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Veröffentlicht am 03.04.2020

Das ist noch Luft nach oben

Gods of Ivy Hall, Band 1: Cursed Kiss
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MEINUNG:
Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss ist der Auftakt einer mehrteiligen Reihe. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Erin geschrieben. Erin ist kein gewöhnliches Mädchen, sondern eine Rachegöttin, ...

MEINUNG:
Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss ist der Auftakt einer mehrteiligen Reihe. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Erin geschrieben. Erin ist kein gewöhnliches Mädchen, sondern eine Rachegöttin, die Hades dient. Sie besucht das Ivy Hall College, daher auch der Titel der Reihe. Auf dieses College scheinen auch noch andere Götter zu gehen, aber so genau wird darauf nicht eingegangen, was ein wenig schade ist. Neben Erin gibt es noch andere Rachegöttin, die alle zusammen wohnen und sich gegenseitig mit ihrer Bürde unterstützen. Erin studiert Game Design, was ich als sehr sympathisch und abwechslungsreich empfunden habe. Erin hat keine Eltern mehr, dafür aber eine ältere und eine jüngere Schwester, die ihr beide sehr wichtig sind.

Die Rachegöttin (es gibt auch Rachegötter) müssen männlichen Personen alle 7 Tage mit einem Kuss die Seele rauben und diese an Hades weitergeben. Die ist das Opfer, welches sie durch einen Pakt mit Hades erbringen müssen. Erin geht immer sehr sorgfältig mit ihrer Auswahl vor und wählt nur solche aus, die es in ihren Augen verdient haben. Wie man sich schon denken kann, wird es zum Problem, wenn man jemand wirklich aus Zuneigung küssen möchte, denn das ist nicht möglich. So geht Erin auch mit Arden, den auf einer Verbindungsparty kennen lernt. Alana Falk muss sich hier sehr tief mit der Mythologie beschäftigt haben, um das Thema entsprechend umzusetzen. So war jedenfalls mein Eindruck beim Lesen. Manches musste ich mehrmals lesen, um dem folgen zu können.

Der Fokus liegt trotz mythologischem Grundrahmen sehr auf der Lovestory, aber das Buch wird auch als Romantasy bezeichnet, daher sollte man wissen, auf was man sich einlässt. Natürlich entsteht zwischen Erin und Arden eine enorme Anziehungskraft und zwischen ihnen steht immer, dass sie ihn nicht küssen darf. Was anfänglich nett ist, wird dann irgendwann ein bisschen nervig, weil die beiden sich da ziemlich im Kreis drehen und es für mich auch nicht mehr nachvollziehbar war. Die Geschichte lässt sich schnell und flüssig lesen, aber für meinen Geschmack hätte es ruhig von Anfang noch ein wenig mehr Spannung sein können und die vielen Schleifen machen die Mittelteil auch etwas zäh. Dafür überzeugen dann die letzten 60 Seiten, in dem es ein paar spannenden Wendungen gibt.

Manche mögen das Ende als Cliffhanger betrachten, für mich ist die Geschichte aber eigentlich so gut wie auserzählt und ich frage mich, was da in Band 2 noch kommen soll, außer der Fortführung der Love Story. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese zweiten Band nicht lesen werde.

Der zweite Band, Lost Love, wird am 1. August 2020 erscheinen.

FAZIT:
Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss besticht mit einer wunderschönen Aufmachung, konnte mich inhaltlich aber nicht so ganz überzeugen. Mir fehlte es beim Lesen ein bisschen an Spannung und Sogwirkung. Es gibt ein bisschen zu viel hin und her. Vielleicht hätten dem Buch ein paar weniger Seiten nicht geschadet.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Solide, aber ausbaufähig

Das Gerücht
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MEINUNG:
Paula Hawkins sagt über die Geschichte „Eine Geschichte über Paranoia und Verdächtigungen, die einem Schauer über den Rücken jagt.“ Dieses Zitat und dass es von Paula Hawkins ist, haben mich neugierig ...

