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Veröffentlicht am 02.06.2020

Emotionale Familiensaga

Belmonte
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„Belmonte“ von Antonia Riepp ist eine emotionale Familiensaga, welche die Geschichten von Teresa, ihrer Tochter Franca und deren Enkelin Simona in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Mich hat das Buch von ...

„Belmonte“ von Antonia Riepp ist eine emotionale Familiensaga, welche die Geschichten von Teresa, ihrer Tochter Franca und deren Enkelin Simona in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Mich hat das Buch von der ersten Seite an gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen!

Simona, eine junge Frau mit italienischen Wurzeln, wuchs in Kempten bei ihrer Großmutter Franca auf, die selbst als junge Frau auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben aus dem kleinen italienischen Dorf Belmonte nach Kempten kam. Simonas Leben in Kempten ist eigentlich recht unkompliziert – wäre da nicht ihre impulsive Art die ihr sowohl in der Arbeit als auch in ihrer Beziehung häufiger Schwierigkeiten bereitet.
Als ihre Großmutter überraschend stirbt erbt Simona Francas Elternhaus in Belmonte, von dem sie bis dahin nichts wusste. So wie auch, das wird ihr erst später bewusst, von einem Großteil des Lebens der „nonna“. Den letzten Wunsch ihrer Großmutter, Simona solle einige Wochen in Belmonte verbringen, erfüllt Simona – auch um selber aus ihrem Alltag zu flüchten und sich „abzukapseln“ von ihrer nervigen Mutter, aber auch von ihrem Freund. Als Simona in dem Haus ankommt erhält sie nacheinander mehrere Kassetten, auf welchen Franca ihre Lebensgeschichte aufgenommen hat. Eine Lebensgeschichte die Simona so nicht kannte und so auch nicht erwartet hat. Die ihr Leben aber vollkommen verändern wird.

Der Roman spielt im Zeitraum von 1944 bis in das Jahr 2018 und spinnt die Familiengeschichte von Franca und Simona beginnend mit der Geschichte von Francas Mutter Teresa, die sich im Widerstand gegen die Deutschen engagierte. Die Kapitel wechseln – zunächst wird, als Rahmen für die weitere Handlung, ein Großteil von Teresas Geschichte erzählt, Francas Lebensgeschichte wechselt sich immer wieder mit Kapiteln aus der Gegenwart, die insbesondere Simonas Reaktionen auf das Gehörte zeigen, ab. Die Erzählung in den verschiedenen Zeitebenen ist aus meiner Sicht sehr harmonisch – man hat nicht das Gefühl, dass in der Zeit gesprungen wird – die Kapitel fügen sich nahtlos ineinander, sodass man parallel das Leben von Franca und Simona in Belmonte nachverfolgen kann. Dieses Bild find ich übrigens auch auf dem Cover des Buches sehr schön umgesetzt, das im Hintergrund, in sepia gehalten eine Frau am Brunnen zeigt – die Vergangenheit, und im Vordergrund eine junge Frau auf einem Motorroller – die Gegenwart.

Der Schreibstil dieses Buches konnte mich absolut überzeugen - es ist flüssig zu lesen – verleiht der Geschichte durch die eingestreuten italienischen Worte (die man nicht zwingend verstehen muss –häufig ergeben sie sich aus dem Kontext oder werden nochmal übersetzt) aber eine enorme Authentizität, sodass ich teilweise das Gefühl hatte, wirklich am Tisch der Familie zu sitzen. Auch die, insbesondere in der Zeit von Teresa leider noch häufig vorherrschende Gewalt gegen Frauen, sei es von ihren Ehemännern oder Vätern, wird in diesem Buch thematisiert, wobei die Sprache aber niemals brutal wird, auch wenn es aufgrund der Taten an einzelnen Stellen durchaus notwendig wäre. Diese Sachlichkeit ist aus meiner Sicht Ausdruck der Ergebenheit mit der die Frauen ihr Schicksal hingenommen haben, was in dem Buch auch ganz klar zum Ausdruck kommt.

