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Veröffentlicht am 16.03.2020

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Handlung:
Rügen 1924
Nach all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz, dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden ...

Handlung:
Rügen 1924
Nach all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz, dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden Ruf. Und auch privat hat Bernadette hier wunderschöne Stunden verbracht. Sie hat dort einige Jahre mit ihrem Mann gelebt und ihre Kinder großgezogen: Alexander, der Erbe des Grand Hotels, Constantin, der sich ein Hotel und Variete in Berlin aufgebaut hat und die einzige Tochter Josephine die künstlerisch begabt ist aber noch nicht weiß, was sie in der Zukunft anstreben will.
Zudem hat Bernadette das große Glück, mit ihren Angestellten mehr als zufrieden sein zu können. Allen voran mit dem Zimmermädchen Marie, die stets gut gelaunt ist und eine fantastische Arbeit leistet.
Eigentlich könnte Bernadette vollkommen glücklich sein. Sie hat eine neue Liebe gefunden und ihre Kinder gehen ihrer eigenen Wege. Doch eines Tages steht ein Mann im Hotel, der ein Geheimnis aufzudecken droht, welches eigentlich nie ans Licht kommen sollte...

Meinung:
Das Cover ist einfach wunderschön. Es wirkt herrschaftlich, edel und hat Klasse. Im Grunde gibt es also genau das wieder, für was das Grand Hotel steht. Nicht nur wirkt das Bild sehr idyllisch, auch die Farben harmonieren perfekt miteinander und laden zum Träumen ein. Besonders schick finde ich die goldene Schrift. Sie ist nochmal ein besonderer Hingucker und mit Struktur aufgedruckt, was ich immer schick finde!
Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, welches auffallend ist und aus der Masse heraussticht. In einer Buchhandlung wäre es mir definitiv aufgefallen und ich hätte das Bedürfnis verspürt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Schon längere Zeit habe ich auf den Erscheinungstermin des Romans hingefiebert. Seitdem ich das Cover gesehen und die Inhaltsangabe erstmals durchgelesen habe konnte ich es kaum abwarten, das Buch selbst in den Händen zu halten. Und immer wenn ich bei Instagram gesehen hatte, dass manche das Buch vorab lesen durften, wurde ich verdammt neidisch. Am Ende hatte ich das große Glück, bei Lovelybooks an einer Leserunde teilzunehmen und so auch über die Handlung diskutieren zu können. Das fand ich wirklich angenehm, es gab doch einiges, worüber ich mich austauschen wollte und die Meinungen anderer wissen wollte.

Von der ersten Seite an hat mir die Schreibweise richtig gut gefallen. Es gibt einen angenehmen Start in den Roman, der Prolog bietet einiges an Spannung und wirkt anregend, man hat folgend noch mehr Lust darauf, einfach weiterzulesen. Danach hat man Zeit um sich an das Setting, die ganze Situation und die Charaktere zu gewöhnen. Man wird nicht ins kalte Wasser gestoßen, es gibt zahlreiche Beschreibungen und Hintergrundinformationen, die man wie Puzzlestücke zusammenfügen kann.
Jede Szene wurde sehr bildhaft und lebendig beschrieben, sodass man sich nicht nur das Setting, sondern auch die Charaktere gut vorstellen konnte. Zudem war eine Lebendigkeit herauszulesen, die dem Roman sehr gut getan hat und die Geschichte wirkte dadurch noch authentischer.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Sei es der von Constantin in Berlin oder die von Bernadette, Alexander und Josephine in Binz. Aus der Familie von Plesow kommt lediglich Alexander mit seiner Familie nur wenig zu Wort, er steht eher im Hintergrund und wird nicht so sehr in die Handlung eingebunden. Diese Kapitel der Familie haben mir richtig gut gefallen. Sie haben immer mal ein paar Fragen offen gelassen und somit zum weiterlesen, aber auch zum spekulieren animiert. Diese Kapitel haben alle einen tieferen Sinn gehabt und ließen sich auf eine bestimmte Art miteinander verbinden.
Dazu gibt es ab und an noch andere Kapitel von Gästen oder von dem Zimmermädchen Marie. Auch diese haben zueinander gepasst und ließen sich in die gesamte Handlung einordnen. Gerade bei Marie mochte ich die andere Seite ihres Lebens. Es war interessant zu hören, was sie von den von Plesows hält und in was für einfachen Verhältnissen sie eigentlich lebt. Dieser Unterschied zwischen dem Hotel und Maries Familie war drastisch und zeigte verschiedene Seiten der Bevölkerung.
Lediglich mit einer Sichtweise hatte ich Probleme. Ich will dazu keinen Namen verraten, nur so viel sei gesagt: es war eine nette, aber schockierende Nebenhandlung. Doch es wirkte auch etwas willkürlich, hatte nicht direkt etwas mit dem Grand Hotel oder den von Plesows zu tun. Daher hatte ich Schwierigkeiten, diese Ereignisse sinnvoll einzuordnen und darin einen Sinn für die weitere Handlung zu finden. Diese Kapitel hätte ich nicht zwingend gebraucht, sie haben dem Roman lediglich mehr Umfang gegeben.

Es gibt zwei Handlungsorte auf die sich die Ereignisse aufteilt. Der größere Teil der Handlung findet im Ostseebad Binz statt. Dort spielt so gut wie jedes Kapitel im titelgebenden Grand Hotel, dem grandiosen und exklusiven Hotel von Bernadette von Plesow. Dort lernt man sowohl das Hotel, als auch das Büro der Chefs kennen, sowie einige Gästezimmer und das Restaurant kennen. Lediglich die Orte des Personals werden nicht näher beschrieben. Ich habe das Hotel, aber auch die Räumlichkeiten lebendig vor mir gesehen und konnte mir auch die Charaktere in dieser Umgebung sehr gut vorstellen. Gerade durch genannte Details wie das Meeresrauschen oder den Akkordeonspieler gewann das Setting an viel Charme. Wahrlich traumhaft!
Doch auch der zweite Handlungsort, Berlin, konnte mit seiner besonderen Aura bestechen. Es gab einen angenehmen Unterschied zwischen dem ruhigen Binz und dem aufregenden Berlin, es werden zwei Welten beschrieben, die beide ihre Reize, aber auch Nachteile haben.
Mir hat auch der Handlungsort Berlin gefallen, doch irgendwie war dort häufig ein dunkler Schleier dabei, die Stadt erschien mir nie sonderlich strahlend oder bunt. Dabei herrschen die goldenen Zwanziger, die Menschen wollten und haben sich vielfältig amüsieren können. Mit den Berlin Kapitel geht meist eine gewisse Tristesse daher, die nochmal den Unterschied zum farbenfrohen und sonnigen Binz verstärkt.

