Außergewöhnlich & sehr schön
Stummes EchoMEINE MEINUNG
Ein Buch, das komplett außerhalb meiner Komfortzone liegt. Es spielt in der Nachkriegszeit, ist realtiv dünn und behandelt die Geschichte einer Familie, was eigentlich gar nicht meinem Geschmack ...
MEINE MEINUNG
Ein Buch, das komplett außerhalb meiner Komfortzone liegt. Es spielt in der Nachkriegszeit, ist realtiv dünn und behandelt die Geschichte einer Familie, was eigentlich gar nicht meinem Geschmack entspricht. Doch eine Freundin hatte es mir empfohlen und als ich es schließlich geschenkt bekommen habe, war ich doch sehr neugierig auf den Inhalt.
Es geht um die Prime-Familie mit ihren 4 Kindern, die auf einem Bauernhof, dem Beacon, in England leben. Die Eltern schuften den ganzen Tag, während die Kinder sich allesamt in verschiedene Richtungen entwickelten. Während May sich nie von ihren Eltern lösen konnte und immer noch auf dem Beacon lebt, sind Berenice, Colin und Frank ausgezogen und haben sich ihr eigenes Leben aufgebaut. Besonders Frank, der nach London ging, anerkannte Journalist wurde und schließlich einen Bestseller-Roman verfasste. In diesem erzählt er von seiner schrecklichen Kindheit, die von Gewalt und Demütigung geprägt wurde und alles deutet daraufhin, dass es sich mehr um eine Biografi, als um einen Roman handelt. Doch seine Geschwister sind empört, es stimmt doch nicht, was er alles erzählt! Oder?
Die 4 Prime Kinder wachsen auf dem Hof ihrer Eltern auf, wo die Arbeit stets an erster Stelle steht. Gleichzeitig behüten die Eltern ihre Kinder und besonders die Mutter möchte ihre Kinder am liebsten nah bei sich behalten, wehe sie werden selbstständig und ziehen aus. Doch nach und nach passiert genau das, bis auf May, die nach einem gescheiterten Versuch in London zurück auf den Beacon zieht.
Die Charaktere sind sehr schön gezeichnet, auch wenn nur bestimmte Aspekte ihrer Eigenschaften und ihres Lebens beleuchtet werden. Es fehlen tiefgehende Details, besonders über Berenice und Colin, doch passte es so zum Stil des Buches, das mit der geringen Seitenzahl auch nicht viel mehr erzählen konnte. Gleichzeitig blieb die ganze Zeit eine gewisse Distanz zu den Charakteren stehen, die wirklich und authentisch aufgezogen wurden.
Wir erfahren hier besonders viel über May und Frank, wobei mich Franks Charakter viel neugieriger gemacht hat. Schon der Klappentext spielt da auf einiges an, weswegen ich ganz gespannt auf seine Sicht der Dinge war.
Über May erfahren wir besonders viel aus ihren Kindheitstagen und dem jungen Erwachsenen-Alter. Darüber hinaus lernen wir sie nicht wirklich neu kennen, vermutlich weil sich ihr Charaktere seit knappen 30 Jahren nicht mehr weiter entwickelt hat. Sie ist auf dem Beacon "gefangen" und traut sich kaum, ein Leben zu versuchen.
Von Frank hingegen erfahren wir viel mehr aus seinem Erwachsenenalter, er entwickelt sich weiter, wächst aus sich hinaus und bleibt doch so, wie er auch als Kind schon war. Er erlebt vieles, macht Karriere und doch jagen in die Dämonen aus seiner Kindheit. Er war ein sehr interessanter Charakter, über den ich gerne auch noch mehr gelesen hätte.
Sprachlich fand ich das Buch ebenfalls sehr gelungen. Es ist in der Er-, Sie-Form geschrieben und ich kann kaum einordnen, ob es sehr fließende Übergänge zwischen den Perspektiven gab oder ob die Erzählform schon eher Richtung allwissend ging. Es ließ sich auf jeden Fall sehr angenehm lesen und hat mich trotz der eher kühleren und distanzierteren Erzählweise sehr begeistern können.
Die Handlung ist genau das, was der Klappentext verspricht und ich weiß nicht, ob er mir eventuell ein wenig zu verraten hat. Denn mehr passierte eigentlich auch nicht. Das Buch war frei von Drama und Überspitzungen und erzählte ganz einfach die Geschichte der Familie, die gleichermaßen ruhig als auch aufregend und spannend war. Obwohl eigentlich nicht viel passiert ist, habe ich das Buch sehr aufmerksam und gebannt gelesen. Es dauerte eine Weile, bis das Geschehen richtig ins Rollen gekommen ist, doch hat mir diese ganze Art der Geschichte wirklich sehr gefallen.
Teilweise hat es sich ein wenig gezogen, aber nie lange, dafür ist das Buch auch wirklich zu dünn gewesen. Ich muss aber wirkcih zugeben, dass ich noch ein wenig etwas anderes erwartet habe. Mehr von Franks Erzählungen und mehr Rückblicke in die Kindheit, die die verschiedenen Perspektiven noch einmal aus der Erwachsenensicht beleuchten. Aber das ist meine enizige Kritik.
Und obwohl einige hier in ihren Rezensionen schreiben, dass sie das Ende nicht mögen, muss ich zugeben, dass ich es sehr mochte. Es passt perfekt zum Inhalt, wurde schön geschrieben und hat mich das Buch tatsächlich nicht enttäuscht zur Seite legen lassen.
FAZIT
Ein außergewöhnlicher Roman über eine Familie, die aus zwei Perspektiven wahr genommen wurde. Der Inhalt war unaufregend und fesselnd zugleich und wurde sprachlich sehr schön gestaltet. Mir fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, sodass ich die volle Punktzahl hätte geben können, aber insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen.