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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2020

Nicht immer glaubwürdig oder realitätsnah, aber trotzdem super!

Haunted Deal – Perfekt für Immer
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Madison studiert an der NYU. Ihr Traum ist es, Anwältin zu werden – doch der Druck des Studiums droht sie zu überfordern, weshalb sie Ritalin benutzt, um ihre Konzentration hochzuhalten. Schon seit einer ...

Madison studiert an der NYU. Ihr Traum ist es, Anwältin zu werden – doch der Druck des Studiums droht sie zu überfordern, weshalb sie Ritalin benutzt, um ihre Konzentration hochzuhalten. Schon seit einer ganzen Weile bezieht sie die Droge über ihren Kommilitonen Oliver, der das Wissen über Madisons Schwäche plötzlich für sich zu benutzen weiß. Denn um einen Auftrag für die New Yorker Mafia zu erledigen, braucht er sie an seiner Seite – nicht irgendwie, sondern als feste Freundin. Und so nimmt eine Scharade ihren Lauf, die droht, das Leben der beiden in den Grundfesten zu erschüttern.
Schon als ich „Haunted Deal“ vorgestellt habe, habe ich erwähnt, dass es nicht unbedingt zu meinem typischen Genre gehört. Aber gerade der Punkt mit der Mafia hat mich beim Lesen des Klappentextes neugierig gemacht, weshalb ich beschloss, mich aus meinem normalen Gefilde zu wagen. ZUM GLÜCK. Denn „Haunted Deal“ war eine wunderbar fesselnde, emotionale Unterhaltung, die mich mit jeder Seite süchtig nach mehr machte. Nach mehr von Oliver und Madison, mehr von Aylas spielerisch-leichtem Schreibstil. Am Ende war der Mafia-Teil sogar das, was mich am meisten gestört hat. Meiner Meinung nach passte dieser Aspekt nicht ganz zum Rest und war nicht vollends ausgefeilt. Er diente zwar dazu, den Plot zu schaffen, aber ansonsten fielen zu viele Aspekte, die eigentlich wichtig gewesen wären, hinten ab. Reaktionen oder Handlungen diesbezüglich erschienen mir unschlüssig und/oder unrealistisch… Aber ehrlich gesagt wog das für mich beim Lesen kaum. Kennt ihr das, wenn euch ein Buch so sehr fesselt, dass solche „Unzulänglichkeiten“ einfach aus dem Fokus gedrängt werden? Das hat „Haunted Deal“ definitiv geschafft. Für mich war es absolut fesselnde Unterhaltung, spannend wie auch lustig, vielleicht nicht in aller Maßen aufbereitet, aber mehr als nur empfehlenswert. 4,5 Sternchen gibt’s.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Mitreißend, magisch und absolt überraschend!

Chroniken der Dämmerung, Band 1: Moonlight Touch
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Schon beim Lesen wurde mir klar, dass „Moonlight Touch“ zu meinen Monatshighlights gehören würde. Besonders deutlich wurde das für mich, als ich im Zug gelesen habe. „Moonlight Touch“ es geschafft, sämtliche ...

Schon beim Lesen wurde mir klar, dass „Moonlight Touch“ zu meinen Monatshighlights gehören würde. Besonders deutlich wurde das für mich, als ich im Zug gelesen habe. „Moonlight Touch“ es geschafft, sämtliche Geräusche und Haltestellen aus meiner Wahrnehmung zu verdrängen. Ein Glück, dass ich sowieso immer bis zur Endstation fahre, sonst hätte ich sicherlich meinen Ausstieg verpasst.
Die Protagonistin Sheera war mir von Anfang an sympathisch. Als Diebin hatte sie bei mir direkt einen Stein im Brett, doch ganz im Gegensatz zu ihrer Vermutung sind nicht die nächtlichen Raubzüge dafür verantwortlich, dass man sie eines Tages gefangen nimmt und an den Königshof bringt. Stattdessen soll sie am Wettstreit um den Königsthron teilnehmen. Ausgerechnet sie, eine Nachtalbin, welche nur Abneigung von der Gemeinschaft erfährt. Und die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Sheera im Rahmen des Wettstreits plötzlich einem Gegner gegenübersteht, der noch viel gefährlicher ist als politische Intrigen: der Kronprinz des Menschenreichs.
Das Buch war für mich eine einzige riesengroße Überraschung. Ich habe mit einer Art Fantasy-Version von „Selection“ gerechnet und stattdessen eine absolut magische, spannende und vor allem wenig vorhersehbare Geschichte präsentiert bekommen. Mir schwirrt noch jetzt der Kopf von einigen Wendungen. Und erst die Charaktere! Ich habe mich absolut in die zwischenmenschliche Dynamik verliebt. Mir ist schon lange kein erstes Aufeinandertreffen der Protagonistin und ihres möglichen Love Interests mehr begegnet, das mich so mitgerissen hat. Ich habe „Moonlight Touch“ beinahe gänzlich an einem Abend gelesen und am Ende wie ein trotziges Kind mit den Füßen auf den Boden gestampft, als ich festgestellt habe, dass ich auf Band 2 noch bis Frühjahr 2021 warten muss. Das Ende war so episch und erschreckend, dass ich mir sicher bin, trotz der Wartezeit keinen Reread zu brauchen – es hat sich in meinen Kopf gebrannt.
4,5 Sterne sind’s. Noch kein Jahreshighlight, dafür fehlte mir der letzte Funke, aber verdammt nah dran.

