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Veröffentlicht am 25.05.2020

Noah und Kit- kann aus platonischer Freundschaft Liebe werden? Süße Rockstar-Romance, allerdings auch mit einigen Längen

Rock Kiss - Ich will alles von dir
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Die Schauspielerin Kit Devigny, Tochter eines erfolgreichen weiblichen Models und eines Tennisspielers, hat sich einen Künstlernamen zugelegt, damit sie nicht ständig mit ihren berühmten Eltern verglichen ...

Die Schauspielerin Kit Devigny, Tochter eines erfolgreichen weiblichen Models und eines Tennisspielers, hat sich einen Künstlernamen zugelegt, damit sie nicht ständig mit ihren berühmten Eltern verglichen wird. Und obwohl sie ihre Karriere zunächst „nur“ als Soap-Darstellerin“, begann, ist es ihr mit Talent und Cleverness gelungen, eine wichtige Rolle in einem Independent-Film zu ergattern, welcher von vielen Filmschaffenden wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Nun hofft Kit auf die eine Hauptrolle, die sie an die Spitze der Hollywoodriege katapultiert. Schon seitdem die Presse davon Wild bekommen hat, dass Kit mit den Mitgliedern der berühmt berüchtigten Rockband „Schoolboy Choir“, befreundet ist, macht sie Jagd auf sie und erhofft sich ein Liebesphoto von Kit- zusammen mit dem Bad Boy der Truppe, dem Gitarristen Noah.

Kits momentanes Verhältnis zu Noah könnte jedoch in Wirklichkeit nicht angespannter sein, denn während sie sich anfreundeten und beinahe jeden Tag miteinander verbrachten, entwickelte Kit Gefühle für den Gitaristen. Doch dann erwischte sie Noah eines Abends im Bett mit einem Groupie, was für sie der Anfang vom Ende war.
Noah bereut seinen Blackout und will seine Freundschaft mit Kit unbedingt retten. Die begreift jedoch nicht, wieso Noah einerseits kein Problem damit hat, mit allen möglichen Frauen in seinem Umfeld zu schlafen, andererseits aber Angst vor Nähe zu haben scheint und Kit bereits mehrfach davor gewarnt hat, mehr von ihm zu wollen.

Als Kits PR Managerin den beiden rät, für vier Wochen ein Liebespaar in der Öffentlichkeit zu spielen, damit Kit eine wichtige Hauptrolle in einem Film ergattern kann, will Kit ablehnen, denn sie ist wegen Noahs Verhalten immer noch verletzt. Noah hingegen, der von Kits Agentin kontaktiert wird, sagt sofort zu und lässt sich auch von Kits Zweifeln nicht beirren. Vier Wochen müssen sie nun oftmals auf engem Raum miteinander verbringen, doch diesmal begreift Kit, dass Noah ernste seelische Probleme umtreiben, die Schuld an seinem widersprüchlichen Verhalten haben. Seine Schlaflosigkeit, seine Albträume haben einen triftigen, traurigen Grund. Wird Kit Noah davon heilen können?

Da ich mir Nalini Singhs vierbändige „Rock Kiss“ Reihe, bei Erscheinen komplett besorgt hatte, stellte ich mir nach dem Lesen des, für meinen Geschmack ziemlich schlechten ersten und später zweiten Teils, die alles entscheidende Frage- weiterlesen oder die übrigen zwei Bände lieber ungelesen im Regal stehen lassen?
Immer wieder bekam ich in meinem Umfeld gesagt, dass die Autorin so großartig schreibt und ich solle doch nicht vorschnell aufgeben. Die unsympathischen Alpha-Helden der ersten Teile, haben meine Nerven jedoch alles andere als geschont und so habe ich nach dem Lesen jedes Teils immer einige Wochen zwischendurch verstreichen lassen müssen um von meinem Lesefrust diesbezüglich wieder runterzukommen.

