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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2017

Kann man Glück kaufen?

Glück ist teuer
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Noah studiert Wirtschaftswissenschaft in St. Gallen und hat eine liebe Freundin, Sophia, die kurz vor dem Abitur steht. Klingt gut, aber Noah zweifelt. zunächst am Sinn seines Studiums. Alle, die dem Geld ...

Noah studiert Wirtschaftswissenschaft in St. Gallen und hat eine liebe Freundin, Sophia, die kurz vor dem Abitur steht. Klingt gut, aber Noah zweifelt. zunächst am Sinn seines Studiums. Alle, die dem Geld und der damit verbundenen Macht nachjagen, sind für ihn Heuchler. Von fast schon krankhafter Prüfungsangst geplagt, hat Noah das abenteuerliche Ziel, sein Studium erfolgreich zu beenden und die Spitze der Machtpyramide zu erklimmen, um sie von dort aus zum Einsturz zu bringen. Doch dann tritt Peter Widmer in Noahs Leben, einer der einflussreichsten, erfolgreichsten und geldreichsten Schweizer und außerdem Noahs bisher unbekannter Vater.
Das Buch habe ich aus mehreren Gründen gern gelesen. Zum einen liebe ich die Gegend, in der Noah sich bewegt - St. Gallen und Zürich. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch in St. Gallen, als mir die vielen »geschniegelten« Jungs und Mädels auffielen. Das werden hauptsächlich HSG-Studenten gewesen sein. An Noahs Person haben mir vor allem die Selbstzweifel gefallen. Er marschiert nicht im Takt der Anderen mit, ohne zu hinterfragen, weshalb und warum. Trotzdem erliegt auch er dem Reiz des Geldes, zumindest vorübergehend. Interessant fand ich die Rückblenden in Noahs Kindheit, die teilweise erst auf den zweiten Blick mit der gegenwärtigen Handlung zu tun hatten. Manchmal ging es nur um das Gefühl, das Noah damals hatte und das nun, in einer ganz anderen Situation, wieder lebendig wurde.

Eine Schlüsselszene ist die Begegnung Noahs mit Professor Winnewisser, der den Untergang der »Geldgesellschaft« voraussagt und dass die Welt auch ohne Geld funktioniert, wenn dann jeder seine Kartoffeln und Karotten selbst anbaut. Für Peter Widmer, Noahs Vater, konnte ich trotz seines Erfolgs und Reichtums fast nur Mitleid empfinden. Ist es Glück oder Unglück, sich an Statussymbole zu klammern? Noahs Mutter suchte ihr Glück auf anderen Wegen, in immer neuen Männerbekanntschaften, und fand nur Unbeständigkeit.Trotz dieser kritischen Momente kommt die Geschichte nicht allzu klischeehaft daher. Die Bedeutung der Mitmenschen für Noah finden wir eher zwischen den Zeilen. Ivos Lächeln, Jelenas Kraft und Vertrauen, Sophias Liebenswürdigkeit. Dass all das zusammen schwerer wiegt als tausende von Franken, erkennt der Leser lange vor Noah.

Fazit: eine schöne Geschichte um wahre Werte und wahres Glück. 4****

Veröffentlicht am 10.08.2017

Ein Roman wie ein Urlaub am Meer

Die Sommerfrauen
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»Die Sommerfrauen« von Mary Kay Andrews ist ein Roman wie ein Urlaub am Meer. Drei Freundinnen, die sich schon seit der Grundschule kennen, inzwischen 35 Jahre alt sind und, wie man so schön sagt, »mitten ...