MEINUNG:
Paula Hawkins sagt über die Geschichte „Eine Geschichte über Paranoia und Verdächtigungen, die einem Schauer über den Rücken jagt.“ Dieses Zitat und dass es von Paula Hawkins ist, haben mich neugierig auf das Buch gemacht.

Joanna ist alleinerziehende Mutter und zieht zusammen mit ihrem Sohn aus London zurück in ihren kleinen Heimatort, um auch ihrer Mutter, die dort noch lebt, wieder näher zu sein. Joanna muss in dem Ort wieder neuen Anschluss finden und versucht dies zunächst bei anderen Müttern. Um deren Aufmerksamkeit zu bekommen, erzählt im Buchclub über eine aufgeschnapptes Gerücht: Eine Mörderin könnte unter ihnen leben. Damit setzt sie ungewollt eine Ketter von Ereignissen in Gang, die sie am Ende nur noch schwer kontrollieren kann und die sie selbst in Gefahr bringt.

Die Autorin greift hier zwei große und auch interessante Kernthemen auf. Zum einen die Macht eines in die Welt gesetzten Gerüchts und auch das Thema vom Leben dem Abbüßen einer Strafe wegen Mordes. Ersteres Thema ist gut umgesetzt worden. Man sollte am Ende daraus lernen, dass man aufpassen sollte, was man zu wem sagt, denn die Konsequenzen können verheerend werden. Das passiert Joanna auch. Dazu kommt, dass man Misstrauen gegenüber den falschen Personen schafft und das unschuldige Personen unter Umständen dafür geächtet werden. Man muss allerdings sagen, dass Joanna auch ein bisschen vom Vater ihres Sohnes angestachelt wird, der Journalist ist und eine große Story für ein Buch wittert. Sie selbst möchte sich irgendwie interessant machen und somit Anschluss finden.

Im Großen und Ganzen läuft die Geschichte ziemlich nach Schema F ab und bietet für mich in den ersten beiden Dritteln wenig Spannung, auch wenn natürlich so einiges passiert und Joanna natürlich in Aufruhr ist. Die erst ziemlich spät kommende, wirklich gut gemacht Wendung, kann noch ein bisschen was retten, denn endlich kommt es zum zweiten großen Thema in diesem Roman, was für mich allerdings fast ein bisschen zur kurz kommt, obwohl es wahnsinnig interessant ist. Man kann sich hier viele große Fragen stellen. Darf eine Person, die jemanden ermordet hat, nach der Strafe ein normales glückliches Leben führen? Darf diese Person eine Familie gründen und von dieser geliebt werden? Darf man die Vergangenheit ruhen lassen? Darf man sogar verzeihen? Auf jeden Fall wird klar, dass man nicht mehr in das alte Leben zurück kann und z.T. nur in einem Zeugenschutzprogramm leben kann.

FAZIT:
Das Gerücht ist eine solide Geschichte, die für mich aber insgesamt zu wenig Spannung aufwies und mir ein wenig schwer machte voran zu kommen. Dennoch wurde hier eine interessante Kernthemen verarbeitet, allen voran der Verlauf und die Folgen von Gerüchten. Ich sehe bei der Autorin noch Potential nach oben.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Trifft nicht meinen Nerv

Blutige Gnade
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INHALT:
Ein Einbruch ohne Diebstahl. Eine Mordserie ohne Spuren. Ein toter Journalist, der kurz davor war, eine brisante Story zu enthüllen. Mara Billinsky sieht sich mit mehreren mysteriösen Verbrechen ...

INHALT:
Ein Einbruch ohne Diebstahl. Eine Mordserie ohne Spuren. Ein toter Journalist, der kurz davor war, eine brisante Story zu enthüllen. Mara Billinsky sieht sich mit mehreren mysteriösen Verbrechen konfrontiert. Zugleich wird sie von einem Schatten aus der Vergangenheit verfolgt, der ihr ebenfalls Rätsel aufgibt - bis sie begreift, dass alle Ereignisse in Verbindung stehen. Als sie erkennt, wer im Hintergrund die Fäden zieht, ist es fast zu spät: Ab jetzt kämpft Mara nicht mehr nur um ihr eigenes Leben ...

