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Veröffentlicht am 19.05.2020

Das Juliusspital - Ärztin aus Leidenschaft

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
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Handlung:
Würzburg im 19. Jahrhundert
Die Bankierstochter Viviana Winkelmann steht vor einer schwierigen Aufgabe. Nicht nur muss sie ihren Eltern gestehen, dass sie sich unstandesgemäß verliebt hat, sondern ...

Handlung:
Würzburg im 19. Jahrhundert
Die Bankierstochter Viviana Winkelmann steht vor einer schwierigen Aufgabe. Nicht nur muss sie ihren Eltern gestehen, dass sie sich unstandesgemäß verliebt hat, sondern sie auch noch von diesem Mann schwanger ist. Viviana ist klar, dass ihre Eltern absolut nicht begeistert sein werden, gelten doch solche Liebschaften, aber auch eine ledige Mutter als absolutes Tabu-Thema in der Gesellschaft.
Viviana weigert sich, das Kind wegzugeben und infolge dessen ist, muss sie aus dem elterlichen Statdpalais ausziehen und sich plötzlich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Sie findet eine Anstellung als Gehilfin in der Apotheke des Würzburger Juliusspital, welches umgangssprachlich als „Wartesaal des Todes“ bezeichnet wird. Und während ihrer Zeit dort lernt Viviana nicht nur allerhand über verschiedenste Pflanzen, sondern entdeckt auch ihr Interesse für die Medizin. Noch immer ist es verboten, dass Frauen ein Studium der Medizin aufnehmen, doch Viviana findet Wege, um sich zu informieren und heimlich Vorlesungen zu belauschen. Doch nicht nur im Juliusspital hat Viviana Feinde, auch der Bruder hat sie nicht vergessen...

Meinung:
Das Cover wird von vielen erdfarbenen Tönen beherrscht, es besticht durch verschiedene kleine Details. Natürlich ist die goldene Schrift ein absoluter Hingucker, sie gibt viel Eleganz und könnte für die reiche Familie stehen, aus der Viviana stammt. Am linken unteren Ende befindet sich ein Gebäude, bei dem ich mir noch unsicher bin, was es darstellen könnte. Einerseits wirkt es edel aufgrund der Torbögen, aber auch der feinen Bepflanzung. Andererseits hat es für mich auch ein wenig die Ausstrahlung, die ich mit dem Juliusspital in Verbindung bringe. Auch hierzu würde der gepflegte Garten passen, anhand von einigen Szenen konnte man sich von der Umgebung ein genaueres Bild machen.
An der unteren rechten Ecke wendet sich eine junge Dame leicht dem Leser zu. Sie entstammt eindeutig einer gesellschaftlich gehobeneren Schicht, nicht nur ihr Kleid und der feine Schmuck, sondern auch die Frisur und die Haltung weisen darauf hin. Ihr Bild habe ich genutzt um mir Viviana vorzustellen.
Insgesamt finde ich die Aufteilung der verschiedenen kleinen Details sehr passend, das Cover wird perfekt ausgefüllt und erscheint dabei nicht zu überladen. Die Farben harmonieren ganz wunderbar miteinander und es ergibt sich ein Gesamtbild, welches zurückhaltend und sehr ansprechend ist. Mir gefällt es!

Ich habe von Nadja und Claudia Beinert bereits einige Bücher gelesen und mir hat ein jedes ganz hervorragend gefallen. Sowohl die Reihe rund um den Naumburger Dom, als auch den Roman über das Leben von Lenchen Demuth und Karl Marx waren ganz hervorragend recherchiert und sind mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Ab und an schaue ich immer auf der Facebookseite der Schwestern vorbei, stets mit der Hoffnung auf neue Informationen zu einem kommenden Roman. Und als ich dann das neue Buch in der Verlagsvorschau gesehen habe und die Inhaltsangabe gelesen habe, ist es direkt auf meine Wunschliste gewandert. Es klingt einfach unheimlich spannend und interessant und ich war mir sicher, dass auch dieses wieder ein Lesevergnügen verspricht.

Schon bei dem Personenverzeichnis zeichnet sich die besondere Note der Schwestern ab. Zu jedem Protagonisten gibt es nicht nur eine Erklärung, wer er ist, sondern auch eine rätselhafte Anmerkung, die direkt Spannung erzeugt und die verschiedenen Charaktere geheimnisvoller macht. Man merkt allein an diesem kleinen Detail, wie viel Herzblut in dem Roman steckt und das sich über die Personen viele Gedanken gemacht wurden.
Auf jeden Fall erhält man so direkt einen ersten Einblick auf die Charaktere, man erkennt familiäre, aber auch berufliche Zusammenhänge und kann bereits erste Vermutungen anstellen. Sei es um Geheimnisse, Krankheiten oder auch mögliche Liebesbeziehungen vonseiten Vivianas...
Gerade bei den Professoren hat mir das Personenverzeichnis sehr geholfen. Manche Namen habe ich anfangs ein wenig durcheinandergebracht und so konnte ich mir auf einen Blick wieder ins Gedächtnis rufen, wer wer ist und welche Rolle er am Juliusspital einnimmt.

Unterteilt wird der Roman in drei Teile, die alle eine Überschrift haben, die erst durch die fortschreitende Handlung Sinn macht. Zudem werden so die Entscheidungen von Viviana in den Mittelpunkt gestellt und mit dem Beginn eines neuen Teils beginnt auch ein neuer Lebensabschnitt von der jungen Frau.
Neue Kapitel haben am Anfang immer die Information, in welchem Monat, sowie in welchem Jahr die folgende Handlung stattfindet. Das war sehr sinnvoll und ich habe es für gut empfunden, immerhin vergehen gut fünfeinhalb Jahre und öfter werden Zeitrsprünge eingesetzt, um das Buch nicht ins Unendliche zu strecken. Zudem wird so auch das Risiko verringert, dass Längen entstehen und man sich so leicht langweilen könnte.
Es gibt einen Erzähler, der mit einer gewissen Distanz die Ereignisse wiedergibt. Dabei nimmt er keine Position ein und überlässt es vollkommen dem Leser, wie man die einzelnen Protagonisten einschätzt, ob man sie sympathisch oder unsympathisch findet. Zudem gibt er nicht nur Einblicke in Vivianas Leben, sondern auch in das vieler anderer Protagonisten. So gibt es auch immer wieder Informationen in die Gedanken und Erlebnisse anderer Personen, u.a. der Familie Winkelmann, aber auch die Ärzte des Juliusspital kommen so zu Wort. Als Folge dessen entsteht ein breitgefächertes Bild der Gesellschaft, zudem kann man so die Charaktere noch besser kennenlernen und einschätzen. Mir ist es auch einfacher gefallen, Handlungen und Aussagen zu bewerten und so die Charaktere als sympathisch oder als unangenehm zu werten.

