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Veröffentlicht am 24.08.2020

Gelungener Abschluss einer packenden Reihe

Träume aus Samt
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Vier Monate habe ich nun darauf gewartet, dass die Reihe endlich ein Ende findet. Ich habe mich gefreut, als der Roman am letzten Dienstag dann endlich auf meinem Kindle erschienen ist.

Der Roman knüpft ...

Vier Monate habe ich nun darauf gewartet, dass die Reihe endlich ein Ende findet. Ich habe mich gefreut, als der Roman am letzten Dienstag dann endlich auf meinem Kindle erschienen ist.

Der Roman knüpft direkt an den Vorgänger an und beschreibt Familie Meyer, die auf der Scythia von England nach Amerika übersetzt. Weil sie die Sitten und Gebräuche ihrer neuen Heimat nicht kennen, werden sie auf dem Weg mehrmals Opfer von Betrügern, erreichen Chicago nach einigen Hürden jedoch unbeschadet. Dort müssen sie sich in ein neues Leben einfinden, und sich nicht nur an die neue Sprache gewöhnen, sondern auch daran, dass sie fortan nicht mehr zur wohlhabenden Mittelschicht gehören. Ruth und ihr Vater finden schnell eine Arbeit. Ruth versucht darüber hinaus, vergangene Träume weiterzuverfolgen und findet die große Liebe.

Mir persönlich hat der Roman ebenso gut gefallen, wie die Vorgänger. Es ist unheimlich interessant gewesen zu lesen, wie die Familie sich in den Vereinigten Staaten einlebt und auf welche (kulturellen) Hürden sie stößt. Das überrascht, weil man ja denkt, dass Amerika und Europa sich sehr ähneln. Es ist beeindruckend, wie Ruth es schafft, sich an alles anzupassen, Herausforderungen zu meistern und mit Rückschlägen zurechtzukommen.

Auch die Liebesgeschichte mit Eddie war sehr schön. Ingsesamt finde ich, dass Ruth sich als Charakter stark entwickelt hat. Sie ist sehr erwachsen geworden - und man merkt die Veränderung auch im Schreibstil der Autorin.

Gefehlt hat mir ein Handlungsstrang über die Verbliebenen in Deutschland. Meiner Meinung nach kam das mit einem (sehr traurigen) Kapitel viel zu kurz. Man hätte hier einen tollen Kontrast schaffen können - und nicht nur das paradiesische Amerika, sondern auch die grausame Realität in Deutschland stärker beleuchten können. So war das Buch als Abschluss der Reihe etwas fröhlicher und rosaroter, als ich es vermutet habe.

Insgesamt hat mir die Reihe ausgesprochen gut gefallen. Das liegt u.a. daran, dass große Teile auf wahren Gegebenheiten beruhen. Wenn ich dann darüber nachdenke, das all das wirklich geschehen ist, dann gewinnt die Reihe nochmals an Bedeutung.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Eine lebendige Beschreibung des Lebens und Liebens der Frida Kahlo

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Wie der Name schon sagt, handelt Caroline Bernards Roman von der beeindruckenden Malerin Frida Kahlo, ihrem Leben und ihrem Aufstieg zu einer brillanten Künstlerin.

Ich habe mir den Roman zeitgleich mit ...

Wie der Name schon sagt, handelt Caroline Bernards Roman von der beeindruckenden Malerin Frida Kahlo, ihrem Leben und ihrem Aufstieg zu einer brillanten Künstlerin.

Ich habe mir den Roman zeitgleich mit "Madame Piaf und das Lied der Liebe" gekauft, und war, nachdem ich den Edith-Piaf-Roman gelesen habe, zunächst etwas skeptisch, was das Lesevergnügen des Frida Kahlo Romans anbelangt.
Nachdem ich ihn nun gelesen habe, muss ich jedoch feststellen, dass beide Romane sehr unterschiedlich sind - und dieser hier mir sehr viel besser gefallen hat. Man darf die Buchreihe also nicht vorschnell verurteilen, denn zumindest der Roman über Frida Kahlo ist ein kleiner Diamant.

Durch den Roman habe ich die Künstlerin Frida Kahlo sehr viel besser kennengelernt. Ich wusste vorher nur wenig über ihr Leben, nun habe ich den Eindruck, als hätte ich nahezu die vollständige Biographie kennengelernt. Ein großer Fokus wird im Roman auf die Beziehung zu Diego Rivera gelegt, der als ihr Ehemann einen großen Stellenwert in ihrem Leben einnimmt. An der Beziehung der beiden finde ich sehr gelungen beschrieben, wie Diego Frida immer weiter zu fördern versucht, bis sie ihn schließlich in Punkto Bekanntheit überholt.

Toll ist ebenfalls, dass Fridas Motive hinter bestimmten Bildern zur Geltung kommen. Dadurch lernt man, neben der Biographie der Künstlerin selbst auch, Kunstwerke zu interpretieren und versteht, welche Erlebnisse und Erfahrungen Künstler darein einwirken lassen können. Dieser Teil hätte sogar noch ausführlicher sein können, denn er hat mich mehr interessiert als die Liebesgeschichte.