Die Figuren in dem Buch lassen sich aus meiner Sicht mit einem Wort beschreiben „authentisch“. Wie schon gesagt hatte ich bei den Familienszenen häufig das Gefühl direkt dabei zu sein – ich konnte mir genau vorstellen, wie trubelig es in dem Haus zugeht. Ich habe Franca vor mir gesessen wie sie in ihrem Sessel sitzt und die Kassetten aufnimmt und Simona wie sie versucht den Garten umzugraben. Hier hat es die Autorin aus meiner Sicht wirklich geschafft, den Leser in die Geschichte zu entführen.

Durch den Stammbaum der auf der Innenseite des Einbands abgedruckt ist hat der Leser eine „allwissende“ Rolle, d.h. er weiß bereits zu Beginn von Dingen, die die Figuren erst zum Ende des Buches herausfinden. Dies hat mich zu Beginn des Buches sehr gestört muss ich sagen. Insbesondere da ich sehr häufig in den Stammbaum geschaut habe, um die Verhältnisse zwischen den Figuren besser nachvollziehen zu können (dafür ist der Stammbaum nämlich wirklich hilfreich). Im weiteren Verlauf der Geschichte hatte ich die Infos zwar im Hinterkopf, sie waren mir aber nicht mehr so wirklich bewusst bzw. haben mein Leseerlebnis nicht negativ beeinflusst, daher ging es dann mit dem „Vorabwissen“.

Wenn es aber einen Kritikpunkt an dem Buch gibt dann definitiv der Stammbaum auf der Innenseite. Ich kann mir vorstellen, dass dies viele Leser stört, denn es nimmt dem Buch (auch wenn dies bei mir etwas weniger der Fall war, da ich es gut geschafft habe das Wissen auszublenden) doch einen Teil der Spannung. Warum man den Stammbaum nicht auf die letzte Seite gemacht hat – dies hätte sicher geholfen. In dem Zusammenhang fand ich auch etwas ärgerlich, dass bei den Jahreszahlen zwei Fehler enthalten sind.

Unabhängig davon war Belmonte bisher aber ein absolutes Lesehighlight dieses Jahres für mich. Die Geschichte fesselt einen und nimmt einen mit auf eine Reise in die Vergangenheit – auf die Suche nach den Wurzeln von Simona und Franca. Ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen und kann es zu 100% weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Gefühlvoll, echt und wunderschön

Über dem Meer tanzt das Licht
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Gerade habe ich „Über dem Meer tanzt das Licht“ beendet und bin absolut begeistert von diesem wunderschönen Roman. Nachdem mich im letzten Jahr mit „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ schon der erste Teil ...

Gerade habe ich „Über dem Meer tanzt das Licht“ beendet und bin absolut begeistert von diesem wunderschönen Roman. Nachdem mich im letzten Jahr mit „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ schon der erste Teil berührt hat, habe ich mich sehr auf die Fortsetzung, rund um die Geschichte von Maria gefreut und muss sagen, dieser Teil gefällt mir fast noch ein kleines bisschen besser!

Auch wenn es sich formell um eine Fortsetzung handelt bin ich der Meinung, dass man „Über dem Meer tanzt das Licht“ auch sehr gut lesen kann, ohne den ersten Teil zu kennen, da mit der Geschichte von Maria eine andere Sichtweise und eine andere Geschichte erzählt wird. Um die Hintergründe der Geschichte ganz zu verstehen und insb. um einen besseren Einblick in das Verhältnis von Maria zu ihrer Mutter Iris zu erhalten, würde ich aber auf jeden Fall empfehlen, den ersten Teil auch zu lesen – vor, oder nach dem zweiten Band.

