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Veröffentlicht am 12.02.2020

Café Engel - Töchter der Hoffnung

Café Engel
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Handlung:
Wiesbaden 1959
Hilde Koch hat vollkommen die Leitung des Café Engels übernommen und hat große Pläne für den Familienbetrieb. Diese sollen unter anderem dabei helfen, mehr Gäste anzulocken, um ...

Handlung:
Wiesbaden 1959
Hilde Koch hat vollkommen die Leitung des Café Engels übernommen und hat große Pläne für den Familienbetrieb. Diese sollen unter anderem dabei helfen, mehr Gäste anzulocken, um gegen die Konkurrenten bestehen zu können.
Privat läuft es bei Hilde nicht ganz rund. Sie und ihr Ehemann Jean-Jacques sind häufig voneinander getrennt, er hält sich oft auf seinem Weingut auf, Hilde verbringt einen großen Teil ihrer Tage im Café. Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt und es ist fraglich, wie lange die Ehe überhaupt noch bestehen wird.
Auch für Hildes Bruder Wilhelm stehen aufregende Zeiten bevor. Die Filmindustrie feiert immer größere Erfolge und Wilhelm sieht darin eine Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln.
August währenddessen ist glücklich mit seiner kleinen Familie und auch beruflich läuft es für ihn bestens. Doch seine Frau Swetlana macht sich große Sorgen um ihren Sohn und vergisst dabei öfter, dass sie auch noch eine Tochter hat...

Meinung:
Das Cover zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zu den anderen beiden Teilen, bringt aber auch einzigartige Elemente mit sich. Es wird eine nostalgische Stadtszene gezeigt, die mir angenehm kräftigen Farben untermalt wurde. Die Situation wirkt recht hoffnungsvoll, es ist deutlich zu sehen, dass sich das Stadtbild von dem Krieg schon ziemlich gut erholt hat.
Die Szenerie ist leicht verschwommen und körnig, was dem Cover einen angenehm altmodischen Touch gibt. So sticht der Titel nochmal deutlicher hervor und weckt somit sicherlich das Interesse von Betrachtern.
Auch dieses Cover der 'Café Engel' - Reihe finde ich richtig gelungen. Es wirkt authentisch und lebendig, was mir sehr gut gefällt.

Ach wie habe ich mich auf den finalen Teil des Café Engels gefreut. Die Reihe hat mir bisher richtig gut gefallen und ich war unglaublich gespannt auf das große Finale. Ich hatte wieder mit einer tollen Geschichte gerechnet und genau das ist der Autorin gelungen. Es hat mir große Freude bereitet, die Familie Koch wiederzusehen und neues mit ihnen zu erleben. Schon nach wenigen Seiten wurde mein Wunsch immer größer, dass das Buch gar nicht endet...

Gerade am Anfang musste ich meine Gedanken zusammennehmen und sehr aufmerksam sein. Langsam fielen mir dann immer mehr Details aus den anderen beiden Bänden ein und das Lesen wurde für mich einfacher und ich konnte die Sache lockerer angehen.
Einmal in der Handlung angekommen wollte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, sie war einfach perfekt. Die Situationen wurden lebendig und detailreich geschildert, die Protagonisten traten sehr authentisch und liebenswert auf und die Handlung war nur sehr selten vorhersehbar.
Einige Szenen besaßen einen sehr angenehmen Humor, oft haben die Charaktere auch einfach mal gesprochen, ohne vorher darüber nachzudenken. So entstanden natürliche und absolut nicht gestellte Szenen, die so auch im realen Leben stattfinden könnten. Zudem wurden die Handlung und viele Situationen so aufgelockert und man konnte nach traurigeren oder tiefgründigeren Abschnitten auch mal wieder schmunzeln.
Auch bei diesem Band sind meine Lieblingsszenen die, in denen ein Großteil der Familie Koch auftritt. Ich mag dieses Miteinander, man unterstützt sich, sagt einander aber auch mal die Meinung. Es war eine wunderbare Familiendynamik zu spüren, die vorbildlich ist und die Szenen wurden sehr bildreich beschrieben. Mir fiel es leicht, mir die Charaktere vorzustellen und so ein Bild der Situation zu erhalten.

Auf den 494 Seiten vergehen ungefähr sieben Monate, in denen allerhand passiert. Um nicht durcheinanderzukommen und ein ungefähres Zeitgefühl zu erhalten, wird am Anfang von neuen Kapiteln stets kurz angemerkt, in welchem Monat die folgende Handlung stattfindet. Dies ist wirklich wichtig gewesen, es gab zwar ab und an eine Andeutung auf das Wetter, doch allein dadurch wäre es schwierig gewesen, abzuschätzen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist.

Als Setting dient vor allem Wiesbaden mit dem Café Engel. Dort versammeln sich stets Mitglieder der Familie Koch, es ist deutlich herauszulesen, wie wohl sich die Familie dort fühlt und welche Bedeutung das Café in der Familie hat.
Mir haben diese Räumlichkeiten vom Setting am besten gefallen. Ich konnte sie mir recht gut vorstellen, sie strahlen einen besonderen Charme aus und wirken einladend. Zudem gefällt es mir, dass Hilde das Café weiterentwickeln will und es in ihrem Sinne verändert und so modernisiert.
Dazu gibt es einige Abschnitte, die auf Jean-Jacques Weingut in Eltville. Die Gegend wirkt zauberhaft und bekommt durch die genauen Beschreibungen einen romantischen, leicht verwunschenen Charakter. Auch sein Haus mit dem Hof konnte ich mir lebhaft vorstellen und anhand von kleinen Details wirkt es einladend und wie eine Ruheoase. Im Grunde dient Eltville als beruhigender Gegenpol zu den Ereignissen in Wiesbaden, obwohl die Handlung dort auch einiges an Spannung bietet.

