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Veröffentlicht am 28.11.2018

Chaos durch zu viel Brisanz

Deine letzte Stunde
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In „Die letzte Stunde“ des spanischen Autors Carlos Montero geht es um Raquel, eine junge Aushilfslehrerin Anfang 30, die für 7 Monate an einer Schule in einem heruntergekommenen spanischen Viertel einen ...

In „Die letzte Stunde“ des spanischen Autors Carlos Montero geht es um Raquel, eine junge Aushilfslehrerin Anfang 30, die für 7 Monate an einer Schule in einem heruntergekommenen spanischen Viertel einen Literaturkurs einer 12. Klasse übernehmen soll, da die Vorgängerin Elvira Ferreiro (kurz Viruca) tot aufgefunden wurde und der erste Vertretungslehrer nach kurzer Zeit wegen Depressionen gekündigt hat. Mit diesen Informationen geht Raquel an die Schule und findet sich einem Kurs von Schülern gegenüber, in dem drei ziemlich aus der Reihe tanzen und sie auf’s Übelste provozieren und erpressen. Sie ahnt, dass hinter dem Tod von Viruca vielleicht doch mehr steckt als allgemein angenommen. Da sie selbst privat auf prekäre Art bedroht wird, will sie ohne die Polizei auf eigene Faust dahinter kommen und gerät so immer tiefer in das, was wirklich hinter dem Geschehen steckte und bei weitem noch nicht zu Ende ist.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Spannungsbogen überzeugend. Man liest das Buch zu Ende, weil man wissen will, was nun hinter dem Tod der Lehrerin steckt und wer hinter Raquel her ist. Bis zuletzt halten sich die Verdachtsmomente die Waage.

So weit so gut. Wenn man allerdings das Buch am Ende zuschlägt, steht man leider ziemlich geplättet und ratlos da. Man wurde letztlich von unzähligen Themen, die für sich gesehen durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung verdient gehabt hätten, regelrecht erschlagen. Alkohol, Drogen, Prostitution, Mobbing, Betrug, Fremdgehen, Verrat, echter und versuchter Mord und Totschlag an Mensch und Tier, Vertrauensmissbrauch und Internet-Hacking sind die, die mir ad hoc einfallen, aber es gibt sicherlich noch mehr. Vor allem das Verhalten von Raquel ihren Schülern gegenüber stößt wohl jedem pädagogisch auch nur ansatzweise fähigen Menschen auf und nicht nur Fachleuten.

Je mehr man über den Inhalt des Buches nachdenkt, diskutiert und sich austauscht, desto mehr Ungereimtheiten treten zutage, so dass am Ende ein recht unbefriedigendes Gefühl übrig bleibt, das man während des Lesens so in der Form gar nicht hatte!

Vielleicht liegt es mitunter daran, dass der Autor für Drehbücher bekannt ist. Beim Film schießt man ja gerne mal über das Ziel hinaus und es kann gar nicht genug Brisanz, Action und Themenvielfalt geben.

Das Buch hatte thematisch sehr viel Potential, das aber leider nicht genutzt wurde, sondern statt dessen in zu viele Rand-Themen versprengt wurde. Am Ende bleibt nur ein Bild des vollendeten Chaos übrig, und man weiß gar nicht, worum es in dem Buch eigentlich ging.


Alles in allem kann ich aus den oben genannten Gründen nur 2,5 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 06.02.2018

Hat nichts mit der Romanserie zu tun!

Sugar & spice and everything nice
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Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kam, dass dieses Büchlein zu der erotischen Serie "Sugar & Spice" gehört. Dort wird ja immer von den köstlichen Sachen berichtet, so dass ich ganz gespannt war, ob ...

Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kam, dass dieses Büchlein zu der erotischen Serie "Sugar & Spice" gehört. Dort wird ja immer von den köstlichen Sachen berichtet, so dass ich ganz gespannt war, ob ich die sagenumwobenen Zimtschnecken dort drin finden würde, da sie ja zu Weihnachten passen.

Das Büchlein ist nett gemacht, keine Frage!

Es stehen eher alltägliche Weihnachtsrezepte drin von Bratapfel, Stollen und Karpfen zum Beispiel (sprich nicht ausschließlich Gebäck).

Um es kurz zu machen, ich war total enttäuscht. Für mich war es weder zum Behalten noch zum Verschenken geeignet.

Veröffentlicht am 18.02.2020

Mitnichten eine Liebesgeschichte

Sweet Sorrow
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Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde bei „Was liest du?“ vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen – vielen Dank dafür!

Zum Inhalt:

In „Sweet Sorrow“ von David Nicholls geht es um einen Mann ...

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde bei „Was liest du?“ vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen – vielen Dank dafür!

Zum Inhalt:

In „Sweet Sorrow“ von David Nicholls geht es um einen Mann namens Charlie, der in den 40ern kurz vor seiner Hochzeit ein Ehemaligentreffen zum Anlass nimmt, seine Vergangenheit Revue passieren zu lassen, beginnend beim 16jährigen Charlie, der gerade den Abschlussjahrgang der Highschool hinter sich gebracht hat und sich zum ersten Mal richtig verliebt.