Wie schon gesagt kehren wir mit „Über dem Meer tanzt das Licht“ zurück nach Norderney in Marias kleines Strandcafé „Strandmuschel“: Im Fokus des Romans steht jetzt Maria selbst mit ihrer kleinen Familie. Mit ihrer großen Liebe Simon und ihren Töchtern Morlen und Hannah ist Maria überglücklich – wäre da nicht die Traurigkeit über den Verlust ihrer Mutter Iris ein Jahr zuvor, die immer noch zu tief sitzt um loszulassen. Als dann Simon beschließt mit Hannah eine Atlantik-Tour im Camper zu machen und von einem auf den anderen Tag verschwindet hat Maria auf einmal Zeit nachzudenken – über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft. Und auf einmal wird alles noch viel schwieriger als es auf den ersten Blick ausgesehen hat…

Mich hat dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite berührt was insbesondere an den Charakteren liegt. Maria ist eine Frau wie jede andere – sie ist nicht perfekt und will es auch überhaupt nicht sein. Sie ist nicht die perfekte berufstätige Mutter die alles richtig macht, sie macht Fehler und das ist auch gut so. Man nimmt ihr jeden Satz den sie sagt wirklich ab – sie kommt für mich wirklich „echt“ rüber. Mit Maria hat die Autorin eine Protagonistin die stark ist, für sich und für ihre Familie kämpft, die aber zu 100% glaubwürdig ist und die ich sehr gerne zur Freundin hätte. Genauso ging es mir auch mit den anderen Figuren – jede der Personen hat ganz individuelle Charakterzüge die in ihrem Wesen sehr gut zur Geltung kommen und jede Person zu etwas Besonderem machen – ob man sie jetzt sympathisch findet oder nicht.

Ich würde den Roman nicht als Liebesroman bezeichnen – natürlich spielt Liebe eine Rolle, eine große Rolle sogar – aber eben nicht nur die Liebe zu einem Mann, sondern die Liebe zu seiner Familie, zu seiner Mutter und vor allem, die Liebe zum Leben. Vermutlich ist es genau das – der Roman zeigt wie wunderschön das Leben ist, wenn man es genießt so wie es ist und so wie es eben gerade kommt. Und nicht überall nur das Schlechte sieht. Letztendlich ist für mich eine der Aussagen zum Ende des Buches hin, wenn Maria feststellt, dass ihre Mutter, obwohl sie Fehler gemacht hat und in ihrem Leben nicht unfehlbar war – für sie trotzdem einfach perfekt war, die Wichtigste des Buches. Genieße dein Leben so wie es ist und suche nicht überall nach den Fehlern!

Die Geschichte hat mich mehrfach zu Tränen gerührt, weil sie so facettenreich ist. Sie ist nicht vorhersehbar und bis zum Schluss bleibt offen wie es für jeden der Charaktere weitergeht. Schön verwoben fand ich dabei auch die Verbindungen zum ersten Teil. Der Stil der Autorin passt zur Geschichte – er ist flüssig zu lesen, locker und leicht wie ein Sommerabend aber nicht seicht.

Vielleicht noch zum Schluss ein Pluspunkt – auch wenn es für mich nicht ganz so wichtig war. Waren es im ersten Teil die Postkarten mit Annis Motiven die im Buch dabei waren, kann man sich nun Etiketten für Marias selbstgemachte Marmeladen oder den Sirup herunterladen – auch die Rezepte gibt es im Buch. Dies finde ich sehr schön und es rundet für mich den positiven Gesamteindruck, die familiäre Stimmung die dieses Buch verströmt noch ab.

Für mich definitiv eines der Lesehighlights des Jahres und eine 100%ige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Ein echtes Gute-Laune-Buch

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Seit der kleinen „Sommerküche am Meer“ bin ich ein großer Fan von Jenny Colgan – neben ihrem Schreibstil gefällt mir insbesondere, dass ihre Bücher häufig in Schottland spielen- ein Land, dessen Natur ...

Seit der kleinen „Sommerküche am Meer“ bin ich ein großer Fan von Jenny Colgan – neben ihrem Schreibstil gefällt mir insbesondere, dass ihre Bücher häufig in Schottland spielen- ein Land, dessen Natur und Menschen ich lieben gelernt habe. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass auch ihr neuer Roman „Wo das Glück zu Hause ist“ wieder in Schottland spielt.

Ich muss sagen, dass Cover gefällt mir diesmal nicht ganz so gut. Durch die große Schrift von Namen und Titel sowie der „Happy ever after“ Reihe ebenso wie den Zeichnungen finde ich es zu vollgepackt. So wirkt es auf mich nicht verträumt und märchenhaft, wie das „Happy ever after“ vielleicht vermutlichen lassen würde, sondern eher kitschig.

