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Veröffentlicht am 14.04.2020

allenfalls nett für Zwischendurch

Midnightsong. Es begann in New York
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„Eine Melodie verändert deinen Herzschlag. Ihr sanfter Klang streichelt deine Seele, ein schneller Rhythmus beschleunigt deine Atmung und kraftvolle Akkorde setzen Adrenalin frei. Egal wer du bist oder ...

„Eine Melodie verändert deinen Herzschlag. Ihr sanfter Klang streichelt deine Seele, ein schneller Rhythmus beschleunigt deine Atmung und kraftvolle Akkorde setzen Adrenalin frei. Egal wer du bist oder wo du lebst, ihre Wirkung ist bei allen gleich.“
(Ryle zu Lynn in Midnightsong)


Worum geht’s?

Lynn möchte eigentlich nur ihrer Schwester, bei der sie wohnen darf, einen Gefallen tun und übernimmt deswegen eine Schicht im Cafe ihrer Schwester. Doch als sie morgens auf dem Weg zur Arbeit ist, landet sie in einem gigantischen Menschenauflauf und wird von einem Mann darum gebeten, einer Gruppe von Jungs Unterschlupf im Cafe zu gewähren. Völlig überrumpelt lässt sich Lynn hierauf ein. Der Schock ist groß, als sie feststellt, dass die Gruppe niemand geringeres ist als die bekannte Boyband Reanimation. Als sie Frontmann Ryle gegenübersteht, spielt ihr Herz verrückt. Aber nach dem Verschwinden der Band ist es noch nicht vorbei: Denn die Band macht ihr ein Angebot, was sie nicht ausschlagen kann.

Midnightsong ist ein Einzelband und in sich geschlossen.


Schreibstil / Gestaltung

Das in verschiedene Lilatöne gehaltene Cover zeigt zwei Gesichter, vermeint die der Protagonisten. Mit leichten Lichtreflexen wirkt verträumt und romantisch. Es deutet auf eine Liebesgeschichte hin, verrät aber abgesehen vom Titel keinen musikalischen Bezug. Das Buch wird ausschließlich durch Lynn in der Ich-Perspektive mit einem linearen Verlauf erzählt. Der Schreibstil ist sehr locker und leicht gehalten, generell wirkt das Buch recht jugendlich und frisch. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und keine Intimszenen.

Mein Fazit


Endlich mal wieder ein Musikerroman – das dachte ich mir, als ich dieses Buch entdeckte. Mein Herz schlägt für Geschichte um Musiker und Bands, die Klappentext klang süß und erinnerte an das klassische „unbekanntes Mädchen und der große Star“-Dilemma. Eigentlich eine gute Grundlage für ein tolles Buch. Doch leider, leider war dieser Song kein Hit für mich.

Sie will eigentlich nur ihrer Schwester helfen. Deshalb übernimmt Lynn eines Morgens die Ladenöffnung. Neu in New York lebt sie bei ihrer großen Schwester und bereitet ihre Unibewerbung vor. Als sie nun zum Cafe geht, trifft sie auf eine riesige Menschengruppe. Schnell flüchtet sie in den Laden, doch dann klopft ein Mann und bittet sie darum, Zuflucht zu gewähren und den Laden zu schließen. Sie hat nicht viel Zeit zu überlegen und plötzlich findet sie sich mit der gehypten Boyband Reanimation im Lagerraum des Cafes. Am liebsten würde sie im Erdboden versinken, doch dann zeigt Frontmann Ryle sogar Interesse an ihren Arbeiten. Denn Lynn ist flink mit dem Grafiktablett und bearbeitet hierauf Bilder. Nachdem die Jungs wieder verschwunden sind, entdeckt Lynn eine Instagramnachricht von Ryle, der ihr irgendwie unter die Haut gegangen ist. Doch damit nicht genug. Am nächsten Tag meldet sich der Manager und hat ein unglaubliches Angebot für sie: Sie soll mit auf Tour gehen und Fotos der Jungs für ihr neues Album machen. Dies wäre die Chance für ein Empfehlungsschreiben für ihre Unibewerbung. Doch 7 Tage gemeinsam mit Ryle? Das verunsichert Lynn sehr. Wird diese Reise für sie ein großes Abenteuer oder wird sie am Ende mit einem kaputten Herzen und zerbrochenen Träumen nach Hause zurückkehren?

Midnightsong war für mich irgendwie ein Buch, welches seine Melodie nicht gefunden hat. Es war, als wüsste die Autorin nicht ganz, was sie möchte: Young Adult oder New Adult? Tiefgründig oder humorvoll? Die Charaktere in dem Buch sind vom Alter her eher im Bereich New Adult, einige Thematiken sind auch deutlich dem New Adult Bereich zuzuordnen, dann aber wiederum benehmen sich die Charaktere sehr jugendlich und flatterhaft, machen typische Jugendwitze und wirken wir ein Haufen Teenies, die ihren Platz im Leben noch suchen. Das hat mich etwas verrückt gemacht, weil dadurch ein starkes Ungleichgewicht entstanden ist. Wir haben da einerseits eine Band, die auf große Tournee geht, sich ernsthaft mit dem Business auseinandersetzt und auf dicke Hose macht, zugleich aber ist hier mehr Justin Bieber als Rockstar-Romance angesagt. Dann gibt es Phasen, die sehr nachdenklich und ansatzweise tiefgründig, fast schon philosophisch daherkommen, aber gar nicht wirklich nachhallen können, weil sie immer im Keim erstickt werden. Ich war verwirrt ob so vieler Sachen in diesem Buch, dass ich nie das Gefühl hatte, wirklich abgeholt worden zu sein.

Es fing schon damit an, dass der Start so rasant und überrumpelnd war, dass der komplette Klappentext nach etwa 30 Seiten abgehandelt ist. Der Rest des Buches? Hier wird es interessant: Die 18-Jährige Lynn, die Ryle kurzzeitig gegenüberstand, hat ihn mit ihrer künstlerischen Arbeit so sehr überzeugt, dass er sie mit auf die Tour nehmen möchte. 7 Tage soll sie mit der Band unterwegs sein und Fotos für das Album bearbeiten. Natürlich ist es von Anfang an so, dass alle Lynn mögen, man hat von Anfang an eine sehr freundschaftliche Dynamik und es wird sehr viel Rücksicht auf sie genommen. Wie Lynn so nachhaltig auf Ryle wirken konnte (und vis versa!), habe ich aber nie verstanden. Das Buch lebte für mich von Sprunghaftigkeit. Es passiert so viel so schnell auf einmal, was so viel verändert. Es wirkte für mich extrem konstruiert und es fehlten etwas die Verbindungen zwischen den einzelnen Plotpunkten. Es war beinahe so, als hätte die Autorin bestimmte Aspekte, die sie thematisieren möchte, aber kein richtiges Drumherum und Dazwischen. Dadurch waren die Entscheidungen der Protagonisten für mich selten greifbar, nachvollziehbar oder gar fühlbar. Das fand ich extrem schade. Irgendwie war dann auch schon die Hälfte des Buches rum, es fühlte sich so an, als würden sich die Charaktere seit Ewigkeiten kennen – tatsächlich sind aber nur 3-4 Tage vergangen.

