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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2020

Bedingungslose Liebe

Ein wenig Glaube
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Lyle und Peg Hovde nehmen ihre Adoptivtochter Shiloh und ihren Enkel Isaac bei sich auf. Doch sehr schnell schiebt sich Shilohs Glaubensgemeinschaft zwischen sie und ihre Eltern. Als das Leben ihres Enkels ...

Lyle und Peg Hovde nehmen ihre Adoptivtochter Shiloh und ihren Enkel Isaac bei sich auf. Doch sehr schnell schiebt sich Shilohs Glaubensgemeinschaft zwischen sie und ihre Eltern. Als das Leben ihres Enkels in Gefahr gerät, müssen Peg und Lyle eine Entscheidung treffen.

Ein wenig Glaube ist für mich ein weiteres Jahreshighlight. Der Roman erzählt vom Glauben, wie man ihn findet und auch, wie man ihn verlieren kann. Aber er zeigt auch auf, wie weit ein Glauben führen kann, wenn man ihm allzu unkritisch gegenüber steht. Der Autor hat dabei einen tatsächlichen Fall verarbeitet. Ein weiteres wichtiges Thema im Roman, wenn nicht sogar das wichtigere, ist die bedingungslose Liebe, die Eltern für ihre Kinder und ihre Enkelkinder empfinden. Die Hilflosigkeit der Eltern, die Sturheit der Tochter, die Überzeugungskraft des charismatischen Sektenführers Steven und auch der 5jährige Isaac, der im Grunde nicht versteht, was mit ihm passiert: Als Leser ist man mittendrin.

Nickolas Butler erzählt von großen Themen und er erzählt davon in einer Sprache voll von Bildern, ohne dass er rührselig wird. Die Katastrophe, auf die die Geschichte zusteuert, ist unvermeidlich und trotzdem geht man als Leser zuversichtlich in die Zukunft, denn am Ende erscheint doch ein Hoffnungsschimmer.

Unbedingt Lesen!

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Gelungene Fortsetzung

Die vergessenen Kinder
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Unmittelbar vor seiner Verhandlung tötet sich der Mörder Jason Medina im Gerichtsgebäude selber. Amaia Salazar gerät in ihren zweiten Fall in ihrem Heimatdorf, denn der Tote hat ihr eine Botschaft hinterlassen: ...

Unmittelbar vor seiner Verhandlung tötet sich der Mörder Jason Medina im Gerichtsgebäude selber. Amaia Salazar gerät in ihren zweiten Fall in ihrem Heimatdorf, denn der Tote hat ihr eine Botschaft hinterlassen: Tarttalo. Amaia stößt bei ihren Ermittlungen erneut auf ihre Vergangenheit, aber auch auf einen realen Tarttalo, der wie das Ungeheuer aus der baskischen Mythologie grausam vorgeht.

Erneut nimmt mich Dolores Redondo mit in die nordspanische Provinz Navarra und der Ausflug mit ihr ist wieder sehr gelungen. Ich begegne Amaia Salazar, die gerade Mutter geworden ist; auch das Verhältnis zu ihren Schwestern hat sich Vergleich zum ersten Band entspannt. So konzentriert sich der Mittelteil der Trilogie auf die Suche nach dem Bösen, das die Region unsicher macht und auf die schwierige Verbindung zu ihrer Mutter. Da tun sich Abgründe auf und auch ihre Schwester Flora scheint noch das ein oder andere Geheimnis zu bewahren. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das Ganze im dritten Teil gestaltet.

Diesmal sehe ich darüber hinweg, dass ich die Diskussionen über Muttermilch bei der dritten Wiederholung überflüssig und auch nervig fand. Aber da habe ich ganz schnell weitergelesen; zu spannend und abwechslungsreich gestaltet sich Suche nach dem Tarttalo. Dabei versteht es die Autorin, falsche Spuren zu legen und den Verdacht von links nach rechts zu schieben. Der mystische Teil nimmt wieder einen nicht geringen Teil im Krimi ein, aber das hat für mich gepasst. Vielleicht kann man jetzt annehmen, der zweite Band ist nur eine Kopie des ersten. Aber wenn es so ist, gelingt es Dolores Redondo ausgezeichnet, diese Kopie noch rasanter auf mich wirken zu lassen, als es das Original geschafft hat.

Bei mir steigt die Vorfreude auf den Abschluss der Trilogie.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Eine Reise in der Dunkelheit

Picknick im Dunkeln
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Stan Laurel findet sich in absoluter Dunkelheit wieder. Er weiß nicht wo er ist, noch, wie er dorthin gekommen ist. Auf seiner Suche nach Licht trifft er auf Thomas von Aquin. Zusammen wandeln sie durch ...

Stan Laurel findet sich in absoluter Dunkelheit wieder. Er weiß nicht wo er ist, noch, wie er dorthin gekommen ist. Auf seiner Suche nach Licht trifft er auf Thomas von Aquin. Zusammen wandeln sie durch die Dunkelheit, veranstalten ein Picknick und überbrücken die 700 Jahre, die zwischen ihrer beiden Leben liegen.