Es gibt eine Vielzahl an Personen, doch tatsächlich hatte ich nicht einmal Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten oder wiederzuerkennen. Dafür war ein jeder zu gut und abwechslungsreich gezeichnet. Oft wurde man von der Autorin leicht gelenkt, ob man einen Protagonisten nun sympathisch oder unsympathisch einschätzt, manchmal wird man auch lange Zeit geschickt getäuscht und erkennt dann plötzlich das wahre Gesicht. Ich hätte mir allgemein gewünscht, dass es dem Leser mehr selbst überlassen ist, wie er eine Person einschätzt. Vielleicht wäre eine objektivere Beschreibung vonseiten des Erzählers angebrachter.
Im Zentrum des Geschehens steht stets die verwitwete Bernadette von Plesow, ein Inbegriff einer erfolgreichen Geschäftsfrau und einer gesellschaftlich angesehenen Dame. Über ihre Person kann man einiges schreiben, sie ist einerseits sympathisch, doch gleichzeitig scheint sie ein recht kaltes Herz gegenüber ihren Kindern zu haben. Nur selten kann man sich in ihrer Person eine liebende Mutter vorstellen. Sie ist eine starke Person, die man einerseits nur bewundern kann für ihr Geschick, doch gleichzeitig gibt es auch viele Handlungen, die man nicht gutheißen kann. Stets ist man von ihr hin- und hergerissen und ich habe häufig meine Meinung über sie gewechselt. Auch am Ende finde ich sie, trotz ihrer Machenschaften faszinierend und freue mich auf ein Wiedersehen.
Auch ihre Kinder konnten meine Sympathie nie vollkommen erlangen, alle hatten Züge an sich, die ich negativ empfunden habe. Am wenigsten Beachtung bekam Alexander, über ihn kann ich mir auch am Ende nur schwer eine Meinung bilden. Dafür tritt er zu wenig auf, ist nicht so willensstark wie seine restliche Familie und kommt auch vom Charakterrecht blass daher.
Constantin ist ein abwechslungsreicher Charakter mit mehreren Gesichtern, dem man nie vollkommen trauen darf. Ich mochte seinen variablen Charakter meist recht gerne, er hat zwar einige negative Geschäfte im Hintergrund laufen, doch man merkt, dass sein Grundwesen positiv ist. Tatsächlich ist er mein Lieblingscharakter. Constantin verströmt einen gewissen Charme, der sehr einnehmend ist.
Josephine finde ich etwas zu ziellos. Sie ist für mich der Inbegriff eines reichen, gesellschaftlich angesehenen Mädchens, welches viele Ambitionen hat, diese aber nicht wirklich umsetzt. Oft finde ich sie etwas zu nörglerisch und schwierig, manchmal wäre es positiv gewesen, wenn ihr mehr Menschen offen die Wahrheit sagen würden...

Fazit:
Meine Vorfreude auf das Buch war zu weiten Teilen mehr als angebracht. Im Grunde hat mich das Buch umgehauen, ich bin so froh es gelesen zu haben und kann schon jetzt die Zeit bis zur Fortsetzung nicht mehr abwarten. Mir haben die Protagonisten hervorragend gefallen, gerade der Charakter von Bernadette war ganz besonders, über sie kann man wahrscheinlich Studien schreiben. Auch das Setting und die Schreibweise hat mich vollkommen überzeugt. Und eigentlich mag ich auch, dass verschiedene Erzählperspektiven gewählt wurden und sich so mehrere Erzählstränge ergeben. Doch mit einem kann ich auch am Ende nicht sehr viel anfangen, er passt nicht direkt zur Familie von Plesow. Dafür, aber auch für die leichte Führung der Erzählinstanz zwecks Sympathien bei den Charakteren ziehe ich einen halben Stern ab. Im Grunde ist das Meckern auf hohem Niveau, doch diese beiden Punkte liegen mir auf dem Herzen und haben mich auch während dem Schreiben dieser Rezension nicht losgelassen. Und so hat die Fortsetzung die Möglichkeit diese kleinen Fehler auszumerzen und mich noch mehr überzeugen zu können!

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Lottes Träume

Lottes Träume
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Handlung:
Wien 1904
Bisher hat Lotte ihr ganzes Leben in dem kleinen Örtchen Mürzzuschlag verbracht. Doch nach dem Tod ihres Vaters, dem einzigen verbliebenen Familienmitglied zieht es die junge Frau nach ...

Handlung:
Wien 1904
Bisher hat Lotte ihr ganzes Leben in dem kleinen Örtchen Mürzzuschlag verbracht. Doch nach dem Tod ihres Vaters, dem einzigen verbliebenen Familienmitglied zieht es die junge Frau nach Wien. Dort kann sie zwar ihrer großen Leidenschaft, dem Skifahren, nicht mehr nachgehen, will sich aber ein selbstständiges Leben aufbauen.
Lotte weiß von einem kleinen Bergsportladen in der Kaiserstraße und hat tatsächlich das große Glück, dort eine Anstellung als Verkäuferin zu finden. Zudem befindet sich das Sortiment des Ladens im Umbruch. Die Besitzerin Mizzi Kauber will komplett auf Skimode und -ausrüstung umstellen, denn sie sieht den neuartigen Sport als Sport für die Zukunft und dies nicht nur für die Herren.
Lotte ist als begeisterte Skifahrerin sofort von dem Konzept der Chefin begeistert und geht die Arbeit voller Energie an. Und während der Arbeit berät Lotte zufällig einen jungen Mann, der ihr nicht so schnell aus dem Kopf geht. Doch nicht nur die Religion, vor allem gesellschaftliche Unterschiede und ein großes Geheimnis stehen der jungen Liebe im Weg...