Veröffentlicht am 19.08.2020

Ein tagesaktueller, spannender und beeindruckender Thriller.

Whisper Network
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Truviv – eine Marke für Sportbekleidung, ein Unternehmen aus Dallas, der Arbeitgeber von Sloane, Ardie und Gracie, welche sich seit Jahren im Schatten ihres übergriffigen Vorgesetzten Ames Garrett bewegen. ...

Truviv – eine Marke für Sportbekleidung, ein Unternehmen aus Dallas, der Arbeitgeber von Sloane, Ardie und Gracie, welche sich seit Jahren im Schatten ihres übergriffigen Vorgesetzten Ames Garrett bewegen. Als eine neue Kollegin eingestellt wird, glauben die Freundinnen, ein Muster zu beobachten, das sie selbst kennengelernt haben. Damals haben sie nichts getan, haben geschwiegen, bis heute. Aber die Umstände haben sich geändert – erst recht, als das Gerücht in Umlauf kommt, Ames könnte zum neuen Geschäftsführer ernannt werden. Und als ein Körper auf dem Bürgersteig landet, ändern sie sich noch einmal.
Ich habe nie viele Thriller gelesen, weil ich dachte, diese müssten allzeit mit der detaillierten Darstellung starker physischer Schmerzen einhergehen – weit gefehlt, wie mir nun auch durch „Whisper Network“ nochmal bewusst geworden ist. Primär bedeutet Thriller doch nur eins: Nervenkitzel. Am besten solch ein Nervenkitzel, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. „Whisper Network“ hat das bei mir definitiv geschafft. Zwar nicht direkt, sondern erst ab knapp der Hälfte, aber dann mit solch einer Intensität, dass ich sogar beim Aussteigen aus dem Zug und auf dem Weg zum Auto weitergelesen habe (peinliche Stolperpanne inklusive). Schließlich saß ich bei sengenden 36 Grad Außentemperatur im Auto und konnte mich nicht dazu überreden, nach Hause zu fahren, musste stattdessen weiterlesen, weiterlesen, weiterlesen. Nur mit größter eigener Überzeugungsarbeit habe ich es geschafft, das Buch schließlich kurzzeitig wegzulegen und nach Hause zu fahren – wo es aber direkt wieder in die Hand genommen und auf der Couch atemlos beendet wurde.„Whisper Network“ ist ein absolut zeitgemäßer, emotionsgeladener und unverblümt ehrlicher Thriller, der es schafft, viele Gedankengänge rund um Sexismus und sexuelle Belästigung in Worte zu fassen. Gedankengänge, die womöglich jeder von uns schon einmal hatte – und die einem gegebenenfalls erst beim Lesen dieses Buchs wirklich bewusst werden.
Schon von Seite eins an hat mich das Buch unterhalten, doch musste der Spannungsbogen zunächst aufgebaut werden, sodass ich eine Weile brauchte, um wirklich vollends in der Geschichte zu versinken. Aber plötzlich haben sich die Seiten aufgetan, mich mit Haut und Haaren verschlungen und ich war mittendrin. Das Buch besteht einerseits aus gegenwärtigen Erzählungen und zeitweise kleineren Rückblicken, andererseits aber auch aus regelmäßigen Zeitsprüngen zu den Befragungen diverser Personen nach einem Todesfall. So wurde ich kontinuierlich dazu angehalten, die Verbindungen zwischen den drei Zeitebenen zu suchen, um zu verstehen, was wirklich passiert ist – aber am Ende doch nur mit mäßigem Erfolg, weil einiges ganz anders kam, als ich es erwartet hätte. „Whisper Network“ hat mich mit seinen Erzählungen wütend gemacht, mit seinen Wendungen aus den Socken gehauen. Und ganz zum Schluss habe ich fast schon Dankbarkeit für diese Geschichte empfunden, weil sie so packend, ergreifend und wahr ist, dass wohl jeder von uns etwas daraus für sich und sein Leben mitnehmen kann. Vor allem eins: Nutze deine Stimme. Für dich und für andere. 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.07.2020

Ein Buch für die Seele.

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Leena ist arbeitssüchtig. Ihr Job bestimmt ihr Leben, ist die Rettung vor der Trauer um ihre verstorbene Schwester. Gerade deshalb zieht es Leena den Boden unter den Füßen weg, als ihre Chefin sie zu einem ...

