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Veröffentlicht am 24.02.2020

Von Neuss nach New York

Der Empfänger
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Vom Suizid anlässlich des Börsencrashs bis hin zur Rattenlinie, in diesem Buch ist alles dabei. Diese Vielzahl an Schauplätzen bring allerdings mit sich, dass kein Thema umfassend behandelt wird. Für mich ...

Vom Suizid anlässlich des Börsencrashs bis hin zur Rattenlinie, in diesem Buch ist alles dabei. Diese Vielzahl an Schauplätzen bring allerdings mit sich, dass kein Thema umfassend behandelt wird. Für mich wirkt Der Empfänger doch recht oberflächlich. Wobei die Idee zum Roman bemerkenswert ist. Ulla Lenze erzählt nämlich die wahre Geschichte ihres Großonkels.

Josef Klein und sein Bruder haben es satt. Der Vater schlägt sie nahezu täglich und in Deutschland herrscht Untergangsstimmung. Gemeinsam wollen sie ins „gelobte Land“, Amerika, auswandern. Alles liegt bereit, sie warten nur noch auf den Ausreisetermin. Leider erlitt Carl, Josefs Bruder, einen Arbeitsunfall und verlor dabei ein Auge. Aus der Traum von Amerika. Josef macht sich alleine auf den Weg.

Im ersten Kapitel des Buches begegnet der Leser dem Josef Klein (alias Joe) in Costa Rica und das im Jahr 1953. Er erhält einen dicken Briefumschlag von seinem Bruder aus Germany. Darin befindet sich eine Ausgabe des „Stern“ und darin wiederum der erste Teil seiner Geschichte. Die begann im Jahr 1925 als er ohne seinen Bruder nach New York auswanderte. Dort geriet er in die Fänge von Agenten, die für Deutschland, und somit auch Hitler, tätig waren. In Amerika verehrten viele den „Führer“ und „Mein Kampf“ stand wochenlang auf den Bestsellerlisten der New York Times, alles im Jahr 1939. Ein Schwenk im Buch katapultiert den Leser ins Jahr 1949 und zwar nach Neuss. Hier sind die Auswirkungen des Krieges mit Hunger und Wohnungsnot spürbar. Josef sehnt sich zurück zu den „Fleischtöpfen“ Amerikas.

Der Empfänger ist ein eigenwilliges Stück Deutsch-Amerikanischer Geschichte. Eigenwillig deshalb, weil es für meinen Geschmack zu viele Zeit- und Ortssprünge gibt. Der Lesefluss wird dadurch erheblich eingeschränkt. Die Sprache ist allerdings literarisch hochwertig und aus dem Grund gebe ich auch vier Sterne und eine Leseempfehlung. Wen das Thema interessiert und wer mehr erfahren möchte, der sollte sich die Quellenangaben der Autorin anschauen. Im Anhang zählt sie die Bücher auf, welche sie als Grundlage für ihren Roman verwendete.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Wie schon die Jüngsten von Sektenführern missbraucht werden

Ein wenig Glaube
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Nach dem letzten Erfolg „Die Herzen der Männer“ gibt es also wieder einen Roman aus der Feder von Nickolas Butler. Es war mein erstes Buch von ihm und der Klappentext klang interessant. Nach Beendigung ...

Nach dem letzten Erfolg „Die Herzen der Männer“ gibt es also wieder einen Roman aus der Feder von Nickolas Butler. Es war mein erstes Buch von ihm und der Klappentext klang interessant. Nach Beendigung des Romans stelle ich aber fest, dass dieser Text nicht mit dem Inhalt übereinstimmt.

„Ein wenig Glaube“ berührte mich sehr. Geht es doch um den Tod eines Kindes und die Auswirkungen dieses Traumas. Und ja, es stimmt, der Schmerz wird zwar kleiner, die Auswirkungen auf das spätere Leben bleiben für immer. Zwei Hauptpersonen des Romans, Lyle und Peg adoptierten nach dem Tod ihres Sohnes ein Baby. Seine Mutter gebar das Kind auf einer Toilette, war verzweifelt und wusste nicht, wohin mit dem Kind. Ihre Eltern wollten nichts mehr von ihr wissen. Lyle und Peg verwöhnten die Kleine und übergossen sie mit viel Liebe und ebenso vielen Geschenken. Das Kind, es heißt Shiloh, wächst heran und zieht irgendwann aus. Aber sie bekommt ein Baby, und, wer hilft? Die Eltern. Peg kümmert sich in den ersten Monaten um sie und den Kleinen. Opa Lyle ist dann überglücklich, als Shiloh mit dem Enkel Isaac zurück nach Hause zieht.