Meinung:
Mir gefällt das Cover gut, es spricht mich definitiv an. Es vermittelt den Eindruck eines Winterromans, was so ziemlich zutrifft, da der Großteil der Handlung im Winter spielt. Ich mag es, dass die kräftig rote Schriftfarbe stark heraussticht und für mich so den Blickfang des Buches bildet.
Zudem spaltet die Schrift das Cover in zwei Teile. Im oberen Teil ist eine Schneelandschaft zu sehen, zudem scheint eine Dame die Szenerie zu beobachten. Sie hat Skier in der Hand und trägt eine besondere Unterbekleidung, die eine wichtige Rolle im Buch einnimmt.
Im unteren Teil wiederum sieht man ein lebendiges Bild einer belebten Straße. Hier stelle ich mir vor, dass es sich um Wien handelt und ich mag den Unterschied zwischen der ruhigen Schneeszenerie und dem aufregenden Stadtbild.

Ich hatte schon viel positives zu dem Buch gehört und wollte das Buch schon längere Zeit lesen. Mich hat sowohl das Cover, als auch die Handlung stets angesprochen und ich hatte auch schon mal in die Leseprobe reingeschnuppert, die mir hervorragend gefallen hat. Später hatte ich immer mehr gute und anregende Rezensionen gelesen, dass mein Wunsch, das Buch zu lesen immer größer wurde. Ich bin sehr glücklich, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt bekommen habe und ich mich von dem Roman selbst überzeugen konnte.

Ich bin gut in den Roman gestartet und dieser erste positive Eindruck hat sich den ganzen Roman über erstreckt. Es herrscht eine angenehm leichte Schreibweise vor, die ein schnelles Lesen ermöglicht hat und durchweg hat es mir Spaß gemacht, das Buch in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Ereignisse wurden anschaulich beschrieben, die Charaktere waren interessant, vielseitig und abwechslungsreich gestaltet. Man konnte in vielen Situationen mitfiebern und viele Orte des Settings konnte ich mit bildhaft vorstellen.
Es gibt keine genauen Hinweise auf die Handlungszeit. Es ist lediglich bekannt, dass die Handlung im Herbst beginnt und sich bis ins neue Jahr, das Jahr 1905 erstreckt. Zwischendurch erhält man immer mal einen Hinweis auf bevorstehende Ereignisse, sei es Weihnachten oder Silvester. Trotzdem hätte es mir besser gefallen, wenn man dazu mehr Informationen erhält, um sich auch zeitlich besser orientieren zu können.
Am Anfang neuer Kapitel wird stets der folgende Handlungsort kurz genannt. Vielleicht hätte man hier ebenfalls den Monat hinzufügen können.

Immer wieder tauchen einige historische Bezüge auf, die geschickt in die Handlung eingebunden wurden. Sie passten zur jeweiligen Situationen und haben beim Lesen nicht gestört. Dazu wurden diese Details so eingeflochten, dass ich sie direkt nachvollziehen und nicht noch groß darüber nachdenken musste.
Es werden verschiedene Themen eingebracht, vor allem spielt natürlich das Skifahren eine Rolle. Ebenfalls im Vordergrund stehen die Frauenrechte und wie die weibliche Bevölkerung teilweise dafür kämpft oder wie diese abgelehnt werden. Dazu werden auch Standesunterschiede, sowie die Missstände in der Gesellschaft aufgezeigt, was dem Buch insgesamt einen interessanten Hintergrund für die Handlung gibt.

Mit großen, spannungsvollen Momenten kann das Buch nicht aufwarten, was mich aber nicht gestört hat. Ich mochte es, dass die Handlung mit einem ruhigen Unterton erzählt wurde und die energiegeladenen Szenen einen überschaubaren Rahmen hatten. Leider fand ich einige Momente und Szenen nicht spontan genug. Sie wirkten recht konstruiert und für jedes Problem wurde innerhalb von kurzer Zeit eine Lösung gefunden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Ein – zwei kleine Hindernisse wären dabei ganz hilfreich gewesen um alles etwas lockerer und authentischer wirken zu lassen.

Wie ich bereits erwähnt hatte, konnte ich mir viele Orte des Settings bildhaft vorstellen. Dazu zählt vor allem der Laden von Mizzi Kauber. Von dieser Lokalität hatte ich die stärksten Bilder vor Augen. Vielleicht haben mir deshalb viele Szenen von dort am besten gefallen, einfach weil die Szene sehr lebendig wirkte.
Lediglich mit den Sehenswürdigkeiten Wiens hatte ich kleine Probleme. Das lag aber nicht an der fehlenden Beschreibung, sondern vieles war mir unbekannt oder meine Fantasie war nicht ausreichend genug.

Im Roman taucht eine Vielzahl an Protagonisten auf, man hat deutlich gemerkt, dass die Autorin sich viele Gedanken darum gemacht hat. Sie waren vielseitig, hatten unterschiedliche Charaktere und besaßen Ecken und Kanten. So ergibt sich ein lebendiges Bild, welches noch verstärkt wird, dass Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auftauchen. Sowohl die wohlhabenden Bürger, als auch die einfachen und armen Menschen sind vertreten, wodurch ein breites soziales Bild entsteht.
Lediglich mit Lotte bin ich nicht vollkommen zufrieden. So abwechslungsreich die Wesen der anderen Protagonisten sind, so einseitig ist Lotte. Sie ist ein liebenswürdiger und sympathischer Charakter, der die Dinge mutig angeht und eine angenehme Unabhängigkeit zeigt. Alles Attribute, die ich normalerweise bei einem Menschen mag. Doch Lotte zeigt nur diese eine Seite von sich selbst. So hat Lotte keine Ecken und Kanten, sondern kommt nur als das liebe Mädchen vom Lande daher, welches zu gut für die Welt ist.
Tatsächlich haben mir die anderen Charaktere besser gefallen, sie traten abwechslungsreicher auf. Allen voran fand ich hierbei Mizzi Kauber sehr interessant, sie hatte ein besonderes Wesen, über das man viel nachdenken konnte. Aus ihr wird man lange nicht schlau und ich mag ihre verschiedenen Gesichter recht gerne.

