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Veröffentlicht am 19.01.2020

Witzig-frech und wunderbar abenteuerlich - eine tolle Fortsetzung!

Lenni und Luis 2: Voll geheim, Krötenschleim!
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Da mir der Auftakt der Lenni und Luis-Reihe so gut gefallen hat, musste ich natürlich auch den zweiten Band bei mir einziehen lassen. Ich war schon unheimlich gespannt, was für eine aufregende Klassenreise ...

Da mir der Auftakt der Lenni und Luis-Reihe so gut gefallen hat, musste ich natürlich auch den zweiten Band bei mir einziehen lassen. Ich war schon unheimlich gespannt, was für eine aufregende Klassenreise uns wohl mit den pfiffigen Chaos-Zwillingen erwarten wird.

Hurra, endlich geht es auf Klassenfahrt ins Schullandheim! Lenni und Luis freuen sich schon riesig auf die schulfreien Tage. Abenteuer statt Unterricht, bis in die Puppen aufbleiben und Unfug ohne Ende stiften – hach, klasse! Ihre große Freude soll aber einen gewaltigen Dämpfer erhalten, als sich Blödmann-Ben aus der Parallelklasse nicht an die Vereinbarung hält und sich zusammen mit seiner ätzenden Gang das megacoole Vierbettzimmer unter den Nagel reißt. Lenni und Luis sind stinkwütend. Für sie steht sofort fest: Ben werden sie es so richtig heimzahlen! Und das geniale Vierbettzimmer werden sie auch noch bekommen! Gemeinsam beginnen sie einen grandiosen Plan auszutüfteln und werden mal wieder für das reinste Chaos sorgen.

Da es bei mir noch nicht allzu lange her war, dass ich den ersten Teil gelesen habe, habe ich wunderbar in das Lenni und Luis-Universum zurückgefunden. Es ist allerdings auch gar kein Problem, wenn man ganz ohne das Vorwissen aus dem Vorgänger in Band 2 abtaucht. „Voll geheim, Krötenschleim!“ baut nicht groß auf den Reihenauftakt auf – man kann die Bände also prima unabhängig voneinander lesen.

In meinen Augen ist Wiebke Rhoduis mit dem zweiten Lenni und Luis-Abenteuer eine wundervolle Fortsetzung gelungen, welche mich zwar nicht ganz so begeistern konnte wie der erste Band, die mir aber dennoch ein tolles Leseerlebnis beschert hat. Mir persönlich waren ein paar der Streiche der Zwillinge etwas zu fies und hinterhältig. Ihr Widersacher Ben ist zwar echt ein absoluter Vollidiot und hat ein paar Gemeinheiten definitiv verdient, nur tat er mir trotzdem stellenweise richtig leid. 
 
Die Klassenreise, die wir hier mit den fünften Klassen erleben dürfen, hat es streichemäßig echt in sich. Lenni und Luis sind mal wieder vollkommen in ihrem Element und hecken am laufenden Band jede Menge Dummheiten aus und sorgen mit ihren kreativen Einfällen für das reinste Chaos. Um das heiß begehrte Vierbettzimmer zu bekommen, schrecken die beiden wahrlich vor nichts zurück: Laut quakende Kröten, die nachts für Unruhe sorgen, ein Pudding mit den widerlichsten Zutaten, welcher von den Zwillingen für Blödmann Ben zubereitet wird (na, Lust auf leckerschmecker Pudding mit köstlichem Schneckenschleim, grins?), ein wilder Schwarm Wespen – all das und noch so einiges mehr erwartet einen hier. Ich kann euch versichern: Langeweile kommt hier beim Lesen an keiner einziger Stelle auf! Einer verrückten und abenteuerlichen Idee folgt der nächsten. Durchweg mitfiebern und schmunzeln ohne Ende ist hier definitiv Programm!

Das Buch beginnt schon super unterhaltsam mit der Busfahrt, bei der Lenni und Luis Ben und seine doofen Kumpels zu einer Rülps-Wette herausfordern. Da kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass diese Szene bei der Zielgruppe wahnsinnig gut ankommen wird. Aber auch ich, als Erwachsene, habe mich köstlich über die rülpsige Wette amüsiert. :D
Insgesamt waren meine Lachmuskeln hier äußerst aktiv. Lenni und Luis haben aber auch immer Ideen – herrlich! Die beiden halten zusammen wie Pech und Schwafel und brüten gemeinsam den genialsten Schabernack aus. Wie gesagt, manche ihrer Streiche fand ich dann irgendwie doch etwas zu hart und irgendwie hätte ich es auch gar nicht schlecht gefunden, wenn sie mal Opfer einer Schandtat vonseiten Bens gewesen wären, aber unglaublich lustig ist die gesamte Story natürlich dennoch.