Nach dem Einzug Shilohs ins Elternhaus merken Peg und Lyle eine große Veränderung bei ihr. Sie zieht sich bieder an, trinkt keinen Tropfen Alkohol und betet ungewöhnlich oft. Ja, sie zeigt fanatische Züge. Schlimm ist, dass sie wieder mal auszieht und den kleinen Isaac mitnimmt. Sie bricht den Kontakt mit ihren Eltern ab und verbietet auch ihrem Sohn den Umgang mit ihnen. Dann kommt es zu einer Katastrophe.

Der Autor hat einen angenehmen Sprachstil und die Akteure wuchsen mir schnell ans Herz. Er hat die Situation von Sektenführern sehr gut beschrieben. Das kann ich beurteilen, da ich selbst als Kind von solchen Machenschaften betroffen war. Nicht gefallen haben mir die sehr langen Erläuterungen von Nebenschauplätzen, die meiner Meinung nach nicht nötig waren. Dennoch, es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Es klärt auf und zeigt, dass selbst die größte Elternliebe kein Kind vor eigenen Erfahrungen zu schützen vermag.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Gibt es Liebe ohne Leiden?

Die Kleider der Frauen
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In dem Buch Die Kleider der Frauen ist die 22jährige Estella die Hauptfigur. Sie arbeitet in einem Atelier in Paris als Modezeichnerin. Nach Feierabend kopiert sie die Kreationen berühmter Modeschöpfer ...

In dem Buch Die Kleider der Frauen ist die 22jährige Estella die Hauptfigur. Sie arbeitet in einem Atelier in Paris als Modezeichnerin. Nach Feierabend kopiert sie die Kreationen berühmter Modeschöpfer und sorgt dafür, dass diese Kopien in die USA gelangen. Auch ihre Mutter, die 37jährige Jeanne arbeitet im Atelier von Monsieur Aumont. Coco Chanell ist eins der Vorbilder Estellas und sie möchte in der Zukunft ebenfalls solch umwerfende Kreationen schaffen. Obwohl, oder gerade weil, die Gefahr von Krieg und dem Einmarsch deutscher Truppen in Paris bevorsteht, möchte Estella sich amüsieren und geht gerne aus. Nachdem sie sich in einer Bar amüsierte und tanzte, tritt sie den Heimweg an. Dabei findet sie ihren Chef, Herrn Aumont, blutüberströmt und auf einer Bank liegend. Er ist so schwach, dass er kaum noch sprechen kann. Dennoch erhält sie von ihm einen Auftrag, der ihr Leben grundlegend verändern wird.

Die Geschichte der Hauptfiguren wird in zwei Zeitabschnitten erzählt. Und zwar während des Zweiten Weltkrieges und dem Werdegang der jungen Estella und dem Jahr 2015 und dem Leben ihrer Enkelin. Neben vielen Darstellungen von modischen Kleidern, spielt die Liebe stets eine große Rolle. Aber auch die Arbeit von tapferen Menschen, die sich im Widerstand gegen deutsche Besatzer in Paris zusammentaten, wird erläutert. Es gibt viele Wendungen und die waren für meinen Geschmack oft zu unrealistisch. Warum die Autorin dieses Buch schrieb und was ihr dabei besonders wichtig war, klärt sie erst im Nachwort auf. Missbrauch und Demütigung von Mädchen und jungen Frauen gab es damals und daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Dass die Täter nur sehr selten belangt werden ist eine traurige Tatsache.

Meine Mutter war eine Schneiderin und sie fertigte noch Kleidung nach Maß an. Leider gibt es heute kaum noch solche Fachleute und wenn, dann sind die Stücke nur für jene erschwinglich, die viel Geld dafür bezahlen können. Mir gefiel das Buch recht gut, obwohl es für meinen Geschmack zu viele Längen hatte. Daher gebe ich vier Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die sich für die Mode der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts interessieren.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Die Härte der Mutter bestimmte ihr Leben

Die Diva
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Das Leben der Diva Maria Callas war geprägt von der Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe. Die Jahre ihrer frühen Kindheit trugen wohl dazu bei. Ihr Vater trennte sich wegen einer anderen Frau von der Mutter ...