Das Buch an sich allerdings, hat mich vollkommen überzeugt. Gerade in den aktuellen Zeiten ist es ein absolutes Gute-Laune-Buch!

Nina ist Bibliothekarin aus Leidenschaft. Sie liebt die Welt der Bücher und ihr Ziel ist es, für jeden Leser das eine Buch zu finden, das sein Leben verändert. Als aufgrund von Sparmaßnahmen immer mehr Bibliotheken in ihrer Heimat Birmingham schließen müssen – darunter natürlich auch die, in der sie arbeitet, bricht für sie eine Welt zusammen. Eine Bewerbung in dem neuen Mediencenter kann sie sich nur schwer vorstellen. Und so trifft die bisher eher unscheinbare und in sich gekehrte Nina eine Entscheidung die alle überrascht – vermutlich am meisten sie selbst: Sie fährt in die schottischen Highlands, kauft einen alten Lieferwagen und verwirklicht sich dort ihren Traum von einem eigenen Buchladen- einem Bücherbus mit dem Namen „Happy ever after“. Mit ihrem Bücherbus verändert Nina nicht nur das Leben der Bewohner der kleinen schottischen Dörfer in die sie fährt sondern auch sie verändert sich immer mehr, sodass auch bei ihr bald nichts mehr von der grauen Maus übrig ist. Ob der Bus aber auch für sie ein Happy End bringt – so wie es sein Name verheißt?

Mir hat das Buch von Anfang bis zum Ende gut gefallen. Das ging bereits los mit der Einführung der Autorin zu den verschiedenen Orten an denen man üblicherweise gerne liest. Das war eine richtig schöne Einstimmung auf das Buch – ich hatte hier das Gefühl man sitzt mit Jenny Colgan abends auf der Couch und unterhält sich einfach nett mit ihr. Das ist allgemein etwas, dass mir an ihren Büchern, und auch hier, immer sehr gut gefällt: Die Sprache und der Schreibstil sind geradeheraus – ohne Umschweife oder gestelzte Begriffe. Ich hatte während des gesamten Romans das Gefühl, dass mir die Geschichte von einer guten Freundin erzählt wird. Dabei hat mir auch gefallen, dass man immer, quasi nebenbei, noch einen kurzen Einblick in die Gedanken / Gefühle anderer Personen bekommt. Nicht in denen ihnen ganze Kapitel gewidmet werden, sondern schlicht und ergreifend durch Klammerzusätze. Die Autorin schafft es so, dass es keine richtig unsympathischen Personen in diesem Buch gibt – nicht mal die Dame, welche die Umstrukturierung in der Bibliothek vornehmen muss – denn in dem Moment, in dem man sich aus Ninas Sicht nur denkt „Du alte Schreckschraube, zeig doch wenigstens ein bisschen Mitgefühl“ – kommt durch die Autorin die Erklärung für das Verhalten der Dame. Hier wird einem einfach sofort wieder gezeigt, dass man kurz nachdenken sollte, bevor man sich ein Bild von Leuten macht und vielleicht auch mal überlegt, ob es einen Grund für ihr Handeln gibt.

Die Hauptfiguren in dem Roman, allen voran Nina, fand ich sehr glaubwürdig. Insbesondere hat mir auch Ninas Entwicklung sehr gut gefallen. Etwas gestört hat mich hier wirklich nur, dass mir das Ganze etwas zu „abrupt“ ging. Es gibt aus meiner Sicht durchaus noch eine Form zwischen „schüchternem Mäuschen“ und pampigen Antworten. Aber ansonsten – insbesondere über die schottischen Herren die Nina zu Beginn im Pub trifft habe ich mich amüsiert. Einfach weil ich mich mit jeder Beschreibung in meine Urlaube in Schottland zurückversetzt gefühlt habe. Auch hier: Die Beschreibung der Landschaften trifft es aus meiner Sicht zu 100% - insbesondere die Stelle zu Beginn, als Nina zum ersten Mal die Landschaften sieht und sich selbst in Schottland verliebt.

