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Veröffentlicht am 07.03.2020

Thriller mit interessantem Thema, aber in der Ausführung eher suboptimal

Genom - Die Extinction-Serie 2
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Bei „Genom“ von A. G. Riddle handelt es sich um den zweiten Teil der Extinction-Reihe, in der es um eine weltweite Verschwörung geht, die über 2000 Jahre zurückreicht und mit einem geheimen Code in unserer ...

Bei „Genom“ von A. G. Riddle handelt es sich um den zweiten Teil der Extinction-Reihe, in der es um eine weltweite Verschwörung geht, die über 2000 Jahre zurückreicht und mit einem geheimen Code in unserer DNA zu tun hat. Erschienen ist der Roman im Februar 2020 bei Heyne.

Die Schnitzeljagd nach dem Code in unseren Genen geht weiter. Gemeinsam mit ihrer Mutter Lin folgt Dr. Peyton Shaw der Spur aus Brotkrumen, die ihr Dr. Peter Kraus hinterlassen hat. Er war Wissenschaftler und hat den Code 2003 gefunden, konnte diesen aber vor seinem Tod nicht mehr entschlüsseln.
Gleichzeitig versucht Yuri Pachenko seinen weltumspannenden Plan weiter umzusetzen. Die Pandemie war nur der erste Schritt. Doch ihm fehlt noch eine wichtige Komponente zur Vervollständigung seines Planes und so beginnt zwischen beiden Gruppen ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer wird letztendlich die Oberhand gewinnen und kann die Menschheit noch gerettet werden?

Nachdem ich den ersten Teil gelesen habe, musste natürlich auch der zweite Band her, denn ich war neugierig zu erfahren, wie sich letztendlich alles auflösen würde und ob auch im zweiten Band so viele Zufälle auftauchen.
Was man auf jeden Fall festhalten kann für die gesamte Reihe: Es gibt einige Parallelen zu der aktuellen Ausbreitung des Corona-Viruses und das hat mich in den letzten Tagen häufiger zurück an dieses Buch denken lassen, was ich so nicht erwartet hätte.
Ich hatte einige Schwierigkeiten in die Geschichte reinzufinden. Die Details aus dem Vorgängerband waren für mich nicht mehr so präsent wie gedacht und so musste ich immer wieder ein wenig überlegen. Spätestens ab der Hälfte war ich richtig drin und der Kreis begann sich zu schließen.
Der Schreibstil ist wie im Vorgänger gut zu lesen, teilweise war das Korrektorat allerdings sehr schlecht und die Fehler haben sich gehäuft. Es wurden Begriffe im selben Absatz in zwei unterschiedlichen Varianten benutzt und so war ich verwirrt, ob die Firma Phaeton nun mit t oder th geschrieben wird und zu Beginn waren einige Wortfehler oder -auslassungen vorhanden.
Der Spannungsbogen wurde kontinuierlich oben gehalten. Nach kurzem Vorgeplänkel geht es direkt wieder rein ins Geschehen und die Schnitzeljagd nach der Vergangenheit Desmond Hughes wird fortgesetzt. So spielt dieser Roman dann auch wieder auf mehreren Zeitebenen, die in diesem Roman immer weiter zusammengeführt werden bis zum großen Showdown am Ende des Buches.
Worum es sich genau bei dem Code in unserem Genom handelt und was dieser macht, wird lange Zeit geheim gehallten. Mir persönlich wurde die Auflösung fast schon ein wenig zu lange hinausgezögert. Die Idee, die hinter der Auflösung steckt, hat mir aber gut gefallen. Bei der Schnitzeljagd war für mich bei der Entschlüsselung einiges deutlich zu weit hergeholt. Das hat für mich dazu geführt, dass ich zwischendrin auch ans Abbrechen gedacht habe, meist wurde es für mich nach einigen Seiten glücklicherweise wieder interessanter, so dass ich das Buch beendet habe.
Bei den Personen hatte ich niemanden, mit dem ich richtig mitgefiebert habe. Ich habe das Geschehen eher interessiert verfolgt. Die Beweggründe der einzelnen Personen wurden gut und nachvollziehbar dargelegt, aber hier war auch viel Typisches dabei. Die gescheiterte Beziehung, die gekittet werden soll, eine schlimme Kindheit, Eltern, die ihre Kinder vernachlässigt haben, eine Dreiecksbeziehung. Das hat man irgendwie alles schon gelesen und war für mich daher nichts Besonderes.