»Die Sommerfrauen« von Mary Kay Andrews ist ein Roman wie ein Urlaub am Meer. Drei Freundinnen, die sich schon seit der Grundschule kennen, inzwischen 35 Jahre alt sind und, wie man so schön sagt, »mitten im Leben stehen« haben ein Strandhaus in North Carolina gemietet. Hier in nag’s Head wollen Ellis, Dorie und Julia gemeinsam den ganzen Monat August über Urlaub machen. Nur die Frauen, denn Männer, soweit vorhanden, mussten zuhause bleiben. Ihre Unterkunft »Ebbtide« genannt, ist ein etwas heruntergekommenes Haus direkt hinter den Dünen. Über einen Holzsteg ist man im Nu am Strand - allein das klang für mich so verlockend, dass ich mich immer wieder selbst nach Ebbtide träumte. Für die Freundinnen wird der gemeinsame Urlaub aber auch zur Stunde der Wahrheit. Langgehütete Geheimnisse kommen ans Licht und auch in ihrer aktuellen Lebenssituation kann jede der Drei mit Überraschungen aufwarten. Unverhofft kommt noch eine vierte Frau hinzu, Maryn, die zunächst gar nicht in die Runde zu passen scheint und eine kriminelle Hintergrundgeschichte mitbringt.. Und was wäre ein Sommerurlaub ohne Liebe? Auch fürs Herz bietet die Lektüre von »Sommerfrauen« genug Stoff.

Mir hat gefallen, dass die Frauen sehr lebensecht wirken. Jede hat ihre größeren oder kleineren Macken. Sie haben gemeinsam Spaß, bauen auch mal Mist, halten aber zusammen und sind füreinander da. Die Zeit in Ebbtide bietet Gelegenheit, hinter die Fassade zu schauen, Lebensziele zu hinterfragen.

»Sommerfrauen« ist ein typischer Frauenroman. Wir erfahren fast in jeder Szene, was die Freundinnen gerade anhaben, wie sie ihre Haare tragen. Aber auch das gehört für mich zum Sommerurlaub dazu - ein zur gebräunten Haut passendes Top oder ein schwingendes Sommerkleid.

Ein wenig gestört haben mich die gehäuften Wiederholungen. Wenn wir bspw. Maryns Geschichte bereits kennen und sie dann Ellis noch einmal mit allen Details erzählt wird. Auch die Auflösung zum Schluss, wie es mit Ebbtide weitergeht, fand ich ein wenig sehr fantastisch. An dieser Stelle ähnelte der Roman mit den lebensechten Figuren eher einem modernen Märchen von der guten Fee. Überhaupt hat für mich die Geschichte zum Ende hin an Tiefe verloren. Zwar wurde es dramatischer, aber die kleinen, liebenswerten Details fehlten mir, die liebgewonnene Atmosphäre verblasste. Julias Geburtstag z.B. wird nur in zwei Nebensätzen erwähnt. Keine Torte, keine Kerzen ... ? Wie beste Freundinnen das doch sicher machen würden?

Trotzdem zählt »Sommerfrauen« zu meinen Favoriten für ein sommerliches Lesevergnügen. Ellis, Dorie, Julia und Maryn, ich wäre so gern noch länger mit euch in Ebbtide geblieben!

Fazit: 4****

Veröffentlicht am 06.10.2020

Erwartungen nicht erfüllt

Das Buch eines Sommers
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Das Buch eines Sommers weckt zu Beginn hohe Erwartungen, als von Nicolas, dem Abiturienten, und seinem Onkel Valentin erzählt wird. Der Onkel lebt fern aller Normen und zeigt seinem Neffen, dass es im ...

Das Buch eines Sommers weckt zu Beginn hohe Erwartungen, als von Nicolas, dem Abiturienten, und seinem Onkel Valentin erzählt wird. Der Onkel lebt fern aller Normen und zeigt seinem Neffen, dass es im Leben Wichtigeres gibt, als Karriere. Valentin ist so herrlich unkonventionell, seine Gedanken gehen ins Herz ... und dann kommt ein Zeitsprung. Nicolas ist einige Jahre älter, verheiratet mit Valerie, sie haben einen gemeinsamen Sohn. Von den Gedanken, die der Onkel ihm mit auf den Weg gegeben hat, ist nicht viel übrig. Nicolas lebt für seinen Job, da muss sich die Familie unterordnen. Bis etwas passiert, das seine Sichtweise sehr langsam ändert.