Es gibt ganze sechs Erzählperspektiven, die nicht nur verschiedene Sichtweisen auf ein Ereignis bieten, sondern auch ein breites Bild der Gesellschaft darstellen. Alle von diesen sechs Personen sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt und sie geben nicht nur einen Einblick in ihr Familienleben, sondern auch in ihr eigenes Wesen. So kann man die Charaktere noch besser einschätzen, sich ein noch besseres Bild von den anderen Protagonisten machen und eine Bindung zu ihnen aufbauen. Eine jede Perspektive wurde interessant und abwechslungsreich gestaltet, sodass gar keine Langeweile aufkommen kann.

Die Charaktere waren durchweg sehr lebendig und bodenständig geschildert. Es treten fast nur bekannte Gesichter auf, die Neuen gliedern sich perfekt in den bereits bestehenden Personenkreis ein. Die bereits bekannten Personen wurden in ihrer Darstellung nochmals verbessert und perfektioniert, es ist eine deutliche Entwicklung zu sehen und viele Charaktere sind reifer und erwachsener geworden.
Im Mittelpunkt steht wieder die Familie Koch, wobei der Fokus vor allem auf Hilde, sowie ihren Brüdern liegt. Die Eltern von ihnen, Heinz und Else, spielen eine eher untergeordnete Rolle und so scheint es, als würden sie der jungen Generation nicht im Weg stehen wollen. Ich fand es ein wenig schade, dass ein etwas kleinerer Fokus als in den vorherigen Bänden auf ihnen liegt. Heinz und Else treten immer noch regelmäßig auf, das Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf ihren Kindern.
Die drei Kinder von ihnen sind sympathische Menschen, die alle ihren eigenen Weg gegangen sind und für die die Familie immer im Mittelpunkt steht. Mir hat besonders Hilde richtig gut gefallen, sie ist nicht auf den Mund gefallen, weiß für alles eine Lösung und ist sehr willensstark. Ich erinnere mich noch, dass ich in den beiden vorherigen Bänden nicht richtig überzeugt von ihrem Charakter war. Mit diesem Band hat sie meine vollkommene Sympathie erhalten und ich muss sagen, dass mir ihre Kapitel fast am liebsten waren, weil sie in diesem Band tatsächlich mein Favorit ist. Ich mag ihre ganze Art, ihr Auftreten mittlerweile sehr und wünsche mir, dass es mehr so starke Frauen wie Hilde in Büchern gibt.
Mit wem ich durchweg etwas Probleme hatte war Swetlana. Nicht nur die eindeutige Bevorzugung des Sohnes hat mich gestört, sondern sie wirkt stets etwas zu steif und mechanisch. Sie strahlt nicht so eine Wärme aus wie die anderen Mitglieder der Familie Koch und war mir auch nicht so sympathisch. Sie erschien durch ihr Auftreten und durch manche Aussagen wie ein Fremdkörper in der ansonsten sehr herzlichen und liebenswerten Familie, was ich sehr schade fand. Am Ende war dann eine Wandlung zu sehen, die meine Meinung über Swetlana aber nicht groß ändern konnte...

Fazit:
Ich habe mich arg auf den finalen Teil gefreut, hatte großen Spaß beim Lesen und konnte das Buch mit einem zufriedenen, aber auch traurigen Gefühl weglegen. Es sind keine Fragen offen geblieben, die Handlung war interessant und spannend und ich habe mittlerweile das Gefühl, die Familie Koch persönlich zu kennen. Ich muss wirklich sagen, dass die Autorin unglaublich gute, sympathische und durchdachte Charaktere entwickelt hat, die für mich den großen Charme des Buches ausmachen.
Es hat mich traurig gemacht zu wissen, dass dies der letzte Teil der wunderbaren Reihe ist und somit auch eine Art 'Auf Wiedersehen' mit der Familie Koch. Ich habe die Familie sehr gemocht und kann die Reihe wirklich nur weiterempfehlen. Ich hatte großen Spaß beim Lesen und werde in Zukunft definitiv die Augen nach weiteren Büchern der Autorin offenhalten, weil sie mich vollkommen überzeugen konnte!

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Jahre an der Elbchaussee

Jahre an der Elbchaussee
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Handlung:
Hamburg, Ende der zwanziger Jahre
Bei Frieda Hannemann läuft gerade alles rund. Sie ist mit Per unglaublich glücklich, die Hochzeit der Beiden ist der nächste große Punkt an der Tagesordnung. ...

Handlung:
Hamburg, Ende der zwanziger Jahre
Bei Frieda Hannemann läuft gerade alles rund. Sie ist mit Per unglaublich glücklich, die Hochzeit der Beiden ist der nächste große Punkt an der Tagesordnung. Dazu werden ihre Schokoladenprodukte immer beliebter und erfolgreicher und Frieda bereitet sich fleißig darauf vor, eines Tages den Platz ihres Vaters in der Geschäftsführung zu übernehmen.
Doch am Himmel breiten sich dunkle Wolken auf. Langsam aber sicher kommen die Nazis an die Macht und Frieda muss sich nicht nur um ihre beste Freundin Clara, sondern auch um ihre Nichte Sarah, sowie deren Mutter Selma sorgen, die der jüdischen Religion angehören.
Außerdem sieht Frieda nach einigen Jahren ihre Jugendliebe Jason wieder, mit dem sie sich damals eine Zukunft vorstellen konnte. Beide merken bei der Begegnung, dass sie noch nicht vollkommen mit der Vergangenheit abgeschlossen haben. Frieda will sich ihrem Verlobten Per anvertrauen, doch wie wird dieser reagieren?