Hier geht es weiter, dass ich mich gefragt habe, wieso ein derartiger Aufbau gewählt wurde. Angeblich soll Lynn Fotos für das CD-Booklet machen und die Band hierfür 7 Tage begleiten. Aber: Die Band ist davon allein 3 Tage auf Heimatbesuch bei den Familien, sodass sie gar nicht bei der Band ist. Natürlich wird diese Pause dafür genutzt, die beiden Protagonisten enger zueinander finden zu lassen (und noch ein paar kleine Dramabomben vorzubereiten). Der zeitliche Ablauf war so unglaubwürdig und übertrieben, dass es für mich null nachvollziehbar war, wie Lynn und Ryle Gefühle füreinander entwickeln sollen und Ryle auch noch die Probleme, die sich aus seiner Bekanntheit ergeben, klären will. Die Autorin konnte mich auf einer emotionalen Ebene gar nicht erreichen und selbst objektiv schöne Szenen verhallten mangels Greifbarkeit der Emotionen. Eigentlich war das Buch eine Mischung aus niedlich, lustig und süß. Andere Worte fallen mir für das Buch eigentlich kaum ein.

Geht man von der Liebesgeschichte mal einen Schritt zurück und betrachtet den Rest, muss man feststellen, dass es ein nettes, unterhaltsames Buch für Zwischendurch ist, was ein wenig Einblicke in die Welt einer Boyband gibt, die im Tourfieber gefangen ist. Es gibt einige kritische Ansätze in dem Buch, die aber kaum ausgeführt werden. Es ist einfach ein Buch, was sehr oberflächlich und nett bleibt. Es ist durchaus mitreißend und lässt sich sehr fix lesen, weil es wirklich leichtfüßig ist. Aber leider eben auch nur das. Ich habe ganz sicher kein hochkomplexes Buch mit den absoluten Heulgaranten erwartet, aber zumindest ein wenig Tiefe hätte nicht geschadet. Dafür lässt das Buch kaum ein Klischee aus, erinnert an einigen Stellen an andere Bücher oder bekannte Filme und ist auch größtenteils sehr vorhersehbar. Es ist eine bunte Mischung vieler Aspekte, die für mich dazu geführt haben, dass das Buch unrund und viel zu gewollt wirkte. Es waren Klassiker dabei wie die verschmähte Flamme, die heimlich verknallte, biestige Assistentin, der rücksichtslose Manager und der verständnisvolle Ersatzdaddy. Es gab in meinen Augen kaum etwas Innovatives außer vielleicht Lynns Hobby mit den Grafikarbeiten, was aber wiederum so sehr überzogen wurde, dass es nervte. Denn natürlich öffnen die wenigen Tage mit Ryle ihr so viele Türen, dass sie quasi selbst zum Promi wird. Es war einfach unstimmig für mich. In einem grandios kitschigen Finale wird voll aufgefahren und hollywoodreif abgeliefert, der Epilog strotzt nur so von „wow, wie übertrieben“ und generell musste ich am Ende wieder über den zeitlichen Aspekt des Buches schmunzeln.

Die Hauptcharaktere Lynn und Ryle sind für mich recht schwer fassbar gewesen. Sie sind eindimensional und haben kaum Entwicklung in der Geschichte. Die wenige Entwicklung, die sie durchmachen, wirkt sprunghaft und unüberlegt. Es ist, als würde sie sich nur verändern, um Ryle zu gefallen. Lynn wirkt recht aufgeschlossen, aber zugleich nicht wie jemand, der sehr outgoing ist. Was sie aber wirklich ausmacht, konnte mir nicht vermittelt werden. Gleiches gilt für Ryle. Er ist mit seinem Popstar-Leben offenbar nur bedingt zufrieden, trifft sich hier und da mit Mädels, lächelt nett in die Kamera und plant im Hinterkopf seine Rebellion mit Lynn. Auch bei ihm weiß ich nicht, was ihn ausgemacht hat. Seine Sätze zum Thema Musik wirkten wie Worthülsen. Die restlichen Charaktere decken so ziemlich alles stereotypisch ab, was benötigt wird: eine begeisterte Schwester, ein strenger Manager, eine aufgedrehte, aber freundliche Band, eine eifersüchtige Exfreundin. Sie passen alle gut ins Buch und spielen ihre Rolle in solider Weise, mehr aber leider auch nicht.

Midnightsong ist ein Buch, was so hübsch daherkommt und so vielversprechend klang, am Ende aber nicht für immer im Kopf und Herzen bleibt, sondern eher wie ein netter Disney-Film für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Wer Tiefe sucht, ist hier nicht gut beraten. Es ist ein locker, leichtes Leseerlebnis, gut für Zwischendurch. Aber weder etwas Neues, noch etwas Spektakuläres. Es heißt, ein Lied kann das Leben verändern. Midnightsong hat dies leider nicht geschafft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 30.03.2020

schwach und ohne Antworten und Tiefe

Faded - Wenn alles stillsteht
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„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded ...

„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded 2)

Worum geht’s?

Zwei Jahre ist es her, dass Felicity Ryder und ihre Band Wildwoods hinter sich gelassen hat. Nach ihrer überstürzten Flucht hat sie sich versteckt und ihre eigene Version ihres Lebens gelebt. Doch dann stirbt ihre Großmutter und ein Brief der Plattenfirma flattert ins Haus: Sie wollen Felicity verklagen, wenn sie nicht die vertraglich versprochene Tournee endlich erfüllt. Zu Ryder und der Band zurückkehren? Für Felicity keine Option. Aber die Vertragsstrafe ist so hoch, dass ihr nichts anderes übrig bleibt. Also geht sie mit der Band auf Tour. Auf so engem Raum über so lange Zeit zusammengepfercht werden unweigerlich alle düsteren Geheimnisse ans Tageslicht gezerrt. Und davon haben alle Beteiligten mehr als genug. Haben Ryder und Felicity noch eine Chance oder ist ihre Liebe endgültig verglüht?

Faded – Wenn alles stillsteht ist Band 2 der Faded-Dilogie. Der Leser benötigt Vorkenntnisse aus Band 1. Die Geschichte wird mit Band 2 beendet.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder zurückhaltend gestaltet und erinnert stark an das Cover von Band 1. Es zeigt wieder einen Oberkörper mit Gitarre und Lichtreflexen. Das Cover passt sehr gut zum Buch und wirkt stimmig, sowohl zum Genre als auch zum Inhalt als auch zu Band 1, ist aber auch gleichzeitig nicht als Band 2 erkenntlich. Das Buch startet mit wenigen Newsartikeln zu Felicity und Ryder und steigt dann etwa zwei Jahre nach dem Ende von Band 1. Die Geschichte verläuft linear mit den wechselnden Ich-Erzählern Felicity und Ryder. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt. Der Schreibstil ist flüssig, gut lesbar und etwas kantig, was zu den Protagonisten passt. Anders als in Band 1 ist Band 2 nicht ganz so bildlich und voller Metaphern gehalten. Das Buch enthält wenige kurze, intime Szenen. Es wird gelegentlich geflucht.

Mein Fazit

Nach dem fiesen Ende von Band 1 war klar, dass ich auch Faded 2 lesen werde. Ich muss allerdings sagen, dass ich schon etwas zurückhaltend an das Buch herangegangen bin, da mir in Band 1 schon sehr die Tiefe gefehlt hat und ich das Gefühl hatte, die Geschichte wirkte uninspiriert. Konnte Band 2 hier mehr überzeugen?

