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Veröffentlicht am 08.04.2020

Eine hochspannende Geschichte über Vorurteile und Verantwortung

Die Parade
0

Jeder kennt sicherlich die eine oder andere Situation, in der man sich fragt, wie zur Hölle man da hineingeraten ist und warum man mit solchen unkooperativen Anfängern zusammenarbeiten muss. Nur selten ...

Jeder kennt sicherlich die eine oder andere Situation, in der man sich fragt, wie zur Hölle man da hineingeraten ist und warum man mit solchen unkooperativen Anfängern zusammenarbeiten muss. Nur selten sitzt man dabei jedoch in einer Region kurz nach dem Bürgerkrieg, spricht nicht die Landessprache und hat einen wichtigen Auftrag zu erledigen.

»Vor dem Bau der Straße hatte die Fahrt von der Hauptstadt in diese Region bestenfalls vier Tage gedauert. (...) Die neue Straße würde der Provinz (...) Sicherheit und Fortschritt bringen.«

Zwei Männer begegnen sich in einem fremden Land. Für den Fall, dass sie gekidnappt werden sollten, sprechen sie sich mit fiktiven Namen an.

“Vier” ist erfahren, verantwortungsbewusst und diszipliniert. Sein Job ist es, innerhalb von zwei Wochen eine Straße vom Süden des Landes bis zur Hauptstadt im Norden zu asphaltieren. Er hält sich strikt an das Reglement seiner Firma: kein Kontakt mit Einheimischen, um alle Komplikationen so gering wie möglich zu halten.

Sein neuer Kollege, der unerfahrene “Neun”, ist begeistert von der Kultur und den Menschen, deren Sprache er flüssig spricht. Er soll mit dem Quad vorausfahren, um die Strecke auf Schäden zu prüfen und für die Asphaltiermaschine freizuhalten.

Schnell eskaliert die Situation zwischen den so unterschiedlichen Männern.

Beim Lesen habe ich mich gleich mit dem disziplinierten Vier identifiziert, der einfach nur seinen Job erledigen und keinen Stress haben möchte.

Die Stimmung wurde zunehmend beklemmender. Die Sorglosigkeit und mangelnde Zusammenarbeit Neuns brachte Vier in Gewissenskonflikte, während die riesige Maschine unerbittlich vorrückte. Außerdem nahte der Termin der großen Parade, die zur Fertigstellung der Straße stattfinden sollte.

»Neun frustrierte ihn sei fast drei Tagen, aber jetzt, da ihm klar war, dass er ihn weder verändern noch kontrollieren noch dazu bringen konnte, in irgendeiner Weise effektiv zu sein, (...) konnte Vier den Mann und dessen Verhalten außer Acht lassen.«
Ein großer Fehler!

Dave Eggers, der Autor von “The Circle”, lockt den Leser mit diesem kurzen politischen Roman in eine psychologische Falle, aus dem er sich nicht so schnell wieder befreien kann. Denn am Ende folgt einer sehr überraschende Wende.

Veröffentlicht am 08.04.2020

Eine hochspannende Geschichte über Vorurteile und Verantwortung

Die Parade
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Jeder kennt sicherlich die eine oder andere Situation, in der man sich fragt, wie zur Hölle man da hineingeraten ist und warum man mit solchen unkooperativen Anfängern zusammenarbeiten muss. Nur selten ...

Jeder kennt sicherlich die eine oder andere Situation, in der man sich fragt, wie zur Hölle man da hineingeraten ist und warum man mit solchen unkooperativen Anfängern zusammenarbeiten muss. Nur selten sitzt man dabei jedoch in einer Region kurz nach dem Bürgerkrieg, spricht nicht die Landessprache und hat einen wichtigen Auftrag zu erledigen.

»Vor dem Bau der Straße hatte die Fahrt von der Hauptstadt in diese Region bestenfalls vier Tage gedauert. (...) Die neue Straße würde der Provinz (...) Sicherheit und Fortschritt bringen.«

Zwei Männer begegnen sich in einem fremden Land. Für den Fall, dass sie gekidnappt werden sollten, sprechen sie sich mit fiktiven Namen an.

“Vier” ist erfahren, verantwortungsbewusst und diszipliniert. Sein Job ist es, innerhalb von zwei Wochen eine Straße vom Süden des Landes bis zur Hauptstadt im Norden zu asphaltieren. Er hält sich strikt an das Reglement seiner Firma: kein Kontakt mit Einheimischen, um alle Komplikationen so gering wie möglich zu halten.

Sein neuer Kollege, der unerfahrene “Neun”, ist begeistert von der Kultur und den Menschen, deren Sprache er flüssig spricht. Er soll mit dem Quad vorausfahren, um die Strecke auf Schäden zu prüfen und für die Asphaltiermaschine freizuhalten.

Schnell eskaliert die Situation zwischen den so unterschiedlichen Männern.

Beim Lesen habe ich mich gleich mit dem disziplinierten Vier identifiziert, der einfach nur seinen Job erledigen und keinen Stress haben möchte.