Fazit:
Ich kann mich den vielen guten Meinungen zu dem Buch nur anschließen. Ich hatte viel Freude beim Lesen und die Geschichte hat mir richtig gut gefallen. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich das Buch sicherlich innerhalb von vielleicht drei Tagen ausgelesen, unter anderem auch durch die äußerst angenehme Schreibweise, die sehr einladend wirkte. Auch das Setting war traumhaft und gerade die schneereichen Szenen haben traumhafte Bilder entstehen lassen. Mit vielen Charakteren bin ich gut ausgekommen, lediglich mit Lotte hatte ich ein paar Probleme. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die etwas zu konstruierte Handlung, welche ab und an auch etwas hervorsehbar war. Für diese beiden genannten Punkte ziehe ich gesamt einen halben Punkt in meiner Bewertung ab.
Ansonsten habe ich nichts zu beanstanden und bin richtig froh das Buch selbst gelesen zu haben. Das Buch bietet eine tolle Wohlfühlgeschichte, mit vielen historischen Hintergrundinformationen, was eine richtig gute Mischung darstellt.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Hotel Inselblick - Stürmisch See

Hotel Inselblick - Stürmische See
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Handlung:
Amrum 1914
Auf Amrum steht der Familie Stockmann eine große Feier ins Haus. Nele, die älteste Enkelin von Marta, heiratet ihren Johannes. Es herrscht große Aufregung, Nele kann den Tag der Trauung ...

Handlung:
Amrum 1914
Auf Amrum steht der Familie Stockmann eine große Feier ins Haus. Nele, die älteste Enkelin von Marta, heiratet ihren Johannes. Es herrscht große Aufregung, Nele kann den Tag der Trauung kaum erwarten und auch die Familie und ihre Freunde lassen sich von der Vorfreuden anstecken.
Was sie allerdings nicht wissen: Bald haben alle nur noch wenig zu feiern. Kurze Zeit nach der Trauung bricht der Erste Weltkrieg aus, die Männer werden einberufen und die Frauen bleiben allein auf der Insel zurück. Allein mit ihrer Angst vor dem Krieg, aber auch der Angst, ihre Liebsten nie wiederzusehen...

Meinung:
Mir gefällt das Cover gut, es ist sehr stimmungsvoll und man kann einiges herein interpretieren. Die Szenerie wirkt nachdenklich und durch den dunklen Himmel scheinen die schweren Zeiten mit dem Ersten Weltkrieg zu nahen. Auf die weite See schaut eine Dame, die recht jung zu sein scheint und die Mode der damaligen Zeit trägt. Sie schaut halb auf die See, hat eine nachdenkliche Haltung und könnte eine Dame der Familie Stockmann sein.
An der Seite ist noch ein wunderschönes, sehr gut zu Amrum passendes Häuschen, das den Charme der Insel darstellt. Es steht da wie ein Fels in der Brandung, wirkt einladend und erscheint unverwüstlich. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie viele schöne, aber auch traurige Momente die Familie Stockmann darin erlebt. Und auch das Schiff hat eine nähere Bedeutung, die sich erst beim Lesen erschließt...
Insgesamt gefällt mir das Cover gut, es vereint verschiedene Aspekte des Buches und ist sehr stimmig. Besonders gut gefallen mir die Farben des Himmels, sie sehen sehr lebendig aus und verströmen eine tolle Aura.

Seit Juli letzten Jahres fiebere ich dem finalen Teil der „Hotel Inselblick“-Reihe entgegen und konnte es kaum erwarten bis das Buch endlich erscheint. Gleichzeitig hatte ich kleine Zweifel, wie ich wieder in die Handlung hineinfinde. Immerhin habe ich in der Zwischenzeit einige andere Bücher gelesen und Informationen hierzu leider vergessen.
Ein wenig waren meine Zweifel begründet, am Ende fiel mir der Start in die Handlung leichter als gedacht. Dabei hat mir unter anderem das Personenverzeichnis geholfen, welches sich noch vor dem ersten Kapitel befindet. Dort wurden alle wichtigen Protagonisten niedergeschrieben, es gibt ein Wiedersehen mir vielen bekannten Gesichtern, aber auch neue Namen fallen direkt ins Auge. Mir sind während des Lesens direkt einige Details eingefallen und wahrscheinlich hatte ich auch dadurch einen leichteren und angenehmeren Start in den Roman als gedacht.

Seit dem Ende des zweiten Teils ist einige Zeit vergangen, neue Menschen wurden geboren, eine mir liebgewordene Person ist verstorben. Man hat deutlich gemerkt, dass sich die Zeit etwas geändert hat, die Protagonisten sind reifer geworden und die Welt wurde etwas moderner.
Auf 512 Seiten vergehen knapp fünf Jahre, es wird die ganze Zeit des Ersten Weltkrieges behandelt und es gibt einige Zeitsprünge. Diese erkennt man immer am Anfang eines neuen Kapitels, dort gibt es einen Vermerk, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung stattfindet. Mir waren es doch ein paar zu viele Sprünge, ich konnte mich nicht immer damit anfreunden und hatte nicht immer das Gefühl, dass die gerade gelesene Handlung vollkommen abgeschlossen wurde. Es gibt Andeutungen, was folgen wird und dann startet das nächste Kapitel, welches einige Ereignisse beschreibt, die einige Zeit später spielen. Das war für mich nicht ganz rund.