Ich hatte mir aber nun vor dem Lesen des dritten Romans der Reihe vorgenommen, dass es definitiv der letzte sein würde den ich lese, falls er ebenfalls mit einem ebensolchen Ekelpaket von Helden aufwarten würde. Und ob Ihr es glaubt oder nicht- Noahs und Kits Story ist tatsächlich um Längen besser als die ersten Teile geraten. Zugegeben, auch hier mochte ich die etwas oberflächliche Schreibe, die an Heftchenromane erinnert, nicht wirklich. Doch diesmal blitzt dann und wann Tiefe durch und ich fand, dass Nalini Singh Noahs Seelenleben/dessen Seelenpein, sehr gut und nachvollziehbar beschrieben hat.
Kit hat das Durchhaltevermögen einer Heiligen, denn Noahs Verhalten ist, so lange man nicht weiß, was ihn umtreibt, sehr widersprüchlich und verletzend. So fand ich die erste Hälfte des Romans auch etwas zäh, da die Autorin Kits Gedankenkarussell, für meinen Geschmack zu oft in den Fokus stellt. Aber, ab dem Moment, als das Heldenpaar gezwungenermaßen mehr Zeit miteinander verbringen muss, ändert sich das. Die Annäherung zwischen Noah und Kit fand ich sehr sensibel und unter die Haut gehend geschildert. Und plötzlich ertappte ich mich doch tatsächlich dabei, dass mir ein Tränchen die Wange herunterkullerte beim Lesen besagter Romanpassagen.

Aber ich mochte auch die Chemie zwischen dem Heldenpaar, genauso fand ich die Liebesszenen diesmal sehr romantisch und erotisch zugleich geschrieben.
Die Sache mit Kits Stalker fand ich dagegen völlig überflüssig, weil sie lieblos konzipert und in diesen Roman hineingezwängt wirkte.
Für mich ist „Ich will alles von Dir“, mit Abstand der bislang beste Roman der Serie und nun bin ich doch schon ziemlich gespannt auf den vierten Teil, wer hätte das gedacht?

Kurz gefasst: Noah und Kit- kann aus platonischer Freundschaft Liebe werden? Süße Rockstar-Romance, allerdings auch mit einigen Längen.

Rock Kiss Reihe:

1. Teil: Eine Nacht ist nicht genug
2. Teil: Ich berausche mich an dir
3. Teil: Ich will alles von dir
4. Teil: Bis der letzte Takt verklingt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

Es funkt gewaltig zwischen Lady Regina und ihrem Rick- lesenswerter und romantischer zweiter Teil der „Enterprising Ladies“ Reihe.

Ein Herzogtum für die Liebe
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England 1802:

Der junge, zweitgeborene Sohn eines verarmten Landadligen, Freddie, hat ein Talent für finanzielle Belange. Doch als er seinem hochverschuldeten Vater eine Lösung für dessen Misere eröffnet, ...

England 1802:

Der junge, zweitgeborene Sohn eines verarmten Landadligen, Freddie, hat ein Talent für finanzielle Belange. Doch als er seinem hochverschuldeten Vater eine Lösung für dessen Misere eröffnet, reagiert dieser empört. Ein Adliger hat schließlich nicht zu arbeiten! Und so wird Freddie für seine Ambitionen, vom Vater und Bruder nicht nur belächelt sondern auch verachtet. Nur wenig später, nachdem er reichlich dem Alkohol zugesprochen hat und zurückgekehrt ist, zu seinem Elternhaus, wird er plötzlich des Mordes beschuldigt. Freddie, so heißt es, soll ein junges Mädchen missbraucht und getötet haben. Damit er nicht am Galgen baumeln muss, wird er stattdessen noch heimlich von der Mutter mit eine kleinen Summe Geld ausgestattet, auf ein Schiff das in die Kolonien segelt gesetzt. Das Freddie seine Unschuld beteuert hat, scheint keinen zu interessieren. Und auf dem langen Reisweg begreift Freddie schließlich, dass man ihn geschickt und grausam aus dem Weg geräumt hat. Doch wieso? Freddie schwört Rache!

England 1816:

Mit viel Wehmut im Herzen, musste Lady Regina Mountford den Besitz ihres verstorbenen Vaters, eines Herzogs, räumen. Denn Anwesen und Ländereien fielen nebst Adelstitel, nach dem Tod ihres Vaters dessen Erben, einem weit entfernten Verwandten, zu. Was keiner aus dem ton ahnte, war, dass Lady Regina bereits noch zu Lebzeiten ihres Papas, für sämtliche geschäftliche Belange zuständig war und dessen Reichtum durch geschickte und kluge Investitionen, reichlich zu mehren verstand. Doch der Erbe ihres Vaters ist zu Reginas Leidwesen ein verschwenderischer, grausamer Taugenichts, der zudem kein gesteigertes Interesse an den Menschen die für ihn arbeiten, wie seine Pächter, zeigt.
Stattdessen bringt er lieber das neu hinzugewonnene Erbe mit dessen luxusliebenden Mätresse durch.