Das Buch startet mit der Information, dass Felicitys Großmutter Bethany verstorben ist. Felicity hält sich stark im Hintergrund bei der Beerdigung, weil sie weiß, dass die ganze Welt nach ihr sucht. Zwei Jahre ist sie abgetaucht, seitdem sie damals Ryder, Wildwoods und LA verlassen hat. Die Erinnerungen schmerzen immer noch und zwischenzeitlich sind weitere Geheimnisse hinzugekommen. Perfiderweise wird Felicity auf der Beerdigung eine Klagandrohung ihrer Plattenfirma zugestellt. Es droht ihr eine Millionenstrafe, weil durch ihren Abgang die angekündigte Tournee ausgefallen ist und der Firma ein hoher Schaden entstanden ist. Widerwillig muss Felicity also erkennen, dass sie wohl zurückkehren muss. Zurückkehren zu Wildwoods, zu ihren Freunden, zu Ryder, in eine Welt, in der sie nie sein wollte. Entsprechend eisig ist die Stimmung, als sie zur Band zurückkehrt. Ryder ist zwischenzeitlich ebenfalls nach zahlreiche Eskapaden abgetaucht und frönt ein Leben auf dem Surfbrett, während Lincoln und Aiden sich behelfsweise mit anderen Bands durchschlagen. Die Dynamik der Band ist dahin, die Anfeindungen und Enttäuschungen sitzen tief. Ryder möchte Felicity zurückgewinnen, Felicity möchte die Zeit mit der Band möglichst schnell und ohne große Verbindungen hinter sich bringen, um dann frei zu sein. Die Schatten der Vergangenheit liegen weiterhin über allen, etwa die schicksalsbehafteten Ereignisse der letzten Nacht vor Felicitys Flucht. Doch auch Felicity hütet ein Geheimnis, was die Einstellung von Ryder für immer ändern könnte. Haben die Freunde und Liebenden noch eine Chance, wieder zueinander zu finden oder wird sowohl Ryder und Felicity als auch Wildwoods nach dieser Tournee endgültig Geschichte sein?

Storytechnisch hatte das Buch für mich überraschend wenig zu bieten. Es gab so viel, was ich wissen wollte, so viele Entwicklungen, die beleuchtet hätten werden sollen. Doch nichts davon passiert. Faded 2 kommt komisch platt daher, die erste Hälfte ist fast schon langweilig und man wartet darauf, dass es losgeht. Tut es aber nicht. Als es dann kurz vor Ende wirklich losgeht, überschlagen sich die Ereignisse so rasant, dass ich fast nur noch kopfschüttelnd dagesessen habe und mich gefragt habe, was das soll. Es wird so viel auf einmal so schnell in so kurzer Seitenanzahl abgearbeitet – ja, das Wort trifft es – und ich war enttäuscht. Felicitys großes Geheimnis war zwar für mich überraschend, zugleich aber auch irgendwie komisch willkürlich. Ich hatte bereits bei Buch 1 bemängelt, dass ich oftmals das Gefühl hatte, dass Storys unfertig waren und so war es auch hier. Es war teilweise willkürlich zusammengeflochten, es fehlte die Tiefe, es wurde viel zu wenig erklärt, zugleich aber viel zu viel Belangloses geschrieben. Wo sind die dringend benötigten Antworten? Wieso wurde etwa die schicksalsbehaftete Nacht gar nicht richtig thematisiert? Wieso erfährt man so wenig über die zwei Jahre und was beide Protagonisten getrieben haben? Wieso tauchen plötzlich Felicitys Eltern aufm Bildschirm auf? Was wird aus dem Erbstreit nach dem Tod von Bethany? Es sind so viele Punkte, die aufgeworfen werden, aber nie beantwortet werden. Dennoch verlangt die Autorin, dass der Leser für Felicity und Ryder mitfiebert und eine tolle Zukunft der beiden ersehnt. Aber wie soll das funktionieren, wenn man keinen wirklichen Input hat und das Gefühl hat, die Protagonisten reden nicht wirklich miteinander und leben in einer Blase, in der sie es sich leichtmachen?

Felicity und Ryder sind in Faded 2 irgendwie nicht mehr die Charaktere, die ich kennengelernt habe. Felicity wirkt plötzlich recht egoistisch und extrem sprunghaft. Sie ist widerwillig bei der Tour dabei, zieht sich regelmäßig zurück und beruft sich Ryder gegenüber immer wieder auf die Vergangenheit. Felicitys Gedanken und Handlungen sind bei mir nicht wirklich angekommen. Ryder hingegen hat offenbar viele Dämonen seiner Vergangenheit hinter sich gelassen, viel darüber erfahren dürfen wir aber nicht. Er kommt nur wegen Felicity zurück, Ruhm und Singen sind für ihn offenbar keine wirklichen Themen mehr. Der unzufriedene ruppige Ryder aus Band 1 ist jedenfalls nicht mehr vorhanden. Sein einiges Ziel: Felicity zurückgewinnen und mit ihr glücklich werden. Irgendwie wurde das aber immer absurder, wenn man bedenkt, wie kurz beide sich nur kannten, dass sie jetzt zwei Jahre getrennt waren und beide ganz andere Charaktere sind als zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennengelernt haben. Ich habe wieder das Gefühl gehabt, dass beide Charaktere komisch eindimensional und mit viel zu wenig Raum zur Entwicklung in die Geschichte integriert wurden. Die Nebencharaktere sind die aus Band 1 bereits bekannten Leute. Die Band ist wieder präsent, wobei sie nach anfänglicher Wut auf Felicity ganz schnell (und ohne erkennbare Gründe) plötzlich wieder wie Brüder ihr gegenüber fühlen. Zudem kommt Carly, Felicitys Freundin aus dem Nightingale aus Band 1, als Tourmanagerin mit. Sie scheint eine Problematik mit Aiden zu haben, die immer und immer wieder angedeutet wird, jedoch nie aufgelöst wird. Fast so, als hätte die Autorin den Strang vergessen. Das fand ich wahnsinnig frustrierend.

Das Ende vom Buch hat mich eigentlich fassungslos gemacht. Die letzten etwa 30 Seiten knallen regelrecht durch. Es passiert eine Sache um die nächste. Aber alles, was passiert – Felicitys Vergangenheit, Felicitys Geheimnis, die Auflösung gegenüber Ryder, das Tournee-Ende mit seinem fast schon absurden Höhepunkt – passiert jeweils auf einer Handvoll Seiten, dass die Themen so wild zusammengewürfelt wirken, dass man sich fragt, wieso die Autorin nicht zumindest das ein oder andere Thema vorgezogen und damit mehr Raum gegeben hätte. So wird seit Band 1 das Thema mit Felicitys Eltern immer wieder angeführt, als es dann endlich soweit ist, dass es hier zur Konfrontation kommt, ist das so schnell vorbei und endet mit einer taffen Felicity, die eigentlich so gar nicht passt. Sprunghaft bis zum geht nicht mehr. Wenn man bedenkt, wie viele Seiten eigentlich nichts passiert, nur um dann am Ende von Geschehnissen überhaupt zu werden – die aber wie immer dazu führen, dass nichts wirklich geklärt wird – bleibt man fast schon frustriert zurück.