Für mich ist das Buch wirklich ein absolutes Gute-Laune-Buch. Die Geschichte ist geradeheraus und lässt sich in einem Rutsch durchlesen – aber trotzdem nicht flach und mit verschiedenen Wendungen. Für mich eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Spannender Krimi in eindrucksvoller Kulisse

Die Toten von Inverness
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Nachdem ich selber bereits in Inverness und in den schottischen Highlands unterwegs war, war ich natürlich sehr gespannt auf diesen Krimi. Und wurde absolut nicht enttäuscht.

Bereits das Cover vermittelt ...

Nachdem ich selber bereits in Inverness und in den schottischen Highlands unterwegs war, war ich natürlich sehr gespannt auf diesen Krimi. Und wurde absolut nicht enttäuscht.

Bereits das Cover vermittelt ein eindrucksvolles Bild, das eine düstere Stimmung abgibt und aus meiner Sicht perfekt zu dem Buch passt. Und diese Stimmung spiegelt sich auch in den gesamten Krimi wieder - ich habe mich direkt zurückversetzt gefühlt in die Abende in den Highlands. Der Krimi an sich ist sehr spannend geschrieben und hat mich durchweg überzeugt. Durch die verschiedenen Wendungen in dem Buch kommt keine Langeweile auf, was bei mir dazu geführt hat, dass ich "Die Toten von Inverness" nicht aus der Hand legen konnte. Gleichzeitig sind die Wendungen nicht "chaotisch" oder so umfangreich, dass man nicht mehr folgen kann. Aus meiner Sicht also genau richtig!

Die Protagonistin hat mich mit ihrem ungewöhnlichen Charakter ebenfalls voll überzeugt und es hat einfach Spaß gemacht ihr bei ihren Ermittlungen zu folgen.

Aus meiner Sicht ein durchweg gelungener Auftakt der neuen Krimireihe aus Schottland und eine 100%ige Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Berührend, schockierend und absolut überzeugend

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich in ganz verschiedenen emotionalen Ebenen so sehr bewegt hat. Ich habe mit den Figuren mitgefiebert, ich habe mich mit ihnen gefreut, ich war sprachlos ...

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich in ganz verschiedenen emotionalen Ebenen so sehr bewegt hat. Ich habe mit den Figuren mitgefiebert, ich habe mich mit ihnen gefreut, ich war sprachlos vor Erschütterung. Und schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, bei dem der Titel so gut zu der Handlung des Romans passt: „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ spiegelt genau die Kernaussage das Romans wieder, den Zusammenhalt, und dass es immer irgendwie weitergeht. Die Bibliothek, um die es in dem Roman geht, gibt jeder der Protagonistinnen einen neuen Lebensinhalt und eine neue Richtung, und wird somit für jede von ihnen zu besagtem „Leuchten“.

Aber von Anfang an: Die Geschichte spielt in den 1930er Jahren in Kentucky und stellt die damals existenten WPA Satteltaschenbücherein in den Fokus des Geschehens. In diesen „mobilien Bibliotheken“ ritten Frauen durch entlegene, schwer zugängliche Regionen um Bücher, und damit auch Bildung, zu verteilen. Eine solche Bibliothek wird in dem Ort Baileyville gegründet, einem Ort, der gekennzeichnet ist, von dem Interesse an Klatsch und Tratsch bei gleichzeitigem Augenverschließen, wenn es um Probleme anderer geht sowie einer heuchlerisch konventionellen Lebensweise. In diesem Ort finden sich, gegen den Willen der meisten männlichen Bewohner des Ortes, mehrere Frauen die die Bibliotheksarbeit aufnehmen. Alle aus ganz unterschiedlichen Gründen: Um ihrer unglücklichen Ehe zu entkommen, um das Gefühl zu haben gebraucht zu werden oder weil es einfach ihrem Naturell entspricht, unkonventionelle Dinge zu tun.