Leena ist arbeitssüchtig. Ihr Job bestimmt ihr Leben, ist die Rettung vor der Trauer um ihre verstorbene Schwester. Gerade deshalb zieht es Leena den Boden unter den Füßen weg, als ihre Chefin sie zu einem Erholungsurlaub verdonnert. Leena rettet sich zu ihrer Großmutter. Die fast achtzigjährige Eileen ist derweil auf der Suche nach einer neuen Liebe, doch in ihrem Heimatdorf ist die Auswahl mau. Die beiden beschließen, ihre Probleme gemeinsam zu lösen: Sie tauschen die Leben. Eileen zieht in die WG ihrer Enkelin und mischt die Londoner Dating-Szene auf, während Leena auf dem Land zur Ruhe kommen soll. Bevor jemand fragt: Ja, die Idee ist so verrückt, wie sie klingt.
Nachdem mich „Love to share“ mit seinem Wohlfühl-Charakter absolut überrascht hatte, war mir klar, dass das neue Buch von Beth O’Leary ebenfalls einziehen muss. Die Geschichte von „Time to love“ versprach ebenso herzlich, liebevoll und amüsant zu sein, wie das Debüt. Tatsächlich hat mich die erste Hälfte des Buchs dann aber straucheln lassen. Sie war gut, aber zwischendurch ein wenig überspitzt und löste schlichtweg nicht das in mir aus, was ich erwartet hatte. Wo waren der erhoffte Zauber und die Herzenswärme?
Doch dann kam die zweite Hälfte. Plötzlich war ich mitten im Geschehen und begriff, dass das Buch einfach seine Anlaufzeit brauchte – ich musste Charaktere kennenlernen, Beziehungsdynamiken verstehen, Hintergrundgeschichten begreifen. Das geht nicht innerhalb von ein paar Seiten. Es erfordert Zeit und Geduld – aber es lohnt sich, denn dafür steckte ich später nicht nur bis zu den Knien, sondern bis zum Haaransatz und darüber hinaus in dieser Geschichte. Und da waren sie dann auch: Zauber, Herzenswärme. Ich weiß nicht, wann ich beim Lesen eines Buches zuletzt so oft gelächelt habe, wann ich einen Charakter zuletzt so sehr geliebt habe und wann ich die Zusammenarbeit von Setting und Personen zuletzt als so passend empfunden habe. Vielleicht ist „Time to love“ in meinen Augen nicht haargenau so gut wie „Love to share“, aber es ist nicht minder ein Wohlfühlbuch und Urlaub-to-go für die Seele. Beschwingt, amüsant, herzlich und ehrlich. 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Ein atemberaubender Fantasyroman, so atmosphärisch und wortgewandt, dass ich gar nicht anders konnte, als mich in Tagträumen zu verlieren.

Rabenprinz
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Welche Jahreszeit ist eure Liebste?
Wenn ein Buch die Welt um einen herum plötzlich ungemein farblos erscheinen lässt, dann weiß man, wie gut einem der Schreibstil gefällt. Ein Gedanke, der letzte Tage ...

Welche Jahreszeit ist eure Liebste?
Wenn ein Buch die Welt um einen herum plötzlich ungemein farblos erscheinen lässt, dann weiß man, wie gut einem der Schreibstil gefällt. Ein Gedanke, der letzte Tage meine Story geziert hat, und der sich im Verlauf von „Rabenprinz“ zunehmend gefestigt hat. Bei diesem Buch kann ich ohne groß zu zögern sagen, dass das, was Margaret Rogerson getan hat, kaum mehr als „Schreiben“ zu bezeichnen ist. Stattdessen füllt sie die Köpfe ihrer Leser mit Träumen, die die Augen zum Leuchten bringen. Ich weiß nicht, wie ich erklären soll, was mich an dieser Geschichte so fasziniert. Es ist eine Geschichte, die man nicht in ein paar Zeilen zusammenfassen kann, eine Geschichte, die man bei vollem Bewusstsein genießen muss, mit der Bereitschaft, sich fallen zu lassen. Wer nach etwas Altbekanntem sucht, wird hier nicht fündig. Stattdessen sollte man sich diesem Buch widmen, wenn man sich nach einem Märchen sehnt, stürmisch und zart zugleich wie der Herbst, der in dieser Geschichte übrigens auch eine große Rolle spielt.
Mir persönlich hat Rabenprinz genau das gebracht, was ich mir von einem Fantasybuch wünsche: Eine atmosphärische Kulisse, die dazu in der Lage ist, einem den Atem zu rauben, und eine Geschichte, deren Wert nicht nur über sondern auch zwischen den Zeilen vermittelt wird. Denn manchmal, so glaube ich, macht gerade das die Kunst des Schreibens aus: Den Leser soweit in den Bann der eigenen Worte ziehen, dass sie am Ende eine wunderschöne Hülle für all das sind, was darüber hinaus auf einen wartet, wenn man die Augen und das Herz öffnet.
Rabenprinz überzeugte mich mit einer Liebesgeschichte, die im Gegensatz zu so vielen anderen nicht überstürzt wird, sondern sich ihre Zeit nimmt, selbst wenn diese Zeit nicht permanent vom Leser verfolgt wird, sondern einem Sprung unterliegt. Es überzeugte mit einer Protagonistin, die für sich selbst einsteht, Gegenspielern, die man nicht einschätzen kann und einer Welt, die mich auch nach dem Beenden nicht mehr losgelassen hat. Eine klare Empfehlung für alle, die bereit sind, von den gewohnte Pfaden abzukommen und sich verzaubern zu lassen.