Zwar gehört Lady Regina, nach wie vor, zu den reichsten Frauen Großbritanniens und hat zudem einen wunderschönen Besitz geerbt auf dem sie lebt, doch ist es ihr ein großes Anliegen, die Menschen die ihrem Vater einst die Treue geschworen haben weiterhin zu beschützen. Als der Erbe ihres Vaters auf sie zutritt und um ihre Hand bittet, ist sie daher empört, weil sie genau weiß, dass diesem nichts an ihr liegt und er lediglich an ihrem Geld interessiert ist. Doch kann sie sich eine Ablehnung leisten? Immerhin könnte sie als dessen Ehegattin endlich wieder für die Menschen des Herzogtums sorgen. Aber Regina hat einerseits geschworen, niemals zu heiraten und sich keinem Mann unterzuordnen und andererseits gibt es da auch noch den attraktiven Rick, den sie kürzlich in Frankreich kennen lernte, als sie sich inkognito dort aufhielt um zumindest einmal die Leidenschaft und Lust zu spüren, die Männer und Frauen füreinander empfinden.
Nur eine Nacht des Selbstvergessens sollte es sein, doch dann trifft Regina Rick plötzlich in London wieder. Und Rick, angeblich ein deutscher Geschäftsmann, will ihre Affäre in England fortführen. Regina würde sich zu gerne darauf einlassen, doch sie fürchtet um ihren Ruf…

Nachdem ich kürzlich den ersten Teil der „Enterprising Ladies“, „Was kostet die Liebe“ las, in dem Lady Regina bereits als Nebenakteurin eine gute Figur machte, war ich unglaublich neugierig auf deren eigene Story. Die Autorin Felicity D’Or hat ihrer Heldin mit „Rick“ einen Romanhelden zur Seite gestellt, der der resoluten Regina in allen Belangen ebenbürtig ist. Allerdings mit einem Unterschied. Während Regina überlegt zur Tat schreitet, reagiert Rick oftmals zu impulsiv doch mit seinen Rachegedanken, die ich durchaus verständlich fand, empfand ich ihn ab und an als etwas anstrengend. Dennoch mochte ich Rick, weil er trotz seiner Alphahelden-Attitüden, die ihn so manches Mal überkommen, ein gutes Herz hat und Reginas moderne Ansichten, nicht nur hinsichtlich finanzieller Belange, teilt.
Vor allem mochte ich es, dass die clevere und einfühlsame Regina es versteht, zu Rick vorzudringen, wenn er sich zu sehr verstrickt in seinen düsteren Rachegelüsten und seine Seelenpein zu lindern vermag.

Zwischen dem Heldenpaar knistert es von Beginn des Romans an und auch die Liebesszenen sind prickelnd und erotisch geschrieben. Dazu erzählt die Autorin nebenher eine spannende Story mit einem packenden Showdown und auch an ihrem gewohnt guten und flüssigen Schreibstil gibt es nichts zu rütteln.
Dennoch habe ich, weil Rick es mir manchmal nicht leicht gemacht hat und ich den ersten Teil einfach noch ein Tickchen besser fand, einen kleinen Punktabzug vorgenommen, was mir im Nachhinein auch etwas leid tut, da Regina eine so großartige, facettenreiche Romanheldin ist. Erneut hat Felicity D’Or hier eine interessante Frau in den Fokus gestellt, die dem Leser anhand ihres Werdegangs aufzeigt, wie wenig Rechte Frauen in der damaligen Zeit genossen und wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass diese Rechte auch in der Zukunft gewahrt bleiben.
Trotz meines Punktabzugs, ist aber auch „Ein Herzogtum für die Liebe“, eine lesenswerte und kurzweilige Historical Romance, in der eine wunderbare, romantische Liebesgeschichte erzählt wird.

Kurz gefasst: Es funkt gewaltig zwischen Lady Regina und ihrem Rick- lesenswerter und romantischer zweiter Teil der „Enterprising Ladies“ Reihe.

Enterprising Ladies Reihe:

1. Teil: Was kostet die Liebe
2. Teil: Ein Herzogtum für die Liebe
3. Teil: Mein Lord gehört zu mir
4. Teil: Eine Lady für den brennenden Baron

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.04.2020

Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre.

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee ...

Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee für eine Radiosendung, wird zu ihrer Freude aufgegriffen und so darf sie tatsächlich als Moderatorin, interessante Menschen interviewen. Ob nun Promis oder völlig normale Menschen- Gefühlsmensch Silvie bringt sie dazu ganz frei, von der Leber weg, zu sprechen. Eines Tages lernt sie den jungen, rebellischen und attraktiven Schauspieler Wanja kennen und obwohl Silvie aus der Vergangenheit gelernt hat, dass ihr das Liebesglück wahrscheinlich nicht in die Wiege gelegt wurde, lässt sie sich auf den sensiblen Künstler ein. Bald schon ist sie schwanger, doch Silvie traut sich noch immer nicht, an das große Glück mit Wanja zu glauben.

Währenddessen ist die schwangere Rieke überglücklich mit ihrem Mann. Zwar ärgert es sie, dass ihr Vater und Chef des Thalheimer Modekaufhauses, ihr ausgerechnet Bruder Oskar vor die Nase gesetzt hat, der leider kein großes Talent fürs Modegeschäft geerbt hat, doch beißt sie sich hartnäckig durch. Als Oskar, der spät und gebrochen aus dem Krieg zurückkehrte, die Firma in eine gefährliche Lage manövriert, müssen Rieke und Silvie an einem Strang ziehen um das Modehaus Thalbach zu retten.

Oskar fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Immer noch quälen den Zwillingsbruder von Silvie, die schrecklichen Kriegserlebnisse und obwohl er begierig darauf ist, seiner Familie zu beweisen dass er genauso einfallsreich und tüchtig ist wie sie, scheint ihm bei seinen Vorhaben kein Glück beschienen. Er ertränkt seinen Kummer in Alkohol, fährt leidenschaftlich gerne schnelle Autos und genießt das Berliner Nachtleben in vollen Zügen. Selbst Silvie gelingt es kaum noch, an ihn heranzukommen…

Die jüngste Tochter, Flo, die Künstlerseele, hat allerlei Flausen im Kopf und trägt viel Freiheitsliebe in sich, wie ihr schwesterliches Vorbild Silvie. In der Schule läuft es leider nicht allzu gut, was die Eltern beunruhigt. Als Flo dann auch noch einen, in deren Augen, unstandesgemäßen Mann kennenlernt hängt der Familiensegen schief. Immerhin ist die enge jüdische Freundin Miri zurückgekehrt aus Israel und kann den Thalheims einmal mehr beistehen…

Während der erste Teil der „Thalheim“ Trilogie, die Jahre 1933- 1951 umfasst, beginnt der zweite Teil im Jahre 1952 und endet 1957.
Geschäftlich läuft es eigentlich gut für das Modekaufhaus Thalheim. Die Kunden lieben die angebotene Kleidung und die Thalheimers haben genau das richtige Gespür für Trends. Einzig Oskar, das Sorgenkind, bringt die Familie immer wieder an ihre Grenzen. Oskars Fehlschläge ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch- doch leider blieb er mir auch im Verlaufe des Buches fremd, was ich eigentlich schade fand, da er schließlich auch ein Familienmitglied ist.

Überhaupt hatte ich dieses Mal ein kleines Problem mit den Romanfiguren. Man erfährt zwar ihren Werdegang, liest von ihren glücklichen Momenten sowie ihren Fehlschlägen, doch werden diese beinahe völlig zur Nebensache, da die Autorin, wie immer sehr viel Zeitgeschehen miteinfließen lässt. Das liebe ich einerseits in Brigitte Riebes Romanen sehr- andererseits konnte ich diesmal aber leider nicht so mitfühlen und mitleiden, wie im Vorgängerband, weil besagte persönliche Momente viel zu schnell, beinahe gestrafft erzählt, abgehandelt wurden.
Zwar war mir schon vor dem Lesen bewusst, dass wir es hier nun mit Silvies Roman zu tun bekommen und Silvie daher im Fokus steht, doch fand ich es sehr schade, dass die übrigen Thalheims nur noch Randerscheinungen waren. Ich hätte mir viel mehr gemeinsame Dialoge der Familie gewünscht und ehrlich gesagt auch, dass das Familienoberhaupt seinem Sohn ordentlich den Kopf wäscht. Dazu kamen mir die Geschehnisse rund um das Kaufhaus, diesmal zu kurz.

