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Veröffentlicht am 18.04.2020

Aufregender Trip durch Barcelona, leider dünne Charaktere

Mord in Barcelona
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Am Friedhof des Montjuic wird eine Frauenleiche gefunden - ausgerechnet auch noch die einer Touristin. Für die Presse ein gefundenes Fressen. Kommissar Jaume nimmt die Ermittlungen in diesem Fall auf: ...

Am Friedhof des Montjuic wird eine Frauenleiche gefunden - ausgerechnet auch noch die einer Touristin. Für die Presse ein gefundenes Fressen. Kommissar Jaume nimmt die Ermittlungen in diesem Fall auf: War es ein Unfall? Ein Raubüberfall mit tötlichem Ausgang? Oder gar berechneter Mord? Der Sohn der Verstorbenen reist nach Barcelona und wirft bei Jaume viele Fragen auf. Hat er selbst etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun? Und Montse, Jaumes Schwester, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Dieser Krimi war für mich viel mehr als ein Krimi. Denn in erster Linie schickte er mich direkt nach Barcelona. Ich spürte die Hitze auf meiner Haut kribbeln, während Commissari Jaume der Schweiß von der Stirn tropfte als er den Tatort inspizierte. Ich roch das Meer bei jedem Spaziergang, der an ihm vorbei führte. Und ich spürte das Leben der kleinen Gassen nahe der Rambla während Jaume hindurchspazierte. Was für eine Reise! Mit jeder Zeile in diesem Buch konnte ich die Liebe der Autorin für diese Stadt spüren. Dabei blieb sie konsequent authentisch. Die meisten Schauplätze in diesem Krimi exisitieren genau so in Barcelona, sogar La pausa, das Café von Jaumes Mutter, hat seinen echten Ursprung mitten in Poble Nou. Das macht den Krimi zu einem Lesevergnügen aus zweierlei Sicht: Krimi zum Mitfiebern trifft auf authentischen Städtetrip.

Die Kriminalgeschichte selbst ist dabei jedoch (leider) keine außergewöhnliche. Natürlich wird alles noch viel verworrener als man denkt und die ersten Theorien zum Täter und zur Tat muss nicht nur Jaume, sondern auch der Leser selbst irgendwann über Bord werfen. Dennoch ist es kein Fall, der einem den Atem anhalten lässt; auch wenn es meist spannend war. 

Auch die Charaktere schienen mir an der ein oder anderen Stelle etwas dünn. Jaume blieb mir als Charakter leider viel zu blass, was etwas schade ist, für einen Protagonisten. Seine Schwester Montse ist fast schon das genaue Gegenteil, wesentlich aufgeweckter, wenn auch ein impulsiver und nicht immer reflektierter Charakter. In jedem Fall konnte sie als "Dedektiv auf eigene Faust" viel mehr zur Geschichte beitragen, als es die Figur Jaumes alleine geschafft hätte. Dennoch konnte ich leider auch sie nicht komplett in mein Herz schließen. Auf Gefühlsebene blieben die Charaktere leider durchweg dem Leser gegenüber sehr verschlossen. Es gibt natürlich noch eine Reihe weiterer Figuren, auf die ich hier jedoch nicht mehr im Detail eingehe. In der Regel bleiben die meisten davon jedoch sehr stereotyp, insbesondere Jaumes Frau Paloma, ein Traum einer Frau, einfach markelos perfekt - und unendlich langweilig. Aus den Charakteren hätte die Autorin noch viel mehr rausholen müssen. Dann hätte es hier vielleicht auch für 5 Sterne gereicht. Leider konnte ich nämlich mit keiner der Figuren sympathisieren. 

Dennoch ein Dankeschön für den schönen und aufregenden Trip durch Barcelona, den dieses Buch allemal liefert!

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Gott trifft auf Hexe trifft auf schlafende Prinzessin - Ein Potpourri an Fantasiewesen und Märchenelementen

Der verwunschene Gott
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Morgan wurde als Kind aus ihrer Familie entführt und von den Wölfen aufgenommen - eine Bande von Schmugglern, die ihr Geld mit krummen Dingen auf den Straßen verdienen. Frei ist sie erst, wenn es ihr irgendwann ...