Schon bei Band 1 habe ich moniert, dass Ryders edgy Art nicht gepasst hat und gespielt wirkte. In Band 2 hat er diese Art gar nicht mehr, was angesichts seiner Entwicklung nicht verkehrt ist, aber zugleich dazu führt, dass Ryder in meinen Augen extrem langweilig geworden ist. Denn die Autorin führt den Leser auch nicht in die Thematik um Ryders Entzug ein, generell bezieht sich seine Gedankenwelt stets nur auf Felicity. Ihn interessiert nicht einmal mehr der Ruhm, dem er immer hinterhergejagt ist. Alles ist auf Felicity gepolt. Das wird an der Stelle schwierig, als ich mich gefragt habe, ob die beiden überhaupt wieder zusammenkommen sollten. Es herrscht eine komische Chemie zwischen den beiden und sie stoßen sich für mich mehr ab als sich anzuziehen. Der Schlüssel wären vermutlich klärende Gespräche gewesen, eine Aufarbeitung der Vergangenheit und der letzten zwei Jahre – das bleibt die Autorin aber fast vollständig schuldig. Sie wirft hier und da kleinere Brocken hin und lässt bei Felicity noch kurz eine Bombe platzen, die aber so schnell wieder vom Tisch ist, dass die Protagonisten nach so einem Geständnis (und weiterhin komplett ungeklärten Problemen) einfach miteinander schlafen. Vor allem Felicity, die mit Ryder angeblich abgeschlossen hat, ist so unfassbar sprunghaft in diesem Buch, dass es sich regelmäßig anfühlt, als würde man mit 100 km/h gegen eine Wand fahren, weil sie binnen Sekunden plötzlich eine 180 Grad Wendung hinlegt. Es war für mich einfach zu keiner Zeit nachvollziehbar, wieso sich was zwischen den beiden entwickelt – egal ob Gefühle oder Antipathie. Es fehlt so viel, was die Story glaubhaft und greifbar machen würde.

Faded 2 konnte mich leider noch weniger begeistern als sein Vorgänger. Die Geschichte wirkte über weite Teile handlungslos und konzentrierte sich auf die Reste der eventuell noch vorhandenen Liebe zwischen Felicity und Ryder. Dabei fehlt es dem Buch aber am Anspruch, Sachen zu klären. Felicity hat eigentlich nie den Willen, etwas zu klären. Dann wird man von zahlreichen Kleinigkeiten überrumpelt, die so schnell kommen und gehen, dass man sich fragt, wieso man ihnen nicht mehr Raum gegeben hat, denn dies hätte das Buch sehr benötigt. Am Ende bleibt einfach eine nicht greifbare Entwicklung um eine nicht nachvollziehbare Liebschaft und zahlreiche Meinungsänderungen, die mehr passend gemacht werden als dass sie passen. Schade, ein Buch mit viel Potenzial, was nicht genutzt wurde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

viel Potenzial, was verschenkt wird

Falling Princess
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„Du kannst dich nur auf dich selbst verlassen. Das hier ist kein verdammtes Märchen. Kein Ritter in glänzender Rüstung wird kommen, um dich zu retten.“
(Ein Unbekannter zu Lorelai in Falling Princess ...

„Du kannst dich nur auf dich selbst verlassen. Das hier ist kein verdammtes Märchen. Kein Ritter in glänzender Rüstung wird kommen, um dich zu retten.“
(Ein Unbekannter zu Lorelai in Falling Princess 1)

Worum geht’s?

Lorelai hat es nicht leicht im Leben. Erst verliert sie ihre Mutter, dann wird auch noch ihr Vater schwer verletzt. In Trauer und voller Schuldgefühlen entscheidet sich Lorelai, zu verschwinden. Sie will ein Leben weit weg von den dunklen Machenschaften ihres Vaters und den Gefahren, die diese ihr unbekannte Welt mit sich bringt. An ihrem neuen Wohnort taucht eines Nachts ein Fremder auf, zu dem sie sich sofort hingezogen führt. Er ist gefährlich, das spürt sie. Und er scheint sie zu kennen. Aber woher? Und wieso ist es Alec so wichtig, Lorelai beschützen zu wollen?

„Falling Princess – Nur böse Mädchen spielen mit dem Feuer“ ist Band 1 der Falling Princess Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte wird fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das schwarze Cover ist mit einigen farbigen Verzierungen und einem Titel mit Körnchen ein schöner Hingucker, gibt jedoch keine Hinweise auf den Inhalt preis. Das Buch wird chronologisch in der Ich-Perspektive erzählt, wobei die erste Hälfte des Buches nur Lorelai Erzähler ist, später wechselt sie sich mit Alec ab. Anfangs sind die Kapitel mit Zeitangaben versehen, später nicht mehr. Dies führt dazu, dass man im Laufe des Buches etwas das Zeitgefühl verliert. In dem Buch gibt es einige Kraftausdrücke, härtere Sprache und auch gewalttätige Szenen, die jedoch recht seicht ausfallen. Sexueller Content kommt in dem Buch nur ganz leicht angekratzt vor. Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebhaft und lässt sich sehr gut lesen. Er ist flüssig und passt zum Buch.

Mein Fazit


Falling Princess habe ich schon öfter gesehen, aber war aufgrund der Titelähnlichkeit zu einer anderen großen Dark Romance-Selfpublisherin etwas abgeschreckt. Nachdem ich erste positive Meinungen gehört habe, wollte ich das Buch aber wirklich gern lesen. Es ist mein erstes Buch von er Autorin Mel Hope, ganz sicher nicht mein erstes Dark Romance Buch. Ich hatte bereits vorher gelesen, dass das Buch für Dark Romance verhältnismäßig seicht sein soll, aber mit soetwas habe ich kein Problem. Es muss nicht immer brutal und sexlastig sein. Dennoch konnte mich Falling Princess leider in vielen Punkten nicht überzeugen.

Der Einstieg in das Buch verrät bereits, dass dies eine düstere Geschichte wird. Lorelai hat ihre Mutter verloren und lebt nun mit ihrem Vater zusammen. Der scheint in dubiose, vielleicht illegale Geschäfte verwickelt zu sein, jedenfalls wird das Haus und auch Lorelai bewacht. Als eines Nachts ein Überfall erfolgt und Lorelai in einer scheinbar aussichtslosen Lage ist, geschieht ein schreckliches Unglück. Dieses Unglück zerfrisst Lorelai vor lauter Schuldgefühlen, birgt aber auch jede Menge Gefahren für sie. Daher entscheidet sie sich, abzuhauen und ein neues Leben unter dem Radar zu führen. Als hier eines Nachts ein beeindruckender Unbekannter auftaucht, der alles über Lorelai zu wissen scheint, merkt sie, dass sie ihrer Vergangenheit nicht entfliehen kann. Doch ist Alec, der sagt, sie müsse sich an ihn erinnern, wirklich Freund? Oder ist er eine weitere Person, die Lorelai nach dem Leben trachtet und sie über ein Spielbrett jagt, von dem sie die Spielregel nicht kennt?

Storytechnisch muss ich sagen: Die Idee hat was. Aber, und jetzt kommt das fette Aber: Die Umsetzung ist in meinen Augen nicht gelungen. Man nehme eine Frau, die vor den Feinden ihres Vaters flieht und abtaucht, wo ein Unbekannter erscheint und sie warnt, dass sie gejagt wird. Der Unbekannte will sie beschützen, aber sie ist sich unsicher. Wer sind die Feinde, kann sie Alec vertrauen, was ist mit ihrem Vater, von was für Geschäften reden wir, wer sind die stets auftauchenden Unbekannten, wo bringt Alec Lorelai hin, wer sind seine Kompagnons, wer jagt Lorelai und vor allem warum, wieso scheint jeder Lorelai zu kennen, obwohl ihr Vater sie stets verdeckt gehalten hat, wieso erhebt Alec Ansprüche auf Lorelai? Es gibt sehr viele Fragezeichen in diesem Buch, mit laufender Geschichte kommen immer weitere dazu, ich könnte mit meiner Aufzählung wohl ewig weitermachen. Aber leider gibt es nur Fragezeichen, keine einzige Antwort. Am Ende hat man regelrecht alles hinterfragt, aber auf nichts – wirklich gar nichts – eine Antwort bekommen. Und ja, das hat mich frustriert. Sicher muss noch einiges offenbleiben für Fortsetzungen, aber wirklich ohne eine einzige Erklärung oder nur den Hauch einer Erklärung? Das war irgendwie zu wenig. Denn so zweifelt mein Unterbewusstsein sofort an, ob es hier überhaupt eine stichhaltige, runde Geschichte im Hintergrund gibt. Alles wird nur angerissen und angedeutet. Es ist, als hätte man mir ein 1000 Teile Puzzle verspochen, mir aber nur 50 Teile gegeben und hieraus soll ich ein Bild machen, was mich motiviert, weiterzulesen und Band 2 lesen zu wollen.

