Cover-Bild Marianengraben
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 28.02.2020
  • ISBN: 9783847900429
Jasmin Schreiber

Marianengraben

Roman

»Ein Buch, das Geborgenheit bietet und Hoffnung schenkt« Yasmina Banaszczuk

Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2020

Wenn dich ein Roman wie ein Bus überfährt...

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Eher zufällig bin ich über dieses Buch gestolpert und ich bin froh, dass es diesen Zufall gab, denn ich bin regelrecht überwältigt.

In der Geschichte geht es um Paula, die ihren Bruder Tim verloren hat ...

Eher zufällig bin ich über dieses Buch gestolpert und ich bin froh, dass es diesen Zufall gab, denn ich bin regelrecht überwältigt.

In der Geschichte geht es um Paula, die ihren Bruder Tim verloren hat und damit so gar nicht umgehen kann. Sie steckt tief in ihrer Depression fest und ein Ausweg scheint nicht in Sicht. Doch dann trifft sie zufällig auf Helmut und vielleicht ist da doch noch etwas Hoffnung...

Die Hauptakteurin Paula fungiert als Ich- Erzählerin, weshalb man ihre Gedanken und Gefühle sehr intensiv zu spüren bekommt, was ich sehr mochte. Paula ist eine Figur mit Ecken und Kanten, was sie sehr real erscheinen lässt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen, da ich vor einigen Jahren ebenfalls einen Verlust durchstehen musste und dadurch auch abgerutscht bin. Ihr vieles Weinen empfand ich als tröstlich, denn oft kann man das in den schweren Phasen ja gar nicht. Die Darstellung der Depressionssymptome spiegelten genau das wieder was ich durchlebt habe und es hat mich sehr aufgemuntert und beruhigt, dass man nicht die Einzige ist, der es so geht.

Helmut als schrulliger alter Herr hat mich ein ums andere Mal schmunzeln lassen. Trotz seiner grimmigen Art muss man ihn einfach gern haben, denn letztendlich steckt auch in ihm ein weicher Kern.

Richtig magisch fand ich, dass die beiden Hauptfiguren so viel gemeinsam haben und sich deswegen dann so gut verstehen und sich aus diesem Grund gegenseitig Halt geben können.

Als tierlieber Mensch konnten mich natürlich auch Judy und Lutz direkt für sich einnehmen.

Der Road- Trip ist amüsant und spannend dargestellt. Auch hier geht eben nicht alles immer glatt.

Ich mochte, dass die Kapitelüberschriften die Entfernung vom Marianengraben sind, denn erst steckt Paula richtig tief drin und kommt nur langsam aus dem Schlamassel raus.

Die Schreibe der Autorin hat sich so angenehm lesen lassen, dass ich den Roman regelrecht inhaliert habe. Ehrlich gesagt hätte ich noch ewig weiterlesen können.

Das Ende war dann eine kleine Überraschung und hat mich sehr glücklich zurückgelassen.

Fazit: Selten habe ich so ein perfektes Buch gelesen, dessen Lektüre mich so begeistert und mitgenommen hat. Für mich ein Lesehighlight 2020. Must- Read!

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Allüberwältigende Trauer

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Was haben ein krankes Huhn, ein neurotischer Schäferhund und eine junge ständig weinende Doktorandin gemeinsam? Helmut!

Paulas Leben ist im Chaos versunken. Als ihr Bruder Tim vom Badeurlaub mit ihren ...

Was haben ein krankes Huhn, ein neurotischer Schäferhund und eine junge ständig weinende Doktorandin gemeinsam? Helmut!

Paulas Leben ist im Chaos versunken. Als ihr Bruder Tim vom Badeurlaub mit ihren Eltern nicht mehr zurückkommt, bricht für Paula eine Welt zusammen.

Sie überlebt irgendwie ihre Situation und ihr Psychiater, mit dem sie eigentlich nur über Nudeln spricht, rät ihr, am Grab endlich Abschied zu nehmen. Paula nimmt sich den Ratschlag tatsächlich zu Herzen und begibt sich zum Grab ihres Bruders.