Fazit: Ein Thriller, der mit interessanten Ideen punkten kann, aber in der Ausführung einige Klischees bedient und nicht vollends zu überzeugen weiß. Wer auf Schnitzeljagd und Vergangenheitsbewältigung steht, ist bei dieser Reihe gut aufgehoben. Das Lesen des ersten Teils ist hier Pflicht, da es eine direkte Fortsetzung ist.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein interessanter, aber nicht ganz einfacher Roman

Die Kinder der Zeit
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Adrian Tchaikovsky erzählt in „Die Kinder der Zeit“ von einer Menschheit, die auf der Suche nach einer neuen Heimat ist und von einem terraformten Planeten, auf dem ein Evolutionsvirus ausgesetzt wurde.

Die ...

Adrian Tchaikovsky erzählt in „Die Kinder der Zeit“ von einer Menschheit, die auf der Suche nach einer neuen Heimat ist und von einem terraformten Planeten, auf dem ein Evolutionsvirus ausgesetzt wurde.

Die Erde wurde zerstört und ist nicht mehr bewohnbar. Die Gilgamesch hat sich mit den letzten Resten der Menschheit aufgemacht, um zu einem weit entfernten bewohnbaren zu gelangen. Doch als sie dort eintreffen, treffen sie auf Widerstand. Der Planet ist bereits bewohnt und ein Satellit, der um diesen Planet kreist, möchte die Menschen nicht auf dem grünen Planeten landen lassen.
Lange bevor sich die letzten Menschen der Erde auf den Weg zu dem Planeten machen, wurde durch deren Vorfahren ein Evolutionsvirus freigelassen. Dieser sollte eigentlich Affen in der Evolution voranbringen, doch es kam anders und so entwickelte sich die kleine 8mm große Portia weiter und erlangte ungeahnte Sphären der Spinnen-Intelligenz.

Im eigentlichen Klappentext des Buches werden die Spinnen mit keiner Silbe erwähnt und daher mag es ein gewisser Spoiler sein, aber ohne diesen kann man die Faszination dieses Buches kaum erklären. Zuerst dachte ich mir: Toll, jetzt hast du dir unwissenderweise ein Buch mit Superspinnen gekauft, aber die Spinnen haben sich als weniger schlimm erwiesen als erwartet.
Der Schreibstil des Autors war durchaus gut zu lesen, man merkt aber deutlich, dass der Autor sein Zoologie-Studium in dieses Buch mit einbringen wollte. Alles wird sehr nüchtern beschrieben und gerade anfangs wirken die Kapitel über die Spinnen wie eine Dokumentation. Es ist definitiv ein Buch bei dem man seinen Grips anstrengen muss, dass einem aber durchaus viel geben kann, wenn man über die Dinge nachdenkt, die da passieren.
Die Geschichte ist in 3 Handlungsstränge unterteilt. Zum einen schwirrt Avrana Kern, die den Evolutionsvirus zu dem Planeten gebracht hat, in einer Kapsel zusammen mit einer künstlichen Intelligenz im Kälteschlaf um den Planeten. Dann verfolgen wir die Evolution der Spinnen auf diesem Planeten mit. Wir erleben, wie die Spinnen eine Gesellschaft aufbauen, wie sich ihr Verständnis der Welt verändert, wie sie miteinander kommunizieren und dabei immer intelligenter werden. Und zu guter letzt sind da noch die Menschen, die von der sterbenden Erde aufgebrochen sind, um eine neue Heimat für sich zu finden.
Es gibt keine Personen, mit denen ich wirklich mitgefiebert habe. Es war tatsächlich eher so, dass ich alles interessiert mitverfolgt habe. Die Menschen konnten mich dabei in ihrer Denk- und Vorgehensweise nicht wirklich überraschen. Es war hier eher das drumherum, dass sie es geschafft haben, über einen sehr langen Zeitraum im Weltall zu überleben und natürlich war ihre Verzweiflung zu spüren, unbedingt eine neue Heimat finden zu müssen.
Die Spinnen konnten mich tatsächlich mehr für sich einnehmen und ich habe ihre Weiterentwicklung gespannt verfolgt. Anfangs erkennt man viel von Spinnen wieder, wie sie heutzutage auf unserem Planeten rumkrabbeln. Aber es war äußerst faszinierend mitzuverfolgen, wie sie sich verändert haben, wie sie die Grenzen ihrer Art immer wieder aufs Neueste gesprengt haben und so zu einer Art geworden sind, die sich immer noch deutlich von uns unterscheidet, aber nichtsdestotrotz zum komplexen Denken fähig ist und auch so etwas wie Gefühle entwickelt.
Die Geschichte ist hochkomplex und hat wirklich einige interessante Ansätze zu bieten, deswegen ist es umso trauriger, dass es mich nicht richtig packen konnte. Es ist kein Buch, dass durch Spannung glänzt und einen so durch die Seiten fliegen lässt. Teilweise war es echt anstrengend für mich weiterzulesen, aber ich wollte dann doch wissen, wie der Kontakt zwischen den Spinnen und Menschen ausgehen wird und ich wurde vom Ende dieses ersten Teils auf keinen Fall enttäuscht. Es hat mich eher neugierig auf den zweiten Teil gemacht und ich denke, ich werde auf jeden Fall in die Leseprobe reinlesen.