MEINUNG:
Leo Born und seine Reihe um Mara Billinsky war etwas, was ich mir schon lange vorgenommen hatte und umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich hier das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe. Ich habe die ersten drei Teile nicht gelesen. Grundsätzlich ist es hier sicher empfehlenswert die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich groß etwas verpasst hätte.
Die kurzen Kapitel und der flüssige, rasante Schreibstil ermöglichen es, dass man hier sehr schnell durch die Seiten fliegt. Ich mochte es auch sehr, dass man hier nicht nur aus Maras Sicht liest, sondern auch diversen anderen Personen, die so einen Blick auf die verschiedenen Nebenschauplätze geben. Vermutlich sind Frankfurts dunkle Seiten genau so, aber mir war das alles irgendwie ein bisschen zu drüber beschrieben und dass die Stadt düster und ,O-Ton Leo Born, voller Gangster ist, wird auch mehr als einmal wiederholt.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit Mara Billinsky nicht wirklich warm geworden bin, obwohl ich ein absoluter Fan von solchen Frauencharakteren bin. Vermutlich ist es gewollte, dass man bei Mara immer ein bisschen an Lisbeth Salander vorgeht. Ich finde es gut, dass sie sehr tough ist und dass sie sich trotz des Polizistenjobs nicht anpassen möchte, aber ich finde sie geht gegenüber Zeugen und Verdächtigen einfach viel zu rücksichtslos und zum Teil auch respektlos vor. Am meisten hat mich wirklich abgeschreckt, dass sie eine Frau, also ihr eigenes Geschlecht, als Hure bezeichnet. Gerade Mara sollte doch wissen, dass es für Frauen nicht immer leicht ist in männerdominierten Bereichen. Was grundsätzlich schon respektlos ist, gewinnt in ihrer Rolle als Polizisten für mich einen noch schlechteren Beigeschmack. Ein bisschen Weichheit und Empathie könnten ihr wirklich nicht schaden.

Ich empfand den Thriller fast bis zu zwei Drittel sehr verworren, so dass ich wirklich überhaupt keine Ahnung hatte wie alles zusammenhängt. Das spricht natürlich für den Aufbau des Romans, aber für mich verliert es dann immer etwas an Reiz, wenn ich nicht ein paar Brocken zum Miträtseln bekomme. Leider ging es mir wie Mara, die ebenfalls vor einem großen Rätsel steht. Die Auflösung ist dennoch in sich schlüssig und lässt keine Fragen offen.

FAZIT:
Obwohl der Fall spannend war und der Schreibstil flüssig ist, wurde ich mich mit Mara und der ganzen beschriebenen Frankfurter Flair nicht wirklich warm. Es fehlte mir ein bisschen die Schwäche der Charaktere und auch die Empathie der Ermittler, die das ganze noch etwas glaubhafter gemacht hätte. Ich bin mir unsicher, ob ich diese Reihe weiter verfolgen werde.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Ganz nett für zwischendurch

Liebe Mrs. Bird
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INHALT:
London 1941. Emmeline Lake träumt davon, Kriegsreporterin zu werden. Als sie eine Anzeige für einen Job beim London Evening Chronicle sieht, scheint ihr Traum in greifbare Nähe gerückt zu sein. ...