Da sie allerdings allen Menschen aus dem Weg geht, beschließt sie, nachts das Grab zu besuchen.
Die nächtliche Tour über die Mauer findet ein jähes und skurriles Ende.

Paula stößt auf Helmut, der gerade die Urne seiner Frau ausgräbt. Beide flüchten gemeinsam vor den Friedhofswächtern und beim Sturz über die Mauer passiert das Unglaubliche.

In Helmuts Wohnung lernt Paula Lucy kennen. Die neurotische Hündin schließt Paula gleich ins Herz, auch wenn die Art der Zuneigung des Hundes zu wünschen übrig lässt.

Die beiden scheinen sich gesucht und gefunden zu haben. Helmut lädt Paula zu einem kleinen Roadtrip in die Alpen ein um der Trauer eine Richtung zu geben.

Helmut versteht es ausgezeichnet, Paula auf die Palme zu bringen und als sie unterwegs die verletzte Henne Lutz aufgabelt, muss Helmut ausreichend Nerven aufbringen.

Doch Paula weiß, dass auch Helmut noch etwas zu verarbeiten hat und beschließt, dem auf den Grund zu gehen.

Ein Schlagabtausch geht auf den nächsten über und wir erfahren von Helmuts Leben und von der unglaublichen Liebe Paulas zu ihrem ertrunkenen Bruder.

Während Paula in ihren Gedanken mit Tim im Marianengraben taucht und neue Arten bestimmt, fast Helmut sich ein Herz und erzählt die Geschichte seiner Familie. Es überschlagen sich Trauer, Hoffnung und der Drang, heimzukehren.

Jasmin Schreiber erzählt mit „Marianegraben“ eine Geschichte der ganz besonderen Art.

Allumfassende Trauer beherrschen die Zeilen, finden aber einen wundersamen heilenden Weg in das Herz der Menschen, die sie umgehen. Freundschaft, Hoffnung und Selbstheilung finden auf den Straßen und dem alten Berghof Einklang.

Unabhängig vom der Lebensgeschichte erzählt Schreiber zart und doch schonungslos offen den unterschiedlichen Umgang von Menschen mit Trauer.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Ein Roman, den ich jedem ans Herz legen möchte!

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Mit 11.000 Metern unter dem Meeresspiegel ist der Marianengraben die tiefste Stelle der Welt. Hier unten ist Paula emotional nach dem Tod ihres kleinen Bruders Tim angekommen. Auf dem Friedhof hat sie ...

Mit 11.000 Metern unter dem Meeresspiegel ist der Marianengraben die tiefste Stelle der Welt. Hier unten ist Paula emotional nach dem Tod ihres kleinen Bruders Tim angekommen. Auf dem Friedhof hat sie ihn seit der Beerdigung jedoch nicht mehr besucht, da es ihr nicht gefällt, dabei von anderen beobachtet zu werden. Als ihr Therapeut vorschlägt, dann eben dorthin zu gehen, wenn keiner da ist, entscheidet sie sich kurzerhand für einen nächtlichen Einbruch. Doch wider erwarten ist sie nicht allein, sondern trifft auf einen alten Herrn, der gerade eine Urne ausgräbt. Unfreiwillig trennen sich die Wege der beiden nicht gleich, und kurze Zeit später findet Paula sich mit ihm auf einen Roadtrip gen Süden wieder.

Das Cover des Buches zeigt Tentakeln, von denen sich die Protagonistin Paula in die Tiefe gezogen fühlt. Ihre Gedanken kreisen unermüdlich um ihren Bruder und dessen Tod. Für die angestrebte Promotion findet sie keine Kraft und die Gespräche mit ihrem Therapeuten helfen ihr bei der Bewältigung ihrer Depression bislang auch nicht so recht. Sie ist ganz unten im Marianengraben, aus dem sie nur langsam wieder aufsteigt, wie die Kapitelüberschriften mit der jeweiligen Meterangabe verdeutlichen.

