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Corsicana

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Veröffentlicht am 15.06.2017

Realistische und schöne Geschichte einer Freundschaft

Als wir unbesiegbar waren
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1995 liegen vier Freunde im Gras auf dem Campus eines Colleges in Bristol und philosophieren über ihre Zukunft, Die natürlich glänzend und erfolgreich sein wird. 2015 werden die vier Freunde immer noch ...

1995 liegen vier Freunde im Gras auf dem Campus eines Colleges in Bristol und philosophieren über ihre Zukunft, Die natürlich glänzend und erfolgreich sein wird. 2015 werden die vier Freunde immer noch befreundet sein - aber inzwischen wird eine Menge passiert sein.


Es wird beruflichen Erfolg und beruflichen Misserfolg gegeben haben, scheiternde Beziehungen, zuviel Alkohol und zu viel Drogen, geplante Kinder und ungeplante Kinder, Das "normale" Leben eben. Aber das werden die vier Freunde noch lernen müssen, Einfach weiterzumachen im Leben, neue Wege zu denken und neue Wege zu gehen. Und das Glück beim Gehen zu finden.


Wahrscheinlich macht jeder Mensch diese Erfahrungen im Laufe seines Lebens. Und genau deshalb ist das Buch so interessant und aufschlussreich. In irgendeiner Person wird sich jeder Leser in irgendeinem Aspekt wiederfinden. Und vielleicht beginnen, darüber nachzudenken, wie das bei ihm selbst so abgelaufen ist.


Der Schreibstil des Buches ist sehr gut, es werden viele Entwicklungen zwischen 1995 und 2015 gut erläutert (Finanzkrise, Kokain aus Partydroge usw.) und die Charaktere im Buch sind gut herausgearbeitet und vielschichtig, bei allem Klischee. Denn wer erinnert sich nicht an die schillernden Künstlerfiguren, die in der Schule eher mittelmäßig waren - aber sooo anders und sooo interessant - vor ihnen lag doch sicher ein tolles Leben - oder?


Die Auflösung gibt es im Buch.

Veröffentlicht am 08.10.2022

Eher literarisches Experiment als Roman

Unsterblich sind nur die anderen
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Den "Sound" der bekannten Chastity-Riley-Krimis der Autorin mochte ich sehr gerne und entsprechend gespannt war ich auf den neuen Roman, den ersten nach dem Ende der Krimiserie.
Und ich muss ...

Den "Sound" der bekannten Chastity-Riley-Krimis der Autorin mochte ich sehr gerne und entsprechend gespannt war ich auf den neuen Roman, den ersten nach dem Ende der Krimiserie.
Und ich muss sagen: Ich war enttäuscht. Literarisch zwar geschickt gestaltet, viele Anklänge an Mythen, viele literarische Verweise. Aber das Buch konnte mich nicht packen. Zu viel Mystery für meinen Geschmack, die Protagonisten zu "weird" (sprich: abgedreht, absurd, verrückt) und zu wenig packend gestaltet. Die Geschichte selbst irgendwie nicht rund. Ich mag zwar durchaus ein paar mystische Momente in Büchern, hier war es mir aber viel zu viel. Ab der Hälfte habe ich nur noch quergelesen. Denn wissen, wie es ausgeht, wollte ich schon. Und immer noch gerne wissen möchte ich, wie die Rahmengeschichte mit dem Buddelschiff zu interpretieren ist. ......
Viele Leser:innen feiern das Buch. Ist eben Geschmacksache.
Ich dagegen finde, dass die Frage "Who wants to live forever" schon literarisch gekonnter interpretiert wurde.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Historischer Roman über Südtirol

Das Land, von dem wir träumen
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Da ich schon einige Male in Südtirol in Urlaub war und von früher weiß, dass das Zusammenleben zwischen deutschsprechenden Südtirolern und Italienern nicht immer einfach war, wollte ich diesen Roman unbedingt ...