Morgan wurde als Kind aus ihrer Familie entführt und von den Wölfen aufgenommen - eine Bande von Schmugglern, die ihr Geld mit krummen Dingen auf den Straßen verdienen. Frei ist sie erst, wenn es ihr irgendwann gelingen sollte ihre Lebensschuld abzubezahlen. Doch dazu kommt es vorerst nicht. Morgan soll die Manchettenknöpfe des Prinzen stehlen, wird jedoch verraten und am königlichen Hof eingesperrt. Ihre Strafe ist die lebenslange Arbeit in den Minen. Doch dann trifft Morgan auf einen vergessenen Prinzen - und ihre Chance auf ein anderes Leben beginnt. 

Laura Labas hat einen sehr angenehmen Schreibstil, dem man gut folgen kann. Und sie nimmt sich die Zeit ihre Geschichte angemessen vorzubereiten. Ja, die ersten gut 100 Seiten sind noch nicht sonderlich aufregend. Aber so bekommen wir als Leser wenigstens die Chance unsere Protagonistin kennenzulernen. Diese war mir am Anfang auch sehr sympatisch. Allerdings blieb das nicht bis zum Ende so. Meine Eindrücke von ihr haben sich im Laufe der Geschichte verändert, mal gab sie die Starke, mal die weiche "Heulsuse" - extrem ausgedrückt. Das passte für mich nicht so richtig zusammen.

Einige Kapitel nehmen außerdem die Perspektiven anderer Figuren ein. Warum wir diese so intensiv betrachten und wie sich deren Geschichte weiterentwickeln wird, bleibt bis zum Ende dieses Buches offen. Der Lösung bringt uns da wahrscheinlich erst der zweite Band dieses Vierteilers näher.

Und eine Liebesgeschichte gibt es natürlich auch. Allerdings war mir diese nach meinem Geschmack irgendwann einfach zu dominant. Sie entwickelte sich im Vergleich dazu, wie viel Zeit z.B. eine Vorgeschichte hier einnimmt, viel zu schnell und nimmt dann schließlich auch einen großen Stellenwert in der Geschichte ein. Für mich zu groß, zu dominant, zuviel der Liebelei. Das passt für mich in dem Ausmaß nicht rein, denn schließlich ist es doch eher (Low) Fantasy und nicht Romantasy, oder?

Für die nächsten Bände kann ich hier daher nur hoffen, dass es noch eine große Wendung in den Liebessachen gibt. Interessant ist übrigens, dass sich erst kurz vorm Schluss eröffnet, warum dieser Band "Der verwunschene Gott" lautet. Die Wendung, die diese Erkenntnis mit sich bringt, ist interessant und ich hoffe hier noch auf eine spannende Charakterentwicklung. Mehr sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten. 

Insgesamt eigentlich eine sehr gute Handlung, wäre da nicht diese dominante Liebesgeschichte. Ich hoffe auf Besserung in den nächsten Teilen und kann den ersten Band "Der verwunschene Gott" dennoch empfehlen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2020

Düster, dunkel, schwarz und schwärzer

Das neunte Haus
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Alex ist frische Studentin in Yale und gehört dem Hause Lethe an - das Haus, dessen Aufgabe es ist, das magische Tun der acht großen Verbindungshäuser zu überwachen. Als Lehrling von Daniel Arlington - ...

Alex ist frische Studentin in Yale und gehört dem Hause Lethe an - das Haus, dessen Aufgabe es ist, das magische Tun der acht großen Verbindungshäuser zu überwachen. Als Lehrling von Daniel Arlington - Darlington - lernt sie den Umgang mit den Häusern und ihren skurilen Ritualen kennen. Dafür bringt Alex eine ganz besondere Fähigkeit mit: Sie kann die Geister der Toten sehen. Eine Gabe, die eigentlich niemandem ohne der Einnahme einer Droge gelingt.

Doch der Roman beginnt im Winter von Alex' erstem Studienjahr. Darlington ist zu diesem Zeitpunkt verschwunden. Warum, wohin und wie bleibt zunächst ein Rätsel, doch gegangen ist er auf jeden Fall nicht freiwillig. Alex ist also auf sich alleine gestellt beim Überwachen der Häuser. Eines Tages gibt es eine Tote - und Alex stößt auf eine Spur, die ihren Tod mit den Verbindungshäusern in Verbindung bringen könnte. Eine Hetzjagd nach dem oder den Mörder/n beginnt.

Dieses Buch ist nicht nur Fantasy – es ist Thriller, es ist Horror und alles Düstere zusammen. Leigh Bardugo zeigt hier eine sehr dunkle Seite ihrer Fantasie. Fröhliches sucht man hier vergebens. Erst nach Zweidrittel des Buches gibt es für den geduldigen Leser Hoffnung.