Es gibt aber auch noch ein weiteres Problem. Vor allem das erste Drittel ist geprägt von Gedankengängen. Lorelai denkt und denkt und denkt, bewertet, verurteilt, denkt. In Dialogen sind oftmals zig Gedankenzeilen zwischen zwei Antworten. Grundsätzlich ist Denken gar kein Problem und ich mag es, in den Kopf der Charaktere einzutauchen. Aber Lorelais Gedanken drehen sich im Kreis, gehen von a nach b zu z. Anfangs dachte ich, man bräuchte diese Infos für später, aber einen Großteil davon braucht man nicht. Im Gegenteil reißt es einen immer wieder aus dem Geschehen und so vergehen wirklich Kapitel, ohne, dass etwas passiert. Deshalb hatte ich am Ende auch das Gefühl, dass das Buch kaum Handlung hatte. Außerdem kam man sich nicht nur durch die Gedanken vor wie bei „und täglich grüßt das Murmeltier“, denn Lorelai wird in diesem Buch insgesamt dreimal angegangen, jedes Mal auf sexueller Ebene, jedes Mal von einem Kerl, der seine eigentliche Aufgabe nicht ernstnimmt und Spaß will. Zwar weiß sie sich meistens zu retten, ist schlagfertig, taff. Andererseits war es spätestens beim dritten Mal ein „nicht schon wieder..“-Gefühl. Das zweite Drittel vom Buch mit dem Aufeinandertreffen von Alec und Lorelai war gut, aber auch hier waren ausufernde Gedankengänge überall und es gab so manche 180-Grad-Momente, die nicht stimmig wirkten. Dennoch gab der Mittelteil nach dem zähen Start Hoffnung.

Das letzte Drittel des Buches ist dann im Vergleich plötzlich ganz schnell, eine Szene jagt die andere, es wirkte fast schon wahllos aneinandergereiht. Das Ende kam für mich sehr plötzlich und wirkte reingebaut, ohne dass es passt. Es wirkte unstimmig und deplatziert, ergab irgendwie auch vor den vorherigen Seiten keinen nachvollziehbaren Sinn und ist vor allem eins: Ein Cliffhanger. Ja, man möchte wissen, was da wieso passiert. Aber es war für mich nicht nachvollziehbar, wie es zu der Situation kam, wieso Lorelai sich so entschieden hat. Es war diese Art von Ende, bei der man denkt „hä?“ – und das fand ich schade. Generell war es aber so, dass die letzten etwa 50 Seiten komisch verwirrend waren. Ich hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben, etwas überlesen zu haben. Alec und Lorelei wechseln mehrfach ihre Art, ihre Beziehung zueinander und Lorelai ihre Meinung zu Alec. Hinzu kommt, dass Alec aus dem Nichts Ambitionen kundtut, Lorelai bestrafen zu wollen -was Lorelai unerhört, aber natürlich hochgradig anregend findet. Es kommt ein Gefühlsschleudertrauma aus „sie will weg, sie will bleiben, er ist böse zu ihr, er ist zuckersüß“ und ja, irgendwie kam nichts davon an. Es war wirklich so, als hätte ich ein Memo übersehen, dass sie die Situation urplötzlich geändert hat. Es wirkte fast so, als wäre ich plötzlich in einen Folgeband gelandet. Grundsätzliche Thematiken spielten kaum noch eine Rolle, etwa „wer ist eigentlich Alec“ oder „was ist mit ihrem Vater / in welchen Machenschaften steckt ihr Vater“ und es wirkte auch verwirrend, dass Lorelai sich bei Alec sicher fühlt, sich zugleich eingesperrt fühlt, abhauen will, aber bei ihm sein will, aber doch abhauen will. Und so blieb ich nur verwirrt und ratlos zurück.

Lorelai und Alec sind die Hauptcharaktere in diesem Buch, wobei Alec erst recht spät dazutritt. Lorelai ist von Anfang an eine taffe Frau, die weiß, dass ihr Vater Dreck am Stecken hat, aber darüber nichts wirklich wissen möchte. Sie leidet an Alpträumen über den Tod ihrer Mutter und hat zu ihrem Vater eine eher abgekühlte Beziehung. Viel mehr habe ich aber über sie nicht erfahren, ich habe nicht einmal ein Gefühl, wie alt sie ist. Zumindest kommt es mir so vor. Zwar erhalten wir sehr ausführliche Einblicke in Lorelais Gedankenwelt, die Gedanken drehen sich aber immer und immer wieder um die gleichen Themen – die Mutter, den Vater, ihre Schuldgefühle und später Alec. Ich habe kein Bild von ihr im Kopf und keine Verbindung zu ihr. Alec hingegen wird etwas beschrieben, zeichnet sich aber vor allem durch seine Präsenz, seine Allwissenheit und eine gefährliche Aura aus. Er weiß alles, verrät aber nicht wieso. Er ist der mystische dunkle Prinz, der ja ach so gefährlich ist, aber zeitgleich merkt man hiervon nicht so viel. Er wirkt jedenfalls sehr rücksichtslos, zumindest was Lorelai und ihr Wohlergehen angeht. Warum? Das erfährt man zu keiner Zeit. Randcharaktere gibt es eigentlich kaum und die, die vorkommen, bleiben blass und eindimensional. Insgesamt hatte ich zu sehr das Gefühl, dass die Charaktere nicht ausgebaut und damit nicht greifbar waren.

Sexszenen gibt es in diesem Buch nicht. Es gibt wenige sinnliche Szenen, die durchaus gut verfasst sind. Zudem trägt Alec eine Vorliebe fürs Versohlen als Bestrafung in sich. Lorelai lässt dies über sich ergehen. Irgendwie war aber auch das nicht stimmig. Die rebellische Lorelai, die das anturnt, versohlt zu werden, aber Alec nicht die Befriedigung geben will, dass es ihr gefällt. Und wieso Alec jetzt aus dem Nichts damit ankam, weiß ich auch nicht. Man merkt durchaus eine gewissen sexuelle Anspannung zwischen den beiden, vereinzelt knistert es auch. Es gab auch einige wirklich gelungene Szenen, etwa das erste Aufeinandertreffen oder „das Vorspiel“ zu Alecs Popo-Session. Aber dann wieder wirkte alles etwas wild zusammengewürfelt. Ob man das Buch selbst als Dark Romance einstufen würde, da werden wahrscheinlich unterschiedliche Meinungen zu bestehen. Das Setting hat durchaus Dark Romance Elemente, aber es könnte auch durchaus Romance Thrill sein. Auf jeden Fall sollten Hardcore-Dark Romance-Fans nicht unbedingt zu dem Buch greifen oder ihre Erwartungen runterschrauben.

