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Veröffentlicht am 22.08.2020

Menschen geschehen Dinge

City of Girls
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In Elizabeth Gilbert Roman "City of Girls“ liefert Ich-Erzählerin Vivian Morris als alte Frau eine Lebensbeichte ab, die an eine zunächst Unbekannte namens Angela gerichtet ist. Der Bericht setzt 1940 ...

In Elizabeth Gilbert Roman "City of Girls“ liefert Ich-Erzählerin Vivian Morris als alte Frau eine Lebensbeichte ab, die an eine zunächst Unbekannte namens Angela gerichtet ist. Der Bericht setzt 1940 ein, als die 19jährige Vivian Morris das Vassar College verlassen muss, wo sie sich ein Jahr lang hemmungslos amüsiert hat. Ihre enttäuschten Eltern schicken sie nach New York zu ihrer Tante Peg, die in Manhattan das Lily Playhouse leitet. Sie bringt einfache lustige Stücke in Revuen mit hübschen Revuegirls für die Bewohner des Viertels zur Aufführung. Vivian hat bei ihrer Großmutter das Nähen gelernt und fertigt Kostüme an. Sie zieht mit ihrer Freundin, der wunderschönen Celia Ray, jede Nacht durch die Clubs, betrinkt sich und macht eine Menge sexuelle Erfahrungen. Es ist für sie eine völlig neue Welt, ein starker Kontrast zu ihrer Herkunft als WASP (White Anglo-Saxon Protestant)., wobei WASP die Mitglieder der weißen protestantischen Mittel- und Oberschicht bezeichnet. Eines Tages wird ihr Leben durch einen Skandal umgekrempelt. Nach einem kurzen Aufenthalt in ihrem Elternhaus führt sie in New York mit einer Freundin erfolgreich eine Schneiderei für Brautkleider. Die Liebe ihres Lebens wird Frank Grecco, ein schwer traumatisierter Kriegsteilnehmer, dem sie als junge Frau einmal kurz begegnet war. Sie sind einander innig verbunden, aber es ist keine Beziehung wie andere.
Die Autorin zeichnet vor dem historischen Hintergrund vor allem der 40er Jahre das Porträt einer Frau, die auch durch das Vorbild ihrer Tante Peg lernt, ihr Leben so zu führen, wie sie will, ohne sich dafür zu schämen – so wie es Männern längst gestattet ist. Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann - den Krieg zum Beispiel -, aber es gibt genügend Bereiche, in denen Frauen ihre eigenen Entscheidungen treffen, wie es im Übrigen auch die Autorin selbst vorgelebt hat, in dem sie sich von ihrem Mann trennte und eine Liebesbeziehung zu einer todkranken Frau einging. Der Roman ist nicht durchweg spannend, aber auf jeden Fall interessant und lesenswert.

Veröffentlicht am 31.03.2020

Ein Unbestechlicher sorgt für Gerechtigkeit

Pandora
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Mit "Pandora" legt das Autorenteam Amber & Berg seinen Erstlingsroman vor, der 1948 in Berlin spielt. Die geteilte Stadt liegt in Trümmern, und überall herrscht Not. Seit kurzem hat die Mordinspektion ...

Mit "Pandora" legt das Autorenteam Amber & Berg seinen Erstlingsroman vor, der 1948 in Berlin spielt. Die geteilte Stadt liegt in Trümmern, und überall herrscht Not. Seit kurzem hat die Mordinspektion mit Hans-Joachim Stein einen neuen Kommissar, der bei Scotland Yard ausgebildet wurde und nun mit seinem Kollegen Max Wuttke unter dem Vorgesetzten Carl Krüger im Mordfall Braunke ermitteln soll. Braunke war der stadtbekannte Schieberkönig, dessen Leiche im Bordell Pandora aufgefunden wurde. Zuvor hatte Stein schon einen Blick in die Akte zu dem offensichtlich nicht gelösten Fall von fünf toten Frauen werfen können, den er nicht bearbeiten darf. Für seinen Vorgesetzten ist der Fall abgeschlossen, ein Kollateralschaden, wie er zu Kriegszeiten eben passiert. Die beiden Ermittler, die sich anfangs nicht gut verstehen, weil sowohl Wuttke als auch sein Vorgesetzter Stein mit viel Misstrauen begegnen, werden bei ihrer Arbeit behindert und ständig kontrolliert. Dann passieren weitere Morde. Für Stein wird schnell deutlich, dass diese Taten mit in der Nazizeit begangenen Verbrechen zusammenhängen und dass die Aufklärung dieser Fälle das Ansehen der Opfer ruinieren würde.