Die Schreibweise war einfach herrlich. Sie gab auf eine lockere Weise die Handlung wieder, wurde an den passenden Stellen jeweils ernst oder brachten mich zum schmunzeln. Ereignisse wurden eindringlich und bildhaft dargestellt, sodass man sich viele Szenen gut vorstellen konnte. Oft hatte es den Anschein, als würde man sich mit den Charakteren in einen Raum befinden und ein heimlicher Beobachter sein.
Passend zu der recht einfachen, leicht verständlichen und schnell lesbaren Sprache gibt es auch immer wieder Einbindungen von friesischen Begriffen. Diese haben immer perfekt gepasst, wurden nicht zu selten, aber auch nicht im Überfluss genutzt. Zudem entstand dadurch viel Authentizität. Es hat einfach perfekt gepasst und bildete ein nettes Detail.
Im Grunde wird die Handlung recht ruhig und anschaulich beschrieben, es gibt nicht zu viele Dramen und diese besaßen etwas sehr natürliches. So wurde meist normale Tagesabläufe von Personen beschrieben, die meiner Meinung nach keine Längen hatten. Im Gegenteil, mir hat die recht ruhige Handlung gefallen, das hatte etwas beruhigendes und bodenständiges.

Ich habe bereits einige Bücher gelesen, wo die Handlung während einer der beiden Weltkriege stattfindet. Doch ich glaube behaupten zu können, dass sehr wenige oder gar keiner dabei war, der auf einer Insel spielt. Ich habe mich auch nie sonderlich damit befasst, inwiefern die Inseln und deren Bewohner von dem Krieg betroffen waren und daher konnte ich durch das Buch einiges lernen.

Auch bei diesem dritten Band der Reihe gibt es am Anfang von vielen Kapiteln wieder Martas Tagebucheinträge. Diesen fassen bei Zeitsprüngen oft die ausgelassene Handlung zusammen oder geben einen Einblick in das politische Geschehen in Deutschland. Vor Martas niedergeschriebenen Worten stehen übrigens auch immer die bereits angesprochenen Daten.
Anhand von diesen persönlichen Worten finde ich, dass man Marta noch besser einschätzen und bewerten kann, ihr Wesen noch näher kennenlernen kann. Sie scheint so wie eine gute Seele über dem Buch zu schweben. Zudem finde ich es gut, dass so wenigstens ein paar Details genannt werden, die ausgelassen wurden.

Als Haupthandlungsort dient eindeutig Amrum, kaum eine Szene spielt nicht auf dieser Insel. Auch hier hat mir die Beschreibung davon wieder richtig gut gefallen, es wurde ein traumhaftes und sehr idyllisches Bild erschaffen, welches zum Träumen eingeladen hat. Besonders schön fand ich, dass viele Orte bekannt sind und in diesem Band wiederholt aufgetaucht sind.
Außerdem hat es mir gefallen, dass der Strand noch immer die gleiche Wirkung auf die Protagonisten hat und die Szenen dort hatten eine besondere Ausstrahlung. Sie verströmten nicht nur viel Ruhe, sondern ließen Sorgen für einen Moment verblassen und es scheint, als würde eine Last von den Schultern genommen werden. Allein die Vorstellung dessen finde ich toll und auch die Umsetzung hat perfekt gepasst.

Mein besonderes Highlight war, wie lebendig, authentisch und detailreich die Charaktere dargestellt wurden. Vielleicht mag ich sie auch so sehr, weil ich sie schon durch zwei Bücher begleiten durfte. Aber ich konnte mir wirklich jeden einzelnen genau vorstellen, die Charaktere sind mir noch genauso sympathisch wie zuvor und jeden Einzelnen fand ich wunderbar ausgearbeitet. Sie haben einzigartige Wesen, bleiben ihren Prinzipien treu und ändern sich nur wenig. Das war wirklich richtig toll.
Mir hat es richtig gefreut, die Protagonisten wiederzusehen, einige Zeit mit ihnen zu verbringen und sie am Ende mit frohem Herzen verabschieden zu können. Ich finde es toll, dass sei sich selbst treu geblieben sind und ihren Charakter und ihre Eigenarten beibehalten haben. Ganz viele Personen sind mir sympathisch gewesen, ich konnte eine Bindung zu ihnen aufbauen und habe mitgefiebert, mitgetrauert und mich mit gefreut. Mir hat die bodenständige und ruhige Art gefallen, sie waren für mich greifbar und perfekt ausgereift.
Auch der Umgang untereinander war tadellos. Es gab eine tolle Dynamik untereinander, die Charaktere haben sowohl allein, als auch miteinander toll harmoniert und beide Arten des Auftretens haben mir gefallen.

Fazit:
Ein wenig traurig macht es mich ja schon, dass dies ein Abschied vom Hotel Inselblick war. Es war einfach herrlich die Familie Stockmann wiederzusehen und mich ganz auf ihre Geschichte zu konzentrieren. Ich konnte während des Lesens vollkommen abschalten und habe mich gerne auf die Handlung eingelassen. Zudem würde ich gerade zu gerne die Insel selbst erkunden und dort auf das Meer schauen, genau wie die Protagonisten dies gerne getan haben.
Ich habe einen Kritikpunkt, für den ich einen halben Punkt abziehe. Mich haben diesmal die Zeitsprünge etwas gestört, mir waren es zu viele und die einzelnen Kapitel waren nicht richtig in sich geschlossen.
Ansonsten hat Anke Petersen einen wunderbaren finalen Teil geschrieben, der der Geschichte ein rundes und stimmiges Ende gibt. Jegliche Fragen wurden geklärt, das Ende hat mich vollkommen überzeugt und ich kann die ganze Reihe definitiv weiterempfehlen. Es war mir ein Vergnügen, meine Zeit mit Familie Stockmann zu verbringen!

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Veröffentlicht am 06.02.2020

Jahre der Veränderung

Jahre der Veränderung
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Handlung:
Berlin 1929
Edith, Margot und Luise sind in der Hauptstadt angekommen, fühlen sich heimisch und gehen in ihrer Arbeit vollkommen auf. Sie unterrichten mittlerweile selbst angehende Hebammen-Schülerinnen, ...

