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Veröffentlicht am 12.03.2020

Achtung, die Mühle erwacht!

Die Mühlenkinder
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Liv lebt mit ihren Eltern und drei Schwestern in einer Mühle. Das ist ja an sich schon etwas Besonderes. Doch es gibt Situationen, in denen es richtig spannend wird: „Wenn der Wind aus Nordosten weht, ...

Liv lebt mit ihren Eltern und drei Schwestern in einer Mühle. Das ist ja an sich schon etwas Besonderes. Doch es gibt Situationen, in denen es richtig spannend wird: „Wenn der Wind aus Nordosten weht, erwacht die Mühle.“ So verspricht es Antonia Michaelis, die Autorin von „Mühlenkinder“. Erschienen ist das Buch im Oetinger Verlag.
Tatsächlich verwandelt sich die Mühle mit dem nächsten Nordostwind in ein Schloss und die Mädchen werden zu Prinzessinnen. Doch so märchenhaft wie es sich anhört, ist es keinesfalls, denn es dauert nicht lange, da wird Livs Schwester, Prinzessin Jorunn, entführt. Sofort machen sich Liv und die große Schwester Marit auf den Weg, um ihre kleine Schwester zu suchen. Damit beginnt ein unglaubliches Abenteuer – magisch, märchenhaft, zauberhaft, spannend und gruselig. Immer wieder geraten sie dabei in große Gefahr und ein Entkommen scheint es nicht zu geben. Doch immer, wenn es fast ausweglos scheint kommt unerwartet Hilfe. Doch wem können die Kinder überhaupt noch trauen? Etwa den Papierfledermäusen, die wegen eines Hörfehlers zu Vampirfledermäusen geworden sind? Die Fledermäuse sind im übrigen nicht die einzigen Tiere, denen die Geschwister begegnen, und mit denen sie sich mühelos verständigen können.
Die Geschichte wird empfohlen für Kinder ab 8 Jahren. Ich finde, dass sich das Buch auch hervorragend zum Vorlesen eignet. In einigen Situationen geht es schon ziemlich gruselig und spannend zu – diese Stellen sind beim gemeinsamen Lesen für ängstliche Kinder sicherlich leichter zu ertragen. Die schwarzweißen Illustrationen sind eine tolle Ergänzung zur Erzählung und lassen die Kopfbilder noch deutlicher werden. Auch die Länge der einzelnen Kapitel finde ich passend und gelungen.
Für mich war es das erste Buch von Antonia Michaelis und sie hat mich sogleich mit ihrem Schreibstil verzaubert. Hoffentlich gibt es weitere Abenteuer der Mühlenkinder.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Auszeit in Südafrika

Nächster Halt: Wildnis
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„Die Natur ist ein Klassenraum des Lebens. Sie ist ein Ort, an dem wir in Schönheit eintauchen dürfen, ein Ort, an dem wir Gottes Gegenwart auf eine ganz besondere Weise wahrnehmen können.“

Die Autorin ...

„Die Natur ist ein Klassenraum des Lebens. Sie ist ein Ort, an dem wir in Schönheit eintauchen dürfen, ein Ort, an dem wir Gottes Gegenwart auf eine ganz besondere Weise wahrnehmen können.“

Die Autorin Stefanie Vetter hat mit „Nächster Halt Wildnis“ aus dem Verlag Gerth Medien einen einzigartigen Reisebericht geschrieben, der ganz eindeutig zeigt, dass sie diesen Ort gefunden hat.

Für ein halbes Jahr verlässt die junge Lehrerin ihr gewohntes Leben, Familie und Freunde, um in Südafrika eine Ausbildung zur Rangerin zu machen. Ein starker und mutiger Entschluss, zu dem ihr sicher der unerschütterliche Glaube an Gott eine große Hilfe war. „Ich glaube an einen Gott, der sich für mich und mein Leben interessiert, der einen guten Plan für mich hat und in Entscheidungssituationen der beste Ratgeber ist…“

Mit großem Interesse habe ich die Erlebnisse der Autorin verfolgt: ob es der Alltag und die ersten Eindrücke mit all den unbekannten Geräuschen im Camp waren, die Kunst des Spurenlesens, die Nächte im Freien, in denen es hieß „Sterne an und Augen zu“, oder auch die Zeit der Prüfungen. Besonders beeindruckt haben mich die vielen spannenden Berichte über die Tierwelt. So viele Details zu den Tieren, die ich bereits zu kennen glaubte, haben nicht nur mein Wissen erweitert, sondern mich immer wieder erstaunt und bewundernd an den Schöpfer denken lassen. Ich freue mich unglaublich für Stefanie und für Lisa, die nicht nur das Zelt miteinander geteilt haben, die das alles hautnah erleben durften.