Falling Princess ist eine Geschichte mit unglaublich viel Potenzial, geschrieben von einer Autorin, bei der man merkt, dass sie schreiben und mit Worten umgehen kann. Umso mehr bin ich traurig darüber, dass diese guten Voraussetzungen in diesem Buch nicht genutzt wurden. Das Buch kam mir wie ein überlanger Prolog zur eigentlichen Geschichte vor und vor allem im letzten Drittel hatte ich das Gefühl, ganz viel verpasst zu haben, weil für mich nichts mehr so wirklich stimmig zusammengepasst hat. Die Charaktere bleiben sehr oberflächlich, man kann kaum eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Die wenige Handlung wird durch ausufernde Gedankengänge unterbrochen, die dazu führen, dass man teilweise den Faden leicht verliert. Das Buch wirft leider durchgängig nur neue Fragezeichen in den Raum, macht aber keine Anstalten, auch nur ansatzweise etwas aufzulösen, was zu einem gewissen Grad an Frustration führt. Ich hoffe wirklich, dass der Folgeband oder die Folgebände besser werden. Denn die Geschichte um Alec und Lorelai interessiert mich durchaus.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.01.2020

platte Geschichte für Zwischendurch

Duty & Desire – Vorsätzlich verliebt
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„Such dir jemanden, mit dem du alt werden kannst, Ever. Einen Mann auf Augenhöhe, der dich respektiert. Einen Mann, der dich genug liebt, um sich mit dir zu streiten. Einen Mann, für den es keinen schöneren ...

„Such dir jemanden, mit dem du alt werden kannst, Ever. Einen Mann auf Augenhöhe, der dich respektiert. Einen Mann, der dich genug liebt, um sich mit dir zu streiten. Einen Mann, für den es keinen schöneren Ort gibt als den Platz an deiner Seite.“
(Evers Mutter zu Ever in Duty & Desire 1)

Worum geht’s?

Polizeischüler Charlie lernt die hübsche Ever in einer Bar kennen. Schnell sind sie sich einig: Eine lockere Liebschaft ohne Gefühle ist perfekt für sie. Denn Ever lebt nach dem Kodex der „ewigen Geliebten“ – keine Liebelei länger als ein Monat und nur mit Kerlen, die mit ihrem Job verheiratet sind. Charlie ist so sehr in der Ausbildung gefangen, da der Druck seiner Familie auf ihn lastet, dass er sowieso keine Zeit für eine Beziehung hat. Daher ist das Arrangement perfekt. Doch dann entscheidet sich Ever, ins Datingleben zu gehen und nach einer langfristigen Beziehung zu suchen. Kann Charlie sie überzeugen, dass sie lieber wieder Freunde mit gewissen Vorzügen sein sollten?
„Duty & Desire – Vorsätzlich verliebt“ ist der erste Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 2 und 3 kommen jedoch bereits als Nebencharaktere vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das in verschiedenen Blau- und Grüntönen gehaltene Cover zeigt eine beleuchtete Skyline einer Stadt. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings auch wenig Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt linear. Die Protagonisten Ever und Charlie erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einige erotische Szenen.

Mein Fazit

Ein Polizeischüler und eine aus den Fugen geratene Freundschaft mit gewissen Vorzügen? Genau mein Ding. So dachte ich zumindest, weshalb ich zu diesem Buch gegriffen habe. Aber wer Erwartungen hat, der kann enttäuscht werden. Und manchmal halten Klappentext leider nicht, was sie versprechen…

Ja, ich hatte wohl falsche Erwartungen an diese Geschichte. Ich dachte, Ever und Charlie sind bereits Freunde und pflegen ihre etwas andere Art der Freundschaft schon länger. Ich dachte, als Polizeischüler erfährt man hier auch etwas über die Ausbildung. Und ich dachte, es ist eine tolle Liebesgeschichte mit „Friends to Lovers“. Aber nein, nichts davon trifft zu. Aber von Anfang an:

An einem Abend in einer Bar treffen der extrem selbstbewusste Charlie und die taffe Ever aufeinander. Wenige Worte und es ist klar: Wir springen miteinander in die Kiste. Ever sucht nämlich nichts Festes, immerhin wurde sie von ihrer Mutter als „Ewige Geliebte“ großgezogen. Das heißt, dass man nichts Langfristiges mit Männern eingehen soll, nie länger als einen Monat mit ihnen in die Laken schlüpft und somit verhindert, dass Gefühle entstehen. Charlie hingegen ist so vereinnahmt von seiner Ausbildung – immerhin sind sein Vater und sein Bruder hochrangige Mitglieder der Polizei – zum Polizisten, dass er genau weiß, er hat keine Zeit für eine Beziehung. Und so fangen die beiden ein lockeres Get Together ohne Verpflichtungen an. Aber dann taucht Evers Mutter auf und erklärt ihr, dass das Dasein als Ewige Geliebte nicht gut ist. Und Ever entscheidet sich, nun doch etwas Festes zu suchen. Charlie ist enttäuscht, denn damit gibt es für ihn keine gewissen Vorzüge mehr. Aber so einfach gibt Charlie nicht auf. Er wird Ever schon überzeugen können, dass ihre sexuelle Chemie einzigartig ist und er alles ist, was sie braucht – nur halt ohne feste Beziehung.

Der Einstieg in das Buch hatte mich daher bereits verwirrt. Ich bin einfach vom Klappentext zu sehr davon ausgegangen, dass die beiden bereits Freunde sind. Aber sei es drum, reingefunden habe ich dennoch sehr gut. Leider konnten mich Charlie und Ever sehr lange nicht abholen. Charlie war mir zu eingebildet und wirkte fast schon wie ein triebgesteuerter Neandertaler, Evers Gedankenwelt mit der „Ewigen Geliebten“ war mir hingegen zu fremd und nicht nachvollziehbar (genauso wenig das plötzliche und mehrfache Auftauchen ihrer kuriosen Mutter, die sie immer wieder überzeugen will, dass nach all den Jahren der Lehre das Beziehungsleben doch erstrebenswerter ist). Unbestreitlich haben Charlie und Ever eine gute sexuelle Basis und finden immer wieder auf einer intimen Basis zueinander, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass da nicht mehr ist. Das mag vor allem auch daran liegen, dass Charlie mindestens bis zur Hälfte des Buches sehr erpicht darauf ist, Ever davon zu überzeugen, ihre Sexbeziehung fortzuführen. Die meiste Zeit geht es ihm darum, Ever zu überzeugen, dass der Sex mit ihm alles ist, was sie braucht, und sie daher nicht Daten und Suchen soll. Sicher, unter der Oberfläche begraben sollen die Gefühle von Charlie für Ever der Grund hierfür sein – das kam bei mir aber überhaupt nicht rüber. Deswegen war ich zunehmest genervt, wenn Charlie die Dates – in zugebenermaßen sehr kreativer, aber zeitgleich auch extre kindischer Weise – manipuliert hat, nur um dann wieder mit seiner „du brauchst keine Dates, du kannst mein bestes Stück haben“-Masche anzukommen. Ever fängt dann natürlich auch immer mehr an, Zweifel an ihrem Datingvorhaben zu haben.