Frieda hofft sehr, dass ihre Vertrauten in diesen Zeiten zusammenhalten und eine Einheit bilden. Doch nicht alle Menschen in ihrem Umfeld unterstützen sie und versuchen, ihr ständig Steine in den Weg zu legen. Neben vielen schönen Erlebnissen erlebt Frieda auch, wie leicht sie sich in einigen Menschen getäuscht hat...

Meinung:
Das Cover des ersten Teils gehörte im letzten Jahr zu meinen Favoriten. Auch dieses finde ich echt schick, doch es kommt nicht ganz an das Erste heran. Es gibt einen hohen Wiedererkennungswert, wieder steht im Vordergrund eine Dame mit dunklen Haaren und einem lilafarbenen Kleid. Insgesamt wurde als Hauptfarbe diesmal ein angenehmer Lila-Ton gewählt, der sich außerdem im Titel, sowie in dem Verlagszeichen wiederfindet.
Der Hintergrund wurde verschwommener und mit nicht so starken Farben ausgestattet. So gibt es ein gutes Gegengewicht zu den ausdrucksvollen Farben im Vordergrund. Ich stelle mir vor, dass es sich bei der Szenerie im Hintergrund um die für den ersten Teil titelgebende Villa an der Elbchaussee handelt und Frieda diese betrachtet und über die Politik, aber auch ihre neueste Schokoladenkreation nachdenkt.
Insgesamt gefällt mir das Cover gut, es ist ausdrucksstark, schön anzusehen und mir gefällt die Ähnlichkeit zum ersten Teil.

Der erste Teil war definitiv eines meiner Highlight des letzten Jahres, ich habe das Buch sehr gemocht und war extrem gespannt auf die Fortsetzung. An diese hatte ich große Erwartungen und war natürlich neugierig, ob die Autorin diese auch erfüllen kann. Ich habe mich nicht nur riesig darüber gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, sondern auch auf das Lesen und Rezensieren.

Bei dem Buch liegt eine Klappbroschur vor, wo nicht nur alle drei Teile der Reihe abgebildet sind, sondern auch eine historische Karte. Auf der Karte ist ein Ausschnitt von Hamburg zu sehen, darauf wurde der Hamburger Hafen abgebildet. Für nicht ortskundige wie mich ist dies wirklich hilfreich und insgesamt ist es ein schönes Detail. So kann man sich etwas in dieser Gegend orientieren, wo doch ein größerer Teil der Handlung stattfindet, und auch andere Orte sind darauf zu sehen, die im Roman eine Erwähnung finden.

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, diese wiederum in Kapitel. Jedes Kapitel hat eine angenehme Länge, man kann auch mal zwischendurch einen Abschnitt lesen oder halt einige Stunden damit verbringen, wenn man das Buch nicht aus der Hand legen mag.
Vielen Kapiteln steht ein Monat und eine Jahreszahl voran. So lässt sich eine zeitliche Einteilung vornehmen und man kann sich beim Lesen bewusst vor Augen führen, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist und wie viele Jahre die Protagonisten seit dem Beginn der Handlung älter geworden sind. Insgesamt vergehen ganze 12 Jahre, die scheinbar verfliegen. Ab und an gibt es Zeitsprünge, welche geschickt in die Handlung eingebunden wurden. Bei diesen hatte ich auch nie das Gefühl, dass mir wichtige Details entgehen oder mir Informationen für die weitere Handlung fehlen.

Am Anfang musste ich immer etwas nachdenken und es hat ein paar Seiten gedauert, bis mir viele Details aus dem ersten Teil wieder eingefallen sind. Immerhin ist es tatsächlich schon fast ein Jahr her seit ich diesen gelesen hatte. Doch wie gesagt fielen mir viele Dinge schnell wieder ein und ich konnte der Handlung mit viel Interesse folgen.
Der Start in die Handlung war recht ruhig und angenehm. Man bekam Zeit, um sich in das Buch zu finden und viele wichtige Details wurden direkt am Anfang genannt. Nachdem ich nicht mehr so viel nachdenken musste und mir vieles wieder eingefallen ist, wurde das Lesen zum kompletten Vergnügen. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, die Handlung hat mich gefangen genommen und es hat einfach nur Spaß gemacht immer weiterzulesen.
Besonders hat mir die Mischung zwischen ruhigeren und aufregenderen Kapiteln gefallen. Oft wurde einfach nur der Alltag von Frieda erzählt, wie sie es managt, Familie und ihren Job unter einen Hut zu bekommen und was sie tagtäglich erlebt. Dies wechselt sich immer wieder mit einem aufregenderen Kapitel ab, indem es eine spannungsreichere Handlung gibt. So wird neuer Schwung hereingebracht und es wird verhindert, dass Längen entstehen. Wie erwähnt, mir hat dieser Wechsel gut gefallen, das Buch wirkte dadurch sehr bodenständig und scheint eine reale Geschichte zu erzählen. Die Autorin hat hier die perfekte Balance zwischen Spannung und Entspannung gefunden.