Auch die politischen Aktivitäten und die Bekanntschaft mit Leo Trotzki sind recht oberflächlich beschrieben worden, obwohl sie sehr interessant waren und ich gerne mehr darüber gelesen hätte.

Der Roman legt folglich einen besonderen Schwerpunkt auf Fridas Gefühlswelt, besonders ihre Gefühle gegenüber Diego und behandelt den Rest recht deskriptiv. Nichts desto trotz ist es ein schöner und unterhaltsamer Roman, der sich wunderbar flüssig lesen lässt, und der seinen Leserinnen und Lesern die Persönlichkeit Frida Kahlo näherbringt.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Tolle Charakterentwicklung und viele Gefühle

Tage des Lichts
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Nachdem Ruth selbst die Ausreise nach England gelungen ist, kämpft sie mit allen Mitteln darum, dass ihre Familie ihr Folgen darf. In letzter Sekunde gelingt es ihr, die Visa zu beschaffen und rettet dadurch ...

Nachdem Ruth selbst die Ausreise nach England gelungen ist, kämpft sie mit allen Mitteln darum, dass ihre Familie ihr Folgen darf. In letzter Sekunde gelingt es ihr, die Visa zu beschaffen und rettet dadurch ihren Vater aus dem Konzentrationslager. Dennoch gestaltet sich ihr Leben danach nicht einfach. Zwar ist ihre Familie in Sicherheit, doch ihre englische Arbeitgeberin macht ihr das Leben schwer, wo sie nur kann. Als der Krieg ausbricht und auch England zum Ziel von Angriffen wird, hat Familie Meyer nur ein Ziel: So weit wie möglich weg von Deutschland - und nach Amerika.

Der zweite Band war so spannend, dass ich sofort den dritten Band gekauft habe, um die Geschichte von Ruth weiterlesen zu dürfen. Am dritten Band gefällt mir besonders gut, wie Ruth um ihre Familie kämpft und wie sie ihren Alltag in England meistert. Toll dargestellt werden ihre Empfindungen, wenn sie in England als Deutsche erkannt und teils misstrauisch behandelt wird - oder - wenn ihre Arbeitgeberin Olivia so sehr auf ihre jüdische Abstammung pocht.

Für mich war es äußerst interessant zu lesen, wie Ruth auch in einem anderen Land mit Antisemitismus - wenn auch in abgeschwächter Form - begegnet wird und wie sie darunter zu kämpfen hat.
Ruths Entwicklung in diesem Band ist wunderbar. Hat sie im zweiten Band durch all die furchtbaren Geschehnisse an Selbstvertrauen verloren, so baut sie es im dritten Band langsam wieder auf. Sie emanzipiert sich zunehmend und findet immer stärker zu ihrem alten Ich zurück. Eine Entwicklung, die toll zu beobachten ist. Besonders die Schlussszene ist dafür bezeichnend.

Abermals liest sich der Roman sehr flüssig und ist gut geschrieben. Ruths Gefühle werden hervorragend zur geltend gebracht - ich habe mich wirklich gefühlt, als stecke ich in ihrer Haut. Mir bleibt nur zu sagen, dass die echte Ruth Meyer, auf deren Tagebüchern der Roman beruht, eine starke und mutige Frau war.

Auch dieser Roman lohnt sich sehr zu lesen. Dafür kann man auch den ersten Band gut überstehen!

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Nun wird es deutlich spannender

Zeit aus Glas
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Nach dem ersten Band, den ich vergleichsweise langweilig fand, hat mich der zweite Band der Seidenstadt-Saga positiv überrascht.

Die Progromnacht hat Familie Meyer erschüttert. Ihr Haus wurde zerstört, ...

Nach dem ersten Band, den ich vergleichsweise langweilig fand, hat mich der zweite Band der Seidenstadt-Saga positiv überrascht.

Die Progromnacht hat Familie Meyer erschüttert. Ihr Haus wurde zerstört, und sie sehen sich mit zunehmenden Verboten und Einschränkungen konfrontiert. Man entzieht ihnen die Staatsbürgerschaft, Ruth darf die Schule nicht weiter besuchen. Die Lage wird unerträglich, und Karl Meyer beschließt mit seiner Familie auszureisen. Doch eine Ausreise gestaltet sich als große Herausforderung, denn Visa für Palästina oder die Vereinigten Staaten sind schwer zu bekommen. Unterdessen versuchen Ruth und Ilse, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen. Doch schließlich bewirbt sich Ruth für ein Arbeitsprogramm in England.

Ich muss sagen, dass ich nur weitergelesen habe, weil der Roman auf wahren Gegebenheiten und auf dem Tagebuch der realen Ruth Meyer beruht. Das hat mein Interesse dann doch wieder geweckt. Durch die Handlung des ersten Teils wäre es insoweit gestorben, als dass ich nicht weitergelesen hätte ...