Auch die Einzelschicksale einiger Menschen, hier vor allem das Leben des Shangaan Jerry, einem der Ausbilder, haben mich sehr berührt.

Alles ist so anschaulich beschrieben und dazu reich mit wunderschönen Illustrationen versehen, dass ich meinen Alltag für einige Zeit hinter mir lassen konnte – abschalten, um den Menschen und der Natur in Afrika ganz nah zu sein.

Ich hatte übrigens niemals das Gefühl, dass die Tier- und Pflanzenwelt durch die Gruppen gestört würden, sondern ich habe den Eindruck gewonnen, dass durch einen achtsamen Umgang die Rechte der Natur im Vordergrund stehen.

Zu diesem Zeitpunkt war das Buch für mich ein ganz besonderes Geschenk: Der Weltgebetstag, der jährlich am 1. Freitag im März in mehr als 120 Ländern der Welt gefeiert wird, wurde in diesem Jahr von Frauen in Simbabwe vorbereitet, einem Land, das direkt an Südafrika grenzt. So hatte ich bei der Vorbereitung auf unseren Gottesdienst den großen Vorteil, der Natur mit Pflanzen und Tieren und auch den Menschen verschiedener Ethnien viel näher zu sein, als es ohne das Buch möglich gewesen wäre.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Es darf kein Vergessen geben

Um 180 Grad
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Julia C. Werner erzählt in „Um 180 Grad“ eine Geschichte, in der es um Geschichtliches geht, das wir niemals vergessen dürfen! Erschienen ist das Buch im Verlag Urachhaus.

Frau Silberstein ist eine der ...

Julia C. Werner erzählt in „Um 180 Grad“ eine Geschichte, in der es um Geschichtliches geht, das wir niemals vergessen dürfen! Erschienen ist das Buch im Verlag Urachhaus.

Frau Silberstein ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust. Auch wenn die Person fiktiv ist, so macht die Autorin damit sehr deutlich, wie grausam dieser Teil der deutschen Geschichte war, die niemals in Vergessenheit geraten darf!

Die Geschichte beginnt mit Lennard, einem 14-jährigen Schüler, der in einer wohlbehüteten Familie aufwächst. Leider (oder zum Glück) ist er mit seinen Freunden beim Graffiti-Sprühen erwischt worden. Dafür muss er ein Jahr lang in einem Pflegeheim als Lesepate einen alten Menschen betreuen. So lernt er Frau Silberstein kennen – für Lennard fühlt es sich nach Höchststrafe an und er ist voll auf Ablehnung programmiert! Doch schon nach einigen Tagen im Heim stellt Lennard fest, dass die Frau Silberstein gar nicht so schrullig ist wie er gedacht hatte. Und Frau Silberstein? Sie ist eine tolle Frau, die genau weiß, was gut für Lennard ist und was er braucht. Schon bald beginnt Lennard – wenn auch ganz zögerlich – auf Frau Silberstein zuzugehen und sie zu mögen.

Eigentlich ist Lennard ja als Lesepate bei Frau Silberstein. Er hat das Jugendbuch „Tschick“ mitgebracht, aus dem er ihr auch regelmäßig vorliest. Im Lauf der Zeit erzählt Frau Silberstein aus ihrer Vergangenheit, aus der Zeit, die sie im KZ verbracht hat. Lennard ist ein aufmerksamer Zuhörer, doch auch, wenn Frau Silberstein immer nur kleine Abschnitte erzählt, so entgeht Lennard und natürlich mir als Leser nicht, welche grausame Zeit voller Angst und Schrecken Frau Silberstein und ihre Familie erleben mussten.

Das Buch ist empfohlen für Jugendliche in Lennards Alter und diesem Alter ist auch der Schreibstil angepasst. Das Buch liest sich flüssig, es gibt Heiteres, aber auch viel Trauriges. Frau Silberstein hat allerdings eine so positive Lebenseinstellung, dass mit ihrem großen Einfühlungsvermögen das Fröhliche meistens im Vordergrund steht.

Ich selbst gehe langsam auf die 70 zu und auch mich hat dieses Jugendbuch sehr gut unterhalten und an wichtige geschichtliche Dinge erinnert, die zu meiner Schulzeit eher totgeschwiegen wurden.

Mit der Geschichte selbst hat es nichts zu tun, aber ich gebe gern weiter, dass 10 % aus dem Erlös an die Amadeu Antonio Stiftung gehen, einer Stiftung, die eintritt für eine Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und jede Form von Antisemitismus einsetzt.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Ordnung für Heim und Seele

Alle Tage, die wir leben
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„Alle Tage, die wir leben“ von Dagmar Hansen: Ein Titel, der nicht gleich erkennen lässt, worum es geht, sich aber vielversprechend anhört. Dazu Mohnblumen, die zu meinen Lieblingsblumen gehören und ...


