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Books_of_Tigerlily

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Zurück in die uralte Metropole

London
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Hach, was habe ich mich letztes Jahr gefreut, als Christoph Marzi einen neuen Band in der Uralten Metropole-Reihe veröffentlicht hat. Gehört diese Reihe doch seit Teenie-Zeiten zu meinen All Time Favourites ...

Hach, was habe ich mich letztes Jahr gefreut, als Christoph Marzi einen neuen Band in der Uralten Metropole-Reihe veröffentlicht hat. Gehört diese Reihe doch seit Teenie-Zeiten zu meinen All Time Favourites im Bereich Urban Fantasy. Ich bin, vergleichbar wie mit Harry Potter, auch mit Emily gemeinsam groß geworden und habe mit ihr das ein oder andere Abenteuer überstanden. Also musste London natürlich bei der FBM 2016 mit!

Aber wie so oft mit von mir mit Spannung erwarteten Büchern lagerte auch London lange auf dem Sub, da ich einfach nicht wollte, dass es vorbei ist. So griff ich erst vor kurzem dann doch zum Buch und war sofort wieder gefangen von Marzis Wortgewalt.

Das Buch ist nach alten Mustern aufgebaut und fühlte sich an wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Wir treffen Emily in einer ähnlichen Situation, wie wir es schon so oft mit ihr erlebt haben. Auch treffen wir auf alte Bekannte und lernen neue Mitspieler auf dem großen Schachfeld der alten Metropole kennen.

Manche mögen kritisieren, dass es Marzi an Ideen fehle und er lediglich den ersten Teil der ursprünglichen Trilogie neu verwurstet hat. Die Kritik ist durchaus berechtigt, finden sich doch arg viele Parallelen und Gemeinsamkeiten. Ich für meinen Teil sehe London eher als Hommage an die Uralte Metropole und die Parallelen scheinen mir durchaus gewollt zu sein. In mir haben sie auf jeden Fall vielmehr schöne Nostalgie hervorgerufen statt Langeweile oder Unmut.

Man fühlt sich an die Anfänge zurückversetzt, als man die Geheimnisse der uralten Metropole zum ersten Mal erkundet hat. Trotzdem muss man erkennen, was aus eben dieser geworden ist und welche Gefahren ihr drohen.

Als erfahrener Marzi-Leser riecht man allerdings recht früh den Braten um das mysteriöse Waisenmädchen. Hier war Marzis Vorliebe für passende Namen entweder zu vorhersehbar oder mir wurde an dieser Stelle bewusst, dass das Buch auch für etwas jüngere Leser angelegt ist.

Dies tut der Story allerdings kein Abbruch, es werden gekonnt falsche Fährten gelegt und Intrigen gesponnen. In gekonnt gewohnter Marzimanier wird eine bild- und wortgewaltige Welt erschaffen. Auch hier wird manch einem der Stil zu überbordend sein, zu viel Ideen auf engsten Raum verarbeitet, aber das machen Bücher von Marzi gerade aus!

Mir persönlich gefällt dieser Stil weit besser als ein karges Plotting und ein noch kargeres Setting. Bei Marzi habe ich immer das Gefühl, es gibt noch so viel mehr im Hintergrund, was ich gar nicht alles erfassen kann. Solch ein Gefühl habe ich nur bei den wenigsten Autoren.

Einziges Manko war der romantische Aspekt. Ich möchte hier nicht zuviel verraten, aber ein von mir arg geshipptes Paar hat es im neuen Band sehr schwer. Auch wenn man gegen Ende die Intention im Hinblick auf die Storyline erkennt, so fiel es mir doch unglaublich schwer, diese Entwicklung zu akzeptieren.

Am Schluss passt dann doch wieder alles und es gibt ein typisches Uralte Metropole-Ende: es ist im Leben nicht alles rosarot mit Zuckerguss, dafür aber die Aussicht darauf, dass alles schon irgendwie werden wird, wenn man gute Freunde hat und weiß, wer man selber ist.

Ich würde sehr gerne erneut in die Uralte Metropole reisen!

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Super Mix aus Desperate Housewives und Sabrina!

Sanctuary
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Das Buch überzeugt durch eine richtig coole Idee sowie einem dynamischen, einnehmenden Schreibstil. Die Kapitel sind kurz und knackig und abwechselnd aus Sicht diverser Protagonisten erzählt, sodass man ...