Positiv fand ich hingegen, dass man Silvies Wesen nun, in ihrer eigenen Geschichte, besser „greifen“ konnte. Im Sender gibt sich Silvie völlig ungekünstelt, offen, innovativ und zupackend und ihre Offenheit macht sie sympathisch- auch für den Leser. Meine Sorge, dass ich Silvie, die ich im Vorgängerband noch nicht so sehr mochte, selbst in ihrer Story ablehnen würde, war also unbegründet. Dazu hat sie die positive Angewohnheit, nach dem Fallen immer wieder aufzustehen- egal welche Nackenschläge ihr das Leben auch bereitet.
Eine neue Romanfigur in diesem Band ist unter anderem der Schauspieler Wanja. Beim Lesen seiner Romanpassagen hatte ich, witzigerweise stets einen anderen Schauspieler vor Augen- Horst Buchholz, dessen Anfänge leichte Parallelen aufweisen zur fiktiven Romanfigur Wanja. Neben fiktiven Akteuren, finden zusätzlich bekannten Showbizzgrößen aus der damaligen Zeit Erwähnung und runden die Zeitreise, in die 50er Jahre, perfekt ab.

Stark fand ich ebenfalls erzählt, wie Brigitte Riebe die politischen Probleme der damaligen Zeit schilderte. Wie West und Ostdeutschland unaufhaltsam auseinanderdrifteten, welche Meinungen die Menschen damals vertraten und vor allem, wie sie nach den Entbehrungen der Kriegsjahre langsam wieder zu ihrem Alltag zurückfanden.

Die 480 Seiten lasen sich wie im Fluge, dank Brigitte Riebes flüssigen Schreibstil, doch mehr als vier von fünf Punkten kann ich auch dieses Mal nicht vergeben, weil ich mir mehr familiäres Miteinander und intensivere Momente mit den Thalheims gewünscht hätte. Dennoch ist auch die Fortsetzung der Familiensaga unterhaltsam und eine lehrreiche Zeitreise.

Kurz gefasst: Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre.

Thalheim Reihe:

1. Teil: Die Schwestern vom Ku’damm- Jahre des Aufbaus

2. Teil: Die Schwestern vom Ku’damm- Wunderbare Zeiten

3. Teil: Die Schwestern vom Ku’damm- Tage der Hoffnung

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2020

Flori, die Künstlerseele- Unterhaltsamer Abschlussband um die Familie Thalheim und ihr Modekaufhaus im Wandel der Zeiten.

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Berlin 1958:

Florentine, die jüngste der Thalheim-Schwestern, ist zurückgekehrt mit einem gebrochenen Herzen im Gepäck, denn ihre vermeintlich große Liebe mit der sie nach Frankreich ging, ließ sie schon ...

Berlin 1958:

Florentine, die jüngste der Thalheim-Schwestern, ist zurückgekehrt mit einem gebrochenen Herzen im Gepäck, denn ihre vermeintlich große Liebe mit der sie nach Frankreich ging, ließ sie schon bald im Stich.
Nun will sie endlich ihr Kunststudium aufnehmen, doch zunächst hagelt es eine Absage an der Kunstakademie. Flori wäre jedoch nicht Flori, wenn sie sich davon abhalten lassen würde! Und so sucht sie das Büro des Professors höchstpersönlich auf. Ihre Beharrlichkeit nebst, ihres persönlichen Vorsprechens hat tatsächlich Erfolg. Professor Otto ist sehr angetan von Floris Arbeiten und gesteht ein, dass der Akademie wohl ein Fehler unterlaufen sein muss, als sie Floris Bewerbung ablehnten.
Er sichert ihr zwei Semester auf Probe zu, was die junge Künstlerin überglücklich macht. Schnell lernt sie auch neue Freunde kennen, wie die Mitstudenten Theo Bonin und Bernhard Schwarz, von allen nur Benka genannt.

Zu einem ihrer Kunstlehrer, Rufus Lindberg, hat Flori ein eher ambivalentes Verhältnis. Einerseits hasst sie es, dass er stets etwas auszusetzen hat an ihren Werken, andererseits schmeichelt es ihrem Ego sehr, als er ihr eines Tages gesteht, dass er Gefühle für sie hat und durchaus ihr immenses Talent sieht. Obwohl Flori eigentlich vorhatte, ihre Karriere als Künstlerin voranzutreiben und sich nicht auf eine neue Liebe einzulassen, findet sie den älteren und erfahrenen Rufus Lindberg interessant. Doch eine Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin ist nicht erlaubt. Soll sie ihrem Verlangen nachgeben?