"Picknick im Dunkeln" fällt für mich in die Rubrik: Hätte ich nie gelesen, wenn ich nicht in einer Lesechallenge darüber gestolpert wäre...und es hat sich gelohnt! Ich wusste nicht wirklich viel über Stan Laurel und Thomas von Aquin. Wahrscheinlich nur das, was alle wissen. Markus Orths gelingt das, was ich immer sehr schätze: Fakten dem Leser näher bringen, ohne den Oberlehrer raushängen zu lassen. Zusammen mit den zwei Protagonisten habe ich eine Reise in die Filmindustrie der 20er und 30er Jahre und in die Klöster des Mittelalters unternommen. Sehr kurzweilig, sehr unterhaltsam und natürlich auch witzig, wenn Stan Laurel erklären muss, was überhaupt ein Film ist. Ich habe auch erfahren, was die beiden Charaktere verbindet und war sehr gespannt, worauf der Autor am Ende hinaus will.

Die Lösung kann man mögen, kann man auch für Schwachsinn halten...mir hat sie sehr gut gefallen. Ich kann nur empfehlen, zusammen mit Stan Laurel und Thomas von Aquin in die Dunkelheit abzutauchen und das eigene Lachen zu suchen.

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Veröffentlicht am 14.01.2020

Mystisches Spanien

Das Echo dunkler Tage
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Im Norden Spaniens werden die Leichen von drei jungen Mädchen gefunden. Die Einheimischen schieben die Schuld auf einen Basajaun, ein haariges Biest aus der baskischen Mythologie. Inspectora Amaia Salazar ...

Im Norden Spaniens werden die Leichen von drei jungen Mädchen gefunden. Die Einheimischen schieben die Schuld auf einen Basajaun, ein haariges Biest aus der baskischen Mythologie. Inspectora Amaia Salazar kehrt aus Pamplona in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um einen realen Mörder zu überführen; aber sie muss sich auch ihren eigenen Dämonen stellen.

Auf die Autorin bin ich im letzten Jahr aufmerksam geworden; Alles was ich Dir geben will hatte mir nach Anlaufschwierigkeiten sehr gut gefallen.

Dieser Krimi ist schon älteren Datums und der Verlag sollte dringend eine Neuauflage starten! Er hat mir sehr gut gefallen. Für mich ist das wie Elizabeth George in Spanien mit einem Schuss Mystik. Auf die mystischen Elemente muss man sich einlassen, sie wurden mir jedenfalls nicht zu viel. Amaia Salazar muss an mehreren Fronten kämpfen: Der Fall um die drei toten Mädchen, ihre eigene Kinderlosigkeit, das Wiedersehen mit ihren nicht einfachen Schwestern und die Schatten der eigenen Vergangenheit; auf 400 Seiten muss sie alles bewältigen und zeigt dabei sehr menschliche Züge. Eine Ermittlerin, die nicht als Super-Woman daherkommt; sehr gut gemacht.

Die Autorin schafft es außerdem, spanische Mythen und die Schönheit ihres Landes in den Krimi miteinzubringen, ohne belehrend zu werden. Souverän hat sie mich durch den Krimi geführt, der spannend und logisch aufgebaut ist. Da steigt die Vorfreude auf den zweiten Teil, denn hier liegt der Auftakt zu einer Trilogie vor.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Eine Geschichte, die mich berührt hat

Der Gesang der Flusskrebse
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Im Marschland von North Carolina: Hier lebt Kya, von allen nur das Marschmädchen genannt. Der Roman erzählt von ihrem Leben. Aber nicht nur das; er erzählt von Freundschaft, Natur, Mord, Schicksalsschlägen ...

Im Marschland von North Carolina: Hier lebt Kya, von allen nur das Marschmädchen genannt. Der Roman erzählt von ihrem Leben. Aber nicht nur das; er erzählt von Freundschaft, Natur, Mord, Schicksalsschlägen und natürlich von der Liebe. Manchmal ein wenig rührselig, aber nie kitschig erzählt die Autorin in einer schlichten und doch poetischen Sprache. Das hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman verläuft in zwei Erzählsträngen, die aufeinander zulaufen. Auf dem ersten habe ich Kya kennengelernt, die als Kind schon früh auf sich allein gestellt im Marschland von North Carolina aufwächst. Er erzählt von ihrer Liebe zur Natur und wie sie erwachsen wird. Im zweiten Erzählstrang geht es um einen Mann, der tot im Marschland gefunden wird; zunächst ist unklar, ob Unfall, Mord oder Selbstmord vorliegt. Nur als Leser ist man ein kleines Stück schlauer und kann sich denken, dass das Schicksal des Toten mit dem Schicksal von Kya verknüpft ist.

In einer unaufgeregten, aber doch poetischen Sprache hat mich die Autorin durch die Jahre geführt, durch Kyas Kindheit und Jugend bis hin zum Gerichtsverfahren, in dem es schließlich um Leben oder Tod geht. Wie schon erwähnt, verläuft die Handlung an wenigen Stellen etwas rührselig und dann wirkt die Geschichte auch ein wenig überkonstruiert. Aber das hat meinen Lesespaß nicht kleiner gemacht. Ich habe den Roman bis zu seinem für mich nicht vorherzusehenden Ende sehr genossen. Weil er ein bisschen von allem ist: Ein Roman über das Erwachsenwerden, ein Krimi, ein Gerichtsdrama und eine Hommage an die Natur.

So etwas möchte ich gern öfter lesen!

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