Fazit: Ein faszinierender Roman über Evolution und die Entwicklung, die dadurch möglich ist und den Überlebenskampf der Menschheit auf der Suche nach einer neuen Heimat. Spinnenphobiker sollten sich überlegen, ob sie dieses Buch lesen möchten, aber die Spinnen sind weniger gruselig als gedacht. Es ist ein Buch, bei dem man sein Gehirn benutzen muss und das nicht ganz einfach zu lesen ist.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Ein typischer Robert Langdon Roman

Origin
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„Origin“ von Dan Brown ist im Oktober 2017 bei Lübbe erschienen und setzt sich mit Fragen auseinander, die sicher jeden von uns schon einmal beschäftigt haben. Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?

Der ...

„Origin“ von Dan Brown ist im Oktober 2017 bei Lübbe erschienen und setzt sich mit Fragen auseinander, die sicher jeden von uns schon einmal beschäftigt haben. Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?

Der Zukunftsforscher Edmond Kirsch brüstet sich damit, die Antworten auf diese Fragen gefunden zu haben und bevor er dies mit der ganzen Welt teilt, macht er sich auf, um seine Erkenntnisse den wichtigsten Religionsführern zu zeigen. Seine Entdeckung wird die Grundfesten der Religion erschüttern und so setzt er eine Reihe von Ereignissen in Bewegung. Bei seiner Präsentation wird der Zukunftsforscher erschossen und Robert Langdon, sein früherer Mentor, wird mal wieder in eine Schnitzeljagd voller Symbole und spannender Thesen hineingezogen.

Bei diesem Thriller handelt es sich um den bereits um den fünften Roman mit Robert Langdon. Der Symbologe ist mir in den vorangegangen Teilen sehr ans Herz gewachsen und kann auch in diesem Roman mit seinem unvergleichlichen Charme glänzen, dennoch konnte mich dieser Roman nicht so sehr fesseln wie die vorangegangen Teile.
Das mag zum einen daran liegen, dass der Roman dem altbewährten Schema folgt, dass wir auch aus den anderen Romanen kennen und zum anderen, dass mich das Thema diesmal nicht so fesseln konnte. Die Themen, die Dan Brown in diesem Roman aufwirft, sind spannend. Die Frage nach unserer Herkunft und Zukunft wird verknüpft mit Themen wie Moral, Ethik, Religion und künstlicher Intelligenz. Darüber hinaus weiß Dan Brown auf jeden Fall, wie man effektvolle Präsentationen hält, die einen fesseln können. Bei diesen Szenen hatte ich Kopfkino und war so richtig dabei, alles mit einer gewissen Faszination in mich aufzunehmen.
Doch bei der Schnitzeljagd konnte mich das Ganze nicht mehr so für sich einnehmen. Die Informationen zu den Symbolen waren durchaus interessant, haben mich teilweise aber etwas erschlagen. Das Buch eignet sich auch wieder einmal wunderbar als Reiseführer. Diesmal für die Stadt Barcelona. Wir lernen einiges über Gaudí und moderne Kunst. Erschwerend kam für mich dazu, dass ich die Auflösung etwa ab der Hälfte schon geahnt habe, auch wenn es dann doch noch ein bisschen anders kam als erwartet.
Die Personen im Roman sind für mich ein wenig blass geblieben. Ich war beteiligt am Geschehen, habe aber nicht so richtig mitgefiebert. Edmond Kirsch als Technikguru, Atheist und Futurologe war durchaus beeindruckend, aber seine Fassade beginnt doch recht schnell zu bröckeln. Ambra Vidal ist die Frau, die jeder Dan Brown Roman braucht. Sie hat eine starke Persönlichkeit, aber irgendwie war sie in diesem ganzen Konstrukt für mich entbehrlich. Sie war das Bindeglied, um das Königshaus und die katholische Kirche mit dem Geschehen zu verbinden. Am meisten fasziniert in diesem Roman hat mich Winston, doch zu ihm möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten.
Und hiermit bin ich tatsächlich auch schon am Ende meiner Erkenntnisse, was ich über dieses Buch schreiben kann. Bei einem durchschnittlichen Buch fällt es einem irgendwie immer am schwersten etwas zu schreiben.