Ich hatte absolut keine Probleme, um in den Roman zu starten und mich auf die Handlung einzulassen. Es herrscht eine meist eine einfache und gut verständliche und lesbare Schreibweise vor, aufgrund der ich das Buch mit Freude in die Hand genommen habe. Anspruch erhält der Roman vor allem durch allerhand Beschreibung von medizinischen Forschungsergebnissen, aber auch durch diverse Untersuchungsmethoden, die Viviana lernt. Mit dem zuletzt genannten hatte ich keine Verständnisprobleme, diese fand ich einfach und anschaulich beschrieben. Ich konnte mir darunter etwas vorstellen und habe auch den Sinn hinter den Worten verstanden.
Obwohl die Autorinnen versucht haben, Sachverhalte und Motivationen, sowie die Ergebnisse der Forschungen leicht und einfach niederzuschreiben musste ich manche Sätze mehrmals lesen, um alles einigermaßen nachvollziehen zu können. Vielleicht stand mir hier auch meine Schwäche in der Biologie im Wege, mit diesen Szenen habe ich mich etwas schwerer getan. Trotzdem haben sie meinem Lesefluss keinen Abbruch getan und zum Glück traten die Abschnitte wohldosiert auf.

Lange Zeit hat mir der Roman gut gefallen. Er war interessant, es ist anhand von vielen Textstellen eine hervorragende Recherche erkennbar und ich hatte Freude am lesen. Mir fehlte aber ein Highlight, eine Wendung, die unerwartet kommt und welche noch mehr Schwung in die Handlung hereinbringt. Ich wusste selbst nicht richtig, was genau mir fehlt, um das Buch unvergesslich zu machen. Ich musste viele Seiten darauf warten, ungefähr 160 Seiten vor dem Ende ist der Knoten geplatzt. Von diesem Moment an habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt und wollte unbedingt wissen, wie alles endet, wie es Viviana weiterhin ergehen wird und was mit den anderen Protagonisten passiert. Nicht nur hatte Viviana plötzlich einen Plan, wie sie ihr Ziel erreichen möchte, sondern es wird jetzt auch deutlich, dass man sich in einer Person stark getäuscht hat und diese mochte ich tatsächlich richtig gerne. Ich war gefesselt von der Spannung und habe diese Seiten richtig genossen.

Wie gerade erwähnt, es gibt eine wunderbare Recherche vonseiten der Autorinnen. Es ist aus verschiedenen Szenen herauszulesen, wie viel Mühe sie sich gegeben haben und wie viel Arbeit hinter dem Roman steckt. Ich stelle es mir nicht nur schwierig vor, sich in die Medizin, in die Forschungen der jeweiligen Ärzte einzulesen und die Sachverhalte zu verstehen. Diese dann mit eigenen Worten verständlich und klar auszudrücken ist sicherlich nicht einfach. Den Schwestern ist das gut gelungen und ich bin mehr als beeindruckt, wie viel Mehrwert die einzelnen Aussagen haben.
Und es ist ihnen ebenso gelungen, den Ärzten, die tatsächlich gelebt haben, viel Charakter und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie genauso waren und ihre Wesen perfekt getroffen wurden. Ich fand es lediglich etwas fragwürdig, dass sich die Professoren teilweise so viel mit Viviana, der Gehilfin der Apotheke, beschäftigt haben und sie auch kannten. Bei einem oder zwei hätte ich mir das gefallen lassen und klar ist Viviana durch ihren Wunsch Ärztin zu werden in den Mittelpunkt gerutscht. Doch ich finde es etwas unglaubwürdig, dass sich die Ärzte so sehr mit ihrem Wesen beschäftigt haben. Ich hätte eher gedacht, dass Viviana dafür ein zu kleiner Faktor des ganzen Juliusspitals ist.

Jede einzelne Szene findet in Würzburg statt, eine Gegend, die ich nicht wirklich kenne. Daher war ich darauf gespannt, wie die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und Ecken dargestellt wird. Gerade auf einigen Spaziergängen von Viviana lernt man einige markante Orte kennen und ich konnte mir ganz gut ein Bild von der Stadt machen. Einige angesprochenen Gebäude oder Wege habe ich gegoogelt, um zu wissen, wie es tatsächlich aussieht.
Im Mittelpunkt steht das Juliusspital, ich glaube, dort finden die meisten Szenen statt. Ich konnte es mir gut vorstellen und war überrascht, dass ich es nie so negativ wahrgenommen habe, wie ein Großteil der Bevölkerung. Schon nach wenigen Seiten tauchte der Vermerk auf, dass das Spital auch als „Wartesaal des Todes“ bezeichnet wird und dementsprechend hatte ich gedacht, dass sich diese negative Energie auch auf den Leser überträgt. Doch meist wirkte das Spital auf mich eher freundlich und hoffnungsvoll ( im Sinne, dass Patienten behandelt und geheilt werden können). Nur selten, speziell in den Räumen, wo Leichen seziert werden, kam auch bei mir eine negative Stimmung auf, die Szenen waren eher kühl und hinterließen bei mir ein ungutes Gefühl.
Außerdem spielen einige Szenen im Stadtpalais der Familie Winkelmann. Auch bei diesem Gebäude fand ich es interessant, wie unterschiedlich ich es wahrgenommen habe. Gerade am Anfang wirkte es gemütlich und einladend und die einzelnen Räume strahlten nicht nur viel Eleganz, sondern auch Wärme aus. Diese Mischung hat mir richtig gut gefallen, so wirkte das riesige Gebäude mit mehreren Etagen gemütlich und heimelig. Je mehr die Handlung fortschreitet, desto mehr verliert das Gebäude seinen Charme und die Wärme. Es wirkt irgendwann nicht mehr belebt und ich konnte verstehen, wenn sich auch die Protagonisten dort nicht mehr so wohlgefühlt haben oder Viviana ihr einstiges Zuhause mit anderen Augen betrachtet.