Meine Meinung:

Wenn man dem Klappentext sowie dem Sticker auf dem sehr schön gestalteten Cover mit dem Hinweis auf ein weiteres Buch des Autors („Zwei an einem Tag“) Glauben schenkt, dann erwartet man eine Liebesgeschichte. Diese bekommt man beim Lesen allerdings mitnichten geboten.
Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es auch tatsächlich um Kummer und Schmerz, aber nicht direkt um Liebes-, sondern vielmehr um Lebenskummer, von daher frage ich mich, wo die Süße abgeblieben ist. Das Buch ist eine Dokumentation von Charlies Jugend, die sehr problematisch war. Diese wird sehr detailgetreu geschildert. Über dem Geschehen hängt durchweg etwas Unheilvolles, ein negativer Touch. Die Verliebtheit dem Mädchen gegenüber bleibt dabei leider auf der Strecke, Gefühle kommen kaum beim Leser an. Zudem wird die Liebesgeschichte der beiden – sofern man sie so nennen kann, sagen wir lieber erste Erfahrungen – mit Shakespeares „Romeo und Julia“ verwoben. Zu diesem Stück würde der Titel „Sweet Sorrow“ deutlich besser passen. Man erhält eine umfangreiche Textananalyse, die zu übertragen mir wirklich schwerfiel. Ich hatte das Gefühl, man will mir etwas aufdrängen, was einfach nicht passt – das hat den Lesegenuss für mich deutlich geschmälert und ich habe mich durch die ersten zwei Drittel des Buches regelrecht geschoben. Das letzte Drittel war dann etwas besser, vielleicht weil alles in Richtung Gegenwart gezogen wird, sich auflöst und an Schwere verliert. Aber ich war froh, als ich das Buch zuklappen konnte und das finde ich schade.

Fazit:

Wenn man Shakespeare-Fan ist und es einem nichts ausmacht, sich im Rahmen einer Sozialstudie in den Problemen eines Jugendlichen zu wälzen, der es echt nicht leicht hat, dann ist dieses Buch vielleicht eine Bereicherung. Was dieses Buch jedenfalls nicht ist, ist eine gefühlvoll erzählte locker-leichte Liebesgeschichte.

Ich kann daher leider nur 2 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 24.10.2018

Grenzenloses Verwirrspiel

Das falsche Kind
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„Das falsche Kind“ ist der Debütroman von Susi Fox (https://www.susifox.com.au), einer australischen Autorin und praktizierenden Ärztin für Allgemeinmedizin.

Ich habe das Buch als Manuskript im Rahmen ...

„Das falsche Kind“ ist der Debütroman von Susi Fox (https://www.susifox.com.au), einer australischen Autorin und praktizierenden Ärztin für Allgemeinmedizin.

Ich habe das Buch als Manuskript im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury von Bastei Lübbe zur Verfügung gestellt bekommen - vielen Dank dafür.

Es geht in der Geschichte um Sasha, eine junge verheiratete Pathologin, die nach zwei Fehlgeburten ziemlich unverhofft erneut schwanger wird, jedoch dann in der 33. SSW eine Frühgeburt erleidet. Als sie nach dem Notkaiserschnitt wieder zu sich kommt, ist sie verwirrt, als man sie auf die Säuglings-Intensivstation zu ihrem Baby im Brutkasten bringt. Sie erkennt sofort, dass dieses Kind, das man ihren Sohn nennt, nicht ihr eigenes ist, doch niemand glaubt ihr, am wenigsten ihr eigener Mann. Statt ihrem Wunsch nachzukommen und das Ganze zu klären, wird Sasha direkt in die Psychiatrie eingewiesen. Aber sie gibt nicht auf! Was steckt dahinter? Wer ist im Recht?

Das Cover ist recht düster und passt meines Erachtens sehr gut zum Inhalt des Klappentextes sowie zur Leseprobe. Der Schreibstil ist flüssig und ich wurde sofort von der Idee der Geschichte gefesselt und wollte wissen, was nun tatsächlich hinter Sasha Erkenntnis steckt. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht. Die Geschichte entwickelte sich zu einem einzigen Verwirrspiel und meine Fragen wurden erst im dritten Leseabschnitt geklärt, aber nicht besonders zufriedenstellend und nur wenig glaubwürdig beantwortet. Durch das Splitting der Handlung in zwei Perspektiven (die von Sasha und von Mark) hat man als Leser zwar ein umfassenderes Bild der aktuellen Gesamtsituation sowie der Vergangenheit der beiden bekommen, allerdings nicht unbedingt ein schlüssigeres, nicht zuletzt weil beide Charaktere nicht so klar gezeichnet wurden, wie ich mir das gewünscht hätte. Vertrauen konnte ich zu keinem aufbauen, so dass ich bis zuletzt eher ein recht distanzierter (und skeptischer) Zuschauer war.

Ein Thriller ist das Buch jedenfalls nicht, soviel steht fest. Mir fehlte definitiv die Spannung, von Nervenkitzel wollen wir schon mal gar nicht reden. Am Ende war es mir fast schon egal, wie die Auflösung aussah, weil alles so dermaßen schräg war. Und das Ende setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Ich habe selten ein so unglaubwürdiges Buch gelesen.

Man hätte aus der Thematik deutlich mehr rausholen können, schon alleine indem man die Charaktere klarer definiert und voneinander abgegrenzt hätte. So war es ein einziges Wischiwaschi und alle waren gut und böse zugleich.

Ich kann das Buch daher leider nicht empfehlen und gebe nur zwei Sterne.

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