Handlung:
Berlin 1929
Edith, Margot und Luise sind in der Hauptstadt angekommen, fühlen sich heimisch und gehen in ihrer Arbeit vollkommen auf. Sie unterrichten mittlerweile selbst angehende Hebammen-Schülerinnen, sind dazu noch beschäftigt, diverse Kurse oder Sprechstunden für Schwangere, aber auch Interessierte anzubieten. Nur in der Liebe will es bei den dreien nicht so laufen. Margot ist in einen verheirateten Mann verliebt, die anderen beiden sind noch nicht wirklich dazu bereit, einen Mann in ihr Herz zu lassen. Die Vergangenheit lastet noch zu sehr auf ihnen...
Nicht nur die drei Hebammen werden sich verändern, sondern auch die Lage in Deutschland, in der ganzen Welt. Die Weltwirtschaftskrise erreicht auch Deutschland, man sieht an immer mehr Ecken der Stadt die Armut und auch in der Politik kommen schwere Zeiten.

Meinung:
Das Cover ist dem des ersten Teils sehr ähnlich. Wieder dominieren eher leichte, frühlingshafte Farben, die ein idyllisches und stimmiges Bild ergeben. Die obere Szenerie ist gleich geblieben, wieder schauen drei Damen den Betrachter aufmerksam und keck an, ich stelle mir immer noch vor, dass es sich hier um Margot, Edith und Luise handelt. Nur um eine Nuance hat sich die Schriftfarbe geändert, diese ist kräftiger geworden und sticht dadurch stärker heraus. Die größte Veränderung gibt es am unteren Rand. Dort wurde eine Stadtszene dargestellt, die modern und recht lebhaft wirkt. Insgesamt gefällt mir die das Cover gut, es passt irgendwie perfekt zu der Geschichte und auch die Ähnlichkeit mit dem ersten Teil empfinde ich als gut gelungen.

Letztes Jahr hatte ich bereits den ersten Teil der Hebammen-Saga gelesen, fand diesen richtig gut und habe mich dementsprechend sehr auf die Fortsetzung gefreut. Ich hatte noch lange Zeit über die Charaktere nachgedacht, das Buch hat mich nicht so schnell losgelassen. So sind mir viele Details im Gedächtnis geblieben und nach wenigen Seiten fielen mir immer mehr Geschehnisse aus dem ersten Teil ein. So hatte ich einen recht leichten Start in die Handlung und konnte mich schnell auf das Buch konzentrieren und mich beim Lesen entspannen.

Wenn ich das Buch einmal in der Hand hatte, wollte ich es am liebsten gar nicht mehr weglegen. Nicht nur die Handlung hat mir wieder richtig gut gefallen, sondern auch die Charaktere und die Schreibweise. Diese war an sich recht einfach gehalten, bekam ihren Anspruch durch allerlei historische Details, die geschickt in die Handlung eingeflochten wurden. Nicht nur politische Ereignisse wurden anschaulich und genau dargestellt, auch durch die zahlreichen Geburten und einige Erläuterungen dazu kann man einiges lernen.
So bin ich flott vorangekommen und viel zu schnell zum Ende des Romans gekommen. Jede einzelne Seite ließ sich leicht lesen, hat der Handlung einen ruhigen, spannenden oder aufregenden Unterton gegeben und viele Situationen authentisch erscheinen lassen.
Die Kapitel hatten eine angenehme Länge, waren nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Jedes Kapitel hatten einige Absätze, gerade richtig für die Leser, die nicht gerne mitten im Satz das Buch aus der Hand legen. Genau das mag ich nämlich nie und so war es auch mir möglich, immer mal ein paar Seiten zu lesen, auch wenn ich nur wenig Zeit habe.

Vielen Kapiteln vorangestellt ist ein Hinweis auf den Monat, sowie das Jahr der folgenden Handlung. Das war wirklich wichtig und hilfreich, es gab immer mal wieder Zeitsprünge und die gesamte Handlung erstreckt sich über einige Jahre (sie beginnt 1929 und endet 1932). In diesen Jahren passiert nicht nur in der Weltgeschichte einiges, sondern auch die drei Hebammen erleben sowohl beruflich, als auch privat allerhand. So hat man als Leser immer fix im Blick, wann die Handlung gerade stattfindet und man verliert dadurch das Zeitgefühl nicht.
Gerade bei den Handlungsjahren kann man sich ja auch schon denken, was passieren könnte und der langsam aufkommende Judenhass, als auch der Aufstieg von Hitler wurde äußerst eindringlich geschildert. Als Leser weiß man natürlich, wie sich alles weiterentwickeln wird und ich denke, so kann man noch mehr mit den Protagonisten mitfiebern und sich mitfreuen, weil man weiß, dass die schönen Zeiten nicht mehr ewig andauern werden.

Viele Szenen sind nicht sonderlich spannungsreich, es werden Tagesabläufe erzählt, die meist eine angenehme Ruhe ausstrahlen. Es werden normale Probleme von Menschen und vor allem der damaligen Zeit beschrieben und auch das Privatleben der drei Hebammen kommt nicht zu kurz. Ich empfand es als sehr angenehm, dass die Stimmung im Buch eher ruhig ist und die Szenen nicht zu aufregend gestaltet wurden.
Mir hat es gefallen, dass die Handlung nicht vorhersehbar war. Man konnte sich zwar stets seine Gedanken machen und ein mögliches Ende erahnen, doch am Ende kam es durch einige Wendungen und Geschehnisse immer anders. So blieb ein Ende offen, so sehr man auch spekuliert hat.
Allerdings habe ich ein was kritisch hinterfragt. Öfter wird geschildert, dass eine der drei Damen zufällig an einem Ort ist, wo genau in dem Moment bei einer Schwangeren die Wehen einsetzen. Ich weiß nicht, ob dies wirklich so oft vorkommt, ein oder zwei Schilderungen davon hätten gereicht, so kam mir das ein bisschen zu häufig vor. Anstelle dessen hätte es mir besser gefallen, wenn man vielleicht mehr über die Arbeitsabläufe von Hebammen erfährt oder manche Details kurz umschreibt und sie nicht so im Raum stehen lässt. Mir war es z.B.: vollkommen unbekannt, dass Babys nach der Geburt Augentropfen bekommen. Da hätte man kurz erwähnen können, weshalb dies so ist.

