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Veröffentlicht am 22.03.2020

Kurzweilig, unterhaltsam, nachdenklich

Wir von der anderen Seite
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Rahel Wald erwacht aus dem Koma, und muss sich zurück ins Leben kämpfen. Ein Nierenstein und eine Skepsis haben sie ins Koma verfrachtet, da sie ein multiples Organversagen hatte. Viele Dinge wie Laufen ...

Rahel Wald erwacht aus dem Koma, und muss sich zurück ins Leben kämpfen. Ein Nierenstein und eine Skepsis haben sie ins Koma verfrachtet, da sie ein multiples Organversagen hatte. Viele Dinge wie Laufen und Essen muss sie neu erlernen. Die Kondition ist nicht mehr so wie vor ihrem Koma, und so geht nicht alles so schnell wie sie es gerne hätte. Der Frust ist hoch, denn sie ist selbständige Drehbuchautorin, und es wird bereits auf ihr nächstes Buch gewartet. So setzt Rahel sich selber unter Druck, muss dabei aber erfahren: Gesund werden benötigt seine Zeit.

Unterstützt wird Rahel von ihrem besten Freund Kevin und ihren Eltern, ebenso von vielen Ärzten und Pflegekräften. Doch von einem fehlt ihr die Unterstützung: von ihrem Freund Olli. Da dieser mit einem Besuch zögert, wird Rahel misstrauisch. Je mehr sie sich regeneriert, umso deutlicher beschleicht sie das Gefühl, dass die Beziehung nicht mehr so ist, wie sie sich das wünscht.

Rahel muss einige Tiefschläge einstecken. Manch Kollege wendet sich von ihr ab, manche Geshäftsbeziehung zerbricht, manch Freund zieht sich zurück. In ihrer Krankenakte gibt es manche Fehldiagnose, und der Heilungsprozess ist anstrengender, als sie gehofft hat. Und doch: Rahel findet in dieser Ausnahmesituation manch heilende Wirkung. Sie weiß, wer im Notfall zu ihr hält, und wer nicht. Und was sie wirklich will.

Anika Decker hat in ihrem Buch „Wir von der anderen Seite“ Teile ihrer eigenen Vergangenheit verarbeitet. Sie selber hatte eine Nierenbeckenentzündung, die in einer garstigen Sepsis endete. Decker konnte hier ihre eigenen Erfahrungen verarbeiten. Die Autorin beschreibt, wie es ist, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Leben geworfen zu werden. Das Leben der anderen draussen geht weiter. Und man selber sitzt auf der anderen Seite, und kann nur zu schauen, wie Freunde arbeiten gehen, und private Unternehmungen erleben. Man selber sitzt da, und muss mit seinem Körper einen Stand erarbeiten, der es zulässt, selber am öffentlichen Leben wieder teilzunehmen.

Dieses Buch ist einerseits sehr schonungslos, was den Heilungsprozess anbelangt. Nicht jedes Pflegepersonal behagt einem, nicht jede Diagnose ist endgültig oder zu 100 % richtig. Auch wenn man aus dem Krankenhaus rauskommt, ist man automatisch vollständig geheilt, sondern es geht weiter, auch wenn es lange dauert. Manche Freund- und Partnerschaft überlebt so einen Ausnahmezustand nicht. Selbständige tragen Existenzängste mit sich, die Rechnungen müssen gezahlt werden. Und doch zieht die Autorin das beste für sich und ihre Hauptprotagonistin heraus. Manchmal ist es Zeit, das auszusortieren, was einem nicht gut tut. Manchmal lernt man durch Zufälle neue Leute und neue Dinge kennen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lies sich flüssig lesen, und lies einen nachdenken, aber auch lachen. Jeder, der mal im Krankenhaus war, wird seine eigene Geschichte erzählen können. Man ist in einer eigenen Welt, mit manchem Klinikpersonal kann man, mit dem anderen nicht. Mit manchen Patienten hält man Kontakt, mit den anderen nicht.

Auch Rahels Eichhörnchen, das sie immer wieder sieht, findet sich auf dem Cover wieder. Es ist abstrakt dargestellt, fast verzerrt. Und diese verzerrte Wirklichkeit, die man in einer, ja fast schon reduzierten Welt im Krankenhaus erlebt, spiegelt sich auch im Titel wieder. „Wir von der anderen Seite“ trifft es wirklich gut.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2020

Amüsant und kurzweilig

Ist das Gemüse auch vegan? Die lustigsten Restaurant-Erlebnisse eines Kellners
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Das Buch „Ist das Gemüse auch vegan?“ stand schon länger auf meiner Acabus-Wunschliste, und da die Nachrichten voll von traurigen Schlagzeilen sind, musste was fröhliches her! Und ich wurde nicht enttäuscht.

Olli ...

Das Buch „Ist das Gemüse auch vegan?“ stand schon länger auf meiner Acabus-Wunschliste, und da die Nachrichten voll von traurigen Schlagzeilen sind, musste was fröhliches her! Und ich wurde nicht enttäuscht.