Ich konnte das Buch auch so schnell und flüssig lesen, weil die Autorin wieder einen sehr angenehmen Schreibstil genutzt hat. Er war authentisch, hat die Ereignisse eindrucksvoll wiedergegeben und besitzt ganz wunderbare Beschreibungen von Gebäuden und Situationen. Dazu wurden immer wieder typisch norddeutsche Redewendungen und Worte eingebunden, die nicht nur äußerst gut zu dem Haupthandlungsort passen. So kommt viel Authentizität in die Geschichte und die Protagonisten wirken noch lebendiger und glaubwürdiger.

Immer mal wieder tauchen auch historische Details auf, welche ebenfalls gekonnt in die Geschichte eingebunden wurden. Diese beschränken sich nicht nur auf Deutschland, es finden u.a. ebenfalls Geschehnisse aus Amerika einen Platz in der Geschichte. Von diesen Fakten wurde man nicht überladen, sie wurden wohldosiert in die Handlung eingefügt und standen eher im Hintergrund, die Geschichte um Frieda, ihre Familie und die Schokoladenmanufaktur stand deutlich im Vordergrund. Zudem wurden historische Aspekte mit einfachen, aber sehr genauen Worten erklärt, sodass man diese leicht verstehen und auch verarbeiten kann, was den Lesefluss natürlich positiv beeinflusst.

Auch diesmal findet der größte Teil der Handlung in Hamburg statt. Schnell hatte ich wieder den Eindruck, dass die Häuser und Gegenden sehr liebevoll und detailgetreu beschrieben wurden. Bei mir entstanden schnell lebendige Bilder vor Augen, wie ich mir die beschriebenen Straßen vorstelle. Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen des Hafens und des Kontors. Dort herrscht eine Lebendigkeit und teilweise Fröhlichkeit, die einfach mitreißend ist und den Wunsch ausgelöst hat, diese Szenerie am liebsten mit eigenen Augen sehen zu wollen.
Diesmal unternimmt Frieda mehrere Reisen, sowohl innerhalb Deutschlands, als auch außerhalb. Die Orte, die Frieda gesehen hat waren ebenso farbenreich beschrieben wie die Gegenden in Hamburg. Sie standen dem in nichts nach und haben eine interessante Abwechslung dargestellt.

Die Protagonisten waren lebendig und mit vielen kleinen Macken dargestellt, was sie authentisch, abwechslungsreich und besonders gemacht hat. Die Charaktere haben sich alle unterschieden, keiner kam zu stereotyp daher. Es gibt viele sympathische Protagonisten, mir hat es richtig viel Spaß gemacht, mit ihnen Zeit zu verbringen und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten.
Im Mittelpunkt steht natürlich Frieda, direkt nach ihr folgt ihr Familie, die ein interessantes Abbild von Menschen der damaligen Zeit waren. Manche halten noch an alten Traditionen fest, manche wollen ihre Arbeit nicht an die jüngere Generation weitergeben und manche wissen nicht so recht etwas mit ihrer Zeit anzufangen. Zudem treten verschiedene politische Meinungen auf, die Platz für einige Diskussionen lassen und ebenfalls den Kern der Zeit treffen. So lässt sich zusammenfassend sagen, dass ein jeder Charakter positive Seiten gezeigt hat, aber auch mal einen Fehler macht oder eine falsche Aussage tätigt, was die Protagonisten sehr lebendig und menschlich dastehen lässt.

Fazit:
Ich hatte ja anfangs erwähnt, dass ich große Erwartungen an diesen Fortsetzungsband hatte. Und es ist der Autorin mehr als gelungen, diese zu erfüllen. Ich wollte immer weiterlesen, konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und wollte gleichzeitig aber auch, dass die Handlung nicht so schnell vorangeht, damit ich länger meine Freude mit dem Buch habe.
Die Handlung war absolut nicht vorhersehbar, immer wieder sind neue, unerwartete Dinge geschehen, die die Geschichte durchweg interessant gemacht haben. Mir hat es außerdem sehr gut gefallen, dass sich abenteuerlichere Kapitel mit angenehm ruhigen, fast schon entspannenden Szenen abgewechselt haben.
Durchweg wurde ich wirklich gut unterhalten, ich habe absolut keine Kritikpunkte und freue mich jetzt schon riesig auf den dritten Teil. Für das Buch kann ich nur eine große, große Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Die Frauen vom Alexanderplatz

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Handlung:
Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende, doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna ...


Handlung:
Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende, doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna von ihrem Dienst als Hilfsschwester zurück, in der Heimat hat sich einiges geändert, familiär ist vieles gleich geblieben. Doch die junge Frau hat schon Pläne für ihre Zukunft geschmiedet, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Einziges Problem an der Sache: Sind die Eltern damit einverstanden und können sie Hannas Wünsche nachvollziehen?
Währenddessen hat sich Fritzi auf den Weg nach Berlin gemacht. Sie will ihre Jugendliebe Benno zurück in die Heimat holen, wo sie ihre gemeinsame Tochter bisher alleine aufzieht. Zudem hofft sie auf ein Fortsetzen der Beziehung und malt sich eine rosige Zukunft aus. Doch findet sie den Mann auch in der großen Stadt?
Zur gleichen Zeit treffen die Schneiderstochter Vera und besagter Benno aufeinander. Schnell ist eine Anziehung vorhanden und die beiden verlieben sich. Können sie einander trauen? Ziehen sie am selben Strang und hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?

