Cover-Bild Ein Lied für die Vermissten
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 02.03.2020
  • ISBN: 9783827013651
Pierre Jarawan

Ein Lied für die Vermissten

Roman

»Schon ein Sandkorn genügt, um eine große Geschichte daraus zu machen.«

Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte – zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird – weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Nach dem internationalen Bestseller Am Ende bleiben die Zedern führt auch Pierre Jarawans neuer Roman in eine Welt voller unvergesslicher Figuren, sinnlicher Eindrücke und Emotionen, einfühlsam, spannend und virtuos verknüpft mit der bewegten Geschichte des Nahen Ostens.

»Pierre Jarawan schreibt temporeich und klar und mit einer erzählerischen Souveränität, die den Leser vorantreibt.« The Guardian

»Pierre Jarawan ist ein Hakawati, ein Geschichtenerzähler. Seine expressive Bildsprache, schwelgerisch durchzogen von Melancholie, lässt fremde Welten spürbar werden.« Lalena Hoffschildt/Hugendubel am Stachus, München

»Mit beeindruckender Leichtigkeit entwirft Pierre Jarawan eine Geschichte, die so lebendig aus den Seiten strahlt, dass ich mich beim Lesen tief eingehüllt gefühlt habe in diese besondere Atmosphäre aus Stimmen, Duft und Licht. Eine Welt, aus der man gar nicht mehr auftauchen möchte – eine Welt voller Figuren, denen man bis zum letzten Absatz folgen will. Scheinbar mühelos verbindet er dabei persönliches Erleben seiner Charaktere mit weltgeschichtlich Großem, verwebt wundersam Märchenhaftes mit politisch Hochbrisantem. 'Ein Lied für die Vermissten' ist soghaft spannend und atmosphärisch berauschend – und all das in einer Sprache, die wundervoll klar ist und genau meint, was sie sagt. Was für ein begnadeter Erzähler!« Maria-Christina Piwowarski/Buchhandlung ocelot, Berlin

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2020

Heimat

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Der Schreibstil des Buches ist so genial. Pierre Jarawan hat mich wirklich begeistert, da muss ich mir auch mal die anderen Bücher anschauen!

Es hat sich wirklich so angefühlt, als wäre ich mit Amin (Hauptcharakter) ...

Der Schreibstil des Buches ist so genial. Pierre Jarawan hat mich wirklich begeistert, da muss ich mir auch mal die anderen Bücher anschauen!

Es hat sich wirklich so angefühlt, als wäre ich mit Amin (Hauptcharakter) befreundet und hätte ihn all über die Jahre wirklich begleitet. Der Sprung zwischen den einzelnen Jahren hat mir nichts ausgemacht, da es so schön gemacht wurde, dass es nicht störend war.

Viel Liebe, Heimatsgefühl, Emotionen und Tränen begleiten den Leser bis zum Ende.

Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Der Libanon in seiner Zerissenheit

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Während Amin 2011, während des Arabischen Frühlings, seine Erinnerungen niederschreibt, begleiten wir ihn in das Beirut seiner Kindheit und tauchen ein in seine Familiengeschichte. Sein Leben mit der Großmutter, ...

Während Amin 2011, während des Arabischen Frühlings, seine Erinnerungen niederschreibt, begleiten wir ihn in das Beirut seiner Kindheit und tauchen ein in seine Familiengeschichte. Sein Leben mit der Großmutter, nach dem Tod seiner Eltern. Seine Freundschaft mit dem unergründlichen Jafar. Amins Versuche, zu verstehen, was damals, vor seiner Geburt und im libanesischen Bürgerkrieg, als er selbst in Deutschland lebte, passiert ist. Was es für ihn und die Menschen um ihn herum bedeutet. Er versucht zu verstehen, doch er muss auch feststellen, dass es manchmal keine Gewissheiten im Leben gibt ...

