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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Gemütlich und unterhaltsam, hervorragend gelesen

Tee? Kaffee? Mord! - Folge 01
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Nathalie erbt überraschend den Pub und das Hotel ihrer Tante auf dem Land. Sie ist Krimifan und selbst ein analytischer Kopf. Aufgrund der Geschichte des Anwesens bzw. der Vorgängerin ihrer Tante und der ...

Nathalie erbt überraschend den Pub und das Hotel ihrer Tante auf dem Land. Sie ist Krimifan und selbst ein analytischer Kopf. Aufgrund der Geschichte des Anwesens bzw. der Vorgängerin ihrer Tante und der aufgeweckten älterin Köchin Louise stolpert sie so bereits bei Antritt ihres Erbes in einen Fall, der schon seit Jahren im Gange ist, aber niemanden mehr zu interessieren scheint.

Die Sprecherin Vera Teltz ist hervorragend, es macht sehr viel Spaß, ihr zuzuhören. Jede erwähnte emotionale Regung bringt sie anschaulich (oder anhörlich? ) mit ihrer Stimme rüber. Ihre Stimme passt auch sehr gut zur Protagonistin Nathalie Ames. Englische Namen und Ausdrücke spricht sie souverän richtig aus. Großartig!

Die erste Folge dieser Reihe ist sehr günstig zu haben und das Geld sicherlich auch wert.

Allerdings war es nicht ganz das, was ich erwartet hatte. In dieser ersten Folge geht es sehr lange um die Erbschaft, wie sich Nathalie einfindet und sich Gedanken darüber macht, das Erbe anzunehmen oder nicht, und um die Beziehung zu ihrem Freund. Die Überlegungen und Sorgen sind realistisch dargestellt, doch kommt der Kriminalfall dadurch zu kurz, wenn man sich auf einen Krimi gefreut hat.

In der zweiten Folge, in der einige Dinge in Nathalies Leben dann schon klarer sind, geht es zwar immer noch um Beziehungsprobleme, aber der Fall bekommt deutlich mehr Raum.

Die Story trifft leider nicht ganz meinen Geschmack, allerdings liegt ihr ein gutes Skript zugrunde und sie wird wunderbar gelesen. Ich gebe nur deshalb nur 3,5 Sterne, weil mir die 2. Folge besser gefallen hat, aber es eben nicht ganz so mein Fall ist.

Veröffentlicht am 03.02.2020

Zwischen Geschick und ungewollter Krimi-Parodie

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, da es stellenweise sehr gut, einfühlsam und spannend geschrieben ist, andererseits aber auch mit übertriebenen Charakteren aufwartet, Zusammenhänge unnatürlich ...

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, da es stellenweise sehr gut, einfühlsam und spannend geschrieben ist, andererseits aber auch mit übertriebenen Charakteren aufwartet, Zusammenhänge unnatürlich konstruiert wirken und es zu einem großen Teil nur um Beziehungsprobleme geht.

Die Geschichte dreht sich darum, dass ein aktueller Fall Parallelen zu Cold Cases in Dänemark aufweist, weshalb Ermittlerin Tess, die das Cold Case-Team leitet, hinzugezogen wird. Dem Leser wird vermittelt, dass ein anderer alter Fall, an dem Tests gerade arbeitet, eine Verbindung zu dem nun brandaktuellen Fall aufweist. Tess muss nun herausfinden, ob diese Verbindung wirklich besteht oder nicht, und sie muss ihren Cold Case lösen. Wer hat die junge Annika umgebracht und warum? Wo ist die Leiche? Wie es bei Cold Cases so üblich ist, ist es schwer, nach so vielen Jahren noch brauchbare Hinweise zu finden. Aber für Tess ist es eine Herzensangelegenheit, denn sie möchte den Angehörigen der Opfer zeigen, dass es jemanden gibt, der sich um sie kümmert bzw. sich für ihr Leid interessiert, sie möchte ihnen ein Ort zum Trauern geben und die Gewissheit, was damals passiert ist. Einige Zeugen, so wird erklärt, erinnern sich später sogar besser, da sie nicht mehr so unter Druck stehen und eventuell jahrelang über das nachgedacht haben, was sie damals erlebt haben. Dieses tugendhafte Ziel von Tess wird in der Umsetzung von der Autorin sehr einfühlsam beschrieben. Man kann sich z.B. sehr gut in die Mutter des Opfers Annika hineinversetzen und ihre Trauer mit ihr teilen.