Olli Riek ist seit vielen vielen Jahren in der Gastronomiebranche tätig, und hat somit viel gesehen. Manche Dinge, die man vielleicht gar nicht erleben will. Da manche Geschichten aber so erwähnenswert sind, hat Olli Rieke seine Erlebnisse gesammelt, und sie entsprechend aufgeschrieben.

Riek erzählt aus seinem Alltag, bei denen Gäste seltsame Fragen stellen, Bestellungen durcheinander wirbeln, Tischreservierungen ignorieren, und manche Bedienung zur Weißglut treiben.

Viele Situationen werden vom Autor beschrieben, inklusive Top10 Listen, Gäste-Knigge, Empfehlungen machen das Buch zu einem lustigen Begleiter. In manch Situation habe ich mich selber wieder gefunden, und dachte „autsch, das sollte ich das nächste Mal besser machen“. Und man kennt diese Leute meist auch aus seinem eigenen Bekanntenkreis oder hat sie selbst erlebt.

Einziger Knackpunkt: manches wiederholte sich dann doch im Laufe des Buches, so dass ich das Gefühl hatte, dass manche Szene gekürzt hätte werden können. Ein kurzweiliges Buch, dass man wunderbar an einem Nachmittag lesen kann, und viel Spaß dabei hat!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 13.11.2019

Netter Teil

Asterix 38
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Auch ohne die Urväter des Asterix und Obelix geht die Reihe um die berühmten Gallier weiter. So ist vor kurzem der 38. Band der berühmten Reihe aus dem Hause Egmont erschienen. Da ich die Reihe um Asterix ...

Auch ohne die Urväter des Asterix und Obelix geht die Reihe um die berühmten Gallier weiter. So ist vor kurzem der 38. Band der berühmten Reihe aus dem Hause Egmont erschienen. Da ich die Reihe um Asterix und Obelix so liebe, musste auch dieser Band einziehen.

Asterix und Obelix bekommen Besuch von zwei Avernerhäuptlingen, die die Tochter Vercingetorix im Gepäck haben. Asterix und Obelix sollen Adrenaline, so der Name der aufmüpfigen Tochter, bewachen, denn deren Stärke ist ausbüxen. Denn sie hat nun mal so gar keine Lust darauf, das zu tun, was ihr Vater von ihr möchte. Wird sie dem gallischen Duo auch entwischen?

Bevor ich diesen Asterix-Band mein Eigen nennen konnte, habe ich mich über den Band informiert. Leider kann ich die negativen Kritiken nicht teilen.

Nun, dieser Teil ist nicht der typische Teil „Asterix und Obelix gegen die Römer“, sondern kommt mit einer typischen Geschichte aus der heutigen Zeit daher. Die Erwartungen der Eltern gegenüber den Kindern, gewisse Wege einzuschlagen, sind sicherlich auch in römisch-gallischen Zeiten nicht immer erfüllt worden. Und so bleibt für mich auch hier ein gewisser geschichtlicher Aspekt erhalten.

Über manch Namen wie Misetrix und Adrenaline mag man streiten, ebenso über die Sprechweise der Averner, aber das fällt für mich unter künstlerische Freiheit. Ob Didier Condrad so sehr vom originalen Zeichenstil des Uderzo abweicht, mag ich nicht sagen, dafür achte ich auf sowas zu wenig.

Meiner einer hat sich auch über diesen Asterix gefreut, auch wenn es gewiss nicht der beste Teil war. 4 Sterne hat er allemal verdient.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Interessantes Gedankenmodell einer abgeschotteten Insel

Die Mauer
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Die Mauer von John Lanchester ist mir hauptsächlich aufgrund des Covers aufgefallen. Das düstere obere Drittel gepaart mit dem unteren blauen Meer (fast mein Lieblingsblau) hat mich angesprochen. Doch ...

Die Mauer von John Lanchester ist mir hauptsächlich aufgrund des Covers aufgefallen. Das düstere obere Drittel gepaart mit dem unteren blauen Meer (fast mein Lieblingsblau) hat mich angesprochen. Doch auch die Geschichte selber sollte seinen Reiz bestätigen.

In dieser Geschichte ist Großbritannien nicht nur vom Wasser umgeben. Die Insel ist auf Nummer sicher gegangen und hat ebenso eine Mauer errichtet, so dass weder wer auf die Insel kann, noch runter. Doch immer wieder versuchen es die „Anderen“, die Insel zu betreten. Das soll durch die Wachen auf der Mauer verhindert werden. Der Dienst geht in der Regel zwei Jahre. Verkürzung ausgeschlossen, Verlängerung aufgrund von Fehlverhalten möglich. Und so muss auch Joseph Kavanagh, auch genannt Yeti, seinen Dienst auf der Mauer tun. Mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen, lernt er von seinen Vorgesetzten, aber hauptsächlich von seinen Mitstreitern die Regeln der Mauer. Trostlose Tage folgen auf noch trostlosere Tage auf der Mauer, nur abgewechselt von Trainingswochen oder Urlaub. Letzteren verbringt Joseph lieber mit seinen Mitstreitern als zuhause bei seinen Eltern, denen er kaum etwas zu sagen hat.