Währenddessen brechen unruhige Zeiten an im Modekaufhaus Thalheim. Die politische Lage spitzt sich bedrohlich zu und die Bewohner von Ost- und Westberlin scheinen erneut zum Spielball der Mächtigen zu werden. Die Thalheims müssen sich nicht nur in modischer Hinsicht neu erfinden, denn in Zeiten der Ungewissheit, zeigt die Damenwelt nur minderes Interesse an neuen Kollektionen.
Aber zumindest privat sieht es rosig aus für die Familie. Mehrere Familienfeste stehen an und auch eine Hochzeit. Es scheint so, als würde es das Schicksal für Carl, Floris Onkel, endlich gut meinen. Und auch Silvie hat sich einen Traum erfüllt- einen Buchladen!

Der Abschlussband der Trilogie, über die Familie Thalheim, umfasst die Jahre 1958- 1963 und im Fokus des Geschehens, steht diesmal die jüngste, künstlerisch veranlagte Tochter, Flori. Während sie in den beiden Vorgängerbänden noch etwas blass blieb, lernt man sie nun in ihrem Buch besser kennen, begreift, wieso sie so sprunghaft ist und was die Kunst für sie bedeutet. Die Autorin hat besonders Floris Künstlerseele gut herausgearbeitet und ich fand dazu vor allem die Romanpassagen, in denen Flori ihre Gedanken- und Gefühlswelt künstlerisch auf Leinwand bannt, sehr stark geschrieben.
Zwar mochte ich Floris Sprunghaftigkeit nicht so sehr, doch konnte ich mich damit arrangieren, weil ich letztendlich nachvollziehen konnte, wieso die Romanheldin so agierte. Zugegeben, dass sie vorschnell aufgab, nach einem Vorkommnis, statt weiterzukämpfen, ( leider kann ich nicht deutlicher werden- sonst müsste ich spoilern) passte nicht so ganz zu ihrem Charakter; schließlich ging es ja hier um ihren Wunschtraum und ich hätte mir diesbezüglich einen etwas anders gearteten Handlungsverlauf gewünscht.
Was mir dagegen sehr gut gefallen hat, war, dass im Abschlussband, auch die übrigen Familienmitglieder wieder mehr miteinander agieren, sich weiterentwickeln und es daher nicht nur rein Floris Geschichte ist.

Wie immer lässt Brigitte Riebe dazu politisches Zeitgeschehen einfließen; so findet natürlich auch der Mauerbau und dessen Folgen für die Menschen Erwähnung. Aber ebenfalls Alltägliches, das die Menschen der damaligen Zeit bewegte- ob nun in der Musik, Kunst, Mode etc. wird angesprochen, so dass auch der dritte Teil dieser Reihe viel Zeitkolorit verströmt. Mein persönliches Highlight- der Besuch der Romanheldin bei einem Konzert der Beatles.
Zwar ist mein persönlicher Lieblingsband der Reihe der erste Teil, doch folgt direkt danach Floris Geschichte.

Kurz gefasst: Flori, die Künstlerseele- Unterhaltsamer Abschlussband um die Familie Thalheim und ihr Modekaufhaus im Wandel der Zeiten.

50er Jahre Trilogie:

1. Teil: Jahre des Aufbaus
2. Teil: Wunderbare Zeiten
3. Teil: Tage der Hoffnung

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Unterhaltsamer Toskana-Krimi- sowohl für Cosy Krimi Fans geeignet, als auch für Leser die noch auf der Suche sind, nach einem kurzweiligen Urlaubsschmöker

Signora Commissaria und die dunklen Geister
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Ein Mord und eine verschwundene Leiche? Das klingt seltsam in den Ohren von Commissaria Giulia Ferrari. Von höchster Stelle wird sie auf den Fall angesetzt und darf sich den besten Kollegen aussuchen, ...