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und dort gab es Personen, die dem Täter des Cold Case ziemlich bald auf die Spur gekommen waren, ich gehörte allerdings nicht dazu. Für mich gab es einen anderen stark Verdächtigen und dieser Verdächtige konnte sich im Laufe der Geschichte nicht komplett von Verdächtigungen freimachen. Meiner Meinung nach hat er trotzdem gewaltig Dreck am Stecken, auch wenn er letztendlich nicht der Mörder war. Der Verdacht wurde wohl bewusst stark auf ein bzw. zwei Personen gelenkt, um die Identität des wahren Täters am Ende eine Überraschung sein zu lassen. Aufgrund der Verbandelungen und den absichtlich rar gestreuten Infos war die Überraschung allerdings auch für mich nicht allzu überraschend.

Leider ist es nun so, dass das Buch zwar höchst spannend und dramatisch startet, dadurch, dass man gleich miterlebt, wie eine Frau dem Mörder zum Opfer fällt, doch leider wird diese Art von Spannung nicht dauerhaft gehalten, da sich die Autorin immer wieder in Beziehungskriseleien verliert, deplatzierter Humor oder überzeichnete Charaktere/ überzogene Handlungen auf den Plan treten. Als Tess‘ Beziehungsdrama seinen Höhepunkt erreicht, wirkt es so, als sei dieser dramatische Moment nur deshalb konstruiert worden, um die stecken gebliebene Geschichte voranzubringen. Es wirkt an dieser Stelle plump, unauthentisch und übertrieben. Genauso wirken einige Charaktere für circa zwei Drittel des Buches. Dies bessert sich allerdings im letzten Drittel des Buches, dort handeln die Charaktere dann natürlicher, mit mehr Tiefgang und sind auf einmal sogar teilweise sympathisch.

Handlungen, die ebenfalls übertrieben wirken, sind zum Beispiel die Art, wie der vormals Hauptverdächtige im Annika-Fall agiert, der alleine durch seinen Alkoholmissbrauch um der Realität zu entfliehen, dermaßen in Halluzinationen versinkt und sich alles Mögliche einbildet, dass es nicht mehr realistisch wirkt.

Interessant dagegen ist die Form, in der erzählt wird. Uns begegnen immer mal wieder Rückblenden aus der Sicht des Opfers Annika vor ihrem Tod. Die Ich-Perspektive ist in Krimis bei Todesopfern höchst ungewöhnlich. Ich finde diese Art der Erzähltechnik genial, da sie durch die Emotionen und Erinnerungen des Opfers nochmal eine ganz eigene Dramatik entwickelt und den Lesern bruchstückhaft Hinweise zum Mitraten liefert, die den Ermittlern noch nicht vorliegen. Annikas Perspektive, also die des Opfers aus dem eigentlichen Cold Case-Fall, ist die einzige aus Ich-Perspektive. Alle anderen Szenen sind mittels interner Fokalisierung auf verschiedene Personen beschrieben, die zwar zur selben Geschichte gehören, aber nicht oder kaum aufeinandertreffen – zumindest lebendig.
Protagonisten, auf die intern fokalisiert wird, sind alle auf irgendeine Weise Opfer. Hier im Fokus sind also nicht nur die Ermittlerin und Cold Case-Aufklärerin Tess, sondern beinahe gleichwertig auch die Opfer der beschriebenen Fälle, Annika mit einer Sonderstellung. Die Sonderstellung Annikas erkläre ich mir damit, dass es sich bei ihr um den Cold Case – also den Titelgeber des Buches – handelt. So ist sie, obwohl es auch viel um aktuelle, andere Opfer geht, dennoch etwas mehr im Fokus. Das ist eine intelligente, spannende Verknüpfung aus Cold Case- und „Hot-Case“-Krimi, sehr geschickt!