Meinung:
Das Cover gefällt mir recht gut. Beherrscht wird es von einem strahlenden Blau, in dem sich sowohl die rote Farbe des Titels, aber auch die weißen Details am oberen Rand gut machen. Der untere Teil des Covers wird von einem Bild beherrscht, welches gleichzeitig modern, aber auch altmodisch ist. Im Hintergrund ist eine Szene aus einer Stadt zu sehen was sehr nostalgisch wirkt und eine gewisse Atmosphäre verströmt. Davor befindet sich, deutlich größer eine junge Dame, halb dem Leser zugewandt, welche nicht in der Originalszenerie vorkommt. Ich finde das etwas kritisch, es nimmt den altmodischen Charme der Alltagsszene und wirkt mir zu sehr eingefügt. Vielleicht wäre es schon besser gewesen, wenn die Dame stur nach vorn, auf die Szenerie geschaut hätte und ihr Gesicht nicht dem Leser offenbart.

Ursprünglich war mir der Name der Autorin völlig unbekannt. Ich konnte mich nicht entsinnen, ihren Namen schon mal gehört zu haben oder ein Buch von ihr gelesen zu haben. Bis mir ein Buch im Regal ins Auge gefallen ist, welches von Elke Schneefuss geschrieben wurde. Ich kann mich nicht recht an den Inhalt entsinnen, ich habe das Buch sicherlich vor weit mehr als fünf Jahren gelesen. Ich glaube aber mich daran zu entsinnen, dass ich es damals recht gut fand.
So bin ich frei an das Lesen herangegangen, auf das ich mich sehr gefreut habe. Mich hat das Buch sofort angesprochen, das Cover finde ich ganz schick, die Inhaltsangabe klingt vielversprechend und auch die Leseprobe hat mich vollkommen überzeugt.

Es gibt einen überraschend aufregenden Start in den Roman, direkt die erste Szene zeigt eindrucksvoll die Lage in der Hauptstadt. Und genau das hat sich durch den Roman gezogen: in fast jedem Abschnitt werden durch wenige Worte die Stimmung und Situation in Berlin genau wiedergegeben. Das alles wirkte sehr realistisch und auch die Sorgen und Nöte der Menschen waren stark beschrieben, was fast schon einen eindringlichen Charakter hatte.

An der Schreibweise habe ich nichts auszusetzen. Sie war klar und flüssig zu lesen, immer wieder wurden historische Details eingebunden. Es gab viele spannungs- und stimmungsreiche Szenen, die das Lesen zum Vergnügen gemacht haben.
Die Kapitel hatten eine angenehme Länge. Es war zwar nicht ganz einfach, mal eben einen Abschnitt zu lesen, dafür waren sie einen Hauch zu lang, doch gerade richtig für eine angenehme und ruhige Lesestunde.
Ich hatte absolut keine Probleme das gerade gelesen zu verarbeiten, Entscheidungen zu verstehen oder Zusammenhänge zu erfassen. Insgesamt fand ich die Handlung sehr stimmig und bündig. Alles macht am Ende einen Sinn und ist in sich geschlossen. Ich habe auch keine offenen Fragen mehr, sondern konnte das Buch ganz beruhigt weg legen und mir Gedanken über die Rezension machen.

Aufgeteilt werden die Erzählinstanzen auf die drei Damen, welche schon im Klappentext Erwähnung finden: Fritzi, Hanna und Vera. Es gibt regelmäßige Wechsel, keine kommt zu kurz und man muss nie ewig auf neue Informationen warten. Alle drei Schicksale der Damen standen im Vordergrund und waren eindeutig das Hauptthema des Buches. Dies vermischt mit den historischen Fakten war äußerst unterhaltsam, spannungsreich und atmosphärisch. Mir hat diese Mischung richtig gut gefallen, genau das setze ich an Romanen voraus.
Für mich ließ sich auch immer schnell erkennen, aus welcher Sichtweise der folgende Abschnitt geschrieben wurde. In jedem neuen Abschnitt fiel nach wenigen Sätzen schon der Name der jeweiligen Dame, um die sich die folgende Handlung dreht.
Ich fand es schön, wenn sich manchmal, vor allem am Ende die Wege einige Protagonisten gekreuzt haben. Oft ist dabei nichts Bedeutendes vorgefallen, doch es war ein nettes Detail, was die Handlung noch mal auf eine angenehme Weise verbunden hat und zu einem runden Ende geführt hat.

Alle drei Spannungsbögen wurden durchweg auf einem konstant guten Niveau gehalten. Ab und an gab es auch mal einen ruhigeren Abschnitt, der Platz zum Nachdenken und Verarbeiten gelassen hat. Stets gab es neue, überraschende Wendungen, die gleichzeitig neue Fragen aufgeworfen haben. Doch immer gab es eine plausible und recht ausführliche Lösung davon, sodass man das Buch nach dem Lesen beruhigt zur Seite legen kann.
Auch waren die getroffenen Entscheidungen stets nachvollziehbar, es lag ein natürliches Denken und Handeln der Charaktere vor. So wurde dem Roman zusätzlich noch mehr Bodenständigkeit gegeben, die Handlung erschien auch gleich noch authentischer und wahrheitsgetreuer.