Erzählt wird die Handlung übrigens auch in diesem Band wieder aus der Sicht von Luis in der Ich-Perspektive. Ich könnte erneut gar nicht sagen, welchen der Zwillinge ich lieber mag. Ich finde sie beide einsame Spitze und habe sie, trotz ihrer extrem frechen Art, schon längst ganz fest in mein Herz geschlossen. Diese beiden Chaoten muss man einfach lieben. Wobei ich mir jetzt nicht sicher bin, ob ich das auch noch sagen würde, wenn die Zwillinge mir mal einen ihrer cleveren Streiche spielen würden. ;)

Zur Handlung möchte ich dann auch gar nicht mehr groß was sagen. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass ihr zusammen Lenni und Luis eine total amüsante, sehr turbulente und unvergessliche Klassenreise erleben werdet.

Empfohlen wird die Reihe für Kinder ab 8 Jahren und dieser Empfehlung schließe ich mich an. Mädchen und Jungen ab dem Alter sollten bei den Lenni und Luis-Büchern keine Schwierigkeiten mit dem Selberlesen haben. Die Schrift ist recht groß, der Schreibstil ist flüssig, leicht und mitreißend und die Kapitel sind schön kurz.

Was dann natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, ist die fabelhafte Gestaltung des Buches. Nicht nur das ulkige Cover mit dieser coolen Schleimloch-Stanzung ist brillant – der Innenteil kann sich ebenfalls sehen lassen. Sabine Sauter hat auch dieses Lenni und Luis-Abenteuer mit lauter liebevollen und richtig witzigen schwarz-weiß Illustrationen versehen, welche einfach nur perfekt zur Geschichte passen. Mir haben die vielen kleinen Zeichnungen erneut total gut gefallen und auch von dem entzückenden Daumenkino unten rechts auf den Seiten bin ich wieder hellauf begeistert.

Anders als im Vorgänger, wird in „Voll geheim, Krötenschleim!“ leider kein nächster Band angekündigt. Also ich würde mich sehr über ein weiteres aufregendes Abenteuer mit den beiden aufgeweckten Chaoten freuen. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein weiteres Wiedersehen mit Lenni und Luis geben wird. :)

Fazit: Eine tolle Fortsetzung, die einfach nur mega gute Laune macht und einem immerzu ein breites Grinsen auf die Lippen zaubert! Wiebke Rhoduis ist mit „Voll geheim, Krötenschleim!“ ein toller Folgeband gelungen, welchen ich zwar als etwas schwächer als den Auftakt empfunden habe, der mir aber dennoch ein richtig schönes Lesevergnügen beschert hat. Die Story ist so wunderbar schräg, humorvoll und abenteuerlich und die Aufmachung ist einfach nur mal wieder große Klasse. Ich habe die herzlichen Chaos-Zwillinge schon längst ganz fest in mein Herz geschlossen und hoffe sehr, dass wir auch noch in einem dritten Band in den Genuss ihrer originellen Ideen und Streiche kommen werden. Ich kann den zweiten Lenni und Luis-Band wärmstens empfehlen und vergebe sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Super spannend und richitg lustig - ein toller Kinderkrimi!

Gefahr ist unser Geschäft
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Spannende Detektivgeschichten lese ich für mein Leben gerne und witzig-schräge Kinderbücher fallen ebenfalls absolut in mein Beuteschema. Ich war daher sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal über ...

Spannende Detektivgeschichten lese ich für mein Leben gerne und witzig-schräge Kinderbücher fallen ebenfalls absolut in mein Beuteschema. Ich war daher sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal über „Gefahr ist unser Geschäft“ gestolpert bin. Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb, daher wanderte das Buch umgehend auf meine Wunschliste.

Harald ist ein begeisterter Detektivromanverschlinger und schreibt auch wahnsinnig gerne selbst Krimigeschichten. Was gäbe er darum, mal ein echter und berühmter Detektiv zu werden, der wie die Figuren in seinen Büchern lauter knifflige Fälle zu lösen hat. Wenn man aber in einem so öden Nordsee-Kaff wohnt wie Harald, sieht es mit spannenden Abenteuern und ungeklärten Verbrechen eher mau aus. Hinter dem Deich ist einfach total tote Hose. Das soll sich aber schlagartig ändern, als das Schaf Schnucki MäcGaffin eines Tages unter rätselhaften Umständen spurlos verschwindet. Haralds feine Spürnase wittert sofort seinen ersten richtigen Fall. Er macht sich schleunigst ans Ermitteln und begibt sich auf die Suche nach dem vermissten Schaf. Auch Wiebke, die Tochter der Schäferin, nimmt die Verfolgung auf. Sie und Harald verschlägt es schließlich nach Humbug. Nachdem sie die Bekanntschaft der gewitzten Privatermittlerin Trix gemacht haben, sind sie zu dritt und ergeben zusammen die Detektei Donnerschlag. Ob es ihnen gemeinsam wohl gelingen wird, Schnucki MäcGaffin zu finden? Einfach wird das Ganze definitiv nicht werden, denn der Fall stellt sich als viel verzwickter heraus als gedacht...