“Pandora“ ist ein gut lesbarer, spannender Krimi, der viele gut recherchierte Hintergrundinformationen zur Nachkriegszeit bietet. Er macht vor allem nicht nur deutlich, wie sehr die Menschen durch Nazizeit und Krieg beschädigt sind, sondern auch, dass viele Täter unentdeckt blieben und noch immer im Amt sind, weil andere sie decken. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, und ich bin auf die Fortsetzung gespannt.

Veröffentlicht am 07.03.2020

Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern

Was wir sind
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In Anna Hopes Roman „Was wir sind“ stehen drei Frauen im Mittelpunkt. Cate und Hannah kennen sich seit der Schulzeit und waren da nicht immer Freundinnen, sondern auch Rivalinnen um die besten Ergebnisse ...

In Anna Hopes Roman „Was wir sind“ stehen drei Frauen im Mittelpunkt. Cate und Hannah kennen sich seit der Schulzeit und waren da nicht immer Freundinnen, sondern auch Rivalinnen um die besten Ergebnisse in der Schule und später an der Universität. Mit Lissa leben sie als Studentinnen in einer Wohngemeinschaft zusammen und genießen ihr Leben in London. Ein paar Jahre später ist die turbulente Zeit des unbeschwerten Glücks vorbei. Hannah hat zwar einen guten Job und ist mit einem Mann, den sie liebt, verheiratet, ist aber todunglücklich wegen ihrer Kinderlosigkeit. Cate leidet an einer postnatalen Depression. Der ständige Schlafentzug, verursacht durch Baby Tom, bringt sie an den Rand des Zusammenbruchs. Lissa träumt von einer Schauspielkarriere und bekommt kaum Angebote. Sie überlebt mit mehreren Nebenjobs und hat das Ende ihrer Beziehung mit Freund Declan noch nicht überwunden. Alle drei befinden sich mitten in einer Krise und müssen sich neu orientieren.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte mit ständig wechselnder Perspektive und zahllosen Zeitsprüngen, eine Erzählstruktur, die dem Leser volle Konzentration abverlangt. Es ist eine sehr kluge Geschichte, die die Leser und Leserinnen ihr eigenes Leben hinterfragen lässt. Jedem wird im Laufe der Zeit bewusst, dass die Erwartungen der frühen Jahre sich nicht erfüllen, dass Pläne aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert werden können. Lissas Mutter Sarah, eine Malerin, die immer an vorderster Front für feministische Ziele gekämpft hat, macht ihrer Tochter zum Vorwurf, dass sie das von der Generation der Mütter Erreichte nicht für sich umgesetzt hat, aber Scheitern liegt ja nicht nur an persönlichen Fehlentscheidungen, sondern auch am gesellschaftlichen Umfeld und immer noch auch an der Geschlechtszugehörigkeit. Die Autorin vermittelt die tröstliche Botschaft, dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern. Wir dürfen nur nicht resignieren, sondern müssen auch in scheinbar ausweglosen Situationen bereit sein, einen neuen Anfang zu machen. Immer wieder betont die Autorin außerdem, dass es wichtig ist, an unseren Freundschaften festzuhalten, selbst wenn es auch da Enttäuschungen gibt.
Mir hat der einfühlsam erzählte, berührende Roman gut gefallen und ich empfehle ihn weiter.

Veröffentlicht am 07.03.2020

Das gelobte Land gibt es nicht

Eine fast perfekte Welt
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In Milena Agus´ neuem Roman geht es um mehrere Generationen einer sardischen Familie und ihre Freunde und Bekannten. Im Mittelpunkt steht Ester mit ihrem Ehemann Raffaele, später Tochter Felicia mit ihrem ...

