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Veröffentlicht am 06.07.2020

Frauenpower meets 90er vibes meets Girlband

Superbusen
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Kurzmeinung:
Ich gebe volle 5 Sterne für Superbusen von Paula Irmschler, denn ich habe jede Seite geliebt. Die Geschichte steckt voller Studiumsnostalgie, Sisterhood, Musik, weiblicher Freundschaften und ...

Kurzmeinung:
Ich gebe volle 5 Sterne für Superbusen von Paula Irmschler, denn ich habe jede Seite geliebt. Die Geschichte steckt voller Studiumsnostalgie, Sisterhood, Musik, weiblicher Freundschaften und weiblicher Vorbilder. Und generell einfach jeder Menge Frauenpower. Das Buch lässt sich sehr schnell durchlesen und macht einfach Spaß. Es ist wirklich, wie es auf dem Cover steht: wie ein Gespräch mit der besten Freundin. Und wie nebenbei behandelt es noch jede Menge wichtiger Themen. Eine absolute Leseempfehlung von mir.


Meine Meinung:
Oh wie habe ich dieses Buch geliebt. Margarete Stokowski verspricht: "Paula Irmschler lesen ist wie Saufen mit der besten Freundin, aber ohne Kater." Und es stimmt.
Das Buch ist voll von Studiumsnostalgie, Sisterhood, Musik, weiblicher Freundschaften und weiblicher Vorbilder. Und generell einfach jeder Menge Frauenpower.
Es geht um Gisela, die eigentlich gar nicht Gisela heißt. Aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Sie zieht von Berlin zurück nach Chemnitz und dort werden Erinnerungen an ihre Studentenzeit wach. In Rückblicken wird von ihrem Studentenleben, ihrern Freundschaften und natürlich von ihrer Band Superbusen erzählt.

In dem Buch steckt so unglaublich viel Nostalgie, von der ich mich gern habe anstecken lassen. Die Autorin und ich sind ungefähr ein Jahrgang und als sie von der Jugend der Protagonistin zwischen Britney, Backstreet Boys, Aqua, Bravo, Tattooketten und Lollis, die man in prickelndes Brausepulver tunkt schreibt, habe ich mich sofort in meine Jugend zurückversetzt gefühlt. Und einen weiteren super Nostalgieschub gab es, als sie vom Studentenleben schreibt. Vom Ausziehen bei den Eltern, einer neuen Stadt, neuen Freunden, politischen Diskussionen an klebrigen WG Küchentischen, von Pfeffi, von Parties, wegen denen man es nicht zur 9.15 Vorlesung schafft. Von Idealismus, dem Drang, die Welt zu verändern. Von Geldnot und ätzenden Nebenjobs.

Das Buch lässt sich sehr schnell durchlesen und macht einfach Spaß. Es ist wirklich, wie es auf dem Cover steht: wie ein Gespräch mit der besten Freundin. Es ist nicht gerade Hochliteratur, aber das will es ja auch gar nicht. Es ist einfach coole Unterhaltung mit Themen, die mich sehr interessiert und angesprochen haben. Denn es geht nicht nur ums Feiern und Musik.
Es geht auch um verschiedene Lebensentwürfe. Mit Partnerschaft, ohne. Mit Kind und ohne. Karriere. Um das auf der Suche Sein. Es geht um Menstruation, Sexismus, Übergriffe von Dozenten und fremden Typen beim Feiern. Um (ungewollte) Schwangerschaften und um politisches Engagement. Und es geht um Freundschaft und Zusammenhalt.


Dieses Buch kam für mich mit genau den richtigen Themen genau zur richtigen Zeit und war einfach die perfekte Lektüre für mich. Es hat mich wehmütig an meine Studentenzeit denken lassen (auch wenn die eigentlich noch gar nicht so lange her ist) und ich habe große Lust bekommen, sofort auch eine Band zu gründen. Und wenn das nicht klappt, dann doch wenigsten sofort meine beste Freundin anzurufen und gemeinsam eine "Gisela" auf tolle Frauenfreundschaften zu trinken.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Gerichtsroman meets whodunit meets Familiendrama

Miracle Creek
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Kurzmeinung:
Miracle Creek von Angie Kim ist unglaublich spannend, dabei aber auch tiefgründig, behandelt wichtige Themen und ist gut zu lesen. Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt und bis ...