Von Jana Scheerer hatte ich bisher noch kein Buch gelesen. Der erste Fall von Detektiv Harald war also mein erstes Werk von ihr und es wird definitiv nicht mein letztes gewesen sein! Mir hat „Gefahr ist unser Geschäft“ ein tolles Leseerlebnis beschert. Ein kleines bisschen mehr hatte ich mir zwar schon von dem Buch erhofft, aber begeistert bin ich dennoch und ich werde die Reihe auch auf jeden Fall weiterverfolgen. Hinten im Buch wird der zweite Band bereits angekündigt und auch bei diesem finde ich Titel, Cover und Klappentext mega cool und ansprechend.

Wie oben bereits erwähnt, greife ich immer unglaublich gerne zu Kinderbüchern, die total verrückte und lustige Geschichten erzählen – je abgedrehter desto besser. Und Kinderkrimis zählen seit ich lesen kann zu meinen absoluten Lieblingsgenres. Falls es bei euch genauso oder ähnlich sein sollte, kann ich euch „Gefahr ist unser Geschäft“ wärmstens empfehlen! Das Abenteuer, welches wir Leser mit Harald und Co. erleben dürfen, ist super witzig und spannend und lädt von Anfang an zum Miträtseln ein. Ich war hier durchweg am Mitfiebern und Schmunzeln und habe das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, waren die Charaktere. Jana Scheerer ist es erstklassig gelungen, lauter liebenswerte und urkomische Figuren zu erschaffen, die uns mit ihren schrulligen Eigenschaften bestens unterhalten und immerzu ein breites Grinsen auf die Lippen zaubern.
Trix zum Beispiel, mit ihrer schlagfertigen und temperamentvollen Art, mochte ich auf Anhieb unheimlich gerne.
Harald, unser Hauptprotagonist, aus dessen Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, habe ich aber auch sofort ganz fest in mein Herz geschlossen. Er ist ist ein  sympathischer, mutiger und cleverer Junge. Er ist besitzt eine ausgezeichnete Spürnase, eine geniale Kombinationsgabe und er schreckt vor keiner Gefahr zurück. All diese Eigenschaften braucht er auch, schließlich möchte Harald mal ein waschechter und erfolgreicher Detektiv werden. Mich hat Harald irgendwie ein bisschen an mich selbst erinnert, als ich Kind war und liebend gerne Detektiv gespielt habe. Als 10-jährige war ich total im Ermittlerfieber und ständig auf der Suche nach ungelösten Fällen. Leider bin ich aber nie fündig geworden. In meiner langweiligen Kleinstadt war einfach nie was los gewesen. ;)
Auch für Harald heißt es eine etwas längere Zeit ungeduldig warten, aber er wird ihn schließlich noch bekommen: Seinen ersten richtigen Fall. Zusammen mit ihm, Wiebke und Trix werden wir uns mit Feuereifer in die Ermittlungen stürzen und versuchen, diesen äußerst schwierigen Fall zu lösen. Ein verschwundenes Schaf, zahlreiche Katzen, eine mysteriöse Katzenmarke – das und noch so manches mehr erwartet einen hier. Ich kann euch versichern: Langeweile kommt beim Lesen an keiner Stelle auf! Es gibt jede Menge Überraschungen und Geheimnisse und lauter originelle und und fantasievolle Ideen.

Worüber ich mich köstlich amüsiert habe, waren die vielen kreativen Bezeichnungen. Eine Stadt namens Humbug, ein Mann mit Nachnamen Gammlich, ein Hotel, welches durch defekte Buchstaben der Leuchtreklame einen total ulkigen Namen erhält...ich bin da aus dem Schmunzeln teilweise gar nicht mehr herausgekommen. Sehr unterhaltsam fand ich auch Haralds Notizen. Wie es sich für einen guten Detektiv gehört, hält er seine Beobachtungen und Ermittlungen in einem Notizbuch fest und auch Detektiv-Regeln hat er zusammengestellt, welche wir vorne und hinten im Einband zu lesen bekommen dürfen.

Was mir persönlich nur nicht ganz so gut gefallen hat, ist die Story rund um das Kitty-Glitter-Katzenfutter. Ich lese zwar, wie gesagt, echt gerne skurille Kinderbücher, aber irgendwie war mir das mit der Katzenfuttermarke dann doch etwas zu merkwürdig. Eine weitere Kleinigkeit, die mich irgendwann ein bisschen genervt hat, war das ständige „Maunz“ der Katzendame Fräulein Karnelia. Allerdings denke ich, dass die Zielgruppe das ganz anders empfinden wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Gemaunze bei Kindern sehr gut ankommen wird.

Für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren, die gerne Kinderkrimis lesen, ist „Gefahr ist unser Geschäft“ in meinen Augen ein großes Muss. Kinder ab diesem Alter sollten hier keine Probleme mit dem Selberlesen haben. Der Schreibstil ist flüssig, leicht und mitreißend, es gibt sehr viel wörtliche Rede und die Kapitel sind schön kurz. Zum Vorlesen bietet sich die Geschichte meiner Ansicht nach aber auch prima an.

Sehr gut gefallen haben mir dann auch die schwarz-weiß Zeichnungen von Uwe Heidschötter. Von denen hätte es für meinen Geschmack aber gerne noch viele mehr geben können. Insgesamt befinden sich in dem Buch leider nur sehr wenige Illustrationen.

