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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2020

Spannender und gelungener dritter Band

Sterbekammer
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In einer alten Mühle wird nicht nur der Besitzer tot aufgefunden, im Gebäude befindet sich auch ein geheimer Raum, in dem offensichtlich eine seit zehn Jahren verschwundene Frau gefangen gehalten wurde ...

In einer alten Mühle wird nicht nur der Besitzer tot aufgefunden, im Gebäude befindet sich auch ein geheimer Raum, in dem offensichtlich eine seit zehn Jahren verschwundene Frau gefangen gehalten wurde – jetzt aber ist der Raum leer.

Der Fall geht an Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn, der nach seiner Rauchvergiftung erstmals wieder im Dienst ist. Und er geht nicht nur den Ermittlern an Nieren, auch der Leser wird emotional gebunden, vor allem, weil auch das Opfer, Anneke Jung, zu Wort kommt, ihre Passagen sind mit „Ich“ betitelt und auch in dieser Form geschrieben. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Leid der Frau in Worte zu fassen und den Leser in die Gefühle zu involvieren. So hofft man bis zum Ende, dass die Frau noch leben könnte.

Trotzdem der Täter bereits entlarvt worden zu sein scheint (es kann doch nur der Mühlenbesitzer sein, oder?), ist der Roman sehr spannend, zum einen wegen oben bereits genannter Hoffnung, zum anderen, weil im Laufe des Romans doch nicht alles so ist, wie es zunächst schien. Ich begann zwar früh zu ahnen, wie sich alles tatsächlich verhalten könnte, wurde dann aber doch noch ein bisschen überrascht am Ende. Die Auflösung überzeugt auf jeden Fall.

Der bereits dritte Band der Reihe bietet nicht nur wieder einen spannenden Kriminalfall, er führt auch Frida und Bjarnes Privatleben fort, so muss Frida sich um das Fortbestehen des Apfelhofs ihrer Eltern sorgen, während Bjarne und seine Tochter genießen, sich endlich gefunden zu haben.

Vor allem am ersten Band hatte ich noch relativ viel Kritik, das meiste hat sich in meinen Augen deutlich gebessert, vor allem Frida ist mir mittlerweile sympathisch. Natürlich gibt es auch hier wieder Szenen, über die man als Leser den Kopf schüttelt, aber zumindest kann ich es hier im wesentlichen nachvollziehen. Ich bin also dieses Mal durchweg zufrieden.

Der dritte Band der Reihe hat mich endgültig überzeugt und ich freue mich auf weitere Romane der beiden Ermittler. Wer spannende Romane mit Lokalkolorit mag, ist hier gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Unbedingt lesenswert!

Das Haus der Frauen
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Anwältin Solène muss miterleben, wie ein Mandant in den Tod springt, und bricht zusammen – Burnout. Nur mühsam kann sie sich wieder ins Leben kämpfen. Als ein öffentlicher Schreiber gesucht wird, greift ...

Anwältin Solène muss miterleben, wie ein Mandant in den Tod springt, und bricht zusammen – Burnout. Nur mühsam kann sie sich wieder ins Leben kämpfen. Als ein öffentlicher Schreiber gesucht wird, greift sie zu und wird in den Palast der Frauen geschickt.

1925/26: Blanche Peyron ist vor Jahren in die Heilsarmee eingetreten. Sie will helfen. Vor allem Frauen haben es schwer, gerade im dieser Zeit, Blanche setzt sich für sie ein und leistet Großartiges, um ihnen einen Zufluchtsort zu schaffen.

Ganz schnell war ich neugierig, ob es Blanche und damit auch den Palais de la Femme wirklich gab/gibt – und tatsächlich, die Autorin hat sich hier einer historischen Persönlichkeit angenommen, die wahrscheinlich wenige kennen, die aber durch den Roman sicher deutlich bekannter werden wird. Der Palais wird auch heute noch so genutzt, wie von Blanche vorgesehen. Für mich macht es diesen Roman noch beeindruckender und emotionaler als er so schon ist.