Kurzmeinung:
Miracle Creek von Angie Kim ist unglaublich spannend, dabei aber auch tiefgründig, behandelt wichtige Themen und ist gut zu lesen. Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt und bis zum Ende gefesselt. 

Meine Meinung:
Miracle Creek von Angie Kim ist eine Mischung aus Gerichtsroman mit dem Prozess, der Befragung von Zeugen und Angeklagten und klassischem whodunnit Plot. Aber die Geschichte hat viel mehr Tiefe durch mehrere weitere Handlungsstränge, die viele andere Themen behandeln. So zum Beispiel Auswanderung, Unfruchtbarkeit, Rassismus, Elternschaft, Leben mit Behinderungen und Betreuung behinderter Kinder und vielem mehr. 
Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive je einer der am Unglück beteiligten Personen erzählt. Jede der Personen hat seineihre eigene Sicht auf die Dinge, hat seine eigenen Geheimnisse und Wahrheiten. Und so setzen sich die Geschehnisse am Tag des Feuers nach und nach wie ein Mosaik aus den Schilderungen der verschiedenen Personen zusammen. 
Die Geschichte ist unglaublich spannend und durch die verschiedenen Erzählperspektiven und Themen sehr interessant. 
Dabei waren die vielen verschiedenen Personen gut zu unterscheiden. Normalerweise fällt es mir in Romanen schwer, viele Figuren auseinanderzuhalten. Doch in Mirakel Creek waren alle Personen so gut beschrieben, so authentisch und gut dargestellt, dass ich von Anfang an kein Problem hatte, sie zu unterscheiden. Alle haben ihre Geschichte, ihre Hintergründe und Schicksale, die sie zu dem
der gemacht haben, die sie heute sind. Und mit jeder Figur konnte ich mitfühlen. Es gibt in der Geschichte kein schwarz-weiß. 

Die Geschichte wird auch auf mehreren Zeitebenen erzählt. Einmal zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung, bei der die verschiedenen Figuren befragt werden und nach und nach immer neue Details ans Licht kommen. Und dann in Rückblicken wird auch die Vergangenheit der Personen dargestellt und die Geschehnisse am Tag des Feuers. 

Die Geschichte ist fesselnd von der ersten Seite an und man möchte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Plot ist unglaublich klug, ohne konstruiert zu wirken. Die Handlung ist spannend und es gibt viele unerwartete Wendungen. Nach und nach kommen die Geheimnisse der am Prozess beteiligten Personen and Licht. Die Perspektivwechsel waren dabei eine unglaubliche Bereicherung und haben Abwechslung und Spannung gebracht.


Fazit:
Miracle Creek von Angie Kim ist gute Unterhaltung im besten Sinne. Die Geschichte ist spannend, abwechslungsreich, gleichzeitig fehlt es aber auch nicht an Tiefe und ernsten Themen. Das Buch hat Elemente vom Gerichtsroman, vom whodunnit und Familiendrama. Die Charaktere sind prägnant und authentisch. Dabei ist es gut zu lesen und fesselnd. Eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Großartiger Roman über das Alter

Dankbarkeiten
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Kurzmeinung:
Dankbarkeiten von Delphine de Vigan hat mir unglaublich gut gefallen. In dem relativ schmalen Buch steckt sehr viel drin. Es geht um große, bewegende Themen rund ums Alter. Erzählt wird die ...

Kurzmeinung:
Dankbarkeiten von Delphine de Vigan hat mir unglaublich gut gefallen. In dem relativ schmalen Buch steckt sehr viel drin. Es geht um große, bewegende Themen rund ums Alter. Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven.