Mir haben die Charaktere in ihrer Art richtig gut gefallen. Sie waren lebendig und authentisch, ihre Handlungen glaubwürdig und ich konnte mir bei vielen vorstellen, dass sie in ihrem Wesen tatsächlich so gelebt haben könnten. Und das gilt sowohl für die realen, als auch für die fiktiven Protagonisten! Nicht jeder ist der sympathische oder unangenehme Mensch, für den man ihn anfangs hält und viele zeigen verschiedene Seiten ihrer Person. So täuscht man sich leicht in einigen Charakteren und es wird aufgezeigt, dass man sich nicht auf seinen ersten Eindruck verlassen soll, sondern die Menschen erst kennen muss, um sie einzuschätzen und um mögliche Sympathien zu verteilen.
Viviana steht eindeutig im Mittelpunkt, man begleitet sie über fünf Jahre hinweg und kann eine Entwicklung von einer wohlbehüteten, etwas naiven Mädchen aus gutem Hause bis hin zu einer selbstbewussten und willensstarken jungen Mutter, die für ihr Einkommen arbeitet, betrachten. Anfangs war sie mir etwas zu blauäugig und es war mir klar, dass sie ab und an auf die Nase fallen wird. Doch mit ihrer Wandlung wird mir Viviana immer sympathischer und ich mochte ihr Wesen immer mehr. Ich finde ihre Entwicklung sehr gelungen, lediglich habe ich etwas damit gehapert, dass sie, die noch nie in ihrem Leben gearbeitet hat und stets ein Leben voller Luxus hatte, sich plötzlich und ohne Probleme mit einfachen Dingen und einer Arbeit abfindet. Es gab nie eine Stelle, wo sie Probleme damit hatte oder sich beschwert hat.

Fazit:
Ich finde es ja immer ein bisschen schade, dass es nicht mehr Romane der Schwestern gibt. Und nach jedem gelesenen Buch von ihnen komme ich wieder zu der Überzeugung, dass es genau richtig ist, dass sie sich so viel Zeit nehmen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viel Zeit es dauert, um sich nicht nur von den verschiedenen Professoren ein Bild zu machen, sondern auch von den medizinischen Zusammenhängen. All dies nicht nur zu verstehen, sondern auch für den Leser verständlich und mit eigenen Worten zu wiederholen. Darin sind die Beiden wahre Meister und ich freue mich bereits jetzt auf den zweiten Teil, aber auch auf ganz viele folgende Werke.
Ich habe absolut keinen Punkt zum meckern oder den ich hier nochmals negativ aufzählen möchte. Daher gibt es von mir die volle Bewertung und eine große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Die Schwestern vom Ku'damm - Tage der Hoffnung

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Handlung:
Berlin 1958
Florentine Thalheim kehrt aus Paris wieder in die Hauptstadt zurück. Sie hat in Frankreich allerhand Inspirationen sammeln können und fühlt sich in ihrem Wunsch bestärkt, sich ganz ...

Handlung:
Berlin 1958
Florentine Thalheim kehrt aus Paris wieder in die Hauptstadt zurück. Sie hat in Frankreich allerhand Inspirationen sammeln können und fühlt sich in ihrem Wunsch bestärkt, sich ganz der Malerei und dem Zeichnen hinzugeben. Und dabei möchte sie gerne eigene Wege gehen und nicht direkt im berühmten Kaufhaus der Familie Karriere machen. Denn zuerst möchte Flori erste Erfolge in der Kunstbranche sammeln, welche dazu führen sollen, dass die Eltern, aber auch die beiden Schwestern ihr Talent anerkennen. Um dies zu erreichen wagt Florentine den Versuch und schreibt sich an der Berliner Kunstakademie ein...

Meinung:
Natürlich fällt beim Betrachten des Covers sofort die Ähnlichkeit zu den anderen zwei Bänden auf. Dieses wurde ähnlich gestaltet, wieder gibt es einen beigen Hintergrundton, der einen ruhigen Faktor reinbringt. Dazu gibt es eine Alltagsszene, Menschen, als auch verschiedene Autos sind in der Stadt unterwegs und so gibt es einen Einblick in das alltägliche Leben. Das eigentlich in Grautönen gehaltene Bild bekommt durch einige farbige Details wie das rote Auto oder die orangene Schrift einen farblichen Hingucker, der für mich den Kern der Zeit trifft.
Außerdem ist eine Dame zu sehen, ganz in der Mode der damaligen Zeit gekleidet, die fast schon herausfordernd den Leser anschaut. Ich finde durchaus, dass sie ihrem Auftreten nach Flori Thalheim sein könnte, auch wenn ich sie stets in flippigeren Kleidungsstücken gesehen habe.
Diesmal ist der Titel in zwei verschiedenen Pinknuancen untermalt, die einerseits fröhlich und unbeschwert wirken, mir etwas zu knallig sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Flori nicht mit dieser Farbe in Verbindung bringen würde, sondern eher mit kräftigen Rottönen...
Insgesamt ist das Bild aber doch recht auffällig und ich mag die Komposition der verschiedenen kleinen Aspekte sehr gerne. Sie ergänzen sich gut und erschaffen ein Cover, welches man nicht so schnell vergisst.

Letztes Jahr habe ich direkt hintereinander die ersten beiden Bände gelesen, jetzt ist endlich der dritte und letzte Teil erschienen. Ich habe mich riesig darauf gefreut und selbstverständlich stand auch dieser Titel auf meiner Wunschliste. Ich bin dem Verlag sehr verbunden, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe, wofür ich auch an dieser Stelle nochmals meinen Dank aussprechen möchte. Ich war nicht nur gespannt auf das Buch, sondern auch auf meinen Eindruck von Flori, denn bisher erschien sie mir als unsympathischste und schwierigste der drei Schwestern.

An Tag eins habe ich ungefähr 50 Seiten gelesen, ich brauchte dann erst mal eine Pause, um das Gelesene zu verarbeiten, mich an diverse Details und Beziehungen aus den vorherigen Bänden zu erinnern um mich so wieder in der Geschichte zurechtzufinden. Am zweiten Tag des Lesens war ich vollkommen angekommen und konnte das Buch wirklich nicht aus der Hand legen. Die restliche Handlung von knapp 400 Seiten inklusive Anhang habe ich dann innerhalb von knapp zwölf Stunden ausgelesen gehabt und war somit viel schneller mit dem Buch fertig, als ich gedacht hatte. Und ich denke, allein diese Tatsache, dass ich ein Buch mit solcher Länge innerhalb von einer so kurzen Zeit ausgelesen habe, sagt schon viel über das Werk aus.

Es herrscht ein sehr angenehm bildhafter Schreibstil vor, der mir ein schnelles und angenehmes Lesen ermöglicht hat. Sowohl das Setting, als auch die Protagonisten haben starke Züge erhalten und wirkten sehr lebendig. Es gibt ganz wunderbare Schilderungen der Szenen, keine wirkte zu überzogen oder war mit zu viel Drama ausgestattet. Dazu gibt es noch viele historische Fakten und Persönlichkeiten, die mit eingearbeitet wurden. So entsteht am Ende eine fantastische, informative und authentische Schreibweise, die mir beim Lesen richtig gut gefallen hat und die einfach Spaß macht.