Die Übersetzung dieses Buches hat mir ziemlich gut gefallen, der Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl so, dass man keine Probleme hat, es zu verstehen oder irgendwo hängen zu bleiben. Leider gibt es drei Frauennamen, die mit A beginnen und enden und da diese zeitweise sehr häufig vorkommen, muss man aufpassen, dass man sie nicht verwechselt.

Es war interessant, auch in diesem Schweden-Krimi herauszulesen, dass die Schweden mit den Dänen Probleme haben, aber immerhin nicht so sehr wie mit den Norwegern. Diese Konflikte finden sich ja auch in anderen Skandinavien-Krimis. Apropos Krimi: Dieses Buch hier liest sich deutlich mehr wie ein Krimi als wie ein Thriller. Gerade weil es hier um Ermittlungen geht und die Spannung hauptsächlich am Anfang des Buches vertreten ist, wird es einen Thriller weniger gerecht als einem Krimi. Erwähnenswert vor dem journalistischen Hintergrund der Autorin ist außerdem, dass auch der Konflikt zwischen Polizei und Journalisten hier ein wenig Raum findet.

Die Art, wie der Valby-Mann in dem aktuellen Fall seinen Opfern nachstellt, ist nicht ganz plausibel. Dies ist meiner Ansicht nach aber zu vernachlässigen, was ich deutlich problematischer finde, ist, dass der Profiler mit dem Täter telefonischen Kontakt hatte und auch aufgrund seiner Expertise Details über ihn und seine Kindheit herausgefunden haben will, die erst so in den Mittelpunkt gestellt werden und dann nicht nur keine Rolle mehr spielen, sondern überhaupt nicht geklärt wird, was an den Spekulationen des Profilers nun dran war. Seltsam ist auch, dass der Valby-Mann sehr auffällig auszusehen scheint, ganz abgesehen davon, dass er einen ausländischen Akzent hat, und dass sich später niemand mehr an ihn erinnern konnte.
Es bleiben also einige Fragen ungeklärt und einige Zusammenhänge unplausibel.

Was mir allerdings gut gefallen hat, ist, dass die homosexuelle Beziehung der Hauptheldin Tess so normal wie eine heterosexuelle Beziehung (mit denselben Problemen) beschrieben wurde und dass Frauen in diesem Band eine starke Rolle spielen.

Das Cover gefällt mir durch das Farbspiel mit den satten Farben sehr gut. Auf dem Ebook-Reader (also in schwarz-weiß) wirkt das Cover leider noch lange nicht so gut wie in Farbe. Die Schriftgröße beim Reihennamen "Cold Case") finde ich etwas zu groß. Große Schrift verbinde ich mit Reißerischem, mit wenig Qualität (kommt vermutlich von Blättern wie der Bildzeitung ...). Abgesehen von dem tollen Farbspiel hat mich am Cover nichts gereizt. Um ehrlich zu sein, dachte ich erst, dass es sich hierbei um ein Buch handelt, das mit einer übertrieben spektakulären, unauthentischen Geschichte aufwartet, erzählt in einer wenig künstlerischen Sprache, die große Worte gebraucht, aber irgendwie seelenlos. Aus der Leseprobelässt sich das nicht ersehen, aber wie hier in meiner Rezension beschrieben, hat sich dieser Eindruck in den Abschnitten nach der Leseprobe leider teilweise bewahrheitet.

Ungewohnt und ein wenig unpraktisch ist, dass die einzelnen Kapitel weder Überschriften haben noch nummeriert sind, sodass man einfach in ein neues Kapitel stolpert ohne zu wissen, wo man jetzt genau ist. Die Seitenzahl des Buches ist angenehm. Dadurch, dass ich es nur als eBook gelesen habe, kann ich leider die Haptik des Buches nicht bewerten. In der Taschenbuchausgabe gibt es wohl am Ende des Buches ein Personenverzeichnis, das leider nicht in das eBook integriert worden ist.

