Cover-Bild Dankbarkeiten
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 10.03.2020
  • ISBN: 9783832181123
Delphine Vigan

Dankbarkeiten

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können.
Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in ›Dankbarkeiten‹ all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2020

Dante

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“Man muss kämpfen. Um jedes Wort. Jeden Zentimeter. Nichts aufgeben. Keine Silbe, keinen Konsonanten. Was bleibt, wenn die Sprache nicht mehr da ist?“

In diesem überschaubaren Roman schafft De Vigan ...

“Man muss kämpfen. Um jedes Wort. Jeden Zentimeter. Nichts aufgeben. Keine Silbe, keinen Konsonanten. Was bleibt, wenn die Sprache nicht mehr da ist?“

In diesem überschaubaren Roman schafft De Vigan es zu berühren und bringt zu verstehen, wie bedeutsam und befreiend es sein kann, seine Dankbarkeit und Wertschätzung bewusst zu äußern, bevor die Zeit uns einholt. Aus drei Blickwinkeln erfahren wir, wie flüchtig uns der Gedanke der Dankbarkeit erscheint, bis wir damit konfrontiert werden, uns mit dem auseinanderzusetzen, was wir im Stillen mit uns getragen haben.

Trotz ihres Leidens an Paraphrasie, dem Verlust der Worte und die Enge die die Protagonistin Michka widerfährt, seit sie nicht mehr selbstständig für sich sorgen kann und in einem Seniorenheim lebt, ist die bemerkenswerte starke Frau charmant und lebendig. Ihr Wortschatz und die Kontrolle verschmälern sich, doch ihr Esprit und ihre Persönlichkeit bleiben bis zu den letzten Seiten erhalten, welche ebenfalls auf Marie und Jérome abfärben.

Die Themen sind ernst, doch die Geschichte hat auch simple und schöne Momente, und bringt ein hervorragendes Zusammenspiel von Charakteren. Es erzählt vom Älterwerden, dem Verlust der Selbstbestimmtheit und ist geprägt von allem was wir mit uns tragen und noch mitteilen wollen.

Das Buch ist poetisch und echt, einfach in seiner Sprache und dennoch mitreißend. In wenigen Sätzen und in einem schmalen Rahmen entsteht eine Atmosphäre von Mitgefühl und Zuneigung, von Traurigkeit und Hoffnung. Was zählt, was bewegt und was bleibt.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Was am Ende bleibt

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Meine Meinung und Inhalt

"Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie in Ihrem Leben wirklich Danke gesagt haben? Ein echtes Danke. Als Ausdruck Ihrer Dankbarkeit, Ihrer Anerkennung, ...

Meine Meinung und Inhalt

"Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie in Ihrem Leben wirklich Danke gesagt haben? Ein echtes Danke. Als Ausdruck Ihrer Dankbarkeit, Ihrer Anerkennung, der Schuld, in der Sie stehen." (ZITAT)

Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Sie realisiert, wie ihr die Worte entgleiten und ist geplagt von Albträumen.

Die junge Marie, die Michka früher versorgt hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. Die Enge und Monotonie ihres neuen Lebens stehen im kompletten Gegensatz zu ihrem früheren Dasein, das von Offenheit und regem Austausch bestimmt war.

Ihr einziger Lichtblick sind Marie und der junge Logopäde Jérôme, der sie regelmäßig aufsucht.

Beide kümmern sich liebevoll um sie. Michka wiederum zeigt beiden immer wieder, wie wichtig der Kontakt zu Menschen ist, wie sehr man Zuneigung und tiefes Verständnis braucht, ganz egal wie alt man ist. Doch was sie am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können, bevor es zu spät ist.

Ein unglaublich ergreifendes kleines Buch, indem die Autorin dem Leser näher bringen will, dass nichts so wichtig ist wie die Menschen, die uns zu denen gemacht haben, die wir sind.

Der Schreibstil, den ich bereits aus ihrem Buch "Loyalitäten" kenne, gefällt mir sehr gut. Die Flüssigkeit des Lesens wurde allerdings durch Michkas "Wortersetzen" erschwert, da diese nicht mehr die richtigen Wörter gefunden hat und diese durch ähnlich klingende ersetzt hat. Allerdings hat mich das auch einige Male zum Schmunzeln gebracht.

Die Protagonisten sind mir allesamt sehr symphatisch gewesen, schon alleine Marie und Jérôme, die beide eine wahninnig aufgeschlossene, liebe und hilfsbereite Art haben und sich liebevoll um Michka kümmern.

Das Buch bekommt eine absolute Leseempfehlung, denn es regt absolut zum Nachdenken an.

"Ich bin Logopäde. Ich arbeite mit den Wörtern und dem Schweigen. Dem Ungesagten. Ich arbeite mit der Scham, dem Geheimnis, der Reue. Ich arbeite mit dem Fehlenden, mit verschwundenen Erinnerungen und solchen, die durch einen Vornamen, ein Bild, einen Duft wieder geweckt werden. Ich arbeite mit den Schmerzen von gestern und denen von heute. Mit den vertraulichen Mitteilungen. Und der Angst vor dem Sterben. Das gehört zu meinem Beruf." (ZITAT)


DELPHINE DE VIGAN, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ›No & ich‹ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ›Nach einer wahren Geschichte‹ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont erschien außerdem 2017 ihr Debütroman ›Tage ohne Hunger‹ und 2018 der Roman ›Loyalitäten‹. Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Respektvolle Annäherung ans Alter

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In diesem Buch offeriert Delphine de Vigan eine Erzählperspektive, die, angesichts ihrer realen Häufigkeit in der Gesellschaft, viel zu wenig zu Gehör kommt: Die einer alten Frau, die den Verfall ihres ...