Unterteilt wird der Roman in Kapitel, die eine angenehme Länge haben und immer wieder mit Absätzen durchspickt sind, sodass man das Buch auch mal bequem aus der Hand legen könnte.
Durchweg wurde die Geschichte von einem allwissenden Erzähler beschrieben, wobei dieser immer nur wohldosiert die Geheimnisse verrät und nie zu viel preisgibt. Jedes Kapitel dreht sich dabei um Florentine und ihre Erlebnisse, sie steht eindeutig als Hauptprotagonistin im Mittelpunkt und kein anderer kann ihr mit ihrer starken Zeichnung das Wasser reichen. Ein wenig schade fand ich es schon, dass die restliche Familie Thalheim nicht mehr so häufig auftritt und man nur noch wenige Details aus dem Leben der anderen Schwestern erfährt. Ich habe das Gefühl, dass es in den vorherigen Teilen, gerade im ersten Band, ein ausgeglicheneres Verhältnis gibt und auch die anderen Schwestern, sowie die Eltern mehr auftauchen. Gleichzeitig zeigt sich hier ein selbstständiger und unabhängiger Charakterzug von Flori, die nicht innerhalb des Familienunternehmens Karriere machen möchte, sondern ihren eigenen Weg gehen will.
Der Erzähler gibt nicht nur beständig Einblicke in das Leben von Florentine und ihren Liebsten, sondern auch in die politische Situation. Immer wieder gibt es Informationen über die Politik, den Wiederaufbau und die Entwicklung der Stadt, aber auch der Wirtschaft. Diese wurden immer sehr geschickt in die Handlung eingefädelt, sie passten zu der jeweiligen Situation und manche Ereignisse wurden so beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, die jeweilige Szene live mitzuerleben.

Am Anfang neuer Kapitel gibt es stets die Information über das Setting, aber auch das Handlungsdatum der folgenden Szene findet eine Erwähnung. Das war wirklich hilfreich und wichtig, immerhin vergehen im Verlauf der Handlung ganze fünf Jahre. Beginnen tut die Geschichte 1958 und sie endet 1963. Allein durch die Angaben dieser zwei Jahreszahlen kann man sich schon grob vorstellen, was alles geschehen wird und wie sich die Lage in Deutschland weiter zuspitzen wird. So kann man sich als Leser auf eine Geschichte freuen, die ohne Verschönerungen die politische Lage in Deutschland wiedergibt und es lässt sich viel Wahrheitsgehalt aus der Geschichte herauslesen.
Um das gerade gelesen zu verinnerlichen und sich manche historische Details nochmal in Erinnerung zu rufen gibt es am Ende außerdem eine Zeittafel, die die Ereignisse der Handlungszeit zusammenfasst. Ich finde, dass bildet einen schönen Abschluss des Buches und rundet das gerade gelesene ab.

Als Setting dient zu weiten Teilen Berlin, nur sehr selten findet mal eine Szene woanders statt. Hier steht das Kaufhaus der Familie auf dem Ku'damm nicht mehr so stark im Mittelpunkt, es wird seltener als Handlungsort genutzt wie noch in den ersten beiden Teilen. Trotzdem hatte es einen großen Wiedererkennungswert und besitzt noch immer dieselbe Ausstrahlung wie in den anderen Bänden.
In diesem finalen Teil liegt ein großes Augenmerk auf der Kunstakademie, sowie auf den Privatwohnungen, in denen Flori selbst lebt oder in denen sie zu Besuch ist. Diese wurden meiner Meinung nach viel stärker gezeichnet und ließen sehr starke Bilder und Stimmungen bei mir entstehen. Manche Wohnungen wirkten direkt einladend und warm, andere kühl und abweisend und diese Empfindungen habe ich dann auch mit den jeweiligen Protagonisten in Verbindung gebracht.

Bereits bekannte Protagonisten haben ihre Wesen beibehalten und zeichnen sich immer noch durch dieselben Charakterzüge aus. Sie ließen sich dadurch schnell wiedererkennen und haben mir in ihrer Darstellung gut gefallen. Ich hätte es mir gewünscht, dass gerade Flori´s Familie öfters aufgetaucht wäre und es mehr Szenen gegeben hätte, in denen die gesamte Familie Thalheim vereint ist. Es entstand dann stets eine besondere Energie, die mitreißend war und mir sehr gut gefallen hat.
Auf jeden Fall war ich gespannt darauf, wie sich Florentine hier präsentieren wird. Sie war mir in den vorherigen Teilen nicht ganz so sympathisch wie die anderen beiden, sie war jugendlicher, aufmüpfiger und trotziger. Da waren mir sowohl Rike, als auch Sylvie sympathischer, sie waren reifer und erwachsener. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass ich beeindruckt bin, wie sehr sich Flori weiterentwickelt hat. Sie macht im Verlauf des Romans eine tolle Wandlung durch, es war aber auch schon zu Beginn eine Entwicklung erkennbar. Man konnte deutlich merken, dass ihr die Zeit in Paris, fern von ihrer Familie geholfen hat und aus einem Küken eine erwachsene und eigenständige Frau gemacht hat. So habe ich mich mit Flori leicht getan, sie war eine sympathische Hauptprotagonistin, die nicht perfekt ist und sich für ihre Ziele einsetzt.

Fazit:
Auch dieser letzte Band der Reihe rund um die Schwestern Thalheim konnte mich vollkommen überzeugen. Es gibt eine wunderbare Schreibweise, die einen durch das Buch trägt und das Lesen zum Vergnügen macht. Es gibt zahlreiche Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und die stets eine neue Wendung bringen. Dazu gefällt es mir richtig gut, wie historische Begebenheiten in die Handlung eingebunden und erklärt wurden. Es gibt einen nahtlosen Übergang von Fiktion und Wahrheit, ich kann mir gut vorstellen, dass die Protagonisten genauso gelebt hätten können!
Eine ganz tolle Reihe, die mich vollkommen überzeugen konnte. Ich kann für das Buch nur eine Leseempfehlung aussprechen und werde die Augen nach neuen Werken der Autorin offen halten!

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Der Zauberer von Oz

Der Zauberer von Oz (Neuübersetzung)
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Handlung:
Die kleine Dorothy und ihr Hund Toto konnten sich vor einem Wirbelsturm nicht schnell genug retten und werden weit von zuhause weggeweht. Sie erhalten die Information, dass nur der Zauberer von ...

Handlung:
Die kleine Dorothy und ihr Hund Toto konnten sich vor einem Wirbelsturm nicht schnell genug retten und werden weit von zuhause weggeweht. Sie erhalten die Information, dass nur der Zauberer von Oz ihnen helfen kann, um wieder zu ihrer Familie zurückzukommen. Auf dem Weg dorthin trifft das Duo einige merkwürdige Wesen, die sich ihnen anschließen möchten. Denn sie haben alle einen Wunsch, den ihnen nur der große Zauberer erfüllen kann. Während sich die Vogelscheuche Verstand wünscht und der Blechmann ein Herz, kann man bei dem dritten im Bunde, dem ängstlichen Löwen, schon erraten, was er sich von dem Besuch in Oz erhofft. Auf ihrem Wege muss die zusammengewürfelte Gruppe allerlei Gefahren ins Auge blicken, doch zusammen können sie den Weg nach Oz schaffen.

