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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2020

Emilias Tortenträume

Kann Gelato Sünde sein?
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Gern wäre ich Emilias Gast, sie kann so wunderbar backen. Die Bewunderung ihrer Freundinnen ist toll, reicht ihr aber nicht. Also wird zum 60sten ein Überraschungsbesuch beim in Italien studierenden Töchterchen ...


Gern wäre ich Emilias Gast, sie kann so wunderbar backen. Die Bewunderung ihrer Freundinnen ist toll, reicht ihr aber nicht. Also wird zum 60sten ein Überraschungsbesuch beim in Italien studierenden Töchterchen geplant. Nur: die studiert gar nicht, sondern plant verliebt eine Agritourismo- Herberge in Kalabrien. So spartanisch öko wollen es die Urlauber nun auch wieder nicht...
Und Emilia? Bekommt die Idee, ein gemütliches Café zu eröffnen. Torte nicht nur wie sonst als Abendbrotdessert? Ob das hier was wird? Wenn es nach dem Bürgermeister geht, auf gar keinen Fall. Süßes ist ungesund! Lieber werden alle zu Zwangsaerobic verdonnert.
Tessa Hennig hat wieder einen humorvollen Roman geschrieben. Scheint ein Problem gelöst, taucht das Nächste auf. Langweilig wird es nie. Liebevoll wird das Leben in Italien mit seinen zumeist sympathischen Bewohnern gezeichnet. Bewundernswert, wie hartnäckig und clever Ziele angegangen werden. Natürlich nimmt auch die Liebe breiten Raum ein, so schön romantisch.
Die Titelfrage ist eindeutig mit „Nein“ zu beantworten!
Kleines Manko: es störte, dass im ersten Buchdrittel die üblichen Abstände zwischen Wörtern oft nicht vorhanden waren und Worte teilweise Lücken aufwiesen. Durchgängig kryptische Zeichen am Kapitelende, zeilenlang, verwunderten.
Ein unterhaltsames und schön zu lesendes Buch aus dem Ullstein Verlag.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Zwischen den Welten

Als wir Niemand waren
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Das muss man sich vorstellen: der eigene Körper ist irgendwo, aber das Bewusstsein macht sich selbständig und ist mit unsichtbarer Figur unterwegs. Dieses Wesen denkt, erlebt seine Umwelt, friert, schläft, ...

Das muss man sich vorstellen: der eigene Körper ist irgendwo, aber das Bewusstsein macht sich selbständig und ist mit unsichtbarer Figur unterwegs. Dieses Wesen denkt, erlebt seine Umwelt, friert, schläft, isst usw., wird aber von Niemandem bemerkt. Ungeahnte Freiheiten, keine Vorschriften - das ist doch toll, oder? Nur die Einsamkeit ist nicht so schön. Aber: es gibt da ein Mädchen, dass den jungen Mann, Sick, sieht und auch nur von ihm wahrgenommen werden kann. Beide erzählen ihre Geschichte und versuchen, das Rätsel ihrer eigenartigen Daseinsform zu lösen.
Thorina Lepaks Idee ist großartig, was lässt sich daraus alles machen! Einige Abenteuer, besonders von Sick, sind spannend. Seine gedanklichen Ergüsse eher nicht. Lavender ist ganz anders, besucht eine Universität, ist mehr die Angepasste.
Alles ändert sich, als sie Josh kennenlernen. Auch seine Geschichte ist unglaublich. Und dann gibt es auch noch den hilfsbereiten Stan.
Viel passiert, Entscheidungen müssen getroffen werden. Der Weg dahin ist kompliziert und risikobehaftet.
Eine Wahnsinnsidee, viel Nachdenkenswertes. Josh und Stan sind sympathisch. Allerdings: was sie veranstalten, ist ziemlich unglaubwürdig.
Einige Längen hätten nicht sein müssen, auch am mitunter schlichten Stil könnte man arbeiten aber der Gedanke des Buches ist interessant. Kann man ja mal drüber nachdenken.
Verlegt von Shaker Media.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

"Goldene" 20-er in Berlin

Winterfeldtstraße, 2. Stock
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Charlotte, junge, schwangere Witwe im Berlin der 20er Jahre. Dass ihr geliebter Mann Albert sie durch Selbstmord im Stich gelassen haben soll, will ihr nicht in den Kopf. Fast mittellos lebt sie in ihrer ...