Das Buch ließ mich sehr zwiespältig zurück. Es gibt zwei, drei Stellen, die ich richtig gut finde. Insgesamt aber ist es vorhersehbar, teilweise sehr einfach, umgangssprachlich und Klischees bedienend, geschrieben. Als wenn ein Sachbuchautor aus ein paar guten Gedanken einen Roman gebastelt hat. Die Botschaft steht schon auf dem Cover im Untertitel - „Werde, der du bist“. Während mir als Leser ziemlich schnell klar wurde, was Nicolas tun muss, kehrt er nach ein paar Gedankenblitzen zunächst immer wieder in seinen alten Trott zurück. So las ich mich durch 240 Seiten Geschichte und Gedanken, auf denen nichts Herausragendes, Spannendes, Überraschendes passiert. Kleine Geschichten anderer Autoren werden eingeflochten, ohne dass irgendwo im Buch, auch nicht im Anhang, ein Hinweis auf die Quelle zu finden ist. Die Auflösung mit den Namen „Nicolas“ und Christopher“ am Ende fand ich unbefriedigend.
Schade, das Buch konnte meine hohen Erwartungen, die es auf den ersten Seiten geweckt hatte, leider nicht erfüllen.
Fazit: „Werde, der du bist“ - damit ist bereits auf dem Cover alles gesagt. 3***

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2020

Konnte mich nicht begeistern

Ich sehe was, was du nicht siehst
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Das Buch fängt sehr spannend an. Was war mit Emma passiert? Und wie würde es mit dem Urlaub der vier verbliebenen Freundinnen weitergehen? Sprachlich korrekt, aber einfach zu lesen - ganz dem Genre Jugendbuch ...

Das Buch fängt sehr spannend an. Was war mit Emma passiert? Und wie würde es mit dem Urlaub der vier verbliebenen Freundinnen weitergehen? Sprachlich korrekt, aber einfach zu lesen - ganz dem Genre Jugendbuch entsprechend. Ein Buch zum eben mal wegschmökern, dachte ich. Allerdings kamen nach und nach ein paar Stolpersteinchen dazu, an denen ich mich störte. Zum Einen die Charaktere der vier Freundinnen. Auf der einen Seite sehr überzeichnet, geradezu klischeehaft in ihrer Zickigkeit, Übersinnlichkeit, Empfindsamkeit, Traurigkeit. Auf der anderen Seite doch so austauschbar, dass ich des Öfteren zurückblättern musste, aus wessen Sicht nun gerade erzählt wird.
Es tauchten Fragen auf zu Emmas Verbleib. Wohin war sie gebracht worden? Von wem? Wieso kam niemand und brachte ihr Essen / Trinken? Es schien alles irgendwie unlogisch (wurde aber später gut geklärt.) Diese Rückblenden auf Emmas Sicht des Geschehens im Winter sind über weite Strecken das einzig Spannende.
Im Großen und Ganzen wird in der ersten Hälfte des Buches nur berichtet, wie die vier Freundinnen mit dem Bus nach Südfrankreich fahren und was sie auf dem Campingplatz machen. Die Betonung liegt auf „berichtet. Denn bei der Beschreibung des Urlaubs fehlte mir absolut das für Südfrankreich Typische. Es war immer nur von den Befindlichkeiten der Mädchen zu lesen. Wer gerade wie rumzickt. Fast kein Wort über Düfte, Licht, Pflanzen oder Sonne, Wind und Wasser auf Haut. Schade. Dadurch wirkt das ganze Buch eben eher wie ein Bericht, nicht wie ein (Jugend-)Roman.

In der zweiten Hälfte des Buches wurde es etwas spannender. Die Autorin legte geschickt eine falsche Fährte aus, nur um am Ende mit einer, wie ich finde, gekonnten Auflösung zu kommen. Allerdings bedient sie sich dabei einer gewissen Unlogik, sodass mich das Buch insgesamt leider nicht überzeugen konnte.