Im Roman sind allerhand Handlungsorte vorhanden, wobei starke Unterschiede zwischen Arm und Reich sichtbar werden, wenn auch nicht mehr so stark wie im ersten Teil. Vor allem wenn Margot, Edith oder Luise einen Hausbesuch machen zeigen sich häufig die Abgründe und finanzielle Nöte der armen Bevölkerung. Dazu stehen natürlich die Reichen auf der anderen Seite, haben wunderschöne Häuser, genügend Geld und kaum Sorgen.
Die Handlungsorte sind meist recht einfach geschildert, mit wenigen Worten umschrieben, sodass ein vages Bild vor Augen entsteht. Besonders gut konnte ich mir den Kreißsaal vorstellen, diesen konnte ich mir tatsächlich am besten vorstellen und mir hat die Stimmung dort meist gefallen. Ich musste jedes Mal etwas lächeln, wenn Edith, Margot oder Luise einem neuen Baby auf die Welt geholfen haben und dieses begrüßt haben. So entstand eine hoffnungsfrohe, heitere und besondere Stimmung, die zum Wohlfühlen eingeladen hat.

Schon im ersten Teil mochte ich die drei Hebammen Margot, Luise und Edith sehr. Sie haben ein sehr einnehmendes, sympathisches und energiegeladenes Auftreten. Man merkt an jeder Stelle, dass sie mit ihrem Beruf mehr als zufrieden sind und ihre Bestimmung gefunden haben.
Auch diesmal ist mir wieder aufgefallen, wie unterschiedlich die drei sind, sie unterschiedliche Ziele anstreben und wie sie daran arbeiten, diese auch zu erreichen.
Ich finde, diesmal steht die Freundschaft untereinander nicht so sehr im Mittelpunkt. An vielen Stellen kann man die Dynamik immer noch deutlich sehen, doch ich habe eher das Gefühl, dass das Augenmerk mehr auf den einzelnen Individuen liegt. Man sieht die drei Damen oft allein auftreten, meist während der Arbeit, ab und an auch in privaten Momenten. So wirken sie deutlich erwachsener und reifer, daher finde ich den neuen Fokus angenehm und passend.
Auch die anderen Charaktere besaßen ein lebendiges Auftreten, hatten ihre Eigenheiten und einzigartige Züge. Man erkannte an ihrem Wesen auch teilweise ihren sozialen Status, was sehr authentisch wirkte und ein perfektes Abbild der Gesellschaft gab.

Fazit:
Lange Zeit habe ich mich auf die Fortsetzung gefreut, hatte dementsprechend einige Erwartungen und wurde nicht enttäuscht. Im Grunde habe ich nur einen kleinen Kritikpunkt, den ich bereits angesprochen hatte: die zahlreichen Geburten, bei denen Edith, Margot oder Luise ganz zufällig dabei sind, weil sie im richtigen Moment am richtigen Ort waren. Davon weniger und ich wäre wunschlos glücklich.
Ansonsten konnte mich das Buch überzeugen. Die Schreibweise war ein Traum, die Handlung hatte eine angenehme Mischung von spannenden und ruhigen Momenten und wartete stets mit neuen Wendungen auf. Mir haben die Charaktere richtig gut gefallen, das Setting hatte teilweise besondere Reize und auch die Einbindung von historischen Details ist gelungen und passte stets perfekt zu der Situation.
Nun geht natürlich das große Warten auf den finalen Teil los, auf den ich mich ebenfalls schon riesig freue. Ich habe gerade so viele Fragen zu der weiteren Handlung und auch schon einige Ideen, wie es weitergehen könnte.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs

Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs
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Handlung:
Franziska hat endlich ihre Ruhe gefunden und langsam lassen sie die Geister der Vergangenheit los. Sie lebt wieder in ihrer alten Heimat, hat ihren geliebten Walter wiedergefunden und genießt ...

Handlung:
Franziska hat endlich ihre Ruhe gefunden und langsam lassen sie die Geister der Vergangenheit los. Sie lebt wieder in ihrer alten Heimat, hat ihren geliebten Walter wiedergefunden und genießt mit ihm die Tage. Auch bei ihrer Enkelin Jenny sieht es prächtig aus: Julchen entwickelt sich hervorragend und mit Ulli hat sie das große Glück gefunden.
Doch so glücklich die Damen privat sind, läuft es mit dem Umbau des Gutshauses nicht ganz so rund. Das neu eröffnete Restaurant besuchen nicht so viele Gäste wie gehofft und der nächste große Hammer wartet auch schon: Im Keller erwartet die Handwerker ein unerwarteter Fund, der die weiteren Arbeiten pausieren lässt. Dazu haben Jenny und Franziska immer wieder mit Geldsorgen zu kämpfen. Ob die Beiden es schaffen, das Gutshaus komplett in neuem Glanz erstrahlen zu lassen?

Meinung:
Das Cover weckt natürlich direkt Assoziationen an die ersten beiden Teile. Im Hintergrund ist wieder ein Gutshaus zu sehen, diesmal erstrahlt die Allee, die dorthin führt, in herbstlichen Farben, Laub liegt am Boden und eine Dame strebt darauf zu. Sie hat eine zielstrebige Haltung und wirkt in ihrem Auftreten, auch aufgrund der Kleidung, recht modern.
Ich würde sogar sagen, dass mir das Cover von diesem Teil am besten gefällt. Die Farben strahlen besonders und die ganze Szenerie wirkt sehr idyllisch und einladend.

Ich weiß noch wie ich nach dem Lesen des zweiten Teils dachte, dass im Grunde ein ganz gutes Ende vorliegt. Deshalb hatte ich auch längere Zeit überlegt, ob ich diesen drittel Teil wirklich lesen möchte. Am Ende kam in mir wieder dieses Gen hervor, dass ich immer wissen möchte, wie eine Reihe endet und so war ich sehr dankbar, das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt zu bekommen. Und schnell war mir klar: dieser Teil ist der Beste der ganzen Reihe!