INHALT:
London 1941. Emmeline Lake träumt davon, Kriegsreporterin zu werden. Als sie eine Anzeige für einen Job beim London Evening Chronicle sieht, scheint ihr Traum in greifbare Nähe gerückt zu sein. Stattdessen stellt sich heraus, dass sie als Sekretärin bei der respekteinflößenden Kummerkastentante Henrietta Bird arbeiten soll. Ihre Hauptaufgabe wird darin bestehen, die Leserbriefe für Mrs. Bird vorzusortieren. Die Anweisungen ihrer Chefin sind unmissverständlich: Alle Briefe, die irgendwie anstößig sind, gehen sofort in den Papierkorb. Doch Emmy liest Briefe von Frauen, die mit ihren Verlobten zu weit gegangen sind oder die sich von ihren Männern mehr körperliche Aufmerksamkeit wünschen. Emmy fühlt mit ihnen: Sie beginnt, den Frauen Antworten zu schreiben. Und unterzeichnet mit Mrs. Bird …

MEINUNG:
Da ich im letzten Jahr verstärkt meine Liebe zu historischen Romanen (vor allem in den Zeiten um die beiden Weltkriege) entdeckt habe und mir dieses Buch von Frau Goethe liest wärmstens empfohlen worden ist, war für mich klar, dass Liebe Mrs. Bird lesen möchte.

Emmeline Lakes, genannt Emmy, größter Traum ist es Journalisten zu werden, um über den Zweiten Weltkrieg zu berichten, zu der Zeit der Roman spielt. Ihr Traum scheint in Erfüllung zu gehen als sie eine Stellenanzeige für den London Evening Chronicle entdeckt und sich prompt bewirbt und auch angenommen wird. Ihr erster Tag ernüchtert sie allerdings sehr schnell als sie erfährt, was sie wirklich machen soll. Ihre Aufgabe besteht darin die Zuschauerbriefe an Mrs. Bird, die sich als Lebens- und Kummerberaterin in der Zeitung einen Namen gemacht hat, zu sortieren, denn Mrs. Bird hat klare moralische Vorstellungen davon, welche Briefe beantwortet werden und welche nicht und das sind leider sehr wenige. Emmy frustriert das und sie beginnt selbst auf die Briefe zu antworten.

Emmy erschien mir eigentlich wie ein typischer Backfisch. Natürlich ist sie deutlich jünger als Mrs. Bird und hat zu diversen Themen eine andere Meinung. So empfindet sie es auch als wichtig, den jungen Frauen, deren Männer in den Zeiten im Krieg sind und die oft keine Vertrauensperson mehr zu Reden haben, auch in Gefühls- und Liebesfragen zur Seite zu stehen und so vielleicht auch weiteren Frauen helfen zu können, die in ähnlichen Situationen sind. Emmy hat ein bisschen ihren eigenen Kopf und irgendwie auch wieder nicht. Sie ist doch recht leicht beeinflussbar. Zu einem späteren Zeitpunkt wirft ihr ihre beste Freundin vor, dass sie häufig Dinge aus egoistischen Beweggründen tut und dabei nicht an andere denkt. Natürlich gab es damals noch andere Wertevorstellungen, aber ich fand die Reaktion der Freundin absolut übertrieben und habe Emmy so überhaupt nicht gesehen.

Mrs. Bird bleibt für mich bis zum Schluss leider ein Mysterium, denn man lernt sie eigentlich sehr wenig kennen. Sie bleibt auch fast in dem ganzen Roman abwesend und spielt nur am Ende eine Rolle. Da sie doch eine so tragende Person ist, nach der sogar der Roman benannt ist, hätte ich mir hier ein wenig mehr versprochen. Vor allem mehr Konflikt- und Berührungspunkte mit Emmy, aus denen beiden möglicherweise noch etwas hätten lernen können. Dafür gab es in der Zeitung allerdings auch andere tolle Nebencharaktere, die die Geschichte lesens- und liebenswert gemacht haben.

FAZIT:
Liebe Mrs. Bird war für mich eine nette Lektüre für zwischendurch, von der ist mir allerdings etwas mehr erhofft hatte. Die historischen Gegebenheiten waren interessant, aber hinsichtlich der Handlung und Charaktere ist für mich da noch Luft nach oben.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 02.10.2019

Nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen

Hier sind Löwen
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INHALT:
1915: Die alte Bibel einer armenischen Familie an der Schwarzmeerküste ist das Einzige, was den Geschwistern Anahid und Hrant auf ihrer Flucht bleibt. Hundert Jahre später in Jerewan wird der Restauratorin ...

