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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2020

Eine MacNeice-Geschichte

Der gute Cop
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Dundurn in Kanada. Der ehrgeizige Bürgermeister hat ein prestigeträchtiges Projekt: zwei in Kämpfen versenkte Schiffe sollen gehoben und als Teil eines Museums der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. ...

Dundurn in Kanada. Der ehrgeizige Bürgermeister hat ein prestigeträchtiges Projekt: zwei in Kämpfen versenkte Schiffe sollen gehoben und als Teil eines Museums der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die Arbeit geht voran, bis auf dem Grund des Hafenbeckens nicht nur ein versenkter Oldtimer mit jahrzehntelang dort lagernden Leichen gefunden wird, sondern auch Betonsäulen mit Toten jüngeren Datums. MacNeice, erfahrener Detective soll wieder einmal ( „Der gute Cop“ ist der zweite Teil einer Reihe) eben jene Fälle möglichst schnell und unauffällig klären. Doch es gibt eine weitere Tote, eine junge Schwesternschülerin indischer Herkunft wird erstochen aufgefunden. Bald darauf noch mehr Angriffe auf Frauen, die allein unterwegs sind.
Wo ansetzen? Gab es Konkurrenz im Betongeschäft, alte Rivalitäten, Eifersucht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen?
Scott Thornley berichtet ausführlich über die Ermittlungen und bezieht viele Personen ein. MacNeice bleibt ein wenig blass, sehr ehrenhaft zwar, aber langweilig. Ähnlich sein Team, interessante kleine Spleens kommen zu kurz. Aber es gibt auch Ausnahmen, Penniman ist ein richtig toller Charakter. Auch die Anthropologin ist gut vorstellbar geschildert. Alles, was in eine Detektivgeschichte gehört, ist vorhanden: Verfolgungsjagden, Sprengstoffattentate, gewalttätige Entführungen, Gangfehden, Folter, viel Geld und einige Klischees.
Fazit: ein solider, etwas ausufernder Krimi mit interessanten Ideen.

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Auf Männersuche durch Amerika

Thirty
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Bella hat bald Geburtstag, den 30. Was sie nicht hat: eine Karriere, einen Mann, ein Haus. Panik! Sie flieht vor im Stich gelassenen Freundinnen und vor einem ignoranten Chef zunächst zu einer Wahrsagerin, ...

Bella hat bald Geburtstag, den 30. Was sie nicht hat: eine Karriere, einen Mann, ein Haus. Panik! Sie flieht vor im Stich gelassenen Freundinnen und vor einem ignoranten Chef zunächst zu einer Wahrsagerin, dann nach New York und bekommt von ihrer besten Freundin den Rat, in 30 Tagen 30 Dates zu absolvieren. Da muss doch DER EINE dabei sein. Es folgt eine Odyssee quer durch die Staaten, interessante, lustige, skurrile und abenteuerliche Begegnungen finden statt. Quer durch die Männerwelt geht die Reise. Einige Typen würde man gern selber kennenlernen, einige mit der Kneifzange nicht anfassen. Manche Überraschung ist auch dabei. Über alle erstattet Bella bereitwillig und ausführlich Bericht.
Christina Bradley gelingt es, wirklich total unterschiedliche Dates zu beschreiben, Bella nimmt alles mit, was ihr begegnet. Macht sie nicht unbedingt sympathisch, liefert aber abwechslungsreichen Lesestoff.
Die ganze Zeit bleibt die Frage: wer von allen wird Mr. Right?
Unterhaltsames aus dem Ullstein Verlag.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Emilias Tortenträume

Kann Gelato Sünde sein?
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Gern wäre ich Emilias Gast, sie kann so wunderbar backen. Die Bewunderung ihrer Freundinnen ist toll, reicht ihr aber nicht. Also wird zum 60sten ein Überraschungsbesuch beim in Italien studierenden Töchterchen ...


Gern wäre ich Emilias Gast, sie kann so wunderbar backen. Die Bewunderung ihrer Freundinnen ist toll, reicht ihr aber nicht. Also wird zum 60sten ein Überraschungsbesuch beim in Italien studierenden Töchterchen geplant. Nur: die studiert gar nicht, sondern plant verliebt eine Agritourismo- Herberge in Kalabrien. So spartanisch öko wollen es die Urlauber nun auch wieder nicht...
Und Emilia? Bekommt die Idee, ein gemütliches Café zu eröffnen. Torte nicht nur wie sonst als Abendbrotdessert? Ob das hier was wird? Wenn es nach dem Bürgermeister geht, auf gar keinen Fall. Süßes ist ungesund! Lieber werden alle zu Zwangsaerobic verdonnert.
Tessa Hennig hat wieder einen humorvollen Roman geschrieben. Scheint ein Problem gelöst, taucht das Nächste auf. Langweilig wird es nie. Liebevoll wird das Leben in Italien mit seinen zumeist sympathischen Bewohnern gezeichnet. Bewundernswert, wie hartnäckig und clever Ziele angegangen werden. Natürlich nimmt auch die Liebe breiten Raum ein, so schön romantisch.
Die Titelfrage ist eindeutig mit „Nein“ zu beantworten!
Kleines Manko: es störte, dass im ersten Buchdrittel die üblichen Abstände zwischen Wörtern oft nicht vorhanden waren und Worte teilweise Lücken aufwiesen. Durchgängig kryptische Zeichen am Kapitelende, zeilenlang, verwunderten.
Ein unterhaltsames und schön zu lesendes Buch aus dem Ullstein Verlag.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Zwischen den Welten