Meine Meinung:
In diesem relativ schmalen Büchlein steckt so viel drin! Es geht um die alte Frau Michka, die langsam dementsprechend wird und nicht mehr alleine leben kann. Daher zieht sie in ein Seniorenheim. Es geht um die junge Marie, um die sich Michka früher gekümmert hat und wo es nun zu einer Art Rollenumkehr kommt, weil sich nun Marie um Michka kümmert. Dann gibt es auch noch Jérôme, den Logopäden, der beruflich mit Senioren arbeitet und nun auch Michka in sein Herz schließt. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht dieser drei Personen erzählt.

In diesem Roman bearbeiten De Vigan sehr viele verschiedene Themen rund um das Thema Alter. Es geht um die Schwieigkeiten für die Senioren sowie die Angehörigen, zu lernen, die Defizite und Einschränkungen zu akzeptieren und zu lernen, mit ihnen umzugehen. Um die damit einhergehende Rollenumkehr. Darum wie es ist, ein Leben lang unabhängig gewesen zu sein und nun mit immer mehr Einschränkungen zu leben lernen muss. Auf Hilfe angewiesen zu sein und lernen zu müssen, diese anzunehmen. Es geht um Einsamkeit, sowohl physische, als auch psychische. Um den Rückblick auf das eigene Leben. Um Reue und verpasste Chancen, aber auch um Dankbarkeit. Um Erinnerungen, schöne, wie schmerzliche. Und schließlich geht es auch ums Sterben. Darum, wie viel Selbstbestimmung möglich ist, auch was den Zeitpunkt und die Art des Sterbens betrifft.

De Vigan versteht es meisterlich, diese vielen Aspekte des Themas Alter zu einem wunderschönen Roman zu verweben. Und dieses Buch trifft einen Nerv. Denn das Alter und das Sterben betrifft uns alle. Ich denke bei dem Buch an Angehörige, und auch an mich.

Sehr schön finde ich auch den Aspekt der Logopädie. Es macht die Macht der Wörter deutlich. Und wie wichtig sie für uns sind. Auch der langsam voranschreitende Wortverlust von Michka ist sehr gut umgesetzt und auch in der Übersetzung gut gelungen.

Etwas schade fand ich, dass für mich die Figur der Marie etwas blass geblieben ist. Aus ihrer Perspektive hätte ich gern noch viel mehr erfahren. Bestimmt auch, weil das die Rolle ist, mit der ich persönlich mich im Moment am meisten identifizieren konnte. Ich hätte gern mehr darüber gelesen, wie sie mit der Situation umgeht, wie sie sich dabei fühlt. Die Figur der Michka fand ich absolut großartig. Ich habe sie sehr schnell ins Herz geschlossen und mit ihr gelitten und mich gefreut. Auch Jérôme fand ich gut dargestellt. Durch seine Perspektive kam noch mal eine andere Dynamik in die Geschichte.


Fazit:
Dankbarkeiten von Delphine de Vigan ist ein großartiger Roman über das Alt werden, über Ängste, Einsamkeit und das Sterben. Über die Vergangenheit, Stolz, Scham und Reue. Über die Wichtigkeit von Beziehungen, über Liebe und Dankbarkeit. Und über die Macht der Worte.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Ein spannender, reflektierter und bewegender Roman zu einem sensiblen Thema

Nichts, was uns passiert
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Kurzmeinung

Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert hat mich sehr beeindruckt. Die Autorin nimmt sich des sensiblen Themas Vergewaltigung an und macht daraus einen spannenden, reflektierten und bewegenden ...

Kurzmeinung

Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert hat mich sehr beeindruckt. Die Autorin nimmt sich des sensiblen Themas Vergewaltigung an und macht daraus einen spannenden, reflektierten und bewegenden Roman.



CN: Vergewaltigung



Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich sehr bewegt und noch lange in mir nachgehallt. Immer wieder musste ich beim Lesen Pausen machen und über den Inhalt nachdenken. Gleichzeit hat es mich aber auch so gefesselt, dass ich es sehr schnell durchgelesen hatte.