Meinung:
Ich finde das Cover ziemlich niedlich gestaltet, es greift einige Details aus dem Buch auf und gibt einen ersten Blick auf die Protagonisten. Man kann sich zudem von dem Setting ein Bild machen, es wird eine Szene dargestellt, die ich mir beim Lesen dann auch genauso vorgestellt habe. Der Rand ist vielleicht etwas zu farbenfroh, gleichzeitig gibt er der Szene einen Rahmen und passt zu der farbenfrohen Gestaltung. Mir ist es vielleicht etwas zu bunt, doch im Grunde finde ich es ganz gelungen, es zieht auf jeden Fall Aufmerksamkeit an und hat einen gewissen Charme.

Ich hatte vor vielen Jahren mal das Stück im Theater gesehen und kann mich nur noch daran erinnern, dass ich die Figuren gruselig fand. Ansonsten habe ich kaum Erinnerungen an die Geschichte. Allein aus diesem Grund wollte ich das Buch jetzt unbedingt lesen, es ist eine Lektüre, die man sicherlich irgendwann mal gelesen haben sollte.
Zur gleichen Zeit hatte ich auch meine Bedenken. Viele Kinderbücher, die ich im letzten halben Jahr gelesen habe, konnten mich nicht recht überzeugen und ich war am Ende etwas enttäuscht und hatte von den bekannten Werken ganz andere Erwartungen. Meine Angst, dass ich auch dieses Buch vielleicht nicht so gut finden könnte war groß und ich hatte darauf gehofft, dass ich am Ende dasitzen und eine positive Meinung verfassen kann.

Ich hatte einen angenehmen Start in die Handlung und mir hat die Schreibweise schnell gefallen. Sie wurde recht einfach und knapp gehalten, ist sehr kindgerecht gehalten und ließ sich unglaublich schnell lesen. Dazu fand ich auch die Zeichnung der Charaktere und des Settings gut und eingängig, mit wenigen Worten wurde ein recht lebendiges Bild wiedergegeben, was mir für die Länge des Romans vollkommen ausgereicht hat. Zudem zeichnen sich die Protagonisten eher durch ihre Taten und ihren Charakter aus.
Es gibt einen allwissenden Erzähler, der uns durch die Geschichte führt. Dieser gibt stets nur eine ausgewählte Anzahl an Informationen preis und lässt sich nicht in die Karten blicken. Ich konnte mir ja schon vorstellen, dass es ein gutes Ende geben wird, doch wie dieses erreicht wird hielt für mich den Spannungsfaktor aufrecht.

Immer mal wieder tauchen einige Illustrationen auf, die in schwarz-weiß gehalten wurden und nicht zu üppig vorkommen. Auch diese geben der Geschichte, dem Setting und den Protagonisten ein Gesicht und stellen Szenen lebhaft dar. Gerade bei einigen Kreaturen, wo mich meine Fantasie etwas im Stich lässt, finde ich die Darstellung dessen richtig hilfreich und ich denke, dass auch Kinder ihre Freude daran haben.

Als Setting dient ein fiktives Land, welches ungewöhnlich ist und ich nur zu gerne mit eigenen Augen sehen würde. Ich mochte die Zeit dort sehr, es hatte etwas zeitloses an sich und erschien mir wie ein Urlaubsort. Mir hat die Darstellung des Landes gefallen, es regt die Fantasie an und ist wunderbar bildhaft.

Die Charaktere muss man einfach mögen. Sie haben eine liebensvolle Art, ein lebendiges Auftreten und ein unglaublich gutes Herz. Ich mochte die Darstellung sehr, sie haben der Geschichte viel Charme gegeben und sind wahre Sympathieträger. An keinem hatte ich etwas auszusetzen, ich fand die Vielfalt toll und hatte viel Freude dabei, sie kennenzulernen und auf dem Weg nach Oz zu begleiten.

Fazit:
Ich hatte ja bereits gesagt, dass ich Angst hatte, dass mich das Buch enttäuschen könnte. Glücklicherweise war dem nicht so und mir hat die Geschichte richtig gut gefallen. Mir fällt tatsächlich kein Aspekt ein, den ich negativ empfunden hatte oder über den ich meckern würde. Die Geschichte wurde vielfältig gestaltet, hat Charme und viel Herz. Sie zeigt auf, was im Leben wichtig ist und das man sich von anderen Menschen nicht blenden lassen sollte. Ich bin unglaublich froh das Buch gelesen zu haben und habe bereits geschaut, welche Kinderbuchklassiker der Anaconda Verlag noch so in seinem Programm hat und mir einige Titel notiert, die ich unbedingt noch lesen möchte!

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Die Kleider der Frauen

Die Kleider der Frauen
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Handlung:
Paris 1940
Nach einem langen Arbeitstag und einer angenehmen Zeit mit Freunden will die junge Haute-Couture-Schneiderin Estella eigentlich nur in ihr Bett. Doch durch eine zufällige Begegnung ...

Handlung:
Paris 1940
Nach einem langen Arbeitstag und einer angenehmen Zeit mit Freunden will die junge Haute-Couture-Schneiderin Estella eigentlich nur in ihr Bett. Doch durch eine zufällige Begegnung wird sie in eine Mission der Résistance verwickelt. Dabei lernt sie den mysteriösen Alex kennen, der ihr rät, das Land zu verlassen. Auch Estellas Mutter unterstützt diesen Ratschlag und hilft ihrer Tochter bei der Flucht nach New York. Dort soll Estella ihren großen Traum verwirklichen: ihre fantasievollen, ausdrucksstarken und bezaubernden Skizzen und Ideen verwirklichen und sich in der Modewelt einen Namen machen.
So einfach ist der Weg nicht, doch Estella hat Freunde an ihrer Seite, die sie vollkommen unterstützen. Doch auch in New York warten allerhand Geheimnisse auf die junge Frau. Sie trifft Alex aus Paris wieder, ihre Mutter hatte mehr Heimlichkeiten vor ihr als gedacht und plötzlich steht Estella einer ganz besonderen jungen Frau gegenüber...