Die Atmosphäre des Buches ist zu Beginn wehmütig und bedrückend und gab mir Einblicke in Paulas Gefühlswelt. Nach kurzer Zeit kommt es jedoch zur ersten skurrilen Szene, denn Paula begegnet nachts auf dem Friedhof Helmut beim Ausgraben einer Urne. Die beiden liefern sich einen amüsanten Schlagabtausch und verbringen aufgrund eines skurrilen Malheurs noch einige Zeit miteinander.

Eigentlich wollte Paula sich nach der Friedhofsaktion schnellstmöglich wieder in ihre Wohnung verkriechen. Doch das Gespräch mit Helmut, der selbst einige Schicksalsschläge erlitten hat, bringt sie ins Nachdenken. Er erzählt ihr von seinem Vorhaben, zu dem er fest entschlossen ist und das eine für sein hohes Alter kräftezährende längere Reise mit seinem Wohnmobil beinhaltet. Und bei dem sie nach einem spontanen „Was solls“-Moment plötzlich seine Begleitung ist.

Die Geschichte konnte mich von der ersten Seite an packen und hat mich nicht mehr losgelassen. Die Autorin beschreibt mit offenen Worten, wie beschissen es ist, einen geliebten Menschen viel zu früh zu verlieren und welche Gedanken beim Trauern im Kopf herumschwirren können. Das hat mich tief berührt und Resonanz in mir ausgelöst. Doch der Roman zieht den Leser nicht mit sich in die Tiefe, sondern könnte mir durch skurrile Momente immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Diskussionen zwischen Paula und Helmut sind mal nachdenklich stimmend, mal unterhaltsam. Hier stimmt das Gesamtpaket: „Marianengraben“ ist für mich ein klares Lesehighlight, das ich jedem ans Herz legen möchte!

Veröffentlicht am 06.03.2020

Zum Weinen schön

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Zum Inhalt:
Paula, die Studentin und Helmut, der ältere Herr, haben eigentlich nichts gemein und doch fühlen sie sich verbunden. Beiden haben einen geliebten Menschen verloren und leiden darunter. Als ...

Zum Inhalt:
Paula, die Studentin und Helmut, der ältere Herr, haben eigentlich nichts gemein und doch fühlen sie sich verbunden. Beiden haben einen geliebten Menschen verloren und leiden darunter. Als die beiden sich mitten in der Nacht auf dem Friedhof treffen, ist das eine echt schräge Begegnung, die am Ende dazu führt, dass sie eine gemeinsame Reise unternehmen. Und diese Reise verändert beide.
Meine Meinung:
Was für ein tolles Buch! Ich habe gelacht, geweint, beim Roadtrip mitgefiebert und ein Buch gelesen, dass mich einfach tief beeindruckt und ungeheuer berührt hat. Es hat eine ungeheuer gute Mischung von berührender Erzählung, lustigen ja geradezu schrägen Teilen. Auch wenn es um den Tod von geliebten Menschen geht, dem Bruder von Paula und der Exfrau von Helmut und irgendwie auch um den verstorbenen Sohn von Helmut geht, hat das Buch auch herrlich leichte Momente. Ich glaube, dass die Autorin durch ihre Tätigkeit als Sterbebegleiterin einen besonderen Umgang mit dem Tod hat und vielleicht sogar eigene Erfahrungen verarbeitet hat, aber wie auch immer. Dieses Buch ist für mich ein absolutes Highlight und ich empfehle es uneingeschränkt.
Fazit:
Zum Weinen schön

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Über das Leben und das Sterben, über Trauer und Glück - ergreifend mit heiterem Unterton

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Der Marianengraben im Pazifischen Ozean liegt 11.000 m tief und ist damit die tiefste Stelle des Weltmeers. Der „Marianengraben“ der Protagonistin Paula in Jasmin Schreibers gleichnamigen Roman ist nicht ...