Das Buch überzeugt durch eine richtig coole Idee sowie einem dynamischen, einnehmenden Schreibstil. Die Kapitel sind kurz und knackig und abwechselnd aus Sicht diverser Protagonisten erzählt, sodass man sich dem Geschehen und dem Mörder von unterschiedlichen Perspektiven nähern kann. Die Charaktere sind dabei alle gut entwickelt und überzeugen durch Authentizität. Am Besten gefallen haben mir dabei Ermittlerin Maggie sowie Hexe Sarah, bei der man einen Einblick in die Welt der Magie erhaschen kann.

Sanctuary besticht durch seine Idee, unsere Welt mit Magie zu durchmischen. Hexen und ihr Werk gehören hier ganz normal zumAlltag und dürfen ihrer Tätigkeit nachgehen, sie sind ins System integriert. Dennoch treffen sie eine Reihe von Einschränkungen und Maßnahmen sowie die üblichen Vorturteile, die sich Minderheiten allzu oft gegenüber sehen.

So rückt natürlich Hexe Sarah und ihre magielose Tochter Harper in den Fokus der Ermittlungen. Zu Beginn des Buches hatte ich etwas Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben, weil einfach so viele Informationen auf einen einprasseln. Etwa Mitte des Buches hatte es mich mit einem neuen Twist aber komplett gecatched und ich muss euch sagen, ich konnte das Buch danach nicht mehr wirklich aus der Hand legen. Das Erzähltempo hat nochmal richtig angezogen und quasi jedes Kapitel hat sich die Lage durch immer neue Enthüllungen, Intrigen und Geheimnisse zugespitzt.

Als Leser kommt man kaum zum Atem holen, scheint sich die Lage in Sanctuary auf eine richtige Hexenjagd zuzuentwickeln. Und dabei weiß man Verfolger der verschiedenen Erzähler, dass falsch gestreute Informationen, die Sensationslust der Medien sowie Motivation aus Rache und Vorurteilen als Brandbeschleuniger wirken und Situationen sehr schnell außer Kontrolle geraten.

Besonders gut hat mir gefallen, dass unterschwellig wichtige Themen wie Ausgrenzung und Sexismus untergebracht sind und durch die Charaktere als Betroffene menschlich und ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt werden. Auch sind viele "Minderheiten" in den Protagonisten vertreten, ein großer Pluspunkt des Buches. Ebenso wie Ermittlerin Maggie muss man sich dabei auch mit den Thematiken Moral und der oft bestehenden Divergenz zwischen Recht und Gerechtigkeit auseinandersetzen. Wie würde man selbst in so einer Situation reagieren? Diese Frage ist sicherlich nicht leicht zu beantworten.

Durch diverse Kniffe und Plottwists wird man auf diverse falsche Fährten gelockt und immer wenn man denkt, man wüsste nun was sich zugetragen hat, kommt die Autorin mit einer krassen Wendung um die Kurve. Und so weiß man wirklich erst ganz am Schluss durch ein Eingeständnis des/der Veranwortlichen, was mit Daniel tatsächlich passiert ist. Ein Ende, das mir ordentlich die Kinnlade hat herunterklappen lassen.

Ein perfekter Standalone für aufregende Lesestunden, den ich sicherlich nicht nur Fantasylesern empfehlen würde!

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Spannend, aber auch zum Nachdenken!

Miracle Creek
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Das Buch behandelt wirklich außergewöhnliche Themen und verpackt diese dabei umso menschlicher. Zum einen geht es um die Thematik des Rassismus gegenüber asiatischen Zugewanderten und den Problemen der ...

Das Buch behandelt wirklich außergewöhnliche Themen und verpackt diese dabei umso menschlicher. Zum einen geht es um die Thematik des Rassismus gegenüber asiatischen Zugewanderten und den Problemen der Zuwanderer, sich im neuen, „amerikanischen“ Way of Life zurechtzufinden. Immer wieder finden sich Beispiele des Alltagsrassismus im Buch welche aufzeigen, was auch diese immer wiederkehrenden Konfrontationen für Folgen bei den Betroffenen auslösen können. Zum anderen geht es um das Thema Autismus, besonders berührend am Beispiel betroffener Kinder und deren Eltern.

