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Veröffentlicht am 30.01.2020

Eine lesenswerte Kombination aus Gesellschaftskritik, Spannung und Zukunftsvision

Falling Skye (Bd. 1)
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„Kannst du deinen Gefühlen trauen“ ist der erste Band der Reihe „Falling Sky“ und stammt aus der Feder von Lina Frisch. Dieser Jugendroman bietet eine lesenswerte Kombination aus Gesellschaftskritik, Spannung ...

„Kannst du deinen Gefühlen trauen“ ist der erste Band der Reihe „Falling Sky“ und stammt aus der Feder von Lina Frisch. Dieser Jugendroman bietet eine lesenswerte Kombination aus Gesellschaftskritik, Spannung und Zukunftsvision.

"Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn man genau weiß, was gleich passieren wird - und man das Unausweichliche trotzdem nicht ändern kann. Der Boden fliegt auf mich zu und ich schließe die Augen."
Zitat aus "Falling Sky - Kannst du deinem Verstand trauen" von Lina Frisch, Seite 5.

So beginnt Skys Geschichte – eine Dystopie im Bereich Jugendliteratur, die politische Themen aufgreift und den Leser zum Nachdenken anregt. Lina Frisch bedient sich auf den ersten Blick an typischen Elementen aus dem Bereich Jugenddystopie, punktet aber mit einer soliden, lesenswerten Umsetzung. Die Autorin zeichnet in ihrer Reihe eine Welt, die dem klassischen Aufbau einer Dystopie im Jugendbuchsektor gleicht. Die USA existieren nicht mehr - im Zuge des Umbruchs wurde aus den Vereinigten Staaten die Gläserne Nation. Die Kombination aus Überwachung und einem Zwei-Klassen-System sorgt vermeintlich für Ruhe und Frieden. Es herrscht eine allgemeine Gleichheit, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Geschlecht. Die Gesellschaft wird in zwei Traits geteilt: Ratio (Rational) und Senso (Emotional). Jeder Bürger muss der Bestimmung seines Traits nachkommen und dementsprechend rationale Berufe, wie z.B. Arzt, oder emotionale Berufe, wie z.B. Erzieherin, ergreifen. Bis zum Tag ihrer Testung hatte Sky nie einen Grund, am System zu zweifeln. Doch schon bald gerät ihre Systemtreue ins Wanken.

"Ich öffne meine Hand und finde ein schlankes Etui aus Silber darin. Der Druck meines Zeigefingers lässt eine kleine Messerlinge hervorschießen. Mit klopfendem Herzen starre ich auf die Waffe in meiner Hand. Was wird das Konsilium in der nächsten Aufgabe von uns verlangen?"
Zitat aus "Falling Sky - Kannst du deinem Verstand trauen" von Lina Frisch, Seite 311.

Zu Beginn erkennt der erfahrende Vielleser einige bekannte dystopische Elemente. Doch entgegen der typischen Jugenddystopien setzt Lina Frisch weniger auf nervenzehrende Spannung und actionreiche Szenen. Der Fokus des Buches liegt eher auf der psychologischen Ebene, die der Zielgruppe entsprechend gut ausgearbeitet wurde. Die Testung verlangt Sky und ihren Mitstreiterinnen alles ab. Schnell stellt sich die Frage, wie der Leser sich an Skys Stelle entscheiden würde. Für Freunde, die Familie, die Gesellschaft oder den Trait, der über die gesamte Zukunft entscheidet? Die Autorin erschafft einen interessanten Gewissenskonflikt beim Leser. Verpackt in eine Geschichte über den gesellschaftlichen Umbruch eines Landes, Machtmissbrauch, repressive Kontrolle und Verrat wird der Leser immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie weit man gehen würde, um in der Testung dem gewünschten Trait zugeordnet zu werden. Einziger Wermutstropfen bei der Erschaffung dieser fiktiven Zukunft ist das Fehlen von Details zum Umbruch und der Maßnahmen, die eine komplette Bevölkerung in kurzer Zeit ruhigstellen konnten.

