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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2020

Ziemlich lautes Buch

Fehlstart
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Noch nie wurde ich von einem Buch bzw. dem Inhalt so angeschrien. Es steckt so viel Wut und Frust in dieser Geschichte, dass man sie nicht lesen sollte, wenn man eine zarte Seele hat. Es gibt kaum eine ...

Noch nie wurde ich von einem Buch bzw. dem Inhalt so angeschrien. Es steckt so viel Wut und Frust in dieser Geschichte, dass man sie nicht lesen sollte, wenn man eine zarte Seele hat. Es gibt kaum eine Seite, die optimistisch und positiv ist. Das Buch kann den Leser herunterziehen.

Und warum?

Weil Aurélie es nicht schafft dem Arbeitermilieu ihrer Eltern zu entkommen. Weil sie es nicht schafft, das Studium in Paris erfolgreich fortzusetzen. Weil sie es nicht schafft, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten oder sich eine eigene Wohnung leisten zu können.

Wer ist Schuld?

In diesem Buch irgendwie immer die Anderen. Doch Aurélie geht unvorbereitet nach Paris, nur mit der Wut im Bauch - weg aus dem Arbeitermilieu, aus dem kleingeistigen Kreis der Eltern. Sie zieht in eine der teuersten Städte ohne einen Job oder eine Wohnung. Das Studium langweilt sie und so lässt sie es schleifen und sich selber etwas gehen. Sie macht Jobs, die ihr nicht gefallen, die wenig Geld bringen und sie nicht geistig fordern. Das einzige, was ihr bleibt, ist die Wut nicht voran zu kommen. Oder ist es nicht doch nur Selbstmitleid und die Unfähigkeit etwas anzupacken und dranzubleiben? Warum ausgerechnet Paris und keine kleinere Stadt mit geringeren Mieten und vielleicht besseren Jobs, da die Konkurrenz nicht so groß ist?
Das Ende hat mich nicht wirklich überrascht, obwohl ich es nicht vorhersehen konnte.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Leider hat der Autor nicht bis zum Schluss durchgehalten.

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Es ist ein dunkles und trauriges Kapitel, welches der Autor aufschlägt. Vieles, was er beschreibt, kann man nur schwer nachspüren und fassen, weil es so unfassbar ist. Häufig saß ich da und dachte beim ...

Es ist ein dunkles und trauriges Kapitel, welches der Autor aufschlägt. Vieles, was er beschreibt, kann man nur schwer nachspüren und fassen, weil es so unfassbar ist. Häufig saß ich da und dachte beim Lesen, warum entscheidet sich die Mutter jetzt so? Wie kann sie nur? Doch man weiß nicht, wie man selbst reagiert hätte und wie schlimm die Notlage und der Druck waren. Man muss es hinnehmen und weiterlesen. Die scheinbare Gefühlskälte der Mutter, die ich eher als sehr pragmatisch und nüchtern bezeichnen würde, war beim Lesen trotzdem schon ein Problem, da man sich ihr weniger verbunden fühlte.

Die erste Hälfte des Buches war sehr gut geschrieben und nachvollziehbar. Man konnte die dunklen Wolken am Horizont aufziehen sehen und schon war man drin - im Nationalsozialismus. Dem Terror, der Verfolgung, dem Hass und der Flucht. Die Beschreibungen, der immer prekärer werdenden Familiensituation, das Verbrennen der Bücher und die immer mehr werdenden Verbote sorgten für Gänsehaut.

Der zweite Teil des Buches hat mich etwas enttäuscht. Der Autor wollte zuviel noch einfügen und erzählen. Die Beschreibungen wurden kürzer und flüchtiger und damit auch oberflächlich. Seine Ideen waren gut und vorallem interessant, aber hier hätte er sich mehr Zeit und Seiten lassen müssen. Es wirkte hektisch und nicht so richtig ausgereift. Ich hätte auch gern mehr von Viera erfahren, aber diese Spur verlor sich fast ganz.

Es war gut geschrieben, die Idee der Geschichte war interessant und viele Szenen waren schrecklich realistisch, aber mir fehlten ein paar nähere Beschreibungen, ein paar Gefühle und vorallem der Werdegang von manchen Personen, die nur angerissen wurden.

Veröffentlicht am 29.04.2020

Kein packender Krimi, aber gut geschrieben

Der freie Hund
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Antonio Morello lässt mich etwas schwankend zurück. Nicht angetrunken, sondern eher unschlüssig, wie ich den Krimi bewerten soll. Der Schreibstil war ungewohnt. Etwas abgehakt und viele kurze Sätze. Aber ...

Antonio Morello lässt mich etwas schwankend zurück. Nicht angetrunken, sondern eher unschlüssig, wie ich den Krimi bewerten soll. Der Schreibstil war ungewohnt. Etwas abgehakt und viele kurze Sätze. Aber er ließ sich trotzdem gut lesen und man kam schnell voran.