Fazit: Ein durchschnittlicher Thriller mit interessantem Thema, das einen aber nicht vollends zu fesseln weiß. Ein typischer Dan Brown, dessen Schema sich für mich mittlerweile doch etwas abgenutzt hat. Wenn man hiervon allerdings nicht genug bekommen, dann ist man auch beim neuesten Roman des Autors sicher gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Ein historischer Roman über das Leben in einem Tross im 30jährigen Krieg

Die Trossfrau
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Carmen Mayer entführt uns in „Die Trossfrau“ in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und in die Welt der Marketenderinnen, die in den Trossen der Heere, ihr Auskommen suchten. Erschienen ist der historische ...

Carmen Mayer entführt uns in „Die Trossfrau“ in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und in die Welt der Marketenderinnen, die in den Trossen der Heere, ihr Auskommen suchten. Erschienen ist der historische Roman im Maximum Verlag im Dezember 2019.

Heiliges Römisches Reich deutscher Nation, 1618: Als Magdalena die Hufe eines Durchreisenden beschlägt, wirft sie ihr Vater umgehend aus dem Haus. Schon immer hatte sie einen schweren Stand in der Familie, weil die Söhne gestorben waren und sie sich nicht in die Rolle fügen wollte, die ihr die Welt als Frau jener Zeit zugesteht. Es verschlägt sie zunächst nach Krems, wo sie in die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten gerät. Fortan zieht sie durch die Lande und schließt sich immer wieder anderen Trossen an. Ihr handwerkliches Geschick und ihre Wissbegierde helfen ihr dabei ein Auskommen zu finden, doch muss sie so auch die Gräuel ertragen, die der Dreißigjährige Krieg so mit sich bringt.