Positiv erwähnen möchte ich auf jeden Fall das Cover. Einfach und doch Aufmerksamkeit erregend in Art einer Kreidezeichnung. Es passt gut zu dem „Kinderspiel“-Titel und verspricht dennoch Spannung. Da die anderen Bücher dieser Reihe der Autorin ähnlich gestaltet sind, gibt es einen hohen Wiedererkenneffekt. Aus den oben genannten Gründen werde ich aber kein weiteres dieser Bücher lesen.

Fazit: Das Buch konnte mich leider nicht begeistern. 3*** Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.10.2018

Buntes Durcheinander

Teufelsweiber
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Der Ansatz dieses Buches ist löblich. Carina Heer möchte anhand 100 ausgewählter „Teufelsweiber“ beweisen, dass Frauen keinesfalls das schwache Geschlecht sind, sondern durchaus in der Lage, die Welt auf ...

Der Ansatz dieses Buches ist löblich. Carina Heer möchte anhand 100 ausgewählter „Teufelsweiber“ beweisen, dass Frauen keinesfalls das schwache Geschlecht sind, sondern durchaus in der Lage, die Welt auf den Kopf zu stellen. Bei gut 300 Seiten haben wir pro vorgestellter Frau drei Seiten lang Gelegenheit, ihre spezielle Geschichte zu lesen, uns von der Autorin überzeugen zu lassen, warum gerade dieses Weib des Teufels sei und zu den 100 Auserwählten dieses Buches zählt.

Von der biblischen badenden Susanna bis zu Malala Yousafzai entfaltet die Autorin einen bunten Fächer ausgewöhnlicher Frauenschicksale. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die gerade diese Frau in die Geschichte eingehen ließen. Die badende Susanna wurde zum Sinnbild der keuschen Unschuld, der niemand Glauben schenkte, außer dem Propheten Daniel. Die Parallelen zu heutigen Vorwürfen, missbrauchte Frauen trügen zumindest eine Mitschuld, sind unverkennbar. Malala Yousafzai ist die mit Abstand jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Geschichte. Sie wollte nur zur Schule gehen, obwohl die Taliban ihr und allen anderen Mädchen dieses Recht verwehrten. Zwei bewegende Schicksale, die für mich eines gemeinsam haben - der Oberbegriff „Teufelsweiber“ passt für beide nicht, ist unglücklich gewählt als Titel dieses Buches.

Kaiserin, Politikerin, Bankräuberin, Piratin, Widerstandskämpferin, Mathematikerin, Terroristin, Päpstin, Spionin ... Frauen können alles sein. Das beweist dieses Buch und dafür mag ich es. Kurzweilig und unterhaltend ist es allemal. Drei Seiten lese ich gern mal eben zwischendurch und fühle sich danach mit der Geschlechtsgenossin verbunden oder auch nicht.

Über die Auswahl bzw. Nichtauswahl bedeutender weiblicher Persönlichkeiten will ich nicht diskutieren. Selbst wenn Carina Heer tausend Schicksale beschrieben hätte, wäre das Bild “der Frauen“ immer noch unvollständig. Was mich wirklich stört, ist der ungeordnete Aufbau des Buches. Es gibt keinen roten Faden. Keine zeitliche Reihenfolge, ja nicht einmal ein alphabetisches Register. Um herauszufinden, ob beispielsweise Nina Hagen oder Marie Courie in diesem Werk Platz gefunden haben, muss man schon das komplette Inhaltsverzeichnis aufmerksam durchgehen. Es ist übrigens nur eine der beiden darin zu finden. Die von mir sehr geschätzte Coco Chanel hat es auch in dieses Buch geschafft. Allerdings nur auf einen Satz reduziert und als schlechtes Beispiel in der vorangestellten Zitatensammlung „Über Frauen“. Schade. Aber auch symptomatisch für das Gefühl, das dieses Buch bei mir hinterlässt. Tolle Idee, Umsetzung weniger geglückt.

Fazit: Historische und aktuelle Schicksale außergewöhnlicher Frauen gut recherchiert und kurzweilig aufbereitet. Leider auch chaotisch, ohne Register und zeitliche Ordnung. 3***