Das Leben der Diva Maria Callas war geprägt von der Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe. Die Jahre ihrer frühen Kindheit trugen wohl dazu bei. Ihr Vater trennte sich wegen einer anderen Frau von der Mutter und die war von Ehrgeiz geradezu zerfressen. Während andere Kinder ihres Alters spielten, musste sie ihre Stimme trainieren und proben. Und trotzdem wurde die Schwester Marias stets von der Mutter bevorzugt. Das mag wohl auch ein Grund dafür sein, dass sie sich später immer noch nach Geborgenheit und Schutz sehnte.

Maria Callas war eine Ausnahmeerscheinung in allen Opernhäusern der Welt. Zumal es damals noch zum guten Ton gehörte, wenn man sich als Angehörige der „besseren Gesellschaft“ betrachtete. Sie konnte bis hoch zum hohen Es und über drei Oktaven singen. Trotzdem war sie nie zufrieden und lebte nur für die Anerkennung des Publikums. Davon bekam sie reichlich, als sie noch gesund und ihre Stimme voll war. Als sie Aristoteles Onassis traf. war beiden klar, dass sie Seelenverwandte waren. Sie hatten als Kinder ähnliche Anfänge ihrer Laufbahn und durch Fleiß und Ausdauer auch Erfolg. Dass sie ihren „Ari“ fast bis zur Selbstaufgabe liebte, wunderte mich beim Lesen ihrer Biographie nicht.

Die Diva gehört zur Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“. Ich glaube, den Namen kennen wohl viele und selbst junge Menschen hörten ihn schon. Genau so, ist es mit Aristoteles Onassis. Beide gehörten zu den bekanntesten und reichsten Menschen der Erde und wurden von Paparazzi gnadenlos verfolgt. Daran hat sich bis heute nichts geändert, viele Menschen wollen sich am Leid der Stars und Sternchen ergötzen. Was Onassis dazu bewog, die Witwe Jacky Kennedy zu heiraten, lesen Sie am besten selber. Mir gefiel das Buch gut, zumal es die Zeit der „wilden 60er“ sehr gut eingefangen hat. Einen Stern zieh ich ab, weil mir das Hin und Her bei Zeit und Orten nicht gefiel. Aber eine ausdrückliche Leseempfehlung gibt es trotzdem. Die Autorin beschreibt die Opern und deren Arien recht gut und auch den Weg zum Erfolg von Onassis und Callas hat sie perfekt recherchiert.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Die Füchsin und der Bastard

Die Geliebte des Kaisers
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In dem Buch Die Geliebte des Kaisers von Peter Dempf wird ein Stück deutscher Geschichte unterhaltsam und mit vielen Fakten bestückt, beschrieben. Eine junge Frau gibt dem Werben eines Kaisers nach und ...

In dem Buch Die Geliebte des Kaisers von Peter Dempf wird ein Stück deutscher Geschichte unterhaltsam und mit vielen Fakten bestückt, beschrieben. Eine junge Frau gibt dem Werben eines Kaisers nach und gibt sich ihm hin. Kurz darauf wird sie schwanger. Den Bastard (so hießen die unehelichen Kinder von Fürsten damals) möchte Mena, die Geliebte des Kaisers, auf jeden Fall austragen. Sie hofft, dass es ein Sohn ist und er Anspruch auf den Thron erhält. Otto III stirbt in Italien und es ist ein schwieriges Unterfangen, seine Gebeine bis nach Aachen zu schaffen. Es ist Winter und der Brenner eingeschneit. Mena will die beschwerliche Reise zu Fuß antreten, muss aber nicht nur gegen Schnee und Eis kämpfen. Böse Männer stellen ihr nach und wollen ihr eine wertvolle Reliquie des Kaisers wegnehmen. Eine abenteuerliche Reise beginnt.

Auch bei diesem Buch erfüllte sich das, was ich von einem historischen Roman erwarte: Ich lerne Geschichte und das recht unterhaltsam. Zum Schluss des Buches schreibt Peter Dempf, der Autor, welche Fakten dem Roman zugrunde liegen. Das sind viele Dinge, die ich nicht wusste und mich doch sehr erstaunten. Im Glossar erläutert Herr Dempf Begriffe, die heute nicht mehr so oft zu hören oder lesen sind. Die Geliebte des Kaisers ließ sich gut lesen und an Spannung mangelte es nicht. Nach einem zähen Beginn kam der Roman richtig in Fahrt und daher gebe ich vier Sterne. Eine Leseempfehlung für alle, die ihr Wissen über das Mittelalter vertiefen möchten, gibt es dazu.

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