Miracle Creek ist unglaublich geschickt aufgebaut. So erlebt der Leser ein Gerichtsverfahren, bei dem die Schuldige bereits festzustehen scheint. Durch Zeugenbefragungen und Aussagen erschließt sich nach und nach ein scheinbar schlüssiges Szenario, welches zu dem tragischen Tod zweier Menschen geführt hat. Abgewechselt wird dies durch Einblicke in Gedankenwelten der Beteiligten, aus denen sich weitere Hinweise und Erkenntnisse ergeben, zunächst diffus, dann immer konkreter, aus denen sich nach und nach das tatsächliche Geschehen ergibt. Abwechselnd kommen alle mit dem Unglück beteiligten Personen zu Wort. Der Leser wird hierdurch nicht nur einmal auf die falsche Fährte geführt und angeregt, immer wieder ein Zwischenfazit zum wahren Hergang zu ziehen, dass dann bereits im nächsten Kapitel wieder über den Haufen geworfen wird. Dadurch ist der Spannungsbogen konstant hoch und Miracle Creek unglaublich fesselnd. Man möchte unbedingt wissen, was wirklich passiert ist!

Gepaart wird diese Handlung mit sehr authentisch aufgebauten Charakteren. Auch wenn man oft zwischen Sympathie und Abscheu schwanken kann, so ist doch jede Figur und jeder Beweggrund stark ausgearbeitet und somit für den Leser nachvollziehbar. Besonders stark sind hier die Erfahrungen der Personen mit den Thematiken Migration, Alltagsrassismus und Autismus dargestellt und haben sehr oft etwas in mir anrühren können.

In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen und alles hängt miteinander zusammen. Es macht bewusst, wie sehr auch unsere kleinsten Handlungen und die unscheinbarsten Umstände Auswirkungen auf andere haben und Dinge ins Rollen bringen können, die dann nicht mehr aufzuhalten sind. Es lässt darüber reflektieren, wie man selbst als Betroffener in solch einer Situation handeln würde und wie gedankenlos man durchs Leben geht.

Auch behandelt es Thematiken wie Schuld, Sühne und Eigenverantwortlichkeit. Was würde man tun, um die zu schützen, was man liebt? Inwiefern übernimmt der Einzelne Verwantwortung für sein Handeln? Oder lässt man zu, dass es ein Bauernopfer gibt, um die eigene Haut zu retten? Und wie schnell verurteilen wir jemanden aufgrund äußerer Umstände, ohne seine Seite der Geschichte zu kennen? Ein wirklich klug aufgebautes Buch voll handfestem Inhalt, das stark nachwirkt, dabei aber nicht den Lesespaß zu kurz kommen lässt.

Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Sympathische Heldin im Hormonchaos

To all the boys I've loved before
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Nicht erst seit der zuckrig süßen Netflix-Verfilmung sind Lara Jean und ihre Liebeswirren ein Begriff. Diese Bücher werden gehyped, und das zurecht!

Lara Jean und ihre Schwestern sind einfach wundervoll ...

Nicht erst seit der zuckrig süßen Netflix-Verfilmung sind Lara Jean und ihre Liebeswirren ein Begriff. Diese Bücher werden gehyped, und das zurecht!

Lara Jean und ihre Schwestern sind einfach wundervoll sympathisch und werden sicher jeden in seine eigene Teeniezeit mit der ersten Liebe und auch dem ersten Herzschmerz zurückversetzen.

Die Idee der auf Unwege geratenen Liebesbriefe ist wirklich süß und originell, um einen Einstieg in die Lovestory zu geben und Lara Jean einen Schubs in die echte Welt zu versetzen, zieht sie sich doch sonst eher zurück. Ich denke, dass sich viele in Lara Jean und ihren Gefühlen und Erfahrungen wiederfinden werden.

Und Peter ist wirklich ein Bookboxfriend zum Niederknien! Lara Jean und er geben ein schönes authentisches Paar ab und man kann als Leser beide wundervoll dabei zusehen, wie sie sich ineinander verlieben. Wie es sich für solch ein Buch gehört, gibt es natürlich auch allerlei Dramen, welche von der Autorin geschickt an sehr aktuelle Themen wie Internetmobbing angelehnt wurden.

Ein tolles Buch, das sich schnell lesen lässt und einen direkt zur Fortsetzung greifen lässt.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Ganz stark!