Ein Mord und eine verschwundene Leiche? Das klingt seltsam in den Ohren von Commissaria Giulia Ferrari. Von höchster Stelle wird sie auf den Fall angesetzt und darf sich den besten Kollegen aussuchen, den die Toskana zu bieten hat. Doch es gibt ein kleines Problem. Luigi Battista, früher Leiter der Mordkommission in Florenz, hat seinen Job mittlerweile an den Nagel gehängt und betreibt stattdessen ein kleines Lokal zusammen mit seiner Frau Carla. Giulia muss alle ihre Überredungskünste nutzen, damit Luigi einlenkt.
Aber auch für Giulia bedeutet dieser undurchsichtige Fall nicht nur Ablenkung und Tapetenwechsel. Was keiner von den Bewohnern des kleinen Örtchens Santa Croce ahnt, Giulia lebte einst mit ihrer Familie hier. Ein tragisches Ereignis trieb sie dann aus Sante Croce fort. Und es ist das erste Mal seit damals, dass sie zurückgekehrt ist.
Ihr zur Seite bei den Ermittlungen steht, neben Luigi und seinem Hund Tulipan, ein hervorragender stark sehbehinderter Polizist, der normalerweise nur Innendienst schiebt, es aber an Giulias Seite genießt, auch einmal auswärts zu ermitteln.

Doch zunächst muss geklärt werden, wer das verschwundene Opfer nur war, dass zwei Polizisten auf der Ponte Veccio in Florenz auffanden, nur um es kurz darauf wieder zu verlieren. Der peinlich berührte Polizist der bei der Leiche ausharrte, während der andere Verstärkung holen wollte, sagte aus, dass er hinterrücks von einem Stein niedergeschlagen wurde und die Leiche, nachdem er wieder zu sich kam, bereits verschwunden war. Beide sind jedoch in der Lage ein aussagekräftiges Phantombild des Toten zu erstellen und so haben Giulia und ihr Team zwar nicht viel in der Hand, aber es reicht für einen Beginn. Nach und nach klappern sie die vielen Läden der Stadt ab, die rund um die Ponte Veccio liegen…

„Signora Commissaria und die dunklen Geister“ markiert den Auftaktband einer neuen Regionalkrimiserie rund um Giulia Ferrari und ihres ungewöhnlichen Teams. Schon von Beginn des Romans an, erfährt man dass Giulia ein Geheimnis umgibt und dass sie einst Traumatisches überwinden lernen musste. Zwar wirkt sie ein wenig wortkarg und zurückhaltend, doch begreift man schnell, dass es nur ein Schutzmechanismus für sie ist. Dafür sind Luigi und seine Frau von einem ganz anderen Kaliber. Luigi ist sehr freundlich, offen und dazu ein sehr cleverer Ermittler. Doch wenn ich ganz ehrlich sein soll, war es vor allem der beinahe blinde Kollege Enzo, der dem eigentlichen Ermittlerduo, die Show stiehlt. Enzo hat ein gutes Gespür für menschliche Untiefen und ist Guilia und Luigi eine wertvolle Hilfe bei der Aufklärung des Verbrechens.

Der Autor legt an sich einen flüssigen Schreibstil an den Tag, beschreibt Örtlichkeiten, Gerüche, Nahrung und Menschen sehr bildhaft, so dass man schnell das Gefühl bekommt, man wäre live dabei in Florenz, während das Ermittlerteam den Mordfall aufklären will. Doch eines hat mich ziemlich gestört- und zwar dass der Autor viele italienische Sätze eingebaut hat. Da sich hier ausschließlich Italiener miteinander unterhalten, fand ich es nervig, dass man diverse Redewendungen etc., auf dieser Weise hervorgehoben hat. Meiner Meinung nach hätte es völlig ausgereicht, wenn Pietro Bellini sich allein auf seine zahlreichen Beschreibungen der Natur, der Ortschaften und der Menschen verlassen hätte, um die richtige Prise italienisches Flair zu vermitteln.
Man bekommt es hier mit einem Cosy-Krimi zu tun, was bedeutet, dass man hier keinesfalls Hochspannung und Thrill erwarten sollte und die Ermittlungen eine eher gemäßigte Gangart einnehmen. Nichtsdestotrotz fand ich diesen Krimi jedoch sehr unterhaltsam und die schmackhaft klingenden Rezepte aus der italienischen Küche, die man in diesem Roman vorfindet, runden diesen Auftaktband perfekt ab.
Ich hoffe sehr, dass es weiter geht mit Giulia, Luigi, Enzo und Tulipan und vergebe für diesen Regionalkrimi, gute vier von fünf Punkten.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Toskana-Krimi- sowohl für Cosy Krimi Fans geeignet, als auch für Leser die noch auf der Suche sind, nach einem kurzweiligen Urlaubsschmöker.


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