Die Stimmung wurde zunehmend beklemmender. Die Sorglosigkeit und mangelnde Zusammenarbeit Neuns brachte Vier in Gewissenskonflikte, während die riesige Maschine unerbittlich vorrückte. Außerdem nahte der Termin der großen Parade, die zur Fertigstellung der Straße stattfinden sollte.

»Neun frustrierte ihn sei fast drei Tagen, aber jetzt, da ihm klar war, dass er ihn weder verändern noch kontrollieren noch dazu bringen konnte, in irgendeiner Weise effektiv zu sein, (...) konnte Vier den Mann und dessen Verhalten außer Acht lassen.«
Ein großer Fehler!

Dave Eggers, der Autor von “The Circle”, lockt den Leser mit diesem kurzen politischen Roman in eine psychologische Falle, aus dem er sich nicht so schnell wieder befreien kann. Denn am Ende folgt einer sehr überraschende Wende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2020

Psst … intelligent, spannend, ermutigend … weitersagen!

Whisper Network
0

Ardie, Grace und Sloane arbeiten als Juristinnen bei Truviv, einer Firma für Sportbekleidung in Dallas. Jede der Freundinnen hat schlechte Erfahrungen mit ihrem Vorgesetzten Ames gemacht.
Als er für den ...

Ardie, Grace und Sloane arbeiten als Juristinnen bei Truviv, einer Firma für Sportbekleidung in Dallas. Jede der Freundinnen hat schlechte Erfahrungen mit ihrem Vorgesetzten Ames gemacht.
Als er für den Posten des neuen CEOs vorgeschlagen wird, wollen sie verhindert, dass er noch mehr Frauen bedrängt. Doch wie, wenn niemand ihnen glaubt?

meetoo ist in der Romanwelt angekommen. Die Protagonistinnen bilden viele verschiedene Facetten eines Frauenlebens ab. Grace ist vor gut einem Jahr Mutter geworden und doch flüchtet sie sich in die Arbeit. Sloanes Teenagertochter Abigail wird in der Schule gemobbt. Ardie ist alleinerziehend. Und die Neue, Katherine, hofft auf einen guten Start im Job.
Auch die Sicht der Mutter von Teenagerjungs wird beleuchtet, die fiesen Kommentare der Kollegen beschrieben. Es geht um die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Vorgesetzten, um Erwartungen an Frauen und die Freiheiten der Männer.
Es geht um Solidarität, aber auch Berechnung von Frauen, unterstützende Ehepartner und Ohnmacht gegenüber bestimmten Strukturen.

Die Autorin Chandler Baker ist Anwältin und für mich aktuell die Königin der Cliff-Hanger.
In einer Mischung aus kurzen Zeugenaussagen und fortlaufender Erzählung entfalten sich langsam die Zusammenhänge, die zu Ames Tod geführt haben. Bis zum Ende wusste ich nicht, ob er Selbstmord begangen hat oder getötet wurde.
Im Laufe der Geschichte analysiert die Autorin, die typischen Vorurteile gegenüber Frauen, die den Mund aufmachen. Sehr gut dargestellt an Abigail, die sich wehrt, als sie gemobbt wird und ihr vorgeworfen wird, sie sei eine Petze. Niemand von der Schulleitung kritisiert dagegen die Jungen, die sie belästigt haben.
Sloane läuft daraufhin zur Hochform auf, um ihre Tochter zu verteidigen. Sie hat die passenden Antworten parat auf Aussagen wie: "Das war doch nur Spaß. Jungs machen sowas bei Mädchen, die sie mögen." und "Sie hätte das selbst regeln müssen."

Eingebunden in einen spannenden Plot erzählt die Autorin mit lebensnahen Charakteren von der Doppelmoral der Gesellschaft gegenüber Frauen und Männern in Bezug auf Familie, Karriere und sexuelle Belästigung. Gleichzeitig liefert sie Entgegnungsmöglichkeiten und die juristische Sichtweise.

Leseempfehlung!

metoo als packender Roman

Veröffentlicht am 30.03.2020

Psst … intelligent, spannend, ermutigend … weitersagen!

Whisper Network
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Ardie, Grace und Sloane arbeiten als Juristinnen bei Truviv, einer Firma für Sportbekleidung in Dallas. Jede der Freundinnen hat schlechte Erfahrungen mit ihrem Vorgesetzten Ames gemacht.
Als er für den ...

Ardie, Grace und Sloane arbeiten als Juristinnen bei Truviv, einer Firma für Sportbekleidung in Dallas. Jede der Freundinnen hat schlechte Erfahrungen mit ihrem Vorgesetzten Ames gemacht.
Als er für den Posten des neuen CEOs vorgeschlagen wird, wollen sie verhindert, dass er noch mehr Frauen bedrängt. Doch wie, wenn niemand ihnen glaubt?

meetoo ist in der Romanwelt angekommen. Die Protagonistinnen bilden viele verschiedene Facetten eines Frauenlebens ab. Grace ist vor gut einem Jahr Mutter geworden und doch flüchtet sie sich in die Arbeit. Sloanes Teenagertochter Abigail wird in der Schule gemobbt. Ardie ist alleinerziehend. Und die Neue, Katherine, hofft auf einen guten Start im Job.
Auch die Sicht der Mutter von Teenagerjungs wird beleuchtet, die fiesen Kommentare der Kollegen beschrieben. Es geht um die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Vorgesetzten, um Erwartungen an Frauen und die Freiheiten der Männer.
Es geht um Solidarität, aber auch Berechnung von Frauen, unterstützende Ehepartner und Ohnmacht gegenüber bestimmten Strukturen.