Bücher, die im Dreißigjährigen Krieg spielen, habe ich bisher nicht so häufig gelesen. Meist bin ich bei historischen Romanen eher im Mittelalter anzutreffen. Dieser Krieg stellt einen kritischen Punkt in der deutschen Geschichte dar, erstreckte sich dieser über einen sehr langen Zeitraum und hat sehr viele Opfer gefordert, auch unter den Menschen, die nicht als Soldaten am Krieg beteiligt waren.
Wir verfolgen in diesem Roman beispielhaft das Schicksal der jungen Magdalena, die von ihrer Familie verstoßen wird und sich zukünftig als Marketenderin durchschlägt. Ich bin gut in das Buch reingekommen, auch wenn der Epilog ein wenig wirr auf mich wirkte, doch anschließend lässt sich das Buch gut und flüssig lesen. Eine dritte Person erzählt von Magdalenas Lebensweg, wie dieser ebenjener erzählt wurde.
Der Spannungsbogen wird gleichmäßig über den Roman gehalten. Ich habe die Ereignisse interessiert verfolgt, aber so wirklich mitgefiebert habe ich nicht. Wir erfahren viel über die Gräueltaten, die in diesem Krieg immer wieder stattgefunden haben, aber es war für mich alles eher aus einer gewissen Distanz, die mich selber wahrscheinlich in gewisser Weise auch geschützt hat. Es passieren ziemlich viele schlimme Sachen und die Menschen in jenen Tagen müssen über die Zeit mit Sicherheit ziemlich abgestumpft sein. Andauernd umherreisen, immer wieder sein Hab und Gut verlieren, Gewalt erleben und froh sein darüber, dass man überlebt hat, stelle ich mir ziemlich schlimm vor.
Es gibt immer wieder Abschnitte, in denen das Buch ein wenig in ein Sachbuch umschwenkt. In diesen Passagen erfahren wir von wichtigen historischen Ereignissen in dieser Zeit, welche Parteien und Länder beteiligt waren und wie es zu diesem Konflikt kommen konnte. Diese Informationen fand ich sehr interessant, aber es war mir fast schon ein wenig zu sehr lehrbuchmäßig. Dennoch rundet es den Roman ab, der sich mehr auf das Leben im Tross der Heere konzentriert.
Hier lernen wir, welche Aufgaben es in einem Tross zu erledigen gab und das hier teilweise die Geschlechterrollen verschwommen sind, weil man eben auf das Wissen von jeder Person angewiesen war und hier kein Rücksicht auf das Geschlecht genommen werden konnte. Wir erfahren etwas über den Aberglauben der Menschen und auch Hexenverfolgungen sind am Rande ein Thema.
Das Nachwort in diesem Roman hat mich tatsächlich sehr berührt. Es zeigt sehr gut auf, welche Rechercheleistung die Autorin für diesen Roman erbracht hat, denn das es gut recherchiert ist, merkt man auf jeder Seite. Es hat mir nochmal ein etwas anderen Blick auf das Buch und die Ereignisse darin gegeben. Neben einem Nachwort, findet sich am Ende des Buches ein Glossar, ein Quellenverzeichnis und kurze Informationen zu den realen historischen Personen im Buch. Die Anzahl der Personen ist überschaubar, so dass auf ein Personenverzeichnis verzichtet werden konnte.

Fazit: Ein solider historischer Roman, der einen die Hintergründe des Dreißigjährigen Krieges und das Leben und die Schicksalsschläge in einem Tross näher bringt. Ich war eher interessiert als Zuschauer dabei, als dass ich wirklich mitgefiebert habe. Wer sich für diese Zeit interessiert, kann aber sicherlich viele interessante Informationen aus diesem Buch für sich mitnehmen.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Historischer Thriller, der mir teilweise zu sehr ins Belanglose abgeschweift ist

Der Attentäter
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Mit „Der Attentäter“ hat Ulf Schiewe seinen ersten historischen Thriller vorgelegt, in dem es um das Attentat 1914 auf den Thronfolger Franz Ferdinand geht, dass den 1. Weltkrieg ausgelöst hat. Erschienen ...

Mit „Der Attentäter“ hat Ulf Schiewe seinen ersten historischen Thriller vorgelegt, in dem es um das Attentat 1914 auf den Thronfolger Franz Ferdinand geht, dass den 1. Weltkrieg ausgelöst hat. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im November 2019.