„Alle Tage, die wir leben“ von Dagmar Hansen: Ein Titel, der nicht gleich erkennen lässt, worum es geht, sich aber vielversprechend anhört. Dazu Mohnblumen, die zu meinen Lieblingsblumen gehören und das Cover schmücken. Protagonisten sind Frauen im letzten Drittel ihres Lebens.
Eigentlich suche ich mir Bücher, die mich ansprechen, selber aus. Bei diesem Buch habe ich mich auf eine leichte und unterhaltsame Lektüre gefreut und auch gefunden. Allerdings habe ich bald festgestellt, dass dieses Buch nicht zu denen gehört, die ich finde, sondern ich glaube, dieses Buch hat mich gefunden. Das liegt an dem Zauberwort „Döstädning“.
Ruth, eine 84-jährige Frau, sucht eine Privatsekretärin, die ihr hilft, ihre Angelegenheiten zu ordnen. Sie findet sie in Tilda, einer fast 60-jährigen Frau, die gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich hat, ihre berufliche Selbstständigkeit mit dem Verlust ihres wichtigsten Auftraggebers in Gefahr sieht und nicht gerade optimistisch in die Zukunft blickt.
So lernt Tilda von Ruth mit Döstädning die schwedische Art, sich von allen Dingen zu trennen, die man nicht (mehr) braucht. Zunächst wird ein Zimmer nach dem anderen „entmüllt“. Doch es ist nicht nur das Haus, das in Ordnung gebracht wird, sondern es gibt auch noch viele zwischenmenschliche „Baustellen“, die darauf warten, dass wieder Ordnung in Beziehungen gebracht wird.
Ein locker-leichter Schreibstil, die resolute und liebenswerte Ruth, die bereits einen guten Plan von ihren Aufräumarbeiten hat, und Tilda, die begeistert von ihrem neuen Arbeitsplatz Ruth mit Rat und Tat zur Seite steht, machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.
Für mich persönlich hält das Buch viele Ideen bereit. Nachdem ich mich gerade damit beschäftigen muss, eine Wohnung aufzulösen und damit auch Ordnung in meine Wohnung zu bringen, denke ich , mir wird es jetzt leichter fallen, mich von ganz vielen Dingen zu trennen.

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Gänsehaut im Nebel des Grauens

Nebeljagd
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Nach dem Buch „Totwasser“ von Julia Hofelich, erschienen im Verlag Bastei Lübbe, bekommt die Anwältin Linn Geller ihren zweiten Auftrag als Pflichtverteidigerin. Man könnte meinen, der Titel „Nebeljagd“ ...

Nach dem Buch „Totwasser“ von Julia Hofelich, erschienen im Verlag Bastei Lübbe, bekommt die Anwältin Linn Geller ihren zweiten Auftrag als Pflichtverteidigerin. Man könnte meinen, der Titel „Nebeljagd“ wäre nicht ganz passend, denn eigentlich scheint schon zu Beginn klar zu sein, dass Jo Haug seine Pflegemutter Ines Schneider ermordet hat – und nicht nur das: In den Augen der Dorfgemeinschaft hat Haug vor vielen Jahren auch den Mord an seiner Jugendfreundin Vanessa begangen. Doch von Vorurteilen und selbst vom Ermittlungsstand der örtlichen Polizei lässt sich Linn Geller nicht beeinflussen, sondern sie begibt sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Einigen Leuten gefällt das gar nicht und Linn wird mehr als einmal daran erinnert, dass sie ihre Finger von dem Fall lassen sollte. Das wird so manches Mal mehr als gefährlich für Linn und sie entschließt sich, den Fall abzugeben… Doch lässt sie sich wirklich abschrecken, auch wenn sie noch so viele Drohungen erhält?
Recht bald erlebe ich Linn Geller wie eine alte Bekannte. Viele Situationen aus ihrem persönlichen und privaten Bereich, die bereits aus dem ersten Band bekannt sind, werden fortgeschrieben. Auch die Beziehung zu ihrem Kanzleipartner Götz – die dienstliche ebenso wie die private – nimmt ihren Lauf. Dabei geht nicht unbedingt alles glatt und es bleibt auch nicht immer harmonisch, aber genau dadurch wirkt die Geschichte lebendig und realistisch. Staatsanwalt Faber ist ebenfalls wieder mit von der Partie und sorgt mit seiner ganz speziellen Art bei mir für gemischte Gefühle, die auch schon mal das Blut ein wenig hochkochen lassen.
Der Schreibstil ist locker, leicht, sehr lebendig und unglaublich spannend. Dabei zieht sich der Spannungsbogen durch die gesamte Geschichte und bleibt immer straff gespannt. Gänsehaut ist keine Nebenerscheinung, sondern begleitet mich vom Anfang bis zum Ende.

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