Solène tut sich zunächst schwer, denn die Frauen im Palais (der deutsche Titel hätte das ruhig übernehmen können!) sind nicht einfach, alle haben ein, oft schlimmes, Schicksal hinter sich. Einige davon erzählt dieser Roman, kurz aber eindringlich. Mit diesem Teil der Bevölkerung hatte die Anwältin bisher nicht zu tun, doch je mehr sie die Frauen, die im Palais wohnen, kennen lernt, desto vertrauter werden sie ihr, desto mehr Gedanken macht sie sich auch über andere, denen es ähnlich geht, wie die junge Obdachlose, die ihr täglich begegnet. Am Ende bedeutet ihr Engagement im Palast der Frauen ein Stück Heilung für sie, und auch den Frauen kann sie einiges geben.

Der Roman berührt emotional, macht nachdenklich und bietet ein gutes Stück Gesellschaftskritik, in erster Linie an Frankreich, aber man kann das durchaus auch auf andere Länder übertragen, zumal viele der Frauen aus anderen Ländern stammen, wie etwa Binta, die ihre afrikanische Heimat verlassen hat, um ihre Tochter vor der Beschneidung zu retten. Der Roman rüttelt auf, spricht unsere Empathie an und plädiert für mehr Mitgefühl und Solidarität untereinander.

Alleine schon wegen seiner Thematik und die Erinnerung an eine großartige Frau ist der Roman empfehlenswert und sollte von vielen gelesen werden. Von mir gibt es volle Punktzahl und natürlich eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Zweiter Band einer gelungenen Reihe

Der Ring des Lombarden
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Köln 1423: Nach dem Tod ihres Mannes Nicolai Golatti und als alleinige Erbin muss Aleydis sich mit dessen Geschäften auseinandersetzen, sowohl mit dem legalen als auch mit den illegalen. Für sie, deren ...

Köln 1423: Nach dem Tod ihres Mannes Nicolai Golatti und als alleinige Erbin muss Aleydis sich mit dessen Geschäften auseinandersetzen, sowohl mit dem legalen als auch mit den illegalen. Für sie, deren Ehrlichkeit und Gerechtigkeitssinn extrem gut ausgebildet sind, ist das nicht immer einfach. Dazu kommen Nicolais Verwandte und Verschwägerte, die ihr das Erbe am liebsten streitig machen würden. Nach einem Brand schließt sie sich wieder enger mit dem Gewaltrichter Vinzenz van Cleve zusammen, um den Schuldigen zu finden.

Wer, wie ich den ersten Band bereits kennt, wird sich schnell wieder in die Geschichte einfinden, aber auch die anderen bekommen genug Informationen, die im übrigen gelungen integriert sind, um sich zurechtzufinden. Aleydis ist mir sehr sympathisch, auch wenn ich ihre Ehrlichkeit manchmal etwas zu übertrieben finde. Sie ist klug, patent und hat das Herz am rechten Fleck, was man schnell wieder merkt, als sie ihren Neffen bei sich aufnimmt. Überhaupt wird ihr Haus insgesamt ein bisschen voller.

Als zweiten Hauptcharakter kann man wohl ohne Weiteres Vinzenz van Cleve betiteln. Auch wenn er oft in gewittriger Stimmung ist, ist er Aleydis doch immer einmal wieder eine Hilfe, und auch er hat das Herz auf dem rechten Fleck und drückt hin und wieder ein Auge zu. Dass sein manchmal schwieriges Wesen seine Gründe hat, wird immer mehr klar, doch was ganz genau dahintersteckt, werden wir wohl erst noch erfahren.

Die Beziehung zwischen Aleydis und Vinzenz ist manchmal etwas kompliziert, ich bin gespannt,wie sich das am Ende auflösen wird, aber immerhin vertrauen sie immer mehr aufeinander, was auch die Ermittlungsarbeit fördert.

Neben den beiden Protagonisten gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere, viele davon ganz eigene Typen, die der Autorin gut gelungen sind. Wer Probleme mit den relativ vielen Personen hat, findet Hilfe im Personenverzeichnis, das dem Roman vorangestellt ist.