Lina Frisch erzählt Skys Geschichte locker und unterhaltsam, gibt der Geschichte gleichzeitig aber viel Raum für Teenagerprobleme, Streit und Zickenkriege. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, sollte der erwachsene Leser an dieser Stelle jedoch ein Auge zudrücken. Der Plot rund um die Testung ist stimmig und mitreißend, lastet aber so schwer, dass die Liebesgeschichte im Hintergrund verblasst. Der männliche Protagonist wird zwar kontinuierlich in die Handlung eingebaut, die plötzliche Verliebtheit von Sky erschließt sich dem Leser dadurch aber leider nicht. Abgesehen von diesen kleinen Schwächen versteht die junge Autorin es ausgezeichnet, den Leser auch ohne viele actionreiche Szenen zu fesseln.


Mit „Falling Sky – Kannst du deinen Gefühlen trauen“ hat Lina Frisch ein lesenswertes Debüt erschaffen, das vor allem durch den Fokus auf der psychologischen Ebene und dem daraus entstehenden Gewissenskonflikt zu gefallen weiß. Den Leser erwartet eine interessante Dystopie für Jugendliche, die nicht nur gut zu unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die Geschichte wurde sowohl sprachlich als auch inhaltlich gut ausgearbeitet und lässt sich flüssig und spannend lesen. Von mir gibt es für diesen gelungenen Reihenauftakt 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Ein beachtenswertes Debüt und eine der besten YA Reihen in diesem Jahr

Ophelia Scale - Die Sterne werden fallen
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Mit „Die Sterne werden fallen“ kommt die spannende Dystopie „Ophelia Scale“ zum Abschluss. Lena Kiefer hat ein beeindruckendes Debut erschaffen, das vor allem durch eine rasante Handlung, actionreiche ...

Mit „Die Sterne werden fallen“ kommt die spannende Dystopie „Ophelia Scale“ zum Abschluss. Lena Kiefer hat ein beeindruckendes Debut erschaffen, das vor allem durch eine rasante Handlung, actionreiche Szenen und einen Hauch Romantik zu gefallen weiß. Den Leser erwartet ein spannendes Finale im Kampf gegen eine übermächtige Künstliche Intelligenz.

Das große Finale steht den ersten beiden Bänden in nichts nach und kommt genauso fantastisch und aufregend daher. Man merkt, dass Lena Kiefer ein Talent zum Schreiben hat und eine Geschichte geschickt aufzubauen weiß. Die Spannungskurve ist bis zur letzten Seite straff gespannt. Zudem verfügt die Autorin über einen fesselnden und einnehmenden Schreibstil, der die von ihr erschaffene Welt lebendig werden lässt. Lena Kiefer bedient sich zwar an typischen Elementen aus dem Bereich Jugendliteratur, punktet aber mit einer faszinierenden Thematik, die den Leser auch nach Beendigung der Lektüre noch beschäftigt. Die Autorin zeichnet in ihrer Reihe eine Welt, in der die künstliche Intelligenz die menschliche Intelligenz überholt hat.

„Sie stellte Ihre Tasse ab und ihre Finger suchten Kontakt zur Küchenzeile hinter ihr.
»Wir konnten nicht absehen, was passieren würde.«
Ich stand auf, weil ich nicht mehr stillsitzen konnte. »Ihr konntet es nicht absehen?
Ihr konntet nicht absehen, dass ihr da gerade eine KI entwickelt, die uns zerstören kann?.«“
Zitat aus "Ophelia Scale - Die Sterne werden fallen" von Lena Kiefer, Seite 172.

Mit der OmnI hat der Mensch einen unsichtbaren Feind geschaffen, der seinen Gegnern in allen Belangen haushoch überlegen ist. Ein Feind, der jeden Schritt vorausahnt und die gesamte menschliche Zivilisation bedroht. Noch ist die OmnI abgeschottet, doch sobald sie Zugang zum kompletten Netz erhält, kann sie sich die ganze Welt Untertan machen. Nahrungsmittel, Kommunikation und Energie – all das wird die OmnI steuern können. Doch die Gefahr liegt vor allem in der Verteidigungsinfrastruktur. Alle technischen Geräte könnten von der KI gehackt und unter Kontrolle gebracht werden.