Es ist schade, dass dieses Buch stellenweise so überzogen und konstruiert wirkt, denn andernfalls wäre es eine sehr spannende und einfühlsame Lektüre gewesen, die als Buchreihe eine abwechslungsreiche Unterhaltung bietet. Nach der Lektüre dieses Debüt-Bandes jedoch bin ich nun nicht sicher, ob ich diese Reihe weiterverfolgen werde. Ich denke aber, dadurch, dass mir die guten Stellen so sehr gefallen haben und die Autorin als Krimi-Journalistin einen tiefen Einblick in die Art und Weise hat, wie mit Kriminalfällen umgegangen wird, werde ich der Reihe mit Band 2 noch eine Chance geben. Diese guten Stellen des vorliegenden Buches verdienen meiner Ansicht nach gute 4,5 Sterne, die weniger guten leider nur ein bis zwei Sterne. Ich bin mir daher nicht sicher, ob eine Gesamtwertung von 3 Sternen wirklich aussagekräftig ist.

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  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 04.01.2020

Nicht ihr bestes Werk

Mord im Spiegel
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Miss Jane Marple ist kränklich und erhält von ihrem Arzt ein "Medikament", von dem man sich sehr gut vorstellen kann, das es ihr zusagt: Sie solle sich mit einem Mord beschäftigen, weil ihr das doch immer ...

Miss Jane Marple ist kränklich und erhält von ihrem Arzt ein "Medikament", von dem man sich sehr gut vorstellen kann, das es ihr zusagt: Sie solle sich mit einem Mord beschäftigen, weil ihr das doch immer so viel Freude bereite und dies ihr guttäte.

Wie auf Geheiß geschieht bald darauf tatsächlich ein Mord in der näheren Umgebung: Ausgerechnet die Frau, die Miss Marple neulich nach einem Sturz so freundlich bei sich aufgenommen hatte, wird auf einem Fest der bekannten Regisseurin und Schauspielerin Marina Gregg durch einen Gift-Cocktail feige ermordet.War diese arme Frau tatsächlich das Ziel oder hatte es der Täter eigentlich auf Mrs. Gregg abgesehen, die ihren Cocktail scheinbar selbstlos dem späteren Opfer überlassen hatte nachdem dessen eigener Cocktail sich durch ein Versehen auf dem schönen Abendkleid ergoss.

Um die Szene des verschüttet werdenden Cocktails herum haben Zeugen einen äußerst erschreckten Ausdruck auf Mrs. Greggs Gesicht beobachtet. Hat sie etwa den Mörder gesehen?

Mich hat der Krimi ein wenig enttäuscht, ehrlich gesagt. Miss Marple war hier definitiv nicht die Hauptperson, die Handlung plätscherte teilweise nur so vor sich hin (besonders im mittleren Abschnitt) und die Geschichte vermittelt den Eindruck, als sei Agatha Christie beim Verfassen des Buches verbittert darüber gewesen, dass sich die Zeiten geändert haben. Das vorliegende Buch stammt aus dem Jahre 1962; Christe war also bereits 72 Jahre alt, hatte 2 Weltkriege und jede Menge gesellschaftliche Veränderungen miterlebt. Sie versucht, ihre Vorwürfe an die moderne Zeit durch ein wenig Humor aufzulockern (wie z.B. durch Miss Marples Eigensinnigkeit und ihre Haltung gegenüber ihrer nervigen Haushälterin), aber für meinen Geschmack kam das Bedauern über die weibliche Emanzipation, moderne Geräte, moderne Wohn- und Lebensformen usw. zu stark rüber, als dass ich darüber hinwegsehen könnte. Miss Marpel selbst bezeichnet sich in dem Band als konservativ nd spricht teilweise das aus, was als Haltung der Autorin mitzuschwingen scheint. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob Christie damals nicht auch Miss Marple schon zu offen für die neue Welt war - aber das ist Spekulation.

Der Fall selbst entwickelt sich im letzten Drittel des Buches noch sehr interessant und ermöglicht eine überraschende Wendung. Auch Miss Marples Haltung gegenüber der Moderne scheint sich gegen Ende des Buches zu lockern und eine Entwicklung durchlebt zu haben, das fand ich hochinteressant!