Ich mag es sehr, Romane zu lesen, die im historischen Köln spielen, als Kölnerin fühle ich mich schnell zu Hause und freue mich, bekannte Orte bzw. deren historische Vorgänger zu entdecken. Allen, die Köln nicht so gut kennen, hilft eine Karte weiter. Wunderbar auch, dass immer einmal wieder auf die Charaktere der Adelina-Reihe verwiesen wird, die wenige Jahrzehnte früher spielt, so dass sie immer noch in Köln leben. Es wird sogar einer der Schauplätze der Reihe reaktiviert. Ich liebe solche Verknüpfungen.

Petra Schiers Erzählstil gibt dem Leser das Gefühl, dabei zu sein, man hat schnell das Gefühl die Charaktere zu kennen, wandelt mit ihnen durch das mittelalterliche Köln und fühlt dessen Atmosphäre. Man möchte sich oft selbst an Aleydis Seite stellen, sie und ihre Lieben in den Arm nehmen, mit Vinzenz ein paar ernste Worte reden und Aleydis Widersacher vertreiben.

Die Auflösung der Brandstiftung hat mich tatsächlich überrascht, und ist dennoch nachvollziehbar. Aber es gibt noch ein weiteres Geheimnis in dieser Sache, das im nächsten Band noch eine Rolle spielen könnte. Überhaupt gibt es noch manches zu klären, so dass ich mich nur sehr ungern von Aleydis verabschiedet habe. Im Nachwort erzählt die Autorin noch ein bisschen über den historischen Hintergrund und schließt das Buch damit gelungen ab.

Auch der zweite Band der Aleydis-Reihe hat mich gut unterhalten und es mir schwer gemacht, ihn aus der Hand zu legen. Wer gut recherchierte historische Romane mag, kann hier nichts falsch machen, ich vergebe gerne volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Lesehighlight

Der rote Judas
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Leipzig 1920: Frisch aus der Kriegsgefangenschaft entlassen muss Paul Stainer wieder in sein normales Leben finden. Das ist gar nicht so einfach, er hat mit den psychischen Auswirkungen des im Krieg Erlebten ...

Leipzig 1920: Frisch aus der Kriegsgefangenschaft entlassen muss Paul Stainer wieder in sein normales Leben finden. Das ist gar nicht so einfach, er hat mit den psychischen Auswirkungen des im Krieg Erlebten zu kämpfen, seine Frau, die ihn für tot hielt, hat eine neue Beziehung und will sich deshalb von ihm trennen. Immerhin kann er in seinen alten Beruf zurück, wird sogar zum Leiter der Kriminalpolizei befördert. Kaum im Dienst bekommt er es mit mehreren Morden zu tun, deren Hintergrund sich als äußerst perfide herausstellt.

Mich hatte der Roman sehr schnell gepackt, Stainer ist sympathisch und man kann gut mit ihm mitfühlen. Aber auch andere Charaktere haben es mir sofort angetan, Fine, die Straßenbahnfahrerin, Rosa, von der man zunächst nur Tagebucheinträge liest und die sich als sehr tough erweist, Max Heiland, Boxer und Einbrecher, der seine kleine Familie liebt, der Kommissaranwärter Junghans, der eine perfekte Unterstützung Stainers ist, Bruno Schilling, dem der Krieg viel genommen hat, oder auch Kubitz, Stainers Chef, der zu ihm hält. Sie alle entwickeln Charakter, und ich hoffe sehr, dass ich sie in Folgebänden wiedertreffen kann.

Auch die Antagonistenseite ist gut dargestellt, wobei es hier einen Charakter gibt, dessen weitere Entwicklung mich gespannt zurück lässt. Die Thematik der Geschichte ist brisant, bietet auch eine gewisse Gesellschaftskritik. Gerne hätte ich in einem Nachwort des Autors ein bisschen mehr über die Hintergründe erfahren. Wie hat er recherchiert, wie viel Reales, wie viel Fiktion steckt in diesem Roman, wie überhaupt kam er auf dieses Thema. Schade, dass keinerlei Boni enthalten sind, die für mich eigentlich zu einem perfekten historischen Roman gehören.

Thomas Ziebula erzählt spannend, ich mochte den Roman kaum aus der Hand legen. Etwas aufgesetzt wirkt auf mich nur, dass Stainer bzgl. der Aktentasche nicht sofort reagiert. Was daraus entsteht, habe ich dennoch gerne gelesen, hier zieht die Spannung noch einmal an. Der Autor schreckt auch nicht davor zurück, manche Hoffnung des Lesers zunichte zu machen.