Als wir Niemand waren
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Das muss man sich vorstellen: der eigene Körper ist irgendwo, aber das Bewusstsein macht sich selbständig und ist mit unsichtbarer Figur unterwegs. Dieses Wesen denkt, erlebt seine Umwelt, friert, schläft, ...

Das muss man sich vorstellen: der eigene Körper ist irgendwo, aber das Bewusstsein macht sich selbständig und ist mit unsichtbarer Figur unterwegs. Dieses Wesen denkt, erlebt seine Umwelt, friert, schläft, isst usw., wird aber von Niemandem bemerkt. Ungeahnte Freiheiten, keine Vorschriften - das ist doch toll, oder? Nur die Einsamkeit ist nicht so schön. Aber: es gibt da ein Mädchen, dass den jungen Mann, Sick, sieht und auch nur von ihm wahrgenommen werden kann. Beide erzählen ihre Geschichte und versuchen, das Rätsel ihrer eigenartigen Daseinsform zu lösen.
Thorina Lepaks Idee ist großartig, was lässt sich daraus alles machen! Einige Abenteuer, besonders von Sick, sind spannend. Seine gedanklichen Ergüsse eher nicht. Lavender ist ganz anders, besucht eine Universität, ist mehr die Angepasste.
Alles ändert sich, als sie Josh kennenlernen. Auch seine Geschichte ist unglaublich. Und dann gibt es auch noch den hilfsbereiten Stan.
Viel passiert, Entscheidungen müssen getroffen werden. Der Weg dahin ist kompliziert und risikobehaftet.
Eine Wahnsinnsidee, viel Nachdenkenswertes. Josh und Stan sind sympathisch. Allerdings: was sie veranstalten, ist ziemlich unglaubwürdig.
Einige Längen hätten nicht sein müssen, auch am mitunter schlichten Stil könnte man arbeiten aber der Gedanke des Buches ist interessant. Kann man ja mal drüber nachdenken.
Verlegt von Shaker Media.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

"Goldene" 20-er in Berlin

Winterfeldtstraße, 2. Stock
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Charlotte, junge, schwangere Witwe im Berlin der 20er Jahre. Dass ihr geliebter Mann Albert sie durch Selbstmord im Stich gelassen haben soll, will ihr nicht in den Kopf. Fast mittellos lebt sie in ihrer ...

Charlotte, junge, schwangere Witwe im Berlin der 20er Jahre. Dass ihr geliebter Mann Albert sie durch Selbstmord im Stich gelassen haben soll, will ihr nicht in den Kopf. Fast mittellos lebt sie in ihrer großen 6-Zimmer-Wohnung und weiß nicht weiter. Ihr Bruder Gustav, Kleinkrimineller und ständig in Auseinandersetzungen verwickelt, ist auch keine große Hilfe. Seine Idee ist es jedoch, unterzuvermieten und so kommen die unterschiedlichsten Charaktere ins Haus: Langer, schüchtern, Gelegenheitsarbeiter, der Charlotte anhimmelt; Claire, ältliche, aber robuste Bardame in einer Lesbenbar und Theo von Bergbaum mit einem großen Geheimnis. Während der Inflation reicht das Geld trotzdem nicht und Charlotte beginnt, zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Alice, an eine Arbeit als Fotografin zu denken. Fotografiert hat sie schon immer gern, ihr Mann -selbst Fotograf- hatte sie darin unterstützt. Die Banken verweigern jedoch einer Frau jeden Kredit .....Inzwischen hat sich auch Theo in sie verliebt. Er, ein fanatischer Kämpfer für den Kommunismus, hat jedoch seine Gründe, sich nicht in Charlottes Leben einmischen zu wollen. Er wird eifersüchtig beobachtet und gehasst von dem Langen, der weder mit Geschenken noch mit der liebevollen Betreuung von Alice bei Charlotte landen kann. Die Situation spitzt sich zu.
Nicht zu vergessen die politische Lage, das Erstarken der NSDAP, die Versuche der Linken um Einigkeit im Kampf gegen die Judenhasser und die wirtschaftliche Misere. Charlotte aber kann allen Widrigkeiten zum Trotz einen Durchbruch erzielen, ihr Fotostudio wird ein großer Erfolg. Bis plötzlich....
Johanna Friedrich hat eine Liebesgeschichte mit Lokalcolorit und politischem Hintergrundwissen geschrieben, gut zu lesen und Einblicke in die "Goldenen 20-er" gebend.

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