Fazit: Spannend, humorvoll, herrlich schräg - Ein toller Detektivschmöker für Jung und Alt, der die Herzen aller Spürnasen höher schlagen lässt! Jana Scheerer ist mit „Gefahr ist unser Geschäft“ ein wunderbarer Kinderkrimi gelungen, welcher mir ein richtig schönes Lesevergnügen beschert hat. Komplett überzeugen konnte mich die Geschichte dann zwar leider doch nicht, aber begeistert bin ich dennoch und ich kann das Buch jedem Detektivliebhaber nur ans Herz legen. Auf den zweiten aufregenden Fall der Detektei Donnerschlag freue ich mich schon sehr! „Gefahr ist unser Geschäft“ erhält von mir sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Super spannend und mitreißend!

Dear Logan
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Als ich das erste Mal von „Dear Logan“ hörte, war meine Neugierde sofort geweckt. Besonders das Setting reizte mich sehr - ich liebe Bücher, die in der Wildnis Alaskas spielen! Da mich der Klappentext ...

Als ich das erste Mal von „Dear Logan“ hörte, war meine Neugierde sofort geweckt. Besonders das Setting reizte mich sehr - ich liebe Bücher, die in der Wildnis Alaskas spielen! Da mich der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte und mich auch das wunderhübsche Cover sofort ansprach, stand für mich schnell fest, dass ich das Buch unbedingt bei mir einziehen lassen muss. Von Ally Carter hatte ich bisher noch nichts gelesen. „Dear Logan“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.

Logan, der Sohn des US-Präsidenten und Maddie, die Tochter eines Sicherheitschefs, waren einst die allerbesten Freunde und quasi unzertrennlich. Im Alter von zehn Jahren wird ein schlimmer Vorfall ihre innige Freundschaft jedoch auf einen Schlag beenden. Maddie zieht daraufhin mit ihrem Vater in die Einsamkeit von Alaska, in eine kleine karge Blockhütte. Maddie möchte den Kontakt zu Logan aufrechterhalten und beginnt damit, ihm Briefe zu schreiben. Sie erhält aber auf keinen einzigen ihrer vielen Briefe jemals Antwort. Als Logan nach sechs Jahren plötzlich in ihrer Hütte auftaucht, ist Maddie verständlicherweise wenig begeistert darüber, schließlich hat er sich in den ganzen Jahren über nie bei ihr gemeldet. Da kann er noch so charmant lächeln – Maddie ist stinkwütend auf ihren ehemals besten Freund! Doch dann wird Logan entführt und auf einmal liegt es an Maddie, den Sohn des US-Präsidenten zu retten. Sie kennt sich mittlerweile aus mit den Gefahren Alaskas und weiß, wie man der rauen Wildnis dieses Landes überleben kann. Ein gefährliches Abenteuer beginnt…

Mit „Dear Logan“ ist Ally Carter in meinen Augen ein richtig schönes Jugendbuch gelungen, welches mich zwar leider nicht komplett überzeugen konnte, das mir aber dennoch tolle Lesestunden beschert hat. Für mich war „Dear Logan“ einfach das perfekte Buch für zwischendurch. Dank der extrem packenden Handlung, den angenehm kurzen Kapiteln und dem locker-leichten, lebendigen Schreibstil bin ich hier nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch im Nu beendet.

Ich hatte einen super Einstieg in das Buch. Zu Beginn der Geschichte lernen wir Logan und Maddie kennen, als sie zehn Jahre alt sind. Mir hat es total gefallen, dass wir die zwei kurz als kleine Kinder erleben dürfen, als noch alles in Ordnung war und sie die allerbesten Freunde waren. Es kommt dann aber sehr schnell zu einem Zeitsprung von sechs Jahren. Dass Ally Carter relativ fix „zur Sache kommt“ und uns nicht mit einer unnötig langen Einführung konfrontiert, fand ich große Klasse. Der Zeitsprung ist meiner Ansicht nach prima gelungen. In Form von den Briefen, die Maddie Logan seit ihrem Umzug nach Alaska regelmäßig schreibt, erfahren wir, wie es ihr in den letzten Jahren so ergangen ist und bekommen einen fabelhaften Einblick in ihr Gefühlsleben. Die Idee mit den Briefen zu Beginn jedes Kapitels hat mir unheimlich gut gefallen. Die Briefe lesen sich wunderschön und traurig zugleich. Man spürt als Leser nur zu deutlich, wie sehr es Maddie belastet, dass ihr (einst) bester Freund nicht auf ihre Briefe antwortet und sich seit ihrem plötzlichen Wegzug überhaupt nicht mehr bei ihr meldet. Auch ihr neues Leben in der einsamen Wildnis Alaskas ist nicht einfach für das Mädchen. Maddie wird sich durch ihren neuen Heimatort sehr verändern und enorm an Selbstbewusstsein und Stärke gewinnen. Ich fand Maddie großartig. Sie ist klug, mutig und stark und lässt sich nicht unterkriegen. Allerdings muss ich gestehen, dass sie mir im Verlaufe des Buches stellenweise zu tough und superwomanmäßig drauf war. Sie mag in der Zeit, die sie mittlerweile in Alaska lebt zwar so einiges an Know-how gesammelt haben, allerdings fand ich es dann doch sehr unglaubwürdig, dass Maddie, ein 16-jähriges Mädchen, stets für alles eine Lösung hat und sofort immer weiß, was zu tun ist. Da musste ich dann doch öfters mal die Augenbrauen hochziehen, weil ich ihre heldenhaften Fähigkeiten einfach zu überzogen fand.