Im Grunde waren alle drei Damen sehr sympathisch und liebenswert. Doch tatsächlich habe ich hier einen heimlichen Favoriten: Hanna. Sie erschien mir am bodenständigsten, war teilweise schüchterner und hatte ein ganz natürliches und charmantes Auftreten. In einigen Aspekten habe ich mich in ihr wiedererkannt und mit ihr am meisten symphathisiert. Hanna zeigt eindringlich, dass man nicht unbedingt an Menschen festhalten soll, die einem nicht gut tun und das es sich lohnt, für andere geliebte Menschen zu kämpfen.
Vera weiß genau was sie will und sie kämpft auch dafür. Das fand ich an ihrem Charaktere große Klasse. Sie erschien mir von den drei Hauptprotagonistinnen als die Taffste und Stärkste. Vera hat den Krieg in Berlin miterlebt, musste nicht nur um das Überleben von ihr und ihrer Mutter kämpfen, sondern erlebt nach dem Krieg in ihrem Bruder eine andere Person. Sie muss um Rechte und ihre Stimme in der Familie kämpfen, was sie wahrscheinlich so stark gemacht hat. Oft erscheint es, als könne die junge Frau nichts aus der Bahn werfen. Ich mochte an ihrem Charakter sehr, dass sie nicht einfach aufgibt, sondern sich auch mit anderen anlegt und ihre Meinung offen wiedergibt und verteidigt.
Fritzi war oft ein wenig das Mädchen vom Lande, was ihrem positiven und freundlichen Auftreten keineswegs geschadet hat. Im Gegenteil, ich glaube das hat sie zusätzlich nochmal besonders gemacht und von den anderen beiden Mädels abgegrenzt. Bei ihr war gut zu sehen, dass man manchmal den vergangenen Tagen hinterherrennt und dabei die Augen nicht für das Jetzt öffnet. Ich glaube das ist auch ein sehr natürliches Verhalten der Menschen, worin sich viele ein wenig wiederkennen.
Insgesamt gesehen vermitteln die Charaktere der drei Damen bestimmte Aspekte, die menschlich sind und eventuell dem Leser einen Spiegel vorhalten. Mir gefällt das, so kommt man selbst auch etwas zum nachdenken und schätzt manche Situationen anders ein.

Fazit:
Sehr schnell hat mir das Buch gut gefallen und bis zum Ende hat sich meine Meinung nicht geändert. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, die Handlung wurde stets spannend und abwechslungsreich kreiiert. Dazu gibt es äußerst sympathische und liebenswerte Charaktere, besonders mit den drei Hauptcharakteren kann man leicht eine Bindung aufbauen und sie gedanklich unterstützen.
Ich habe mir viel von dem Buch versprochen, hatte hohe Erwartungen, die vollkommen erfüllt wurden. Mir fällt wirklich kein Aspekt oder Detail ein, welches nicht hundertprozentig gepasst hat. Deshalb kann ich nur eine große Empfehlung aussprechen und ich werde in Zukunft nicht nur nach neuen Büchern der Autorin aushalten, sondern auch das, welches ich bereits besitze, nochmal lesen.

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee. Inferno im Hotel
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Handlung:
Geheimrat Tobler ist Millionär. Multimillionär. Zu seiner eigenen Belustigung nimmt er unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben teil, ausgerichtet von einer seiner eigenen Firmen. ...

Handlung:
Geheimrat Tobler ist Millionär. Multimillionär. Zu seiner eigenen Belustigung nimmt er unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben teil, ausgerichtet von einer seiner eigenen Firmen. Und tatsächlich gewinnt Tobler den zweiten Preis: einen 10-tägigen Winterurlaub im Grand Hotel in Bruckbeuren. Tobler hält, zum Entsetzen seiner Familie, an seiner zweiten Identität fest und will den Preis annehmen. Sein Plan ist es, sich als armer Mann zu verkleiden und zu beobachten, wie die reichen Menschen, aber auch die Mitarbeiter des Hotels auf ihn reagieren werden. Toblers Tochter will dem heimlich ein Ende machen indem sie im Hotel anruft und über die Anreise eines verkleideten Millionärs informiert.
Den ersten Platz hat ein gewisser Doktor Fritz Hagedorn gewonnen. Der gute Mann ist seit Jahren arbeitslos und gehört tatsächlich zur ärmeren Gesellschaft. Aufgrund des Anrufs wird er als der verkleidete Millionär gehalten und eine unterhaltsame Verwechslungskomödie beginnt...

Meinung:
Zu dem Cover gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. In dieser Ausgabe befindet sich nicht nur der Roman, sondern auch eine kurze Erzählung des Autors. In der oberen Hälfte finden diese beiden Titel Erwähnung, die untere Hälfte wird von einem Bild beherrscht, welches eine Szene des Romans zeigt. Darauf zu sehen ist der Haupthandlungsort, das Grand Hotel, sowie die drei Hauptprotagonisten und ein Schneemann. Ein nettes Bildchen, ich finde besonders die Darstellung der drei Herren interessant. Irgendwie hatte ich sie mir etwas anders vorgestellt, finde aber auch diese Darstellung passend.

Seit gut zwei Jahren steht das Buch auf meiner Wunschliste. Eigentlich wollte ich mir die Ausgabe vom DTV Verlag zulegen, weil ich schon einige Klassiker aus dieser Reihe habe. So wollte ich mir eine kleine Bibliothek davon zulegen. Leider habe ich diese Ausgabe nur noch gebraucht gefunden und ich bin nicht so der Fan von gebrauchten Büchern. Bei Hugendubel hatte ich dann diese Publikation gefunden und sie mir kurzerhand bestellt.
Zu Weihnachten gehört für mich jedes Jahr die Verfilmung von „Drei Männer im Schnee“ dazu. Ich finde den Film unglaublich liebevoll und stimmungsreich, da wurde es für mich auch mal Zeit, die Literaturvorlage dazu zu lesen.