Die Charaktere waren noch nicht so richtig ausgereift. Die Beschreibungen waren zum Teil sehr detailliert (beginnend mit Körpergröße und Haarfarbe usw.) und am Ende doch nur oberflächlich, denn in die Tiefe ging es nie so richtig. Überhaupt lag der Fokus sehr stark auf der Optik der Figuren. Frauen wurden fast schon machohaft gescannt, was bei mir eher ein Augenrollen als Begeisterung hervorgerufen hat. Ich fand es auch teilweise störend und wenig zur Geschichte beitragend.
Der Kriminalfall war eigentlich eine gute Idee, aber leider ging sie unter. Es gab zu viele Seitenstränge, zu viele Restaurant- bzw. Cafébesuche mit Espresso doppio und viele, viele Fakten zur Mafia, zur Umweltverschmutzung und der Überlastung durch Touristen in Venedig. Alles Themen, die interessant sind und eigentlich viel Stoff bieten, aber eben nicht alle zusammen in einen Roman mit 336 Seiten. Der Fall ging schlichtweg unter und man bekam eher eine Analyse der Situation in Venedig (vor Corona) als einen packenden Krimi.

Ich bin tatsächlich nicht abgeneigt, noch einen zweiten Versuch zu starten, da sich das Buch gut und zügig lesen ließ, aber ich hoffe auf etwas mehr Krimi und weniger Nebenschauplätze.

Veröffentlicht am 23.04.2020

Nette und kurzweilige Geschichte, die sich einfach lesen lässt.

Die kleine Bäckerei in Brooklyn
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Ein sehr leichter und vorhersehbarer Roman, der zum Abschalten einlädt.
Die Geschichte ist einfach und mit vielen Klischees behaftet, jedoch sind die Charaktere sympathisch, so dass man ihnen die Schlichtheit ...

Ein sehr leichter und vorhersehbarer Roman, der zum Abschalten einlädt.
Die Geschichte ist einfach und mit vielen Klischees behaftet, jedoch sind die Charaktere sympathisch, so dass man ihnen die Schlichtheit verzeihen kann.

Das Buch ist der zweite Band aus der romantischen Serie von Julie Caplin. Zuerst war man in Kopenhagen und nun verbringt man mit Sophie die Zeit in Brooklyn, USA. Man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen (ab und an wird auf Kopenhagen verwiesen, aber es entsteht kein Verständnisproblem dadurch). Das Grundgerüst der Geschichte ist ähnlich und birgt keine großen Überraschungen. Die Charaktere werden an die jeweiligen Orte etwas angepasst und schon kann es losgehen. Es gibt wieder eine enttäuschte Frau, die sich beweisen will, ein paar Menschen um sie herum, die sie unterstützen und vor allem etwas zu essen. Essen verbindet und macht glücklich (zumindest, wenn das Essen gut ist ). Im Kopenhagen war es ein Café und in Brooklyn ist es eine kleine Bäckerei, die natürlich die schönsten, besten und leckersten Cupcakes und Torten herstellt. Mit vielen kleinen Missverständnissen, Irrungen und Wirrungen werden die Tage in Brooklyn nicht langweilig und dank des guten Schreibstils kommt man auch gut durch die Seiten.

Die Geschichte ist wie der Zuckerguss auf den Cupcakes, je nach Stimmung, mal genau richtig und dann wieder unerträglich süß, aber am Ende greift man doch immer wieder zu.

Veröffentlicht am 13.04.2020

Ein Krimi mit Luft nach oben - es fehlte etwas an Spannung

Mitten im August
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Mitten im April kommt nun die Rezension für "Mitten im August" von Luca Ventura. Wenn man, wie ich, eher den skandinavischen Krimis zugewandt ist, wird man den italienischen Krimi als einen leichten und ...

Mitten im April kommt nun die Rezension für "Mitten im August" von Luca Ventura. Wenn man, wie ich, eher den skandinavischen Krimis zugewandt ist, wird man den italienischen Krimi als einen leichten und zuversichtlichen Krimi ansehen. Nicht der Mord an sich ist leicht, sondern die Herangehensweise für die Aufklärung des Mordes. Während sich die skandinavischen Ermittler durch dunkle Jahreszeiten, Regen, Nebel und Kälte kämpfen und dazu abends sich noch einsam dem Alkohol widmen, scheint in Capri die Sonne, das Meer glitzert verführerisch und das nächste Cafe stellt schon mal den Espresso für den Inselpolizisten bereit.

Es ist warm und sonnig, das Meer in der Nähe und die frische Luft lassen sofort eine gute Urlaubsstimmung aufkommen, wenn der Mord nicht wäre. So geschieht es dem Inselpolizisten Enrico Rizzi, der jetzt eigentlich seinem Vater bei der Obsternte helfen und nicht einem Mörder hinterjagen sollte. Zumal Rizzi dies auch noch nie gemacht hat. Man spürt die Verunsicherung, die fehlende Erfahrung des jungen Polizisten und dann kommen noch die Kollegen aus Neapel, die sich einmischen und eine zwangsversetzte Kollegin, die irgendetwas zu verbergen hat. Auf Capri ist nichts mehr wie es war.

Der Autor versucht recht viel in diesen Krimi zu packen. Einen unerfahrenen Polizisten, ein Paar, welches sich der Rettung der Ozeane widmet, einen Mord und dann noch die privaten Probleme. Alles ein bisschen zu viel, nicht nur für den Polizisten. Es war ambitioniert, aber eben nicht so richtig spannend und fesselnd. Teilweise hatte man das Gefühl eher einen Urlaubsroman zu folgen als einem Krimi. Dennoch gabe es gute Passagen, die den Krimi wieder hervorblitzen lassen. Es gibt am Ende einen passenden Mörder (da verrate ich nichts) und einige ungeklärte Punkte in den Leben der Ermittler.

Ich würde Enrico Rizzi auch ein zweites Mal über die Schulter schauen, um zu sehen, ob sich die Charaktere weiterentwickeln und welches Verbrechen sie dann verfolgen müssen.