Ich habe die Story insgesamt leider schon als sehr unrealistisch empfunden, was ich als ein wenig störend beim Lesen empfunden habe. Vor allem das sehr abrupte (und meinem Empfinden nach etwas übertriebene) Ende konnte mich nicht so wirklich zufriedenstellen.

Ansonsten aber fand ich das Buch echt gut. Dieser Mix aus fesselndem Thriller, abenteuerlichem Survivalroman und emotionaler Liebesgeschichte konnte mich richtig begeistern. Die Handlung ist wirklich hochspannend und hält uns Leser bis zum Schluss in Atem. Für meinen Geschmack ging es manchmal sogar etwas zu sehr Schlag auf Schlag, allerdings muss ich dazu sagen, dass ich so jemand bin, der gar nicht so sehr auf actionreiche Bücher steht. Wer so etwas aber gerne mag, wird hier garantiert ganz auf seine Kosten kommen.
Super fand ich, wie die besondere Beziehung von Maddie und Logan dargestellt wird. Die zwei sind ziemlich verschieden, was sowohl für prickelnde, als auch für sehr unterhaltsame Momente sorgen wird.

Was mir äußerst gut gefallen hat, waren die ständigen Sichtwechsel. Wir erfahren die Geschichte im Wechsel von Maddie und Logan, jeweils in der dritten Person, was das Ganze nur noch mitreißender macht. Ich liebe wechselnde Erzählperspektiven und finde, dass es hier einfach nur perfekt passt und hervorragend gelungen ist. Mir persönlich haben Maddies Kapitel besser gefallen, da ich mich in sie besser hineinversetzen konnte. Logans Handeln konnte ich leider nicht immer nachvollziehen. Sympathisch waren sie mir aber beide, sehr sogar.

Wovon ich euch endlos etwas vorschwärmen könnte, ist das Setting. Die verschneite Wildnis Alaskas mit all ihren Gefahren und all ihrer Schönheit wird so atemberaubend beschrieben – mega cool, sag ich euch! Ich finde, man merkt sehr, dass Ally Carter eine ganz genaue Recherche für ihren Roman betrieben hat. Ihre unfassbar anschauliche Erzählweise hat mir von allen Orten die tollsten Bilder in den Kopf gezaubert und die Atmosphäre, die durch die einzigartige Kulisse entsteht, konnte mich komplett in ihren Bann ziehen.

Fazit: Trotz kleiner Schwächen ein wunderbarer Jugendroman, welchen ich wärmstens empfehlen kann! „Dear Logan“ erzählt eine unglaublich fesselnde und sehr emotionale Geschichte über Freundschaft, Liebe, Mut, Vertrauen und Abenteuer. Das Buch steckt voller Spannung und jeder Menge Überraschungen und unerwarteter Wendungen und kann mit einem fantastischen Setting aufwarten. Auch wenn die Story insgesamt schon sehr realitätsfern ist, hat sie mich dennoch bestens unterhalten. Ich kann „Dear Logan“ sehr empfehlen und vergebe knappe 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Abenteuerlich, geheimnisvoll, fesselnd - ein schöner winterlicher Pferdeschmöker!

Wolfspferd
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Als ich das erste Mal über „Wolfspferd“ stolperte, konnte das wunderhübsche Cover meine Neugierde sofort wecken. Ich liebe diese verschneite Landschaft! Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen ...

Als ich das erste Mal über „Wolfspferd“ stolperte, konnte das wunderhübsche Cover meine Neugierde sofort wecken. Ich liebe diese verschneite Landschaft! Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte und ich zudem schon ein Buch von Sabine Giebken gelesen habe, welches mir wahnsinnig gut gefallen hat, stand für mich schnell fest: „Wolfspferd“ möchte ich unbedingt lesen.

Tala lebt mit ihrer Familie in der Wildnis. Das Leben in der rauen Natur ist nicht immer einfach, vor allem die Winter sind oft hart, wenn die Nächte lang und eisig kalt sind. Tala kennt es aber nicht anders und sie liebt dieses freie und ungebundene Leben. Was sie ebenfalls über alles liebt, ist ihre Albinostute Saphira. Mit Saphira verbindet sie etwas ganz Besonderes; sie ist ihre allerbeste Freundin. Was Tala weniger mag, sind die blöden Jungen aus ihrem Stamm. Sie werden von ihrem Vater Pollo, der der Häuptling ihres Stammes ist, regelmäßig auf die Jagd mitgenommen, aber sie, Tala muss ständig bei den Frauen im Lager bleiben. Total ungerecht! Die Stute Saphira hat es in ihrer Herde ebenfalls nicht leicht, da sie dem Leithengst zu neugierig ist und immerzu von ihm ausgeschlossen wird.
Das Leben von Tala und Saphira ändert sich schlagartig, als der Stamm von Räubern überfallen wird. Die Diebe nehmen alle Vorräte nimmt und hinterlassen ein vollkommen zerstörtes Lager. Wie sollen sie denn jetzt nur durch den kalten Winter kommen? Tala fasst den Entschluss, sich zusammen mit Saphira in die verschneiten Wälder aufzumachen, um den weißen Wolf zu suchen. Man sagt, dass derjenige, der den weißen Wolf lebend fängt, eine große Belohnung erhalte. Ein aufregendes Abenteuer beginnt...

