journalist, geschieden, ...

In diesem Buch lernen wir Martin und Claudia kennen, die beide in ihrer Kindheit/Jugend traumatische Erlebnisse hatten, die bis zur Gegenwart nachwirken. Martin, der Sohn einer Roma, ist Journalist, geschieden, Vater zweier Kinder und erlebte in seiner Kindheit eine unglaublich erschreckende Phase, ausgelöst von seiner Mutter. Claudia wurde als Kind von ihrer Mutter im Stich gelassen, sie hat auch zwei Kinder, und ihr Mann hat seinem Leben willentlich ein Ende gesetzt. Die beiden lernen sich durch einen ungewöhnlichen Zufall kennen, sind sich sympatisch und spielen mit dem Gedanken, ihr weiteres Leben gemeinsam zu verbringen.
Wer jetzt meint, es handele sich um eine Liebesgeschichte, liegt daneben, denn es ist in erster Linie der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung. Die Frage bleibt, ob psychotische Erlebnisse, selbst wenn sie schon lange zurückliegen, überwunden werden können. Oder verhindern sie, dass eine Beziehung, basierend auf Vertrauen und Zuneigung, entstehen kann?
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin bedient sich verschiedener Erzählebenen, so dass die Geschichte mal in der Vergangenheit und mal in der Gegenwart spielt. So baut sie eine Spannung auf, die den Leser dazu zwingt, weiter zu lesen. Mir persönlich hat dies sehr gut gefallen.
In der Vergangenheit verfolgen wir das Leben von Martins Mutter als Kind, die durch ihre Zugehörigkeit zu einer Roma-Familie ein hartes und unstetes Leben auf der Flucht führt. Die Erlebnisse sind so einschneidend, dass sich eine Psychose entwickelt, die sie zeitlebens mit sich trägt. In der Gegenwart wird Martins Sicht der Dinge geschildert, die verzweifelten Versuche, eine neue Beziehung aufbauen zu können.
Charlotte Kliemann versteht es hervorragend, die Gefühlswelt der einzelnen Protagonisten so intensiv zu schildern, dass man in die Romanwelt abtaucht und ganz nah am Geschehen ist.
Das Buch wirkt nach, man kann es nicht in einem Rutsch lesen, obwohl es spannend ist, und man immer wissen möchte, wie es weiter geht. Aber es beinhaltet so einschneidende Erlebnisse, dass man Zeit zum Nachdenken benötigt.
Mich hat die Erzählebene in der Vergangenheit am meisten berührt, ich habe einiges erfahren über die Verfolgung der Roma während der Nazizeit und über ihre Familienstrukturen. Hier hätte ich gern noch mehr gelesen....Die Gefühlsebenen der Gegenwart waren mir bisweilen etwas zu intensiv, denn immer nur Zögern oder Abwarten führt nie zum Ziel. Und wenn die Probleme unüberschaubar bleiben, sollte ich mir professionelle Hilfe suchen.
Alles in allem hat mich das Buch stark beeindruckt, es hat seine Spuren hinterlassen, und ich kann es wirklich empfehlen. Trotz der sporadischen Längen auf der Gefühlsebene ist mir das Buch fünf Sterne wert.

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