Da ich schon einige Male in Südtirol in Urlaub war und von früher weiß, dass das Zusammenleben zwischen deutschsprechenden Südtirolern und Italienern nicht immer einfach war, wollte ich diesen Roman unbedingt lesen. Die Geschichte beginnt in den 1920er Jahren. Südtirol gehört nun zu Italien und alles Deutsche soll ausgemerzt werden, es soll nur noch italienisch gesprochen und alle Namen sollen italienisch werden.

So bekommt die junge Franziska von einem Bauernhof in der Nähe von Meran nicht die Erlaubnis, als Lehrerin zu arbeiten. Weil sie eben Deutsch ist. Aber das ist nicht das einzige Problem. Der Hof der Eltern steht wirtschaftlich längst nicht mehr so richtig gut dar, zwei Söhne der Familie sind gefallen und der älteste Sohn und Hoferbe ist traumatisiert aus dem 1. Weltkrieg zurückgekommen. Er trinkt mehr, als ihm und dem Hof guttut. Franziska sucht nun nach einem Weg, den Hof zu retten und gleichzeitig will sie Lehrerin werden. Letzteres geht nur heimlich und Hilfe bekommt sie nicht vom Bruder, sondern von einem Knecht, den der Krieg aus Bayern in die Gegend gespült hat.

Die historischen Gegebenheiten wurden sehr verständlich anhand der verschiedenen Charaktere im Buch dargestellt. Die Liebesgeschichte, die sich (sehr langsam) entwickelt, allerdings nicht. Hier fehlten mir eine Menge Emotionen und die Tatsache, dass Franziska zwischenzeitlich an einen reichen Italiener verheiratet werden soll war auch nicht gerade hilfreich. Weil sie eben nichts dagegen unternahm. Vielleicht auch nicht viel unternehmen konnte. Frauenschicksal Anfang des letztes Jahrhunderts eben. Aber irgendwie hat sich mir nicht ganz erschlossen, warum die Hauptperson einerseits so tatkräftig war und andererseits so wenig zielgerichtet für ihr eigenes Leben war. Die Lösung am Ende kam dann wie von Zauberhand.

Es wird noch Folgebände geben, dann wird die Geschichte komplett. Ich bin allerdings mehr als unsicher, ob ich weiterlesen soll, da mich das Buch emotional nicht so richtig erreichen konnte.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Schönes Setting - ansonsten ein wenig zu viele Verwicklungen

Schweigende See
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Dieser inzwischen siebte Band der Reihe um Kommissar John (gesprochen: Joon) Benthien spielt auf Sylt. Eine fast verbrannte Leiche wird am Südende der Insel gefunden. Und der Kommissar und sein Team machen ...

Dieser inzwischen siebte Band der Reihe um Kommissar John (gesprochen: Joon) Benthien spielt auf Sylt. Eine fast verbrannte Leiche wird am Südende der Insel gefunden. Und der Kommissar und sein Team machen das alte Kapitänshaus der Familie Benthien am Nordende der Insel, in den Dünen von List, zu ihrer Kommandozentrale.

Die unbekannte Tote wird bald identifiziert. Aber dann beginnen die Probleme erst. Die Dame war zwar als ziemlich schwierig und streitlustig bekannt - aber war das ein Grund, sie zu töten? Die Sache wird immer verwickelter, es kommen eine Menge Menschen ins Spiel, die alle irgendwie verdächtig sind. Und es sterben noch mehr Menschen - letzteres konnte ich dann nicht mehr nachvollziehen. Und dann spielt auch der Vater des Kommissars eine wichtige Rolle. Das ist wohl immer so in dieser Krimireihe - Vater Benthien und sein altes Kapitänshaus spielen eine Rolle. Und es wird auch immer etwas über das Privatleben der Ermittler erzählt. Obwohl mich dieser Fall nicht ganz so überzeugt hat (zu viele Tote, zu viele Verwicklungen und außerdem hat der Klappentext mal wieder zu viel vorweggenommen), habe ich dann angefangen, die Reihe von vorne an zu lesen. Und schon der erste Fall von John Benthien (spielt auf Amrum) hat mir dann weitaus besser gefallen als dieser Fall.