Zunächst möchte ich die vielen interessanten Perspektiven betonen, in denen diese Geschichte erzählt wird. Zunächst wird abwechselnd die Sicht von Anna und Jonas geschildert, später kommen auch weitere Zeugen zu Wort, Freunde, Familie und Bekannte. Aber Erzähler ist eine unbekannte dritte Person. Das ist zunächst etwas ungewöhnlich zu lesen, dann habe ich mich aber daran gewöhnt und fand diesen Stil sehr interessant. Es macht diesen Text besonders und passt auch zum Thema. Es schafft unweigerlich eine größere Distanz zu den Personen und dem Geschehen, und das ist bei so einem sensiblen Thema vielleicht auch ganz gut so.



Sehr gelungen sind auch die unterschiedlichen Sichtweisen und Interpretationen dargestellt. Wenn man nur die Perspektive einer Figur kennt, ist man schnell „auf deren Seite“, nimmt die Schilderungen als gegeben hin. Durch die zweite (und mehrere andere) Perspektiven führt die Autorin den Leser:innen vor Augen, wie vielschichtig soziale Interaktionen sind und wie viele Sichtweisen und Interpretationen es für die selbe Situation geben kann.



Das Thema an sich ist natürlich sehr sensibel. Man sollte sich vorher darüber im Klaren sein und wissen, worauf man sich einlässt. Allerdings finde ich den Umgang damit in diesem Roman sehr gelungen.



"Vergewaltigung? Die hatte sie sich anders vorgestellt: Ein Mann, der einen nachts auf dem Nachhauseweg überfällt, oder der Onkel, der die Nichte als Kleinkind missbraucht. Oder der Nachbar. Aber kein Doktorand, den man kennt, zu dem man Vertrauen aufgebaut hat. Ein Geliebter. Ein Freund." (Aus: Nichts, was uns passiert. S. 65)



Die Autorin lässt uns an den Gefühlen der Protagonistin teilhaben. Zweifel, Angst, Schuld. Hätte sie es verhindern können? Sich mehr wehren müssen? Die Zweifel, ob sie eine Anzeige machen soll. Und schließlich die Wut. Die Wut, die sie doch zur Anzeige bringt. Die Wut über den Polizisten, der fragt, was sie anhatte, mit wie vielen Männern sie schon geschlafen habe. Sie mit den Worten verabschiedet, sie solle doch nicht so viel Alkohol trinken.

Klar ist nicht jeder Polizist so. Aber allein zu wissen, dass so etwas vorkommt macht mich so unfassbar wütend. Frauen, die sowieso schon vulnerabler sind, dann auch noch mit so einem unangemessenem Verhalten zu konfrontieren. Victim Blaming, als würde sich die Protagonistin nicht schon schuldig genug fühlen. Gleichzeitig wird auch die Rolle der gesellschaftlichen Strukturen, in denen wir leben, betont.



"Dass wir in einer Rape Culture leben. Vergewaltigung war ein strukturelles Problem – kein persönliches. Die Gesellschaft ist patriarchal. (...) Nie wurde als Erstes gefragt: Ist er schuldig? Sonder: Hat sie gelogen?" (Aus: Nichts, was uns passiert. S. 137)



Daneben kommt aber auch der vermeintliche Täter zu Wort. Wie er mit den Anschuldigen umgeht, wie die Anzeige und die Gerüchte sein Leben verändern, seinen Alltag, seine Freundschaften, seine Hobbys und seinen Arbeitsplatz.





Fazit:

Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert war ein großes Highlight für mich. Ein Buch, das mich bewegt hat. Das mich zum Nachdenken gebracht hat. Das es mir nicht leicht gemacht hat. Es gibt dort kein schwarz-weiß, keine einfachen Entscheidungen. Kein "Sie hat recht", kein "Er ist der Böse". Das Thema Vergewaltigung wird von vielen Seiten betrachtet und, wie ich finde, sehr gelungen dargestellt. Mit all den Konsequenzen für das vermeintliche Opfer, den vermeintlichen Täter und den Einfluss der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 17.11.2019

Informativ und unterhaltsam

Herr Sonneborn geht nach Brüssel
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Kurzmeinung:

"Herr Sonneborn geht nach Brüssel" ist ein wirklich unterhaltsames Sachbuch, welches den Leser:innen auf humorvolle Weise näher bringt, wie das europäische Parlament funktioniert und was ...

