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Veröffentlicht am 09.06.2020

Wider den Strom schwimmen

Die Kakerlake
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„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt ...

„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt auf Kafka an und kommt als bitterböse Abrechnung mit der Entscheidung Großbritanniens über den Austritt aus der EU daher.
„Kehren wir den Geldfluss um, und das gesamte Wirtschaftssystem, die Nation selbst gar, wird geläutert werden, gereinigt von allen Absurditäten.“ [22] Und wie im wahren britannischen Leben heißt es auch hier im Roman für den Hauptcharakter Jim, ehemals Kakerlake, gegen den Strom zu schwimmen. Egal was da komme. Unbeirrt seinen Weg gehen. Allen zum Trotz.
„Jim hatte hervorragende Fühler für die öffentliche Gemütslage.“ [46]
McEwan liefert eine amüsant zu lesende Lektüre, die mir, bis auf den Mittelteil, recht gut gefallen hat. Die Verwandlung an sich gerät in den Hintergrund, dafür wird es umso mehr politisch. Gefallen hat mir auch der Seitenhieb auf den amerikanischen Präsidenten.
Sprachlich wäre durchaus noch etwas mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Zauberkünstler

Da sind wir
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Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das ...

Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das Ende der Fünfzigerjahre angesprochen und die zu erwartende sprachliche Qualität.
„Zwei Zauberkünstler und ein zauberhaftes Paar.“ [71] Daraus ergibt sich dann eine Dreiecksgeschichte und drei unterschiedliche Lebenswege, Einblicke, Erzählungen. Es ist ein Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart, welche uns der allwissende Erzähler näherbringt.
Für mich blieben die drei Hauptcharaktere etwas unnahbar, allein Evies Sicht trug dazu bei, dass die Charaktere an Tiefe gewinnen. Als Leser*in bleibt man doch etwas vom Geschehen distanziert. Auch hätte ich mir einen spannenderen Einblick in das Showgeschäft erhofft. Das Klang auf dem Klappentext so wundervoll magisch. Und so konnte der Roman mich nicht wirklich erreichen, obwohl er gut geschrieben und es eine interessante Geschichte ist.
Das Ende passt zwar zu den ganzen Illusionen, Tricks und Zaubereien, aber ist mir etwas zu offen. Insgesamt fand ich die Perspektivwechsel gelungen, auch das zeitliche Hin und Her, jedoch hätte ich mir eine Unterteilung in Kapitel gewünscht.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Eine Reise

Die Reisenden
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Eigentlich kann man „Die Reisenden“ von Regina Porter ziemlich kurz zusammenfassen: Zwei Familien, zwei Hautfarben, eine Geschichte. Aber der Roman ist weit mehr als das. Auch ist er mehr als die einzelnen ...

Eigentlich kann man „Die Reisenden“ von Regina Porter ziemlich kurz zusammenfassen: Zwei Familien, zwei Hautfarben, eine Geschichte. Aber der Roman ist weit mehr als das. Auch ist er mehr als die einzelnen Essays, welche das Buch dominieren, ineinander übergehen, Verbindungen schaffen, die Geschichte zu dem werden lassen was sie ist und die Leserinnen mit in die Vereinigten Staaten nehmen, deren vorherrschende Probleme, wie zum Beispiel das Ausmaß an Rassismus und Rassenhass aber auch Polizeigewalt, aufzeigen.
Die Themen, die Porter in ihrem Debüt-Roman aufgreift, sind so vielfältig wie die vorkommenden Personen. Zum Glück gibt es ein Register mit den Charakteren und so ist man gezwungen immer mal wieder nachzuschlagen, da man sich nicht alle Personen im Kopf behalten kann. Zudem springen die Geschichten zeitlich hin und her – in Anbetracht der sechs Jahrzehnten Amerikanischen Geschichte ist auch das eine ordentliche Menge, die die Leser
innen stets im Kopf behalten müssen.
Auf der einen Seite ist das ziemlich interessant, auf der anderen Seite hielten mich die oben genannten Punkte davon ab, viel mehr in die spannende Geschichte abzutauchen. Stilistisch gesehen ist die nichtlineare Erzählung gut gewählt, jedoch mit der Kombination der schieren Menge an auftretenden Personen finde ich es mühsam, eben diesen nahe zu kommen und etwas von deren Gefühlswelt zu spüren.
Aber es gibt natürlich auch positives zu berichten. Porter benutzt eine klare Sprache, die gerade am Beispiel der Polizeigewalt, in Bezug auf Agnes und Eddie, die Lage der Charaktere klar erkennen lässt. Man sieht sich mit der Situation konfrontiert, verarbeitet die Informationen langsam und mit Bedacht. Generell ist Porters Werk „Die Reisenden“ – übersetzt von Tanja Handels – ein Buch, das sich nicht so schnell lesen lässt. Aber das will es vielleicht auch gar nicht.

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Veröffentlicht am 14.01.2020

viel Verfolgungsjagd

Die Spinne
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„Die Spinne“ von Paul Finch ist Band 1 der Reihe "Mark Heckenburg - Kurzthriller" und steigt nach einer kurzen Vorstellung des Protagonisten sofort ins Geschehen, also der Verfolgungsjagd, ein. Rasant ...

„Die Spinne“ von Paul Finch ist Band 1 der Reihe "Mark Heckenburg - Kurzthriller" und steigt nach einer kurzen Vorstellung des Protagonisten sofort ins Geschehen, also der Verfolgungsjagd, ein. Rasant geht es zur Sache. Mir persönlich ist es etwas zu viel Verfolgungsjagd und deshalb etwas zu wenig Tiefgang. Jedoch lässt sich der kurze Roman aufgrund des Schreibstils gut lesen.
Insgesamt ein Roman, den man lesen kann und der Lust auf einen längeren Roman von Paul Finch machen kann.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

etwas speziellere Phantasien

Nimm mich jetzt | Erotische Geschichten
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Mit „Nimm mich jetzt“ präsentiert Xenia Marcici 5 erotische Kurzgeschichten, wobei die erste Geschichte aufgrund ihrer Länge oder eher gesagt Kürze, eher als Appetizer zu verstehen ist. Bis auf „gequältes ...

Mit „Nimm mich jetzt“ präsentiert Xenia Marcici 5 erotische Kurzgeschichten, wobei die erste Geschichte aufgrund ihrer Länge oder eher gesagt Kürze, eher als Appetizer zu verstehen ist. Bis auf „gequältes Verlangen“, leider auch zugleich die längste Geschichte und wohl auch die speziellste, sie konnte mich nicht wirklich berühren, haben mir die Kurzabenteuer richtig gut gefallen. Durchweg anregend und aufregend geschrieben, lassen die Geschichten die Leser*innen abschweifen und in die erotische Welt eintauchen. Und wer bei der letzten Story denkt, das Ganze wäre etwas an den Haaren herbeigezogen. Der irrt, denn den weiblichen, betörenden Intimduft als Riechstoff, sprich Parfum, den gibt es wirklich. Wer auf etwas speziellere Phantasien und Wünsche steht, wird mit diesem Buch gut bedient.

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