Cover-Bild Glasflügel
Band 3 der Reihe "Kørner & Werner"
(18)
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 26.02.2020
  • ISBN: 9783257071238
Katrine Engberg

Glasflügel

Ein Kopenhagen-Thriller
Ulrich Sonnenberg (Übersetzer)

Jeppe Kørner ermittelt in einem spektakulären Mordfall, der ganz Kopenhagen beschäftigt: Im ältesten Brunnen der Stadt, inmitten der Fußgängerzone, wurde eine Leiche gefunden. Auf die Hilfe seiner Kollegin Anette Werner kann er diesmal nicht zählen, denn die muss sich statt um den Mordfall um ihr Baby kümmern. Bald schon stößt Kørner auf eine düstere Einrichtung für hilfsbedürftige Jugendliche und auf Leute, die ihre eigene Vorstellung von Fürsorge haben.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Sommerfuglen

1

Der Morgen beginnt nicht schön für den Kopenhagener Schüler, der sich mit Zeitungsaustragen sein Taschengeld aufbessert. In einem Stadtbrunnen findet er einen Toten. Es bleibt nicht bei diesem Leichenfund. ...

Der Morgen beginnt nicht schön für den Kopenhagener Schüler, der sich mit Zeitungsaustragen sein Taschengeld aufbessert. In einem Stadtbrunnen findet er einen Toten. Es bleibt nicht bei diesem Leichenfund. Jeppe Kørner wird auch an den Folgetagen damit konfrontiert. Alle Toten haben eines gemeinsam: sie waren in einer privaten Jugendpsychiatrie – dem Haus Sommerfuglen (Schmetterling) – tätig. Das Heim wurde nach dem Suizid einer jungen Bewohnerin geschlossen, ihr Vater gab der Heimleitung die Schuld. Damit steht er ganz oben auf der Verdächtigenliste.

Aber es ist nicht so einfach, wie es scheint. Jeppe, der schmerzlich seine Kollegin Anette Werner vermisst, stochert im Nebel, Verdächtige haben ein Alibi, ehemalige Bewohner sind zum Teil in anderen Kliniken oder im Ausland.

Eines wird dem Leser aber schnell klar, die Missstände in Sommerfuglen gingen tief und sie stehen sicher auch den Morden in Verbindung. Außerdem zeigt die Autorin in ihrem spannenden Krimi auch die Systemfehler in einem Gesundheitssystem auf, in dem Patienten sich der Wirtschaftlichkeit unterordnen müssen. Die Überforderung der Schwestern und Pfleger ist greifbar.

So beginnt nämlich auch das Buch. Im vorangestellten Prolog werden wir Zeugen, wie eine an ihre Grenzen gekommene, labile Schwester einen hochbetagten und schwierigen Patienten per Injektion „erlöst“. Damit begleitet mich natürlich den ganzen Krimi über die Frage, ob hier schon ein Fingerzeig auf den Täter gegeben wurde.

Anette Werner fühlt sich in der Elternzeit unglaublich müde, es gibt keine ruhigen Nächte mehr, aber auch gelangweilt. Ihr fehlt die Arbeit, vielleicht auch die intellektuelle Herausforderung. Was in manchen Krimis der Part der Privatermittler ist, die der Polizei ins Handwerk pfuschen, das übernimmt nun Anette. Allerdings mit guten Ergebnissen, die Jeppe immer mal wieder auf die Sprünge helfen. Denn wer als Ersatz einen netten Kollegen bekam, der intern der „Hosenträger-Onkel“ genannt wird, kann auch jede Hilfe gebrauchen.

In einem kleinen Nebenstrang darf man sich auch auf die Schriftstellerin Esther freuen, die man schon aus den vorhergegangen Büchern kennt. Auch hier schafft es die Autorin, mich lange im Unklaren zu lassen, ob Esters Erlebnis eine Verbindung zu Sommerfuglen zeigt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Spannung kontinuierlich hoch und wird immer wieder mal durch leisen Humor oder eine witzige Bemerkung gebrochen. Deutlich zu spüren ist auch das Anliegen, das die Autorin transportieren möchten: die Zustände in einem immer stärker belasteten Gesundheitssystem, das für Personal und Patienten gleichermaßen grenzwertig ist.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Brunnenleiche

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Endlich ist das Baby da, Anette Werner ist in Elternzeit. Und obwohl sie ihre kleine Tochter umhegt, hat sich das große Mutterglück noch nicht eingestellt. Anette vermisst ihre Arbeit. Und Jeppe Kørner ...

Endlich ist das Baby da, Anette Werner ist in Elternzeit. Und obwohl sie ihre kleine Tochter umhegt, hat sich das große Mutterglück noch nicht eingestellt. Anette vermisst ihre Arbeit. Und Jeppe Kørner vermisst Anette. In einem Brunnen in der Stadtmitte wurde eine Leiche gefunden und Jeppe leitet die Ermittlungen. Bei dem Opfer handelt es um eine Mitarbeiterin eines Krankenhauses, eine auf den ersten Blick unbescholtene Frau. Die Polizeibeamten finden zunächst keine eindeutigen Hinweise. Jeppes alte Bekannte Esther de Laurentis braucht neuen Schwung in ihrem Leben. Vielleicht bietet des Einzug eines neuen Nachbarn hier eine Chance.