Jetzt stellt sich ein klein wenig Drama mit angehauchter emotionaler Tiefgründigkeit auf Seiten Charlies ein, was dann aber leider weggebügelt wird auf wenigen Seiten. Schade, denn genau so etwas wäre das gewesen, was das Buch gebraucht hätte: Tiefe, Erklärungen, Nachvollziehbarkeit. Stattdessen gibt es: Bettaktivitäten, eine geistige 180-Grad-Wende des Protagonisten und keine Greifbarkeit etwaiger Gefühle. Die wenigen dramaturgisch relevanten Momente wirken willkürlich, teilweise etwas überzogen und verursachen ein Schleudertrauma statt Freudenschauer. Es gibt in diesem Buch eigentlich kaum Persönlichkeitsentwicklung, eine holprige intransparente Beziehungsentwicklung und vor allem: kaum thematischen Bezug zur Polizei. Die wenigen Szenen, wo Charlie seine Kollegen beim Training trifft oder mal in der Dusche auf der Akademie liegt, rechtfertigen für mich eigentlich gar nicht, zu erwähnen, dass der Polizeischüler ist.

Zu den Charakteren kann ich gar nicht mal so viel sagen. Charlie wirkt von Anfang an sehr selbstbewusst, schwankt irgendwo zwischen unreif-pubertär und Gottkomplex. Er zeigt zwar hin und wieder liebenswerte Facetten, die ich allesamt aber kindisch, für einen Polizeianwärter unpassend und zudem überzogen fand. Kein Mensch kann mir erzählen, dass seine ganze Aktionen im Bezug auf die Dates niedlich sind. Erst ab ca. der Hälfte wird es etwas besser, hier zeigt er dann auch das ein oder andere Mal Herz (nur um dann wieder ans Flachlegen zu denken). Ever kam mir sehr freiheitsliebend und unabhängig vor, eine wirkliche Verbindung zu ihr fand ich jedoch nicht. Es bleibt zu viel im Unklaren über ihre Motive und Veränderungen. Es gibt zudem eine Handvoll Nebencharaktere, insbesondere Jake und Danika als Charlies Freunde. Jake scheint massive Probleme zu haben, Danika war bisher eher im Hintergrund. Auch Charlies Bruder Greer hat einen Kurzauftritt, er hat mir tatsächlich gut gefallen, vor allem weil er sehr undurchsichtig ist. Also zumindest für die Folgebände habe ich Hoffnung.

Insgesamt muss ich sagen, dass Duty & Desire 1 ein platter Liebesroman ist, den man gut zwischendurch lesen kann, an den man aber keine großen Erwartungen haben darf. Ich hoffe auf deutlich stärkere Folgebände, denn die Protagonisten hat man bereits kennenlernen dürfen und man hat das Gefühl, dass die wenigstens mehr mitbringen als ein dauersteifes Glied. Viel Sex, noch mehr Gerede über Sex, ein unreifer Protagonist, eine nicht so wirklich nachvollziehbare Beziehungsentwicklung und das Ankratzen von tiefgründigen Probleme ist leider einfach nicht genug. Daher: Schuldig im Sinne der Anklage, aber dieses Buch ist mehr Frust statt Lust.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 16.01.2020

enttäuschende Fortsetzung

Newport Prince Bd. 2
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„Als sie mich verlassen hat, war in mir etwas unwiederbringlich zerbrochen. Ich war leer ohne sie.“
(Aiden in Newport Prince – Find you)

Worum geht’s?

Es waren Schicksalsschläge, die alles für immer ...

„Als sie mich verlassen hat, war in mir etwas unwiederbringlich zerbrochen. Ich war leer ohne sie.“
(Aiden in Newport Prince – Find you)

Worum geht’s?

Es waren Schicksalsschläge, die alles für immer verändern sollten. Nach den schrecklichen Ereignissen am Ende von Band 1 sind drei Jahre vergangen. Ava ist gegangen und hat alles zurückgelassen, sogar ihren geliebten Hund und Aiden mit einem gebrochenen Herzen. Doch wie aus dem Nichts taucht sie plötzlich wieder auf und Aidens Welt steht Kopf und sein Herz in Flammen. Nie wieder wird sie weglaufen, verspricht sie ihm. Nur um ihr Versprechen kurze Zeit später zu brechen. Doch dieses Mal gibt Aiden nicht so leicht auf und folgt ihr. Nach Vancouver. Dem Ort, an dem sie sich offenbar ein neues Leben aufgebaut hat. Wird Aiden in diesem Leben einen Platz finden? Und kann er sein Herz überzeugen, sich erneut auf Ava einzulassen?

Newport Prince – Find you ist Band 2 einer mehrbändigen Reihe. Die Geschichte ist nicht in sich geschlossen, es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt und die Geschichte wird in Band 3 fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist dieses Mal in zarten Pastelltönen gehalten und zeigt einen idyllischen Steg am See vor einem Horizont. Es ist ein klassisches, zurückhaltendes Cover ohne Hinweis auf den Inhalt. Anders als bei Band 1 vermittelt das Cover direkt den Eindruck, man hätte ein Drama/Liebesroman vor sich.

Die Erzählweise des Buches erfolgt erneut in linearer Form mit wechselnden Erzählern. Dies sind dieses Mal ausschließlich Aiden und Ava. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt, sodass man weiß, wer erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leichtfüßig, man kann dem Geschehen gut folgen. Anders als in Band 1 fällt mir Aiden nicht durch seine explizite Ausdrucksweise auf. Das Buch beinhaltet erneut erotische Szenen, die nicht übermäßig explizit, aber stets niveauvoll ausgeführt werden.

Mein Fazit

Das Ende von Newport Prince 1 hat mich erschüttert, überrascht und in Trümmern zurückgelassen. Mit vielem gerechnet, ein 0815-Standard-Ende wartet und dann so eiskalt erwischt von dem Scherbenhaufen, der mir präsentiert wurde. Sofort war klar: Band 2 muss her. Wie können Ava und Aiden damit leben, was passiert ist? Auf diese Antworten war ich so gespannt. Und dann kam Band 2. Und ich war am Verzweifeln. Und das leider nicht im positiven Sinne.

Ich habe schnell ins Buch gefunden und war recht schnell wieder in der Geschichte drin. Nach einem Prolog, in dem man zumindest etwas erfährt, was sich in Avas Leben getan hat, startet die Geschichte mit Avas Rückkehr nach Newport. Wie freiwillig diese ist, vermag ich nicht zu sagen, denn nach dem Prolog glaube ich, dass Avas nicht ganz so begeistert ist. In Newport hat sich vieles verändert, aber zugleich ist in einigen Aspekten auch die Zeit stehengeblieben. Unvermeidbar kommt es zum Aufeinandertreffen von Ava und Aiden, bei dem alte Gefühle hervorbrechen. Doch Ava hat gar nicht beabsichtigt, in Newport zu bleiben und verschwindet schon bald in einer Nacht- und Nebelaktion zurück nach Vancouver. Aiden reist ihr hinterher, denn er will sie nicht aufgeben. Können sie die Schatten ihrer Vergangenheit überwinden?

Es begann mit dem Aufeinandertreffen von Ava und Aiden. Drei Jahre, kein einziges Wort, ein Wissen und ein zurückgelassener Diego. Innerlich zerrissen und immer noch am Trauern. Und jetzt treffen sie wieder aufeinander. Ich habe mir diese Szene in so vielen Facetten ausgemalt – doch keine war so ernüchternd, wie das tatsächliche Aufeinandertreffen. Ok, nicht schlimm. Es muss ja nicht immer Mord und Totschlag, Tränen und Geschrei sein. Jeder verarbeitet so eine Situation ja anders. Aber irgendwie war in diesem Moment bereits das erste Lichtlein in mir erloschen. Wo sind die Ava und der Aiden aus Band 1? Zu dem Zeitpunkt habe ich mir noch eingeredet, dass sie sich einfach verändert haben. Doch bereits einige Seiten später musste ich mir eingestehen, dass es keine Charakterveränderung ist. Nein, vielmehr wirkt alles komplett weggebügelt. Aiden hegt gelegentlich leichte Zweifel, ob er einfach so weitermachen kann wie zuvor. Als Ava dann verschwindet und er ihr hinterherreist, dachte ich: Jetzt kommt Stimmung. Aber nein, auch hier erlischt das Feuer, bevor es überhaupt ansatzweise entfachen konnte. Wo sind die Emotionen, wo ist die Verzweiflung, wo ist das Durcheinander, was jene Schicksalsnacht hinterlassen hat? Einfach weg. Alles, was bleibt, ist ein wenig Sex hier und da, ein wenig angehauchtes und direkt begrabenes Drama. Keine Erklärungen, keine Rückblicke. Und dann kam für mich der größte Schock: Ein Zeitsprung von weiteren drei Jahren.