"Mord im Spiegel" war sicherlich nicht Agatha Christies bestes Werk. Die Auflösung des Falls ist interessant, aber der Weg bis zur Auflösung eher langatmig und zäh. Die Sprache ist trotz des Alters des Buches relativ unumständlich zu lesen, allerdings kommen ein paar Begriffe vor, deren damalige Bedeutung man eventuell nachschlagen muss, um den Sinn vollumfassend zu begreifen. Die Charaktere waren alle unterschiedlicher Natur, aber die wenigsten wurden so ausführlich beschrieben, dass man sie sich lebhaft vorstellen konnte (damit meine ich weniger das Aussehen als die Antwort auf die Frage: "Was für eine Art Mensch ist das?"). Christie-Fans sollten dieses Buch sicherlich gelesen haben, aber solchen, die es noch werden wollen, würde ich dieses Buch sicher nicht zum Einstieg empfehlen, sondern eher ältere Bände.

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Veröffentlicht am 23.11.2019

Eine Reise in die skurrile Welt des schwedischen Hinterlandes

Totenstille
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Tuva ist eine junge schwedische Journalistin, die eine Schwäche für Weingummi hat und den Dingen gerne auf den Grund geht. Doch was sie als Protagonistin in der Krimi-Welt besonders macht, ist zum einen ...

Tuva ist eine junge schwedische Journalistin, die eine Schwäche für Weingummi hat und den Dingen gerne auf den Grund geht. Doch was sie als Protagonistin in der Krimi-Welt besonders macht, ist zum einen ihre Gehörlosigkeit und zum anderen ihre Angst vor der Natur sowie eine Abscheu gegen Unwahrheiten in der Presse. Die letzteren beiden Eigenschaften rühren vom tragischen Verlust ihres Vaters in ihrer Kindheit, den sie immer noch nicht überwunden hat. Um ihrer deprimierenden Umgebung zu entkommen, zog Tuva nach London mit dem Ziel, sich dort als Journalistin einen Namen zu machen. Doch aufgrund der Tatsache, dass der Tod ihres Mannes Tuvas Mutter schwerkrank werden ließ, kam Tuva nicht umhin, ihr exzessives Leben in London aufzugeben und erst einmal wieder zurück nach Schweden zu gehen. Um von der Krankheit ihrer Mutter und dem depressiven Drumherum nicht vollends eingenommen zu werden, zog Tuva nicht nach Karlstad zu ihrer Mutter, sondern in die Kleinstadt Garvik, die wenige Autostunden entfernt von Karlstad liegt. Es fällt Tuva schwer, ihre Mutter zu besuchen, doch nach etwa drei Jahren nach ihrer Rückkehr nach Schweden ergibt sich für Tuva eine praktische Ausrede: Es ereignet sich ein Mord mitten im tiefen, dunklen Utgard-Wald, in dem auch das kleine Dörfchen Mossen versteckt liegt, dessen Einwohner sich höchst merkwürdig verhalten. Der Mord weist deutliche Parallelen zu den „Medusa-Morden“ von vor 25 Jahren auf, deren Täter nie gefasst werden konnte. Hat derselbe Täter wieder zugeschlagen oder handelt es sich hierbei um einen Trittbrettfahrer? Um das herauszufinden und einen journalistischen Durchbruch zu erreichen, muss Tuva in den Wald, um zu recherchieren. Doch genau vor diesem Wald, dieser Natur, hat sie unfassbare Angst … Ob es ihr dennoch gelingen wird oder ob ihr ihre Entschlossenheit oder ihre Gehörlosigkeit noch zum Verhängnis werden …?

Das Taschenbuch beinhaltet 426 Seiten und hat ein aufwendiges Cover, das besonders haptisch veranlagten Leser*innen Freude bereiten wird (die Pfützen, die sich ringsherum ziehen, sind aus einem anderen Material, ganz glatt und glänzend). Für 11,00 Euro bekommt man hier ein ordentliches Buch. Schriftgröße und Schriftart sind gut lesbar, die Kapitel nicht zu lang. Das Ebook kostet sogar nur 3,99 Euro. Ich habe sowohl die Print- als auch die Ebook-Version (mobi) gelesen. Es gab nirgends ein schlechtes Druckbild oder Tippfehler. Allerdings bedient sich der Autor einer etwas seltsamen Sprache. Das zeigt sich zum einen im nicht ganz flüssigen Schreibstil, als auch in einer eigenartigen Wortwahl und in ungewöhnlichen (leider nicht immer passend gewählten) Vergleichen.