Die Schreibweise wurde recht hochtrabend und altmodisch gehalten. Die Protagonisten nutzen eine edlere Sprache, nur selten verfallen sie in eine Umgangssprache. So entsteht beim Lesen ein angenehmer Anspruch, der mir gefallen hat. Man wurde etwas gefordert, gleichzeitig war die Schreibweise aber auch nicht zu anstrengend.
Außerdem kam die Sprache nicht trocken, sondern immer mit einem gewissen Humor und Witz daher. Manchmal versteckt in den Sätzen, manchmal aber auch offensichtlicher. So wurde die Handlung nie langweilig oder zu langatmig, immer wieder wurden durch kleine Details oder Wendungen neuer Schwung in die Geschichte gebracht.
Mir fiel bei dem Buch wieder der besondere Schreibstil von Kästner auf. Eine angenehme Portion Humor, spöttische Bemerkungen, aber auch viel Tiefe hinter den Sätzen. Manches hat einen stärkeren Sinn als man anfangs annimmt und erst wenn man darüber nachdenkt, eröffnen sich ganz neue Interpretationsmöglichkeiten. Über einige Textstellen kann man gut nachdenken und auch das eigene Wesen etwas reflektieren. Hinter vielen Sätzen stecken unglaublich viel Wahrheit und auch einige Lebensweisheiten.
Viele Szenen sind mit dem Film identisch, meist gibt es nur kleine Änderungen oder mal eine zusätzliche Szene. So wusste ich zwar, was kommen wird, trotzdem habe ich stets mit großem Interesse weitergelesen und war gespannt darauf, wie manche Szenen schriftstellerisch geschildert werden.

Als besonders gelungen empfand ich die Darstellung der Gesellschaft. Manches mag vielleicht etwas zu überspitzt gewesen sein, doch die Wesen wurden im Grunde hervorragend getroffen. Es gibt ein buntes durcheinander von Arm und Reich, die Grenzen dazwischen sind manchmal verwischt, vor allem durch das Versteckspiel von Geheimrat Tobler. Doch meistens gibt es eine gespaltene Gesellschaft und viele Unterschiede und Reibepunkte.

Ich empfand die Charaktere als lebendig und authentisch, nicht zu überdreht oder zu markant. Ein jeder hatte ein eingängiges und variables Wesen und einen herrlichen Humor. Kein einziger kam als zu blass oder zu wenig durchdacht daher.

Fazit:
Erich Kästner beherrscht es einfach, spannende und unterhaltsame Romane zu schreiben. Diese Verwechslungskomödie hat genau meinen Nerv getroffen und ich hatte riesige Freude beim Lesen. Oft hatte ich Bilder vor Augen und obwohl mir die Handlung im Grunde bekannt ist habe ich die Geschichte voller Spannung verfolgt. Ich kann für das Buch nur eine große Leseempfehlung aussprechen. Hier handelt es sich wirklich um einen Klassiker, den man gelesen haben muss!

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Veröffentlicht am 23.12.2019

Das Weihnachtsmarktwunder

Das Weihnachtsmarktwunder
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Handlung:
Das Dorf Kleinhainichen im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Martin wartet zusammen mit seiner Familie auf den Händler, welcher jedes Jahr ins Dorf kommt. Dieser soll das Spielzeug abholen, ...

Handlung:
Das Dorf Kleinhainichen im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Martin wartet zusammen mit seiner Familie auf den Händler, welcher jedes Jahr ins Dorf kommt. Dieser soll das Spielzeug abholen, welches die Familie im letzten Jahr hergestellt hat und anschließend auf dem Dresdner Striezelmarkt verkaufen. Und Martin sollte mit ihm gehen, um den berühmten Striezelmarkt einmal mit eigenen Augen zu sehen und dem Händler zu helfen.
Doch alles Warten ist vergebens, es gibt nur noch einen Ausweg: Martin und sein Vater müssen selbst in die Stadt reisen und eine Möglichkeit finden um das kunstvoll geschnitzte Holzspielzeug zu verkaufen. Ansonsten wüsste die Familie nicht, wie sie finanziell über den Winter kommt.
Kurz vor dem Reiseantritt wird auch noch Martins Vater krank. Wird der 15-jährige Martin die Reise allein antreten?

Meinung:
Das Cover ist richtig schön idyllisch und nostalgisch. Die Illustration wurde mit viel Liebe und Detailreichtum gestaltet, zudem wird eine Szene des Buches dargestellt. Im Hintergrund sichtbar ist ein Wahrzeichen des Handlungsortes, die Dresdner Frauenkirche. Davor sind wenige Menschen zu sehen, am deutlichsten stechen Marie und Martin hervor, die beiden Helden und Hauptcharaktere des Buches. Insgesamt ergibt sich ein sehr stimmiges Bild, welches meine Aufmerksamkeit bei dem Kauf sofort auf sich gezogen hat.

Mit diesem Buch begann meine Leidenschaft für die historisch-weihnachtlichen Bücher des Rowohlt / Kindler Verlages. Das Buch haben wir 2017 gekauft und damals hatte ich es zum ersten Mal gelesen. Nachdem ich jetzt erst einmal alle bisher erschienenen Teile der Reihe gelesen habe, wollte ich dieses noch mal lesen und schauen, ob ich davon immer noch so begeistert bin. Und das war ich...