In den ersten Zweidrittel des Buchs wechselt die Zeitebene von Kapitel zu Kapitel. Wir befinden uns entweder im Winter (Gegenwart) bei Alex oder wir befinden uns im Herbst (Vergangenheit) bei Darlington. Ein paar Ausflüge in die weiter zurückliegende Vergangenheit der beiden Protagonisten gibt es auch noch.

Ich habe Leigh Bardugo als eine Autorin kennengelernt, die sich sehr viel Zeit für ihre Charaktere nimmt und so richtig in die Tiefe geht. Eigentlich finde ich das total super! Tatsächlich hatte ich nicht gedacht, dass mir das auch einmal zu viel sein könnte. Doch hier war es leider zu viel. Gerade Alex‘ Vergangenheit setzte mir ab und an ziemlich zu. Zum Ende des Buches kann ich nun aber behaupten, diesen Charakter vollends durchlebt zu haben.

Mit den Protagonisten ist es auch so ein Thema. Alex ist eine Protagonistin – keine Frage. Doch irgendwie ist auch Darlington einer – und das, obwohl er meistens mit Abwesenheit glänzt. Was mich seine Berechtigung für seine Prota-Funktion ab und zu infrage stellen lässt. Der zweite Teil lässt hier auf Besserung hoffen.

Ich lege dieses Buch nun also mit sehr gemischten Gefühlen beiseite. Das letzte Drittel des Buches war wirklich spannend, unvorhersehbar. Die ersten Zweidrittel sind zum Teil aber wirklich harte Kost und nichts für Zartbeseitete. Vergewaltigung, Mord, Drogen – hier steckt wirklich alles drin. Darauf muss man sich als Leser gefasst machen. Düster und definitiv kein Jugendroman.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Wie aus anfänglicher Skepsis Begeisterung wird

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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"Night of Crowns" vereint zunächst alles der typischen Klischee-Urban-Romantasy in sich: Eine junge Frau mit ihren typischen Highschool-Dramen, Schulalltag, Cheerleading, Football und ein Liebes-Dreieck. ...

"Night of Crowns" vereint zunächst alles der typischen Klischee-Urban-Romantasy in sich: Eine junge Frau mit ihren typischen Highschool-Dramen, Schulalltag, Cheerleading, Football und ein Liebes-Dreieck. Genau das ist es auch, was mich Klappentext und Leseprobe haben erwarten lassen. Aber ich wurde auch ein wenig überrascht.

Alice - eigentlich eine Musterschülerin - wird nach einem seltsamen Ereignis in einer Nacht im Wald immer schlechter in der Schule. Um das Jahr nicht wiederholen zu müssen, soll sie in ein Sommercamp auf dem Internat Chesterfield gehen. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei dieser Schule um alles andere als ein normales Internat und ehe Alice sich versieht, steht sie zwischen den Fronten zweier verfeindeter Internate, gefangen in einem Schachspiel in dem Menschen die Spielfiguren sind.

Ich gebe zu, so kurz gefasst klingt die Story ein wenig abstrus. Sie ist jedoch alles andere als das, ich würde sogar sagen, dass die Autorin da eine echt super Idee hatte! Ein Schachspiel mit lebenden Menschen! Unsere Protagonisten sind die Spielfiguren! Und hier schlagen die Figuren sich nicht etwa gegenseitig indem sie sich kurz anticken und sagen "hab dich!" - nein, es wird gekämpft, geblutet und gestorben. Dieses Buch ist damit nichts für schwache Nerven, aber dass so ein menschliches Schach nicht ohne Brutalität daher kommen kann, haben wir ja sogar schon bei Harry Potter gelernt. 

Allerdings muss man bedenken, dass das Buch ein wenig Zeit braucht, um so richtig in Fahrt zu kommen. Und bis dahin musste ich mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig quälen. Zunächst ist da Alice. Als Protagonistin eigentlich super, bis auf die Tatsache, dass sie nur selten zu wissen scheint, was sie will, zudem noch naiv und leicht manipulierbar ist. Und dann wäre da noch Vincent, der erste Mann im "Liebes-Dreieck", der mir mit seinem Geschleime mächtig auf den Keks ging. Nach etwa der Hälfte des Buches wollte ich die Autorin schon für diesen Kitsch verfluchen. Doch glückerlicherweise habe ich weitergelesen und wurde extrem überrascht. Da ich bemüht bin, nicht zu spoilern, kann ich nur sagen: Vieles, über das ich mich anfangs aufgeregt habe, hatte am Ende einen Grund - und lag keinesfalls an der schlechten Schreibart der Autorin. Da hat sie mich ziemlich auf den Arm genommen, die gute Stella Tack, denn sie kann ja doch sehr gut Geschichten schreiben.