In diesem Buch offeriert Delphine de Vigan eine Erzählperspektive, die, angesichts ihrer realen Häufigkeit in der Gesellschaft, viel zu wenig zu Gehör kommt: Die einer alten Frau, die den Verfall ihres Körpers und Geistes bemerkt und das nahende Ende spürt. Es ist Michka, die aufgrund dieser sie immer mehr beeinträchtigenden Alterserscheinungen in ein Pflegeheim zieht. Sie weiß, ihr Ende ist nah, aber vor ihrem Tod will sie noch ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, gegenüber jener Familie, die sie als Kind einst vor den Nazis versteckte. Neben Michka spielen noch zwei jüngere Charaktere eine Rolle: Da ist zum einen Marie, die einst von ihrer Nachbarin Michka quasi aufgezogen wurde und die sich nun in einer Art Umkehr der Rollen um ihre alte Freundin kümmert. Außerdem kommt noch Jérôme zu Wort, der sich als Logopäde in dem Heim um mehr als nur Michkas Sprachverlust kümmert.

Das Buch ist dicht geschrieben und beleuchtet auf berührende Weise das Thema Altern und die damit einhergehenden Verluste. Da waren schon eins, zwei Passagen dabei, die mich schlucken ließen, denn trotz der schönen Sprache ist der Inhalt sehr berührend:

"Alt werden heißt verlieren lernen. [...] Eines Tages nicht mehr laufen, gehen, sich beugen, sich bücken, etwas aufheben, spannen oder falten können [...] Das Gedächtnis verlieren, seine Fixpunkte verlieren und seine Wörter verlieren."

Das ist ein Schicksal das - so nichts dazwischen kommt - vermutlich den meisten von uns bevorsteht. Gleichzeitig ist es das Schicksal, das möglicherweise jemand, den wir kennen (und lieben) vielleicht gerade durchmacht. Grund genug also, sich auch literarisch mal damit zu beschäftigen - und dafür ist dieses Buch eine durchaus gute Wahl. Denn Delphine de Vigan behandelt ihre Charaktere respektvoll und einfühlsam - bis hin zum Thema Tod/Sterben.

Doris Heinemann übersetzt wie gewohnt stimmig und einfach "passend" - wobei sie in diesem Buch durch Michkas immer stärker verschwindendes Sprachvermögen und die dadurch benutzten falschen Wörter bzw. Wortneuschöpfungen vor eine besondere Herausforderung gestellt wurde, die sie mit Bravour gemeistert hat.

Die Geschichte um Michka empfand ich stimmig und rund erzählt, allerdings blieben mir die beiden Nebencharaktere etwas zu blass. Bei beiden wurde eine Art Hintergrundgeschichte eingeführt, die ihrerseits auch wieder mit der von Michka verknüpft wurde - aber da empfand ich die Verteilung der Pespektiven nicht ganz stimmig. Entweder hätte ich gerne mehr sowohl von Marie als auch von Jérôme erfahren - oder jeweils weniger, denn Michka hätte die Geschichte auch alleine getragen. Trotzdem: Ein Buch, das es verdient, gelesen zu werden!

Veröffentlicht am 25.05.2020

Es geht besser

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Versteht mich nicht falsch, dieses Buch ist nicht schlecht geschrieben!

Tatsächlich hat Delphine de Vigan gewohnt einfühlsam und sprachgewandt die Geschichte der älteren Michka erzählt, der dank Aphasie ...

Versteht mich nicht falsch, dieses Buch ist nicht schlecht geschrieben!

Tatsächlich hat Delphine de Vigan gewohnt einfühlsam und sprachgewandt die Geschichte der älteren Michka erzählt, der dank Aphasie langsam die Wörter verloren gehen. Dabei möchte sie sich so gerne noch bei dem Ehepaar bedanken, das sie in den Wirren des zweiten Weltkrieges aufgezogen und beschützt hat.

Wie gesagt, die Geschichte ist berührend und liest sich schnell weg. Allerdings fehlt ihr irgendwie die Bildgewalt, die man von Vigans Büchern gewohnt ist. Die Erzählung beginnt etwas schwerfällig und zerfasert oft (was vielleicht auch an Michkas Erkrankung liegt), erreicht erst gegen Ende die Eindringlichkeit, die man bei diesem Titel und dem dazu gehörenden Klappentext erwartet.

Und auch die Hintergrundgeschichte finde ich etwas zu knapp abgefertigt und genau aus diesem Grund fast unnötig. Allein den Umgang mit Michkas Erkrankung zu schildern, hätte für dieses Buch vollkommen ausgereicht. Die daran angeknüpfte Verarbeitung von Kindheitserlebnissen hätte es für mein Empfinden nicht gebraucht.

Fazit:
Bei jedem anderen Schriftsteller wäre ich mit dem Buch zufrieden gewesen, von Delphine de Vigan aber erwarte ich einfach mehr Finesse.

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