Der Autor hat einen wunderbar bildlichen Sprachstil genutzt, der leicht der damaligen Zeit angespasst wurde und dadurch sehr authentisch wirkt. Es gibt genaue und einfach gehaltene Beschreibungen von Gebäuden, aber auch von Arbeitsabläufen. Die Protagonisten wirkten lebendig und greifbar, wodurch es noch mehr Spaß gemacht hat, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten.
Unterteilt wurde das Buch in viele kleine Abschnitte, die jeweils durch einen kleinen Elefanten getrennt sind. So kann man locker immer mal einen Abschnitt lesen, auch wenn nicht so viel Zeit vorhanden ist.

Die Verarbeitung des Buches ist sehr hochwertig und edel. An der Seite wurde es mit Leinen gebunden, dazu besitzt es ein Hardcover und ein goldenes Lesebändchen.
Ein weiteres Highlight sind die zahlreichen Illustrationen, die viele Szenen bildhaft darstellen. Diese wurden sehr liebevoll und vor allem detailreich auf das Papier gebracht und bilden immer wieder einen Blickfang. Eine sehr schöne Ergänzung zu der tollen Geschichte!

Während des Lesens wird man nicht nur gut unterhalten, sondern man erfährt auch einige historische Details. Am Anfang gibt es viele Einblicke in die Herstellung von Holzspielzeug, manche Abläufe werden in wenigen Worten erklärt und man kann sich so ein ungefähres Bild machen, wie viel Zeit und Liebe hinter jedem Teil steckt. Später gibt es einige Informationen zu Dresden, aber auch zu den damaligen Abläufen des Weihnachtsmarktes. Diese Details werden geschickt in die Geschichte von Martin eingemischt und so bekommt man fast schon nebenbei einiges an Wissen vermittelt.

Ganz besonders ist die Stimmung im Roman. An vielen Stellen wirkt die Geschichte fast schon märchenhaft und stets einladend. Es macht richtig Freude, das Buch in die Hand zu nehmen und in die Geschichte einzutauchen.
Dazu gibt es eine weihnachtliche Stimmung, die an einigen Stellen, u.a. auf dem Striezelmarkt, immer besonders stark ist und welche auf das heilige Fest einstimmt.

Im Grunde ist das Setting dreigeteilt. Ein Teil der Geschichte findet in Kleinhainichen statt, dem Wohnort von Martin. Dort findet die Handlung v.a. in dem Haus von Martins Familie statt, das einfach wirkt, gleichzeitig aber auch gemütlich und recht urig.
Einige Textstellen finden im Wald statt, dabei begleitet man als Leser Martin auf seiner Reise nach Dresden. Diese Stellen sind recht begrenzt, im Grunde geht die Reise recht schnell vonstatten, zumindest schneller als ich es in Erinnerung hatte.
Als Haupthandlungsort dient Dresden. Viele Szenen finden in den Straßen statt, einige auf dem Striezelmarkt und einige in einem Haus, über das ich nicht zu viel verraten möchte. Tatsächlich haben mir die Abschnitte am besten gefallen, in denen Martin sich auf den Dresdner Straßen aufhält. Es kam nicht nur eine besondere Stimmung auf, weil ab und an ein kleines Wunder geschieht, sondern die Beschreibungen der Gegenden gefallen mir unheimlich gut.

Als Hauptprotagonist dient eindeutig Martin. Es gibt keine Szene im Buch, wo der Junge nicht auftritt. Ich hatte am Anfang etwas Probleme mit seinem Alter und seinem Auftreten. Ich fand immer, dass er jünger wirkte, als er eigentlich ist. Und genau das hat mich verwundert. Ich dachte, dass die Kinder damals schneller reifer geworden sind, u.a. auch durch die Lebensverhältnisse. Und die sind bei Martin nicht so einfach wie bei anderen Kindern die im Roman auftreten. Der Junge geht nicht zur Schule und muss den Eltern bei der Arbeit helfen. Da hätte ich anfangs ein etwas weniger kindlich-scheues Auftreten gut gefunden. Zum Glück hält dies aber nicht lange an und schnell wird Martin deutlich erwachsener und erlebt eine gelungene Wandlung. Man kann herauslesen, dass der Bube erwachsener geworden ist und viel selbstsicherer auftritt.
In der ganzen Geschichte tauchen noch einige weitere Protagonisten auf. Mehr, als man bei einem solch kleinen Büchlein denken mag. Doch trotzdem wirkt keiner Fehl am Platz und ist lebendig und authentisch geschildert. Es werden Menschen mit komplett unterschiedlichen Lebensstilen und Charakteren geschildert, die sich perfekt ergänzen und ein vielfältiges Bild ergeben.

Fazit:
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich die Geschichte beim ersten Lesen sehr mochte und genauso ist es auch diesmal wieder. Ich bin der Handlung mit viel Spannung gefolgt, da ich nicht mehr genau wusste, wie das Buch enden wird. Mir hat die Schreibweise wieder hervorragend gefallen, die Charaktere waren fantastisch und die ganze Geschichte ist einfach ein Traum. Manchmal nimmt sie fast märchenhafte Züge an, verbreitet eine wunderbar weihnachtliche Stimmung und bietet ein wahres Weihnachtswunder!

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