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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2020

Späte Vergeltung

Späte Vergeltung
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Dieser Roman firmiert als Thriller, aber warum eigentlich?
Ein Junkie, Pauline, wird in einer kleinen französischen Stadt ermordet. Sie hatte hohe Schulden bei einem Kredithai, doch weil es bald noch eine ...

Dieser Roman firmiert als Thriller, aber warum eigentlich?
Ein Junkie, Pauline, wird in einer kleinen französischen Stadt ermordet. Sie hatte hohe Schulden bei einem Kredithai, doch weil es bald noch eine weitere Leiche gibt, müssen die Ermittlungen weiter gestreut werden, sogar bis in die Vergangenheit, als es noch eine große Fabrik vor Ort gab, und sich Besitzer und Gewerkschaft unversöhnlich gegenüberstanden.
Der Autor gibt sich viel Mühe bei der Ausarbeitung der Charaktere. Man kann sich die Menschen in ihrem Umfeld sehr gut vorstellen, aber leider fehlt der Spannungsbogen, der einen Thriller zu einem Thriller macht. Die Handlung schleppt sich langsam voran, aber dafür fühlt man sich als Leser in die Lebensart des Städtchens integriert. Das Verbrechen und die Motive des Täters, sowie die Auflösung empfinde ich als viel zu konstruiert. Ich kann mir so eine Gesetzlosigkeit in diesen Kreisen einfach nicht vorstellen.
Wer sich gerne in die französische Lebensart hineinversetzen lässt, dabei auch nicht zart besaitet ist, der ist bei "Späte Vergeltung" gut aufgehoben, Nervenkitzel allerdings sucht man vergeblich.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Tod in Venedig

Der freie Hund
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Wenn man sich einmal auf Commissario Brunetti von Donna Leon eingeschworen hat, so haben es andere Venedig-Krimis sehr schwer, an diese Messlatte zu reichen.

Um es vorab zu sagen: "Der freie Hund" bleibt ...

Wenn man sich einmal auf Commissario Brunetti von Donna Leon eingeschworen hat, so haben es andere Venedig-Krimis sehr schwer, an diese Messlatte zu reichen.

Um es vorab zu sagen: "Der freie Hund" bleibt deutlich drunter!

Commissario Antonio Morello (sein Spitzname ist "der freie Hund", wahrscheinlich weil seine Vorgesetzten ihn nicht bändigen konnten...) ist zu seinem eigenen Schutz von Sizilien ins friedliche Venedig versetzt worden. Dort war er ein erfolgreicher Mafiajäger, wurde aber auf die Todesliste gesetzt und seine schwangere Frau kam bei einem Attentat ums Leben.

Venedig empfängt ihn nicht gerade mit offenen Armen. Vor allem sein neues Team will keinen Vorgesetzten aus Süditalien aufgezwungen bekommen. Überall schlagen ihm Ressentiments entgegen und die Stadt gefällt ihm nicht.

Es geht schon früh los mit einem Mord an einem jungen Mann aus allerfeinsten Kreisen, der einer Organisation gegen die Kreuzfahrtschiffe vorstand. Pikanterweise verdient sein Elternhaus Unsummen gerade an diesen Geschäften. Die Eltern behindern die Ermittlungen und schnell befindet sich Morello wieder in alten Fahrwassern. Er wittert Korruption und Mafiastrukturen allüberall, weswegen er schon bald nicht mehr ernst genommen wird und auch allerhand Gegenwind bekommt.

Der Krimi liest sich flott, aber vor allem, weil die Handlung nicht komplex ist und die Charaktere recht oberflächlich geschildert werden. Echtes Venedig-Feeling mag nicht aufkommen. Die Auflösung des Verbrechens bietet auch keine Überraschung.

Man kann mit Morello ein paar nette Lesestunden verbringen, aber das Zeug zu einem kultigen Serien-Commissario hat er nicht.

Veröffentlicht am 25.02.2020

Im Dienste der Königin

Priest of Bones
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Dieser Fantasy-Roman besticht als Erstes das Auge. Das Cover ist sehr eindrucksvoll gestaltet, man erkennt sofort das Genre.
Auf den ersten Seiten hilft ein "gezeichneter" Stadtplan dem Leser bei der räumlichen ...

Dieser Fantasy-Roman besticht als Erstes das Auge. Das Cover ist sehr eindrucksvoll gestaltet, man erkennt sofort das Genre.
Auf den ersten Seiten hilft ein "gezeichneter" Stadtplan dem Leser bei der räumlichen Orientierung und ein ausführliches Personenregister mit pointierten Charakterisierungen stimmt auf den folgenden Roman ein. Auch die Kapitel- und Seitenzahlen sind liebevoll gezeichnet.
Tomas Piety kehrt mit seinen Mannen nach schrecklichen Kriegsjahren in seine Heimatstadt zurück. Dort hatte er früher in seinem Stadtviertel eine Machtposition inne, quasi ein Pate, der Schutzzölle kassierte, den Schwachen Schutz gewährte und mit eiserner Faust regierte. Doch nun haben sich die Verhältnisse geändert, Fremde haben seine Geschäfte übernommen. In erster Linie dreht sich die Handlung darum, wie Piety sich mit List und Gewalt in seine alte Position zurückkämpft.
Das ist genau der Punkt, warum mich dieses Buch nicht begeistern konnte. Es geht in erster Linie ums Kämpfen und ums Siegen. Die Personen selbst bleiben flach und leider auch wenig sympathisch. Abgesehen davon, dass die Handlung in einer Art erfundenem Mittelalter spielt, fehlt es mir an Fantasy. Es gibt keine spannende Szenerie zu entdecken, Zauberei und Magie kommen einfach zu kurz.
Dieses Buch wird sicherlich viele Menschen begeistern können, aber ich selbst verzichte auf weitere Fortsetzungen.