Ja, bereits nach knapp 80 Seiten springt die Geschichte weitere drei Jahre in die Zukunft. Sechs Jahre später insgesamt. Und was bleibt von Band 1? Nichts. Das meine ich gar nicht böse. Sondern vielmehr enttäuscht. Ich hatte so viele Fragen bezüglich Lilly, Avas Eltern, Avas Flucht nach Kanada, Aidens Leben in Newport. Auf keine einzige erhielt ich eine Antwort. Ganz im Gegenteil spielen die Themen Lilly und Avas Eltern nur noch eine Randrolle im Buch, als wäre die Erschütterung des Schicksals so belanglos gewesen, dass es egal wäre, es noch zu erwähnen. Und das war der Punkt, wo Frust kam. Ich wollte Newport Prince 2 lesen, um zu sehen, was passiert ist nach dieser Nacht. Doch was habe ich bekommen? Einen seichten Liebesroman mit überraschend viel Sex, einige lustigen Momenten unter Freunden, hier und da vereinzeltem Drama durch die Randcharaktere und als roter Faden der Geschichte geht es um die Frucht der Liebe von Aiden und Ava. Ist ja schön und gut, das Ganze. Aber es ist nicht das, was man möchte. Wofür man gekommen ist. So ging es zumindest mir. Die Handlung von Band 1 war so stark, überraschend, hat Emotionen in mir hervorgerufen. Band 2 plätscherte vor sich hin, konnte mich nicht mitreißen und die anfängliche „das wird schon noch“-Einstellung habe ich auch recht bald aufgegeben, als ich merkte: Nein, da kommt nichts mehr. Zwar gibt es wieder Ups and Downs in der Geschichte, die dieses Mal jedoch nicht so heftig ausfallen und wahrscheinlich größtenteils vermeidbar wären, würden Ava und Aiden miteinander reden. Aber die großen Gefühle, diese nagende Verzweiflung und naive Hoffnung, die ich in Band 1 verspürt habe, fehlt komplett. Und ich verstehe überhaupt nicht, wieso sich die Autorin für so eine 180-Grad-Wende mit Notbremsung entschieden hat. Es gibt einige nette Momente in der Geschichte, die sicher dem ein oder anderen begeistern werden, bei mir aber nicht im Herzen angekommen sind. Es ist fast so, als würde man eine komplett neue Geschichte lesen, ab dem Moment, wo die Geschichte 3 Jahre in die Zukunft springt, da bis auf minimale Bezugspunkte (etwa durch das Auftauchen eines Mädchens) gar keine Verbindung mehr zur Vergangenheit hergestellt wird.

Hierdurch hatte ich auch einige Probleme in der Beziehung von Ava und Aiden. Waren sie in Band 1 recht komplexe Charaktere und müssten sie nach dem Ende von Band 1 eigentlich ziemliche Päckchen mit sich tragen, merkt man davon in Band 2 irgendwie recht wenig. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich ihre Beziehung entwickelt oder sich die Dynamik zwischen den beiden verändert. Aiden bleibt übermäßig beschützend mit einem Hauch von Eifersucht, die ihn weiterhin impulsiv handeln lässt. Ava ist weiter Everybodys Darling und versucht, für alle dazusein. Aber es fehlte mir das Feuer der beiden und zwischen den beiden. Aiden und Ava sind nun mittlerweile etwas älter, gehen ihren Jobs nach bzw. studieren (was auch mehrfach angesprochen wird), aber zugleich fühlt es sich irgendwie gar nicht so an. Es ist zB so, dass Ava im Rahmen ihrer Forschungsarbeit zur Uni fährt und dann nach Hause kommt. Sie hätte genauso gut aber auch im Fitnessstudio sein können oder einkaufen. Die ganze Clique um Aiden bliebt omnipräsent und ging mir so manches Mal auch auf den Keks. Neu am Bord sind die Freundinnen von einigen der Jungs. Der Hund Diego und die Haushälterin Magda sind auch wieder mit dabei.

Das Ende. In Band 1 mein Highlight. Ich war schockiert und begeistert, sogar ein Stück weit verzweifelt und sauer. Das Ende von Band 2? Nichtssagend. Ich habe es zweimal gelesen, um zu sehen, ob ich etwas übersehen habe, missverstanden habe. Ich denke, die Autorin möchte einen angesiedelten Konflikt weiter ausbauen, bei dem ich aber gar nicht verstehe, wie der entstehen konnte und der für mich nicht greifbar ist. Daher schockt mich das Ende nicht und vor allem lässt es mich nicht verzweifeln. Es ist ein Ende. Punkt. Mehr nicht. Ich habe keine offenen Fragen, die mich nach Band 3 dürsten lassen. Und das finde ich wirklich sehr schade. Klar, einige Themen aus Band 2 sind noch nicht beendet, vor allem auch der rote Faden-Plot muss noch fortgeführt werden, aber irgendwie hat es mich nicht gecatcht.

Ironischerweise hat sich im Vergleich zu meiner Kritik an Band 1 viel getan. Störte mich der ewige Fokus auf Avas Brüsten, ist hier nichts mehr davon zu sehen. Dafür wirkt das Buch generell aber etwas sexueller. Kritisierte ich den kurzen Zeitverlauf in Band 1 und das „Zuviel“ an Geschehnissen, deckt Band 2 einen riesigen Zeitraum von 6 Jahren ab, präsentiert aber wenig Handlung. Waren mir die Charaktere im Band 1 zu reif für ihr Alter, wirken sie jetzt mit Mitte 20 zu jung. Das trifft vor allem auf die männlichen Nebencharaktere zu, bei denen ich das Gefühl hatte, sie sind in der Zeit steckengeblieben, denn sie benehmen sich einfach noch exakt wie damals. Es ist wirklich, als wäre alles genau das Gegenteil von dem, was Band 1 hatte. Und es verwirrt mich ungemein. Bin ich einfach zu schwer zufriedenzustellen?

Am Ende bleibe ich doch enttäuscht zurück. Waren meine Erwartungen zu hoch? Oder wollte die Autorin einfach etwas anderes, als ich mich gewünscht hätte? Ich weiß es nicht. Aber Newport Prince 2 war für mich leider nicht einmal ansatzweise so gut wie Band 1. Es ist eine solide Liebesgeschichte mit wenig Tiefe, ein wenig Drama und ganz viel Nebelbomben drumherum. Die Seiten werden gefüllt, doch sie erreichen weder mein Hirn noch mein Herz. Daher leider nur ein Buch, was ich zwischendurch gelesen habe, um für Band 3 vorbereitet zu sein. Es war für mich nicht stimmig als Fortsetzung zu Band 1, aber auch als eigenständiges Buch – wie es für mich zum Großteil wirkte -kann es nicht überzeugen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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