Meinung:
Das Cover ist wunderbar altmodisch, mit leicht verblassten Farben und auch die Damen passen modisch perfekt in die Zeit kurz vor / zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Fast könnte man meinen, man betrachte eine Filmszene, für das sich die Handlung des Buches sehr gut eignen würde. Die Szenerie stellt Paris dar, eindeutig erkennbar anhand des Eiffelturms. Im Vordergrund laufen zwei Frauen, die sich eindeutig vertraut sind und scheinbar ein freundschaftliches Verhältnis miteinander pflegen. Die Farben ihrer Kleidung finden sich auch im Hintergrund wieder, sei es in der Schriftfarbe oder in der Farbe des Himmels. Insgesamt ein mehr als stimmiges Bild, welches einen ganz besonderen Charme hat und durch seine nostalgische Art definitiv auffällt.

Erstmals gesehen habe ich das Buch in der Verlagsvorschau. Und da ist es direkt auf meine Wunschliste gewandert. Die Geschichte klang für mich direkt interessant und mein Lesegeschmack wird mit dem Inhalt genau getroffen. Zudem war ich daran sehr interessiert, mehr über die Résistance zu erfahren und wie Estella das Kriegsgeschehen wahrnimmt und ob sie es schafft, ihren großen Traum in New York zu erfüllen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Aufbau Verlag ganz herzlich für das Zusenden des Rezensionsexemplars bedanken. Das Lesen des Buches war nicht nur spannend, sondern hat auf eine angenehme Art auch viele Emotionen mit ins Spiel gebracht.

Ich hatte schon mit einer aufregenden und handlungsreichen Geschichte gerechnet, doch so viele Handlungsstränge und Details hatte ich nicht erwartet. Ich hatte den Roman leichter eingeschätzt und war von der Komplexität sehr angetan. Die Geschichte lässt sich nicht so nebenbei lesen und ist auch nicht dafür gemacht, das Buch lange liegen zu lassen und erst nach einigen Tagen wieder in die Hand zu nehmen. Dafür gibt es viel zu viele kleine Details, die nicht nur beständig die Spannung erhöhen, sondern die man auch leicht vergessen könnte. Immer wieder tauchen neue überraschende Wendungen auf, die sowohl positiver, als auch negativer Natur sind. Vielleicht habe ich auch dadurch eine Beziehung zu den Protagonisten aufbauen können und habe die Handlung mit so viel Interesse verfolgt. Dazu ist es der Autorin gelungen, dass man aufgrund der vielen Erzählstränge nie durcheinander kommt und immer sofort klar ist, auf was es gerade eine Anspielung gibt oder was / wer damit gemeint ist.

Schon nach wenigen Seiten war ich von der Schreibweise verzaubert. Es gibt immer wieder Sätze, die fast schon poetisch anmuten, unglaublich viel Wahrheit in sich tragen und die Handlung auf eine ganz besondere Art wiedergeben. Ich bin fix mit dem Lesen vorangekommen, wollte das Buch nur selten aus der Hand legen und war einerseits fasziniert von den Ereignissen, andererseits auch schockiert von manchen Charakteren und was sie durchmachen mussten.
Immer wieder wurden historische Details eingebunden. Diese gab es nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten und wurden anschaulich vermittelt. Als Leser wurde man damit nicht überfordert und konnte sie genau in die Handlung einordnen, aber auch geschichtlich verordnen. Und wie ich schon erwähnt hatte, hat mich vor allem der Fakt der Résistance interessiert. Darüber habe ich bisher nur spartanisch gehört oder gelesen und war froh, mich in diesem Aspekt weiterzubilden. Vor allem dazu gibt es zahlreiche Informationen und ich konnte einiges neues lernen. Ich habe größten Respekt vor den Leuten, die dieser Gruppierung angehört haben und nach dem Lesen auch im Internet noch einiges nachgelesen und mich dazu weiter informiert.

Ein besonderes Highlight war für mich stets die Stimmung. Ich konnte unglaublich gut mit den Charakteren mitfühlen, habe mich sowohl mitgefreut, als auch mit ihnen geheult. Und das ist mir bei einem Buch schon längere Zeit nicht mehr passiert. Hier haben mich die Ereignisse einfach so mitgenommen und ich habe mich gefühlt, als wären die Protagonisten nicht nur Buchcharaktere, sondern lebendige Menschen, mit denen ich irgendwann mal die Bekanntschaft gemacht habe.

Verteilt wurde die Handlung auf zwei Zeitebenen. Einmal taucht man mit Estella in das Paris, aber auch New York der 1940er Jahre ein, eine Zeit, in der das Weltgeschehen, die Politik, aber auch Kleinigkeiten wie die Mode im Wandel sind. Hier gibt es sehr tiefgehende Beschreibungen der politischen Situation, aber auch einige, sehr emotionale Stellen, in denen Details aus Estellas Privatleben beschrieben werden.
Zum anderen lernt man Fabienne kennen, die Enkelin von Estella. Dieser Zeitstrang spielt 2015 und berichtet von dem Weitergang von Stella Designs, sowie kommt die junge Frau manchen Geheimnissen auf die Spur. Hier kommt auch eine Liebesgeschichte ins Spiel, die mir etwas zu konstruiert und gewollt ist und auf die ich gut hätte verzichten können.
Deshalb muss ich sagen, dass mir die Handlung in der Vergangenheit, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges aufgrund der abwechslungsreicheren und spontaner wirkenden, aber auch authentischeren Handlung besser gefallen hat. Die Handlung war eindringlicher und zudem fand ich Estella und ihre Freunde deutlich sympathischer und aufregender als Fabienne.

Im Buch werden zwei Städte genutzt, in denen die gesamte Handlung stattfindet. Die Handlung beginnt in Paris, kurz vor der Einnahme der Stadt von den Deutschen. Einerseits kommt der Charme des Ortes durch, an vielen Stellen kann man das Lebensgefühl der Franzosen spüren und ich konnte mir einige Orte vorstellen. Dabei schienen die Ereignisse in meiner Vorstellung stets einen Filter zu haben, der die Welt etwas grauer erscheinen lassen hat. Das ist wahrscheinlich durch den Krieg und das Wissen geschehen, wie sich die Lage in Europa und der Welt noch verändern wird. Häufig hatte ich ein paar Probleme, mir die Gebäude vorzustellen. Sie wurden zwar mit vielen Details und Besonderheiten beschrieben, doch meine Fantasie konnte damit nicht so recht etwas anfangen, zudem war ich nie sehr an der Architektur und den Verschönerungsarten von Häusern interessiert.
Der größere Teil der Handlung spielt dann in New York, einer aufregenden und lebendigen Stadt. Genau so habe ich sie auch wahrgenommen, die Handlung wirkte deutlich farbenfroher und dynamischer. Hier konnte ich mir viele Gebäude besser vorstellen und habe die beschriebenen Orte auch deutlicher vor Augen gehabt. Gerade die Straßen mit den großen Geschäften, aber auch den Modeateliers haben sehr genaue Bilder entstehen lassen. Hier wurde der Charme der Stadt aber nicht so deutlich, oft wirkte alles etwas anonymer und nicht so gesellig wie in Paris.
Insgesamt haben beide Settings Vor- aber auch Nachteile, gleichen sich aber gut aus. Was ich bei der einen Stadt kritisiert habe, hat mir bei der anderen gut gefallen und keinen Anlass zum meckern gegeben.