Als ich mit dem Lesen begann, konnte mich diese wunderbar winterliche Atmosphäre, die in dem Buch von Beginn an herrscht, sofort verzaubern. Für die kalte Jahreszeit ist das Buch wirklich perfekt geeignet – da verspricht das zauberhafte Cover also eindeutig nicht zu viel. Mir hat „Wolfspferd“ sehr schöne Lesestunden beschert, allerdings muss ich gestehen, dass ich mir doch etwas mehr von dem Buch erhofft hatte. Es gab leider ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben.

Was mir zum einen nicht so zusagte, waren die Kapitel, die wir aus der Sicht der Stute Saphira erfahren. Die Geschichte wird abwechselnd von Tala und Saphira erzählt, was durch verschiedene Schriftarten auch gut kenntlich gemacht wird. Ich fand die Idee, dass wir Passagen auch aus der Sicht eines Pferdes erfahren, zwar schon irgendwie cool, da die Geschichte so einen sehr magischen und mystischen Touch erhält, nur waren die Erzählungen aus Saphiras Perspektive einfach nicht so meins.

Was mich auch nicht so zufrieden stellen konnte, ist das Ende. Ich finde, dass die Story zum Ende hin zu schnell abgehandelt wurde. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch meinem Empfinden nach sehr gut getan. Mir kam der Schluss leider zu abrupt.

Mein letzter Kritikpunkt bezieht sich auf das Cover. Wie oben bereits erwähnt finde ich es wunderschön, nur sieht das Mädchen auf dem Pferd, die Tala darstellen soll, so viel älter aus als im Buch beschrieben. Sofern ich nichts überlesen habe, wird Talas Alter nicht genannt. Auf mich hat sie jedenfalls immer einen recht kindlichen Eindruck gemacht. Ich hätte es daher besser gefunden, wenn das Mädchen auf dem Cover etwas jünger ausgesehen hätte.

So, das war es dann aber auch mit dem Meckern. Ja, ich weiß, bisher liest sich diese Rezension ziemlich negativ. Die genannten Aspekte haben mich natürlich schon gestört, aber insgesamt bin ich dennoch begeistert von dem Buch.

Was ich einfach nur mega fand, ist das Setting! Die Wildnis, in der Tala mit ihrer Familie lebt, wird traumhaft und sehr anschaulich beschrieben, sodass ich beim Lesen herrliche Bilder im Kopf hatte.
Super interessant und faszinierend fand ich, was man alles über das Leben von Tala und ihrem Stamm erfährt und dass auch Legenden eine große Rolle spielen. Ich würde „Wolfspferd“ als einen spannenden und mythischen Abenteuer-Pferde-Roman bezeichnen. Die Handlung ist durchweg mitreißend und geheimnisvoll – mitfiebern ist hier also definitiv angesagt.
Pferdefans werden hier auch ganz auf ihre Kosten kommen, denn Pferde spielen hier eine sehr große Rolle. Die besondere Bindung und Freundschaft zwischen Tara und ihrer Stute Saphira wird großartig und sehr einfühlsam beschrieben. Pferdeliebhabern kann ich das Buch daher ganz besonders ans Herz legen.

Was ich ebenfalls nur loben kann, ist der Schreibstil. Sabine Giebken hat eine sehr fesselnde und locker-leichte Art zu schreiben. Die lebendige Erzählweise plus die packende Story und die angenehm kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man hier nur so durch die Seiten fliegt. Zumindest bei mir war so. Da das Buch zudem recht dünn ist, habe ich es quasi in einem Rutsch durchgeschmökert.

Die Charaktere haben mir ebenfalls gut gefallen. Manche bleiben zwar recht blass, ein paar mehr Beschreibungen wären ganz nett gewesen, aber groß gestört hat mich dieser Punkt nicht.
Wen ich unheimlich liebgewonnen habe, ist Tala. Sie ist ein super sympathisches, aufgewecktes und mutiges junges Mädel. Mit ihr wird sich die Zielgruppe prima identifizieren können.
Mein persönlicher Liebling war Jacob. Da ich aber nicht zu viel von der Handlung erzählen möchte, werde ich über ihn hier nichts verraten. Ich bin mir jedenfalls sehr sicher, dass jeder Leser Jacob sofort ins Herz schließen wird. Er ist ein total lieber Kerl – man gar nicht anders als ihn gernzuhaben.

