Faszinierend, bedrückend, großartig
FinsterthalDer Ex-Polizist Alexander Born ist zurück in Berlin. Tannenstein ist Vergangenheit. Der mutmaßliche Mörder seiner Kollegin und Freundin Lydia lebt nicht mehr, und trotzdem kommt er nicht zur Ruhe. Geplagt ...
Der Ex-Polizist Alexander Born ist zurück in Berlin. Tannenstein ist Vergangenheit. Der mutmaßliche Mörder seiner Kollegin und Freundin Lydia lebt nicht mehr, und trotzdem kommt er nicht zur Ruhe. Geplagt von Albträumen und ziellosem umherirren, hat Born seinen inneren Frieden noch nicht wiedergefunden. Etwas arbeitet in ihm und das beunruhigt ihn. Dann bittet Dimitri Saizew Born um Hilfe. Der alte KGB-Mann und jetzige Besitzer des Restaurants Pasternak hat ihm jede Hilfe zuteil kommen lassen, als Born sie benötigte.
Junge Mädchen wurden entführt, offenbar von einem Mann, der nur „der Dunkle“ genannt wird. Obwohl Lösegeld gezahlt wurde, wurde das erste Opfer vergewaltigt und getötet. Das zweite Opfer, die 17-jährige Alice de Vries, ist immer noch verschwunden. Die Väter der Mädchen, offenbar alles Geschäftspartner von Dimitri. Dimitri bittet Born sich der Sache anzunehmen und herauszufinden, wer hinter alldem steckt. Born ahnt, dass die Väter der Opfer in zwielichtige Geschäfte verwickelt und auf ihn und seine unkonventionellen Art zu ermitteln, angewiesen sind. Doch welche Rolle spielt Dimitri in der ganzen Sache? Treibt ihn nur die Sorge um seine eigene Kinder und Enkel oder steckt mehr dahinter? Als Born während seiner Ermittlungen auf den Namen Andrej Wolkow stößt, spürt er, dass Dimitri ihm etwas verschweigt. Wird er die ganze Wahrheit herausfinden?
Buchzitat: „Wenn der Teufel stirbt, passiert in der Hölle das Gleiche wie im Himmel. Es gäbe nur noch Chaos, keine Kontrolle mehr. Jeder Dämon könnte machen, was er wollte.“
Nach Tannenstein nimmt Linus Geschke uns nun mit auf die Reise nach Finsterthal. Die Geschichten knüpfen nahtlos aneinander an. Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet. Die Beweggründe ihres Verhaltens sind so präzise erzählt, dass für den Leser keine Fragen mehr offen bleiben.
Während Norah Bernsen schon im ersten Teil Born unterstützt hat, greift ihm diesmal auch seine alte Kollegin Carla Diaz unter die Arme. Gemeinsam versuchen sie „dem Dunklen“ zuvorzukommen, bevor ein weiteres Mädchen zu Schaden kommt.
Parallel zu den Geschehnissen um die verschwundenen Mädchen, versucht Andrej Wolkow in Russland Teile des Tambowkaja-Kartells neu aufzubauen. Nach dem Tod seines Bruders Sergej und seines Bosses Koslow, müssen die Geschäfte der Russenmafia wieder neu geordnet werden.
Faszinierend wie es Linus Geschke gelingt, die Spannung immer weiter aufzubauen. Sein Schreibstil ist klar und fließend und hat absoluten Wiedererkennungswert.
Mein persönliches Fazit:
Linus Geschke hat mich mit Finsterthal mehr als überrascht. Während Tannenstein noch sehr laut und äußerst brutal auf mich gewirkt hat, besticht Finsterthal durch sanfte und ruhige Zwischentöne. Hier geht es weniger um Macht, Rache und Selbstjustiz, als vielmehr um missbrauchtes Vertrauen und die Frage, wieviel Wahrheit hält ein Mensch aus? Wollen wir wirklich immer alles wissen? Ein Buch mit einer Aussage dahinter.
Meine Empfehlung ist es, erst Tannenstein und dann Finsterthal zu lesen. Ohne Frage, jedes Buch kann einzeln gelesen werden. Sollte es aber nicht. Denn gerade das Zusammenspiel der einzelnen Bände macht die Trilogie so besonders. Immer mit der Grundfrage in welche Zwiespälte uns das Leben treibt, greift jedes Buch ein anderes Thema auf. Nach „Rache und Leid“ in Tannenstein und „Täuschung und Verrat“ hier in Finsterthal bin ich gespannt, welches es im dritten Teil sein wird. Ein Buch, dass mich sehr nachdenklich gestimmt hat und unglaublich lange nachwirkt.
Linus Geschke, ein großartiger Autor, der das reale Leben in Worte packt und dieses mit Hilfe einer fiktiven Geschichte zu einem großartigen Thriller werden lässt. Ein Buch für Menschen mit Herz, Hirn und Verstand.