„»Entwickelt ihr etwa eine zweite OmnI?« Das wäre eine naheliegende Lösung für das Problem. Aber auch eine ziemlich wahnsinnige. Hey, wir haben einen übermächtigen Feind erschaffen, wie wäre es mit einem zweiten?“
Zitat aus "Ophelia Scale - Die Sterne werden fallen" von Lena Kiefer, Seite 123.

Derzeit ist das Versklaven der Menschheit durch Maschinen nichts als ein Schreckensgespenst. Doch der rasante Fortschritt auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ist bereits jetzt kaum zu übersehen. Abgesehen von dieser faszinierenden Thematik bietet diese Trilogie einen ausgewogenen Mix aus Action und Romantik. Intrigen, diverse Angriffe und neue Enthüllungen jagen den Leser von einer Szene zur nächsten. Die Handlung wird stark vorangetrieben, lässt aber dennoch genug Raum für einen Hauch Romantik.

„Die Sterne werden fallen“ erweist sich als ein actionreiches Finale, das mit einer faszinierenden Thematik zu fesseln weiß und mit einem rasanten Tempo aufwartet. Nur der große Showdown kann nicht gänzlich überzeugen, da das Finale sehr schnell abgehandelt wird. Die hier vorgestellte Auflösung bietet einen schönen Abschluss der Reihe und ist sowohl spannend als auch emotional gestaltet. Dennoch ist das Ende zu kurz gehalten, um wirklich ganz zufrieden zu stellen. Doch abgesehen von diesem kleinen Wermutstropfen ist die Reihe insgesamt rund und stimmig. Lena Kiefer legt mit „Ophelia Scale“ ein beachtenswertes Debüt im Bereich Jugenddystopie vor. Für mich zählt diese Trilogie mit zu den besten YA Reihen in diesem Jahr.


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Veröffentlicht am 18.12.2019

Witzig, chaotisch und erfrischend anders.

Das wandelnde Schloss
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„Das wandelnde Schloss“ stammt aus der Feder von Diana Wynne Jones und wurde erstmals im Jahr 1986 unter dem Originaltitel Howl's Moving Castle veröffentlicht. Im Jahr 2005 wurde das Buch unter dem Titel ...

„Das wandelnde Schloss“ stammt aus der Feder von Diana Wynne Jones und wurde erstmals im Jahr 1986 unter dem Originaltitel Howl's Moving Castle veröffentlicht. Im Jahr 2005 wurde das Buch unter dem Titel „Sophie im Schloss des Zauberers“ erstmalig in Deutschland verlegt. Zudem diente dieses Werk als Vorlage für den bekannten Anime-Film „Das wandelnde Schloss“ von Hayao Miyazaki. Inhaltlich weichen Buch und Film jedoch an vielen Stellen voneinander ab.

Im Hinblick auf den Roman ist es interessanterweise weniger die Entwicklung der Handlung, die für Spannung sorgt. Hauptsächlich sorgen die Charaktere für eine angenehme Unterhaltung, der eigentliche Plot eher weniger. Diana Wynne Jones arbeitet auf den ersten Blick nur mit Klischees: Sophie, die graue Maus, Howl, der böse Zauberer und Calcifer, der unberechenbare Feuerdämon. Doch alle ihre Charaktere überzeugen durch eine liebevolle Ausarbeitung und wie so oft trügt der Schein. Der Leser trifft auf jede Menge Macken, schrullige Eigenschaften und versteckte Charaktereigenschaften. Eine mürrische alte Frau mit einer übertriebenen Neigung zum Putzen, ein treuloser, eitler Zauberer, und ein zuweilen recht panischer Feuerdämon sorgen mit viel Witz und Charme für eine amüsante Unterhaltung des Lesers. Sophies Ziel, und somit der rote Faden der Handlung, verblasst stellenweise komplett. Was bei anderen Büchern eine Schwachstelle ist, wirkt bei Diana Wynne Jones einfach nur charmant. Das Zusammenspiel der Charaktere lässt den Roman zu einem humorvollen Abenteuer werden, das den Leser bestens unterhält. Witzige Dialoge und skurrile Szenen lassen unterhaltsame Bilder im Kopf entstehen.