Fazit: Ein magisch schönes Buch voller Spannung, Winterzauber und Abenteuer. Sabine Giebken ist mit „Wolfspferd“ ein toller Pferdeschmöker gelungen, der mich zwar leider nicht komplett überzeugen konnte, den ich trotz meiner aufgeführten Kritikpunkte aber dennoch sehr empfehlen kann. Ganz besonders pferdebegeisterten jungen Mädchen ab 10 Jahren kann ich das Buch sehr ans Herz legen. Für mich war „Wolfspferd“ einfach das perfekte Buch für zwischendurch. Mir hat es spannende, kurzweilige Lesestunden beschert und mich so richtig schön in Winterstimmung versetzt.
Bei der Sternenvergabe bin ich irgendwie total hin und her gerissen. 4 Sterne sind mir zu viel, aber 3,5 wiederum zu wenig. Ich vergebe daher etwas dazwischen, 3,7 oder so. :D
Da ich auf meinem Blog aber immer aufrunde, erhält „Wolfspferd“ von mir also eigentlich doch 4 von 5 Sternen. ;)

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Berührend, authentisch, erschütternd - ein wunderbares Buch!

Annies Welt
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Sieht das Cover nicht wunderhübsch aus? Also bei mir war es hier Coverliebe auf den ersten Blick. Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte, stand für mich sofort fest: Die 10-jährige ...

Sieht das Cover nicht wunderhübsch aus? Also bei mir war es hier Coverliebe auf den ersten Blick. Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte, stand für mich sofort fest: Die 10-jährige Annie und ihre Großfamilie möchte ich unbedingt kennenlernen. Ich ließ das Buch also nur zu gerne bei mir einziehen.

Massachusetts, 1985: Die 10-jährige Antoinette Elisabeth Bianchi, genannt Annie, wohnt zusammen mit ihrer Familie in der Snow Lane Nummer 17 in Ashcroft. Annie ist ziemlich klein und dünn für ihr Alter, sie hat ein riesiges Lächeln und sie ist Legasthenikerin. Was Annie auch noch ist: Sie ist die jüngste von neun Geschwistern. Sie hat sieben große Schwestern und einen großen Bruder und wer jetzt denkt, dass es doch bestimmt toll ist, in so einer großen Familie aufzuwachsen, man hat so schließlich immer jemanden zum Spielen, dem sei gesagt: In Annies Familie geht es nicht gewöhnlich zu. Bei den Bianchis läuft eine Menge verkehrt. Der Vater hat drei Jobs und ist daher so gut wie nie zu Hause, die Mutter kriegt kaum was auf die Reihe, vernachlässigt ihre Kinder und müllt das Haus mit unnötigen Dingen zu und die jüngeren Bianchis müssen sich vor den Drohungen und Prügelattacken der größeren Geschwister fürchten. Für Annie ist all das aber ganz normal. Und wenn es ihr doch mal zu viel wird, zählt sie einfach. Das hilft immer. Irgendwann merkt Annie aber, dass es überhaupt nicht normal ist, wenn Gewalt und Armut den Alltag bestimmen. Annies Familie braucht Hilfe, dringend!

Dass es sich bei „Annies Welt“ um kein Gute-Laune-Kinderbuch handelt, hatte ich mir anhand des Klappentextes schon gedacht, allerdings hatte ich dann doch mit einer etwas fröhlicheren Story gerechnet. Vermutlich aufgrund des Titels und der farbenfrohen Aufmachung. Ich persönlich frage mich ja, warum man das Buch so bunt gestaltet hat. Das Cover sieht zwar wunderschön aus, passt in meinen Augen nur irgendwie so gar nicht zu dem, was einem im Inneren erwartet. Und warum man den Untertitel „3 x 3 Gründe, glücklich zu sein“ gewählt hat, habe ich ehrlich gesagt auch nicht so ganz verstanden.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, beschert einem wenig glückliche Momente. Es gibt zwar auch ab und an mal etwas zum Schmunzeln, aber insgesamt habe ich das Buch als zu traurig und hart für ein Kinderbuch ab 10 Jahren empfunden. Meiner Ansicht nach ist „Annies Welt“ eher ein Roman für Jugendliche und Erwachsene.

So, ehe ihr jetzt den Eindruck gewinnt, dass mir das Buch gar nicht gefallen hat, klingt ja schon irgendwie ziemlich negativ, was ich da gerade geschrieben habe – doch, mir hat „Annies Welt“ gefallen, sehr sogar! Ich finde das Buch wundervoll und habe es quasi in einem Rutsch durchgelesen. Auf mich konnte die Handlung von den ersten Seiten an die totale Sogwirkung ausüben, der mich kaum mehr entziehen konnte. Das Einzige, was mich eben nur stört, ist die verspielte Gestaltung und die Altersempfehlung. Unsere Protagonistin Annie ist zwar erst 10 Jahre alt, nur bin ich einfach der Meinung, dass die Geschichte für jüngere Kinder eher ungeeignet ist.