Es gibt einige Protagonisten, die ich immer sehr gut auseinanderhalten konnte und die man während der Lektüre auch nicht vergessen kann. Sie haben ausgewählte Charaktere, es gibt welche, die keiner Fliege etwas zuleide tun können und es gibt auch das genaue Gegenteil dessen. Auf diese fiese und furchtbare Person, der man niemals persönlich begegnen möchte, will ich nicht zu viel verraten. Sie ist aber auf jeden Fall ein sehr gelungener Antagonist und zieht negative Meinungen und Eindrücke vonseiten des Lesers nur so an.
Ansonsten sind die Charaktere meist mit einem heiteren Gemüt ausgestattet. Viele empfand ich recht sympathisch und einige würde ich nur zu gerne persönlich kennenlernen. Mir hat es besonders gefallen, dass man einige Protagonisten nicht sofort einschätzen konnte und sie einem ihr Leben nicht direkt auf den Präsentierteller dargeboten haben. Man hat erst nach und nach etwas zu ihrem Charakter und über die bisherigen Lebensumstände erfahren. So bleibt allein bei der Entdeckung der Figuren immer ein Funken Spannung erhalten und man will natürlich wissen, wie deren Entwicklung ist, den eine Entwicklung ist bei allen Charakteren zu sehen. Ein jeder wird reifer und findet mehr zu sich selbst, erkennt Fehler und neue Wege. Dabei öffnen sich viele, lassen eine Maskerade fallen und zeigen ihr wahres Ich, welches mich genauso überzeugen konnte wie ihr erster Auftritt.
Estella steht eindeutig im Vordergrund, als Leser begleitet man sie auf ihren Lebenswegen und kann mit ihr ihre Wünsche verfolgen. Sie war mir direkt sympathisch, Estella ist mutig, fröhlich und aufgeweckt. Ihr Charakter ist mitreißend und lebensbejahend, was erfrischend ist und dazu beiträgt, dass man sie einfach mögen muss. Ich finde auch ihre offene Art sehr angenehm, Estella sagt einfach ihre Meinung und macht sich nicht zu viele Gedanken, bevor sie spricht. So entstehen interessante, lustige aber auch manchmal peinliche Situationen, die authentisch wirken. Insgesamt ist Estella ein sehr lebendiger Charakter, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hätte sie gerne noch besser kennengelernt auf der zweiten Zeitebene, wo sie eine ältere Dame ist und viel Lebenserfahrung gesammelt hat. Hier stand Fabienne mehr im Vordergrund, die für mich nicht so ein spannender Charakter ist wie Estella.
Mein liebster Charakter war Alex. Ich fand ihn direkt faszinierend, er hat einen liebenswerten Charakter und ich mochte es sehr, dass er lange Zeit sehr mysteriös und geheimnisvoll aufgetreten ist. Dabei verliert er nie seine Manieren und ist im Grunde ein vollendeter Gentlemen. Seine Entwicklung war auch am stärksten, Alex hat sich unglaublich verändert und man konnte beim ihm stets neue Seiten seines Charakters kennenlernen.

Fazit:
Ich bin unglaublich begeistert von dem Buch, es hat mich vollkommen überzeugen können und ich wollte es gar nicht aus der Hand legen. Einfach alles hat gestimmt und ein besonderes Highlight waren die Stimmungen und Emotionen der Protagonisten, die einfach fantastisch und authentisch beschrieben wurden und mich während des Lesens mitgenommen haben. Ich habe nach langer Zeit mal wieder bei einem Buch geheult, was nicht häufig vorkommt.
Doch auch die Schreibweise oder die Darstellung der Charaktere war hervorragend, an vielen Stellen hatte ich das Gefühl, nicht nur eine fiktive Geschichte zu lesen die mit tatsächlichen Geschehnissen gespickt ist. Nein, ganz oft fühlte es sich an wie eine Geschichte von Freunden, die genau so tatsächlich stattgefunden hat. Und das fand ich ganz wunderbar!

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Die Diva

Die Diva
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Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen ...

Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen sich die ständigen Anstrengungen bemerkbar. Maria sehnt sich nach einer Auszeit, nicht nur für Körper und Seele, sondern auch für ihre Stimme, auf die sie sich nicht mehr so verlassen kann.
Doch ihr Ehemann und Manager Meneghini nimmt immer wieder neue Angebote für seine Frau an und gönnt ihr keine Ruhe. Maria fühlt sich allein und wünscht sich einen Menschen, der sich nicht nur um die Callas sorgt, sondern auch um die Person Maria. Und diesen findet sie in Aristoteles Onassis. Beide verbindet nicht nur eine Seelenverwandtschaft, sondern auch eine tiefe Liebe. Zumindest bis Onassis die verwitwete Jackie Kennedy kennenlernt...

Meinung:
Das Cover ist sehr schick und passt perfekt zu der Reihe aus dem Aufbau-Verlag, aber auch zu dem Titel „Die Diva“. Es strahlt eine Grazie aus, die unvergleichlich ist und mir gefällt es richtig gut. Die Farben harmonieren perfekt miteinander, ich mag die ruhigen und unauffälligen Hintergrundfarben sehr. So sticht nicht nur die lila Schrift stark heraus, sondern auch die Dame mit ihren dunklen Haaren und dem dunklen Kleid. Sie hat eine starke Haltung und wirkt stolz, was richtig gut zu Maria Callas passt. Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, das Cover gliedert sich perfekt in die bereits erschienenen Bände ein und wartet doch mit Einzigartigkeit auf.

Ich habe bereits einige Teile der Reihe „mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gelesen, darunter sind auch die anderen beiden Bücher von Michelle Marly. Fast jeder Teil hat mir richtig gut gefallen und besonders bei Frau Marly ist mir aufgefallen, wie lebendig und natürlich die Protagonisten wirken. Allein deshalb wollte ich auch unbedingt das neue Buch lesen, weil ich mir eine tolle Charakterbeschreibung, sowie eine wundervolle Schreibweise erwartet hatte. Zudem arbeite ich am Theater und besuche selbst gerne Vorstellungen. Ich mag es gerne, davon auch in Büchern zu lesen und so noch einen anderen Blick auf diese besondere Welt zu erhaschen. Und dies aus dem Sichtwinkel einer berühmten Persönlichkeit klingt sehr vielversprechend. Ich hatte das große Glück, das Buch im Rahmen einer Leserunde zu erhalten, worüber ich mich riesig gefreut habe und war sehr gespannt auf das Buch.