Will Dean hat einen Sinn für Humor, den er an gewählten Stellen subtil einfließen lässt. Zudem beschreibt er gerne bildlich, was einen auf der einen Seite schnell tiefer in die Story eintauchen lässt, auf der anderen Seite aber auch zu viele überflüssige Details bietet.

Er schafft es, die skurrilen Dorfbewohner durch ihre jeweils eigene Art zu sprechen noch skurriler wirken zu lassen. Die Atmosphäre, die er schafft, passt gut zu den Örtlichkeiten, die beschrieben werden.

Es ist schwer, aus Sicht der 1. Person zu schreiben, ohne dass es sich nervig liest. In diesem Buch gelingt es dem Autor allerdings größtenteils, die Perspektive gut rüberzubringen.

Es gibt durchaus mehrere Stellen, die sehr spannend beschrieben wurden. Allerdings halten diese immer nur kurz an und haben selten etwas mit der eigentlichen Geschichte zu tun. Will Dean scheint sich gerne in seinen bildhaften, atmosphärischen Beschreibungen zu verlieren. Seine Ausdrucksweise bzw. die der Übersetzerin (leider kann ich die deutsche Ausgabe nicht mit der Originalausgabe vergleichen) war mir an der ein oder anderen Stelle doch zu eigenartig. Ab und zu wurde auch etwas genannt, dass erst Seiten später erklärt wurde. So wirkte der Aufbau der Geschichte leider nicht gut strukturiert. Die Auflösung des Falles zeichnet sich bereits im zweiten Drittel ab, jedoch ging ich davon aus, dass es so einfach doch nicht sein kann. Das Motiv des Täters fand ich zu billig und zu wenig durchdacht. Des Weiteren bleiben viele Fragen offen (v.a. bezüglich Dinge, die extra genannt wurden, aber am Ende doch irrelevant waren … vermutlich wurden sie rein aus atmosphärischen Gründen genannt).

Ein wenig enttäuscht haben mich auch die „Versprechungen“ auf dem Cover: Nach der Lektüre erscheint mir der Untertitel „Denn das wahre Böse ist lautlos“ nicht besonders passend zur Geschichte. Außerdem geschieht das, was man sich aufgrund des Klappentextes von der Geschichte erwartet, erst ganz am Ende. Trotz ihrer Angst scheint Tuva die meiste Zeit mit dem Wald relativ gut zurecht zu kommen. Ihre Gehörlosigkeit ist aufgrund der intakten Hörgeräte auch kaum ein Problem. „… ein Gegner […], der ihre dunkelsten Ängste übertrifft“ ist leider auch ziemlich übertrieben.

Mein Fazit: Der Schreibstil ist lesbar, die seltsame Ausdrucksweise mal eine interessante Abwechslung und die Geschichte hat ein paar wirklich spannende Stellen. Mit dieser Lektüre macht man nicht viel verkehrt, man sollte allerdings auch nicht zu viel erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 14.11.2019

Witziger Start, Ende aber zu wild

Tee? Kaffee? Mord! - Folge 05
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Nachdem ich von Folge 4 ziemlich begeistert war, hat mich Folge 5 leider ein wenig enttäuscht.

Diese Folge macht dem Hörer bewusst, was für ein seltsames Völkchen Apotheker sein können: Eine Gruppe von ...

Nachdem ich von Folge 4 ziemlich begeistert war, hat mich Folge 5 leider ein wenig enttäuscht.

Diese Folge macht dem Hörer bewusst, was für ein seltsames Völkchen Apotheker sein können: Eine Gruppe von Apothekern aus Nord- und Süd-England trifft sich jährlich, um in Wettstreits wie dem Erraten von Giften aufhrund geschauspielerter Symptome gegeneinander anzutreten. Das will trainiert sein, und so kommt es, dass innerhalb kurzer Zeit mehrere "Tote" im Black Feather vom Stuhl kippen, wenige Minuten später aber quicklebendig wieder auf den Beinen sind. Die Idee ist echt witzig.

Leider macht sich Nathalie in dieser Folge wieder unnötig Gedanken über die Attraktivität von irgenwelchen Männern, Affären sind wieder mal Thema und das Ende ist wild, aber wenig überzeigend aufgelöst.

Selbst Vorleserin Vera Teltz hat mich in dieser Folge nicht ganz überzeugen können.