INHALT:
1915: Die alte Bibel einer armenischen Familie an der Schwarzmeerküste ist das Einzige, was den Geschwistern Anahid und Hrant auf ihrer Flucht bleibt. Hundert Jahre später in Jerewan wird der Restauratorin Helen eine Bibel anvertraut. »Hrant will nicht aufwachen«, hat jemand an den Rand einer Seite gekritzelt. Helen taucht ein in die Rätsel des alten Buches, in das moderne Armenien und in eine Geschichte des Exils, vom Verlorengehen und vom Schmerz, der Generationen später noch nachhallt. Und sie bricht auf zu einer Reise an die Schwarzmeerküste und zur anderen Seite des Ararat.

MEINUNG:
Eine gute Bekannte hatte mir bereits von dem Buch vorgeschwärmt bevor es auf der Longlist des Deutschen Buchpreis 2019 gelandet ist. Ich war sehr angetan von dem Buch, da ich bisher wenig über Armenien weiß und es mag genau über solche Länder mehr zu erfahren.

Die Restauratorin Helen hat armenische Wurzeln und kommt vermutlich im Rahmen eines Programms nach Jerewan, um dort u.a. die armenische Buchbindetechnik zu lernen. Außerdem restauriert sie sogenannten Familienbibeln armenischer Familie und findet einen handschriftlichen Hinweis, der sie zu eigenen familiären Nachforschungen animiert. Neben den Kapiteln um Helen gibt es auch die Kapitel um Anahid und ihren Bruder Hrant, die vor vielen Jahren aus ihrem eigenen Zuhause fliehen mussten, um nicht dem Genozid zum Opfer zu fallen.

Ich hatte das Gefühl, dass Helen noch nicht so richtig weiß, wo ihr Platz im Leben ist. Sie ist noch recht jung, hate einen Freund in Deutschland, aber noch keine Familie mit diesem. Der dreimonatige Aufenthalt in Jerewan stellt für das Paar zunächst kein Problem dar. Helen findet aber auch Gefallen an dem Sohn ihrer Kollegin im armenischen Institut für Restauration. Die Sprache des Romans ist sehr reduziert und auf den Punkt gebracht und dennoch war es mir zu wenig, auch zu wenig Emotionen und daher unnahbar, besonders Helen. Helen schwimmt mit täglichen Leben in Armenien mit, findet Freunde und ist oft gern gesehener Gast und doch fand ich es schwierig sie greifbar zu machen. Möglicherweise sollte es genau so sein.

Durch die kurzen Kapitel um Anahid und ihren Bruder bekommt man einen Einblick, was der Genozid an den Armeniern für Folgen hatte und wie die Leute darunter gelitten haben. Man bekommt auch einen Eindruck, um die Spannungen mit dem Nachbarland Türkei. Armenien scheint ein Land zu sein mit vielen Traditionen. Es wird immer wieder erwähnt, dass man hier eher in der Vergangenheit lebt und daher junge Leute das Land verlassen, um woanders Arbeit und Glück zu finden. Ich hatte mich darauf gefreut, dass Helen ihrer Familiengeschichte nachgeht, über die ihre eigene Mutter nicht besonders viel sagen will (aus guten Gründen vermutlich), aber das Ergebnis daraus war für mich nicht besonders zufriedenstellend. Möglicherweise ist es manchmal so, dass solch eine Suche keine großen Ergebnisse liefert.

FAZIT:
Von Hier sind Löwen hatte ich mir ein bisschen mehr versprochen. Mir kam die Geschichte Armeniens ein wenig zu kurz, auch wenn einige Eindrücke natürlich hängen geblieben sind. Die Sprache war mir persönlich zu reduziert, so dass vieles einfach so im Raum stehen bleiben wird, ohne dass man hier mit Hintergrundinformationen bekommt. Ein Buch, welches mir vermutlich nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, was sehr schade ist.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.