Ich, als Erwachsen, habe tolle Lesestunden mit dem Buch verbracht. Ich greife total gerne zu Büchern, die mich schockieren, berühren und nachdenklich stimmen. „Annies Welt“ war daher genau mein Ding, denn das, was ich hier zu lesen bekommen habe, ist mich stellenweise richtig erschüttert. Das Buch ist definitiv nicht ohne. In Annies Familie läuft eine Menge verkehrt. Der Vater ist nie da, weil er nur am Arbeiten ist, die Mutter ist mit allem völlig überfordert und kümmert sich kaum um ihre Kinder, die größeren Geschwister müssen sich daher um die jüngeren kümmern und das war erst der Anfang. Neben der großen Vernachlässigung vonseiten der Eltern bestimmen auch Verwahrlosung, Armut und Gewalt den Alltag der Bianchis. Mich hat es entsetzt zu sehen, wie es in Annies Familie zugeht. Einige der älteren Geschwistern bedrohen und verprügeln die jüngeren und auch die Mutter wird gerne mal handgreiflich. Schlimm, oder? Noch heftiger wird das Ganze, wenn man sich das Nachwort der Autorin der durchliest, in welchem hervorgeht, dass wohl recht viel Autobiographisches in diesem Buch steckt und Josephine Angelini selbst keine schöne Kindheit erleben durfte.

Aber keine Sorge, zu bedrückend wird die Geschichte nicht. Durch die kindlich-naive und recht humorvolle Erzählweise wird das Ganze, finde ich, sehr gut aufgelockert. Mir hat dieser krasse Gegensatz total gut gefallen: Die ungeschönten Dingen, die sich in Annies Familie abspielen und dazu dann dieser recht heitere, warmherzige Erzählton.

Wir erfahren alles aus der Sicht von Annie in der Ich-Perspektive und meinem Empfinden nach, ist Josephine Angelini diese kindliche Betrachtungsweise erstklassig gelungen. Die Art, wie Annie uns von ihrem Alltag erzählt, ist absolut authentisch und unheimlich einfühlsam. Ich, als Erwachsene, konnte mich jederzeit problemlos in unsere 10-jährige Buchheldin hineinversetzen und ihr Denken, Handeln und Fühlen vollkommen nachvollziehen.
Annie habe ich sofort ganz fest in mein Herz geschlossen. Man muss sie einfach lieben - sie ist ein super sympathisches, aufgewecktes und kluges junges Mädchen.
Bei Annie habe ich mich die ganze Zeit über gefragt, ob sie an einer Form des Autismus leidet. Das Wort Autismus wird zwar nie genannt, es wird nur erwähnt, dass Annie Legasthenikerin ist, aber vom Verhalten her kam es mir schon so vor, als ob sie Autistin wäre. Sie ist auf jeden Fall ein hochsensibler Mensch und anders als andere Kinder in ihrem Alter.

Josephine Angelini ist mit „Annies Welt“ in meinen Augen ein ganz besonderes Buch gelungen, welches wohl nicht jedermanns Sache sein wird, welches mir aber ein fabelhaftes Leseerlebnis beschert hat. „Annies Welt“ zeigt auf, dass vieles ganz anders ist, als es nach außen hin oft wirkt. Die Bianchis versuchen immerzu den Schein zu wahren, dass alles bei ihnen in Ordnung ist und sie eine ganz gewöhnliche, große Familie sind. Sie gehen regelmäßig zur Kirche (die Bianchis sind strenge Katholiken) und sie empfangen niemals Besuch, damit niemand sieht, wie es bei ihnen Zuhause aussieht. Annie hat gelernt, mit all dem klarzukommen. Wenn es zu schrecklich wird, beginnt sie zu zählen, denn Zahlen lenken sie ab. Irgendwann beginnt Annie aber Dinge zu hinterfragen und sie merkt, dass bei ihr Zuhause alles andere als normale Zustände herrschen.
Ob sich in der Snow Lane Nummer 17 schließlich noch etwas ändern wird, ob sich Annies Familie Hilfe holen wird oder nicht, das werde ich hier nicht verraten, da müsst das Buch schon selber lesen. Nur so viel: Ein Happy End hat das Buch irgendwie nicht. Hat mich aber nicht gestört. Ich finde, dass das Ende perfekt zur Geschichte passt.

Fazit: Berührend, erschütternd, authentisch – ein wunderbares Buch voller Schmerz, Hoffnung und traurig-schöner Momente! Mich konnte das erste Kinderbuch von Josephine Angelini hellauf begeistern. Annies Geschichte hat in mir die verschiedensten Gefühle hervorgerufen. Ich habe Wut, Trauer und Entsetzen empfunden, ich war am Schmunzeln und habe mitgehofft und mitgelitten. Für jüngere Kinder ist das Buch in meinen Augen zu traurig und schonungslos ehrlich, allerdings spreche ich da natürlich nur für mich. Ich persönlich würde das Buch jedenfalls erst am 12 und nicht ab 10 Jahren empfehlen. Wer gerne Bücher liest, die zum Nachdenken anregen und unter die Haut gehen, dem kann ich „Annies Welt“ sehr ans Herz legen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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