Die Bibliothek wird für die Frauen mehr und mehr zu einem zweiten Zuhause. Sie kämpfen gemeinsam gegen Ungerechtigkeit, gegen Gewalt und gegen die Tatsache, dass in diesem Ort Einfluss und Geld ausreichen um Stimmung zu machen und Meinungen zu beeinflussen. In einer Zeit, in denen die Frauen meistens nicht viel mehr waren, als die Ehefrauen ihrer Männer, trauen sich die Protagonistinnen gegen diese Missstände aufzustehen.

In diesem Kontext, schafft es die Autorin aus meiner Sicht in beeindruckender und gleichsam dramatischer Weise die Ungerechtigkeit und das systematische „Kleinhalten“, dass in dieser Zeit gegenüber Frauen der Normalfall war darzustellen. Dies reicht von einem Blick des Ehemannes, der ausreicht um die Frau zum Verstummen zu bringen, über einen Griff und letztendlich, die Gewalt, die Alice zu teil wurde. Ich blieb an einzelnen Stellen wirklich sprachlos zurück und mir lief es beim Lesen kalt über den Rücken. Einfach weil die Autorin es schafft, diese Ungerechtigkeit so eindrücklich darzustellen.

Allerdings muss ich sagen, dass ich mir am Anfang mit dem Buch wirklich schwer getan habe. Zwar fand ich die Thematik von Anfang an spannend und auch die ersten Seiten zeigten, dass dieser Roman weit mehr wird, als eine beschauliche Liebesgeschichte, allerdings kam ich nicht wirklich in die Geschichte rein. Bis ca. Seite 200 Seiten kam ich nur sehr langsam voran.

Dann allerdings, mit dem schicksalhaften Abend im Haus der Van Cleves, wandelte sich die Geschichte um 180 Grad. Die Handlungen überschlugen sich und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dies lang insbesondere auch daran, dass sich eine der Hauptfiguren, Alice, deutliche veränderte: Vom stillen Püppchen, dass sich nichts sehnlicher wünschte, als ihren Ehemann glücklich zu machen, wandelte sie sich zu einer mutigen, starken Frau, die auch nicht davor zurückschreckt den Mund auf zu machen um die Wahrheit zu sagen. Diese Veränderung hat mich wirklich beeindruckt und der Geschichte eine wesentliche Wendung gegeben. Von jetzt auf gleich wird Alice zur Stütze der Bibliothek, eine Entwicklung, die man zu Beginn des Buches nicht erwartet hätte.

Aber auch die anderen Charaktere haben mich mehr als überzeugt. Jede einzelne der Frauen hat so viel erlebt und bringt diese Erfahrungen sichtbar mit in den Roman ein und drückt der Bibliothek somit ihren Stempel auf. Ich konnte mich direkt in die Protagonistinnen reinversetzen und sie direkt vor mir sehen – so als stünde ich selbst in der Bibliothek. Dies lag aus meiner Sicht insbesondere auch daran, dass eben nicht ausschließlich die beiden Hauptfiguren, Alice und Margery, in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt wurden, sondern, mehr oder weniger offensichtlich, auch die Bedeutung der anderen Charaktere für die Geschichte hervorgestellt wurde. Sei es die Rettungsaktion durch Beth und Izzy während des Unwetters, das fluchtartige Verlassen des Gerichtssaals durch Sophia um noch „etwas in Ordnung zu bringen“ oder der Einsatz von Kathleen, mit dem sie zweimal die Bibliothek rettet. Gefallen hat mir dabei besonders, dass diese Nebenhandlungen eben nicht in einzelne Kapitel „ausgelagert“ wurden, sondern direkt in separaten Absätzen an der Stelle integriert wurden, an der sie thematisch passen. Auf diese Weise wurde der Erzählfluss beibehalten und die Puzzleteile fügen sich direkt ineinander.

Zusammenfassend: Mich hat das Buch absolut überzeugt. Das Buch stellt den Einsatz und den Mut der Frauen in den Vordergrund. Beeindruckend integriert in ein interessantes Kapitel der Geschichte die sich zum Glück in vielen Teilen geändert hat. Von mir eine 100%ige Leseempfehlung.

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