Drei Wünsche
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Manche Bücher kommen genau zur richtigen Zeit. Wäre "Drei Wünsche" sicher noch vor einem Jahr nur kurz auf meinem Radar erschienen, so hat es mich zum Erscheinungstermin geradezu angesprungen.

Ich habe ...

Manche Bücher kommen genau zur richtigen Zeit. Wäre "Drei Wünsche" sicher noch vor einem Jahr nur kurz auf meinem Radar erschienen, so hat es mich zum Erscheinungstermin geradezu angesprungen.

Ich habe selbst gerade die 30 geknackt und finde mich in einer kleinen Lebenskrise wieder: wohin mit meiner Karriere? Oder doch lieber jetzt schon Kind und Eigenheim? Habe ich schon alles erreicht, was ich mit 30 erreicht haben wollte? Und wer bestimmt eigentlich, wie der perfekte Lebensentwurf aussieht?

Ich habe mich im Buch direkt wiedergefunden und muss sagen, dass mich bereits die erste halbe Seite zum Heulen gebracht hat wie einen Schlosshund! Habe ich doch ebenso die Verlustthematik in meiner Familie durch und habe quasi in den Beschreibungen meine Großmutter wiederentdeckt. Diese erste Seite hat soviel in mir aufgebrochen, dass ich mir direkt sicher war - ok, das wird heftig. Und was soll ich sagen? Das Buch ist die reinste Achterbahnfahrt an Emotionen und so verdammt wichtig im Hinblick auf die Frauenrolle!

"Drei Wünsche" beweist somit einmal wieder, wie wichtig die ersten Sätze eines Buches sind. Denn bereits mit diesen weiß die Autorin ihren unglaublich starken Stil aufs perfekteste einzusetzen. Sie nutzt Sprache voll wuchtiger und gleichzeitig poetischer Sprachbilder und Vergleiche.

Im ersten Teil des Buches begleiten wir dabei abwechselnd die Protagonistinnen, hauptsächlich in Form inneren Monologs. Wir dürfen auch als stiller Beobachter auf sie und die ihnen begegnenden Situationen schauen. Hierdurch gewinnt man einerseits Nähe zu den Charakteren und kann ihre inneren Beweggründe nachvollziehen, andererseits blickt man auf viele Situationen mit einer gewissen Distanz, die diese oft umso erschreckender erscheinen lässt. Hier werden etwa - ohne groß spoilern zu wollen - Thematiken wie etwa Alltagssexismus, Übergriffigkeiten oder Klischee- und Schubladendenken aufgegriffen. Ich wollte hier der Autorin so oft ein lautes "Bravo!" entgegenrufen, da sie so spielerisch und unaufgeregt diverse Situationen schildert, in denen sich sicher jede Frau bereits einmal mehr oder weniger freiwillig befunden hat. Sie deckt dabei den oft herrschenden Konflikt zwischen Eigen- und Außenwahrnehmung und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen auf. Über was definieren wir uns? Genau dieser Frage versucht die Autorin hier anhand der Charaktere auf den Grund zu gehen.

Sie nutzt dabei die Protagonistinnen stellvertretend für die Darstellung der Frau im Allgemeinen. Ich habe in den Erzählungen soviel wiedererkannt - mich selbst, meine Großmutter, meinen Vater, meine Mutter, diverse Freundinnen und Männer in meinem näheren und ferneren Umfeld. Ab einem gewissen Zeitpunkt treffen alle drei Protas dann aufeinander, und das in einer äußerst alltäglichen Situation, nämlich beim Arzt. Auf einmal findet zwischen ihnen Austausch und Dialog statt und sie beleuchten ihre jeweiligen Lebensstationen. Muss tatsächlich der Spagat zwischen Kind und Karriere geschafft werden? Bin ich nur ganz Frau, wenn ich Kinder in die Welt setze? Wie sexuell offen darf ich in dieser Gesellschaft sein? Diese drei Frauen finden zusammen und entwickeln sich weiter, werden klarer in ihrer Erkenntnis - drei Wünsche, drei Lebensentwürfe, und keiner davon ist besser oder schlecher als der andere.

Für mich kam dieses Buch genau zur richtigen Zeit und ich musste sofort jedem in meinem Umfeld davon erzählen. Ein Buch, dass auf knapp 350 Seiten ganz unprätentiös darzustellen vermag, in welchem Spannungsfeld sich die moderne Frau bewegen muss. Großes Kino!