Ich hatte den Anfang des Buches ja bereits durch die Leseprobe kennengelernt und schon dabei hatte ich nach wenigen Sätzen große Freude am Lesen. Mir hat sofort die Schreibweise gefallen, ich mochte die Individualität der Charaktere, aber auch die Ereignisse haben direkt mein Interesse geweckt. Und auch beim weiterlesen des Buches haben sich diese positiven Eindrücke verstärkt und wie ein roter Faden durch das Buch gezogen. Ich konnte mich vollkommen auf die Handlung einlassen und das Lesen genießen.

Wie bereits erwähnt: den Schreibstil fand ich direkt sehr angenehm und das hat die ganzen 420 Seiten über angehalten. Es gibt zahlreiche bildhafte Beschreibungen, die ein lebendiges Bild des Settings und der ganzen Situation entstehen lassen. Dazu fand ich die Darstellung der Charaktere einfach fantastisch, Michelle Marly ist es perfekt gelungen, die Protagonisten lebendig und authentisch, greifbar darzustellen.
Zudem erhält man als Leser großen Anteil an dem Gefühlsleben der Charaktere. Anhand von Nebensätzen und kleinen Wortgruppen kann man sehr tief in ihre Seelen blicken. So war es mir möglich zu den Personen, vor allem aber zu Maria Callas eine Bindung aufzubauen, ich hatte häufig das Gefühl, als würde ich sie persönlich kennen und als wäre sie noch lebendig. Mich haben viele dieser Stellen sehr berührt und es kamen selbst so große, berühmte und reiche Leute plötzlich sehr menschlich und natürlich daher. Grandios!

Meine liebsten Textstellen waren immer die, in denen Maria entweder kurz vor einem großen Auftritt war oder am Ende den wohlverdienten Applaus über sich ergehen lassen konnte. Dabei kam immer besondere Atmosphäre auf. Zudem wurde genau die Stimmung eingefangen und mit anschaulichen Worten wiedergegeben, die man selbst auch von Theaterbesuchen kennt. Aber auch die Stimmung hinter der Bühne wurde perfekt dargestellt, ich arbeite selbst am Theater hinter den Kulissen und kenne die Anspannung der Künstler, aber auch die Aufregung und Erleichterung nach einem gelungenen Auftritt ebenso wie die allgemeine Atmosphäre untereinander.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Maria Callas in ihrer gesanglichen Hochphase 1957, wo sie nicht nur allerhand erfolgreiche Konzerte und Rollen spielt, sondern auch bald Aristoteles Onassis kennenlernt. Die zweite Zeitebene spielt 1969, Aristoteles hat mittlerweile mit Jackie Kennedy die Bekanntschaft gemacht und die Beziehung von Ari und Maria droht zu schwanken. Dazu gibt es in beiden Ebenen immer mal kleine Rückblicke und Anmerkungen über die Kindheit und Jugend der weltbekannten Sängerin. So bekommt man zudem Einblicke in die Vergangenheit und erhält Informationen zu Marias Familie, aber auch ihrer Herkunft und wie ihr Talent für das Singen entdeckt wurde.

Als Setting dienen allerhand Orte, die recht anschaulich beschrieben wurden. Nicht jeder ließ bei mir Bilder vor Augen entstehen und manche waren so prachtvoll und üppig, dass ich davon etwas überfordert war und mir so viel Pracht an einem Fleck gar nicht vorstellen konnte. Andere Orte, vor allem Landschaften waren traumhaft dargestellt, sie gaben ein genaues Bild wieder, welches nicht nur meine Fantasie beflügelt hat, sondern auch mein Fernweh geweckt hat.

Ich hatte es bereits kurz erwähnt: ich bin begeistert von den Charakteren. Sie haben einen guten Einblick in ihre Seelen gegeben und wirkten nie oberflächlich betrachtet. Man merkte deutlich, dass die Autorin sich genau mit den Persönlichkeiten befasst hat und ihnen würdig werden wollte. Und genau dies ist ihr gelungen.
Nicht jeder war mir sympathisch und manche habe ich teils verachtet und verurteilt für diverse Aussagen und Handlungen. Doch trotzdem wirkt jeder lebendig und besonders. Zudem ist es Michelle Marly perfekt gelungen, das glamouröse und selbstbewusste Auftreten der Protagonisten einzufangen und wiederzugeben. So entsteht eine aufregende Mischung von starken Momenten, in denen die Personen eine Maske aufsetzen um in keiner Weise angreifbar zu sein und normalen, bodenständigen Szenen, in denen sie einfach sie selbst sind.
Ich hatte bereits von Maria Callas gehört, mir war aber nur wenig von ihrer Person bekannt. Sie ist eine der großen Damen, die eine beeindruckende Karriere hatten, heutzutage aber leider nicht mehr so sehr behandelt werden und nur zu Jahrestagen eine Erwähnung finden. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Ich war sehr gespannt auf den Roman und die Darstellung von Maria Callas. Anhand ihres Beinamens „Die Diva“ hatte ich mir bereits Gedanken über ihre Person gemacht und über sie nachgedacht. Und ich muss sagen, dass sie mir sehr viel sympathischer und bodenständiger erschien als ich gedacht hatte. Sie war ein viel komplexerer und nachfragender Mensch als ich gedacht hatte, sie war nie zu oberflächlich oder überheblich.
Maria Callas hatte es in ihrem Leben nicht immer leicht, schon in ihrer Kindheit und Jugend wurde nicht immer auf ihre Bedürfnisse geachtet und in gewisser Weise zieht sich dies durch ihr restliches Leben. Oft wurde sie nur über ihr Talent für das Singen definiert und daher war es interessant zu betrachten, was mit ihr passiert, wenn ein Mensch sich nicht für die Callas, sondern nur für Maria interessiert.
Mit den Männern in Marias Leben hatte ich so meine Probleme. Sie waren durchweg lebendig dargestellt, haben ihre Meinungen vertreten und eine gewisse Ausstrahlung versprüht. Doch ich bin mit ihnen nicht so gut ausgekommen, ich habe einige ihrer Handlungen und Aussagen kritisch betrachtet und wahrscheinlich ist es mir dadurch sehr schwer gefallen, sie sympathisch zu finden.

Fazit:
Von Michelle Marly kannte ich bereits ihre anderen beiden Bücher aus der Künstlerinnen-Reihe und bereits diese waren hervorragend und sehr empfehlenswert. Mit diesem neuen Teil hat sie wieder eine Meisterleistung angefertigt, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern der berühmten Maria Callas auch gerecht wird. Ich mag ihre Charakterdarstellung sehr und auch die Schreibweise weiß zu bestechen. Ich hatte große Freude am Lesen und Kennenlernen einer mir bisher recht unbekannten Person.

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