Kurzmeinung:

"Herr Sonneborn geht nach Brüssel" ist ein wirklich unterhaltsames Sachbuch, welches den Leser:innen auf humorvolle Weise näher bringt, wie das europäische Parlament funktioniert und was hinter den Kulissen abläuft. Eines meiner Highlights in diesem Jahr!



Meine Meinung:

Ich würde mich als durchaus politikinteressierten Menschen beschreiben. Ich schaue Nachrichten, informiere mich im Internet und versuche, in einem angemessenen Rahmen auf dem Laufenden zu bleiben. Sachbücher über Politik habe ich bisher aber kaum gelesen. Zu trocken, zu staubig und unnötig kompliziert erschienen sie mir meist. Als Zielgruppe kamen mir da immer alte weiße Männer mit Kordjackett mit Lederflicken an den Ellbogen in den Sinn.

Ganz anders ist es jedoch mit "Herr Sonneborn geht nach Brüssel". Viele werden Martin Sonneborn als Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic" kennen. Oder aus Satireformaten im Fernsehen, wie der Heute Show. Da kommen einem Adjektive wie "trocken" oder "staubig" nun wirklich nicht in den Sinn. Sondern sein lockerer, humorvoller, sarkastischer Ton, den man von ihm kennt -und genau so hat er auch dieses Buch geschrieben. Mit viel Humor und jeder Menge bissigen Kommentaren erklärt er den Leser:innen die Hintergründe und Funktionsweise des EU-Parlaments. Klärt auf über die Arbeit in Ausschüssen und Gremien, über Abstimmungen, Lobbypartys und Auslandsreisen. Ich habe durch dieses Buch viel über die EU gelernt. Zum Beispiel darüber, wie Gelder verteilt werden, wie neue Gesetze entstehen, wie die Arbeit der Abgeordneten ganz praktisch aussieht und welchen Einflüssen sie unterliegen. Und auch auf die Absurdität der teils wirklich überbordenden Bürokratie macht Martin Sonneborn mit Hilfe der Satire aufmerksam.

Die interessanten Informationen und Fakten sind gespickt mit lustigen Anekdoten und solchen, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Es hat mich ziemlich schockiert, wie viel Korruption, Absprachen und Einflussnahme etc es im EU-Parlament gibt. Dieses Buch ist dann eben doch nicht nur zum Lachen, sondern hat mich teilweise auch echt wütend und fassungslos gemacht. Sonneborn versteht es großartig, mit satirischen Mittel auf absurde bürokratische Regeln oder politische Missstände aufmerksam zu machen.

Teilweise konnte ich seinen Humor zwar nicht teilen und sehe einige Passagen auch wirklich kritisch, z.B. seine Reproduktion von von Sexismus und Rassismus. Das ist einfach etwas, was ich auch für satirische Zwecke nicht ok finde und ich nicht drüber lachen kann. Aber insgesamt fand ich seine Aktionen gut und denke, dieses Buch ist sehr gut geeignet, um den "normalen Bürger*innen" auf sehr unterhaltsame Art und Weise Politik und die Funktionsweise demokratischer Prozesse näherzubringen.



Fazit:

"Herr Sonneborn geht nach Brüssel" ist ein sehr informatives und gleichzeitig unterhaltsames Buch über Europapolitik –von Abstimmungen im Parlament über Geschäftsreisen bis hin zu Geschichten aus dem Hinterstübchen und den Einfluss von Lobbyismus und Korruption. Martin Sonneborn zeigt mit satirischen Mitteln die Absurdität der überbordenden Bürokratie auf, aber macht gleichzeitig deutlich, warum sich diese EU trotzdem lohnt.

Eine Empfehlung für alle, die sich für europäische Politik interessieren. Und eigentlich auch für alle, die das eigentlich nicht so sehr tun, sich aber gern unterhalten lassen.