Durch die zunehmend prekäre Lage gewinnt auch der zweite Roman an Fahrt und Spannung. Insgesamt fand ich den Roman sehr berührend. Ich konnte mich ausgezeichnet in die Familie hineinversetzen - und habe ununterbochen mitgefiebert, während die Familie ihre Ausreise vorbereiten wollte.

Die Charaktere verändern sich und werden vielschichtiger und spannender. Martha wird von der perfekten Ehefrau zu einer psychisch labilen, angsterfüllten Frau mit Selbstmordgedanken. Ruth leidet zunehmend unter der großen Last, die sie in der Familie trägt und Karl wird durch die Veränderungen zu einem alten, gebrechlichen Mann. Die Veränderungen sind absolut nachvollziehbar und toll dargestellt.

Weiterhin liest sich der ROman durch den Schreibstil der Autorin sehr flüssig und gut. Das Ende fand ich so spannend, dass ich mir sofort den nächsten Band gekauft habe.

Weiterlesen lohnt sich also! Der zweite Roman ist sehr viel besser im Vergleich zum ersten!

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Detailverliebte Liebesgeschichte der anderen Art

Die Liebe in den Zeiten der Cholera
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Der Roman portraitiert die Liebesgeschichte von Florentina Ariza und Fermina Daza. Florentino Ariza verliebt sich als Jugendlicher in die fünfzehnjährige Fermina Daza, wirbt um sie und macht ihr einen ...

Der Roman portraitiert die Liebesgeschichte von Florentina Ariza und Fermina Daza. Florentino Ariza verliebt sich als Jugendlicher in die fünfzehnjährige Fermina Daza, wirbt um sie und macht ihr einen Heiratsantrag, den diese auch annimmt. Doch ihr Vater ist gegen die Verbindung, denn er möchte seiner Tochter den Aufstieg in höhere gesellschaftliche Kreise ermöglichen. Er unterbindet Florentinos Bemühungen. Einige Jahre später heiratet sie den gesellschaftlich anerkannten Arzt Juvenal Urbino. Dennoch gibt Florentino Ariza nicht auf. Fünfzig Jahre später, unmittelbar nach dem Tod ihres Ehemanns, gesteht er ihr erneut seine Liebe.

"Die Liebe in den Zeiten der Cholera" steht schon lange auf meiner Wunschliste, und nun kam ich endlich dazu, es zu lesen. Der Roman hat seinen Platz in der gegenwärtigen Literatur und Garcia Marquez seinen Nobelpreis durchaus verdient. Die Art wie er schreibt ist sehr inspirierend und durchweg auch sehr lyrisch. Mir war, als lese ich ein langes Gedicht in Prosaform. Natürlich braucht man auch etwas Konzentration, um all die wunderbaren Beschreibungen und Details, die Garcia Marquez porträtiert, zu erfassen und zu verarbeiten.

Die Handlung ist recht einfach: Eine Liebesgeschichte, die lange Zeit unerfolgreich ist, aber zum Ende dann noch die ersehnte Wendung einnimmt. Gerade zum Ende hin, auf den letzten 100 Seiten, wurde mir das Buch etwas zu langatmig. Da hatte ich mit der Geschichte schon abgeschlossen, aber sie nicht mit mir. Neben der Liebesgeschichte erhält man durch Garcia Marquez Schreibstil einen interessanten Einblick in die Kultur und Geschichte Kolumbiens, in politische Wirrungen und die Cholera-Epidemie. Letztere bleibt allerdings trotz des provokanten Titels eher ein Hintergrundthema - was ich persönlich nicht beachtet hätte. Letzten Endes führt sie aber mit zum Happy End - von daher trägt der Roman seinen Titel zu recht.

Die Charaktere sind grandious ausgearbeitet. Wie echte Menschen kann man ihre Handlungen nicht immer verstehen. So bleibt es für mich fraglich, warum Florentino Ariza Fermina Daza so sehr liebt, obwohl er sie kaum kennt. Das soll nicht heißen, dass der Autor das besser herausarbeiten sollte. Es zeigt vielmehr die Botschaft, dass Liebe auch irrational sein kann. Fermina Daza bleibt durchweg ein recht geheimnisvoller Charakter, von dem man nicht allzu viel erfährt. Sie ist sehr nüchtern, sehr auf Vernunft bedacht - aber lässt sich dann am Ende doch zu "mehr" hinreißen. Es ist schön zu lesen, wie die beiden Leben, die zunächst gleich verlaufen, sich fünfzig Jahre lang in unterschiedliche Richtungen entwickeln - um dann am Ende wieder zusammenzufinden.

Mein Fazit: Ein wundervoll geschriebener Roman mit grandios ausgearbeiteten Details, interessanten Charakteren - und einer ganz untpypischen Liebesgeschichte, die zwar etwas langatmig ist, aber durch ihre Besonderheit besticht.

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