"So sah eine typische Seite von Sophies Notizen aus:
Kann Knoblauch Neid abwehren? Ich könnte einen Stern aus Papier ausschneiden und dann fallen lassen. Könnten wir es Howl erzählen? Howl würden Nixen sicher besser gefallen als Calcifer. (…)
Ist Howl ein Teufel? Gespaltene Zehen in Siebenmeilenstiefeln? Gestiefelte Nixen?"
Zitat aus "Die Howl-Saga 1 - Das wandelnde Schloss" von Diana Wynne Jones, Seite 128.

Der Erzählstil ist der Zielgruppe von zehn bis elf Jahren entsprechend einfach gehalten und gleitet bisweilen in Umgangssprache ab. Für erwachsene Leser ein kleines Manko, jedoch entstehen trotzdem ausreichend Bilder der Schauplätze im Kopf. Diese beschränken sich weitestgehend auf das Schloss und eine Handvoll kleiner Städte in der Welt Ingari, doch das kaum vorhandene Setting tut der Unterhaltsamkeit des Romans keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Auf diese Weise kann der Leser sich voll und ganz auf das humorvolle Zusammenspiel der Charaktere konzentrieren. Märchenelemente und Figuren wie die böse Stiefmutter, den Zauberlehrling, die garstige Hexe, ein Schloss und die berühmten Siebenmeilenstiefel dürfen in dieser Geschichte natürlich nicht fehlen. Diana Wynne Jones gelingt es mühelos, diese bekannten Elemente mit viel Humor zu verpacken und daraus ein gewitztes Märchen zu erschaffen.

„Das wandelnde Schloss“ ist ein humorvolles Kunstmärchen, das mit viel Witz und Charme zu gefallen weiß. Liebenswert verschrobene Charaktere, geschickt verwobene Märchenelemente und viel Humor sorgen für ein zeitloses Abenteuer, das nicht nur junge Leser bestens unterhalten kann.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Eine der besten YA Reihen in diesem Jahr.

Dark Palace – Für wen wirst du kämpfen?
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Mit „Für wen wirst du kämpfen?“ kommt die spannende Dystopie „Dark Palace“ zum Abschluss. Vic James hat eine beeindruckende Reihe erschaffen, die vor allem durch eine düstere Atmosphäre, einen gut durchdachten ...

Mit „Für wen wirst du kämpfen?“ kommt die spannende Dystopie „Dark Palace“ zum Abschluss. Vic James hat eine beeindruckende Reihe erschaffen, die vor allem durch eine düstere Atmosphäre, einen gut durchdachten Plot und schockierende Szenen zu gefallen weiß. Vic James entführt den Leser auf eine hochspannende Reise in eine Welt, die kurz vor dem Untergang steht.

„»Ich fürchte, das ist erst der Anfang«, entgegnete Bouda. »Die Leute müssen sie scheitern sehen. Und sie müssen sehen, dass wir unsere Stärke zeigen.« Um genauer zu sein, sie mussten sehen, wie Bouda Wunder wirkte. Ruhmreich und mächtig.
»Unsere Stärke zeigen? Veranstaltet doch einfach noch eine blutige Parade oder so was in der Art.“ Zitat aus "Dark Palace - Für wen wirst du kämpfen" von Vic James, Seite 277.

Den Leser erwartet ein Finale, das genauso aufregend wie düster und brutal ist. Politische Intrigen, Machtdemonstrationen und neue Enthüllungen jagen den Leser von einer Szene zur nächsten. Die Komplexität der Handlung wird in diesem Band durch zahlreiche Handlungsstränge weiter verdichtet. Die Handlung wird stark vorangetrieben, lässt aber dennoch genug Raum für eine Weiterentwicklung der Charaktere. Hervorstechend ist vor allem die Entwicklung von Abigail Hadley und Silyen Jardine. Der Blutmarkt hat starke Spuren bei Abi hinterlassen. Blut und Schrecken haben eine starke Frau geformt, die mit tödlicher Präzision ihr Ziel verfolgt. Silyen hingegen offenbart Schritt für Schritt seine wahren Motive und stößt den Mantel des undurschaubaren Charakters von sich.