Veröffentlicht am 21.02.2020

Detekteusen

Tote trinken keinen Rosé
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Magda und Rachel sind Amerikanerinnen, aber leben schon seit Jahren in Paris, der Stadt ihrer Träume. Rachel ist mittlerweile gut verheiratet, Magda noch beziehungssuchend. Edgar Bowen ist ein Verflossener ...

Magda und Rachel sind Amerikanerinnen, aber leben schon seit Jahren in Paris, der Stadt ihrer Träume. Rachel ist mittlerweile gut verheiratet, Magda noch beziehungssuchend. Edgar Bowen ist ein Verflossener Rachels, an den sie mit freundschaftlichen Gefühlen zurückblicken kann. Die Nachricht über seinen plötzlichen Tod schockiert sie, und sobald sie von den näheren Umständen erfährt, verfestigt sich der ungeheure Verdacht, dass einer der Erben seine Hand im Spiel hatte. Rachel und Magda fangen an zu ermitteln.....

Die Inhaltsangabe verspricht dem Leser einen cosy Crime, also wenig Blut und viel Humor gepaart mit einer Prise Schrulligkeit. Mit diesen Erwartungen habe ich zu diesem Buch gegriffen. Um es kurz zu machen: Magda und Rachel haben mich enttäuscht. Sie saugen sich die Verdachtsmomente quasi aus den Fingern und was mich am meisten störte, ist die fehlende Handlung. Ein Großteil des Romans sind Dialoge zwischen den beiden, in denen sie ihre Argumente aufzählen, plattwalzen und neue suchen. Ich habe bis zum Ende durchgehalten, aber auch der Schluss konnte mir nur bestätigen, dass ich wider Erwarten diesmal beim Mörderraten richtig lag.
Tut mir leid, dieses Buch ist für mich als Cosy Crime zu kopflastig und unausgegoren.

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Veröffentlicht am 29.10.2019

süß und naiv

Burning Bridges
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"Burning Bridges", der Debüt-Roman der sympathischen jungen Autorin Tami Fischer, hat in der Presse viel Beachtung gefunden. Zwar bin ich der Zielgruppe Young Adult Reader schon entwachsen, trotzdem habe ...

"Burning Bridges", der Debüt-Roman der sympathischen jungen Autorin Tami Fischer, hat in der Presse viel Beachtung gefunden. Zwar bin ich der Zielgruppe Young Adult Reader schon entwachsen, trotzdem habe ich mich mit Interesse in die Handlung vertieft.

Die junge Literaturstudentin Ella wird ziemlich herzlos von ihrem Freund abserviert. Sie handelt einige Male unüberlegt und wird immer von einem geheimnisvollen Fremden aus der Bredouille gerettet. Dieser Ches ist muskulös, gut aussehend und leider sehr verschlossen. Doch von Anfang an knistert es gewaltig zwischen diesen beiden. Es stellt sich heraus, dass er auch allen Grund hat, nicht allzu viel über sich zu verraten, denn er lebt ein gefährliches Leben und hat ein dunkles Geheimnis. Ella und Ches müssen einiges einstecken, ehe es auf ein Happy End zulaufen kann.

Die Idee zu diesem Roman hat mir wirklich gefallen. Vor allem hat es Tami Fletcher gut verstanden, den gefährlichen Mix aus Zockerszene, Unterwelt, Nervenkitzel und Gefahrenpotenzial darzustellen. Für meinen Geschmack sind ihre weiblichen Protagonisten einfach zu naiv und oberflächlich. Man mag nicht glauben, dass diese Modepüppchen tatsächlich ernsthafte Themen an der Uni studieren. Die Männer kommen deutlich glaubhafter rüber und kriegen von mir die volle Sympathie.

Vielleicht wäre es besser gewesen, diesen Roman als Buch vorliegen zu haben, denn leider ist die Sprecherin eine totale Fehlbesetzung. Ihre piepsige Kleinmädchenstimme ordnet man eher einer Dreizehnjährigen zu, was mir ganz besonders bei den erotischen Szenen absolut unpassend vorkam. Sie scheint mir auch keine ausgebildete Sprecherin zu sein, denn sonst würde sie sicherlich die Worte nicht so häufig unpassend betonen. Sie liest oft monoton und artikuliert überdeutlich, was dazu führt, dass Worte wie Herzschmerz ausgesprochen sich so anhören: Heatz  Schmeatz. 

Für ein Romandebüt ist "Burning Bridges" ganz nett geraten, aber ich hoffe, dass Tami Fischer bei ihren zukünftigen Büchern doch etwas straffer erzählt. Das wäre besser für den Spannungsbogen. Allerdings überlasse ich die Folgebände, die sicherlich Potenzial haben, weil man wissen möchte, wie es der Mädelclique weiter ergeht, der jüngeren Leserschaft.