Sarajevo, 1914: Der Thronfolger Franz Ferdinand hat sich für den 28. Juni angekündigt und wird einem Militärmanöver beiwohnen. Die letzten Vorbereitungen laufen, doch es gibt Gerüchte laut denen ein Anschlag geplant ist. Rudolf Markovic versucht alles, um dieses Attentat zu verhindern und kommt einer jungen Gruppe auf die Spur, die sich parallel zu den Ereignissen beim Geheimdienst, auf ihre Mission vorbereitet, den Thronfolger zu erschießen. Sie kämpfen für die Sache der Serben. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Dieses Buch war ein Experiment für mich, denn klassische Thriller, wo es um Mord und Totschlag geht, lese ich an sich nicht. Hier geht es allerdings um ein historisch belegtes Attentat, dass auch noch maßgeblich die Geschichte Europas bestimmt hat und da war ich dann natürlich wieder neugierig.
Der Einstieg in den Roman ist sehr gut gelungen. Es geht direkt mit einer staccatoartig geschriebenen Szene los, die die Spannung sofort ansteigen lässt, danach flaut es allerdings erstmal ein wenig ab. Man lernt die Protagonisten und unterschiedlichen Sichtweisen im Buch kennen. Da wären zum einen die Attentäter rund um Gavrilo Pricip, Franz Ferdinand und seine Frau Sophie und dann noch der fiktive Teil rund um den Geheimdienstler Rudolf Markovic. Eine gute Ausgangslage für einen Roman, der mich dann allerdings doch nicht vollends überzeugen konnte.
Die Faktendichte in diesem Roman ist sehr hoch, was mir einerseits sehr gut gefiel, denn wer mich kennt, weiß dass ich gerne mit viel Wissen zugeballert werde, aber in diesem Roman war es mir dann doch teilweise zu viel. Franz Ferdinand und seine Frau Sophie hätte man durchaus auch mit weniger Informationen gut vorstellen können, hier drifteten mir so einige Szenen dann doch zu sehr ins Belanglose ab, so dass ich zwischendurch ein wenig gelangweilt war. Der Einblick in die Gedankenwelt der Attentäter wiederum finde ich größtenteils gelungen, auch wenn es hier zu einigen Wiederholungen kam, genauso wie bei der Ermittlungsarbeit des Geheimdienstes, bei denen die aktuellen Ermittlungsstände das ein oder andere Mal vorgetragen und nochmals zusammengefasst wurden.
Der Roman schildert die letzte Woche vor dem Attentat auf den Thronfolger und ist entsprechend in die einzelnen Tage eingeteilt, wo die Ereignisse des Tages zwischen den drei Parteien in diesem Buch immer wieder hin und her springen. Die Perspektiven an sich und die Einteilung finde ich gut gelungen. Vor jedem Abschnitt gibt es echte Zeitungsausschnitte, die Einblick in die Nachrichten jener Zeit geben und dem Buch somit eine gewisse Authentizität verleihen.
Dennoch muss man festhalten, dass es in diesem Roman auch einen recht großen fiktiven Anteil gibt. Die Verfolgungsjagd mit den Attentätern hat so nie stattgefunden. In diesem fiktiven Part werden die Fakten rund um die Attentäter und ihre Vorbereitung sowie Route eingebaut. Ich finde das wichtig zu wissen, hilft es doch dabei schon während des Lesens besser unterscheiden zu können, was nun wahr ist und was eben nicht.
Das Schicksal der Personen in diesem Roman habe ich interessiert verfolgt, ich habe aber nicht total mit ihnen mitgefiebert. Die Gründe hierfür habe ich weiter oben bereits genannt. Franz Ferdinands politisches Gespür habe ich beispielsweise sehr bewundert und über weite Strecken konnten mich die Attentäter für sich einnehmen. Sie sind unerfahren und daher nicht so kalt und berechnend, wie man es von einem Attentäter erwarten würde. Es wird klar wofür sie kämpfen, aber eben auch, warum sie dennoch immer wieder Zweifel an der ganzen Aktion haben. Darüber hinaus werden ihre Ängste aufgezeigt.
Schade fand ich, dass immer wieder Antisemitismus in diesem Roman aufblitzt. Ich weiß, dass es zu dieser Zeit normal und verbreitet war, aber es ist eben nicht wirklich Thema in diesem Roman und daher bleibt dieser auch unwidersprochen. Es wird einfach nur reproduziert und gezeigt, dass es das eben zu dieser Zeit gab und ich finde, dann hätte man auch andere Beschimpfungen wählen können, die dennoch die Abneigung der Person deutlich gemacht hätten.
Recherchiert ist der Roman wieder gut, wie von Ulf Schiewe gewohnt. Im Nachwort gibt uns der Autor noch weiterführende Information zu den politischen Hintergründen jener Zeit und seiner Motive für diesen Roman. Darüber hinaus findet man im Roman noch eine Karte von Sarajevo sowie ein Glossar mit wichtigen Begriffen und ein Personenverzeichnis.

Fazit: Ein größtenteils unterhaltsamer historischer Thriller, der zwischendurch ein wenig zu sehr ins Belanglose abgleitet. Wer historische Romane mit einem recht hohen fiktiven Anteil angereichert um viele historische Fakten mag und schon andere Romane des Autors gelesen hat, ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben, auch wenn es für mich persönlich nicht sein stärkstes Buch ist.

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