Ich bin absolut begeistert von Thomas Ziebulas erstem historischem Kriminalroman und hoffe sehr, dass dieser der Start in eine Reihe sein wird. Hier stimmt nahezu alles, Charaktere, historischer Hintergrund, Erzählstil – meine Kritikpunkte werden da zur Nebensache. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung vor allem, aber nicht nur, für Fans historischer (Kriminal)Romane.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Gut recherchiert und gelungen erzählt

Tod in der Speicherstadt
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Hamburg 1896: Hauke Sötjes aktueller Fall führt ihn nach Hamburg. Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Polizei ist nicht einfach, diese hat sich Machtstrukturen unterzuordnen. Auch Sophie ist in Hamburg ...

Hamburg 1896: Hauke Sötjes aktueller Fall führt ihn nach Hamburg. Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Polizei ist nicht einfach, diese hat sich Machtstrukturen unterzuordnen. Auch Sophie ist in Hamburg und bald kommt sie, ganz unabsichtlich, mit ihren Unternehmungen Haukes Ermittlungen in die Quere.

Schnell hat mich der Roman, der vierte der Reihe, wieder gepackt, und ich habe mich gefreut, Sophie und Hauke erneut zu treffen. Beide gefallen mir sehr gut, auch wenn Sophie manchmal zu unüberlegt handelt und sich damit in Gefahr begibt. Mir gefällt aber, dass sie immer wieder versucht, Konventionen zu umgehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Am Ende ergibt sich eine Situation für beide, die gespannt macht, wie es mit ihnen weitergeht. Dass es weitergeht, hat die Autorin mittlerweile bestätigt.

Auch die weiteren Charaktere sind der Autorin gut gelungen, besonders hat mir der junge Zollanwärter gefallen, der dazu abgeordnet wird, Hauke zu führen und ihn dabei im Auge zu behalten. Dass manch einer Platt spricht, trägt zum Lokalkolorit bei. Im Anhang findet sich ein“Kleines Hamburger Sprachlexikon“ für alle, die Probleme beim Übersetzen haben sollten.

Auch in diesem Band gibt es wieder kapiteleinleitenden Originalzitate von 1896 aus verschiedenen Zeitungen und Bekanntmachungen, die manchmal überraschend gut zum Inhalt des einzelnen Kapitels passen. Außerdem erfährt der Leser auf diese Weise einiges Interessante aus diesem Jahr. Überhaupt hat die Autorin wieder sehr gut recherchiert und führt uns dieses Mal in das Hamburg der Kaufleute, in den Freihafen und die Speicherstadt, in Kontore und die Börse. Man erfährt einiges darüber, wie Kaufleute arbeiten, aber auch über die Lebensbedingungen der Arbeiter und über Schmuggel. Im Mittelpunkt steht der Kaffeehandel. Im Anhang gibt es außerdem Anmerkungen zu historischen Ereignissen und Personen, wobei ich erstaunt war, wie viele historische Persönlichkeiten im Roman auftauchen, angesprochen werden oder zumindest zu Charakteren inspiriert haben.

Der Fall, es geht zunächst um Schmuggel und einen unidentifizierten Toten, weitet sich immer mehr aus. Am Ende hat man in einige erschütternde Abgründe geblickt, aber auch eine zufriedenstellende Auflösung erfahren und gut miträtseln können. Die Autorin erzählt sehr bildhaft, man hat immer wieder das Gefühl, selbst mit dabei zu sein, sogar Gerüche konnte ich wahrnehmen. Besonders gelungen ist z. B. der Besuch des Kaufhauses Tietz, hier stimmt die ganze Atmosphäre und das Kopfkino bekommt viel zu tun.

Auch der vierte Band der Reihe ist sehr gelungen: Gut recherchiert und mit viel Lokalkolorit nimmt er den Leser mit in die Vergangenheit und in einen verwickelten, spannenden Kriminalfall. Ich empfehle ihn sehr gerne weiter und vergebe volle Punktzahl.

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