In Milena Agus´ neuem Roman geht es um mehrere Generationen einer sardischen Familie und ihre Freunde und Bekannten. Im Mittelpunkt steht Ester mit ihrem Ehemann Raffaele, später Tochter Felicia mit ihrem Dauerverlobten Sisternes und noch später deren Sohn Gregorio. Sie alle sind auf der Suche nach dem gelobten Land, einem Leben in einer perfekten Welt und müssen einsehen, dass eine bloße Ortsveränderung nicht reicht, um glücklich zu werden, weil es das gelobte Land vielleicht gar nicht gibt. Marianna, Felicitas Vermieterin in Cagliari, formuliert schließlich die Erkenntnis: „Die Menschen haben im Grunde nur die Wahl, von einem Ort, wo es ihnen schlecht geht, an einen anderen Ort zu wechseln, wo es ihnen genauso schlecht geht.“ (S. 109). Die Autorin vermittelt jedoch die Überzeugung, dass jeder die Möglichkeit für ein glückliches Leben in sich trägt. Allerdings ist der Weg dorthin schwierig. Die Frauen der Geschichte machen besonders negative Erfahrungen in ihren Beziehungen, lieben und werden nicht wiedergeliebt. Männer verlieren die geliebte Partnerin und finden sich danach nur mühsam im Leben zurecht. Es sind zum Teil sehr traurige Schicksale, die die Autorin in diesem Roman erzählt. Es gibt dennoch einen hoffnungsvollen Ausblick.
Die Suche nach dem gelobten Land ist jedoch nicht das einzige Thema dieses schmalen Bändchens. Die Autorin spricht auch aktuelle Themen an, wie zum Beispiel die Zerstörung der Natur, vor allem der sardischen Küstenregionen, zugunsten der touristischen Erschließung, die Vernichtung von Existenzen durch die Agrarreform oder die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des christlichen Glaubens, Kommunisten oder den ewig Gestrigen, die immer noch Mussolini nachtrauern. Mehrfach beschäftigen sich Figuren mit der Frage, ob es sich lohnt, Gutes zu tun, oder ob ein guter Mensch lediglich ein naiver Schwächling ist.
Abschließend kann ich sagen, dass diese knappe Erzählung viel Material zum Nachdenken bietet und mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 26.02.2020

Kein Küchendrama mit Kitchen-Karma

Kitchenkarma statt Küchendrama
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„Kitchen-Karma statt Küchendrama“ – Der leckere Weg zur Erleuchtung von Eva Dotterweich ist ein ungewöhnliches Kochbuch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, ansprechend ...

„Kitchen-Karma statt Küchendrama“ – Der leckere Weg zur Erleuchtung von Eva Dotterweich ist ein ungewöhnliches Kochbuch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, ansprechend bebildert und irritiert durch ein großes Durcheinander bei den Rezeptteilen. So findet man ohne hilfereich beschriftete Klebezettel die Rezepte nicht wieder, die man kochen wollte. Es ist u.a. in folgende Kategorien aufgeteilt ist: Backen und das Leben wird bunt, Ommm? Hab grade den Mund voll…, Alles im Fluss auch meine Suppe, Zähl auf Zen und das Essen ist fertig, …. Die Auswahl der Gerichte ist ein buntes Allerlei, so dass für jeden Hobbykoch etwas Ansprechendes zu finden ist. Ich habe verschiedene Gerichte ausprobiert, u.a. die Möhrensuppe auf S. 39, das Thaicurry mit Hähnchen auf S. 135 und den Hollerhupf auf S. 149. Alles war einfach zu kochen bzw. zu backen und hat gut geschmeckt.
Ob die Zubereitung und der Verzehr auch meinem Karma gut getan haben, kann ich jedoch nicht beurteilen. Die witzigen Formulierungen und Wortspiele machen gute Laune, aber mir fehlt - wie gesagt - ein bisschen die übliche Systematik.

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