Mein Lieblingscharakter ist außerdem Jackson - und ich hoffe, die Tatsache, dass er es ist, ist noch kein Spoiler. Nicht so dolle finde ich es allerdings, dass er Raucher sein muss. Man darf nicht vergessen, dass dieses Buch auch ein Jugendroman ist und Rauchen sollte daher meiner Meinung nach nicht verherlicht werden. Und bei Jackson ist es ganz klar ein Zeichen seiner Coolness. Von der Message her daher nicht so super.  

Des Weiteren noch ein wenig kritisieren möchte ich die Tatsache, dass unsere Protagonistin zum Teil ganze Tage verschläft - wirklich in der Tat durchschläft - nur um ... ja, warum eigentlich? Damit ein bisschen mehr Zeit in der Geschichte ins Land geht? Damit die Autorin keine langweiligeren Tage, an denen mal nichts spannendes passiert, schildern muss? Damit wir als Leser auch ja keine Minute aus dem Leben unserer Protagonistin verpassen? Eine eher unschöne Variante des Zeitschindens wie ich finde. Da kommt mir die gute Alice doch eher ungesund vor bei so viel Müdigkeit. 

Nichtsdestotrotz: Ich finde nur sehr wenige kleine Kritikpunkte an dem Buch, wurde nach anfänglicher Skepsis zudem noch total überrascht und sitze nun mit diesem Ende fest. Bis der nächste Band kommt, dauert es immerhin noch 10 Monate und das Ende ist unendlich fies. Chapó, Stella Tack.

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Veröffentlicht am 03.10.2019

Romantisch - magisch - gut

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Flora, gerade 16 geworden, erhält einen anonymen Brief, der sie auffordert ihre Pflichtjahre in einer dubiösen Firma, ansässig in einer Mühle, zu absolvieren. Als sie anfängt, diesem seltsamen Brief auf ...

Flora, gerade 16 geworden, erhält einen anonymen Brief, der sie auffordert ihre Pflichtjahre in einer dubiösen Firma, ansässig in einer Mühle, zu absolvieren. Als sie anfängt, diesem seltsamen Brief auf den Grund zu gehen, verändert sich ihr Leben auf einen Schlag, denn Flora muss feststellen: Sie ist die letzte lebende Nachfahrin von Dornröschen, Trägerin eines magischen Gens und damit selbst einer gewissen Magie mächtig.

Zugegeben - für mich hörte sich die Geschichte zunächst sehr kurios an. Eine böse Fee hat vor Urzeiten ihr Unwesen mit den uns so bekannten Märchenfiguren getrieben: Invidia. Schneewittchen, Dornröschen und Co. - die sogenannten Stammütter - sind wie wir wissen noch einmal davon gekommen, jedoch haben sie ihren Nachfahren das M-Gen vererbt; ein Gen, das seinen Träger imun gegen magische Vergiftungen macht und ihnen auch noch eine bestimmte Art von Magie verleiht. Und man bedenke, das alles spielt in unserer Realtität. Ich brauchte daher ein wenig, um mich dieser schrägen Genetik zu arrangieren. Der Umschwung von anfänglicher Skepsis hinüber in Begeisterung kam dann aber doch noch recht schnell.

Das Buch punktet nicht nur mit jeder Menge Märchenbezüge (super für alle Märchenfans!), sondern auch viel Magie, die die Vorstellungskraft anregt. Auch die Romantik kommt natürlich nicht zu kurz und ist glücklicherweise auch nicht zu kitschig. Die Figuren entpuppten sich fast allesamt als sehr sympatisch. Auch die auf mich zu Beginn etwas farblos wirkende Flora konnte ich in mein Herz schließen. Nichtsdestotrotz waren die Stars in diesem Buch für mich die magischen Wesen - welche das sind, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Der erste Band der Märchenfluch-Trilogie garantiert gemütliche Märchenstunden, in denen mal vollends versinken kann. Ein gelungener Auftakt!