In seinem dritten Fall ist Jeppe Kørner zum ersten Mal auf sich alleine gestellt. Der Umbruch in seinem Leben ist fast geschafft, die Trennung überwunden, das Haus verkauft. Dass er übergangsweise wieder bei seiner Mutter wohnt, ist nicht ideal, aber es ist eben so. Umso glücklicher ist er über die neue Frau in seinem Leben. Dagegen tut Anette Werner sich noch etwas schwer mit dem Familienleben und so ganz kann sie es nicht lassen, Nachforschungen anzustellen. Der Fall führt ins Gesundheitssystem Dänemarks. Auch wenn in Dänemark der Glücksquotient hoch ist und das Leben hyggelig, so sind die Mitarbeiter in den Krankenhäusern und Praxen doch gestresst und überarbeitet, so wie eigentlich überall.

Wie so häufig bei Ermittlungen dauert es ein Weilchen, bis sich aus einigen Spuren ein Bild ergibt. Mit leichter Hand und einigem Humor versteht es die Autorin, ein interessantes Thema aufzuarbeiten. Sie beschreibt die Überforderung in der Gesundheitsbranche und auch die Tragik, die sich daraus ergeben kann. Aber auch die Abgebrühtheit und Gier, die entstehen können, wenn in ein System viel Geld fließt. Eine Thematik, die einen schon mitnimmt. Dann freut man sich auf die Ausflüge zu Esther und Gregers, wobei man besonders Ester manchmal einen größeren Anteil am Geschehen wünscht. Sie wäre sicher für so manche Idee gut. Insgesamt ist dieser fesselnde Kriminalroman bestens geeignet, um einen Einblick in die nicht ganz so heile Welt der Medizin zu erhalten. Dabei wird nichts beschönigt, aber dennoch so elegant beschrieben, dass die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Hinzu kommt, dass man sich bei einem dritten Fall schon auf das Wiederlesen guter alter Bekannter freut.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Etwas ist faul im Staate Dänemark

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Es ist eine interessante Thematik, die Katrine Engberg im dritten Band ihrer Kopenhagen-Thriller behandelt. Was geschieht mit Jugendlichen, die von ihren Eltern aufgegeben werden? Die Probleme damit haben, ...

Es ist eine interessante Thematik, die Katrine Engberg im dritten Band ihrer Kopenhagen-Thriller behandelt. Was geschieht mit Jugendlichen, die von ihren Eltern aufgegeben werden? Die Probleme damit haben, sich in den normalen gesellschaftlichen Alltag zu integrieren? Die wegen Verhaltensauffälligkeiten in Betreuungseinrichtungen gegeben werden? Sieht man dort in ihnen den Mensch, oder werden sie zum bloßen Studienobjekt degradiert? Und wie wirken sich der Aufenthalt und die Behandlungen auf ihre Psyche aus?

Doch zuerst einmal bekommt es Jeppe Kørner mit einem Mordopfer zu tun, das mitten in Kopenhagen in einem Brunnen entsorgt wurde. Zu Tode gekommen durch feine Schnitte an Handgelenk und Leiste, ausgeblutet und mit einem Lastenfahrrad zu dem Brunnen transportiert. Aber das soll nicht die einzige Leiche bleiben, kurze Zeit später folgt die nächste. Die einzige Gemeinsamkeit, die im Laufe der Ermittlung auftaucht, ist eine Pflegeeinrichtung für auffällige Jugendliche, ehemaliger Arbeitsplatz der Opfer. Opfer? Wirklich? Bei dem geübten Krimileser klingelt es, vielleicht waren sie auch Täter und mussten mit dem Leben bezahlen. Man wird sehen…

„Etwas ist faul im Staate Dänemark“, dieses Zitat aus Shakespeares Hamlet fasst gut zusammen, wie es – nicht nur – um das dänische Gesundheitssystem bestellt ist. Private Institutionen übernehmen staatliche Aufgaben, arbeiten mit schlecht (oder überhaupt nicht) ausgebildeten Mitarbeitern, die schlecht entlohnt werden. All das ausgetragen auf dem Rücken derjenigen, die dringend Hilfe benötigen, aber in ihrer Hilflosigkeit allein gelassen werden.

Es ist ein durchaus heißes Eisen, das Engberg hier anpackt. Die Schilderungen wirken realistisch, und genau daraus bezieht dieser Thriller seine Spannung. Auch wenn es etwas Zeit braucht, bis sich das Thema herauskristallisiert. Allerdings hat die Autorin zum Ende hin dann doch etwas sehr übertrieben, aber spektakuläre Showdowns scheinen momentan im Trend zu sein. Unglaubwürdig und überflüssig.

Abstriche machen muss man hingegen bei der Darstellung ihres Personals. Sowohl Jeppe als auch Anette bleiben trotz der immer wieder eingeschobenen Hinweise zu Privatleben und Beziehungen für mich eher blass, konturlos, ohne Ecken und Kanten. Sie wirken austauschbar, sind keine Persönlichkeiten, sondern einfach nur beliebig und somit uninteressant. Zumindest für mich. Schade!