Ein temporeicher Thriller um den LKA-Ermittler Tom Babylon
Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)Schon der Anfang des Buches fesselte meine ganze Aufmerksamkeit. Es war sofort spannend und ich war mitten im Geschehen. Hier gefiel mir sehr gut, dass schon im Prolog ein kleiner Bezug zum Cover hergestellt ...
Schon der Anfang des Buches fesselte meine ganze Aufmerksamkeit. Es war sofort spannend und ich war mitten im Geschehen. Hier gefiel mir sehr gut, dass schon im Prolog ein kleiner Bezug zum Cover hergestellt worden ist. Denn die Feder hatte durchaus seine Bedeutung und nun war ich sehr gespannt, was es mit der Hornisse auf sich haben würde.
Bereits hier zeigte Marc Raabe schon, wie gekonnt er das Spiel der Irreführung beherrscht. Ständig verleitete er mich dazu, Vermutungen anzustellen und jedes Mal tappte ich in die von ihm aufgestellten Fallen nahezu blind hinein. Das steigerte den Reiz des Lesens natürlich enorm, denn ich wollte gern vor der finalen Auflösung selber hinter das Geheimnis kommen.
Im Buch „Die Hornisse“ wurden zahlreiche rote Handlungsfäden ausgelegt, welche sich in unglaublich vielen verschachtelten Handlungssträngen verzweigten. Manche führten zu den Vorgängerbänden, welche ich nicht kannte. An sich war das nicht schlimm, denn das Wichtigste wurde mir an Informationen, um in dem Buch voranzukommen, zur Verfügung gestellt. Jedoch hatte ich sehr oft das Gefühl, dass ich Zusammenhänge einfach nicht gut genug verstand. Da dieser Fall für Tom Babylon aber sehr, sehr persönlich war, hätte mir hier das komplette Wissen zu den ersten beiden Teilen mit Sicherheit gutgetan.
Andere Fäden führten rund 30 Jahre in die Vergangenheit von Tom und seiner Familie. Es war spannend, Tom als kleinen Jungen kennen zulernen, jedoch wussten mich die dramatischen Ereignisse auch so völlig für sich einzunehmen und der kleine Tom geriet dabei eher in den Hintergrund. Was aber gar nicht schlimm war, denn das Geschehen drehte sich ohnehin hauptsächlich um seine Eltern.
Wiederum andere Fäden zielten auf verschiedene Ereignisse in der Gegenwart ab, und so entstand ein breites Netz aus Spannung, Action, familiären Dramen, blutigen Szenen, Ermittlungsarbeiten und jeder Menge emotional aufgeladener Lesemomente.
Beeindruckend empfand ich den Schreibstil. Er war sehr einnehmend, detailliert und zog mich immer sofort mit in die Tiefe der Geschichte. Der Schreibstil ließ sich unglaublich flott und leicht lesen. Hinzukamen eindrückliche Szenenbilder, die mir nicht nur die Umgebung immer auf den Punkt genau nahebrachten, sondern auch die dabei transportierten Gefühle der Figuren. Das alles sorgte für eine authentische und lebendige Atmosphäre.
Insgesamt war das Tempo in diesem Thriller extrem hoch. Der Spannungsaufbau war geschickt gewählt, Actionelemente wurden passenden zu den Ereignissen ausgewählt und auf die unterschiedlichen Charaktere abgestimmt.
Trotz einer hohen Vielzahl an vorkommenden Personen, die ich teilweise sogar mithilfe des personalen Erzählers begleiten durfte, kam ich wunderbar zurecht. Denn die Figuren unterschieden sich nicht nur charakterlich, sondern waren so komplex ausgearbeitet worden, dass dies im Ganzen ein harmonisches Gesamtbild erzeugte.
Tom Babylon blieb für mich stellenweise ein Charakter, den ich nur schwer fassen konnte. Möglicherweise lag es an meinem mangelnden Vorwissen zu den ersten beiden Bänden. Jedenfalls gelang es mir nicht, eine tiefe Bindung zu ihm aufzubauen und seine persönlichen Schicksalsschläge berührten mich nicht so intensiv. Auch fehlte mir hier eine entscheidende Weiterentwicklung und für mich war er als Protagonist einfach zu blass. Da waren andere Figuren viel präsenter für mich. Inge, seine Mutter zum Beispiel, berührte mich viel mehr und mit ihr litt und fieberte ich gleichermaßen mit.
Sogar Toms Kollegin Sita Johanns wusste mich stärker zu begeistern, als er.
Persönlich denke ich, dass vor dem Lesen des dritten Teils die anderen beiden Bände zwingend gelesen werden sollten. Es baute schon alles ineinander auf und ich vermute ganz stark, dass dann „Die Hornisse“ richtig zünden und gleichzeitig das Raten um den wahren Strippenzieher auf ein ganz anderes Niveau heben würde.
Das Ende empfand ich ehrlich gesagt ein wenig übertrieben. Marc Raabe hatte den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrechterhalten, doch mit seinem Cliffhanger schoss er für mich über das Ziel hinaus. Es wirkte ein bisschen so, als wolle er sich nach gekonnter Zusammenführung aller roten Fäden unbedingt noch ein Türchen offenhalten, um Tom Babylon in eine weitere familiäre Dramatik zu ziehen. Hier wäre weniger doch tatsächlich mehr, um am Ende nicht gänzlich ins Unglaubwürdige abzurutschen.
Fazit:
„Die Hornisse“ ist ein intensiver und hochspannungsgeladener Thriller auf mehreren Ebenen. Vom Anfang bis zum Ende superdurchdacht und mit vielen überraschenden Wendungen gespickt.