Charlotte, junge, schwangere Witwe im Berlin der 20er Jahre. Dass ihr geliebter Mann Albert sie durch Selbstmord im Stich gelassen haben soll, will ihr nicht in den Kopf. Fast mittellos lebt sie in ihrer großen 6-Zimmer-Wohnung und weiß nicht weiter. Ihr Bruder Gustav, Kleinkrimineller und ständig in Auseinandersetzungen verwickelt, ist auch keine große Hilfe. Seine Idee ist es jedoch, unterzuvermieten und so kommen die unterschiedlichsten Charaktere ins Haus: Langer, schüchtern, Gelegenheitsarbeiter, der Charlotte anhimmelt; Claire, ältliche, aber robuste Bardame in einer Lesbenbar und Theo von Bergbaum mit einem großen Geheimnis. Während der Inflation reicht das Geld trotzdem nicht und Charlotte beginnt, zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Alice, an eine Arbeit als Fotografin zu denken. Fotografiert hat sie schon immer gern, ihr Mann -selbst Fotograf- hatte sie darin unterstützt. Die Banken verweigern jedoch einer Frau jeden Kredit .....Inzwischen hat sich auch Theo in sie verliebt. Er, ein fanatischer Kämpfer für den Kommunismus, hat jedoch seine Gründe, sich nicht in Charlottes Leben einmischen zu wollen. Er wird eifersüchtig beobachtet und gehasst von dem Langen, der weder mit Geschenken noch mit der liebevollen Betreuung von Alice bei Charlotte landen kann. Die Situation spitzt sich zu.
Nicht zu vergessen die politische Lage, das Erstarken der NSDAP, die Versuche der Linken um Einigkeit im Kampf gegen die Judenhasser und die wirtschaftliche Misere. Charlotte aber kann allen Widrigkeiten zum Trotz einen Durchbruch erzielen, ihr Fotostudio wird ein großer Erfolg. Bis plötzlich....
Johanna Friedrich hat eine Liebesgeschichte mit Lokalcolorit und politischem Hintergrundwissen geschrieben, gut zu lesen und Einblicke in die "Goldenen 20-er" gebend.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Flötenunterricht und seltsame Nachbarn

Der Mann von nebenan
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Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: ...

Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: Flöten anzufertigen und Flötenunterricht zu erteilen. Reich wird man dabei nicht. Gut, dass der Nachbar so hilfsbereit ist, oder? Und gut auch, dass sie zunächst mietfrei im altersschwachen Häuschen eines Freundes wohnen kann. Das bairische Dörfchen ist schön, Samuel findet Freunde und der Ex-Gatte verhält sich erträglich. Nach Startschwierigkeiten freundet sich Kate mit Malise, Inge und Rita an. Alles sehr spezielle Damen. Doch was ist das? Der einst so nette Nachbar macht allen das Leben zur Hölle. Wie? Wird hier nicht verraten und auch nicht, ob die Mädels da so hinnehmen.
Nicht ganz am rabenschwarzen Humor einer Ingrid Noll, aber trotzdem gut zu lesen. Für mich steht fest: in einem solchen, wenn auch idyllischem Dorf, möchte ich niemals wohnen.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Eine Buchhandlung auf Rügen

Meine Inselbuchhandlung
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Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt ...

Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt man über ihr Leben. Eine unbeschwerte Kindheit auf Rügen, Jahre der Suche in Berlin und Hamburg. Oft der Bezug zu Büchern, die Lieblingsbücher der Kindheit werden aufgezählt.
In Berlin erlebte Frau Dittrich viel, über ihre Siebener-WG hätte sie gern mehr erzählen können. Der Aufenthalt war nicht von Dauer, nach ihrer Rückkehr nach zuhause machte sie erste Erfahrungen im Buchhandel. Erfolgreich, was auch von der Geschäftsführung wohlwollend registriert und mit dem Ruf nach Hamburg honoriert wurde. Allerdings lässt sich Frau Dittrich weder gern bevormunden noch einschränken und wagte den Sprung in die Selbständigkeit. Eine Gelegenheit in Gingst bot sich, sie packte zu.
Gingst? Wo liegt das eigentlich? Auf der schönen Ostseeinsel Rügen, somit bot sich ein starker Bezug zur Literatur dieser Gegend an. Dieses Sortiment wurde ausgebaut, vergessene literarische Schätze und Hinweise auf Geheimtipps und eher nicht überlaufenen Routen wurden gesucht und eingepflegt. Diese Speziälität und die Wohlfühlatmosphäre im „Literaturhaus“ sowie das oft persönliche Verhältnis zu den Kunden werden sehr betont.
Frau Dittrich beschreibt sowohl ihre Lieblingsplätze auf Rügen als auch ihre Lieblingsbücher, nennt Titel und gibt Leseempfehlungen.
Ihr Engagement bezüglich Autorenlesungen und den starken Zuspruch seitens Buchliebhabern, auch aus weiter entfernten Gegenden, findet Raum. Namhafte Schriftsteller und Autoren sind zu Gast und werden umsorgt. Das erregt Aufmerksamkeit, Ihre Buchhandlung erhält Auszeichnungen.
Natürlich erfordert ihre Arbeit viel Einsatz, zum Glück helfen Verwandte und Freunde gern. Auch Persönliches wird erzählt, sei es die Angst vor Gewitter oder der Streit mit dem Vermieter. Anekdoten sind sparsam gesät, auch ein tieferer Einblick in den Alltag eines Buchhändlers hätte mir gefallen. Wie arbeitet es sich mit den Verlagen, wie angelt man sich interessante Gäste, klappen Lieferungen,.....
Petra Dittrich hat zusammen mit Rainer Moritz ein solides, ordentlich gegliedertes Buch über wichtige Abschnitte ihres Lebens verfasst und bringt dem Leser die Insel Rügen und das Leben dort ein wenig näher.
Biografischer Roman aus dem Verlag der Edel Germany GmbH, Eden Books.

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