Als die Anderen nun durch einen Angriff hinter die Mauer aufs Festland können, werden die Mauerwachen bestraft, auch Joseph. Bei solchen Vergehen gibt es nur eine Strafe: mit einem Schiff aufs Meer. Und so findet sich Joseph mit einigen Mitstreitern, auch unerwarteten Mitstreitern, auf offener See wieder. Gerücheweise soll es in der Nähe einen Küstenstreifen ohne Mauer geben, das nun das nächste Ziel ist. Doch dort wird Joseph nie ankommen.

Das Buch birgt eine gewisse Düsterheit mit sich. Am Anfang erinnert mich das Buch etwas an die Mauerwelt von Game of Thrones, was jedoch sich schnell verläuft. Das letzte Drittel finde ich nicht ganz so passend, und hat bei mir etwas die Idee des Buches genommen. Auch wenn bereits moderne Mittel wie Kommunikatoren oder Autos und Züge in der Geschichte ihren Platz haben, war diese Idee des Buches für mich etwas zeitloser, und hätte in der moderne, aber auch in einem vorherigen Jahrhundert spielen können. Es wirkte etwas zeitloser. Die Idee, die Protagonisten auf einer Bohrinsel landen zu lassen, auf der ein Stummer sein Dasein fristet, lässt das Ende offen. Es mag im Auge des Betrachters liegen, ob er für sich die Geschichte weiterspinnt.

Eine Geschichte, die sich allein aufgrund der Qualität der Erzählung lohnt zu lesen. Eine Geschichte, die sicherlich politische und gesellschaftliche Fragen zulässt. Jedoch ist der Vergleich zum derzeit hochaktuellen Brexit doch etwas an den Haaren herbeigezogen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Interssantes Gedankenmodell

Die Eintracht
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Die Eintracht: Das ist eine Gemeinschaft, ein Kollektiv, bei der jeder Einwohner gleich ist. Keiner wird bevorzugt, oder benachteiligt. Jeder bekommt einen Job zugewiesen, und das Leben ist nach dem Prinzipienkatalog ...

Die Eintracht: Das ist eine Gemeinschaft, ein Kollektiv, bei der jeder Einwohner gleich ist. Keiner wird bevorzugt, oder benachteiligt. Jeder bekommt einen Job zugewiesen, und das Leben ist nach dem Prinzipienkatalog vorgeschrieben. Körperlichen Kontakt gibt es erst nach Bewilligung von Anträgen, das Essen wie Nährstoffbrötchen kommt portioniert aus einer Maschine, die Kommunikation verläuft nach Protokoll. Wer sich nicht daran hält, wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Als es einen Anschlag im Kollektiv gibt, fällt der Verdacht schnell auf Diana. Doch die kann sich an nichts erinnern. Sie hat sich zwar am Abend des Anschlags noch mit einem Nachbarn, doch der Rest an Erinnerung fehlt. Schließlich wird Diana auf den Deliquentenplaneten ausgewiesen, und trifft dort auf Mitstreiter, die sich teils bewusst gegen das Kollektiv entschieden haben.

Doch Diana fällt es nicht leicht, sich von den Regeln der Eintracht zu trennen. Schlussendlich muss sie erkennen: entweder sie bleibt den Prinzipien treu und stirbt, oder sie muss anfangen, selber Entscheidungen zu treffen, um zu überleben. Wem kann sie trauen?

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten beim Lesen des Buchs habe ich mich doch sehr gut zurecht gefunden. Das Buch ist unterteilt in die verschiedenen Sichtweisen der Hauptprotagonisten. Die Abkürzungen werden größtenteils im Glossar am Ende des Buchs beschrieben. Der Schreibstil ist flüßig und die Geschichte ist fesselnd. Denn schließlich gibt es genügend Parallelen zu unserer Geschichte, aber auch der heutigen Zeit. Beim Kollektivgedanken muss ich leider oft an die Zeit der DDR denken. Oftmals gab es genügend Spione, die einem das Leben schwer gemacht haben, obwohl man nichts verbrochen hatte. So geht es auch Diana, sie fühlt sich ständig beobachtet, und selbst als sie aus dem Kollektiv herausgeworfen wird, hält sie an den Prinzipien fest.

Viele andre „Rebellen“ versuchen das Regime zu stürzen. Ob dies Erfolgreich sein wird, erfahren wir aber erst im zweiten Teil.

Wer auf SciFi Romane steht, und sich Gedanken machen möchte über verschiedene Regierungsformen, oder schlichtweg ein Abenteuer erleben möchte, ist hier richtig aufgehoben.

Übrigens. das Cover ist doch klasse, oder?