Fazit: Verwickelte Geschichte (fast zu verwickelt) mit (für mich) zu vielen unnützen Todesfällen mit viel Inselflair aus Sylt und interessanten Tagebucheinträgen zwischendurch, die die Handlung spannender machten. Mich hat dieses Buch dazu animiert, die ganze Reihe zu lesen - damit habe ich schon angefangen.

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Veröffentlicht am 16.09.2019

War nicht meins...

Gespräche mit Freunden
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Dieses Buch wurde sehr gelobt. Daher habe ich es in der Städtbücherei direkt mitgenommen, als es dort zur Ausleihe bereit stand. Und sogar die Sondergebühr für Top-Titel gezahlt. Dann noch 2 x verlängert, ...

Dieses Buch wurde sehr gelobt. Daher habe ich es in der Städtbücherei direkt mitgenommen, als es dort zur Ausleihe bereit stand. Und sogar die Sondergebühr für Top-Titel gezahlt. Dann noch 2 x verlängert, wieder gegen Gebühr. Und irgendwann gemerkt, dass es gar nicht an mangelnder Zeit zum Lesen lag, dass ich mit dem Buch nicht weiterkam. Sondern an dem Buch - und an mir als Leserin. Vielleicht bin ich nicht im richtigen Alter für das Buch. So als Leserin 50+ hat man doch schon einiges erlebt. Und Und auch wenn ich persönlich noch keine Ménage-a-quatre erlebt habe, so bin ich doch tolerant und offen genug, das nicht als ein Schock-Element zu sehen. Und außerdem wird es im Buch eher als Jungmädchen-Eifersuchts-Drama dargestellt, zumindest im ersten Drittel des Buches: Oh, die Exfreundin scheint eifersüchtig, weil die Protagonistin sich in einen Mann verliebt. Oh, wie das? Und dann ist das auch noch der Ehemann der Frau, in die sich die Ex-Freundin der Protagonistin verliebt hat? Noch mal Oh?


Sooo cool scheinen die jungen Menschen nicht zu sein, wie sie tun.

Was mir aber vor allem die Lektüre erschwert hat. war die Tatsache, dass ich zur Protagonistin keinen Draht bekam. Ich konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Das war sicherlich ein Stück weit gewollt. Denn die Protagonistin scheint sich selbst nicht zu kennen. Sie sieht sich selbst als unvollkommen, uninteressant, ohne Ziele, ohne Ehrgeiz. Aber eigentlich ist sie eine recht bekannte, aufstrebende Poetry-Slammerin (oder so was ähnliches), studiert recht erfolgreich am berühmten Trinity-College in Dublin, arbeitet in einer Literaturagentur und wird von ihren Mitmenschen als begabte Nachwuchsdichterin gesehen. Aha. Und einmal sagt sie selbst, als sie ein Foto von sich in einer Zeitung sieht: "ich sah gelangweilt und interessant aus". Diese Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung hat die Autorin sehr gut beschrieben. Überhaupt: Die Autorin kann gut schreiben, fängt Stimmungen gut ein durch Beschreibungen von Alltäglichkeiten.

Leser zwischen 18 und 30 mögen sich hier wiedererkennen. Oder gerne wiedererkennen wollen. Denn wer möchte sich nicht in solch einem coolen, intellektuellem Umfeld sehen, wie im Roman beschrieben? Zwei attraktive Studentinnen, eine renommierte Fotojournalistin und ein attraktiver Schauspieler - welch interessante Kandidaten für eine Ménage-a-quatre. Wenn auch meilenweit vom Leben der meisten Menschen entfernt. Aber eigentlich lese ich lieber über die meisten Menschen - das finde ich persönlich weitaus interessanter.