‚Ein Lied für die Vermissten’ ist ein wahnsinnig eindringliches Buch, so voller ruhiger Intensität und Sprachgewalt.
Jeder Satz ist wichtig. Jeder Satz will gehört werden. In fast jedem davon, so scheint es mir, befindet sich eine Weisheit, die mir die Augen öffnet für das Wesentliche; und für ein mir fremdes Land und eine mir fremde Zeit. Das Buch hilft, zu verstehen, wobei die Worte keine Allgemeingültigkeit für das ganze Land beanspruchen; Amins Geschichte ist ein Ausschnitt, aber ein wichtiger, der hilft, das Leben und die Situation im Libanon besser zu begreifen. Durch das Buch erwachen das Land und die Leute zum Leben und ich, als leider zuvor völlig Unwissende, habe das Gefühl, dass mir ein Stück klarer wird, was die Menschen dort bewegt.

Der Schreibstil ist sehr intensiv, voller Details; Erinnerungen, die ein Stimmungsbild abgeben, Momente einfangen, einzelne Geschichten herausstellen – wie einzelne Puzzleteile, die am Ende zusammengesetzt werden und so ein Ganzes ergeben. Pierre Jarawan hat es unglaublich beeindruckend geschafft, alles zusammenzuweben. Aber das Buch ist weder vom Thema noch vom Schreibstil etwas für zwischendurch. Es ist sehr anspruchsvoll und komplex geschrieben, man muss jeden Satz deutlich lesen. Wer sich aber auf die Sprache einlässt, wird belohnt.

Einzig hat mich die Schreibweise manchmal etwas verwirrt, wenn es darum ging, Erlebnisse irgendwo einzuordnen. Dadurch, dass sich das Buch aus Erinnerungen zusammensetzt und bruchstückhaft erzählt wird, hatte ich manchmal Probleme, mit den Sprüngen mitzukommen, oder in meinem Kopf eine verständliche Chronologie aufzubauen. Das hat mich manchmal kurz rausgebracht und es fiel mir teils schwer, mich zu orientieren. Aber dem Leseerlebnis an sich hat es keinen Abbruch getan, weil jeder Abschnitt auch für sich stehen konnte. Und im Nachhinein kann ich es mir eigentlich auch nicht mehr vorstellen, dass das Buch irgendwie anders geschrieben würde. Im Vordergrund steht die Atmosphäre und die einzelnen Eindrücke, und die treffen ins Schwarze.

Ein eindrückliches Thema, ein intensiver Schreibstil. Lest es. Nehmt euch Zeit für dieses Buch. Es lohnt sich. 4,5/5

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Ein Kaleidoskop aus Erinnerungen

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Das Buch zeichnet sich durch seinen einzigartigen Stil aus. Schon der Schreibstil selbst ist sehr individuell und ziemlich poetisch, was ich aber sehr gerne mochte. Dieser Stil sorgte dafür, dass die oft ...

Das Buch zeichnet sich durch seinen einzigartigen Stil aus. Schon der Schreibstil selbst ist sehr individuell und ziemlich poetisch, was ich aber sehr gerne mochte. Dieser Stil sorgte dafür, dass die oft melancholische und leicht bedrückende Atmosphäre absolut bei mir ankam.

Gleichzeitig ist dies kein Buch, das man einfach so weglesen kann, stattdessen erfordert es die volle Aufmerksamkeit. Die Geschichte besteht aus Rückblicken des Protagonisten Amin, die allerdings nicht chronologisch erzählt werden. Stattdessen springt er zwischen den verschiedenen Zeitebenen - vor allem 2006 und 1996 - und dann verschiedenen Zeitpunkten hin und her, und nicht immer fiel es mir leicht, ihm dabei zu folgen.
Dennoch macht genau das diese Geschichte auch aus: dass sie aus einem Kaleidoskop aus verschiedenen Augenblicken besteht, die nach und nach zusammengesetzt werden, bis sich am Ende ein Bild mit Verbindungen gibt - bei dem auch scheinbar willkürlich gewählte Erinnerungen vom Anfang plötzlich eine Bedeutung erhalten. Ich fand es authentisch, dass die Erinnerungen anfangs eher über Assoziationen aneinandergereiht werden, schließlich erfolgt das eigene Erinnern oftmals genauso.

Und auch wenn die Handlung nur aus Erinnerungen bestand, konnte sie mich doch absolut in ihren Bann ziehen, vielleicht gerade wegen dieses besonderen Stils und der Atmosphäre. Dadurch ist es ein eher ruhiges, melancholisches, aber deswegen nicht weniger tiefgründiges und eindrückliches Buch. Dies ist auch grade deswegen der Fall, weil einige ernste Themen wie der Umgang mit KriegsverbrecherInnen, Traumata, psychische Erkrankungen oder Gewalt gegen Frauen angesprochen werden.

Wir tauchen also ein in eine Stadt und ein Land, die von wiederholten Konflikten geprägt sind. Und darum geht es in diesem Buch: wie mit dem überwundenen Bürgerkrieg umgegangen wird. Und vor allem auch, wie vieles schlichtweg verschwiegen wird.
Dem Autor, dessen Eltern selbst den Libanon im Bürgerkrieg verlassen haben, gelingt es dabei, ein sehr einnehmendes und bedrückendes Bild von der Gesellschaft und dem über allem schwebenden Einfluss, den der Krieg auch nach seinem Ende noch hat, zu zeichnen - verlorene Kindheiten, die Frage von Schuld, zerstörte Gebäude ... all das erhält mit diesen poetisch-schönen Worten eine Form.

Dabei wird aus der Nachbemerkung und der Danksagung deutlich, wie viel Recherche der Autor in dieses Werk gesteckt hat, sodass die beschriebenen Ereignisse in ihrer Individualität vielleicht fiktiv sein mögen, dabei jedoch auf tatsächliche Geschehnisse basieren. Teilweise in dem Buch auftauchende Aussagen von Offizieren oder ZeugInnen sind real.

Der Protagonist Amin bleibt bis zum Ende ein passiver Erzähler, der die Erinnerungen und Geschichten zusammenträgt und zusammensetzt, was dazu führte, dass er für mich als Charakter nur schwer greifbar war. Umgekehrt passt es aber eindeutig zu der Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird. Andere Charaktere wie seine Großmutter erhalten mehr Tiefe und sind gerade in dem Fall seines Kindheitsfreundes Jafar auch sehr faszinierend.
Das Ende lässt dann ein paar Fragen offen, was ich sehr authentisch finde, und ich mochte es, wie es zum sogenannten Arabischen Frühling überleitet.

Fazit: Verschiedene Erinnerungen werden asynchron durch den eher passiv bleibenden Protagonisten erzählt, bis sie sich am Ende zu einem zusammenhängenden Bild zusammensetzen. Die Handlung bleibt dadurch recht ruhig und nicht immer ist es dabei leicht, die Zeitsprünge einzuordnen. Dem außergewöhnlichen, poetischen Stil gelingt es, die bedrückende, melancholische Atmosphäre im Nachkriegs-Libanon herüberzubringen, und die intensive Recherche des Autors spiegelt sich auch in dem gelungenen Einweben vieler ernster Themen wider.

Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine Familiengeschichte aus dem Libanon

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2011: Der Arabische Frühling erfasst auch den Libanon. Der Fund zweier Leichen in Beirut entfacht die ersten Unruhen. Amin erinnert sich, wie er 1994 als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Großmutter wieder ...

2011: Der Arabische Frühling erfasst auch den Libanon. Der Fund zweier Leichen in Beirut entfacht die ersten Unruhen. Amin erinnert sich, wie er 1994 als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Großmutter wieder in den Libanon kommt. Er blickt zurück auf seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, wie beide die Nachkriegszeit verbrachten. Er lernte, das er nie über die Vergangenheit seines Freundes noch über die Geschichte seiner Familie Gewissheit haben wird. Seine Eltern verstarben 1982.