Der Marianengraben im Pazifischen Ozean liegt 11.000 m tief und ist damit die tiefste Stelle des Weltmeers. Der „Marianengraben“ der Protagonistin Paula in Jasmin Schreibers gleichnamigen Roman ist nicht greif- oder sichtbar, aber mit der gleichen Tiefe wie sein Namensvetter hat er sich in ihrem Innersten eingegraben. Er ist dort, wo es ihr an Licht und Farbe fehlt, wo sie nicht genug Luft zum Atmen findet und wo ihr die Energie zum Leben entzogen wird, weil ihre unendliche Liebe zu ihrem Bruder über dessen Tod hinaus ihr die Kraft raubt. Die Tiefe des Marianengrabens betitelt die Kapitel des Buchs und ließ dadurch für mich als Leserin das langsame Auftauchen und Abstreifen der Dunkelheit von Paula auch nach außen hin sichtbar werden.

Der Unfalltod ihres über zehn Jahre jüngeren Bruders Tim hat bei Paula eine große emotionale Leere hinterlassen. Wieder und wieder fragt sie sich, ob ihre Anwesenheit am Unfallort den Tod von Tim hätte verhindern können. Als sie sich nach der Beerdigung endlich traut, das Grab zu dem für sie perfekten Zeitpunkt aufzusuchen, stellt sie fest, dass sie nicht wie gewünscht allein auf dem Friedhof ist. Bei dieser Gelegenheit lernt sie Helmut kennen, viermal so alt wie sie und mit einem klaren Auftrag, den er zu erfüllen gedenkt und der ihn schließlich mit seinem neuerworbenen alten Wohnmobil Richtung Berge in den Süden treibt. Paula begleitet ihn und schnell wird die Geschichte zu einem skurrilen Roadmovie.

Paula und Tim sind ganz unterschiedliche Charaktere. Während Paula kontaktscheu und ruhig ist, gerne liest und lernt, ist Tim ebenfalls neugierig auf das Leben, aber er schließt schnell Freundschaften und ist abenteuerlustig. Paula versucht an dem Status Quo vor dem Unfall festzuhalten. Das, was sie aktuell erlebt erzählt sie in Gedanken ihrem Bruder und stellt sich seine Reaktionen in entsprechenden Situationen vor und seine Rückfragen auf ihre Schilderungen. Entsprechend angepasst und einfach, aber brillant ist in diesen Abschnitten die Sprache im Zwiegespräch mit Tim. Sie kann ihn nicht aus ihren Gedanken lassen, denn sie stellt sich vor, dass die Größe des dann entstehenden Raums nicht zu füllen ist. Und immer wieder stellt sie sich die Frage ihrer Schuld. In der Geschichte ist spürbar, dass die Autorin sich mit dem Sterben als Ende unseres Lebens aktiv auseinandersetzt.

Helmut erscheint zunächst als schrulliger älterer Herr. Zunehmend entdeckt Paula jedoch Gemeinsamkeiten. Einige seiner eigenen Erlebnisse, die er im Laufe der vielen Jahre seines Lebens gesammelt hat, sind ähnlich denen seiner viel jüngeren Reisebegleiterin. Beide bleiben sich auf ihrer Fahrt selbst treu und dennoch ist deutlich spürbar, dass sie im Austausch ihrer Erfahrungen und Gefühle ein besseres Verständnis nicht nur voneinander, sondern über viele Dinge des Lebens finden.

„Marianengraben“ von Jasmin Schreiber ist ein Roman über das Leben zu dem das Sterben dazugehört, ob absehbar oder unerwartet. Die Autorin schreibt über Trauer und über Glücksmomente. Sie findet eine eigene Art, der ergreifenden Erzählung an manchen Stellen einen heiteren Ton zu geben, der dem Roman eine gewisse Leichtigkeit verleiht und immer wieder über die berührenden und schmerzlichen Geschehnisse hinweg Fröhlichkeit einkehren lässt. Sehr gerne vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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