Die Handlung startet sofort, es gibt keine Wiederholungen von Geschehnissen. So musste ich mich zwar wieder kurz reindenken, doch damit hatte ich nur wenige Probleme. Ich glaube, durch eine erneute Schilderung der Fakten hätten sogar Längen entstehen können, weshalb ich froh bin das kein Rückblick genutzt wurde.
Ein jedes Kapitel wird aus der Sicht von unterschiedlichen Personen geschildert. So kommen nicht nur Franziska und ihre Enkelin Jenny zu Wort, die beiden Besitzerinnen des Gutshauses, sondern u.a. auch Jennys Freund Ulli oder dessen Großmutter Mine, die einiges aus ihrer Sicht erzählen. So entsteht eine bunte Mischung und bei mir kam nie Langeweile auf.

Auch diesmal spielt die Handlung wieder auf zwei Ebenen. Einmal gibt es den Zeitstrang um Franziska, Jenny und ihre Lieben, welcher 1995 spielt. Dazu geht die Autorin diesmal ein ganzes Stück in der Zeit zurück und hat eine zweite zeitliche Ebene hinzugefügt, die im Mittelalter spielt. Darüber war ich mir nicht immer sicher. Teilweise fand ich diesen unglaublich spannend und sie bildete eine nette Abwechslung zu den anderen Geschehnissen. Doch ab und an haben sich diese Abschnitte etwas gezogen und waren zu lang. Ich empfand nicht jedes Detail davon so wichtig.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass die Protagonisten diesmal nicht so sehr in der Vergangenheit schwelgen, sondern mehr im Hier und Jetzt leben. Ein wenig habe ich diese Ausschweifungen und Rückblicke in die Vergangenheit ja schon vermisst, sie gehörten gerade zu Mine und Karl-Erich dazu und haben auch ein großes Stück ihren Charakter geformt. Hier wurde dieses Detail eben durch die mittelalterlichen Szenen verdrängt, was eine Abwechslung zu den anderen beiden Teilen bildet.

Auch diesmal hat mir die Schreibweise wieder richtig gut gefallen. Sie war eingängig, recht einfach gehalten und ermöglichte ein schnelle Lesen. Dazu gab es eine angenehme Alltagssprache der Protagonisten, vor allem die jüngere Generation bediente sich dieser, was authentisch wirkte.
Mir fiel es etwas schwer, mir das titelgebende Gutshaus mit all seinen Gebäuden vorzustellen. Das Gelände besitzt Dimensionen, die für mich schwer greifbar sind und ich denke, von manchen architektonischen Details benötigt man ein ganz genaues Bild, um sich diese ansatzweise vorzustellen. Da ich leider in diesem Gebiet nicht sonderlich bewandert bin, war es für mich sehr schwierig, ein ungefähres Bild zu erhalten.

Es gibt eine angenehme Mischung von spannenden und ruhigeren Kapitel, wodurch erst gar keine Langeweile entstehen kann. Dazu gibt es immer wieder Geheimnisse oder neue Sachverhalte, die neue Wendungen hereinbringen. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen und oft ließ sich die Handlung nicht vorhersehen. Immer wieder geschah etwas unerwartetes, was neuen Schwung hereingebracht hat.

Die Mehrzahl der Protagonisten ist bereits bekannt, nur sehr wenige neue Charaktere kommen hinzu. So hat es sich wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten angefühlt und ich hatte absolut keine Probleme, diese wiederzuerkennen und ihnen ihre bekannten Charakterzüge wieder zuzuschreiben.
Im Grunde gibt es nicht wirklich Hauptcharaktere, die Grenzen haben sich komplett verschoben und die Mehrzahl der Proagonisten tritt einander gleichwertig auf.
Ab und an taucht mal ein Name auf, der sich nicht direkt zuordnen lässt. Einer der Charaktere nennt diese Person, die mir leider nicht im Gedächtnis geblieben ist oder die nicht wirklich persönlich auftritt. Das kam nicht übermäßig oft vor, ein wenig gestört hat es mich schon. Gleichzeitig wird dadurch ein dörflicher Charakter sichtbar, wo jeder jeden kennt und man alles übereinander weiß.

Die Protagonisten hatten nicht unbedingt den Tiefgang, den ich mir gewünscht hätte, doch im Grunde fand ich fast alle ziemlich sympathisch. Sie waren recht stark gezeichnet und man sieht vor allem Franziska und ihrem Mann Walther mittlerweile das Alter an. Ich finde, dies hat man an ihrem ganzen Auftreten gemerkt, was mir gefallen hat. So war eine deutliche Veränderung bei ihnen zu sehen, was sie mir viel sympathischer gemacht hat.
Manchmal hatte ich immer noch etwas das Gefühl, dass den Charakteren eine bessere Kommunikation untereinander gut getan hätte, so hätten einige Konflikte vermieden werden können. Doch gleichzeitig dachte ich daran, dass dies im realen Leben auch nicht immer so läuft und will diesen Punkt nicht negativ werten.
Ich glaube, meine heimlichen Lieblinge sind noch immer Mine und Karl-Erich. Ich finde die beiden alten Leute einfach unglaublich herrlich, sie bilden für mich das Herz des Buches und sind wahrhaftig die guten Seelen des Ortes. Mich amüsieren nicht nur ihre kleinen Kabbeleien, sondern auch ihre Zuneigung zu den anderen Protagonisten macht sie richtig liebenswert.

Fazit:
Ich bin richtig froh dem dritten Teil eine Chance gegeben zu haben. Ich hatte das Buch innerhalb von vier Tagen ausgelesen und bin nun ziemlich unglücklich, dass es keinen weiteren Teil geben wird. Auf diesem Niveau hätte es gerne weitergehen können.
Es hat fast alles gestimmt: die Protagonisten waren sympathisch und hatten ein bodenständiges Auftreten, die Schreibweise war gewohnt angenehm und leicht lesbar, die Handlung war durchweg spannend und abwechslungsreich.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt beinhaltet den Erzählstrang im Mittelalter, über den ich mir unschlüssig bin. Wäre dieser kürzer gehalten worden, hätte er mich vielleicht vollkommen überzeugen können. So fand ich die Idee gut, die Umsetzung zu weiten Teilen auch in Ordnung, nur manchmal war es mir zu ausschweifend.

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