„Dark Palace – Für wen wirst du kämpfen?“ erweist sich als ein düsteres, actionreiches Finale, das mit überraschenden Szenarien zu fesseln weiß und mit einem gut durchdachten Plot aufwartet. Nur der große Showdown kann nicht gänzlich überzeugen, da das Tempo am Ende die Handlung überholt und das Finale rasend schnell abgehandelt wird. Der Schluss des Buches macht einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits vermag die hier vorgestellte Auflösung den Leser zu überraschen und ist sowohl spannend als auch emotional gestaltet. Andererseits werden am Ende nicht alle losen Fäden zusammengeführt und es bleiben einige Fragen offen. Sieht man von dem offenen Ende ab, überzeugt dieser Finalband mit einem rasanten Tempo und Nervenkitzel in geballter Form. Für mich ist „Dark Palace“ eine der besten YA Reihen in diesem Jahr.

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Veröffentlicht am 13.11.2019

Eine zauberhafte Sammlung von Geschichten aus der Spiegelwelt

Palast aus Glas
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"Palast aus Glas" beinhaltet acht Kurzgeschichten, die den Leser in verschiedene Winkel des Reiches hinter den Spiegeln entführen. Kennern der "Reckless" Saga wird einiges bekannt vorkommen, doch alle ...

"Palast aus Glas" beinhaltet acht Kurzgeschichten, die den Leser in verschiedene Winkel des Reiches hinter den Spiegeln entführen. Kennern der "Reckless" Saga wird einiges bekannt vorkommen, doch alle anderen Leser betreten mit diesem Büchlein magisches Neuland.

Cornelia Funke verzaubert mit einer farbenprächtigen Welt voller Magie und überzeugt mit einem sehr einnehmenden Schreibstil. Der Autorin gelingt es meisterlich, die magische Welt hinter den Spiegeln im Kopf des Lesers Gestalt annehmen zu lassen. Mit dieser zauberhaften Sammlung von Geschichten beweist Cornelia Funke ihr Talent zur Kreativität. Trotz der Kürze verfügen fast alle Geschichten über Tiefgang und Gefühl. Die Atmosphäre empfand ich einerseits als sehr märchenhaft, aber andererseits auch als magisch und hoffnungsvoll. "Reckless" Fans werden sich besonders über "Das Geschenk" freuen. Erfahrene Reisende der Spiegelwelt erfahren in dieser Geschichte, wie Celeste zu einem Fuchs wurde. Lesenswert ist auch "Die Geige des Strömkarlen", eine Geschichte über die Suche von Fuchs und Jacob Reckless nach verlorenen Zauberdingen. Meine persönliche Empfehlung für die dunkle Jahreszeit sind die Weihnachtsgeschichten " Das Glas, das Blei und Gold beschwert" und "Weihnachtszauber in Hammaburg". Ich persönlich liebe Weihnachtsgeschichten und war der winterlichen Welt hinter den Spiegeln auf Anhieb verfallen.

"Es hatte die ganze Nacht geschneit. Die Flocken waren so dicht auf Londra herabgewirbelt, als fielen die Sterne vom Himmel, um die Stadt für den Weihnachtsabend zum Strahlen zu bringen. Der Schnee hatte das Kopfsteinpflaster mit einem Teppich bedeckt, der all die Geräusche dämpfte, mit denen Londra erwachte, und so weich war, dass Tabetha fast vergaß, wie kalt er sich unter ihren ausgetretenen Schuhen anfühlte." Zitat aus "Palast aus Glas - eine Reise durch die Spiegelwelt" von Cornelia Funke, Seite 9.

Für alle, die "Reckless" schon kennen, ist die Kurzgeschichtensammlung "Palast aus Glas" eine perfekte Ergänzung zu der Reihe. Für alle anderen Leser bietet dieses Büchlein die perfekte Gelegenheit, einen ersten Eindruck von Funkes bekannter "Reckless" Saga zu erhalten. Am Ende des Buches ist eine Leseprobe des ersten "Reckless" Bandes enthalten, über die ich mich gefreut habe, da ich die Reihe nicht gelesen habe und diese nun auf meiner Wunschliste gelandet ist. Kennern der Reihe geht an dieser Stelle Platz für weitere Geschichten verloren.