Dieses Buch von Pierre Jarawan hat mich durchaus gefangen genommen. Es erzählt von Familie, Heimat und Liebe. Ebenso vom Leben in unterschiedlichen Kulturen, vom Bürgerkrieg und Verlusten. Die diversen Zeitsprünge in diesem Roman waren anfangs etwas verwirrend für mich, daran konnte ich mich dann schnell gewöhnen. Das Buch erfordert schon eine gewisse Aufmerksamkeit vom Leser, es hinterlässt aber ein Gefühl, dass das Leben im Libanon tatsächlich von der westlichen Welt vergessen ist. Eine Lektüre, die von großen Emotionen zeugt und einen nachdenklich zurück lässt.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Der Libanon - ein zerrissenes Land

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Von diesem Buch chronologisch zu berichten, ist eine kleine Herausforderung. Denn der Ich-Erzähler Amin erzählt ausgehend vom Jahr 2011 von seinem Leben, dem seiner Großeltern, seines besten Freundes Jafar, ...

Von diesem Buch chronologisch zu berichten, ist eine kleine Herausforderung. Denn der Ich-Erzähler Amin erzählt ausgehend vom Jahr 2011 von seinem Leben, dem seiner Großeltern, seines besten Freundes Jafar, dem Libanon und vielem mehr. Dabei wechselt er Zeit und Raum derart schnell und häufig, dass ich zumindest zu Beginn etwas Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen.
Amins Großmutter Yara verließ mit ihm nach dem Tod seiner Eltern den Libanon, wohin sie knapp 13 Jahre später zurückkehren. Sie eröffnet ein Café in Beirut, wo sie auch mit Amin wohnt. Obwohl er weiß, dass sie ihn liebt, spürt er, dass sie ebenso wie die vielen Gäste bei ihnen zuhause etwas vor ihm verbergen. Und auch Jafar, sein bester Freund, scheint ihm gegenüber nicht ganz offen zu sein. Amin fühlt sich häufig als Außenstehender.
So chronologisch dies klingen mag, so wenig folgt die Geschichte tatsächlich einem Zeitablauf. Erlebnissen mit Jafar folgen Beschreibungen der Zeit in Deutschland; nach Zwischenfällen in Yaras Café 1994 kommt eine Episode aus dem Jahr 2004; Briefe seiner Mutter aus dem Jahr 1976 wechseln ab mit der Sichtung der Unterlagen der vor kurzem gestorbenen Yara 2006. Es mag kompliziert klingen und fordert zu Beginn sicherlich auch mehr Konzentration als manch andere Lektüre. Doch da die Zahl der Personen überschaubar bleibt und sie schnell unverwechselbar werden, stellen diese Sprünge in Zeit und Raum bald keine Schwierigkeit mehr dar.
Aufgeteilt sind die fast 450 Seiten in drei Teile bzw. Strophen. Auf mich machte es den Eindruck, als dominierte im ersten Teil die Absicht, die Atmosphäre im Libanon wie auch in Deutschland darzustellen. Die große Liebe Yaras zu ihrem Heimatland, die sie im Exil praktisch depressiv werden ließ. Ihr Wiederaufleben nach ihrer Rückkehr, das Lebensgefühl im Libanon, diesem zerrütteten, aber voller Lebensfreude und Hoffnung steckenden Land.
Bei Teil zwei stehen mehr die Personen im Vordergrund, wie sie zu den Menschen geworden sind, die der 13, 14jährige Amin kennt. Und in Teil drei wird klar, wieso, weshalb und was warum geschah - nur wenig bleibt offen, was mich jedoch nicht störte.
Es ist eine Lektüre, die den orientalischen Einfluss nicht verleugnen kann: die vielen kleinen Geschichten, die nah an der Realität und doch so phantastisch sind. Und die bildhaften Beschreibungen, die der Phantasie jede Menge Raum bieten.
Ein schönes, ein trauriges Buch, das eine Realität aufzeigt, die es in vielen Ländern gibt und nicht nur im Libanon lange totgeschwiegen wurde. Dass noch zusätzlich das Thema der unterdrückten und misshandelten Frauen aufgenommen wurde, hätte es nicht bedurft - darüber kann man doch gut ein weiteres Buch schreiben.

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