Die Autorin Chandler Baker ist Anwältin und für mich aktuell die Königin der Cliff-Hanger.
In einer Mischung aus kurzen Zeugenaussagen und fortlaufender Erzählung entfalten sich langsam die Zusammenhänge, die zu Ames Tod geführt haben. Bis zum Ende wusste ich nicht, ob er Selbstmord begangen hat oder getötet wurde.
Im Laufe der Geschichte analysiert die Autorin, die typischen Vorurteile gegenüber Frauen, die den Mund aufmachen. Sehr gut dargestellt an Abigail, die sich wehrt, als sie gemobbt wird und ihr vorgeworfen wird, sie sei eine Petze. Niemand von der Schulleitung kritisiert dagegen die Jungen, die sie belästigt haben.
Sloane läuft daraufhin zur Hochform auf, um ihre Tochter zu verteidigen. Sie hat die passenden Antworten parat auf Aussagen wie: "Das war doch nur Spaß. Jungs machen sowas bei Mädchen, die sie mögen." und "Sie hätte das selbst regeln müssen."

Eingebunden in einen spannenden Plot erzählt die Autorin mit lebensnahen Charakteren von der Doppelmoral der Gesellschaft gegenüber Frauen und Männern in Bezug auf Familie, Karriere und sexuelle Belästigung. Gleichzeitig liefert sie Entgegnungsmöglichkeiten und die juristische Sichtweise.

Leseempfehlung!

metoo als packender Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2020

Eine herzzerreißende Geschichte über Verzweiflung, Hoffnung und Menschlichkeit

American Dirt
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Stell dir vor alle Mitglieder deiner Familie wurden getötet. Nur dein kleiner Sohn lebt noch.
Du kannst nicht hierbleiben und der Arm deines Feindes reicht bis an die äußeren Grenzen Mexikos.
Eure einzige ...

Stell dir vor alle Mitglieder deiner Familie wurden getötet. Nur dein kleiner Sohn lebt noch.
Du kannst nicht hierbleiben und der Arm deines Feindes reicht bis an die äußeren Grenzen Mexikos.
Eure einzige Hoffnung ist es, in die Vereinigten Staaten zu fliehen.

"Lydia hat schon oft frei sprechende Witwen gesehen, Witwen, die durch ihre Trauer mutig wurden. Sie hat zugesehen, wie sie in Kameras sprachen, nicht mehr schweigen wollten, diejenigen beschuldigten, die schuldig waren, voller Verachtung die Gewalt feiger Männer anprangerten. Die Namen nannten. Diese Frauen werden auf Beerdigungen niedergeschossen. Nicht denken, nicht denken, nicht denken."

Lydia und ihr achtjähtiger Sohn Luca machen sich auf die lebensgefährliche Reise in den Norden.

Auf der Reise auf den Dächern "der Bestie", dem Zug nach Norden, der Menschen gnadenlos in Fetzen reisst, lernen Lydia und ihr Sohn zwei Indio-Mädchen kennen, die ganz allein aus dem Süden geflohen sind.

Doch wem kann man trauen, in diesen Zeiten, in denen selbst Rechtsanwälte, Priester, Polizisten dich verraten könnten?
Ist es schlau, an der Grenze einem Schleuser zu folgen, der sich "El Chakal" nennt?

Auch nach der Grenzüberquerung sind sie nicht in Sicherheit, denn vor ihnen liegt die kilometerweite, brütendheiße Wüste, die von Bürgerwehr-Gruppen und der Grenzpolizei kontrolliert wird.

Die Autorin Jeanine Cummins hat für ihren Roman vier Jahre recherchiert. Sie beschreibt die Angst der Flüchtenden, die Situation in den Städten am Grenzgebiet und die Probleme der illigalen Einwanderer, die trotz Job und festem Wohnsitz jederzeit abgeschoben werden können.
Jeden Tag verschwinden und sterben Menschen auf ihrer Suche nach Sicherheit.

In sehr detaillierter, schlichter und doch bildhafter Sprache erzählt Cummins von Angst und Wut, aber auch von Menschlichkeit und Nächstenliebe.

Die Geschichte war emotional sehr fesselnd. Besonders der Einblick in das Erleben des kleinen Jungen und sein Reifen sowie die Geschichte der beiden alleinreisenden jungen Teenager Soledad und Rebeca und ihr Mut war sehr berührend. Ich habe an mehreren Stellen weinen müssen.

Ein herzzerreißendes Buch, das einem die Nöte von fliehenden Menschen begreifbar macht und uns daran erinnert wie kostbar Familie, Sicherheit und Freiheit sind.
Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere